JuTo im Land der aufgehenden Sonne – Japan

Vor 10 Jahren gingen wir auf Weltreise. Unsere Backpacker-Rucksäcke verlangten Aufmerksamkeit und mussten mal wieder in ihr natürliches Habitat – Asien. Genauer noch ging es nach Japan. Wir hätten es nicht über unser Herz gebracht, wenn wir im Geburtsland von ToYo mit einem Mietauto rumgefahren wären – Bus und Bahn wir kommen.

Es ging mit FinnAir von Berlin über Helsinki nach Tokio (Narita). Leider ohne Sicht auf den Mt. Fuji. Die Einreise klappte problemlos, Fingerabdrücke eingescannt, Visaklebchen in den Pass und schon ging es in den ExpressTrain in die Stadt. Uns fiel direkt auf, wie einfach Zugfahren hier ist.

Im Hotel angekommen, duschten wir fix (waren 2h bis Helsinki und 13h bis Tokio unterwegs) und bevor uns der Jetlag ins Bett ziehen konnte, schlenderten wir bereits durch das Shibuyaviertel – bekannt durch die Shibuya Crossing (auch bekannt als die „Alle-Gehen-Kreuzung“). Es soll die stärkst frequentierte Kreuzung der Welt sein mit bis zu 2500 Menschen, die gleichzeitig über die Straße gehen.

Wir nutzten die Gelegenheit mit einem ersten japanischen Bier und einem Shochu (neben Sake das zweite japanische Nationalgetränk, kann ebenfalls aus Reis, Gerste oder Süßkartoffel hergestellt sein) mit grünem Tee auf unsere Ankunft anzustoßen und genossen den Blick über die Kreuzung. Doch schnell bekamen wir Hunger und natürlich musste Sushi am ersten Tag auf den Tisch. Wir fanden schnell einen Fließband Sushiladen. Bestellt wird hier in Japan ganz oft vom Platz aus über ein Tablet – kein Menschenkontakt – ich liebe es. 

Doch lange hielten wir es nicht mehr aus und mussten ins Bett (immerhin sind 7h Zeitunterschied). Am nächsten Morgen sollte „meine kulinarische Fischreise“ weitergehen und ich drängte auf den Tsukiji Outer Fishmarket (der alte Fischmarkt von Tokio). Asiatische Märkte haben ja im Allgemeinen eine unterhaltsame Anziehung – doch ich war auf einer bestimmten Suche. Zu erst wurden wir von frischen Austern angezogen, dann gab es japanisches Ei (ein verrückt dünn-geschichtetes Omelett) und dann entdeckte ich den Shrimp Cracker.

So gestärkt konnte es zum Sensō-ji Tempel, der älteste und bedeutendeste buddhistische Tempel von Tokio und dem Asakusa-Schrein gehen.

Tempel oder Schrein – wir waren verwirrt. Doch es ist eigentlich ganz einfach. Tempel gehören zum buddhistischen Glauben und Schreine zum Shintoismus. Schreine entlarvt man durch das Vorhandensein eines Torii – hohes Eingangstor mit Querbalken. Tempel haben eher ein hausartiges Eingangstor. In Schreinen können mehrere Götter und Naturgeister, bis hin zu verstorbenen Menschen beherbergen. Im Tempel werden wichtige buddhistische Reliquie oder Statuen des Buddhismus verehrt. 

Nach Recherche der möglichen Fettnäpfchen, z.B. das Torii nie mittig zu durchtreten, das ist den Göttern vorbehalten, fühlten wir uns bereit. Man sollte sich Weichrauch an den Kopf wehen lassen, weil es den Geist erwachen lässt und böse Gedanken vertreibt. Am Wasserbecken erst die rechte, dann linke Hände und dann Gesicht waschen. Dazu liegen kleine Kellen aus und ich musste Tony bremsen, war er kurz davor aus dem heiligen Wasser zu trinken.

Weiter ging es durch den japanischen Garten und wir schlenderten durch jede Gasse, die interessant aussah. Irgendwie gibt es hier in jeder Gasse ein interessant aussehendes Sushi – obwohl man sich meist auf Sashimi und Nigiri festlegt. 

Kleine Sushi-Kunde: 

  • Stäbchen niemals in die Reis-Schüssel stecken
  • Stäbchen nicht flach über die Schüsselränder legen
  • Der Sushi-Belag wird in die Sojasoße getunkt, nicht der Reis
  • Sojasauce und Wasabi nicht mischen
  • Sushi darf auch mit den Händen gegessen werden!
  • Der Ingwer dient als Gaumenreiniger zwischen verschiedenen Sushi-Sorten

…na, wer hat da den ein oder anderen Fehler bei sich entdeckt? Ich habe meinen Sojasoßenkonsum drastisch reduziert. 

