Wir schafften es ohne weitere Flutungen von ToYo aus den Moremi wieder auf Asphaltstraße.
So wurde der Kompressor angeschmissen, der alte Leute Hocker ausgeklappt (den haben wir nicht wegen mir) und ein Bier geöffnet – das dauert nämlich schon etwas, wenn man von 1bar auf 3,5bar pumpt.
Unsere Lüftung machte weiter nichts, außer dass es nach Tümpel roch, Tonys Fehleranalyse beinhaltete einmal unter die Motorhaube zu gucken (mal wieder) um nur festzustellen, dass noch alles da ist. Lösung war direkt eine Werkstatt in Maun anzufahren (es war mal wieder Freitagnachmittag, erinnert ihr euch, dass ToYo schon einmal so eine Freitags-Werkstatt-Phase hatte). Wir steuerten eine lokale Hinterhofwerkstatt an und hatten nur kurz das Gefühl, sie bei ihrem Feierabendgetränk zu stören. Unsere Problemschilderung war noch nicht einmal ganz fertig, da schraubte der Chef schon unsere Lüftungsabdeckung im Beifahrerraum ab, trennte die Kabel und hielt uns die sumpfige Lüftungstrommel mit den ein oder anderen Stöckchen unter die Nase. Wurde einfach ausgekippt und damit war ToYo geheilt.
Lustig ist, dass Tony dann meinte „also das hätte ich auch hinbekommen!“. Ich hätte es ihm vielleicht zugetraut, aber wahrscheinlich wären dann andere Dinge funktionsuntüchtig gewesen und es hätte einen ganzen Tag und mehrere YouTube-Videos gebraucht.
Maun nutzen wir nicht nur dafür ToYo flott zu machen, wir machten auch Wäsche, kauften ein und tankten Wasser und Diesel.
Wir hatten extra die Route besprochen, Kilometer kalkuliert, Tiefsandstrecken markiert und Tony tankte ganz überzeugt 70Liter in den Zusatztank und den normalen Tank voll.
So ging es schnell wieder abseits der Asphaltstraße in den Sand und wir schliefen die erste Nacht wild vor dem Nationalparkgebiet der Central Kalahari.
Dann standen wir pünktlich um 6 Uhr morgens am Gate, doch fanden nur verschlossene Türen. So krümeltet ich durch das Staff Camp und fand einen Herren, der wenigstens schon einmal wach war. Er meinte, dass er den Ranger schickt – weitere 10min später kam dann ein Herr mit offener Hose und Schuhen, aber einer Kaffeetasse.
Eigentlich muss man eine Reservierung für die Camps im Park machen, haben wir aber noch nie gemacht. Man tut einfach verwundert beim Ranger, macht große Welpenaugen, dass es mein größter Wunsch wäre durch die Kalahari zu fahren und hier zu schlafen und dann bekommt man immer eine Campsite – hat wieder geklappt.
Nach erster schriftlicher Auflistung der Beträge (z.B. für die Übernachtung 40Pula (2,77€) x2 (Personen) x1 (Nacht) = 80 Pula), dann eintippen in den Taschenrechner und dann fragend uns anzuschauen, ob es stimmt, kann man das vorbereitete Geld über den Tisch schieben – ihr könnt euch vorstellen, dass sowas dauert.
Aber dann konnte es endlich losgehen und so fuhren wir die Wasserlöcher ab – hier tummelten sich Giraffen, Oryx und Kudus, aber keine Katzen. Ich hatte gelesen, dass in der Leopard Pan natürlich ein Leopard wohnen soll. Wir fuhren die Pfanne ab und dann entdeckte ich Ohren im Gras. Es war ein Löffelhund, der brachte uns aber dazu, dass wir einen Schlenker durch die Pfanne gefahren sind und dann entdeckte Tony etwas. Von weiten waren wir uns noch nicht sicher, ob es sich um einen Löwen, oder einen sehr schönen Stamm handelte.
Dann ging es weiter zum nächsten Wasserloch. Hier entdeckten wir einen schönen schattigen Baum und wollten eine kleine Pause machen und warten, dass etwas zu uns kommt.
