Tierisch guter Norden – Namibia

So stand ich nun noch halbeingeschäumt und tropfend ins Handtuch gehüllt am Wasserloch und sah den Hintern eines Nashorns – endlich, aber es war leider schon fertig mit trinken.

Etwas enttäuscht setzte ich mich zu Tony auf die Bank und wir berieten, ob wir jetzt ins Bett gehen. Doch dann wackelte es im Gebüsch – es kamen lautlos fünf Giraffen, eine Herde Elefanten und dann krümelten noch weitere 8!!! Nashörner, davon drei Nashornbabys, aus der Dunkelheit hervor.

ich hätte nie gedacht, so viele Nashörner auf einmal zu sehen

Es war richtig was los am Wasserloch, es wurde fleißig getrunken und dann sogar gebadet, gefolgt von einem kleinen Machtkampf im Wasserloch von den beiden Spitzmaulnashornmännchen.

Dafür nimmt man doch einen Bad-Hair-Day in Kauf.

Am nächsten Morgen starteten wir so motiviert in den neuen Safaritag und wenige Meter hinter dem Camp wurden wir „eskortiert“.

Kätzchen ist Kätzchen

Diese zwei jungen Löwen ließen sich nicht von uns stören und hielten nach ihrem Frühstück Ausschau.

Frühstücksbüffet

Das weckte auch etwas Hunger in uns. Also ging es auf Frühstück-Spot-Suche. Tonys Kriterien sind da sehr speziell – gutes Wasserloch, viele unterschiedliche Tiere, schattig, gerade! 

Und da dachten wir uns warum nicht einem „Lokal“ folgen, der sich hier auskennt.

Auf dem Weg zum Wasserloch

Und so frühstückten wir am Wasserloch mit dem Rhino, das sich nachdem Trinken im Schlamm sulte, da konnte ich Tony gerade noch von abhalten.

Hier konnten alle Energie tanken

Ich muss euch noch einen neuen Auto-Fakt erzählen. Durch dieses ganze exzessive off-road fahren lockern sich immer mal Schrauben im Auto, die dann z.B. im Fußraum zu finden sind. 

Mechanikerpraktikant Tony löst diese Probleme damit, dass diese Schrauben in den Aschenbecher gelegt werden. Auf mein vehementes Drängen auf Schraubenherkunftsuche zu gehen, wurde dieses Projekt angegangen. Er suchte und zog andere Schrauben fest und kam zu dem Ergebnis, dass diese Schrauben „ja eh keinen sinnvollen Nutzen hätten“ und wurden final in der Werkzeugkiste verstaut.

Falls jemand ein „Auto Repair für Dummis“ kennt, gerne her! 

Unser Ende im Etosha Nationalpark war recht unspektakulär, wir fanden leider keinen Leoparden mehr.

Da unserer Klimaanlage keine Wunderheilung passiert ist, suchte ich für die Nacht eine Farm strategisch günstig zur nächsten Stadt mit Werkstatt heraus. Ich hatte gelesen, dass man dort einen Bushwalk machen kann und auch ein Rhino Trekking.

Wir bogen auf das Farmgelände ein und fuhren durch eine riesige Rinderherde, die an der Straße unterwegs war. Von weiten sah ich eine Kuh merkwürdig auf dem Boden liegend, bei näherer Betrachtung stellten wir fest, dass sie gerade dabei war ihr Kälbchen zu gebären.

Aber die Wehen war nicht suffizient und so  kamen nur die Füßchen raus, wir machten die Hirten darauf aufmerksam und dann wurde ein Seil um die Füßchen gebunden, zwei hielten die Kuh fest, zwei zogen am Kälbchen – geschafft. 

Ich sag euch – insuffiziente Wehe – PDK?

An der Rezeption fragten wir nachdem Buskwalk und er meinte ganz unbeschwert, dass es nur ein Rundweg um den Berg sei und ließ uns ohne weitere Infos loslaufen. Also liefen wir los und nach 100m sahen wir eine Nashornfamilie unterm Baum liegen. Das wäre ja vielleicht eine Information wert gewesen, auch wie nah darf man ran, soll man umdrehen, darf man vorbeigehen?! 

