Mein Geburtstag nahte und so würde ich gerne erzählen können, dass mich Tony mit meinem Herzenswunsch, die letzten freilebenden Gorillas in Uganda zu sehen, überraschte. Doch wir kennen ihn und so plante ich meinen Geburtstagsausflug und er musste nur fertig angezogen am Dienstag neben seinem gepackten Rücksack stehen.
Wir landeten 5 Uhr morgens, doch unsere Autovermietung startete erst um 7 Uhr, sodass wir uns mit dem lokalen Bier vertraut machten. Dann fix Zähne geputzt und schon kam auch Karim unsere Fahrer.
Es ging einen super neuen Highway entlang und sofort dachten wir, dass wir auch easy hätten allein fahren können, doch dann kam der erste „Verkehrsknotenpunkt“ – wilder Verkehr, Kühe, Menschen die sämtlichen Zeugs verkauften, todesgrusselige Riesengeier und unzählige Menschen, die um das Auto herumstanden.
Unser Frühstücksbier verlangte nach einer Sättigungsbeilage. Wir erklärten Karim direkt, dass er uns nicht in einer Touri Bude absetzen soll, wir wollen da essen wo er isst. Und dann saßen wir auf Plastestühlen und hatten Bananenbrei, Gemüse (ich denke es waren sowas wie kleine Auberginen) und ein nicht zu identifizierendes Stück Fleisch. Wir haben es gut vertragen. Und weiter ging es, doch die Müdigkeit übermannte uns. Plötzlich hielten wir und Karim fragte, ob wir interessiert seien, total verdutzt stimmten wir zu und schon standen wir an einer Wasserschale?!
Und schon ging die „Show“ los – Ähm wissenschaftliche Experiment!
Auf der Nordhalbkugel drehte sich der Strudel im Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel entgegen und genau auf Null drehte sich die Blüte nicht. Ich schiebe es auf den Schlafmangel, aber wir waren begeistert, als es dann noch ein Zertifikat mit Stempel gab und ich mich in ein Buch eintragen musste, hatte er mich.
Besserwisser Tony meinte, es handele sich um die Corioliskraft, wie ich sowas nicht wissen könne. Ähm also meine „wissenschaftlichen Recherchen“ ergaben, dass es Fake ist….
Unser Tagesziel war der Mburo Nationalpark. Hier bezogen wir unser Safarizelt mit Blick über den Park.
Nach einen kleinen Nap waren wir dann fit für die Night Safari. 60$ wechselten den Besitzer und ein Ranger mit AK 47 und einer altertümlichen Lampe, die an die Autobatterie angeklemmt wurde, stieg in unser Auto und los ging es.
Wir fanden viele Zebra- und Impalaherden, die ihr Late Dinner zu sich nahmen.
Doch wir wollten mehr… Plötzlich entdeckte der Ranger einen Leoparden. Er lief ganz gemächlich durchs Gras und begleitete uns 100m. Alle waren ganz begeistert. Danach folgte noch eine kleinere Wildkatze, die uns mit ihren großen Augen anschaute.
Am Ende überraschten wir noch eine Büffelherde, die sich aber nicht von uns stören ließen.
Am nächsten Morgen wollten wir noch näher ran. Unser zahnloser Ranger erwartete uns zur Walking Safari. So ging es wieder bewaffnet durch den Busch.
Er (in Gummostiefeln) trietzte uns (in Nike Free) durch den Sumpf und so patschte es bei jedem Schritt, doch wir kamen ganz nah an Zebras, Wasserböcke und Warzenschweine heran.
Fun Fact zum Warzenschwein: Wir wunderten uns, dass sie vor uns wegrannten, dann aber nach wenigen Sekunden blieben sie stehen und schauten sich um. Sie haben nämlich nur ein Kurzzeitgedächtnis von 6 Sekunden und vergessen warum und vor wem sie fliehen und schauen sich lieber nochmal um.
Dann sahen wir einen Büffel, dieser sei der Grund für die Waffe, weil er aggressiv auf Menschen reagieren kann. Und man ihn hinter Büschen oft überrascht – da wurde uns schon etwas mulmig.
Stolz zeigte er uns den Vogel, der nur Zwitschert wenn eine Schlange, ein Mensch oder wieder ein Büffel in der Nähe ist. Wir fragten ihn verunsichert, ob der Vogel wegen uns zwitschert?! Er ganz trocken: „Hoffen wir mal…“
Es war eine super nahe Erfahrung, dass müsst ihr auch mal machen.
Danach machten wir einen Game Drive durch den Park und fanden Hippos und Giraffen. Karim erlaubte uns auszusteigen und näher ranzugehen, sollen nur aufpassen, dass wir nicht auf eine Schlange oder einen Leoparden treten 😱 und drehte sich um und telefonierte.
Wir waren ganz allein mit den 10 Giraffen, schauten aber hinter jeden Busch nach Büffeln.
Am nächsten Tag stand ein Roadtrip Richtung Südwesten an. Auf dem 7h Trip machten wir einen Lunchstop in Kabale und verköstigten uns in einer Kantine. Damen öffneten die Töpfe und man nickte oder huschte zum nächsten.
Unser Ziel war der Bwindi Nationalpark und die Gorilla Valley Lodge erwartete uns. Davor mussten wir noch einen Fluss queren, weil die Brücke nachgegeben hatte.
Wie immer gab es ein Briefing in der Unterkunft! Die wichtigste Info war, dass man nicht beunruhigt sein soll, wenn man nachts Schüsse hört. Damit werden nur die Waldelefanten vom Grundstück verscheucht.
Wir ließen den Abend am Kaminfeuer mit Bier und einer einstimmenden – ja ich gestehe nerdigen – Lektüre ausklingen.
