Findet ihr nicht auch, dass es ziemlich ruhig um ToYo geworden ist? Wir hatten vor unserem Rückflug im März mit einer Toyota Landcruiser Werkstatt eine Service Maßnahme (ein bisschen Wellness nach all der Anstrengung, die er mit uns hatte) und kleine Reparaturen (war doch zum Beispiel unter Außenspiegel verloren gegangen) vereinbart. Terminiert war es für die Zeit in der wir zuhause sind, dass wir dann direkt wieder starten können. Hatten wir da nicht einen tollen Plan?!
- Termin Mai -> Wurde wegen Covid von der Werkstatt verschoben
- Termin Juli -> ToYo wurde nicht, wie vereinbart, abgeholt und niemand reagierte auf unsere Mail.
- Dann wurde er ohne Rücksprache von der Lodge abgeholt – okay? Wieder reagierte man nicht auf unsere Mails – erste Verunsicherung machte sich bei mir breit. Dann nach 10! Wochen gab es eine erste Bestandsaufnahme, die dann auch telefonisch mit dem Mechaniker besprochen wurde. Verhaltene Hoffnung kam zurück. Tony ehrlich wie er ist, gab der Werkstatt unser wirkliches Ankunftsdatum (ich hätte ihnen eine Woche eher als Deadline gegeben) und so kam es wie es kommen musste, als wir bereits in Doha am Flughafen saßen, gab es eine Nachricht, dass ToYo nicht fertig wird, weil der Strom ausgefallen war – Load Sheding (ganz überraschend). Wir antworteten nur, dass sie noch 8h Zeit hätten und wir dann ToYo direkt vom Flughafen abholen kommen, weil er ja auch unsere Unterkunft ist.
So landeten wir nach einem traumhaften Landeanflug mit Blick auf den Tafelberg in Kapstadt, holten uns eine südafrikanische SIM Card und die Nachricht der Werkstatt war „DONE“ – na geht doch!
Wir fuhren motiviert los und bereits nach 10 Minuten begann die Starterbatterie zu alarmieren – wie jetzt? Leer? Eine neue Batterie? Wir drehten direkt um und ich stellte mich bereits auf eine Nacht in der Werkstatt ein. Etwas angenervt und übermüdet nahm man sich unser zum Glück direkt an und stellte fest, dass nur ein Kabel zur Ladeanzeige der Batterie nicht wieder richtig angeklemmt wurde. Na dann schauen wir mal was noch so alles „vergessen“ wurde…
Auf den Schreck rollten wir nach Stellenbosch (hier stand ToYo bei unserem Retter Hardy im Oranje Guesthouse ( https://www.orange-ville.com/ )und kehrten bei einem Wine Tasting ein um erstmal anzukommen.
Doch die Vernunft versuchte zu siegen und nach einem Tasting rollten wir zur Lodge und machten „Frühjahrsputz“, dieses Auto hat wirklich Rillen und Ritzen das glaubt man gar nicht.
Wer denkt nun kann es losgehen, weit gefehlt, stand uns noch ein bürokratischer Akt bevor. Unser Carnet de Passage (Reisepass für ToYo, dass wir keinen Einfuhrzoll entrichten müssen aber immer nur ein Jahr gültig und ausgestellt vom ADAC) war im September abgelaufen und wir hätten die Zollunion (Südafrika, Botswana, Namibia) eigentlich verlassen müssen. Es gibt da aber so eine kleine Grauzone, die wohl unter Covid gut funktionierte um mit einem „Letter of Substitution“ Schreiben eine Ausnahmeregelung zu erhalten – also haben wir uns diesen Zettel „organisiert“ und sind pünktlich zu 8 Uhr zum Zoll im Hafen von Kapstadt gefahren und zeigten all unsere Papiere der ersten Dame im Office – erst verdutzte Blicke, dann suchende Blicke, wer denn dafür heute zuständig ist. Personen kamen und verschwanden wieder und dann kam ein Officer, der den Eindruck erweckte so ein Carnet de Passage schon einmal gesehen zu haben. Er wollte sogar ToYo sehen und die Fahrgestellnummer und Motornummer vergleichen – Fahrgestell war noch leicht zugänglich, aber nach einem Blick in unseren verbauten Motorraum glaubte er uns einfach und verschwand wieder. 15 Minuten vergangen (ich bereute, dass ich nicht etwas „Harmoniegeld“ zur Motivation ins Carnet gelegt habe) doch er überreichte uns ein ausgefülltes Carnet und wir durften fahren. WOW – Läuft bei uns…
Überrascht nicht auf größere Probleme der afrikanischen Behörden zu stoßen ging es auf den Signal Hill um die schönste Aussicht auf Kapstadt zu genießen.
