ToYo an (s)einer Grenze – Mosambik, Südafrika, Lesotho

Unser Quadfahrer setzte uns zuhause – also auf der Campsite ab und wir gaben ihm etwas Trinkgeld für ein Feierabendbier.

Dann erschreckten wir uns etwas, als der Chef auf der dunklen Veranda stand und sagte: “Schön, dass ihr endlich heim kommt. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil es so spät ist.” Puh, musste ich mich an meinen 33. Geburtstag noch rechtfertigen warum ich erst nach 23 Uhr nach Hause komme. 🤪

Am nächsten Morgen war wieder zu viel Wind zum Schnorcheln und so hieß das nächste Ziel Ponta do Ouro. Wir erfuhren endlich warum das Wetter so ungewöhnlich ist – 2000km nördlich hing ein Zyklon vor der Küste und bringt alles durcheinander, auch in so großer Entfernung.

Also flüchteten wir weiter nach Süden und mussten dafür noch einmal durch den Elephant Park. Hier verwunderten uns schon auf der Hinfahrt über diese Schilder:

Ob hier schon ein Elefant das Schild attackiert hat?!

Unser Host wünschte uns Glück, dass wir keine Elefanten sehen. Wir waren verwundert, aber dort leben schlimm traumatisierte Tiere. Bis vor kurzem wurden hier noch Elefanten gejagt und zwar mit kleinkalibrigen Waffen, die die Tiere „nur“ verletzten und so litten sie lange oder überlegten es. Und das verbinden sie jetzt mit jedem Auto/Menschen und attackieren und (ver)jagen was ihnen in den Weg kommt.

Wir hoffen so sehr, dass sie sich jemals davon erholen werden.

In Ponta do Ouro angekommen war unser erstes Ziel ein Tauchladen. Tony wollte tauchen, ich wollte mit Delphinen schwimmen. Der Tauchladen war mit einem Hostel/Bar kombiniert und so fanden wir neben Wasseraktivitäten auch das ein oder andere kühle Bier, nette und natürlich deutsche Bekanntschaft und ein Plätzchen für die Nacht.

Tony machte am nächsten Tag einen Tieftauchgang auf 41m Tiefe und ich bewachte ToYo.

Mal wieder im Schlauchboot zum Tauchen

Für die nachfolgenden Tauch-Beitrag von Tony übernehme ich keine Haftung!

Tony: Ok, ich fasse mich kurz. Von den Deutschen hatten wir erfahren, dass es zwei Tauchgänge geben würde, einen tiefen und noch einen normalen. Damit es sich auch lohnt, überzeugte ich unseren Divemaster „Bob Marley 2.0” davon, beide Tauchgänge mitmachen zu dürfen, obwohl ich als Open Water Diver offiziell eigentlich nur bis 18m tauchen dürfte.

Der verrückte Tauchguide

Der erste Tauchgang ging zur Divesite „Atlantis“, einem Korallenriff auf 40m tiefe mit der Chance Haie zu sehen. Da ich mich unter Wasser ja sehr wohl fühle, war das auch alles kein Problem. Am Riff sahen wir See-Äpfel und sogenannte „Spanish Dancers“, die eigentlich rot sind, aber in der Tiefe nur noch orange erscheinen, da das meiste rote Licht vom Wasser herausgefiltert wird.

Unter Wasser

Aber bisher war nur ein Hai kurz in der Ferne zu erahnen. Da man wegen der Stickstoffanreicherung im Blut nur sehr kurz in solchen Tiefen bleiben kann, ging es nach wenigen Minuten auch schon wieder nach oben. Doch als wir unseren ausgedehnten 5m-Safety-Stop machten, kamen tatsächlich noch zwei neugierige Bullenhaie angeschwommen. Auf diese Räuber der Meere zu treffen, ist immer wieder ein unbeschreibliches Erlebnis.

Achtung Hai!

Der zweite Tauchgang war auch sehr cool mit Rochen, Schildkröten und einem wirklich schönen, farbenfrohen, lebendigem Riff. Aber damit zurück zum Tauchmuffel Juli.

Am nächsten Tag war es endlich Zeit für mein Geburtstagsgeschenk – Schwimmen mit wilden Delphinen. Die Sonne schien und das Meer war recht ruhig, also rauf aufs Schlauchboot und nach Rückenflossen Ausschau halten. Wir wurden schon in der Bucht fündig und so glitten wir alle ins Wasser.

Ab ins Wasser zu den Delphinen

Es gab einige Regeln: Nicht anfassen, Hände hinter dem Rücken halten um sie nicht zu verschrecken und der Delphin entscheidet, wie nah er zu dir kommt.

