Ich war kurz (ganz kurz) davon überzeugt, dass wir die „paar“ Bretter wieder hinlegen und dann darüber fahren können. Meine Meinung änderte sich, als ich versuchte das erste Brett anzuheben. Wir liefen beide den Flusslauf ab, doch überall war der Fluss eng und tief eingeschnitten mit steilen Hängen – undurchfahrbar auch mit Allrad + Untersetzung + Sperren + MaxTracks + genügend Glück.
Also mussten wir hoffen, dass unser Diesel auch noch für den Umweg zurück reicht (wir hatten versucht in Malawi nicht tanken zu müssen, denn in Sambia kostete der Liter 1€ und hier 1,40€ – rechnet dass mal in Bier um🤣).
Wir schafften es natürlich, denn genauso wie ToYo uns immer ein Rätsel sein wird (aktuell hupt er nur, wenn man aus Versehen auf den Schalter kommt, doch nicht, wenn man sie in manch wilderer Verkehrssituation benötigen würde), ist besonders die Tankanzeige ein Rätsel. Der Anzeige einen “richtigen” Tankfüllstand zuzuordnen gleicht einem Glücksspiel – doch wir schafften es zur nächsten Tankstelle.
Unser vollgetanktes Ziel war Livingstonia. Vielleicht habt ihr schon meine dezente Begeisterung für David Livingstone bemerkt, sodass wir diesen Stop nicht auslassen konnten.
Ich wollte hier unbedingt die Kirche sehen, denn das Fensterbild zeigt David Livingstone, als er das erste Mal den Malawisee erblickt hat.
Danach kehrten wir in der Mushroom Farm, einem Eco-Camp von dem hier wirklich jeder spricht, ein. Die Lage überzeugte mit direkter Kliffkante.
Es hatte hier einen ausgeprägtes Öko-Backpacker-Vibe – der europäische Besitzer war an der Bar zu finden, gereifte Europäerinnen, die vor ihrem MacBook sitzen und Kombucha schlürfen und eine Kompost-Toilette mit Ausblick.
Abends saß man zusammen an der langen Tafel, verspeiste das wirklich leckere vegetarische Essen und alle anderen erzählen von ihren sozialen Projekten – naja und wir 😉
Am nächsten Tag machten wir mit unseren neuen NGO Freunden eine Wanderung zum höchsten Wasserfall in Malawi.
Doch danach mussten wir uns von den “Weltverbesserern” trennen und wir fuhren den alten Gorodi Pass (angelegt von britischen Missionaren, die vor der Malaria in höheren Lagen flüchteten) zurück zum See.
Der Offroad-Pass war ideal um die Bushwaschmaschine anzuwerfen. Als die Wäsche aufgehangen war, wollten wir zum Sunset an den Beach, doch die Dorfkinder wollten aus Zweisamkeit eher eine Gruppenaktivität machen.
Nun sollte es nach Tansania gehen, doch da ahnten wir noch nicht, dass uns einer der nervigsten Grenzübergänge und auch der bisher längste bevorsteht.
Ich hatte alle Einträge zur Grenze gelesen und wir fühlten uns gut vorbereitet, doch verunsicherten uns die Zeitangaben von 2 bis 5 Stunden.
- Ins Malawi Häuschen easy den Pass ausgestempelt.
- Dann zum Customs-Schalter an dem die Dame nichts sagend mit unserem Carnet verschwand, ToYo angeguckt hat sie aber nicht. Nach circa 15 min erhielten wir unser gestempeltes Carnet zurück.
- Ab ins Auto und nach Tansania gerollt. Wilde Grenze mit Unmengen Fußgänger, LWK‘s und unzählige Agents (glaube nur der elegante Name für Schlepper) boten ihre Dienste an.
- Im Tansania Häuschen wurden wir direkt vom „Health Port“ abgefangen. Unsere Gelbfieberimpfung wollte keiner sehen, aber wir erhielten ein Rechnung über 5 US$, dass ToYo keine Affenpocken hat?! ToYo wurde dafür natürlich wieder nicht angeschaut, wir sollten „raus“ gehen um zu bezahlen… Hä? Wo? Außer, dass hier dubiose Gestalten zu einem unverschämt schlechten Kurs Geld tauschen wollten, war hier keine “Bezahloption”.
- Also ignorierten wir die Bezahlung erstmal und kümmerten uns ums Visum. Das ging erschreckend schnell (circa 10 min) als ich 100 US$ auf den Tisch legte (ist der reguläre Preis).