Leider konnte ich Tony nicht motivieren, nochmal „schnell“ den Tafelberg zu besteigen. So war unser neues Ziel unsere deutschen Freunde bei Kapstadt zu besuchen, wenn man es schon nicht in Deutschland schafft, dann ja wohl hier.
Erinnert ihr euch noch, dass wir unseren rechten Hinterreifen bereits zweimal geflickt hatten? Der zweite Defekt ist an der Seite des Reifens (falls ihr wie ich kein Reifenexperte seid, dass ist der anfällige Bereich auch für einen off-road Reifen) hat immer etwas Luft verloren und ließ sich auch nicht besser reparieren. So musste ein neuer „Schuh“ für ToYo her.
Nächstes Projekt war die Weinvorräte in ToYo aufzufüllen und so probierten wir uns von Weingut zu Weingut. Wir waren recht erfolgreich und die Vorräte füllten sich schnell.
Nach all dieser Aufregung der ersten beide Tage suchten wir uns einen Strand an der Westküste und genossen den Sonnenuntergang.
So erholt konnte es am nächsten Tag in den West Coast Marine Nationalpark gehen – besonders Merkmal ist eine langgezogene Lagune. Hier hatten wir landeinwärts das Gefühl zurück am Indischen Ozean zu sein und auf der anderen Seite wehte uns eine kühle Atlantikbrise um die Nase.
Natürlich lockte uns die wilde Seite und wir machen einen 4km langen Strandspaziergang – in meiner Karte stand etwas von einem Schiffswrack, dieses fanden wir leider nicht, aber wir überraschten einige Antilopen in den Dünen. Die hatten wohl nicht mit Besuch gerechnet.
In der Lagune tummelten sich noch eine Vielzahl von Vögeln – darunter auch Flamingos. Memo an mich – mein Rentnerhobby wird Vogelbeobachtung (Ich werde Twitcher 🤪).
Nach all der frischen Luft musste eine Stärkung her und die fanden wir im Strandloper Restaurant – mega Konzept – man hat 12:30 Uhr zu erscheinen, wird mit „Darling“ von der Chefin begrüßt, es wird in einer open air Küche ein 10 Gänge Seafood Buffet vorbereitet und man bringt seine Getränke selbst mit.
Die Südafrikaner fielen mit ihren Kühlboxen ein, wir erstmal schüchtern mit einer Flasche Weißwein im Rucksack, aber zum Glück parkte ToYo ja direkt vor der Tür und der Kühlschrank war nach den Weinverkostungen gut ausgestattet.
Wir schlugen uns weiter die Küste entlang. Ziel war nun das Dörfchen Paternoster mit dem Cape Columbine. Es erwartete uns ein einsames Cape und zum Glück recht windstill. Tony meinte unbedingt unser „Lager“ circa 50 Meter von ToYo aufschlagen zu müssen, weil da der Stein so schön war und er den besten Blick auf den Sonnenuntergang hatte – ja mir hätte es auch gefallen, wenn ich da wie ein Alter Seebär aufs Meer blicke und nicht wie ich alles hin und her schleppen muss – der Sundowner bereitet sich nämlich nicht von selbst 🤪
Weiter ging es am nächsten Morgen durch die Dünen. Und da zeigte sich ein bekanntes Tony Defizit – er sieht einfach keine Schlangen! Es war eine circa 1,5m (wirklich!) schwarze dickliche (der Schlangenratgeber sagt dazu bullig), die direkt! vor uns auf der Straße befand und sich natürlich auch erschrocken hatte.