Wir waren vorn dabei

Es waren vier Delphine, die sehr neugierig waren und um uns herum schwammen. Der eine kam direkt auf mich zugeschwommen bis auf wenige Zentimeter – was für ein schöner, aber auch unwirklicher Moment.

So so schön

Danach packten wir zusammen und machten uns zur 10km entfernten Grenze nach Südafrika. Im Grenzbereich hielt uns ein mosambikanischer Polizist an und fragte uns, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Ähm 5m vor der Grenze, wo wollen wir wohl hin?! Er sorgte sich natürlich nicht um uns, sondern sein eigentliches Anliegen war uns mitzuteilen, wie schwer er es hat, da er nicht am Strand sein kann, ob wir nicht für ihn ein Bier hätten. Mutig log ich den Polizisten an, dass wir nichts mehr an Bord haben und rollten schnell weiter. Danach ging alles seinen Gang – Ausreisestempel von Mosambik in unsere Pässe und für ToYo ins Carnet, Covid Schnelltest, Einreisestempel Südafrika für uns und ToYo.

Unser Weg führte uns durch die Simangaliso Wetlands und da fanden wir eine „Abkürzung“, die auch noch näher an der Küste war. Ihr ahnt es. Die „Abkürzung“ war ein Reinfall, sie war so geheim, dass sie scheinbar ewig keiner mehr gefahren ist.

Das war wohl nichts mit der Abkürzung

Das bekannte Geräusch, wenn Äste an ToYo entlang-quietschen war gefühlt durchgängig da. Die Naht an der Dachboxplane resignierte und auf unserer Motorhaube sammelten sich sämtliche Insekten, die wohl eher unfreiwillig mitfuhren.

Aber irgendwann erreichten wir Sodwana, einen netten Strandort und wir stolperten in ein Tauchcenter. Dort waren wir noch nicht einmal richtig ausgestiegen, da wurde ToYo schon von einem natürlich deutschen Paar als Berliner entlarvt. Wir kamen schnell ins Gespräch und so wurde kurzer Hand beschlossen, dass wir bei ihnen im Garten des Airbnb die Nacht verbringen und wir gemeinsam essen gehen.

Gesagt, getan – danke für den schönen Abend mit tollen Gesprächen.

Am nächsten Tag schrieben uns unsere Schweizer Freunde, ob wir es nicht heute noch zum Sani Pass (gilt als die Mutter aller Off-road Pässe und als eines der letzten automobilen Abenteuer Südafrikas) schaffen könnten, da genau zwei sonnige Tage und dann eine Woche Regen vorhergesagt sind. Wir mussten nicht lang überlegen und beschlossen, dass das ein guter Ort für ein Wiedersehen ist, nur 500km trennten uns noch von unserem Ziel.

Toyotas wieder zusammen unterwegs

Obwohl Tony früh noch einmal Tauchen war, schafften wir es natürlich pünktlich zum Braii nach Unterberg, dem Ausgangspunkt für den Pass.

Keilriemen macht Geräusche

Am nächsten Morgen ging es wirklich bei blauem Himmel auf die höchste Bergstraße Südafrikas bis auf eine Höhe von 2876m.

Was für ein Ausblick

Vor den letzten 6km liegt das südafrikanische Grenzhüttchen – Ausreisestempel Südafrika und Covid Schnelltest aus mobilen Testauto.

Schnell zum Test

Auf den letzten 6km überwindet die Piste 1000m Höhenunterschied und die Asphaltstraße hat ein Ende. Unsere Toyotas meisterten den Weg, wenn auch das eine oder andere mal etwas schwarzer Rauch aus dem Auspuffrohr kam.

Mühsam, aber kein Problem

Oben angekommen, ging es ins Grenzhüttchen von Lesotho. Wir wussten, dass man mit einem Covid Schnelltest eigentlich nur 3 Tage Aufenthalt und mit PCR-Test maximal 14 Tage Visa bekommt. Da wir alle nicht wussten, was wir hier machen wollen, wollten wir definitiv die 14 Tage. Aus irgendwelchen Gründen (blonde junge Frau) wurde ich vorgeschickt um das mit dem Grenzer zu „regeln“. Als er unsere deutschen Pässe sah, wechselte das Gespräch auf deutsch (er war mal in Deutschland und schleuderte mir alle seine deutschen Vokabeln entgegen, wobei es meist Biermarken waren🤪) und so war es selbstverständlich, dass wir alle 30 Tage Visa bekamen.

Darauf musste im höchsten Pub Afrikas mit lesothischem Bier angestoßen werden.

Mit lesothischen Bier angestoßen

Wir beschlossen das gute Wetter noch zu nutzen und rollten weiter in das Hochland von Lesotho.

