ToYo hat sich abschleppen lassen – Botswana, Sambia, Simbabwe

Die Nacht im Schlammloch war ruhig (leider auch kein Löwenbesuch, denen war es sicher auch zu schlammig). Tony hatte über Nacht gegrübelt, wie er uns befreien könnte. Er verfolgte immer noch die Idee unsere Drohne losfliegen zu lassen, aber seine andere Idee war, dass wir doch einfach das Windenseil unter das Auto durchziehen und uns so rausziehen. Warte – war das nicht schon gestern genau mein Vorschlag?! Tony war bereits wieder in seiner Schlammmontur und so musste ich fahren. Die Winde und unsere Seile reichten haargenau bis zu dem einen Baum, der auch noch genau hinter uns stand. Ich legte den Rückwärtsgang ein und Tony zog an der Winde und ganz langsam zogen wir uns aus dem Schlamm. 

Vor den Lichtern hängt Tonys Schlamm-Outfit

Nun galt es bis auf festen Untergrund zu kommen und dann alle unsere Utensilien einzusammeln und wenigstens grob vom Schlamm zu entfernten, aber wir rollten wieder.

Fix alles einsammeln im Schlüppi
Erstmal trockene Füße

Wir fuhren nur noch eine kleine Runde durch die Pans, aber eigentlich wollten wir nur noch raus. In Orapa fanden wir eine tolle Campsite (Hauptvorraussetzung war Wasser an der Site für unsere Reinigung).

Man wird nie fertig an diesem Auto

So halbwegs wiederhergestellt ließen wir die Vernunft ein wenig walten und verzichteten durch die Makgadikgadi Pans zu fahren, was wahrscheinlich wieder im Schlamm geendet wäre. Wir fuhren (ganz vernünftig) nur am Rand entlang und fragten vorher Locals wie die Road Conditions seien: “Wet, but possible with this car”. 

Was getan werden muss, muss getan werden

Unser Ziel war nämlich das etwas nördlich der Pans gelegende Camp Elephant Sands. Hier ist Name auch Programm.

So stelle ich mir Homeoffice vor

Ohne Zaun steht man am Wasserloch, grillt sein Steak und der Elefant trabt an einem vorbei. Eine kleine Zebramanguste machte es sich auf unseren Stühlen bequem (sie hat auf Tonys Stuhl “verewigt” also seitdem gibt es feste Stuhlzusteilungen;-))und verbrachte den Abend mit uns.

Ja das ist dein Pipi
Ein Elefanten versperrt mir den Weg zu ToYo, ob Grillmeister Tony es schon bemerkt hat

Wir mussten danach einen Stopp in Kazungula (größere Stadt vor der Grenze) machen, weil wir hier die Möglichkeit hatten zu Daves Tyres unseren neuen Reifen liefern zu lassen, da wir nicht ohne Ersatzreifen nach Sambia wollten. Dave versorgte uns mit einem neuen Reifen und Tipps für gutes Fleisch. 

Spannend, wir duften zuschauen

Erinnert ihr euch noch, dass Tony ein Quietschgeräusch im Beifahrerraum stört (bereits die Tür wurde auseinander geschraubt), sodass wir nach Daves Tyres zu Marios Garage fuhren. Plötzlich waren 6 afrikanische Herren um uns herum, meinten es sei nur eine kleine Sache von 2 min. Ohne Rücksprache wurde die Motorhaube entfernt und die Jungs stellten fest, dass die Kotflügelaufhängung gebrochen war. Und schon wurde das Schweißgerät geholt und munter drauf los gebrutzelt. 

Mal ganz schnell geschweißt

Jetzt gibt es kein Quietschgeräusch mehr, sodass wir beschlossen noch eine schnelle Runde durch die Chobe Riverfront zu fahren. Es war wieder wunderschön, doch diesmal blieben wir weiter ohne Löwensichtung.