- Dann Customs-Schalter und da ging das Problem los – meine Recherche hatte ergeben, dass man eine Kopie von Pass, Führerschein und Fahrzeugschein bereit halten soll – hatten wir. Wollte aber niemand sehen, sondern wir sollten alles einscannen und als PDF schicken. Den Anhang unserer iPhone E-Mail (zum Glück waren wir noch im Malawi Netz) konnte sie aber leider nicht öffnen, sodass uns dann doch jemand von den “Agents” helfen musste (kostenlos)…
Zeitgleich mit uns kam eine südafrikanische Motorbike Gruppe an, die sich einen „Agenten“ gegönnt hatten, der aber genauso verzweifelnd mit uns am Schalter stand. Dann war Mittagspause und da scheinbar nur eine Dame das Programm „beherrscht“, verzögerte es sich weiter. Wir machten es den Südafrikanern gleich und aßen erst einmal was. Tony kochte bereits vor Wut und Ungeduld. Nach gut zwei weiteren Stunden gab sie uns das Carnet ungestempelt wieder und wir sollten das komplett leere Carnet zu einem anderen Herrn bringen, der es dann ebenfalls durchblätterte?! Damit zurück und dann nach weiteren unzähligen Minuten druckte sie die Rechnung für die Road Tax aus. Wir sollten jetzt „raus“ zu der Bank und da das Geld überweisen. Also ins Auto und ohne Dokumente die Grenze verlassen?! Ok… Dann standen wir aber vor der verschlossenen Bank, denn es war ein muslimischer Feiertag! Ach und das wusste an der Grenze keiner?! Ein neuer dubioser Herr wollte uns helfen und zeigte uns eine Bretterbude “m-pesa”, wo die Transaktion gemacht werden kann. Im Leben hätte ich ihm meine VISA nicht gegeben, also Dollar in Schilling getauscht zu einem schlechten Schwarzmarktkurs, aber wir konnten endlich weiter.
Mit den Quittungen also wieder rein in die Grenze gefahren, erst beim Health Port unseren Pocken-frei-Zettel bekommen, dann zum Customs-Schalter und endlich das Carnet gestempelt. Wir wurden lautstark von den Südafrikanern bejubelt – schneller als mit „Agent“, aber trotzdem sehr anstrengend…
Unser erstes Ziel in Tansania war das Städtchen Mbeya in mitten von Kaffeeplantagen. Wir nutzen den Stop zum Einkaufen, SIM Card besorgen und ich empfand den Kaffee im Espresso Martini süffiger als im morgendlichen Kaffee.
Doch wir sind nicht hier um mich doch noch zum Kaffeetrinker zu machen, sondern Safari stand wieder auf dem Programm. Unser erstes Ziel war der Ruaha Nationalpark.
Wir hatten schon von mehreren erfahren, dass die tansanischen Nationalparks für „Foreigner“ sehr teuer sind gerade wenn man mit dem eigenen Auto reist.
- Eintritt pro Person: USD 30 für 24 Stunde
- Camping pro Person: USD 30
- Gebühr fürs Fahrzeug: USD 40 bis 2 Tonnen, USD 150 bis 3 Tonnen und USD 200 über 3 Tonnen
- Auf diese Preise kommen noch 16% Mehrwertsteuer dazu
Ich hoffe, dass das nun kein Beamter der tansanischen Nationalparkbehörde liest. Ich denke jedem ist klar, dass ToYo über drei Tonnen wiegt. Es wurden Bilder von ihm gemacht und wir mussten unsere Fahrzeugpapiere zeigen. Der Ranger verschwand eine Weile, es wurden Telefonate geführt und dann legte man uns einen Zettel mit der zu zahlenden Summe hin 270$ ohne Steuern – Mist 2. Kategorie. Also war meine Überzeugungskraft gefragt… So eine deutsche Zulassung mit alle den Zahlen (zum Glück ohne Einheiten) ist ja auch schwer zu verstehen. Ich verwies auf die Zahl 1930, dass das unser Leergewicht sei. Es wurde ein erneutes Telefonat geführt und schon reduzierte sich der Betrag auf 160$ ohne Steuern und das Beste wir sind so nun für alle Nationalparks in der leichten Kategorie registriert. Ach so, 1920 hat die Einheit cm und ist unsere Breite 😉
Nicht nur durch unseren „Discount“ sondern auch wegen der tollen Landschaft und Tierwelt verliebten wir uns ins direkt in Ruaha.
Wir fuhren den Flusslauf ab und entdeckten viele Elefanten, die ihren Durst löschten, Giraffen, die süße Blüten von dem Baumwipfeln naschten und dann endlich Löwen. Es war ein Rudel von acht und sie machten sich über einen Büffel her.
Wir beobachteten das Fressen eine Weile mit einem kühlem Getränk in der Hand (Funfakt ratet mal wer sich ganz verträumt auf der Hupe abgestützt hat?! Wenn mir das passiert wäre, hätte ich lebenslanges Safari-Verbot bekommen 😉
Auf unserem Weg sahen wir ein Safari Auto vor uns und fragten, was sie sehen und verstanden warum auch immer „Elephant“. Hä? Wo ist hier ein Elefant, doch dann entdeckte ich ein gemustertes Schwänzchen vom Ast hängen – unser erster Leopard.
Wir schlugen uns weiter durchs das meist trockene Flussbett und pünktlich zum Sunset kamen wir zu den Löwen zurück.
Doch die waren verschwunden, aber unzählige Geier und vier Schakale machten sich über die Reste her.
Nun aber schnell zur Campsite 1, denn nur bis 19 Uhr darf man im Park unterwegs sein. Sagen wir so, es musste vom akademischen Viertel Gebrauch gemacht werden, aber wir haben auch auf dem Rückweg eine Ginsterkatze gesehen.
Nun fix Feuer gemacht, lecker gegrillt und dann schnell ins Bett. Wir wussten nämlich, dass das Camp häufig von einem etwas „aufdringlichen“ Elefanten besucht wird.
Ob wir nachts von einem Elefanten besucht wurden, oder wir wieder alles verschlafen haben, lest ihr im nächsten Blog.
Eure Elefantenflüsterer
Tony&Juli