Doch ein süßlicher beißender Geruch stieg uns in die Nase. Wir entdeckten noch zwei weitere Kadaver. Wir wunderten uns und dokumentierten alles mit GPS Koordinaten und Bildern. Wir wollten es dann dem Ranger am Gate zeigen.
Dieses „Todes-Wasserloch“ blieb weiter verlassen, sodass wir Richtung Deception Pan fuhren. Und wir wurden belohnt.
Wir stellten uns neben den Baum, mischten uns eine Amarula Milch und genossen den Löwenkindergarten.
Danach fuhren wir Deception Pan ab und besuchten die Stelle an der wir letztes Jahr stecken geblieben waren und die Nacht im Schlammloch verbracht hatten.
Also ich muss schon sagen – Kalahari zur Trockenzeit ist schon sehr sehr viel entspannter. Als Camp für die Nacht wählten wir natürlich ein anderes als uns der „Ranger“ aufgeschrieben hatte.
Am Morgen machten wir zeitig weiter, da wir nachts wieder nur von einem mutigen Schakal besucht wurden. Wir wollten dieses mal die Nordrunde durchs das Passarge Valley fahren.
Es war eine spannende Landschaft, aber zwischen den Pfannen bremste uns der Tiefsand etwas aus. Wollten wir erst noch einen Abstecher zur Piper Pan machen, verzichteten wir jedoch darauf um Diesel zu sparen und auf dem Weg fand sich eine angemessene Entschädigung.
Wir kehrten natürlich wieder nicht in die für uns vorgesehene Campsite ein! Bei den Löwen stand noch ein Schweizer Landcruiser. Es wurde schnell Bekanntschaft gemacht, die Standartfragen „Seit ihr den ganzen Weg gefahren?“, „Wie lange seid ihr unterwegs?“ abgehakt und so konnte ein unterhaltsamer Abend am Lagerfeuer beginnen.
Am nächsten Tag ging es dann zur Piper Pan. Auf der Suche nach unserem Schlammloch von 2021 begegneten wir zwei etwas „angespannten“ Elefantenbullen. Tony, wie immer lebensmüde, wollte weiter auf sie zu. Ich setzte mich durch (so wie alle vernünftigen Autos, die im Rückwärtsgang davon rauschten), wir gaben Gas und verschwanden mit den verfolgenden Elefanten im Rückspiegel.
Am Wasserloch angekommen beobachteten wir eine Löwin, die noch unentschlossen war, was es zum Frühstück geben sollte – Springbock, Gnu oder Kudu?! Wir nutzten den Moment und frühstückten auch, aber scheinbar verdarben wir ihr mit unserem Erdnussbuttertoast den Appetit und sie zog ab.
Dann entdeckten wir im Rückspiegel die Aggro-Elefanten, wie sie sich näherten. Ich sprang direkt auf den Fahrersitz und war zur Flucht bereit – doch wir glauben, sie waren einfach nur super durstig, denn einmal am Wasser waren sie ganz entspannt.
Danach machten wir uns auf den Weg Richtung Süden. Wie immer war die Strecke wieder länger als gedacht und eine vermeintliche „Abkürzung“ auf Schotter entpuppte sich zur Hälfte als Tiefsand – die Nadel der Tankanzeige sank immer weiter. Was man zur Toyota Tankanzeige sagen muss – klar beim Offroad-Gewackel hat sie eine Varianz von einer halben! Tankfüllung, aber auch auf gerader Strecke variiert die Tankfüllung um einen viertel! Tank. Uns wurde etwas mulmig und wir begannen schon die Klimaanlage auszustellen, ich fuhr egal wie der Weg war im 4.Gang Allrad mit 1500 Umdrehungen.
Erst hatten wir uns so gefreut, dass wir ohne Steckenbleiben im dritten Kalahariversuch durchgekommen sind (ja okay es ist Trockenzeit) – sollten wir jetzt wegen leerem Tank liegen blieben?!
Wir rollten im dunkeln mit leuchtender Tankanzeige auf eine Campseite am Highway und schafften gerade noch die 20km bis zur nächsten Tankstelle am nächsten Morgen.