Ein bisschen bedröppelte schaut der Kleine
Ich steh auf Portraits

Nun war es Zeit für Sambia. Ich hatte eine ganze Reihe Horrorberichte über diesen Grenzübergang gelesen, dass man einen “Schlepper” braucht, der dann für seine Dienste eine unverschämte “Gebühr” verlangt, stundenlange Diskussionen, Gebühren die nach Lust und Tageslaune beschlossen werden und kriminalisierte Geldtauscher. Da wir nun auch die Zollunion verließen, mussten wir auch unser Carnet de passage ausstempeln (Namibia, Botswana und Südafrika sind eine Zollunion). Ich bereitete mich also vor: Onlinerecherche, Bestechungszigaretten, kleine kalte Cola Dosen, tiefer Ausschnitt ;-). So gut vorbereitet wiesen wir jeden Schlepper ab, betraten selbstbewusst das  Grenzgebäude und hangelten uns von Schalter zu Schalter. Immer, wenn eine grummelig schauende Grenz-Zolldame fragt, wo mein nächstes Ziel ist, erzählte ich ihr einfach meine komplette Route. Damit überfordert man jeden komplett, sodass wir immer durch gewunken wurden. So schafften wir es ohne Schlepper und ohne unnötige Gebühren nach Sambia.

Ich habe noch so einige Sticker im Schrank 🤪

Wir hatten über unseren Freund Valentin einen Kontakt in Livingstone von einer Kanadierin, die dort ein Schulprojekt leitet. Wie lernt man sich am einfachsten kennen – natürlich bei lokalen Bier und Spezialitäten der Region – nur waren das hier frittierte Raupen.

Schmeckt wie Hühnchen, nicht🫣

Es war ein super schöner Abend und wir haben viel gelernt und vielleicht auch getrunken. Doch am nächsten Morgen mussten wir fit sein. Wir waren in ihre Vorschule eingeladen. 

Tolle Erfahrung

Unsere Anwesenheit verzögerte den gewohnten Morgenkreis etwas. Die Kinder waren besessen auf Tonys flauschige Armhaare (haben afrikanische Männer wohl nicht) und dann machte Tony einen großen Fehler. Das erste Kind wollte hochgehoben werden und er machen es, aber das hatte zur Folge, dass JEDES Kind von diesem blonden weißen Mann hochgehoben werden wollte. Es gab auch kleine Rangeleien, weil jeder beim Morgenkreis neben uns sitzen wollte. 

Tanz in den Morgen

Und dann sollten wir etwas auf deutsch sagen und ein deutsches Kinderlied singen – sorry Mama, aber uns fiel nur “Alle meine Entchen” ein.

Wir konnten leider nicht den ganzen Tag bleiben (vielleicht wäre uns dann noch ein besseres Kinderlied eingefallen ;-)), weil wir zu dem Devils Pool wollten. Für die weniger lebensmüden unter euch, dass ist ein “natürlicher Pool” an der Kante der Viktoria Wasserfälle – da wo der Sambesi Fluss 70m nach unten fällt. 

Durchs Flussbett

Wir wählten (natürlich) die Alternative, wo man durch den Fluss bis zum Main Falls mit Pool läuft. Alternativ kann man mit einem Boot hin gebracht werden, aber das ist ja was für alte Leute. Wir waren allein mit unserem Guide (man darf nicht allein dort hin) und so musste man ähnlich einem Schwebebalken durch fast kniehohes, straff fließendes Wasser balancieren. Dann ging es über Steine und Wasser bis auf die Livingstone Insel (Insel im Sambesi kurz vor den Vic Falls). Dort angekommen, musste man 25m durch den ja schon “reißenden” Sambesi (es gab nur ein kleines Seil vor der Kante) schwimmen um den Devils Pool zu erreichen. 