Wir haben beide die Nacht so so unruhig geschlafen, weil wir so aufgeregt waren, schlimmer als beim Staatsexamen oder so. Deshalb waren wir auch vor dem Wecker wach und saßen pünktlich 6:30 im Wanderschuh beim Frühstück.
Unser vorher bereits fest gebuchter Eingang war Rushaga. Hier gab man seinen 600$ teuren Zahlungsbeleg ab, zeigte den Pass vor und trug sich in ein halbfeuchtes „hochseriöses“ Buch ein und die Zwei Männer an dem provisorischen Tisch waren zufrieden.
Um 8 Uhr – also eher afrikanische 8 Uhr – ging das Briefing los. Take home message war, dass die Gorilla Population im Park ansteigt und dass man die Hose in die Socken stecken soll, wegen der Armeisen.
Spoiler: Beim Chimp Trekking hielt Tony das nicht für nötig. Es war ein Spaß zuzusehen, wie er im Auto rumsprang als eine Ameise, sagen wir mal, im Schlüppibereich unterwegs war 🤪
Dann wildes Gemauschel unter den Guides (unser Fahrer stand ganz desinteressiert am Rand und telefonierte). Jetzt wurden die Gorillafamilien zugeteilt. Ich befürchtete schon schlimmes. Bekommen die überteuert-abgezogenen halbtoten Pauschaulreiserentner jetzt etwa die guten Familien?!
Nächster Schock: Unsere Familie hatte noch nicht einmal ein Namensschild 😔 So stellten wir uns mit gemischten Gefühlen der Gruppe vor. Es waren zwei halbwegs fit wirkende Frührenterehepaare aus Kanada, die sich aber direkt einen Porter gönnten. Ich natürlich auch, nur meinen kennt ihr 🤓
Lustiger Fun Fact: Die Touristen, denen man schon makroskopisch wenig zutraute, haben die Gorillafamilie am nächsten dran bekommen. Direkt vom Gate ist man also mit der Asiatengruppe losgelaufen zum Dorfgorilla…
Wir sind nochmal über eine halbe Stunde mit dem Jeep an den Rand des Jungles gefahren.
Dann ging es zu Fuß in den Jungle, erst noch auf einem kleinen Pfad (wo wir bereits fast die erste Kanadiern verloren hätten, wegen ihres unsicheren Ganges).
Felix unser Guide hatte engmaschig Walkie-Talkie Kontakt zu den Scoutern und wir verließen den „Pfad“. Zwischendurch sah er recht verzweifelt aus und wir irrten durchs Dickicht.
Dann ein Hauch Hoffnung – frische Gorilla Poo und angeknabberte Früchte. Ihr glaubt gar nicht wie aufgeregt sich ein Homo sapiens an einer von einem Menschenaffen angefressen Feige erfreuen kann.
Dann der erlösende Funkspruch (nach knapp 3h bergauf-lastigem Walk): Die Familie läuft ebenfalls bergauf und ruht sich jetzt aus. Wenige Minuten später standen wir vor dem einem der beiden Silberrücken.
Es war beeindruckend wie dieser 200kg schwere Gorilla einen anschaute und regelrecht gelangweilt von uns wirkte.
Es raschelte links von uns und da zeigte sich der Rest der Familie (weitere 9 Gorillas – der richtige Silberrücken, vier Babys, ein junges Männchen und drei Weibchen). Schon jetzt ahnte ich, dass wir doch nicht den Rest bekommen haben, sondern die beste Gorillafamilie, die es gibt.
Wir setzten uns circa fünf Meter von den spielenden Babys und beobachteten das Treiben. Die Neugier der Kleinen war geweckt…
Der Dreijährige tapste dann auf mich drauf zu und ja – er fasste mich an nicht andersrum! Er rummst gegen meine Beine (ich werde nie wieder diese Hose waschen können). Er streifte dabei meine Rückhand und fühlte sich an wie eine Wolke. Okay, eine raue, sandige und feuchte Wolke. 😍
Aber genug mit den Liebeleien, kommen wir zu den harten Fakten:
Population in Uganda leicht ansteigend (knapp 700 Berggorillas) – trotzdem vom aussterben bedroht
98,3% identische DNA Sequenzen mit uns, doch wir sollten noch einen näheren Verwandten finden 🤓
Plötzlich war Unruhe zwischen den Damen in der Gruppe (gewöhnliche Zickereien unter Girls). Dies wurde vom Silberrücken, der durch unsere Gruppe stürmte, jedoch direkt im Keim unterbunden.
Und uns bot er eine gute Show. Alle hielten kurz die Luft an – unvergesslich.
Doch die Stunde verflog und wir mussten uns langsam verabschieden, das schien das Baby gespürt zu haben und präsentierte sich noch einmal in seiner unbeschreiblichen Schönheit wenige Zentimeter vor uns.
Dann ging es wieder quer durch den dichten Wald zurück zum Ausgangspunkt.
Nach weiteren zwei Stunden waren wir zurück von unserem Gorilla Trekking und die Freude stand sogar dem Guide ins Gesicht geschrieben – es sei ein richtig guter Tag gewesen.
Dann kam es zur feierlichen Zertifikatübergabe und die Dorfbewohner führten einen Tanz zu unseren Ehren auf – naja vielleicht wollten sie einen kleinen Obolus dafür und dann musste man sich die Holzschnitzereien anschauen und ich gestehe wir haben mit all diesen Glücksgefühlen uns für den Kauf eines Magneten in Gorillaform hinreißen lassen.🤪
Den Abend ließen wir am Feuer ausklingen und schauten uns die ganzen tollen Gorillabilder an (selbst Tony war ganz verzaubert).
Wie es in Uganda weitergeht…im nächsten Eintrag!
Die Juli