Huskies, Wale und Polarlichter, ach ja und Julis Geburtstag!

Angekommen in Tromsø, einem verschlafenden Städtchen nördlich des Polarkreises, wünschte man sich die lange Unterwäsche herbei. Tromsø ist neben der nördlichsten Kathetrale auch Ausgangspunkt für Arktisexpeditionen. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten, wollten wir die City unsicher machen. Doch diese war schnell erkundet und so kehrten wir in einen Pub ein. Natürlich nur um das lokale Bier zu verkosten.

Geburtstagsumtrunk - Tromso

Geburtstagsumtrunk – Tromso

Herrn Mack, Bäckergeselle aus Braunschweig, fiel 1877 auf, dass der Stadt eine Brauerei fehle und behob diesen Fehler. Und so ergeben norwegisches Fjellwasser und deutscher Hopfen ein leckeres Geburtstagsgetränk und die nördlichste Brauerei der Welt.

Wir wollten den Tag in der Sauna ausklingen lassen, doch dann sahen wir noch den Jacuzzi unter freiem Himmel!

Tony, die kleine Frostbeule, zögerte erst und wir wollten es schon fast sein lassen, doch dann bemerkten wir, dass die Leute im Jacuzzi alle gespannt zum Himmel gucken. Also warfen wir die Handtücher von uns und hüpften ins heiße Wasser. Unsere Blicke gen Himmel gerichtet, sahen wir nichts, gar nichts!

Da tanzt es für das Geburtstagskind - Tromso

Da tanzt es für das Geburtstagskind – Tromso

Dann wurden wir jedoch in die Geheimnisse des Polarlicht-Guckens eingeweiht, „Wenn du denkst, es ist eine Wolke, aber du siehst die Sterne, dann ist es das Polarlicht.“. Aha! Wir fragten uns dann aber, ob das jetzt schon alles ist?!

Doch es wurde immer stärker und dann tanzte Aurora borealis sogar für mich zum Geburtstag! Ich bin mir sehr sicher, dass es nur für mich war!

Man konnte nicht genug bekommen - Tromso

Man konnte nicht genug bekommen – Tromso

Aurora-Fakt des Tages: Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten die Atmosphäre der Erde treffen und diese ionisieren. Bei der nach kurzer Zeit wieder erfolgenden Entladung wird Licht ausgesandt.

Nachdem uns der Hotelangestellte gegen 23 Uhr aus dem Wasser gescheucht hat, guckten wir eben von unserem Zimmer aus weiter!

Wenn ich jetzt schreibe, dass wir noch im Dunkeln aufstehen mussten, kann das hier im hohen Norden ja vieles sein. Postgeburtstag klingelte aber 7:30 der Wecker und es ging zum Frühstück. Tony lud sich Speck und Bohnen auf den Teller, doch so kommt mir das norwegische Frühstück nicht davon! Feststellung des Morgens: Eine Fischbulette und sauer eingelegter Hering harmonieren super zu einem Marmeladenbrötchen! Die Heringschwärme lockten nicht nur mich hierher sondern auch jährlich die Buckelwale und Orcas. Doch dazu später mehr.

Nach einer kurzen Fahrt ins Umland ging es hinaus zu einem wilden hungrigen Wolfsrudel?! So klang es zumindest! Es waren zum Glück doch nur gesättigte Huskies, die zum Gassi gehen drängelten 😉

Fix in der Hütte in die Arktisbekleidung und die Schneeboots gesprungen, suchten wir uns Britney, Whitney, Zimba, Alaska und Action aus und los ging es!

Bereit - Tromso

Bereit – Tromso

Es gab eine kurze Einweisung, wie man die Hunde dazu bringt anzuhalten – kurz gesagt volles Körpergewicht auf die Bremse zusammen mit einem urschreiähnlichen Wikingerruf „Whooooaaaa“!

Bording completed - Tromso

Bording completed – Tromso

Danach erklärte er uns noch, dass wir immer einen Fuß auf der Bremse und eine Hand am Schlitten haben sollen, denn die Hunde nehmen keine Rücksicht bei Verlust von Beifahrer oder Fahrer! Sie rennen einfach weiter!

Drei Jungs und drei Mädels - Tromso

Drei Jungs und drei Mädels – Tromso

Es ging dann gut zweieinhalb Stunden durch die Wildnis. Immer mal schlug einem ein Ast oder Schnee ins Gesicht. Natürlich gab es auch mehrere Fahrerwechsel! Sicher könnt ihr euch denken bei wem der Schlitten fast im Graben lag?!

Ich könnte mir gut vorstellen die S-Bahn gegen einen Huskeyschlitten zu tauschen.

Der Herr lässt sich fahren - Tromso

Der Herr lässt sich fahren – Tromso

Bei leichten Anstiegen wurde fleißig mit angeschoben, wir wollten es uns ja nicht mit unseren Hunden verscherzen! Während der Pause wurde auch mit allen Hunden gespielt und geknuddelt!

Aber seht selbst….

https://youtu.be/-XKk-z2dsVs

Danach ging es auf die 35km entfernte an der Westküste gelegene Insel oder eher Inselchen Sommarøy. In unserem Arctic Hotel gab es ein wohl mundendes 3-Gänge Menü.

