So startete unsere zweite Woche mit dem Einmarsch nach King’s Landing, oder für alle Nicht-Game-of-Thrones-Gucker, nach Dubrovnik in Kroatien.
Wir organisierten uns einen Knecht, der uns durch die Stadt führte, doch hier mussten wir auch direkt das Lannister Gold auf den Tisch legen.
Die fast zwei Kilometer lange, sechs Meter hohe Stadtmauer von Dubrovnik gehört zu den besterhaltenen in ganz Europa und war mit ausschlaggebend, dass man King´s Landing ab der zweiten Staffel von Malta nach Dubrovnik umsiedelte.
Wir besuchten Black Water Bay und wir kamen uns vor als wären wir mittendrin.
Nach zwei Stunden Anekdoten über das Filmteam und die Dreharbeiten fand noch die Thronbesteigung statt.
Ja ich weiß: super nerdig und touristisch, aber wir mussten einfach. 20 Drehorte sind in der Altstadt verteilt, da könnt ihr froh sein, dass ich euch nicht mit allen hundert Bildern gequält habe🤪 Doch auch ohne GOT ist Dubrovnik sehr sehr voll, da hier mehrmals täglich Kreuzfahrtschiffe ausgeladen werden, sodass wir schnell weiter wollten.
Es wurde Zeit für einen neuen Stempel in den Pass – Willkommen Montenegro.
Schnelle Fakten Montenegro
Einwohnerzahl 600.00
Einwohnerdichte 50
EU Mitglied nein, aber laufende Beitrittsverhandlungen
Währung Euro!
Ein altes Sprichwort in Montenegro besagt: „Ein Fisch sollte dreimal schwimmen, zuerst im Meer, dann in Olivenöl und dann im Wein“ und so verbrachten wir den Abend am Wasser in einem netten kleinen Restaurant am Meer mit Fisch und Wein (1 Liter Weißwein im Restaurant für 5€).
Unser Nachtlager schlugen wir nur wenige Meter weiter am Anfang der fast 30km langen fjordartigen Bucht von Kotor auf.
Frisch geduscht in der Außendusche, schliefen wir unter der Milchstraße ein.
Wir fuhren direkt am Meer durch die südlichsten Fjorde Europas bis in die Stadt Kotor – eine Region mit einer bewegten Vergangenheit – orthodoxe Kirchen, katholische Kirchen, Paläste, orientalische Bauten und Burgen.
Wir erblickten eine Burg auf dem Berg der mittelalterlichen Altstadt, in der sich früher Seefahrer und Piraten versteckten. Nach 300 Höhenmetern und 1350 Stufen wurden wir mit einem atemberaubenden Blick auf die Bucht belohnt.
Danach schlenderten wir durch die zauberhafte Altstadt, aber flohen ins Hinterland als die ersten Kreuzfahrtschiffe ausgeladen wurden.
Für die Weiterfahrt wählten wir die 1879 gebaute oft einspurige Straße, die uns in 25 Serpentinen mit einem kompletten Blick über die Bucht ins Dörfchen Njeguši – das Käse- und Prosciutto-Dorf – führte.
Hier suchten wir uns ein kleines Gasthaus und bestellten einmal die Karte rauf und runter.
Dann führte uns der Weg über kleine Dörfchen bis hin zum Skutarisee.
Plötzlich hielt uns ein Mann mit Krücke an: „Stop anhalten, ihr seid Deutsche!“. Er meinte wir sollen im Pelikan Restaurant essen und direkt nach dem Chef Marco, seinem Sohn, fragen, der wird ein Schnaps für uns haben!
Na ratet mal, wo wir dann auch geschlafen haben?!
Wir stärkten uns am nächsten Morgen beim Frühstück (Tony hat drei Spiegeleier geschafft) und dann ging es in den Prokletije Nationalpark. Der Weg führte durch das albanische Hochland. Unser kurzer Eindruck von Albanien war, dass man keinen einzigen Menschen gesehen hat. Auf den Straßen waren nur Kühe und Schafe unterwegs.
Der Eintritt für den Nationalpark von 1€ wurde schnell beglichen und dann suchten wir uns „nur“ einen 5:30h Hike aus.
Es ging direkt steil durch den Wald bis zu einer kleinen Hochebene. Hier wehte schon ein etwas frischerer Wind. Doch wir ließen uns nicht beirren, denn der erste Gipfel des „3 Peaks“-Hikes war in Sicht.
