Wir kamen mit dem Nachtbus in Cusco auf einer Höhe von 3300 m an und weil unser Hotel recht nah war, probierten wir es mal in dieser Höhe mit Rucksack zu laufen. Schnell waren wir von den kleinen Gässchen und verwinkelten Straßen verzaubert, die vielen Treppen und Steigungen gefielen unseren Beinen jedoch weniger.
Im Hotel angekommen, hatten wir ein richtig schönes Zimmer mit Terrasse im bewachsenen Innenhof, wo wir direkt einen Kolibri beobachten konnten.
Cusco war gerade in Feierlaune. Das wichtigste Fest der Inka stand an, die Wintersonnenwende. So lockten uns Tänze und Gesang direkt in die Altstadt.
Wir testeten allerlei Streetfood und fanden ein Menü für 4Sol (1,15€) in einer urigen Markthalle.
Es war wirklich sehr lecker, jedoch erfuhren wir danach, dass diese Markthalle abgerissen wird, weil man die nächtliche Rattenplage nicht in den Griff bekommt – Guten Appetit!
Am Abend hatten wir das Vorgespräch mit unserem Guide für den Inka Pfad. Er war Tony direkt unsympathisch und ich versuchte mir einzureden, dass er bestimmt ganz nett ist. Tony meinte darauf, ich würde eh jeden hassen, der mich vier Tage zum Wandern nötigt 😉
Um 5 in der Früh wurden wir dann abgeholt und es ging Richtung Startpunkt vom Inka Pfad. Vielleicht sollte ich noch etwas zu unserem Wandergepäck sagen. Tony wollte unbedingt meine großen Rucksack nehmen, weil er aus mir völlig unvorstellbaren Gründen meinte, es sei für alle das Beste, wenn ich nur den kleinen Tagesrucksack nehme 😉
Gegen neun Uhr waren die Träger und die Gruppe bereit zum Start. Wir waren sechs Wanderer und zehn Peruaner.
Der erste Tag war der leichteste – nur 300 Höhenmeter und 12 km. Am Wegesrand sah man schon Inkaruinen, von denen es einige gibt auf dem Weg zum Machu Picchu. Sie sind jedoch alle zerstört wurden. Erst von den Inka selbst, da sie alle Spuren, die nach Machu Picchu hätten führen können, verwischen wollten und dann von den Spaniern.
Gegen drei Uhr erreichten wir bereits unser erstes Nachtlager. Es war aber eher der Hinterhof einer Dorffamilie. Mit uns zusammen übernachteten einige Hühner und Hunde. Nachdem uns bereits das Mittagessen geschmeckt hatte, ging es mit dem 5 Uhr Tee weiter und was konnte es im Land der 1000 Maissorten anderes geben als frisches Popcorn?! Nach dem Abendessen gingen wir alle direkt ins Bett, da uns der härteste Tag des Trails bevorstand.
Um 5:40 wurden wir mit Zeltrütteln und Cocatee geweckt. Ich hatte gut geschlafen, Tony hatte ein wenig gefroren. Das hatte er nun davon, dass er zu geizig für einen koppelbaren Schlafsack war.
Das Frühstück war sehr energiereich. Der Koch wollte scheinbar, dass wir es alle über den Pass schaffen. Es gab neben Marmeladenbrötchen noch einen herzhaften Maiskuchen und Quinoa! So gestärkt führten Tony und ich die Gruppe an.
Quinoa Fakt des Tages: Die Spanier verboten den Anbau von Quinoa und war sogar unter Todesstrafe gestellt. Die Andenbewohner sollten damit geschwächt werden. Das als „unchristlich“ eingestufte Nahrungsmittel blieb dadurch in Europa bis in das 20. Jahrhundert fast unbekannt.
Während des steilen Aufstieges zum ersten Pass von 3000 auf 4200 Höhenmeter gab es zwei Verschnaufpausen, die auch nötig waren. Wir warfen unsere Jacken ab, denn in der Sonne war es selbst im peruanischen Winter sehr warm und wir gewöhnten uns an die Höhe.
1200 Höhenmeter sind für uns ja sonst kein Problem, doch die Luft war merklich dünner. So war das Motto des Tages „nice and slow“. Aber wir hatten immer das peruanische Zaubermittel gegen alles dabei – Coca Blätter! Nein keine Angst wir sind keine Koksnasen geworden, wir trinken Coca Tee und kauen die Blätter.
Coca Fakt des Tages: Es hilft Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und ist sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da es die Sauerstoffaufnahme verbessert. Die Spanier haben es den Minenarbeitern gegeben und so konnten diese bis zu 36 Stunden Schwerstarbeit verrichten. Ebenfalls wird den Blättern eine spirituelle Bedeutung zugesagt, wir haben jedoch keine übersinnlichen Erfahrungen gehabt.
Tony und ich unterboten die eingeplante Zeit bis zum Pass um eine Stunde und waren als erstes oben und genossen den grandiosen Ausblick.
Dann ging es direkt wieder 700 Höhenmeter abwärts zum Nachtlager. Hier bot man uns eine kalte Dusche an, wir zögerten erst, als wir jedoch aus unseren Schuhe geschlüpft waren, stellten wir uns an der Dusche an 😉
Glaubt mir, es war die kälteste Dusche meines Lebens – Gebirgswasser auf 3500 Meter im peruanischen Winter. War aber bestimmt gut fürs Bindegewebe!
