Im Camp angekommen wurde direkt das Tor hinter uns geschlossen, weil wir schon recht nah die Löwen brüllen hörten. Wir taten das einzig vernünftige auf diesen Schock und nahmen uns ein kühles Bier. Es gab da auch keinen Strom, sodass wir eh nichts am Auto hätten machen können in der Dunkelheit. Wir konzentrierten uns also auf unser Braai und backten erneut ein Brot in unserem Dutch Oven (Überlegung: Als wir das letzte Mal Teig angesetzt hatten, sind wir im Schlamm stecken geblieben und heute ist Toyo nicht angesprungen – besteht eine mögliche Korrelation zwischen Brotteig und Missgeschick?!)
Wir verbrachten einen tollen Abend mit unseren Schweizer Neufreunden Ueli und Andrea und mit vielen spannenden Autogeschichten.
Am nächsten Morgen sprang ToYo natürlich auch nicht, wie von wunderhand geheilt, an. Es hörte sich so an, wie wenn wir den “Totschalter” aktiviert haben. Dabei wird die Dieselzuleitung unterbrochen und es ist eine Art Wegfahrschutz. Also überprüfte Tony erstmal alle Sicherungen. Keine schien defekt, aber er hat mal an allen gewackelt. Nächster Schritt: Wir schauten nochmal in den Motorraum und zogen alle Schrauben fest, die nach den ganzen Riffelpisten locker erschienen. Außerdem haben wir etwas an der manuellen Dieselpumpe gedrückt, die man eigentlich nur braucht, wenn man den Tank komplett leer gefahren hat. In der Zeit suchte Ueli sein Landcruiser Handbuch raus und kam wedelnd zu ToYo. Und da passierte es – ToYo sprang sofort an und schnurrte wie ein Kätzchen. Ueli meinte dann nur: “Diesen Autos muss man nur mit dem Handbuch drohen”.
Wir wissen nicht was es war, ob vielleicht nur eine Sicherung oder Relais locker war, aber zur Sicherheit entschieden wir noch den weiteren Tag mit Ueli und Andrea zu verbringen um bei einem möglichen Rückfall von ToYo abgeschleppt werden zu können und das Abschleppseil blieb im Schnellzugriff.
Wir machten einen Game Drive in der Hoffnung die beiden Löwenmännchen, die in dieser Pan ihr Revier haben zu finden, doch vergebens. Aber dafür gab es allerhand anderes zu sehen.
Unser gemeinsames nächstes Ziel was das Masuma Dam Camp – hier gibt es einen Hide an der Campsite mit Blick über ein Wasserloch.
Wir schlugen unser Lager auf, blätterten ganz geheim, sodass es ToYo nicht sehen konnte, im Landcruiser Handbuch, denn bei der Suche nach dem Starterproblem bemerkte Tony, dass unser Kreuzgelenk an der Hinterachse deutlich zu viel Spiel hat. Aber endlich hatten wir mal das benötigte Ersatzteil mit. Tony gestand ehrlich, dass er es sich auch nach Sichtung eines YouTube Videos nicht zutraut das allein zu wechseln – fähige Experten mussten also ran. Aber nicht sofort, denn ein Safariauto passierte unser Camp und erzählte von zwei Löwen nur 800m entfernt. Wir klappten nochmal unser Dach runter und fuhren los.
Und das allerbeste sie waren gar nicht im Schlafmodus sondern ganz im Gegenteil.
Sie haschten sich und spielten miteinander und “kuschelten”.
Wir ließen sie dann allein in der Hoffnung, dass sie nach diesen Anstrengungen vielleicht zu unserem Wasserloch kommen für eine Erfrischung. Doch zurück am Wasserloch snackten die Hippofamilie gerade frisches Gras und dann hörten wir das erste Getröte in der Ferne, dann wackelten die ersten Bäume und schon waren die Elefanten da.
Unser Plan für den nächste Tag war den Hwange Nationalpark Richtung dem Städtchen Hwange in Hoffnung auf eine Autowerkstatt zu verlassen – doch es war Sonntag und so erschwerte sich die Recherche nach einer Werkstatt und wir wurden nur auf einen Reifenladen verwiesen. Ich fand in der iOverlander App eine Campsite, die wohl auch eine kleine Werkstatt hat und so probierten wir unser Glück. Es ging zur Tuskers Campsite mit schönem Hide am Wasserloch. Hier hatten uns unsere Schweizer auch zahlreiche Elefanten versprochen.
