Roadtrip ohne ToYo – Das Resümee – Sizilien

Der Ziegenbock (und ich meine damit nicht Tony) war uns gnädig, wir durften ihren Weg passieren und kamen unversehrt am Auto an.

Alle Ziegen vertrieben

Da wir nun so langsam “eingewandert” waren, konnte es am nächsten Tag direkt weiter gehen zum Naturreservat Orientata dello Zingaro – 14km und es ging direkt mit einem 300 Höhenmeter Anstieg los. Wir motivierten uns mit einem Gipfelbier – weitere Wandervorbereitung war nämlich spärlich – kein Snack und nur einen halben Liter Wasser).

Gipfelbier bevor es warm wird

Doch die zweite Hälfte des Weges führte am Meer entlang und es wechselten sich raue Gesteinsgrotten mit einsamen Badebuchten ab.

Hoch und runter

Da wir feststellten, dass eine richtige Körperwäsche her musste, kehrten wir auf einer Campsite ein. Hier möchte ich ein Wort zu italienischen Duschen verlieren. Man erhält ein “Plastikschnuppi” oder eine Münze, da nur eine warme Dusche für 3-5min inklusive ist. Um möglichst Zeiteffektiv zu sein, hüllt man sich bereits im Auto schon ins Handtuch und zieht mit seinem “Plastikschnuppi” und Shampoo los. Dann sucht man sich eine Duschkabine und deponiert sein Duschequipment. Nun muss man zum Duschautomaten den “Plastikschnuppi” einschieben, manuell seine Duschkabine wählen und einen großen roten Knopf drücken, dann stürmt man zurück in seine Kabine, da automatisch nach 10s das Wasser losgeht und die Zeit läuft. In der Kabine gibt es einen weiteren Knopf um das Wasser (und fraglich auch die Zeit) zu pausieren. Aber ich sag euch, man ist zeitlich lost – Conditioner 2min einwirken lassen – Einwirkzeit vs unabgewaschen ins Bett.

Ein junger italienischer Mann wollte mich auf seinem “Plastikschnuppi” zu einer warmen Dusche einladen – doch so eine bin ich nicht 😉

Abend auf der Campsite

Ihr findet doch auch, dass nun wieder alte Steine auf das Programm gesetzt werden sollten?! Ich hatte die Cave di Cusa als nächstes Ziel ausgesucht. Ein antiker Steinbruch vom 6. Jahrhundert v. Chr. genutzt bis zur Niederlage der Griechen gegen Karthago 409 v. Chr.

Es ist so ein Insider-Stopp, dass selbst die Angestellten es heute nicht gefunden hatten…

Wir wollten ja Eintritt bezahlen, war aber keiner da

Man spürt regelrecht wie plötzliche die Arbeiten aufgrund des bevorstehenden Punischen Krieges unterbrochen wurden.

Eine kleine Säule zum Mitnehmen

Wir bekamen eine Vorstellung wie diese riesigen Steinblöcke für die Tempelanlage von Selinunt aus der Landschaft geschlagen wurden.

Nun wollten wir das Resultat sehen – auf zu den archäologischen Stätten von Selinunt.

Unterwegs in den Ruinen

Fun Fact: Man kann sich ganz neu-modern mit einem Golfcar durch die antike Stadt fahren lassen – nichts für uns, wir waren per pedes unterwegs.

Archäologe Adam erklärt

Danach musste etwas Abkühlung her und es ging zur Scala dei Turchi – eine natürliche Kalksteintreppe ins Meer und ein beliebter Fotospot. Uns sagte (mal wieder) das Meer zum Baden nicht zu, aber es war Zeit für einen Aperitif.

Haben wir uns verdient

So erholt konnte ich Tony am nächsten Tag noch eine antike Sehenswürdigkeit unterjubeln – Valle dei templi. Eine der bedeutendsten antiken griechischen Städte auf Sizilien mit gut erhaltenen Tempeln, die von der Größe, Macht und Hochkultur der alten Griechen zeugen.

Noch ein Tempel

Besonders gut erhalten ist der Concordiatempel (zählt zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike).

Musste lange warten um ein Bild ohne andere zu bekommen

Der Grund für den guten Zustand ist, dass der Tempel zu einer Kirche umgebaut wurde und so bis ins 17. Jahrhundert weitergenutzt wurde. Im 18. Jahrhundert wurde durch die Stilrichtung des Klassizismus, das Interesse an der griechischen Antike wieder geweckt und der Tempel in seine ursprüngliche Form zurückgebaut.

Opferstelle

Tony hat erlaubt, dass ich noch ganz kurz etwas zur klassischen dorischen Säule erzählen darf. Eine der fünf klassischen Säulenordnungen. Begriff geht auf den griechischen Volksstamm der Dorer zurück, da dort dieser Baustil entwickelt wurde.

Merkmale:

◦ Säule hat keinen Basis – steht unmittelbar auf dem Fundament

◦ Säule verjüngt sich nach oben

◦ 20 vertikal verlaufende flach runde Vertiefungen im Säulenverlauf

Puh, das waren viele alte Steine. An nächsten Tag besänftigte ich Tony mit einer Wanderung zur “Grotto Gigante”. Die “Wanderwege” sind hier (vielleicht noch wegen Postcovid) sehr zugewachsen, sodass wir uns bei jeder Wanderung die Beine aufkratzten und in unzählige Spinnennetze liefen. Nach guten 4km erreichten wir die Grotte doch das “Gigante” fehlte uns.