Diese Nacht war echt kalt. Am Morgen waren sogar Eiskristalle auf unserem Zelt, deshalb schnell los zu den beiden nächsten Pässen.
Auf dem Weg gab es wieder einige Inkastätten, die entweder als strategischer oder astrologischer Beobachtungspunkt genutzt wurden. Kein Wunder, erstreckte sich doch in der Nacht die Milchstraße über das ganze Tal.
Der zweite Pass war nur auf 3900 Metern. Mit unseren vielen neuen Erys – kein Problem. Zum dritten Pass auf 3700 Metern schlugen wir uns bereits durch das Einzugsgebiet des Amazonas und so wurden wir auch direkt von den ersten Moskitos heimgesucht, irgendwie ganz üble Zeitgenossen mit richtig schmerzhaften Stichen.
Danach ging es steil bergab. Die Träger rannten an uns vorbei und der Orthopäde in mir dachte sich, da werden demnächst viele Knieprothesen benötigt. Gesund kann das nicht sein.
Unser Nachtlager auf läppischen 2600 Metern erblickten wir, als wir über die typischen Inka-Terrassen kamen. Dies waren eine clevere Idee Ackerbau im Hochland zu betreiben und beugte so Hungersnöte vor. Die Steine speichern am Tag die Wärme und geben sie in der Nacht ab und erzeugen damit ein Mikroklima.
Nach unserem letzten Abendessen ging es wieder zeitig ins Zelt, da der letzte Tag bereits um 4 Uhr begann. Schließlich will man einen vorderen Platz beim letzten Check Point, der um 5:30 Uhr aufmacht.
Dann sprinteten wir mit Stirnlampe und unserem Guide Herbert los. Alles für ein gutes Foto. Kurz nach sechs erreichten wir hechelnd und durchgeschwitzt das Sonnentor, damit war der Inka Trail erfolgreich beendet und wir erblickten das erstemal Machu Picchu!
Doch da waren wir immer noch nicht. Es verging eine weitere Stunde im strammen Schritt, bis wir endlich einen Fuß in die heiligste Inkstätte gesetzt hatten. Jeder wollte natürlich ein Bild mit dem klassischen Postkartenblick.
Als dann kurz nach 7 Uhr die Sonne am wolkenlosen Himmel über den Bergen erschien und den Sonnentempel beleuchtete, waren all die Schmerzen in Beinen und Rücken der letzten Tage vergessen.
Dann ging es fast familiär zu viert durch die Ruinen der Inkastadt. Wir ließen uns die Tempel erklären und waren beeindruckt von der Art der Kommunikation der Inka. Sie verständigten sich von Tal zu Tal über Reflexion der Sonne mit riesigen Goldspiegeln.
Am nächsten Tag ging es nochmal zum Sonnenaufgang, diesmal leicht bewölkt, aber wir wissen ja noch aus Neuseeland, dass es das nur mystischer macht.
Und dann noch ein letzter Aufstieg zum Wayna Picchu. Gut 300 m über Machu Picchu hatten wir noch mal einen tollen Ausblick auf die alte Inkastadt.
Unseren Weg haben wir versucht mit der GoPro zu dokumentieren. Wer Lust und Zeit (10 min) hat, kann ja reingucken. Uns wurde bereits gesagt, „sooooo verlottert“ sahen wir hinterher nicht aus!
Zurück in Cusco gab es die Wiedervereinigung mit unseren Reisebuddys. Es war Zeit für ein wenig Kultur. Wir besuchten das Cacao und das Coca Museum.
Kakao Fakt des Tages: Bereits 2000 Jahre vor Christi haben die Mayas die Kakaofrucht für sich entdeckt. Aber erst um 1600 tranken die Europäer Kakao mit Milch.
Zur Feier des Tages und unseres erfolgreich beendeten Trails suchten wir uns ein uriges Lokal und aßen Meerschweinchen – eins frittiert und eins aus dem Ofen. Beides sehr interessant, aber nicht für jeden Tag geeignet, da die vielen kleinen Knochen sehr lästig waren.
Den Abend ließen wir in dem höchsten Pub der Welt bei dem ein oder anderen Bierchen ausklingen.
Unseren letzten Tag in Cusco verbrachten wir auf dem größten Markt in Pisac, wo es jedoch auch nur den selben Möchtegern-Alpaka-Quatsch gab wie überall. Aber zum Glück auch ein sehr uriges Mittagsessen an einem Marktstand.
Bevor unser Nachtbus nach Puno ging, verzockten Julia und ich unser Kleingeld.
Wir hatten mit so wenig Geld noch nie so viel Spaß (Einsatz 3 Cent, unser maximaler Gewinn 8 Cent). Wir jubelten jedoch als wären es Millionen gewesen und erfreuten damit die Peruaner und brachten den Laden ordentlich zum Laufen. Dann ging es zur Pizzeria und wir gönnten uns ein letztes gemeinsames Abendessen mit Pizza, Lasagne und einer süßen Dessert-Pizza. Das Essen war schon gut, aber der Abend war richtig gut dank der Gesellschaft. Wir freuen uns schon auf ein Revival in Berlin!
Auf zum Titicaccasee mal schauen was uns da erwartet!
PS: Das Video vom Inka Trail hat es leider wegen der schwachen peruanischen Internetverbindungen noch nicht online geschafft. Das wird aber nachgereicht.