Ich rief „Achtung Schlange“, wollte ja auch nicht, dass wir sie überfahren und Tony nur so „Wo?“. Meine erste Sorge war, dass es eine schwarze Mamba war, aber meine Recherche ergab Mole Snake oder in Maulwurfnatter – nicht giftig.
Trotzdem wurde mit etwas Abstand und einem wachsamen Blick meinerseits (mit Tony wären wir verloren) in der Düne gefrühstückt. Unser eigentliches Ziel war nämlich das Vasco da Gama Denkmal. Sicher erinnert sich der ein oder andere an meine Begeisterung für alte Seefahrer. Hier erreichte am 4. November 1497 die Flotte unter Vasco da Gama die Bucht von Sankt Helena und sein nächster Stop war das Kap der Guten Hoffnung. Auf der weiteren Reise entdeckte er somit als erster Europäer den Seeweg um Afrika nach Indien für die portugiesische Krone.
Puh das war jetzt aber viel Seeluft, sodass wir uns erstmal ins Landesinnere schlugen – unser Ziel waren die Cederberge – mit vielen spektakulären Ausblicken über die Pässe erreichten wir unsere Campsite und grillen unser Sirlon Steak.
So gestärkt ging es am nächsten Tag zur Erkundung des Cederberg Plateaus – unterbrochen wurde diese circa 180km lange Tour von einem kleinen aber schönen 5km Hike.
Der Weg führte uns durch unterschiedliche Steinformationen und weiten Blicken über die Ebene.
Nur die Tierwelt machte sich etwas rar (angeblich sei es hier das Leopardengebiet), sodass ich aber eine andere Passion für mich entdeckte.
Tierbestimmung anhand des Poo – beziehungsweise das etwas andere Spurenlesen.
Meine Poobilder mussten durch Internetrecherche verifiziert werden und so spielte es uns in die Karten, dass der nächste Stopp die Cederberg Winery war – natürlich stoppten wir hier nur aus Recherchezwecken.
Regelrecht nötigen musste man uns zum Wine Tasting. Wie es dann auch noch die ein oder andere Flasche Wein in ToYo geschafft hat, bleibt ein Rätsel.
Die Rangerin warnte uns vor unser geplanten Route, da ein Stück „really bad road“ sei – naja die Dame war wohl noch nicht in Lesoto, da kann sie sich mal „really bad road“ anschauen – ToYo meisterte es ohne Allrad und Untersetzung.
Unser Nachtlager schlugen wir an einer Campsite an einer kleinen Schlucht auf. Der Besitzer war im Urlaub und so passte ein älterer Herr mit seinem Hund Lucy auf. Er beschloss auch mit uns direkt zur Schlucht zu gehen und zeigte uns mögliche Badestellen.
Dann stießen wir auf einen Gamezaun – er schickte uns weiter, auf der anderen Seite gäbe es nur „kleines Getier“, also keine Löwen oder so.
Gutgläubig kletterten wir hinüber und erkundeten weiter. Tony suchte nur einen Platz wo man in die Schlucht ins Wasser springen könnte – habe ich verboten!
Am nächsten Morgen schickte uns der Herr wieder auf eine Wanderung und wir sollen seine Hündin Lucy mitnehmen. Sie kenne den Weg vorbei an den Höhlenmalereien der San, zu den Badestellen und so stiefelten wir der Hündin hinterher, dass ging auch erstaunlich gut.
Bis dann ein Klippschliefer den Weg kreuzte und Lucy ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Jagd wendete – und weg war sie! Ob wir auch ohne Lucy den Weg finden oder an der Felswand verschollen sind, erfahrt ihr, genau im nächsten Blog.
Eure Hundestaffel
Tony&Juli