Geburtstag im Nahen Osten – Israel

Es war soweit. Mein Geburtstag näherte sich und mein neuer Reisepass wollte eingeweiht werden.
Ich suchte mir Israel als Ziel aus, hatten wir doch schon einige gruselige Einreisegeschichten und verhöränhlichen Szenarien gehört. Jedoch waren wir schon etwas irritiert, dass es bereits in Berlin begann. In der Schlange zum Gate wurden wir von einem Israeli zur Sicherheitskontrolle gebeten und er lief mit unseren Pässen weg. Mit ernstem Blick wurden wir dann getrennt zum Verhör gebeten. Highlights waren: “Ist das wirklich ihr Freund?”, “Wie lang seid ihr zusammen?” Bei dieser Frage sah ich, wegen Tonys schlechtem Gedächtnis, unsere Einreisechancen schon gegen Null sinken.
Jedoch punkteten wir sicher mit identischer Antwort auf: “Wer hat das Reiseziel ausgesucht?” – Julia. “Wer hat den Flug gebucht?” – Julia. “Wer hat die Tasche gepackt?” – Julia ?

Standardfragen nach Sprengstoff, Waffen und terroristischen Aktivitäten rundeten mein erstes Gespräch mit einem Israeli ab.

In Tel Aviv angekommen bestiegen wir unseren Mietwagen – eine kleine, verbeulte Schrottkarre, so wie die meisten Autos in Israel – und fuhren zum Hostel.

Zur Orientierung machten wir am nächsten Morgen eine Free Walking Tour durch die Altstadt von Jaffa, der antiken Hafenstadt mit muslimischer Prägung, die mittlerweile Teil von Tel Aviv ist.

Moschee – Tel Aviv

Es gab einen Schnellkurs durch die Geschichte und Wirrungen des Nahen Osten und des Judentum.

Danach wollten wir auch kulinarisch in Israel ankommen und kehrten nach Empfehlung im „The old man and the sea“ ein.

Wir setzten uns und plötzlich passierte dies:

Kleine Vorspeise – Tel Aviv

Die ganzen kleinen Schalen, stellte man uns ohne Aufforderung oder Blick in die Karte hin?! Trotzdem wagten wir uns noch einen Fisch zu bestellen. Wir gaben uns größte Mühe alles auf zu essen, scheiterten jedoch. Wir rollten ins Hostel zurück, wo man bereits in kunterbunter Runde die Happy Hour zelebrierte und die ein oder andere Schnapsflasche die Runde machte ?

Am nächsten Tag ging es Richtung Norden nach Haifa, bekannt durch die hängenden Gärten von Bahai. Sie gelten als Friedenssymbol und Ort der Ruhe.

Hängende Gärten – Haifa

Wir standen jedoch vor verschlossenen Toren. Die Informationstafeln ließen uns auch nicht schlau werden, sodass wir das nächste Highlight der Stadt ansteuerten – Abu Shaker! Das beste Hummus Restaurant in der Stadt. Es war sehr authentisch, wir waren die einzigen Touristen, die Karte war komplett unverständlich für uns und wir wurden mit großen Augen angeguckt.
Mit den Worten Hummus, Falafel und sämtliche Rückfragen mit Kopfnicken beantworteten, erhielten wir ein super leckeres Lunch.
Am Nachbartisch wurde der Hummus mit großen Zwiebelspalten gelöffelt – beste Hummus der Stadt eben!

Richtung Norden

Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Ursprungs des Christentums. Unsere Route führte uns zum See Genezareth. Hier erklommen wir den Berg der Bergpredigt von Jesus.

Auf zur Bergpredigt – See Genezareth

Wir fühlten mit Jesus, da wir bis zum Knöchel im Schlamm stecken und fast unsere Schuhe verloren. Seine Jesuslatschen hat er sicher eingebüßt oder bei ihm hatte es vielleicht nicht die letzten 3 Tage geregnet?!

Brotvermehrungskirche

Dann besuchten wir die Brotvermehrungskirche. Ich sehe eure unwissenden Blicke. Ich helfe euch auf die Sprünge. Hier ereignete sich die wundersame Brot- und Fischvermehrung mit der Jesus die Speisung der Fünftausend durchgeführt haben soll. Und an jeder Stelle, wo Jesus mal irgendetwas gemacht haben soll, steht heute eine Kirche!

Wasser zu Wein – See Genezareth

Wir versuchten uns an diesem heiligen Ort dann gleich mal an Jesus anderem Trick aus Wasser Wein zu machen. Wir scheiterten leider und mussten doch wieder zum Supermarkt.

Dann ging es nach Nazareth. Einer Stadt mit zauberhaftem kleinen Altstadtkern, wirren Gässchen und der Verkündigungsbasilika. Sicher weiß jeder, dass hier Maria vom Erzengel Gabriel verkündet wurde, dass sie ein Kind – und zwar den Sohn Gottes – erwartet.

Verkündigungsbasilika – Nazareth

Am Abend schauten wir uns in der Basilika dann auch noch den Kerzengang an – eine katholische Veranstaltung bei der eine Mischung aus Gläubigen und Touristen mehr oder weniger inbrünstig das Ave Maria gesungen haben und der Bischof das Bild der Maria in die Grotte getragen hat – mystisch, aber für uns auch etwas befremdlich.

An meinem Geburtstag wollte ich endlich mal baden. So passte es, dass auf dem Weg nach Süden eine warme Quelle lag – Gan HaShlosha! Wassertemperatur 28 Grad und wegen der sparsamen Außentemperatur von 14 Grad waren wir auch fast allein da. Baden zum Geburtstag – check!

