Obwohl unsere erste Dutch Oven Pizza gelungen war, entschieden wir uns doch den weiteren Rückweg durch den Caprivistreifen anzutreten.
Am Morgen erkundeten wir den Mahango Nationalpark. Eigentlich gibt es nur den einen Weg am Flussufer entlang und 4×4 wird nicht benötigt. Aber wir fanden natürlich noch eine abenteuerliche Strecke, die eindeutig nicht sehr oft gefahren wird.
Es lagen wieder einmal mehrere Bäume auf dem Weg, manche konnten wir wegtragen, andere umfahren, doch dazu mussten wir mit der Axt den Weg freimachen.
Wir haben sogar eine weitere Indikation für die MaxTrax gefunden: Wir legten sie zum Reifenschutz auf die abgeschlagenen Strauchstümpfe.
Achso, einige Tiere gab es hier auch, viele Antilopen, Unmengen Hippos und eine Herde Büffel.
Danach ging es weiter durch den Caprivistreifen und wir wechselten vom Okavangofluss zum Kwandofluss. Unser Nachtlager schlugen in mit Blick über die weiten Sumpfwiesen auf und da passierte es, Tony wollte kein T-Bone grillen und keinen Rotwein. Erinnert ihr euch, dass das schon einmal der Fall war. Wir machten einen Covid Schnelltest (etwas abgelaufen) und nach über eine Stunde (wir hatten vielleicht schon wieder vergessen, dass wir ihn gemacht hatten) war er wirklich positiv.
Tony durfte sich nun ausruhen und ich machte das Feuer und grillte „nur“ Würstchen.
Keine Sorge, außer einem leichten zweitägigen Männerschnupfen, gab es keine Symptome. Auch fuhr ich den ganzen nächsten Tag und ich merkte schnell, dass er auf dem Weg der Besserung war, als die typischen besserwisserischen Kommentare abgegeben wurden „Drehzahl hoch halten“, „wenn man darüber nachdenkt zu schalten, sollte man es auch machen“, ….
Auf der weiteren Route durchquerten wir nun den Mudumu Nationalpark – geprägt von unberührte Landschaft und Einsamkeit.
Man kann im Park bei einem der drei „Camps“ schlafen. Es ist eher ein Wildcamp, denn außer einer Feuerstelle gibt es nichts.
In der Ferne sahen wir dann endlich auch noch Elefanten, Hippos grasten auf der Flusswiese und in der Ferne gab es ein heftiges Gewitter.
Tony war auch genesen und es gab T-Bone mit Rotwein.
Ich fand in der Karte ein weiteres David Livingstone Museum, super abgelegen standen wir dann vor einem Ein-Raum-Gebäude, welches wir nicht als ein Museum wahrgenommen hatten, als dann ein älterer Herr angerannt kam und uns in seinem Museum willkommen hies.
Linus Vorfahren kannten David Livingstone und er erzählt in dieser kleinen Ausstellung die Reisegeschichte von Livingstone am Linyanti Fluss. Vor hier war Livingstone aufgebrochen um eine Route nach Osten zu finden und entdeckte dabei die Victoria Wasserfälle.
Unser Ziel war danach die Grenzstadt Katima Mulilo. Wir fanden eine tollte Campsite direkt am Zambezi Fluss. Ich nutzte den Laundryraum um Wäsche zu waschen, Tony hütete in der Zeit den Pool.
Am Morgen überquerten wir die Grenze nach Zambia – total problemlos und zügig und rollten nach Livingstone. Hier waren wir am Abend mit unserer Freundin zum Rum trinken und dann Karaoke singen verabredet.
Um uns wirklich in Zambia zurück zu fühlen, stoppten wir in einer Bar und bestellten einen Snack – Vinkubala (frittierte Raupen) und Krokodil-Spieß.
Es war sehr lecker und dann machten wir einen kleinen Powernap im Auto. Als Tony plötzlich meinte, dass es ihm juckt. Ich schaute ihn an und er war feuerrot am ganzen Körper, Augen und Lippen geschwollen. Wir waren uns erst unsicher, ob es vielleicht das zambische Waschpulver war oder doch etwas im Essen. Also runter von der Wäsche und ich hab ihn genötigt viel zu trinken und Zähne zu putzen. In der Zeit habe ich unsere Notfallmedis rausgeholt, ihm einen intravenösen Zugang gelegt und alles verabreicht was zur Verfügung stand.
Es wurde zügig besser, aber ich suchte trotzdem das nächste Krankenhaus raus und informierte unsere Freundin und fragte nach einem Privatkrankenhaus. Wir waren hin und hergerissen, ob wir zu einer Campsite fahren, die aber wesentlich weiter weg von einem Krankenhaus wäre, oder erstmal zu der Freundin fahren. Da wir für den Rum zum „Rumtrinken“ zuständig waren und Tony stabil war, ging es zur Freundin. Ich verordnete eine Dusche, falls es doch das Waschmittel war (glaub ich nicht). Hätte nicht gedacht, dass Tony zu solchen Mitteln greift um nicht Karaoke singen zu müssen.
Wir parkten die Nacht in der Einfahrt bei der Freundin und Tony verhielt sich unauffällig. Am nächsten Morgen traten wir die letzte Etappe nach Lusaka an. Wir rollten zügig die letzten 500km. Doch kurz vor Lusaka winkte uns die Polizei raus – zu schnell waren wir eigentlich nicht. Tony ging zum Polizeiauto.
