Ich konnte mich dann doch von den Erdmännchen trennen, darf aber jeder Zeit wiederkommen.
Am Nachmittag rollten wir dann nur noch ein Stück an der Makgadikgadi Salzpfanne entlang und schlugen unser wildes Nachtlager an einem Wasserloch auf.
Die Salzpfannen, mit etwa 16.000 km2 die größten der Welt, sind die Überreste eines riesigen Sees, der einst einen großen Teil von Nordbotswana bedeckte. Als Chobe und Sambesi vor ein paar Tausend Jahren ihre Flussläufe änderten, schrumpfte der See zunächst, wurde dann immer salziger und trocknete schließlich ganz aus.
Der einzige nächtliche Besuch an unserem Nachtlager waren einige Zebras, die wie wild durch das Wasser tapsten.
Unser nächster Tag führte uns weiter über die Pfanne und wir spürten das erste mal, dass Regenzeit ist – es war bedeckt und es regnete immer mal kurz.
Unser Ziel war Kubu Island – Umgeben von endlos erscheinenden Salzebenen ragt die etwa 1km lange Granitfelsenansammlung nur ca . 20 m aus der Pfanne hervor.
In unserer Karte war eine kleine Wanderung über die Insel verzeichnet und so freuten wir uns endlich mal die Beine vertreten zu können – doch scheinbar war diesen Weg schon lange keiner mehr gegangen, das wir uns mehr durch Büsche und Gestrüpp zu kämpfen hatten.
Wir fanden auch Ureinwohner, die sehr friedlich gestimmt waren.
Doch vom Viewpoint sahen wir, dass fast die ganze Inseln von Wasser umgeben war.
Wir probierten es am Rand der Pfanne entlang, doch es war wie auf Eis fahren. Tony lenkte voll nach rechts um wieder auf festen Boden zu kommen, doch ToYo rutschte munter gerade aus weiter Richtung Wasser. Wir scherzten noch über den Tipp, wenn kein Baum zum Bergen durch die Winde zur Verfügung steht, einfach das Ersatzrad eingraben und das als Ankerpunkt nutzen (sehr witzig) – aber wir schafften es in einem atemberaubenden Drift wieder auf festen Boden und nutzen dann lieber einen trockenen Pfad.
ToYo war wie in einer Salzkruste und da wir kleinen Autoexperten wissen, dass Salz nicht gut ist, musste eben am 4. Advent ein Car Wash her und mit etwas Taschengeld fanden sich da auch zwei Jungs mit ihrem Kompressor.
Wir nutzen die Zeit um das Dorf zu erkunden – doch da gab es nur eine Bar und ein „Restaurant“. Da uns die Jungs in der Bar schon ranwunken und wir nicht unhöflich sein wollten, gab es Bier und Hühnchen.
Am nächsten Morgen starten wir zeitig in die Central Kalahari und wurden mit einem Rudel Wildhunden mitten auf dem Weg belohnt.
Doch dann gab es außer der durch den Regen frisch ergrünten Kalahari nichts zu sehen, sodass Tony die magische Yami-Yami Kette wieder anlegen musste und dann passierte es.
Fanden wir drei stattliche männliche Löwen – schlafend unter einem Busch genau am Weg.
Wir machten den Motor aus und holten uns ein Getränk aus dem Kühlschrank – ach das muss ich noch erzählen, wir sind auf dieser Reise 40 Jahre gealtert. Unser Afrika-Lieblings-Getränk ist Amarula mit Milch gestreckt🤪.
Am Abend teilten wir uns die Campsite im Park mit vier Mazedoniern. Die machen in 40 Tagen sechs afrikanische Länder – von wegen wir haben immer einen straffen Reiseplan, das wäre selbst uns zu viel.
Neuer Tag (Mazedonien war bereits um 5Uhr morgens losgefahren) ging es für uns weiter Richtung Süden zur Piper Pan mit Wasserloch – heute fuhr ich und Tony war Navigator. Doch der Spruch „never change a running system” stimmt!
Die Pfütze war doch etwas tiefer als gedacht und so steckten wir fest – auch rückwärts mit den Sperren drin ging nichts – also wurde der Spaten rausgeholt.
Und so hatten wir uns schnell befreit und konnten ein Stück zurück fahren. Wir feierten uns wie toll wir das gemacht hatten und ich entdeckte eine alte Spur vorbei an der Pfütze. Die sah doch viel besser aus…
Wir fuhren keine 3m und hingen bis zur Achse und mit den Blattfedern im Dreck und alle vier Räder drehten sich gemeinsam im Schlamm der vermeintlich besseren Spur. Gut dass das unser Offroad Trainer nicht gesehen hat – kritische Passagen immer vorher ablaufen.