Ich muss euch verraten, dass ich glaube, dass Tony langsam abbaut (oder normal wird), denn er versuchte ständig mit dem Worten „Spatz, sag ruhig, wenn du eine Pause machen willst“ kleine Zwischenstops zu erhaschen. Doch sein schweres Atmen ließ mich ihn durchschauen und ich spazierte fröhlich an ihm vorbei. Auf dem ersten Gipfel wurde jedoch eine größere Pause eingelegt, aber nur um den Rucksack zu erleichtern 😉 Wir waren mal wieder die einzigen mit Gipfelbier, aber der ein oder andere neidische Blick war uns damit sicher.
Dann ging es auf der albanischen-montenegrinischen Grenze weiter entlang am Bergkamm zum zweiten Gipfel, der dann aber ein Klacks für uns war.
Tony musste auch wieder auf jeden abrutsch-gefährdeten Felsvorsprung klettern, natürlich habe ich ihm davor den Autoschlüssel abgenommen, man muss ja gucken, wie man nach Hause kommt!
Neben ein paar anderen mutigen Wanderern kam uns nur eine Mixed-Ziegen/Schafherde entgegen. Die haben uns aber freundlich passieren lassen.
Nach gut fünf Stunden, 1000 Höhenmetern und 25.000 Schritten kamen wir mit glühenden Waden zurück zum Auto.
Ich hatte vom Canyoning im Nevidio Canyon gelesen und hatte es leichtsinnig Tony erzählt. Bis heute wurde die Schlucht von weniger Menschen bezwungen als der Mount Everest. Einen Moment später hatten wir schon eine Reservierung für den nächsten Tag.
Die Schlucht wurde erst 1965 von Bergsteigern in Baumwollsocken erobert.
Nevidio bedeutet „der Ungesehene“, doch heute werden vier neue „Eroberer“ dazukommen.
Ohne mich Warmduscher zu kennen wurden mir zwei 5mm dicke Neoprenanzüge bereitgelegt, als wir dann die Wassertemperatur von 7°C erfragten, wunderte sich niemand mehr.
Das Lachen verging allen als das Wasser so langsam in den Anzug lief. Es dauert gefühlt doch etwas länger bis das Wasser aufgewärmt war.
Besonderheit an diesem Canyon ist, dass es keine Seile oder Hilfen gibt – na dann man los. Es ging durch Engen, herunter an Wasserfällen, Steine herunter rutschend gut 200 Höhenmeter flussabwärts auf einer Länge von 1,8 km zwischen steinigen Hängen.
Wir – also auch ich – sprangen von mehreren sechs Meter hohen Klippen. Ich gebe zu, in der Ausführung habe ich noch minimale Defizite.
Wir schwammen, kletterten und hatten drei Stunden „coolen“ Spaß.
Die Schönheit der Schlucht Nevidio kann man nicht in Worte fassen – also selber machen!
Am Ende war uns doch ein wenig kalt, das aber änderte sich durch den 40min Rückweg mit Aufstieg in zwei Neoprenanzügen zügig.
Am nächsten Tag (leicht verschnupft – wir waren in dieser Nacht bestimmt nicht die beliebtesten auf dem Campingplatz, ich nieste siebenmal in Folge und Tony fällte den ein oder anderen Baum) sollte deshalb kein Wasser her, sondern es ging auf eine Buggy Tour durch den Durmitor Nationalpark.
Es ging mit Vollgas durch atemberaubende Landschaft mit dem höchsten Gipfel des Landes, der tiefsten Schlucht Europas und zahlreichen saphirblauen Bergseen.
…und ganz vielen Schlammpfützen.
Unser Guide wusste, dass uns so viel frische Luft hungrig macht und wir hielten im Dorf bei seinem Onkel. Hier gab es erstmal zwei Schnapps um das Eis zu brechen, wie konnte es auch anders sein.
Dann wurde reichlich aufgetischt – Suppe, Käse, Salat, Burek und dann kam erst die Fleischpfanne – ach und Schnapps! Und ohne Kuchen mit Schnapps ließ er uns nicht gehen.
Naja gehen war auch schwer, gut, dass wir gefahren sind 🤪
Am Ende des Tages machten wir uns auf den Weg nach Serbien .
Schnelle Fakten Serbien
Einwohnerzahl 7 Mio.