Ganz komisches Gefühl, aber geil

Es ist schwer zu beschreiben, wie es ist, wenn man an dieser Kante herunter schaut. Laut rauschendes Wasser um einen herum, diese Tiefe, man sieht einen Doppelregenbogen in der Schlucht und dann zwickt einen plötzlich was in den Po und in die Wade und wir dachten, okay dass war es jetzt sicher ein Krokodil… Doch zum Glück nur ein kleiner Tigerfisch (der Name suggeriert falsch, es ist wirklich nur ein kleiner harmloser Fisch).

Da wollte nicht mal er runterspringen

We survived!

Wieder trockenen Fußes

Wir verbrachten den Rest des Tages in dem Vic Falls Nationalpark und da kam uns die Idee, dass wir morgen doch noch auf dem Sambesi raften könnten. Da traf es sich, dass wir in einer Bar natürlich den Chef kennen lernten und dieser uns das Rafting günstiger als online bei seinen Freunden organisieren könnte. Kennt ihr den Spruch “wer günstig kauft, kauft zweimal”?! Aber 120$ waren verlockender als 160$ (pro Person) und so schlugen wir zu. Dass sich am Morgen dann die Treffpunktzeit um eine halbe Stunden nach hinten verschiebt, ist man in Afrika ja schon gewohnt und wir sorgten und noch nicht. Auch als wir dann unseren Guide und das Team kennen lernen, hatten wir ein gutes Gefühl, doch unsere beiden chinesischen Mitrafter machten uns etwas Sorge. 

Sie hatte Riemchen-Sandalen an und eine kleine Handtasche dabei. Er hatte die weißen Hotelhandtücher in einer Plastiktüte in der Hand. Sie wunderte sich etwas über die Schwimmweste und als sie “auch” ein Paddel überreicht bekommen hat. Auf die Frage des Guides, ob wir gute Schwimmer sind, meinte sie, dass sie nicht schwimmen kann. Er rauchte eine Zigarette nach der anderen und wollte weder seine Hosentaschen leeren, noch die Schwimmweste anlegen. Wir übten im trockenen alle möglichen Szenarien, denn Rafting auf dem Sambesi ist Stufe 4-5 (also das härteste was man als nicht Profi machen darf). 

Mein Lachen soll mit die Verzweiflung überspielen 🫣

Dem Guide verging auch schon etwas das Lachen und zum Glück entschied man sich, noch zwei junge afrikanische Teammitglieder zum Paddeln zu verdonnern.

Mannschaft wurde erweitert – kleine Hoffnung

Es waren insgesamt 14 Stromschnellen und gleich in der ersten (easy – Stufe 3) stieß die Chinesin hinter mir nur irgendwelche Gebete/Gesänge aus und vergaß das Paddeln. In Stufe 5 ging natürlich der Chinese über Bord und er merkte nun, dass seine Zigaretten in der Hosentasche wirklich nass werden. 

Häufigste Aussicht 🤪

Es war wirklich cool, wild und eine tolle Landschaft, aber wir hätten uns eine bessere Crew gewünscht. Der Guide hat uns beide für unser gutes Paddeln gelobt – ist eben Made in Germany und nicht Made in China. 

Als wir getrocknet waren, beschlossen wir noch den Grenzübergang nach Zimbabwe zu wagen. Die Grenze geht über die Brücke des Sambesi und so konnten wir nochmal unsere Raftingstrecke einsehen. 

Grenzbrücke gemeistert

Eine erneute gute Vorbereitung und viel demütiger Smalltalk öffnete uns das Grenztor.

Angekommen ist man erst nachdem ersten lokalem Bier

Auf der Campsite in Vic Falls (ja so heißt das erste Städtchen hinter der Grenze) sind wir mit einem afrikaerfahrenem österreichischen Ehepaar ins Gespräch gekommen und sie haben uns den Kazuma Pan Nationalpark empfohlen, da es da “viele” Löwen geben soll. Da haben wir uns natürlich nicht lange bitten lassen, haben zusammen gepackt und sind wieder in den Busch. Die Wege schienen eine ganze Weile nicht gefahren worden zu sein, sodass wir das ein oder andere mal aussteigen mussten um den Weg freizuräumen (also wenn ihr ihn jetzt fahren wollt, es wäre alles frei).