Der Norweger isst gut - Sommaroy

Der Norweger isst gut – Sommaroy

Plötzlich kam die Kellnerin mit einem Teller Fleisch zum probieren zu uns – Walfleisch! Mutig nickten wir und hatten jeder ein kleines Stück auf dem Teller. Nach ausgiebiger Betrachtung und anpieksen mit der Gabel, kamen wir optisch zu dem Schluss, dass es wie Wild aussah. Dann hieß es probieren. Wir kauten und kauten und guckten in die anderen verunsicherten Gesichter und kamen zu dem Schluss – schon irgendwie lecker! Sehr zart und schmeckt etwas nach Leber. Ja, ich höre euch schon aufschreien. Auch ich als ehemaliges Greenpeace Mitglied und Free Willi Dauerschleifengucker hatte ein schlechtes Gewissen! Wir haben es ja nur gegessen, weil es schon auf dem Teller lag, bestellen würden wir es uns nicht. Es war übrigens Zwergwal, der in Norwegen noch nach Fangquote gejagt werden darf.

Dann ging es mit Stativ und Kamera raus in die Nacht um wieder das Polarlicht zu jagen!

Immer stärker werdend - Sommaroy

Immer stärker werdend – Sommaroy

Es dauerte wieder ein wenig bis es stärker wurde, aber wir verharrten tapfer hinter einem Steinhaufen als Windschutz. Wie eh und je schlecht auf Wanderungen vorbereitet, hatten wir statt Taschenlampe nur den Flachmann mit! Dieser führte Tony dann zu dem Ausspruch: „Entweder der Whiskey wirkt oder das Nordlicht bewegt sich jetzt wieder?!“

Ich versuche ja fast immer meine Erwartungshaltung so niedrig wie möglich zu halten, doch vor dem Walausflug gelang es mir nicht. Ich drohte schon damit in Tränen auszubrechen, wenn wir nichts sehen. Aber es war ziemlich windig und der Guide machte direkt jegliche Hoffnungen zu nichte als er meinte: „Heute wird es sehr schwer!“

Doch dann nach nicht einmal zehn Minuten brüllte er: „Orcaaaaaaaas, right side!“ Natürlich waren noch alle Kameras gut verpackt! So zog das Orcaweibchen mit Baby bildlos an uns vorbei.

Also erstmal Landschaft genießen mit Kamera und Fernglas im Anschlag.

Kein Wal in Sicht - Sommaroy

Kein Wal in Sicht – Sommaroy

Plötzlich ein Anruf: Auf der anderen Seite der Inseln wurden Buckelwale gesehen. Der Kapitän schlug das Steuerrad ein und volle Fahrt voraus! Ich nahm direkt den Platz beim Kapitän ein!

Juli beim Kapitän - Polarmeer

Juli beim Kapitän – Polarmeer

Angekommen – nichts! Außer der ein oder anderen Welle in Gesicht – Polarmeerspülung mit Eispeeling!

Wo sind sie nur? - Polarmeer

Wo sind sie nur? – Polarmeer

Doch dann in der Ferne und auf uns zukommend: Orcaaaaaaas!

Endlich zeigt er sich - Polarmeer

Endlich zeigt er sich – Polarmeer

Es war so zauberhaft! So schöne Tiere nur 6 Meter neben uns!

Unnützes Orca-Wissen:
Das sie Heringsschwärme mit Hilfe von einem „Käfig“ aus selbst erzeugten Luftblasen an die Oberfläche treiben und dann fressen, ist wohl jedem bekannt! Doch wusstet ihr, dass Orcas Möwen jagen, in dem sie zerkauten Fisch als Köder auf die Meeresoberfläche spucken und dann warten bis der doofe Vogel zum fressen kommt.

Überwältigt fielen wir in einen Mittagsschlaf, wohl verständlich, wenn die Sonne 14:22 Uhr untergeht.

So waren wir abends bereit für unsere nächste Polarnacht! Diesmal suchten wir uns einen kleinen Hügel mit Meerblick und ohne störende Beleuchtung heraus! Und das zauberhafte Nachtspektakel ließ nicht lange auf sich warten.

Aurora borealis - Sommaroy

Aurora borealis – Sommaroy

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, erblickten wir ein Winterwunderland vor unserem Fenster. Schnell genossen wir ein letztes fischiges Frühstück, schlüpften in die lange Unterwäsche und zogen durch den Schnee über die Insel.

Wie immer unterschätzten wir den Wind an der Küste und wenn er dann noch aus der Arktis kommt, wurde ich den ein oder anderen Meter über das Eis geweht! Aber ich war nun endlich einmal mit meinen Winterstiefeln am Strand das hatte schon was!

Sprung am Strand und Schnee - Sommaroy

Sprung am Strand und Schnee – Sommaroy

Zum Aufwärmen ging es danach in den Hot Pool und in die Sauna. Ich gestehe es war mein erstes mal und dann so richtig heiß! Ich ningelte direkt rum „mir ist warm“, „wie lange noch?“, „kann ich mal die Tür aufmachen?“. Aber es gab wie gewohnt keine Gnade! Ich fühlte mich wie im Fegefeuer!
Doch die wirkliche Prüfung stand noch bevor! Tony erklärte danach müsste man ins Eiswasser und schwafelte irgendwas von Kreislauf, Gefäße und gesund! Also machten wir es den Norwegern nach! Und so verabschiedeten wir uns von Norwegen mit einem Sprung ins eisige Polarmeer!

Farvel snart

PS: Noch mehr Bilder gibt es wie immer im Fotoalbum Norwegen.

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