Rhino-Familie so ein schöner Moment

Tony übertrieb es wieder einmal und sorgte dafür, dass sich alle drei Nashörner von ihrem Mittagsschlaf erhoben und uns argwöhnisch betrachteten. Da wir ja keinen Ärger wollten, verkrümelten wir uns lieber.

Wenige Schritte dahinter schreckte ich zurück und zog Tony gleich am Schlafittchen mit zurück, weil er wieder mal eine Schlange nicht sah und schon fast draufgetreten wäre – silber/schwarz glänzend, böse guckend – mehr habe ich nicht gesehen bevor sie sich in die Büsche verzogen hat.

Auf dem Rückweg zur Campsite holten wir uns einen Sundowner und suchten die Familien noch einmal und fanden sie am Wasserloch. Das Kleine trank erst Wasser und dann bei der Mutter noch etwas Milch. 

Wer groß werden will, muss ordentlich trinken

Es war ganz unwirklich bei so einem intimen Moment bei so seltenen Tieren dabei zu sein. 

Wir stellten fest, dass 1. Advent war und nutzten diesen Anlass, dass heute der Kocher kalt blieb und aßen lecker Lammgulasch im nur für uns geöffneten Restaurant. Um das Nashornprojekt noch weiter zu unterstützen, bestellten wir die Schnapskarte rauf und runter – „Saufen gegen Rhino-Wilderei“🤪

Am Morgen konnten wir uns es nicht nehmen lassen und noch einmal nach der Nashornfamilie zu schauen und sie standen wirklich nur wenige Meter neben unserem Auto.

Wir waren schon Teil der Gruppe

Sie hatten sich schon so an uns gewöhnt, dass sie beim Grasen ganz entspannt auf uns zu kamen, aber unwirklich war es schon.

Schweren Herzens mussten wir weiter, es war wieder einmal Montag und somit Werkstatttag – wir wurden schnell fündig und schilderten unser Problem – Sicherungen wurden erneut gecheckt – alles okay. Dann stellte uns der Monteur zwei Campingstühle hin und wir ahnten, dass es länger dauern würde. 

es ist doch nur die Klimaanlage
  1. Diagnose – zu wenig Kühlmittel! Es wurde ein weiterer Herr hinzugerufen und das Kühlmittel wurde aufgefüllt, doch es kühlte immer noch nicht. 
  2. Diagnose – erneut ein Relaisdefekt – immer noch nichts, dann wurde das gesamte Amateurenbrett zerlegt und da war die Lösung ein defektes Kabel zum Relais.

ToYo ist ja ein schlaues Auto denn am heutigen Morgen ist auf dem Weg zur Werkstatt noch ein Bolzen aus der Hecktür rausgebrochen, dass durfte der Lehrling auch gleich noch reparieren.

Wusstet ihr, dass der größte gefundene Meteorit der Welt in Namibia liegt?! Da dachten wir uns, dass das ein guter Spot für ein spätes Frühstück wäre.

Großer Stein und heiß war er

Meteoriten Fakten:

55t schwer

3m lang und 1m „dick“

93% Eisen, 7% Nickel

Wir hatten schon wieder etwas spannendes für abenteuerlustige Offroad-Fahrer gehört – nur für erfahrene 4×4- Fahrer geeignet und erfordere sorgfältige Planung – Khaudum Nationalpark. Offiziell nur mit zwei Autos zu befahren, da wir uns immer an so etwas halten, traf es sich ganz gut, dass wir einen coolen älteren Kanadier im Toyota Hillux kennen gelernt hatten und wir uns dafür im Elephant Song Camp vor dem Eingang verabredet hatten.

Dies ist ein von den Buschmännern – San – betriebenes Camp, man unterstützt damit das Dorf und wir haben einen Buschwalk mit ihnen gemacht.

den letzten beißen die Löwen

Die San leben seit mehr als 15.000 Jahren als Jäger und Sammler im südlichen Afrika – heute sind nur noch wenige Hundert traditionell lebende übrig. Doch wir durften in ihre Welt eintauchen, wir suchten die Larven an Büschen aus denen das Pfeilgift für die Jagd gemacht wird, ein älterer Herr baute mit uns eine Vogelfalle, die Frauen zeigten uns die Buschkartoffel, die wir am Abend grillten und auch ganz lecker war. Wir beobachteten wie sie mit ihrem Feuerhölzern mühsam Feuer machten – komisch das weckte nicht Tonys Ehrgeiz bei uns wurde wieder dieser neumodere Feueranzünder benutzt.