Unser Ziel war Valentin unser Freund mit der Löwin Sirga im Modisa Wildlife Camp.
Es trennte uns ein halber Fahrtag von unserem Ziel. Tony fuhr zu erst und dann machte ein Helmperlhuhn eine invasive Begegnung mit unserer Stoßstange – Verletzungen waren mit dem Leben nicht vereinbar und sofort tot. Also beschloss ich den Rest zu fahren – sagen wir mal so es war nicht unserer Road-Tag. Fast machte ein Schaf die gleiche Begegnung, doch ich bremste und wich aus und es hat nur einen kleinen Schupser ans Schwänzchen bekommen.
Doch noch nicht genug wurde ich auch noch geblitzt. Direkt kam der Polizist zum Auto und meinte wir seien nicht angeschnallt – ich legte sofort Protest ein! Auf dem Highway bin ich nämlich immer angeschnallt. Tony versuchte sich nicht mal rauszureden.
Direkt wurde ein weiteres Polizeiauto dazu alarmiert – befürchtete ich schon botswanisches Gefängnis, doch es war der Geldeintreiber. Tony sollte seinen Führerschein vorzeigen, doch wir haben nochmal zu bedenken, dass wir ja auf der „anderen“ Seite im Auto sitzen und ich ja gefahren sei. Mein Führerschein wurde so kontrolliert, dass ich auch meine Ikea Family Card ihm hätte geben können.
66km/h in 60km/h Zone – 240 Pula (16,5€)
Nicht anschnallen – 300 Pula (21€)
Schnell wurden der Polizist und ich uns einig, dass wir uns nur einen schönen stressfreien Tag für den anderen wünschen und ich keine Quittung benötige. Wir einigten uns auf einen Discount und ich legte 300 Pula in das jungfräuliche Belegbuch.
Nach der letzten Kleinstadt sind es dann noch 2,5h offroad und man steht endlich am Zaun.
Angekommen wurden wir wie immer direkt in die täglichen Aufgaben mit einbezogen. Ich sorgte mich um den Pool, denn bei 40°C im Schatten gibt es kaum Alternativen.
Am Morgen fuhren wir mit den Jungs Sirgas Zaun ab – wichtige Aufgabe um zu checken ob nicht Tiere oder Wilderer eingedrungen sind und es ist gleichzeitig ein Game Drive.
Tony und ich schliefen direkt die zweite Nacht am Dune Wasserloch mit offener Hecktür. Wir erspähten nachts Oryx (trinken sehr laut, da bin sogar ich wach geworden), Schakale und zwei Honigdachse.
Doch bereits vor Sonnenaufgang machten wir uns zum Morning Drive auf. Wichtig um die Tierbestände zu kontrollieren, da Valentins Flieger gerade kaputt ist umso wichtiger.
Am Nachmittag machten die Jungs den Grader (ich würde es als Buschplanierraupe um Feuerschneisen zu ziehen bezeichnen) wieder flott.
Es musste Öl und Wasser aufgefüllt werden, Batterie neu angeklemmt, Luftfilter ausgepustet, ….
Ich hatte Valentin schon gewarnt, dass Tony häufig Dinge (gerade technische) verschlimmbessert, doch er sprang an. Die beiden tuckerten mit dem Grader los und es war abgemacht, dass ich sie dann mit ToYo am Airfield abholen soll, oder wenn sie irgendwo liegen geblieben sind (glaubten dann beide doch nicht allzu sehr an ihre Leistung). Also bewachte ich das Funkgerät (man kann es aus dem Pool raus bewachen, aber ich habe auch die Tiertränken gefüllt, Franklins und Helmperlhühner gefüttert).
Dann kam der Funkspruch, dass ich sie am Eingangstor abholen soll und zwei kalte Bier mitbringen soll (als ob ich ohne kaltes Bier losfahren würde). Doch dann bemerkte ich, dass ich noch nie allein hier rumgefahren bin.
Ob ich mich mit der selbstgemalten Karte durch die hunderte Hektar Busch gefunden hab und im besten Fall auch die Jungs einsammeln konnte, lest ihr natürlich im nächsten Blog.
Eure Bush-Gang
Tony&Juli