Geburtstagsausflug

Mein Geburtstag näherte sich und da ich mir zum Ziel gesetzt habe an meinem Geburtstag immer ein neues Land zu besuchen, musste ein Flugticket her. Das wurde zügig und günstig gefunden – es ging nach Lissabon.

So hieß es am 25.01. gegen 14 Uhr Boarding. Als wir in Lissabon ankamen, warfen wir bei 15 Grad die Jacken von uns und es ging mit der Metro in das Zentrum und dann nach Bairro Alto (das Szeneviertel der Stadt). Schnell legten wir unseren kleinen Rucksack ab und zogen hungrig durch die Straßen. Doch erste Verwunderung – gegen 19 Uhr hatten die meisten Lokalitäten noch zu.
Wir schlenderten am Hafen entlang und fanden in einer Markthalle das portugiesische Nationalgebäck – Pastéis de Nata – Vanille-Sahnetörtchen in knusprigem Blätterteig. Schnell wurden zwei bestellt und es war um uns geschehen. In den Folgetagen werden wir mindestens zweimal am Tag in dieser Manufaktur einkehren.
Doch was sind die Pastéis de Nata und was macht sie so lecker, dass sogar Tony die unzähligen Kalorien egal waren.

Pastéis de Nata - Lissabon

Pastéis de Nata – Lissabon

Unnützes Gebäckwissen:
Die Geschichte besagt, dass Anfang des 19. Jahrhunderts neben dem Hieronymuskloster eine Zuckerfabrik stand. Als der religiöse Orden im Zuge der Revolution aufgelöst wurde, begannen die Mönche als Überlebensstrategie die Pastéis neben der Zuckerfabrik zu verkaufen. Das Rezept ist erhalten geblieben und streng geheim. Wer in der Manufaktur anfängt muss eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen.

Nach dieser kleinen süßen Stärkung musste etwas Ordentliches her und wir stolperten in ein Fado-Lokal. Fado ist der portugiesische Klage- oder Schicksalsgesang. Seinen Ursprung hat der Fado in den Armenvierteln von Lissabon, wo er zunächst in den anrüchigen Kneipen vorgetragen wurde. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten.

Fadosänger - Lissabon

Fadosänger – Lissabon

Die Besetzung ist meist ein Sänger oder eine Sängerin, die von zwei Gitarren begleitet werden.

Essen gab es zum Glück auch. Wir bestellten den traditionellen Bacalhau – den Trockenfisch. Man sagte uns, dass man um wirklich in Lissabon gewesen zu sein, mindestens einmal den Bacalhau gegessen haben muss. Die Portugiesen lieben ihn, das zeigt die Statistik – pro Jahr und Person werden durchschnittlich 7 Kilogramm ungewässerter und 15 Kilogramm gewässerter Bacalhau verzehrt! Wir fanden es eher ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Bacalhau im Fadolokal - Lissabon

Bacalhau im Fadolokal – Lissabon

Abgerundet wurde der Abend mit – wie sollte es anders sein – einer Flasche Rotwein und dann fielen wir ins Bett.

Am nächsten Tag machten wir uns nach den obligatorischen Pastéis de Nata los und erkundeten die Altstadt. Wir besuchten Kirchen und Aussichtspunkte. Darunter war die Igreja de São Roque, hier hörte man Brasilianer auf die Portugiesen schimpfen, da diese Kirche so reich mit Gold geschmückt ist, das natürlich aus Brasilien stammte. Dem weinen die Brasilianer wohl immer noch hinterher.

Igreja de São Roque - Lissabon

Igreja de São Roque – Lissabon

Dann fing es an zu regnen und wir waren zur Einkehr gezwungen und fanden uns in einem kleinen Lokal mit Papiertischdecke und vielen Locals wieder. Ich testete die gegrillten Sardinen und Tony die Shrimps. Als der Regen aufgehört hatte, schlenderten wir durch Alfama – den Altstadtkern.

Fisch ist gesund - Lissabon

Fisch ist gesund – Lissabon

Wisst ihr eigentlich, wie hügelig Lissabon ist?! Wieder eine Stadt der sieben Hügel und da macht das ganze Laufen schnell hungrig und wir wurden vom Duft gebratener Chorizo angelockt.

Gebratene Chorizo - Lissabon

Gebratene Chorizo – Lissabon

Den Abend ließen wir in einer Weinbar ausklingen. Tony gönnte sich das Portwein-Tasting und ich konnte keinen Rotwein mehr sehen, sodass ich ganz stillos einen fruchtigen Weißwein bestellte.

Am Freitag machten wir Belém unsicher. Mit der Straßenbahn ging es sechs Kilometer westlich in die ehemalige Königsresidenz und heutigem Regierungspalast.

Ein Wahrzeichen ist das Hieronymuskloster – das mit den Pastéis de Nata 😉

Mosteiro dos Jerónimos - Lissabon

Mosteiro dos Jerónimos – Lissabon

Das Kloster wurde von Manuel I. in Auftrag gegeben, kurz nachdem Vasco da Gama von seiner ersten Indienreise zurückgekehrt war und steht an der Stelle wo eine kleine Kapelle stand, in der Vasco vor seiner Abreise ein letztes Gebet gesprochen hat.