Elefanten kamen nicht zum Trinken, aber viele Kudus und Impalas – und wir konnten hier von den Jungs unser Kreuzgelenk wechseln lassen. So wie ich es verstanden habe – nach Tonys Erklärung: Das Getriebe ist fest mit dem Rahmen verbunden und wenn wir jetzt wild offroad fahren, müssen ja die unterschiedlichen Bewegungen und Neigungen der Achse ausgeglichen werden und das passiere im Kreuzgelenk. Falls er mir das falsch erklärt hat, wäre ich über Erklärungen von einem richtigen Ingenieur dankbar🤪)
Tony hatte nachgelesen, dass man eine Spezialvorrichtung von Toyota benötigt um das alte Kreuzgelenk zu demontieren – die Jungs in Afrika wählten die Taktik “schlag mit Hammer und Meißel so lange drauf, bis es ab ist”. Es ging super und fix war unser neues Kreuzgelenk eingesetzt. Wir bedanken uns mit einem großzügigen Trinkgeld und zwei eiskalten Cola.
So konnte unsere Reise weitergehen – die Route führte uns zum Karibasee. Wusstet ihr, dass der Karibasee der zweitgrößte Stausee der Welt ist (Volumen betrachtet, flächenmäßig nur der siebtgrößte). Hier wurde bereits 1959 der Sambesi mit einer 128m hohen Staumauer aufgestaut.
Wir nutzten die Maabwe Bay Campsite um bei den schwülheißen 40Grad im Schatten einen kleinen zwei Tage-Urlaub einzulegen. So wechselten wir nur von Pool zu Hängematte und genossen abends frisch gefangenen Fisch aus dem See über dem Feuer.
Einen kleinen Zwischenfall gab es dann doch. Wir waren zum Sunset Walk aufgebrochen. Tony hatte sich die Route von den Besitzern erklären lassen – immer am Ufer lang, aber mit Abstand zum Wasser wegen den Krokodilen. Also bewaffnet mit Sundowner-Getränk und Drohne zogen wir los. Direkt mahnte ich, ob wir in die richtige Richtung laufen, denn am Vortag waren in der Bucht noch Hippos und die sind jetzt nicht da. Was tun wir, wenn die jetzt aus dem Gebüsch kommen?!
Tony meinte, dass ich mich nur nicht dem Hippo (circa 1,7-2Tonnen) in den Weg zum Wasser stellen soll und das ihm dieses Gelände sowieso viel zu steil ist. Nicht beruhigt und immer mit einem Blick ins Gebüsch, schauten wir den Sunset und machten ein paar Bilder mit der Drohne. Als plötzlich ein etwas aufgeregter Angestellter zu uns eilte und meinte, dass wir in Lebensgefahr sind, wenn die Hippos kämen.
Wir packten fix zusammen und wurden dann von den Besitzern direkt auf die Terasse zitiert – aber nur um mit ihnen ein Getränk einzunehmen und die Hippos von dort zu beobachten. Seitdem wurde Tony das Sunset-Walk-Permit entzogen 🤪.
Am nächsten Morgen drängelte ToYo schon, denn er wollte wieder auf die Straße – unser Ziel war der Chizarira Nationalpark.
Dieser Nationalpark überzeugte uns nicht so sehr mit den Tieren viel mehr mit der Landschaft. Es ging durch tiefe Schluchten rauf auf ein Plateu.
Tony schaffte es auch wieder den einzigen 4×4 Track „zu finden“ und wollte nur mal gucken und die Rivercrossing machen. Natürlich hatten wir dann den Weg nicht mehr auf unserer GPS Karte, hofften aber, da wir noch Spuren sahen, dass er wieder auf einen größeren Weg führen wird.
Scheinbar war diesen Weg länger niemand gefahren oder es war gerade eine Elefantenhorde hier durchgerannt, denn wir mussten das ein oder andere mal Road Maintenance betreiben.
So bekommt man auch einen Tag auch rum, aber wir schafften es zu unserer Campsite mit Blick in die Schlucht.
Während des Braai fühlten wir uns wie in der Zeit zurückversetzt – erinnert ihr euch noch an Hannibal, der der mit den Elefanten über die Alpen ist?! Auf der anderen Schluchtseite machte sich ein Elefantenbulle auf den Weg raus aus die Schlucht.
