Wir empfanden die Nacht alle als etwas unruhig. Lässt man uns in Ruhe? Werden wir den Weg finden? Wird es trocken bleiben?
Als es Dunkel war, waren auch alle Zuschauer in ihren Hütten verschwunden und es gab kein Licht weit und breit mehr und wir trauten uns auch nicht Licht in ToYo anzumachen und aßen unsere Notfallnudel beim Licht unserer Anti-Mücken-Kerze.
Am nächsten Morgen (mit allen Zuschauern) beschlossen wir den Weg erstmal abzulaufen. So startete unser Morgen-Hike bis zum nächsten Dorf (3,5km). Begleitet wurde man von Kindern oder Männern auf dem Pferd.
Auf Fragen, ob die Strecke auch mit dem Auto machbar ist: „Yes“. Mut machte uns, als wir erfuhren, dass letzte Woche wohl auch ein Touristenauto hier langgefahren sei (rückblickend hätte man expliziert fragen sollen, ob es auch zurückkam).
Wir machten zu viert eine Pro und Contra Liste und entschlossen uns gemeinsam, es weiter zu probieren.
Es gehe jetzt nur 10km bis zum Fluss runter. Wir verabschiedeten uns beim Chief und waren uns sicher, dass wir ihr Wochenende bereichert haben.
Doch schon am ersten Feld merkten wir, wie matschig der Boden noch noch vom Regen des Vortages ist und selbst voll eingelenkt rutschten die Toyotas nur gerade durch.
Und das alles bevor auf der Tracks4Africa Karte „bad road“, „steep section“ und „dangerous“ als „motivierende“ Adjektive an der Strecke standen. Wir machten uns weiter Mut, da die Strecke immer trockener wurde. Wir liefen kleine Stücke immer ab, bauten mit Steinen Rampen und holten dann die Autos. Sämtliche Kinder aus den Dörfern ließen es sich nicht nehmen uns den Weg zu begleiten und ständig nach „Sweets“ oder „Money“ zu fragen, manche halfen auch Steine zu suchen um den weggespülten Weg provisorisch wieder herzustellen.
Wir kamen nach 10km und 8h am Fluss an und waren total kaputt. Meine Uhr zeigte 20km Laufstrecke und unzählige Höhenmeter an. Wir machten ein Feuer, natürlich mit Zuschauern und die Schweizer kochten ein köstliches Steinpilzrisotto und dazu gab es keinen tollen Weißwein.
Da wir alle nicht damit gerechnet hatten, so lange unterwegs zu sein, wurde auch unser Wasser langsam knapp, da wir im Gelände auch nicht zu schwer sein wollten – Abwasch deshalb im Fluss.
Wir schliefen alle wieder etwas unruhig. Mit Fragen im Kopf, ob wir den weiteren Weg schaffen werden und in Namibia hatte man uns doch gewarnt, nicht in Flussbetten zu übernachten, da es weit entfernt regnen kann und man dann nur den steigenden Wasserpegel bemerkt. Tony prüfte daher zweimal Inder Nacht den Pegel, aber der schien eher zu fallen.
Am Morgen kam ein Reiter und wir fragten erneut, ob der Weg nach Semonkong okay sei. Er suchte nach Worten und es kam nur „im…im…impossible“. Die Stimmung war am Tiefpunkt, doch wir entschieden uns es zu probieren und querten erst einmal den Fluss.
Auf der anderen Seite ging es über steile Steinplatten bergauf, sodass wir entschieden den Rest des Wegen mit der Drohne abzufliegen – was wir sahen (große nicht umfahrbare Steine auf dem Weg, komplett weggespülte Wege) ließ uns alle (sogar „Das-habe-ich-schon-krasser-bei-YouTube-gesehen“-Tony) zu dem vernünftigen Entschluss kommen, dass wir umdrehen. Unsere oberste Devise war weder Gesundheit noch Auto wird riskiert.