Unnützes Vasco Wissen:
Im Auftrag des portugiesischen Königs Manuel I. machte er sich auf die Reise, um einen Seeweg nach Indien zu finden, was ihm Ende des 15. Jahrhunderts auch gelang. Auch da Gama fielen die Symptome der Skorbut auf und er bemerkte, dass die Erkrankten ein instinktives Verlangen nach frischen Früchten verspürten, daraufhin ließ Vasco frische Orangen mit an Bord tragen. Diese Orangenbäume sieht man an unzähligen Stellen in ganz Lissabon als Gedenken an die großen portugiesischen Seefahrer.

So muss ich festhalten: Vasco war auch ganz cool, aber kein Kapitän James Cook!

Seefahrerdenkmal - Lissabon

Seefahrerdenkmal – Lissabon

Dann findet man in Belém ein weiteres Wahrzeichen – den Torre de Belém. Einen Turm der die Glanzzeit des portugiesischen See- und Handelsimperium versinnbildlicht. Als Leuchtturm auf einem Felsen im Mündungstrichter des Tejo gelegen, begrüßte er die ankommenden Entdecker und Handelsschiffe.

Torre de Belém - Lissabon

Torre de Belém – Lissabon

Nun war der Entdecker in mir wieder geweckt und ich wollte mich nicht mehr nur mit dem Fluss zufrieden geben, der Altantik musste her. So setzten wir uns in den Zug und es ging in 20 min an die Küste des Städtchens Cascais.

Atlantikküste - Cascais

Atlantikküste – Cascais

Meine waghalsige Idee doch mal die Füße reinzuhalten wurde von einem erneuten Regenschauer davon gespült. Sodass wir wieder zur Einkehr bei Wein & Tapas gezwungen wurden.

Zurück der City setzten wir uns in die legendäre Tram 28. Sie ist besonders, weil sie für eine Straßenbahn mit einer Spurweite von 90cm außergewöhnlich steile Strecken – darunter mit 13,5% Steigung einen der steilsten Abschnitte weltweit – und enge Kurven in den schmalen Altstadtgassen befährt.

In der Tram 28 - Lissabon

In der Tram 28 – Lissabon

Ich überlegte dann, wie ich in meinen Geburtstag reinfeiern wollte und fand ein Pub Crawl. Für die älteren unter euch, man zahlt 15€ bekommt ein farbiges Bändchen um, zieht mit einer großen Gruppe meist bereits Angetrunkener durch mehrere Bars und trinkt eher minderwertigen Alkohol.
Ein Highlight bei uns war eine Stunde Freibier! Bier lagert hier aber bei -1 Grad, sodass wir unsere recht hoch angepeilte Trinkfrequenz leider nicht ganz halten konnten. Aber alles im Allem war es sehr lustig…

Mein erster Geburtstagswunsch war danach einfach erst einmal ausschlafen. Gegen Mittag genossen wir den Ausblick vom Pantheon. Wir wollten uns ein Bauwerk, das etwa drei Jahrhunderte Bauzeit in Anspruch nahm, nicht entgehen lassen (das kann der BER vielleicht noch schlagen).

Im Pantheon - Lissabon

Im Pantheon – Lissabon

Am Abend lud mich Tony in ein wirklich sehr leckeres Restaurant im Estrella Viertel ein. Wir schlemmten uns durch die Karte – begannen mit Tunfisch, Octopus, Beef mit gegrillten Pilzen und Riesengarnelen die ein intensives Knoblauchbad genossen hatten. Gänzlich satt und froh fielen wir ins Bett.

Geburtstagstunfisch - Lissabon

Geburtstagstunfisch – Lissabon

Am Sonntag nutzen wir die Sonnenstrahlen und fuhren mit der Fähre über den Tejo und machten uns auf zur Christusstatue. Assoziationen an die Christusstatue in Rio de Janeiro sind nicht zufällig. Der kardinal von Lissabon sah sie 1934 auf einer Reise nach Brasilien und wollte seitdem ein entsprechendes Monument in Portugal, bei einer Bischofsversammlung wurde dann ein Gelübde abgelegt, dass der Bau beginnen solle, wenn Portugal nicht in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen würde – und so war es ja dann auch.
Um die ganzen Pastéis de Nata zu verbrennen, liefen wir den Berg hinauf. Oben angekommen stiegen wir aus dem Fahrstuhl und wir erlebten den fiesesten Nieselregen den ihr euch vorstellen könnt. Da fühlten wir uns nicht wie in Rio de Janeiro 🙁

Leider nicht Rio - Lissabon

Leider nicht Rio – Lissabon

Also griffen wir auf unsere altbewährte Taktik zurück – schnell in einem Lokal einkehren.

Letzter frischer Fisch - Lissabon

Letzter frischer Fisch – Lissabon

Und so überstanden wir den Regen mit einem leckeren Fisch und einem letzten Glas Wein.

So kehrten wir von 15 Grad und Möwen in der Stadt zu -2 Grad in Berlin zurück. Nur der Regen ist uns geblieben… Aber zum Glück habe ich schon eine neue Idee für den nächsten Geburtstagsausflug.

Noch ein paar mehr Bilder gibt es im Album von Lissabon.

Ein Kommentar zu “Geburtstagsausflug

  1. Saudações de Lisboa

    Die „Chouriço“ haben wir zwar noch nicht gefunden haben die „pasteis de „Diät finden meine Kinder auch gut

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