🤪

Danke, dass wir daran teilhaben durften

Am nächsten Morgen ging es durch den Khaudum Nationalpark – es soll der wildeste und am wenigsten besuchte Nationalpark sein. Die Dame am Eingangsgate wirkte sichtlich überrascht uns dort so zeitig zu sehen, es war ihr dann auch kurz unangenehm, dass die noch in Schlafanzugshose da stand (Pinke Frottee Hose mit Micky Mäusen darauf)🤪

Es ging in Untersetzung durch den Tiefsand, denn wir befanden uns hier in der Kalaharisand-Ausläuferregion.

Am ersten Wasserloch wurden wir bereits fündig – ungefähr 60 Elefanten – mehrere Gruppen, es wurde laut trompetet, zwei Bullen stritten einen Revierkampf aus und es lag Liebe in der Luft und die Hormone spielten verrückt – es war wie im Elefanten-Swingerclub.

Also ich hab weggeguckt

Aber es sah schon etwas unbeholfen aus, wie die Elefantenbullen auf die Kuh hopsen. Wie Spanner verbrachten wir zwei Stunden dort.

Und dann kam endlich der Moment in der die Seilwinde eingeweiht wurde – ein Baum lag quer über die Straße und drumherum war es zu dicht bewachsen um ihn zu umfahren.

der Baum lag im Weg

Tony freute sich wie ein Kind, konnten jetzt endlich der Baumstammprotektor, Schäkel, Umlenkrolle und Abschleppseil ausgepackt werden. Ich war froh, dass wir einen erfahrenen Kanadier dabei hatten und wir von ihm lernen konnten. 

Das Problem wurde gelöst

Die Aktion dauerte eine Stunde, keine Verletzten und die Straße war wieder frei – wir warten nur noch auf ein Angebot vom Ranger, dass er uns anheuern will.🤓

Es hat sich eine merkwürdige aber lustige Tradition im Auto eingeschlichen – bei jedem toten Tier stimmen wir das Lied „Circle of Life“ von König der Löwen an. Ich hoffe es wird nicht noch schlimmer, dass wir am Ende eine lange Rasterhaarsträhne oder so haben🤪

Circle of Life

Danach ging es in den Caprivistreifen – das ist dieser Zipfel im Norden von Namibia. Benannt nach dem Reichskanzler Graf von Caprivi, denn das Deutsche Reich erhielt dieses Zipfel von England als 1890 koloniale Verhältnisse „geregelt“ wurden.

Hier reihen sich mehrere Nationalparks an einander – Mahango, Bwabwatwa, Kwando, Mudumu, Nkasa Rupara! 

Und wo Wasser ist, tummelt sich das Leben. Besonders bezaubernd: Aktuell haben schon viele Tiere Nachwuchs.

überall ist der Nachwuchs schon da

Wir fanden endlich Flusspferde, Wasserbüffel und Krokodile.

Sehr müde?
Spannung lag in der Luft

Erst wollte ich diesen Blogeintrag mit meinem Versuch neben dem Auto zu urinieren als Kliffhänger beenden, da mich im Gras plötzlich „es“ anschaute.

dem Tod ins Auge geblickt

Doch das habe ich gut überlebt und so dachten wir uns – übernachten wir wild am Okavango. 

noch sieht es sehr friedlich aus…

Wir aßen lecker auf dem Dach, beobachten den Sonnenuntergang, ich duschte hinter dem Auto. Als Tony dann duschen wollte, verstummte er, er hatte was gehört – ob wir nackig vom Löwen angegriffen wurden oder der Ranger uns aufgegriffen hat – nächste Woche mehr!

Eure Filetstückchen 

Tony & Juli 

2 Kommentare zu “Tierisch guter Norden – Namibia

  1. Verfolgen euch mit viel Interesse falls das mit der Medizin nichts wird dann wirst du einfach Schriftstellerin denn es liest sich wirklich spannend und lustig passt auf euch auf viele schöne Erlebnisse Uta und Jörg

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