Es war mal wieder so weit. Der ‚Reisende‘ in uns erwachte und so wurde aus meiner Idee: „Lass doch mal über Pfingsten irgendwo hinfliegen?!“ vier Tage voller Dolce Vita!
Schnell war eine Flug und ein nettes B&B nur wenige Schritte vom Dom entfernt gebucht und es konnte losgehen!
Vorweg kann ich euch schon sagen, es gibt wieder viel neues unnützes Wissen von Parmaschinken über Leonardo da Vinci bis hin zu glänzenden Waden!
Der Lateiner in mir erwartet in jeder italienischen Stadt ein Amphitheater, Aquädukte und Damen in eine Toga gehüllt. Doch Mailand belehrte mich eines Besseren. Wir betraten den Markt und es erhob sich ein riesiger gotischer Dom aus weißem Marmor vor uns und dazu stöckelten die gesammelten Kollektionen von Prada bis Gucci über das ‚Forum‘ – den Domplatz.
Um mich davon zu erholen bestiegen wir über knapp 200 Stufen die Domterrassen über der Stadt.
Was fällt euch bei dem Mailänder Dom auf?
Es gibt keinen Glockenturm! Man hatte Angst, dass die Schwingungen der Glocken die Stabilität und den Mamor gefährden könnten!
Wenn man in Mailand ist und nicht auffallen will, muss man an der Domtür Marias Hände und den Unterschenkel von irgend so einem Typen anfassen. Selbst ich als kleine Reformatorin muss eingestehen, es ist eine beachtliche Tür.
Weil dies Glück bringen soll, haben wir es sicherheitshalber auch gemacht!
Um den Marmor für den Bau des Doms zu transportieren, entstand in der Stadt ein Netz aus befahrbaren Schifffahrtskanälen, entworfen unter Mitwirkung einer meiner Lieblingslinkshänder – Leonardo da Vinci. Wir schlenderten also durch das Navigli Viertel am Wasser entlang.
Schon lockten uns die Happy Hour Angebote. Hier versteht man darunter jedoch noch viel mehr. Das erste Getränk gibt es zusammen mit einem All you can eat Buffet für 10€! Bei einem Cocktail für 8€ ein super leckerer Deal mit Blick auf die Wasserstraßen. Auf Italienisch und chic nannte sich das Aperitivo milanese.
Am nächsten Morgen hieß es einmal mehr auf zur Free Walking Tour! Marco, ein aufgedrehter Mailänder, erwartete uns bereits und enttäuschte uns auch nicht. In mehr als drei Stunden führte er uns vom antiken Mailand, über ein mittelalterliches Krankenhaus bis hin zur zeitgenössischen Kunst.
Nach diesem spannenden Crashkurs beschlossen wir uns ein wenig auf Leonardo da Vinci einzustimmen.
Es ging ins Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia. Hier konnte man vom einzigen Mondstein Italiens über eine Vielzahl von Modellen nach Da Vincis Skizzen bis zu einem U-Boot alles mögliche technische sehen.
Leonardo bewarb sich um eine Stelle am Mailänder Hof wegen seiner Fähigkeit des Entwickelns von Kriegsmaschinen. Da ahnte man noch nicht, dass er in ’nur‘ vier Jahren ein Kunstwerk erschaffen würde, was weltbekannt sein wird.
Doch dazu später. Erstmal machte uns das ganze Erkunden auch wahnsinnig hungrig!
Bei einem Glas Hauswein und einer Pizza mit Parmaschinken lassen sich die geschundenen Füße nach 17km Sightseeing recht gut erholen.
Der aufmerksame Leser wartet jetzt sicher auf den schweinischen Fakt 😉
Wusstet ihr, dass nur ein paar bestimmte Rassen es zu Parmaschinken schaffen und sie dürfen sich nur von Mais, Gerste und der Molke des berühmten Parmesan ernähren!
Am nächsten Tag besuchten wir eine Kirche, deren Besonderheit es war, dass die Kapelle aufwendig mit Schädeln und langen Röhrenknochen der Toten, des vor dem Bau dort befindlichen Friedhofs, ‚dekoriert‘ worden war. Es erinnerte uns etwas an die Killing Fields in Kambodscha, aber hier in der Kapelle waren die meisten (eine Seite war für Mörder und Verbrecher vorgesehen) zum Glück eines natürlichen Todes gestorben.
Jetzt aber wieder zu etwas Schönerem. An jeder Ecke in Mailand gibt es Eisläden und alle verkaufen natürlich das ‚Beste Eis der Stadt‘. Das wollten wir genauer untersuchen und testeten jeden Tag eine neue Gelaterie.
Unser persönlicher Sieger war das Eis vom Savini. Natürlich die beste Adresse in der Edeleinkaufspassage Vittorio Emanuele II und schon seit der Eröffnung 1867 vertreten.
Den Abend ließen wir mit einem Vino vor dem Dom im Mondschein und der Pradabeleuchtung ausklingen.
Am letzten Tag stand als Highlight das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci an.
Dafür, dass das Gemälde 422 × 904 cm misst, verbirgt es sich in einer recht unscheinbaren Kirche.
Um das Bild vor dem Verfall zu schützen dürfen immer nur 25 Personen für jeweils 15 min die Kapelle besuchen.
Tony versuchte schon den ganzen Tag meine Erwartungen zu bremsen, da man überall hörte, dass die Zeit, Feuchtigkeit, die Stallnutzung unter französischer Besetzung und die Bombardierung im 2. Weltkrieg erhebliche Schäden hinterlassen hätten.
Aber es war gewaltig! Anders kann man es nicht beschreiben – die Genialität da Vincis!
Ich könnte euch so viele Details erzählen, aber am besten ihr schaut es euch selbst einmal an. Nur Eins muss ich als alter Lateiner unbedingt los werden. Sein Namenszusatz da Vinci ist kein Familien-, sondern ein Herkunftsname und bedeutet ‚aus Vinci‘. Vincio heißt aber auf leiteinisch auch „binden“ und so hat er das Abendmahl nicht signiert, sondern am rechten Bildrand einen Knoten ins Tischtuch „gebunden“.
Nachdem wir 13 Leuten beim Essen zugeschaut haben, machte sich auch bei uns ein wenig Hunger breit.
Wir fanden als Abschluss ein kleines nettes Lokal. Tony aß Spagetti mit einer stattlichen Auswahl an Meeresgetier und ich hatte Risotto mit Spargel und Scampi. Dazu gab’s, um den Abschiedsschmerz zu ertragen, für jeden einen halben Liter vom guten Hauswein.
Und so heißt es leider schon wieder „Ciao Milano“. Es war ein köstlicher Kurztrip!
Noch mehr Bilder gibt es wie immer in der Galerie Mailand.