Wir mussten einfach mal raus! Meine Bewerbungen liefen so vor sich hin, ich konnte nicht viel machen außer abzuwarten und da Tony ja schon wieder fleißig arbeiten war, machte sich Langeweile breit. Da wir nach unserer Reise nicht weniger Fernweh haben, kam ich da so auf eine Idee und es war auch nicht schwer, Tony für einen kleinen Wochenendausflug zu begeistern. Schon hatte ich also einen Flug und Hotel in Rom gebucht – endlich sollte ich meine ausgefallene Lateinfahrt bekommen!
Donnerstag Nachmittag ging es von Tegel zum Leonardo da Vinci Flughafen nach Rom. Durch eine Verspätung kamen wir erst im Dunkeln an, aber wir wurden mit dem Anblick des Petersdom bei Nacht getröstet. Unser B&B war nur 500m entfernt – Lage, Lage, Lage!
Gleich waren wir von den zahlreichen Gässchen und kleinen Restaurants verzaubert. Schon leicht ausgehungert schaute ich jedem neidvoll auf den Teller und dann sah ich ihn – den Schnittenteller! Das war nur meine spontane hungrige Umschreibung für eine leckere „Bruchetta miste“-Platte. Ich konnte noch nicht ahnen, dass mich Tony mit „Schnittenteller“ seither aufzieht – es war nun mal die perfekte Umschreibung für fünf unterschiedlich belegte Schnitten!
Die Flasche Rotwein führte dann zu einer angenehmen Bettschwere mit der wir uns für das anstehende Sightseeing ausschliefen. Länger als halb acht ließ ich Tony auch nicht schlafen. Schließlich fängt der frühe Tourist den Petersdom;)
Es gibt ein Tor am Vatikan, da kann man, wenn man die Jungs der Schweizer Garde in deutsch begrüßt, einfach durchtreten und einen kleinen versteckten deutschen Friedhof besuchen. Das mussten wir ausprobieren und ja es klappt.
Es gibt Quellen, dass an dieser Stelle während der Christenverfolgung Hunderte als Märtyrer starben, wohl auch der Apostel Petrus. Eine deutsche Bruderschaft hatte den Friedhof beansprucht und soll als Bestattungsort für deutsche Pilger, die in Rom verstorben sind, dienen.
Nach diesem exklusiven Vatikanbesuch, ging es dann in die Vatikanischen Museen!
Es soll sich um eine der wichtigsten und größten Sammlungen der Welt handeln. Wir streiften durch die Weltgeschichte vom Alten Ägypten über die griechisch-römische Antike, Mittelalter, Renaissance bis ins 19. Jahrhundert. Bei älteren Leuten häuft sich über die Jahre eine Menge an. Stellt euch also vor, was Päpste über 600 Jahre mit großer Sammellust anhäufen konnten!
Der bekannteste Teil ist sicher mit Abstand die Sixtinische Kapelle. Hier durfte sich Micheangelo auf 40 Metern austoben.
Von der Entstehung der Menschen bis zum Jüngsten Gericht – Micheangelo erklärt die Bibel in Bildern.
Wenn ich damals sowas meiner Kunstlehrerin vorgelegt hätte, hätte ich es sicher zurückbekommen mit dem Kommentar, dass da viel zu viel los ist;)
Danach ging es in den Petersdom. Die Warteschlage war erschreckend lang, doch wozu habe ich so lange studiert, wenn ich nicht die Kunst des unauffälligen Vordrängeln beherrsche?! Nach 15 min waren wir drin und es ging per pedes rauf in die Kuppel – 510 Stufen in langer Hose über enge Wendeltreppen. Alte Leute sollten es wohl überlegen, aber ich habe Tony trot Bedenken mit hoch genommen;)
Man konnte auch das Dach des Doms besichtigen und ein cleverer Rohrleger hat hier an einen Trinkbrunnen gedacht.
Froh nicht im katholischen Fegefeuer aufgegangen zu sein traten wir dann eine Zeitreise mit der U Bahn an. Es ging zurück ins Jahr 80 n. Chr. – Haltestelle Kolosseum.
Die Hauptakteure meines Lateinbuches haben sich regelmäßig zu „Brot und Spielen“ hier getroffen, nun war ich auch endlich da.
Wie es sich für einen guten antiken Römer gehörte, verbrachten wir den Samstagvormittag auf dem Forum Romanum. Hier spielte sich das politische und gesellschaftliche Leben ab.