Einwohnerdichte 90
EU Mitglied nein aber Beitrittskandidat
Währung serbische Dinar
Unser Ziel war die Hauptstadt Belgrad – hier Jugendstil, dort Art Deco, Orthodoxe Kirche, Klassizismus, Moderne, Platte, baufällige zerbombte Häuserreste eine verwirrender Mix genau wie die Geschichte des Balkanstaates.
Nun wollten wir uns die „andere“ Seite der Geschichte des Jugoslawienkrieges anhören. Also ging es 15 Uhr zur Tour vom Kommunismus bis in die Neuzeit.
Es stellte sich als betreuter Besuch des Museum der Geschichte Jugoslawiens heraus. Für uns war es eher das Tito Museum.
Es ging durch den serbischen Kommunismus, aber hauptsächlich um den Personenkult Titos.
Unnützes Tito Wissen:
Und eigentlich hatte Tito am 7. Mai Geburtstag – der 25. Mai wurde nachträglich zu seinem Geburtstag erklärt, da er an diesem Tag im Jahr 1944 nur knapp den deutschen Besatzern entkam! Personenkult der an Stalin erinnert…
Dann ging es vorbei an zerbombten Häusern von dem NATO Angriff aus dem Jahr 1999.
Kritische Nachfragen wurden hier jedoch mit einem Lächeln und „da gibt es unterschiedliche Meinungen“ abgetan. Wir hätten uns einen offeneren Umgang mit der Geschichte gewünscht.
So tingelten wir mit vielen neuen offenen Fragen durch die Straßen und fanden ein nettes serbisches Restaurant, sehr authentisch mit nicht englisch-sprechendem Kellner.
Der serbische Burger stellte sich als ein Paddy ohne alles heraus – wohl normal hier. Wir orderten noch Brot und Salat nach.
Es lag wie ein Stein im Magen und so konnten wir uns nur in die nächste Brauerei schleppen.
Am Morgen machten wir einen Donauspaziergang und verjubelten unsere letzten Dinar.
Dann machte sich schon das Gefühl des Rückweges in uns breit. Es ging über die ungarische Grenze zurück in die EU (es wurde sogar kurz in den Kofferraum geschaut).
Unser Ziel war der Balaton. Hier suchten wir uns einen Campingplatz in Siófok, aber erstmal ging es baden.
Ich war Bikini-bereit, doch dann sah ich eine Wasserschlange😲. Tony versuchte mich zu beruhigen, dass es nur ein Stein war – der Möchtegern Tierexperte!
Würfelnatter – sie lauert ihrer Beute im Wasser auf, packt sie mit den Zähnen und verschlingt sie! Weibchen werden bis 130cm – ähm ja „Tony mach schnell das Foto“.
Unser letzter Stop war Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei. Schon unser erster Eindruck erinnerte uns eher an ein kleines Wien.
Wir stärkten uns in einem Wirtshaus bei deutscher Karte und dann stolperten wir durch den CSD Umzug als wir auf dem Weg zur Walking Tour waren.
Hier ging durch die Altstadt entlang der Königsstraße, denn alle ungarischen Könige wurden in Bratislava gekrönt und liefen dann durch die Straßen um sich dem Volk zu zeigen. Fun Fakt einer Krönung, in dieser Zeit waren alle Brunnen mit Wein gefüllt.
Nun was ist der Balkan? Die Wortbedeutung kommt aus dem Türkischen und meint soviel wie Gebirge. Es ist die südosteuropäische Halbinsel und umfasst die Länder des ehemaligen Jugoslawien.
Für uns sind es Länder mit wahnsinnig schönen Landschaften, mediterranen Klima, leckerem (sehr deftigem) Essen, die freundlichen Menschen, der Wilkommens-, Zwischendurch- und Abschiedsschnapps, spannender (und leider auch heftiger) Geschichte, aber auch vielen jungen optimistischen Leuten, die ihr Land voranbringen wollen.
Schaut es euch an!
Euer Roadteam
JuTo
PS: Paulchen ist dann auch noch zu Paul geworden, nicht was ihr denkt. In der Nähe der Karlsbrücke in Prag wurde Paulchen von einer jungen Tschechin angebumst! Alle haben ihr erstes Mal heil überstanden 😉
Es sehr hipper Bericht. Hab schön geschmunzelt und die Bilder bewundert.
Sehr schöne Bilder…Und toll geschrieben.Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.