Gipfelfoto

Wusstet ihr, dass Lesotho auch als „Kingdom in the sky“ bezeichnet wird?! Als einziges unabhängiges Land der Erde liegt das gesamte Staatsgebiet über 1000 Meter, wobei zusätzlich etwa 80 % der Fläche über 1800 Metern liegen.

Für unser Nachtlager suchten wir uns eine Lodge an einem Dorf aus. Dort angekommen fanden wir nur Kühe, Schafe und ein paar Kinder – die Lodge war eindeutig verlassen, doch es gab auch keine Alternativen, so beschlossen wir „wild“ hier die Nacht zu verbringen.

Die verlassene Lodge mit den Dorfkindern

Ich hatte von meinem Grenzbeamten eine schöne Karte mit allen Straßen und Highlights bekommen und so hatten wir uns am Abend einen Plan für die Weiterfahrt gemacht – Mittagessen am Katse Dam und dann wollten die Jungs noch eine 4×4 Strecke fahren, die uns zu dem 200m hohen Wasserfall führt – so der Plan.

Wir packten also zusammen und natürlich hatte es sich im Dorf herumgesprochen, dass vier Europäer an der Lodge stehen, so dass das halbe Dorf ganz zufällig hier vorbeilaufen musste. 🤪

Wir fuhren los und schon schnell merkten wir, dass wir viel länger für die Strecken brauchten als gedacht – Straßenverhältnisse, Kühe und Menschen auf der Straße und hohe Pässe – der Katse Dam wurde direkt vom Plan gestrichen und so endete der Tag kurz vor der 4×4 Strecke.

Die einzige “Lodge” war auf dem Krankenhausgelände mit Blick auf das Krematorium, aber es gab eine warme Dusche. Wir checkten die Stecke bei Tracks4Africa und in der Papierkarte. maps.me hatte eine kleine Lücke in der Strecke, sodass wir unsere Pläne bei den Angestellten kund taten und alle freundlich „yes“ sagten – so fuhren wir los.

Highland of Lesotho

Wir waren alle motiviert die ca. 60km zu schaffen und den Abend in der Lodge am Wasserfall (die wirklich geöffnet ist) zu verbringen.

Es ging über unebenes Gelände mit teils größeren Auswaschungen und Steinen, doch alles machbar.

Wir fanden am Hang eine Stelle für ein spätes Frühstück und da zogen bereits die ersten Wolken auf.

Erste Wolken doch die Stimmung passt

Doch wir ließen uns nicht abbringen und fuhren weiter. Dann gab es einen Wolkenbruch, den wir lange in dieser Stärke nicht erlebt haben und natürlich gerade als wir an einer sowieso schon matschigen, direkt am Abgrund gelegenen, Strecke waren.

Wolkenbruch – es geht nicht weiter

Langsam fahren brachte uns nicht voran, da ToYo auf dem Matsch nur Richtung Abgrund rutschte. Wir waren über Funkgeräte mit den anderen verbunden – der Tipp – probier es mit Geschwindigkeit, das bringt auch Stabilität!

Ihr kennt alle Tony, aber ich sage euch, dass war selbst ihm nicht geheuer und er hatte feuchte Hände. Sowohl er als auch ToYo waren im Grenzbereich unterwegs. Irgendwie eierten wir uns ins nächste Dorf, doch es wurde nicht besser – weiter Starkregen und der weitere Weg nicht ersichtlich – dieser Gehweg konnte es doch nicht sein?!

Wir waren erstmal in diesem lesothischen Bergdorf gefangen. Zur Vorstellung: Es handelte sich um mehrere Rundhütten mit Wellblechdach, der „Supermarkt“ war auch die „Bar“ mit einer Sorte Bier, Zwiebeln und Eiern und da Freitagnachmittag war, waren alle schon betrunken.

Man sagte uns, dass wir beim Chief (Häuptling) vorsprechen müssen um seine Erlaubnis zu bekommen, dass wir hier übernachten dürfen. So ging es zum Chief (schon glasige Augen) und natürlich durften wir bleiben wurden unter seinen Schutz gestellt. Wir fragten vor was wir beschützt werden müssen, er meinte nicht wegen gefährlichen Tieren, sondern vor den Menschen, wenn die betrunken sind und denken, dass wir reich sind, kann da mal was passieren.

Im Bergdorf gestrandet

Okay?! Die neue Freundschaft wurde mit Bier besiegelt und natürlich war das gesamte Dorf versammelt. Wir verkrümelten uns in die Autos und es war Zeit für die Notfallnudel, sodass „etwas“ Ruhe einkehren konnte.

Ob es die Nacht gut geht?

Ob wir jemals wieder hier weggekommen sind – nächste Woche!

Eure vom Wege abgekommenen

Tony & Juli

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