Ich sollte dieses Bild nehmen, weil er da männlich aussieht 🤪

Am Ende ging es nochmal durch eine weite offene Pan und da entdeckte ich etwas unter einem Strauch. Ich meinte zu Tony, dass er bitte anhalten soll, vielleicht war da etwas oder es ist ein Stock oder ein Termitenhügel – wie meistens. Doch da schaute mich doch wirklich ein Gepard an. Ich war von dem Moment so überrascht, dass uns leider kein besseres Bild als Dieses gelang. 

Ich mag das Bild trotzdem

Unser erste ganz allein gefundener Gepard und darauf bin ich auch sehr stolz (schreibe ich dann in meine Ranger Bewerbung ;-))

Die Nacht verbrachten wir an dem Hide am Wasserloch, wir machten ein kleines Feuer, weil wir unbedingt einen Braai machen wollten. Die Hippos im Wasserloch störten wir recht wenig, denn sie machen sich auch auf ihre abendliche Futterrunde.

ToYo 😍

Wir wurden etwas von TseTse Fliegen belagert, sodass ich anordnete, dass im Auto gegessen wird um nicht an der Schlafkrankheit zu verenden. 

Indoor Dinner

Ich konnte Tony mit unserem 3l Rotweinkanister dann auch reinlocken. 

Am nächsten Tag schlugen wir uns weiter durch den Busch in den Hwange Nationalpark, dem größten in Zimbabwe. Landschaftlich super vielfältig – streckenweise ist man durch dichten Wald gefahren, dann wieder durch sandige trockene Flusstäler und dann passierte es endlich auch wir fanden eine Löwin.

Sehr schön, aber mein Herz gehört Sirga 😍

Okay sie hat es uns auch leicht gemacht, saß sie aufrecht unter einem Busch und hat gemauzt.

Am nächsten Tag schlugen wir uns weiter nach Süden tief in den Park. Wir hatten vom Main Office nicht unsere Wunsch-Campsite bekommen, aber davon haben wir uns nicht abhalten lassen. Wir fuhren also zu unserer Wunsch-Campsite Ngweshla über eine traumhafte Pan mit vielen Zebras, Gnus, Impalas und Elefanten.

Ich kann mich nicht satt sehen an ihnen

Und am Camp angekommen, erspähten wir einen Landcruiser ähnlich wie ToYo. Wir stellten uns dem super netten Schweizer Paar vor und fragten höflich, ob wir uns den Platz nicht teilen wollen – sicher wären Schweizer auch zu höflich um uns wegzuschicken, aber wir waren uns sofort sympathisch.

Sie gaben uns den Tipp für den perfekten Sunset Spot nur 200m vor dem Tor des Camps zwischen zwei Akazienbäumen. Aus Sicherheitsgründen (Löwen) sollen wir dort hin aber fahren.

Sunset über der Pan

Es war traumhaft, die Baby Gnus und Baby Zebras spielten am Wasser, Elefanten badeten, doch der Appetit auf unser geplantes Braai zog uns zurück ins Camp – Tony wollte ToYo anlassen, doch er sprang nicht an. Wir schauten uns entsetzt an, sowas hat er doch noch nie gemacht?!

Diesel ist da, Batterie ist voll, Motorhaube auf – Motor war auch noch da – was nun?! Mir war klar, wir müssen jetzt in der letzten Dämmerung schnell trotz möglichen Löwen zurück ins Camp rennen und Ueli, den Schweizer, bitten uns mit seinem Landcruiser ins Camp zu schleppen. 

Abschleppen lassen ✔️

Ob ToYo irgendwann wieder angesprungen ist, oder wir jetzt die neuen Angestellten im Camp Ngweshla sind – natürlich im nächsten Blog.

Eure Abgeschleppten 

Tony&Juli 

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