Am Nachmittag ging es auf den Government Metropolitan Tower in die 45. Etage mit Blick über die Stadt und unserem ersten Blick auf den Mt. Fuji.

Wir legten 16km zu Fuß zurück und da musste noch ein Snack her – die Omoide Yokocho Food Street in Shinjuku. Erst waren wir etwas verunsichert durch die vielen Touristen die filmend durch die kleine Gasse an den kleinen „Restaurants“ vorbeiliefen. Doch es trauten sich nur die wenigstens auch hier Platz zu nehmen. Also ging es für uns in die kleinste, ohne englische Beschriftung, Cash only Ecke, die wir finden konnten. Wir wurden zwischen zwei Lokals gesetzt und bestellten zwei Bier (durch zeigen auf das Nachbarbier) und bei Zeigen auf den Grill signalisierten wir „all in“ – wir wussten weder was wir bekamen, noch wieviel, noch den Preis.

Unsere Nachbar sorgte sich wie eine Mutter um unsere Getränkesituation und lehrte uns das Shochu trinken. Waren wir etwas irritiert als ein Glas in einen tiefen Untersetzer gestellt wurde und so eingegossen wurde, dass es überläuft und auch den Untersetzer füllt. Dann wurden ein paar Tropfen Traubensirup hinzugegeben. 

Doch wir mussten einen höflichen Absprung schaffen, da unser Wecker am nächsten Tag auf 4:40 Uhr stand. Wir hatten nämlich die Thunfisch-Lottery im Toyosu Markt (wohl größtem Fischmarkt der Welt) gewonnen. Ich glaube, dass ich kurz diese Lotterie erklären muss, denn „nein, wir haben leider keinen Bluefin Tuna gewonnen“. Immer am 1. des Vormonats wird um Mitternacht (japanischer Zeit) die Lotterie für die auf 100 Zuschauer begrenzten Tickets für die Thunfischauktion gestartet. Natürlich hatte ich eine Erinnerung dafür im Handy und wir hatten Glück und haben zwei Tickets gewonnen. Die Fischauktion findet 5:30 Uhr statt, aber es hat sich gelohnt. 

Die Broker erkannte man an einem gelben Schild am Cappi. Nützliches Equipment waren Gummistiefel, ein Fischhaken und eine Taschenlampe. Vor uns lagen unzählige frische Bluefin Thunfische bei denen der Kilopreis bei am heutigen Tag bei bis zu 70€/kg lag. Der gebotene Betrag wurde mit Fingerzeichen durchgegeben und im nu klebte der „Verkauft-Sticker“ auf dem Fisch.

Wusstet ihr, dass aus einem 200kg Fisch ca. 7000 Stück Sushi gemacht werden können?! Ein Teil der Fische wurde in Kisten mit Eis eingeladen und ein anderer Teil ging direkt in den Verkaufsteil des Fischmarktes. Und da man uns ja viel hätte erzählen könnten, mussten wir überprüfen, ob der da auch sicher angekommen ist und was spricht gegen ein Thunfisch-Frühstück?

Wir erkundeten die Gegend um den Fischmarkt, hielten kurz die Füße ins doch recht kalte Wasser der Bucht von Tokio und dann ging es zum Palast. 

Der Palast (Wohnsitz des Kaiser) ist natürlich nicht zu besuchen. Die kaiserliche Residenz liegt auf dem ehemaligen Gelände der Burg Edo (Edo ist der historische Name von Tokyo) und ist von einer weitläufigen Parkanlage umgeben. 

Wir waren schon gestern hier, doch immer freitags ist die Parkanlage geschlossen. Meine Idee war, dass da sicher der Kaiser nackig durch seinen Garten läuft und die Koikarpfen zählt. 

Zurück in der modernen Welt hatte ich Tickets für das TeamLab gebucht. Tony war skeptisch als wir vor der großen Halle standen und es mal wieder eine Warteschlange gab. 

Seine Skepsis wurde etwas gelindert, als uns erklärt wurde, dass es sich um eine Barfußausstellung handelt und man die Hosen bis zum Knie hochkrempeln sollte (wahlweise gab es auch kurze Wechselhosen).

Ob das erste Wasserbecken schon Kunst war, oder nur zum Füße waschen war, ist uns nicht klar 😉

Das TeamLab ist kein klassisches Museum, sondern eher eine Kunstinstallation mit modernster Digitaltechnik – wir wanderten durch Wasser, Gärten, Koiteiche und Lichterwälder. 