Also zurück durch den Fluss und alles wieder bergauf. Wir machten uns Mut, da unsere ganzen Rampen vom Vortag ja noch da seinen und es bergauf viel leichter wird.
Unsere positive Einstellung änderte sich, als wir vor dem „steep section“ Part standen und wir beschlossen die Autos lieber mit der Winde zu sichern – doch weit und breit kein Baum. Wir erkoren einen Stein zu unserem Anker aus und bastelte mit unseren Abschleppseilen eine Konstruktion (erneut entschuldige ich mich bei unserem Off-road Trainer Volker).
Tony begann sich im ersten Gang Untersetzung und Sicherung an der Winde hochzuziehen und plötzlich gab es ein dumpfes Geräusch.
Doch es hielt und wir haben die beiden Toyotas den Berg hochbekommen. Wir dachten, dass wir nun die brenzlichen Stücke überstanden hatten, doch beim nächsten Stück wurde uns bewusst, das bergauf, doch etwas anderes ist ab bergab. Ich wies Tony ein und der Plan war die selbe Spur wie bergab zu nehmen – natürlich am Abgrund – doch wir verfehlten die Spur und ToYo geriet ziemlich ins Wanken. Kommentar vom 2. Toyota: „Das sah gar nicht gut aus!“ So war der Plan ihn mit der Winde an uns zu sichern und die richtige Spur zu nehmen – Tony saß in ToYo und stand auf der Bremse und die Mädels dokumentierten und wiesen ein. Ich dachte, dass alles vorbei ist, als die bergseitigen Räder (ja Vorder- und Hinterrad) in der Luft waren. Ich hielt die Luft an und vielleicht machte ich auch kurz die Augen zu. Ich realisierte in diesem Moment auch nicht, dass ToYo und Tony ja mit daran hingen und mit in den Abgrund gefallen wären und mich hätte ToYo mitgerissen ich stand natürlich auf der Abgrundseite.
Er ist nicht umgefallen, doch nicht auszumalen, was passieren hätte können. Der trockene Kommentar von Raschida, der zweiten Beifahrerin: „Wir waren halt noch nicht dran.“
Den Rest des Weges fuhren wir zügig, aber vorsichtig und konnten es nicht glauben, dass wir gegen 19:30 Uhr in der Abenddämmerung doch noch unsere Krankenhaus-Lodge mit Dusche und Strom erreichten. ToYo und ich beschlossen, dass auf dieser Reise kein offroad mehr gefahren wird. Ich pumpte höchst persönlich den Reifendruck wieder auf Asphaltniveau.
Wir beschlossen, dass wir Lesotho genug und sehr authentisch kennen gelernt hatten und mir war auch die Lust auf ein Pony Trekking vergangen. Also verabschiedeten wir uns von den Schweizern – vielleicht sieht man sich in Südamerika und rollten über die Hauptstadt Maseru über die Grenze zurück nach Südafrika.
Unser Ziel war nach einem problemlosen Grenzübergang das kleine Dörfchen Clarens. Wir waren bereit für Zivilisation – warme Dusche, Brauereibesuch, lecker Essen im Restaurant und Wifi bis ins Bett – es war traumhaft.
Doch wir können nicht lange still sitzen, so ging es am nächsten Tag in den Golden Gate Nationalpark. Davor eskalierte ich etwas im Farmladen und kaufte mich einmal durch die Käsetheke. Auch frisch gebackenes Brot, Wurst und selbstgemachte Marmelade landeten in meiner Tasche.
Wir genossen bereits beim Durchfahren die Sandsteingebilde des Golden Gate Nationalparks. Es sollte dann auf die 10km mit >700 Höhenmetern gespickte Wodehead Wanderung gehen.
Es zu Beginn direkt etwas abenteuerlich – wegen Covid war hier nichts los und die Nacht davor hatte es geregnet, sodass wir durch hohes nasses Grad mussten.
Dachte ich noch, dass hier sicher keine gefährlichen Tiere leben, sonst würden die einen ja hier nicht so loslaufen lassen.
