Wir schauten so auf unsere Weltkarte und stellten fest, dass Mittelamerika von uns bisher komplett vernachlässigt wurde. Also buchte ich Flüge nach Managua, der Hauptstadt von Nicaragua. Ich gebe zu, dass die Entscheidung für Nicaragua durch meinen Freund Humberto deutlich bestärkt wurde.
So ging es letzten Freitagmorgen über Zürich und Miami nach Managua. Dort wurden wir von Humberto’s Nichte, Ana Mariel, abgeholt und es ging nachts um 1 Uhr direkt in die Casa de Lopez – das Haus von Humberto’s Papa. Hier bereits das erste riesige Dankeschön! Wir fühlten uns direkt wie Freunde in dem für uns neuen Land.
Als wir aufwachten, zeigten drei verschiedene Handys drei verschiedene Zeiten, so musste uns Ana erstmal helfen auch in der richtigen Zeitzone anzukommen. Auf den Schreck, dass es erst 8Uhr Samstagmorgen war, wurde uns von der zauberhaften Haushälterin Georgina ein traditionelles nicaraguanisches Frühstück serviert. Dieses bestand aus Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen) und Ei, sehr lecker und Tony verlor direkt seine Abneigung gegen rote Bohnen. Ich hatte ihm aus Motivationsgründen für die Reise vielleicht vorenthalten, dass Bohnen in Mittelamerika Geundnahrungsmittel sind!
Wir hatten mehrfach gelesen, dass alle die Hauptstadt Managua fluchtartig verlassen. Doch wir wollten ihr eine Chance geben und verbrachten einen Tag an der Uferpromenade (an der wir wirklich die einzigen Reisenden waren) und besuchten die Reste der Altstadt, welche 1972 durch ein großes Erdbeben zerstört wurde.
Wir erfuhren, dass es in der Nähe einen sehr aktiven Vulkan gibt – den Masaya Volcano. Von dem man erzählt, dass er im präkolumbischen Zeitalter verehrt wurde und seine Eruptionen als Zeichen verärgerter Götter gesehen wurden. Deswegen brachte die einheimische Bevölkerung ihm Menschenopfer – Kinder und Jungfrauen!
Auf diesen Schreck gab es erstmal einen Kakao und Vigorón (frittierte Schweinehaut, Yucca und Salat) und wir blickten auf den 635m hohen Gipfel.
Dank Familie Lopez und einer kleinen Notlüge ging es an der Warteschlange vorbei direkt zum Kraterrand, den wir dann zum Sonnenuntergang für uns hatten.
Am Kraterrand angekommen konnten wir unseren Augen kaum glauben, da man die Magma wild fließen und brodeln sah. Es hörte sich wie Meeresrauschen an, nur eben 1000 Grad „warm“.
UnabhängigkeitAm nächsten Tag ging es in die nördlich gelegene Stadt Leon, die Stadt der Liberalen. So wundert es auch nicht, dass sich Nicaragua hier von den Ketten der Kolonialmacht befreit hat. Also eher gesagt, wurde in Leon 1821 die Unabhängigkeitserklärung Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet.
Wir hatten ein nettes gemütliches Hostel gefunden und die Hauskatze machte es sich direkt in unserem Zimmer gemütlich. Todesmutig rettete ich Tony (Katzenhaarallergie) vor dem Babykätzchen und trug es raus ;-). Er erfuhr auch erst beim
Blog lesen, dass es direkt auf seinem Kopfkissen lag!
Danach erkundeten wir die Altstadt und fanden einige alte Kolonialbauten.
Am nächsten Morgen ging es zeitig los, denn das nächste Abenteuer rief – Volcano Boarding!
Stammdaten Cerro Negro Vulkan:
Alter: 198 Jahre
Aktivität: hoch (23 Eruptionen)
Art: Schlackenkegel
Höhe: 728m
Aber genug mit den langweiligen Details, hier der Grund warum wir uns bei knapp 40 Grad in einen langen Overall gezwängt haben:
https://youtu.be/ClrZIsU8gMM
Nach einer Lavastein-Peeling-Dusche ging es mit dem Local-Bus (immer ein Erlebnis) fürs 50 Cent 20km nach Westen an die Pazifikküste in das Dorf Las Penidas.
Der Strand an sich hat uns nicht gerade umgehauen, aber wir nutzen die Gelegenheit um uns etwas abzukühlen – erst im Ozean und dann in der Strandbar mit einheimischen Bier.
Eine alte und weise Reisetradition besagt: Besuche die ortsansässige Rumbrennerei und verschmähe keinen dir angebotenen Rum. So war unser nächster Stop die „Flor de Cana“ Destillerie.
Hier gab es viele Informationen über die Entstehung der Marke, Familie und Herstellung bis wir dann endlich in den Probierkeller gestolpert sind und es den guten 18-jährigen Rum gab – PUR!
Weil ich euch mag, erzähle ich euch noch ein Geheimnis! Wir durften in der Lagerhalle den Familienrum Jahrgang 1989 (exzellenter Jahrgang in allen Bereichen) mit einem Alkoholgehalt von 77% pur und pupswarm direkt aus dem Fass verkosten. Tony hatte direkt Schweißperlen am Arm und mir ätzte es gefühlt die Nasenhaare weg – aber es war schon ein feiner Tropfen…
Durch den Rum motiviert zogen wir dann weiter Richtung Norden nach Esteli, von hier ging am nächsten Tag unsere Tour in den Canyon de Somoto los.
Stammdaten Canyon de Somoto:
Alter: Entstehung spätes Miozän (13 Mio – 5 Mio. v. Chr.)
Art: Wie konnte es hier auch anders sein – Vulkangestein
Verursacher: Rio Coco (700 km – längster Fluß Mittelamerikas)
Der Fluss bahnte sich seinen Weg unaufhaltbar durch die Felsen und jetzt bahnen wir uns ebenfalls diesen Weg –
ganz sicher mit Schwimmweste.
Das Wasser war überraschend warm. Natürlich war ich die erste im Wasser und gab für Warmbader Tony das Okay!
So wanderten und schwammen wir 15km durch den Canyon. Es gab die ein oder andere Klippe, wo uns ein mutiger Sprung weiter half. Tony sprang von knapp 20 Meter und ich durfte nur von 2 Meter, weil einer sich für den Transport des Gepäcks „opfern“ musste 😉
https://youtu.be/1To_aUzfNow
Mit dem Express Bus ging es dann nach Managua. Angekommen sind wir an dem wohl gruseligsten Busterminal der Welt – 10 Taxifahrer wollten uns in ihr Auto ziehen (hatten wir kurz zuvor von komplett Diebstählen im Taxi in Managua gehört). Wir entschieden uns dann für einen alten Mann – Taxi mindestens genauso alt, ohne Beleuchtung, Scheiben gingen nicht zu bedienen und ganz wichtig hier – nicht existierende Türverriegelung! Doch wir kamen heil an!
Wir hatten mit all unserem Gepäck und Organen überlebt und verließen am nächsten Morgen das Festland Richtung Corn Island in der Karibik mit einer Propellermaschine.
Ob wir uns jemals wieder von Sonne, Strand, karibischen Essen und Rum losreißen konnten, könnt ihr im nächsten Beitrag erfahren.
Aus der Hängematte am Strand – die Juli
Noch ein paar mehr Bilder gibt es hier: Nicaragua