Mit meinem Reiseführer bewaffnet versuchte ich mit größtem Ehrgeiz sämtliche Ruinen zu identifizieren. Wir fanden Überreste des Tempels des Saturn und Caesar.
Da die jeweiligen Herrscher die Bedeutung des Forum erkannten, wurde es auch ständig umgestaltet und jeder wollte sich hier verewigen. Sodass viele alte Ruinen überbaut wurden und es so noch schwerer war sie du identifizieren. Nachdem Zusammenbruch des Römischen Reiches geriet auch das Forum in Vergessenheit, es wurde zwischenzeitlich als Kuhweide und als Steinbruch für den Petersdom genutzt.
Rom – die Stadt der sieben Hügel. Wir entschieden uns für eine Entdeckungstour auf dem Palatin. Die Legende besagt, dass das Weidenkörbchen mit Romulus und Remus auf dem Tiber an dessen Hang gespühlt wurde. Und somit beginnt mit der Gründung 753 v. Chr. (Rom schlüpft aus dem Ei) auf dem Palatin die Geschichte der Stadt.
Langsam schmerzten unsere Füße, deshalb nahmen wir uns nur noch den kleinsten der Hügel Roms vor – den Kapitol! Er wird als Herz der Stadt beschrieben, nicht nur weil man hier einen tollen Blick auf das Forum Romanum hat, sondern hier standen die wichtigsten Tempel, der des Jupiter und der Juno.
Hier endeten Triumphzüge, wurden Dichter gekrönt, Tribune bejubelt und auch die Neuzeit erkannte die Bedeutung dieses Platzes, als 1957 die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unterzeichnet wurden.
Um aus der Sonne rauszukommen, verkrümmelten wir uns in die wohl älteste Sammlung Europas in die die Kapitolinischen Museen. Der sammellustige Papst Sixtus IV begann 1471 mit einem Antikmuseum. Heute findet man hier den gigantischen Zeigefinger von Kaiser Konstantin, die Bronzestatue der römischen Wölfin mit Romuslus und Remus und jede Menge mehr.
Wenn die angeblich bekannteste Treppe der Stadt ruft, folgen wir natürlich – Spanische Treppe, aber in Rom? Die Namensgebung ist aber eher unspannend, schräg gegenüber befindet sich der Sitz der Spanischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl. Drumherum hat sich jetzt die übliche Gang von Dior über Gucci und Valentino angesiedelt.
Nachdem der Trevibrunnen so durch fehlendes Wasser enttäuscht hatte, musste ein anderer Brunnen her. Unser Ziel war der Neptunbrunnen, jedoch zog uns der Vierströmebrunnen viel mehr an.
Sind hier von 1651 die bis dato größten bekannten Flüsse vermenschlicht dargestellt – Ganges, Donau, Nil, Rio de la Plata. Es sollte die bis dahin bekannte Welt und somit den Herrschaftsanspruch des Papstes über die Welt darstellen. Jetzt treiben sich hier neben unzähligen Touristen vielleicht genauso viele Kitsch- und Klimbimverkäufer rum.
Den Abend ließen wir bei einer Pizza mit Anchovis, Thunfisch und Mozzarella ausklingen. Doch es war nur der erste Gang – Tony wollte unbedingt nochmal einen „Schnittenteller“ essen und den testen, ob der Rotwein wirklich keinen Kopfschmerz macht.
Der Wein hat sein Versprechen gehalten und so konnten wir am Sonntagmorgen noch die Engelsburg besuchen. Es diente als Grabmal für Kaiser Hadrian, Festung, Kerker für Schwerverbrecher, Schatzkammer und Versteck für den Papst. Den Namen Engelsburg erhielt die Festung als 590 dem Papst ein Erzengel erschienen sein soll, der das Ende der damals in Rom herrschenden Pest vorhersagte.
Ich war auch wieder als Kamerakind unterwegs:
Wir hätten noch so einige Legenden auf die Spur gehen, Pizza und Pasta verkosten und Vino schlürfen können, doch auch dieser Ausflug ging zu Ende. So schnell, dass wir das schon zum Gate rennen mussten, da wir erst zur Bordingzeit mit der Bahn eintrafen. La Dolce Vita hatte uns schon gänzlich in seinen Bann gezogen.
Vale Roma!
Endlich wieder ein Blogeintrag! Wie schön! Ihr seht aus wie für Rom gemacht