Wir wollten wieder versuchen rückwärts raus zu kommen. Also wieder graben – diesmal ohne Erfolg. Dann die Sandbleche – doch die Räder mit dicken Matschmantel drehten sich weiter durch. Dann der Exhaust Jack um die Bleche richtig unter die Reifen zu bekommen (Das ist wie ein robuster Sitzsack, der mit Abgas gefüllt wird um den Wagen im matschigen anzuheben. Den haben wir natürlich nicht unter die Achse bekommen und so nur das ganze Auto angehoben, aber die Achse hing weiter fest) – nichts. Stöcke noch dazwischen gesteckt um den Grip zu erhöhen – nichts.
Es kam auch keiner vorbei, der uns rausziehen konnte, sodass ich mit der Drohne (im Nationalpark eigentlich verboten) die Pfanne abflog um Ausschau nach Hilfe zu halten – nichts.
Tonys verzweifelte Idee war zum letzten Abzweig zurück zu LAUFEN um dort einen Zettel mit „Help“ und unseren Koordinaten zu platzieren, weil er meinte, dass wir es allein wahrscheinlich nicht raus schaffen und hier wohl Weihnachten verbringen müssen. Diese Idee wurde von mir als lebensmüde eingestuft und fallen gelassen. Wir waren schließlich immer noch im Park und Löwe, Leopard und co. konnten hinter jedem Busch lauern.
Ich äußerte dann die Idee, wenn es rückwärts nicht geht, warum nicht vorwärts mit der Winde probieren – schlimmer wird es ja wohl nicht mehr. Tony stimmte zu, wir zogen uns dann doch mal eine lange Hose und die Bergschuhe an und machten mit der Axt den Weg zum nächsten Baum frei.
Und es funktionierte – Mit zweimal Winde ansetzen konnten wir uns seitlich aus der Matsch-Spur ziehen und dann auf relativ festem Boden zurück fahren. Nach 4 Stunden, jeder Menge neuer Erfahrungen und unzähligen Kratzern am Körper waren wir frei.
Danach wollten wir nur noch raus, duschen und Yami-Yami verbrennen.
Wir verbrachten noch den ganzen nächsten Vormittag damit die Matschreste zu beseitigen. Es klebte überall wie Lehm oder Ton an Auto, Sandblechen, Spaten und unseren Klamotten.
Davon erholt ging es weiter durch die Kalahari in den Kgalagadi Transfrontier Park.
Wir beschlossen, da es Weihnachtsvorabend war bereits am Nachmittag unser Camp aufzuschlagen, denn ich versuchte mich an Kartoffelsalat für Heiligabend (erster Kartoffelsalat in meinem Leben mit abgewandelten Zutaten. Es gab keine saure Sahne – unsere Variante süße Sahne mit Zitrone).
Wir bekamen dann noch Campzuwachs – ein deutscher MAN KAT 6×6 17Tonner – auch mit kleinen elektrischen Problemen, sodass der Tiefkühler leer werden musste und so eine spontane Gin Hour zum Eiswürfel vernichten hermusste – Was gemacht werden muss, muss gemacht werden.
Nachts wurden wir dreimal wach, weil Löwen ganz in der Nähe brüllten. Den anderen wurde am Gate auch gesagt, dass zu 90% Löwen ins Camp kommen – Warum wurde uns das nicht gesagt?!
Am Morgen fuhren wir zeitig los und trafen wenige Meter hinter dem Camp eine (ich denke) schwangere Löwin.
Und das Weihnachtswunder ging weiter mit einer blutverschmierten Hyäne, Schakalen und Löffelhunden.
Am ausgetrockneten Riverbed war einiges los und wir fanden neben einigen Oryx auch noch ein müdes Löwenpaar.
Noch unnützes Wissen zum Oryx – sie sind am besten an das harte Klima angepasst, während die meisten anderen Säugetiere bereits bei Körpertemperaturen von 42 °C tot umfallen, können sie Temperaturen bis 45 °C ertragen. Das bewirken Blutgefäße, die sich direkt unter dem Gehirn befinden und so das Blut abkühlen bevor es das Gehirn erreicht.
Dann war es Zeit den Kartoffelsalat und Würstchen zu verkosten.
Wir waren selbst positiv von dem Ergebnis überrascht und hatten einen schönen Heiligabend.
Am Morgen fanden wir einen Springbockrest im Baum hängen – da war wohl eher der Leopard als der Weihnachtsmann zu Besuch.
Schnell weiter in den Mabuasehube Teil des Parks – als ich es gegoogelt hatte, fand ich nur Videos wie Leute von Löwen in ihrem Auto geweckt wurden – doch bei uns nichts, an den Wasserlöchern nur Vögel und eine kleine Herde Gnus.
So entschlossen wir uns in unser Camp zu fahren.
Trotz unserer Reservierung war unser Platz von zwei Löwinnen belegt – ob wir den 1. Weihnachtsfeiertag im Auto verbracht haben und ob es anstatt Rinderfilet vom Grill doch in-car Tütensuppe gab – im nächsten Blog.
Euer Löwenrudel
Tony&Juli