Die Reise begann damit, dass mir im Flugzeug zwei Isländer eine Whisky-Cola ausgaben. Da wusste ich, die Isländer sind ein sympathisches Völkchen.
In Keflavík, dem Flughafenstädtchen kamen wir nachts halb eins an, holten unser Auto ab und fuhren planlos Richtung Reykjavík. Dort suchten wir uns nach einer kleinen Stadtrunde einen Parkplatz, der Tonys Ansprüche von einem guten Schlafparkplatz erfüllte und machten die Augen zu. Wir wachten jedoch bald auf, weil uns kalt war und wir die Schlafsäcke raus holen mussten.
Gegen halb 10 wurden wir wach, frühstückten am Hafen und Tony beschloss die Stadt direkt wieder zu verlassen und es ging auf zum Golden Circle. Wir wollten direkt mit der beliebtesten Reiseroute des Landes beginnen um wirklich anzukommen.
Dazu gehören die Klassiker: Þingvellir, ein Dorf auf der Grenze zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen tektonischen Platte, an dem schon die alten Wikinger ihre Versammlungen abgehalten haben, das Geothermal-Gebiet mit den Geysiren und der Wasserfall Gullfoss. Der Name bedeutet Goldener Wasserfall. Über zwei Stufen (11m und 21m) rauscht der Fluss in die Schlucht hinab.
Wir waren schockiert über die Menschenmassen. Busweise wurden Asiaten und Rentner ausgeladen. Der erste Eindruck der Landschaft war überwältigend, aber das Abenteuer und die Einsamkeit suchten wir vergebens.
Diese ersten Eindrücke verarbeiteten wir auf dem Campingplatz in Selfoss (der Skyr Stadt). Unser erstes Campingdinner war Kartoffelsalat und Würstchen mit Rum Cola. Diskutierten wir im Supermarkt noch, ob 700ml Ketschup vielleicht nicht etwas zu viel sind, zeigte sich am Ende, dass es gerade so reichte für unsere zwei Wochen campen.
Wir schnatterten, überlegten wie wir weiterfahren und stellten Mitternacht fest, dass uns die Sonne immer noch ins Zelt scheint, also hieß es Schlafmaske auf und Augen zu.
Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt und fragten uns, ob sie überhaupt mal geschlafen hatte? Ja, aber nur kurz – Sunset 00:01 – Sunrise 03:00 – macht eine Tageslänge von 21 Stunden!
Wir beschlossen eher spontan als lang überlegt im Uhrzeigersinn um die Insel zu fahren und wählten die Straße 550 nach Norden. Es stellte sich als Jeeptour durchs Hochland heraus. Vielleicht sollte ich noch unser Auto erwähnen – ein Opel Astra 😉 Hat er aber gut überstanden…
Es ging vorbei an Schnee, Eis und so manchem größeren Stein!
Unser Ziel waren Wasserfälle Barnafossar und Hraunfossar. Wie um fast jeden Wasserfall gab es hier auch wieder eine mystische Legende. Da wundert es nicht, dass mehr als die Hälfte der isländischen Bevölkerung an Elfen und Trolle glaubt. Und immerhin neunzig Prozent hält deren Existenz für möglich – kein Wunder bei der Landschaft.
Dann führte uns die Straße auf die Halbinsel Snæfellsnes. Snæfellsnes heißt übersetzt Schneeberghalbinsel und so sahen wir auch direkt den schneebedeckten Gipfel. Wir fuhren die Küste entlang und machten einen Strandspaziergang. Dabei wurden wir mehrmals fast lebensbedrohlich von den aggressiven Küstenschwalben attakiert, weil diese ihre Nester verteidigen wollten.
In unserer nicht vorhandenden Routenplanung musste dann die Frage geklärt werden, ob wir den Umweg durch die Westfjorde wagen wollten – challenge accepted! Die Westfjorde machen 30% der Küstenlinie des Landes aus und um uns auf diese einzustimmen, sprangen wir in einen Hot Pool mit Blick in den Fjord.
Am nächsten Morgen ging es in die westlichste Ecke Islands. Wir hatten Gerüchte gehört, dass hier die Papageientaucher nisten. Auf den Weg dorthin las ich Tony alles über diese kleinen süßen Vögel vor und übte mich bereits in Vogellauten. Nach fast zwei Stunden Schotterpiste erreichten wir Látrabjarg und sahen bereits die ersten verrückten Vogelbeobachter im nassen Gras auf dem Bauch mit Ferngläsern.
Es dauerte keine fünf Minuten bis wir beide daneben lagen. Aber es hat sich gelohnt! Ich stellte mir die Frage, ob nicht doch ein professioneller Ornithologe in mir schlummert?