Es dauerte zu lange und er hatte auch kein Bestechungsgeld dabei, deshalb ging ich dazu. Er diskutierte mit einer kleinen untersetzten Dame. Der Vorwurf war „gefährliches Fahren, da er bei einer durchgezogenen Linie überholt hat“. Wir haben einen fast stehenden LKW überholt ohne jeglichen Gegenverkehr. Tony sagte mir, dass er am Montag (Funfakt unser Rückflug geht am Sonnting) beim Gericht vorsprechen soll und dann die Strafe verhängt wird, bis dahin wird ToYo beschlagnahmt.
Uns wurde das Gesetzbuch unter die Nase gehalten in der eine Strafe von 15000Kw (circa 560€) bis 2 Jahren Gefängnis droht.
Unsere Argumente, dass keine Überholverbotsschilder aufgestellt waren, dass die Linie blass und kaum sichtbar war und so ein langsamer LWK auch ein Unfallrisiko ist und wir nur diese gefährliche Situation verlassen wollten.
Die Dame war wenig kooperativ und meinte, dass „that’s not Germany“. Ich ließ unauffällig schon unsere Schachtel Notfallzigaretten ins Polizeiauto fallen. Wir fragten, ob wir die Situation nicht vor Ort klären können, doch da die Strafe zu hoch ist kann es nicht vor Ort „kassiert“ werden. Wir sollen ihnen zum Polizeioffice in der Stadt folgen. In der Zeit wurde schon einmal das Protokoll geschrieben und Tony sollte sich ständig für schuldig bekennen.
Ich betonte, dass wir Reisende sind und ich die Deutsche Botschaft anrufen werde und wir bevor wir zum Polizeioffice fahren, da gemeinsam vorbeifahren werden. Tony fand es übertrieben und schickte mich zum Auto zurück, kurz danach kam er nach und meinte, dass ich sie so erzürnt hätte und wir jetzt zum Office fahren. Nach weiteren fünf afrikanischen Minuten waren, rief der Polizist Tony zurück und fragte wieviel Kwacha wir noch dabei haben. Wir hatten betont, dass wir auf dem Weg zum Flughafen sind und nichts weiter dabei haben. Tony sagte, dass wir noch 500Kw dabeihaben. Der Polizist (eindeutig der „good cop“ in diesem Trauerspiel), meinte, dass sie uns ja auch nicht alles wegnehmen wollen, ob wir mit 300Kw einverstanden wären?! Wir stimmten zu und plötzlich gab es auch kein Protokoll oder Quittung mehr. Super nervige Stunde mit unnötigen Machtspielen nur um den Dreien einen schönen Freitagabend zu finanzieren.
Wir kamen erleichtert, aber auch angenervt im Lukasa Camp an (unser Safe Ort in Lusaka und ToYo-Stellplatz) und machten uns an die Vernichtung der Biervorräte…ähm begannen natürlich fleißig mit packen und putzen.
Da eine Reise nicht mit putzen zu Ende gehen darf, drängte ich auf den Besuch der Elefant nursery im Lusaka Nationalpark. Hier leben aktuell sechs Elefantenwaisen und werden die ersten drei Jahre von einem Elefant Keeper mit der Flasche aufgezogen.
Die Elefanten werden nach dem Auffindeort benannt und zu 90% wurden die Mütter gewildert. Außer der kleinste „Lucky“ 10 Monate alt, wurde im Schlammloch feststeckend vorgefunden, da die Herde weitergezogen war, nachdem die Rettungssversuche der Elefanten erfolglos waren.
Die „Kleinen“ spielten dann im Wasserloch, oder eher Schlammloch und hatten viel Spaß. Die Elefanten werden dann im Kafue Nationalpark ausgewildert und schließen sich dort problemlos einer Herde an.
Der Tag des Abfluges war gekommen, wir packten fertig, parkten ToYo in der Garage, doch wir konnten es uns nicht nehmen lassen am 3. Advent noch einmal eine Runde im Pool zu schwimmen.
Es ging zum Flughafen und nach einem Zwischenstopp in Doha landeten wir in Berlin.
Auch wenn die letzten Tage nochmal alles von uns abgefordert haben, möchten wir keinen Moment, Erlebnis, Kontakt mit den Locals, Tiefsandstraße oder Tierbegegnung missen. It’s part of the adventure und rückblickend immer eine gute Geschichte.
Ganz klar, wir kommen wieder, denn ToYo und Afrika fehlen uns jetzt schon.
Resümee – die harten Zahlen:
Gefahrene Kilometer: 16870km
Zambia: 3799km
Botswana: 3130km
Namibia: 5379km
Angola: 4562km
Verbrauchter Diesel: 2531,86l
Besuche in Werkstätten: 2
Wilde Nächte: 18
Durchschnittliche Camppreis/Nacht: 22,17€
Menge Sand, die unfreiwillig in ToYo getragen wurde: eine mittelgroße Düne
Konsumierte Erdnussbutter: 2kg
Konsumiertes Bier: 200l (Schätzwert 🤪)
Anzahl Braii: 25
Weitere Zahlen werden nur persönlich rausgegeben!
Eure Afrika Korrespondenten
Tony&Juli