Durch den Grotteneingang

Diesmal gut vorbereitet, hatten wir sogar eine Taschenlampe dabei – für uns jedoch auch typisch, begann sie natürlich direkt an zu flackern und so standen wir nur mit unserem Handylicht in der Grotte – lustig war es trotzdem.

Und schnell wieder raus

Danach war es wieder Zeit für ein Winetasting – wir fanden zwei Winery’s, die sogar offen hatten und stürmten die Bar (eigentlich läuft es hier so ab, dass man ein Tasting im Voraus bucht und dann mit Lunch oder Dinner). Etwas irritiert über unseren spontanen Überfall waren die Italiener, aber dann fuchsten sie sich ein.

Unser Italienisch wird mit jedem Glas Wein besser

Neben den guten Flaschenweinen, gibt es auch die Fässer für den “Vino de la Casa” – für die Campsite gerade recht.

Vino de Campsite

Machte sich die Dame noch Sorgen, dass wir die 2l nicht schaffen und dann den Wein in eine kleinere Flasche umfüllen sollen, dass er nicht so viel Sauerstoffkontakt bekommt – haben wir anders gelöst 😉

Wir schliefen diese Nacht mal wieder wild am Strand, trauten uns sogar kurz an unserem “Hausstrand” ins Wasser, doch eine kleine Dusche hinter dem Auto musste fürs Wohlbefinden dann doch her.

Kleine Katzenwäsche hinter dem Auto

Neuer Tag neue Wanderung – es ging in die Schlucht mit den Naturpools von Larghetto Cavagrande.

Kleine Erfrischung

Den steilen Auf- und Abstieg merkten wir dann doch etwas in den Waden, sodass wir beschlossen nur fix einzukaufen und es uns auf der Campsite gemütlich zu machen.

1. Austern mit Prosecco (selbst geöffnet mit der Allzweckwaffe Leatherman) Memo an mich – Austernmessser mit in ToYos Ausrüstung aufnehmen

2. Frisches Brot mit Pistazienkäse, Oliven und Mortadella

3. Frische Nudeln mit einer Auswahl an frischem Pesto

Self-open-Auster
So lecker

Als letzte Stadt auf unserer Sizilienrunde hatten wir uns Syrakus aufgehoben. Kommt euch da nicht auch gleich “Heureka” in den Sinn?! Unser Freund Archimedes von Syrakus (287-212 v. Chr.) kam von hier.

Archimedes von Syrakus

Für die, die wie Tony ein kleines Update in griechischer Geschichte benötigen: König Hieron II. misstraute seinem Goldschmied, dass die in Auftrag gegebene Krone möglicherweise nicht ganz aus Gold sei und beauftragte den Stadtmathematiker Archimedes das zu prüfen ohne die Krone zu beschädigen. Tagelang grübelte Archimedes, fand aber keine Lösung. Als er ein Bad nahm, kam er auf die Lösung: Die Wassermenge, die er beim Einsteigen in die Wanne verdrängte und die über den Rand schwappte, entsprach nämlich genau dem Volumen seines Körpers. Vor Begeisterung rannte er nackt durch Syrakus und rief: „Heureka!“

Zu Hause tauchte er die Krone und einen gleich schweren Goldbarren in einen Bottich. Wäre die Krone aus echtem Gold gewesen, hätte sie genau die gleiche Menge Wasser zum Überlaufen bringen müssen wie der Barren. So fand Archimedes heraus, dass ihr auch Silber beigemischt war und das ging nicht gut für den Goldschmied aus.

Sonst hat Syrakus natürlich einen sehr schmackhaften Markt und schöne restaurierte barocke Gässchen.

Marktbesuch

Besonders angetan hat es uns die Kathedrale von Syrakus – der Bau inkorporiert nämlich große Teile des antiken Athene Tempels zusammen mit einem Mittelschiff im normannischen Romantik Stil und einer sizilianischen Barocken Fassade.

Kathedrale von Syrakus
Im Inneren die alten Tempelreste

Für unsere letzte Wanderung auf Sizilien habe ich noch einmal etwas landeinwärts einen etwas abenteuerlichen Rundweg durch die Nekropole von Pantalica herausgesucht – die größten über 5000 Kammergräber aus der sizilischen Bronzezeit.

Entlang des Pfades

Es ging dreimal runter in den Canyon und wieder hoch, an unterschiedlichsten Kammern vorbei.

Kurz wieder am Wasser

Nach anstrengenden 11km und mehreren hundert Höhenmetern war wieder Platz für gutes italienisches Essen (die ganzen Wanderungen waren nur zur Essensrechtfertigung ;-))

Seafood mit Seafood

Wir schlugen uns nochmal den Bauch mit Seafood in den unterschiedlichsten Sorten voll.

Pünktlich zum Sunset packten wir unsere Tasche und versuchten nichts im Marco Polo zu vergessen.

Schnell noch packen

Der Roadtrip in wenigen Zahlen

Gefahrene Kilometer: 1576 km

Reparaturen: 2 (lockeres Bodenblech mit Kabelbinder, kaputte Schublade mit Pinzette und Leatherman)

Gelaufene Kilometer: 245 km

Gegessene Eiskugeln: 24

Gegessene Pizzas: 11

Getrunkene Liter Wein: 16,65 l

Anzahl im Meer gebadet: 4 davon aus hygienischen Gründen: 3

Es war ein schöner und abwechslungsreicher Roadtrip, doch wir gehören zu ToYo und mehr in die Wildnis.

Keine Sorge es wird dieses Jahr noch ein Wiedersehen mit ToYo geben.

Ciao Tony&Juli

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