Unser Picknick Stop fiel etwas eher aus um den Rucksack zu erleichtern. Und wir machten eine leckere Käseverkostung am Berg.
Dann ging es über den Kamm entlang zum Gipfel. Wir entdeckten Gnus, Zebras und Antilopen. Wusstest ihr, dass wenn ein Gnu ein Nieser macht, dass ein Warnsignal für die anderen ist?! Es hat als wir kamen geniest, aber vor uns muss man sich doch nicht fürchten.
Ich bin bei dieser Wanderung vorn gelaufen um das Tempo zu bestimmen – Memo an mich – wir brauchen jemanden der vor uns läuft, weil sich plötzlich auf diesem bewachsenen Pfad eine Schlange circa 10cm vor meine Füße schlängelte.
Es gab einen kleinen Aufschrei von mir und ich drehte auf der Stelle rum und rannte zurück.
Ich war mir sicher, dass es sich um eine Cap Kobra handelte, die hatte als sie so aufgerichtet war diese typische Hauterweiterung um den Kopf.
Also Schlangen und besonders giftige haben wir in dieser Reise nun aber wirklich genug gehabt.
Für die Nacht suchte ich einen Parkplatz raus. Eigentlich wollten wir aus Sicherheitsgründen in Südafrika nicht wild campen, aber dieser Wanderparkplatz hatte zwei Security Herren und war so abgelegen, dass wir ihm eine Chance gaben.
Wir waren natürlich die einzigen, die Sicherheitsjungs waren nett und freuten sich über ToYo und wir durften auch ein Feuer machen und haben dann noch lecker gegrillt.
Am nächsten Morgen stand die Wanderung zum Amphitheater an – 13km mit 500 Höhenmetern.
Es gab zwei Wege zum Amphitheater – einen einstündig längeren durch eine Schlucht oder über zwei vertikale Leitern hoch – natürlich wählten wir die Adrenalinvariante.
Etwas irritiert waren wir, als wir sahen, dass die Metallleiter nur ganz oben im Stein verankert war und dann wie eine Strickleiter am Stein hin und her rutschte.
Aber für uns kein Problem! Oben angekommen ging es über die Hochebene (wir befinden uns auf 3000 Höhenmetern) zum Wasserfall.
So frühstückten wir im Amphitheater!
Nach zwei Tagen wandern brauchten unsere alten Körper erstmals Erholung und so verkosteten wir die lokalen Brauereien auf dem Weg zurück zur Küste.
Auf dem Weg lag noch das Städtchen Howick, hier wurde Nelson Mandela 1962 festgenommen und hier steht ein Denkmal mit einem kleinen Apartheid Museum und da schon das Apartheid Museum in Johannesburg wegen Covid geschlossen war, wollte ich diese Chance nutzen. Doch es war Stromausfall und keiner wusste, wann er wiederkommt. Uns wurde angeboten (bei vollem Eintrittspreis) den bunkerähnlichen Bau mit unserer Handylampe anzugucken – „TIA“ (This is Africa).
So ging es nur zum Denkmal und auf dem Weg dorthin waren die wichtigsten Etappen seines Lebens dargestellt, doch es war unmöglich es zu lesen, weil irgendwelche Todesameisen uns dort attackiert/gebissen haben. Sah sicher sehr unterhaltsam aus, wie wir da rumgesprungen sind.
Danach ging es zur Küste und ich fand eine Campsite direkt am Meer – leider stellte es sich als Caravan Park heraus, der voll war mit dauercampierenden Rentnern.
ToYo fiel da natürlich auf und Frauen zogen ihre Männer von uns weg, dass sie nicht auf dumme Gedanken kommen und auch ein „richtiges“ off-road Auto haben wollen.
Ob wir es wieder vom Caravan Park geschafft haben, oder jetzt Dauercamper mit Gartenzwergen geworden sind – nächste Woche.
Eure Camper
Tony&Juli