Am nächsten Tag zog es uns ins Grüne – Mt. Takao circa eine Stunde von Tokyo entfernt. Wir wählten den Inariyama Course und ließen natürlich die Seilbahn links liegen. Wir waren von den hochalpin ausgerüsteten Japanern überrascht (mit Wanderstöcken, Bergschuh, Campingkocher) um dann in die Gondel zu steigen?!

Obwohl wir dem Fuchsgott am Inari-Schrein keine Spende dagelassen hatten, haben wir es problemlos zum Gipfel geschafft, hier waren nun auch die Gondelfahrer und posierten am Gipfelschild. 

Nach einem Gipfelbier ließ sich sogar auch noch der Mt. Fuji blicken und wir waren glücklich und konnten Abstieg wagen.  

Auch der Abstieg hatte einiges zu bieten. Erste Stopp war der Tempel Yakuoin erbaut zwischen 1624 und 1644 und ist den Göttern Yakushi und Izumi gewidmet, die Buddha dienten. 

Ist euch auch dieses Fabelwesen mit der langen Nase aufgefallen – das ist der Tengu. Eine Art Fabelwesen der Kategorie Ungeheuer. In Tempelanlagen hält Tengu meist einen Fächer in der Hand, der Unglück wegwehen und Glück bringen soll. Er dient als Nachrichtenübermittler zwischen den Göttern (Schreinen) und Buddha (Tempeln), verfolgt das Böse und schützt das Gute.

 An den Wänden entdecken wir beschrieben Holzbretter. Man schreibt seine Wünsche darauf, wenn kein Platz mehr an der Wand ist, werden die Tafeln abgenommen und rituell verbrannt. So steigen die Wünsche mit dem Rauch zum Himmel hinauf und sollen in Erfüllung gehen.

Am Wegesrand fallen uns Steinmännchen auf, die rote Mützen und Lätzchen tragen. Wir lassen uns erzählen, dass die Männchen den Gott Kshitigarbha darstellen, der arme Seelen in die Unterwelt begleitet. Die Kappen sind wohl von Eltern genäht, die ihre Kinder verloren haben.

Doch nach einer letzten Kurve waren wir wieder im Dorf angekommen und brauchten eine Stärkung. Wir wollten heute Sobanudeln probieren. 

Sobanudeln sind aus Buchweizen und werden entweder heiß in der Brühe oder kalt in einem O-wan serviert. Sobanudeln werden zu besonderen Anlässen serviert, z.B. zum Jahreswechsel, oder anderen Einschnitten im Leben um symbolisch durch ihre Länge ein langes Leben und finanzielles Glück bedeuten sollen. Unsere erste Wanderung in Japan ist sicher Anlass genug…

Den Abend verbrauchten wir im Shinjuku Viertel mit den vielen Lichtern und wilden Treiben. 

An unserem letzten Abend in Tokyo ging es in ein Sushi Restaurant mit Fließband, dieses mal saßen wir aber eher an der Bar mit Blick auf den Sushimeister. 

Am nächsten Tag regnete es – also ein guter Moment weiterzuziehen. Unser nächstes Ziel war Hakone – Wander- und Onsengebiet. 

Oh vielleicht sollte ich schnell Onsen erklären – es ist die japanische Bezeichung für heiße Quelle oder Thermalbad. Wir befinden uns auf einer vulkanisch aktiven Insel, deshalb gibt es unzählige solcher Onsen.

Und dieses Nieselwetter verlangte es regelrecht im Onsen zu chillen. Wir trauten uns dann nochmal raus um eine Runde durchs Bergdorf Gora zu drehen und snackten ein paar Gyozas. 

Es regnete noch die ganze Nacht und ich war etwas geknickt, da wir doch am nächsten Tag zum Ashisee wandern wollten, doch am Morgen hörte der Regen auf – nun aber schnell. 

Unser Weg führte uns zum bekannten Hakone Schrein, er markiert den Übergang es von der Menschenwelt in die Götterwelt, deshalb immer vor dem Torii verbeugen. 

Wir wanderten entlang der Tokaido, der wichtigsten Handelsstraße des frühzeitlichen Japans. Sie verband in der Edo-Zeit den Regierungssitz, das Shogunat Edo, mit der kaiserlichen Hauptstadt Kyoto aus der Zeit 1603-1867. Auf großen Pflastersteinen ging es durch dichte Zedernwälder (diese wurden auf Befehl des Shogun gepflanzt, damit die Händler im Schatten ihre Waren transportieren konnten) und da durften Zollstationen und Gasthäuser nicht fehlen.