Ein weiteres Highlight in den Westfjorden ist der Dynjandi Wasserfall. In Island fällt zwar an jeder Ecke ein Bach eine Klippe runter, aber der war schon besonders. Ganz oben stürzt das Wasser weit aufgefächert über 100m in die Tiefe und dann geht es noch über einige weitere Stufen bis auf Meereshöhe und dann direkt in den Fjord.
In dem letzten Hot Pool hatte man uns von einem unvergesslich guten Fischrestaurant ein paar Fjorde weiter berichtet und weil man Ratschlägen aus dem Hot Pool immer folgen sollte, fielen wir ausgehungert dort ein. Es war eine kleine Holzhütte direkt am Bootssteg. Dort erwartete uns ein Fisch-all-you-can-eat der Extraklasse. Es gibt dort keine Karte, weil der Koch immer erst, wenn er den Fang des Tages gesehen hat, entscheidet was er kocht. Es begann mit einer Fischsuppe und dann gab es sieben unterschiedliche Fischgerichte – heiß aus der Pfanne und vom Koch erklärt! Man sagte uns, dass die Isländer für experimentelle Rezepte bekannt sind und das stellte sich als richtig heraus. Es gab Steinbeißer mit Blaubeeren und Thymian, Wolfisch mit getrockneten Tomaten, Oliven und Kapern und auf den Punkt gebratenen Lachs mit Teriaki-Soße und einiges mehr. Nach größten Anstrengungen war aber nachdem fünften Teller Fisch Schluss.
Nach einem kurzen Badestopp ging es dann weiter auf die Halbinsel Vatnsnes, weil ich gehört hatte, dass man hier Robben beobachten kann. Wir fuhren eine sehr schöne Halbinsel ab, aber ich befürchtete, dass alle Robben gerade im Meer unterwegs waren. Wir machten einen letzten Halt an einem Trollfelsen und da waren sie. Es lagen sicher mehr als 60 Robben am Strand rum und haben gechillt.
Und das alles am Trollfelsen – ich verstehe die Isländer, warum sie an Trolle und Feen glauben.
In Húsavík stimmten wir uns im Walmuseum auf unsere bevorstehende Walbeobachtung ein. Dann ging es 14 Uhr los im Hochseeanzug auf das kleine Speedboot. Wir begannen mit tausenden Papageientauchern in der Luft, waren uns aber schnell einig, dass wir auf der Suche nach größeren Tieren waren. Das gute an Säugetieren, die im Wasser leben, sie müssen zum Atmen an die Oberfläche. In der Ferne sahen wir gleich mehrere Blas.
Unnützes Wal-Wissen:
Der Blas ist die nach dem Tauchgang ausgeatmete Atemluft bei Walen. Bartenwale haben zwei Blaslöcher und erzeugen meist einen V-förmigen Blas, Zahnwale haben nur ein Blasloch und der Blas ist um etwa 45° nach vorne geneigt.
Wir hatten mehrere „V´s“ gesehen und wussten, es konnten nur Buckelwale sein und so war es. Wir beobachteten vier Buckelwale beim Fressen. Wir waren so nah, dass wir in die Barten schauen konnten. Es war so beeindruckend, wie diese riesigen Tiere direkt an unserem kleinen Schlauchboot auftauchten. Gekrönt wurde unser Ausflug als wir in der Ferne noch einen Buckelwal springen sahen (davon gibt es leider keine Bilder, weil alle wie versteinert dieses Schauspiel genossen haben).
Unsere erste Woche endete damit, dass wir endlich unsere mitgebrachten Nudeln mit roter Soße essen wollten. Wir hatten gelesen, dass die Campingplätze hier mit Kochutensilien ausgestattet sind und so sind wir topflos losgeflogen. Auf dem Platz in Husavik fanden wir aber in der Küche nur einen Wasserkocher und eine Mikrowelle. Mh was nun? Wir waren kurz davor schon wieder essen zu gehen bevor wir dann natürlich mit einem deutschen Ehepaar ins Gespräch kamen und nach etwas Smalltalk, fragten wir direkt nach ihrem großen Topf. Dann stellte sich heraus, dass man nur dreimal das mit dem Wasserkocher erhitzte Wasser wechseln muss um Nudeln aldente zu bekommen. Abgerundet wurden die Nudeln mit mikrowellen erwärmter Sauce und Käse.
Was uns an kulinarischen und anderen Abenteuern noch erwartet hat, gibt es im nächsten Beitrag.
Bleibt gespannt
Juli
Mehr Bilder gibts hier: Island.