Ob das auf unserer Seite auch passiert und wir noch abendlichen Besuch bekommen? Die Nacht gestaltete sich außer etwas Elefantengetröte in der Ferne aber ruhig.
Danach zog es uns wieder zurück an den See und so ging es ins Dörfchen Kariba direkt hinter der Staumauer. Ihr glaubt es nicht, aber IM Dorf trifft man dort auf Elefanten, die am Busch im „Vorgarten“ knabbern.
Ich hatte mir völlig falsche Vorstellungen von Kariba gemacht, hatte ich einen Waterfront mit Restaurants, Bars und Fischmarkt erhofft, musste ich einsehen, dass ich immer noch in Afrika bin und es nicht mal ein Brot im „Supermarkt“ gab.
So wurde der Dorfspaziergang gestrichen und es ging zur Staumauer. Diese wurde bereits 1959 errichtet und bedurfte nun Reparaturarbeiten. Da wir zum Glück in Afrika sind, stört es keinen, wenn man durch die Baustelle auf der Mauer läuft 😉 Geländer? Ist doch was für Langweiler.
Würde der Dam brechen würden sich in 8h die Wassermassen des Sees in das Tal ergießen und 3,5 Mio. Menschen bedrohen.
Aber vielleicht habt ihr von dem See auch in Zusammenhang mit dem Projekt „Arche Noah“ gehört, denn es wurden auch Tiere aus dem Tal vor der Füllung gerettet und umgesiedelt, daran erinnert eine Tafel.
Am Abend genossen wir noch einmal Fisch auf der Campsite. Der Abend fand aber ein schnelles Ende als hunderte Insekten über uns und jegliche Art von Licht herfielen. Das passiert wohl jedes Jahr mit Beginn der Regenzeit, weil dann auf einmal alle Eier dieser Insekten schlüpfen. Gebraten soll man die auch sehr gut essen können, aber es war uns doch zu experimentell, das alleine auszuprobieren.
Unser letztes Ziel in Zimbabwe war der Mana Pools Nationalpark – wir hatten unterschiedliche Meinungen gehört, doch haben uns am Ende von den positiven leiten lassen und sind losgefahren. Man fährt nach dem ersten Gate 30km über, für afrikanische Verhältnisse, entspannte Sandpisten. Als Tony vor einer Brücke bremsen wollte, trat er voll durch, aber ToYo wurde nicht langsamer – wir schauten uns entsetzt an! Wir rollten aus und Tony schaute unter die Motorhaube – Motor noch da, Bremsflüssigkeit noch da, neu hinzu kam nur das jetzt auch die Handbremsenwarnlampe leuchtete. Auf den Schreck frühstückten wir erstmal am Wegesrand und Tony blätterte im Toyota Handbuch. Einzige Erkenntnis: Die Handbremsenleuchte übernimmt die Aufgabe einer Bremswarnleuchte (puh welch ein Glück, die Handbremsleuchte ist nicht auch noch kaputt ;-)). Wir entschieden uns auch aus Mangel an Alternativen weiter zu fahren auf Safari ist eine Bremse ja nicht soooo wichtig, maximal rollen wir an einem Tier vorbei. Außerdem gibt es ja noch die Motorbremse und Handbremse…
Im Park Office angekommen (Bremskraft war bis dahin auf Null Komma Nichts gefallen) fragten wir, ob nicht vielleicht eine Werkstatt oder zumindest einen Mechaniker im Park gäbe – ja gibt es und so rollten wir dorthin. Dort erwartete uns Benjamin (stellte sich als Head of mechanics vor) und seine 5 Gehilfen. Ein Blick unter ToYo verriet – es hat mal wieder rechts hinten getroffen – hier läuft Bremsflüssigkeit aus der Bremstrommel.
Nachdem das Rad abmontiert und die Bremstrommel geöffnet war (Tony konnte wieder nicht hinschauen – Öffnung erfolgte mit Hammerschlag und seine Werkzeuge, die er freundlicher Weise angeboten hatte, wurden mit Bremsendreck und Öl eingesudelt), die Worte, die keiner hören will: „You don´t have just one problem, you have three“.
Ob wir weiter ungebremst durch Zimbabwe rollen oder irgendwann wieder bremsen konnten – natürlich im nächsten und letzten Blog dieser Reise.
Eure Ungebremsten,
Tony&Juli