Nachdem wir das Zollhaus passierten schlugen wir uns den Berg hoch um um im Teahouse Amazakechaya eine Stärkung zu uns zu nehmen. 

Und nein wird bestellten uns kein Bier (wie sonst), sondern bestellten uns einen Amazake (süßen-Reiswein eher eine Puddingsuppe mit viel Energie), dazu gab es noch eingelegtes Gemüse mit Sesam.

Nachdem Abstieg machen wir noch ein paar Stops um die Aussicht auf den Fuji zu genießen.

Danach ging es mit dem Schiff zurück über den See und auch hier gab es noch ein Paar schöne Aussichten auf den Fuji und das Hakone Torii. 

Mit der Gondel nutzen wir den Stopp am Owakudani. Hier snackten wir schwarze Schwefeleier – die Eier werden in schwefelhaltigen Onsen-Wasser gekocht und schmeckten wie ein bissel muffiges hartes Ei. Das extra Salz hilft…

Dann ging es schnell in den Bus, denn wir wollten noch weiter zum Kawaguchisee, einer der fünf Fuji-Seen. Wir lassen uns immer von Google die Route planen und dann passiert es auch, dass Google uns in einen Bus setzt der nur einmal am Tag fährt (in Berlin würde ich so eine ungewisse Verbindung nie wählen).

Doch hier passen die Verbindungen und wir kommen in der Abenddämmerung in Kawaguchi an.

Wir setzten unseren Rucksack auf und wollten eigentlich noch im Hellen in der Unterkunft sein, doch dann wurden wir von einem urig aussehenden Izakaya (japanische Bar/Restaurant) angezogen. 

Nur drei Tische und ein älterer Mann, der unglaublich leckeres Essen zauberte und plötzlich war es dunkel, ups…so ging es im Mondschein zur Unterkunft. 

Am Morgen wurden wir mit Blick auf den Fuji von unseren Futonmatten geweckt und wir nutzten das gute Wetter und schwangen uns auf die Räder. 

Es ging um den Kawaguchikosee. Wir strampelten an dem Tag knapp 40km, doch wurden mit unzähligen tollen Ausblicken auf den Mt. Fuji belohnt und da passte natürlich auch ein Eis mit Kirschblütengeschmack.

Da unsere Räder for free von der Unterkunft waren, waren sie für eine ebene Seeumrundung okay, aber als wir dann noch etwas in die Berge wollten, schlossen wir sie an und wanderten hoch – entlang des Wasserlaufes zum Wasserfall und dann zum Schrein mit Blick auf den Fuji.

Danach brannten uns die Füße und der Po, sodass wir nach einem kleinen Snack im Dorf erschöpft ins Bett fielen – es war wieder die Futonmatte.

Unsere Reise führte uns weiter durch die japanischen Alpen – Hirayu Onsen. Meine Wahl fiel auf ein Ryokan mit privatem Onsen, denn die öffentlichen Onsen sind meist nach Geschlechtern getrennt und da mein japanisch nicht für eine Onsen-Konversation reicht, ist es recht langweilig. 

Noch ein paar schnelle Onsenregeln (es gibt hier viele Regeln): 

  • Schuhe draußen lassen
  • Auf Duschhocker wird sich gründlich gewaschen (stehen sei wohl verpönt) 
  • Gründlich abspülen, dass ja kein Schaum ins Onsenwasser kommt
  • Leise Gespräche sind erlaubt 

Am Morgen brachen wir in den Kamikochi Nationalpark auf – mitten in den Japanischen Alpen. 

Doch ich sorgte mich um ein Fabelwesen – Kappa gelten als hinterlistige Wasserdämonen, die Kinder und Erwachsene ins Wasser ziehen sollen. Sie wollen angeblich die Leber der Person stehlen. Über den Anus sollen die Fabeltiere das begehrte Organ stibitzen und unser Hike führt 10km am Fluss entlang.

Als ich dann noch gelesen hatte, dass Kappa Gurken lieben (Unnützes Wissen – davon leiten sich auch Kappa-Maki – Sushi mit Gurke ab) und in unserem Frühstücks-Sushi Gurke enthalten war, wuchs meine Sorge, ob wir hier wieder heil rauskommen. 

Ob wir dem Kappa zum Opfer gefallen sind, oder doch weiter Japan erkunden, lest ihr im nächsten Blog.

さようなら

Eure Backpacker Tony&Juli 

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