Heiße Quelle – On the Road

Danach stand wieder Kultur auf dem Plan. Wir stoppten im Beit She’an, einer archäologischer Ausgrabungsstätte.

Geburtstagskind – Beit She’an

Hier blühte mein antikes Römerherz auf – Amphitheater, Badehaus und Tempel.

Nun brauchte der Tag noch etwas Spannung. Wir hatten uns entschieden den kurzen Weg zum Toten Meer durch das Westjordanland zu nehmen. Wir hatten aus dem Internet wieder Geschichten über Kontrollen länger und präziser als am Flughafen mit stundenlanger Wartezeit gehört. So hatte ich mein Geburtstags-Wegbier vor der Grenze schnell geext und unsere Pässe griffbereit. Doch es passierte nichts! Wir konnten einfach durch eine offene Schranke fahren und der Grenzsoldat hat nur freundlich gegrüßt.

Nach eher unspektakulärer Fahrt durch das palestinensische Westjordanland begrüßte uns das Tote Meer mit einem traumhaften Panorama.

On the Road – Totes Meer

Unnützes Totes Meer Wissen:
Der Luftdruck ist 5 % höher als der Druck auf Meeresniveau. Diese dichtere Atmosphäre absorbiert zusammen mit dem Wüstenstaub und dem ständigen Dunstschleier aufgrund der starken Verdunstung einen größeren Teil der Ultraviolettstrahlung als auf Meeresniveau. Die kurzwelligen UVB-Strahlen werden dadurch um ca. 30 Prozent gegenüber nahe gelegenen Orten, die 300 Meter über dem Meeresspiegel liegen, verringert. Wir haben trotzdem vorsichtshalber Sonnencreme aufgetragen…

Schnell schlüpften wir in den Hotelbademantel, liefen über die Straße zum Strand und sprangen ins Wasser.

Einfach mal treiben lassen – Totes Meer

Das Wasser war mit 21 Grad recht erfrischend. Ich trieb bereits mehr als 10 Minuten umher bis es Herr Adam, der Warmbader, es dann auch schaffte. Danach haben wir uns im Indoor Salzwasserpool aufgewärmt.

Der nächste Morgen startete noch vor dem Sonnenaufgang mit dem Schlangenpfad (700 Stufen und das in meinem Alter 😉 ) Dieser Weg führte uns zu der jüdischen Festung Masada.

Blick in Canyon – Masada

Oben angekommen erwartete uns der Sonnenaufgang und die Überreste der Anlage von König Herodes, die er etwa zwischen 40 v. Chr. und 30 v. Chr. errichten ließ.

Festung Masada

Danach ging es endlich nach Jerusalem oder vielmehr erstmal nach Bethlehem. Es bedeutete wieder ins Gebiet der Palistinenser. Die Einreise gestaltete sich wieder simple, nicht einmal der Pass musste gezückt werden! Gleich hinter der Mauer wechselte das Straßenbild, es war dreckiger, der Verkehr „arabischer“ und ein Kamel stand an der Tankstelle.
Unser Ziel hier war die Geburtskirche von Jesus. Am mutmaßlichen Geburtsort in der Geburtsgrotte wurde ein silberner Stern mit der Inschrift Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est („Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren“) angebracht. Hier warfen sich die Leute auf den Boden und küssten den Stern – da merkten wir, dass wir aus Versehen in eine christlich orthodoxe Reisegruppe geraten waren.

Am nächsten Tag wollten wir den anderen beiden großen Weltreligionen eine Chance geben – oder anders ausgedrückt, wir machten eine Tour durch Old Jerusalem!

Unser Guide führte uns durch das jüdische Viertel zum unbekannten Teil der Klagemauer, wo Männer und Frauen zusammen hindürfen.

Klagemauer – Jerusalem

Die Klagemauer ist die Westmauer des Tempelberges und er erklärte uns die Ursprünge des Judentum und Islam an diesem Ort.

Dann nutzten wir das enge Zeitfenster für Nicht-Muslime von 12:30-13:30 Uhr um auf den Tempelberg zu gelangen.

Der Gipfel ist durch künstliches Plateau erweitert, auf dem ursprüngliche der Jüdische Tempel stand und wo sich heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Mosche befinden. Der Tempelberg für das Judentum der heiligste Ort und für den Islam die drittheiligste Stätte. Mit seiner wechselhaften Geschichte ist er einer der umstrittensten heiligen Orte der Welt und ein Hauptgrund für die Spannungen im nahen Osten.

Felsendom – Jerusalem

Danach war wieder das Christentum an der Reihe, das ebenfalls in Jerusalem eine wichtige Rolle spielt. Wir beschritten die Via Dolorosa, wo Jesus sein Kreuz entlang trug und endeten an seinem Kreuzigungsort. In der Grabeskirche gab es Gläubige aus aller Welt zu sehen, die hofften, dass der heilige Geist auf sie über geht und hygienisch sehr fragwürdige Steine küssten.

Grabeskirche – Jerusalem

Um noch mal einen Überblick zu gewinnen, ließen wir es uns dann nicht nehmen noch den Ölberg und den Berg Zion’s zu erklimmen.

Blick auf Jerusalem – Ölberg

Jüdisches Gebet – Jerusalem

Religiös völlig überladen konnten wir unseren letzten Abend dann nur mit anderen Ungläubigen im Hostel mit einigen Bier verarbeiten und ausklingen lassen.

Man muss nicht religiös sein um vom heiligen Land fasziniert zu ein – wechselhafte Geschichte, abwechslungsreiche Landschaft und viele weltoffene Menschen. Wir kommen gerne wieder!

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