Als um 6 Uhr die Sonne endlich aufging, sprang ich aus dem Bett und begann das ganze Dorf (diese eine Straße) abzulaufen. Ich schaute in einige verdutzte Gesichter: „Was macht dieses weiße Mädchen nur in unserem Dorf?!“, doch weit und breit keine Tankstelle. Da sich mehrere Herren noch sehr freundlich um mich scharrten, beschloss ich zügig zu Toyo und Tony zurückzugehen.
Wir beschlossen, da es bergab ging, ToYo durchs Dorf rollen zu lassen. Wir passierten den Dorfverrückten, der auf die Frage, wo es hier Diesel gibt, antwortete wir sollen ihm was beim Bäcker kaufen. Ich beschloss eine Dame im Bademantel und Zigarettchen im „Vorgarten“ anzusprechen. Diese rief in der dubiosen Tankstelle an, doch heute gab es nur Benzin. Dann wählte sie eine andere Nummer und mein Afrikans ist nicht gut, aber „okay“ bedeutet „okay“ 🤪 Ich versicherte auch nur 10 Liter für den Weg in die nächste Stadt zu brauchen und der Deal war gemacht (sogar zum normalen Preis 0,89€/l). Es wurde ein vorbeifahrender Herr auf dem Rad angehalten, der uns dort hinbringt und so rollten wir zu unserer Rettung.
Zum Glück verlangte niemand von uns, dass wir an dem Schlauch zum Abziehen saugen müssten.
Wir dankten und ließen ein großzügiges Trinkgeld da und gaben unserem Navigator das Frühstück aus.
Unser erster wirklicher Stop an dem Tag war der Hardap Damm, wir suchten uns einen schönen Spot am Wasser und stärkten uns.
Um dieses Stausee war auch noch ein off-road Track, den Tony natürlich unbedingt fahren wollte.
Wir fanden leider nur wenig Tiere und machten am Viewpoint einen Stop und bemerkten, wie müde wir waren. Wir wollten einen kleinen Powernap machen, doch schon nach fünf min ohne Klimaanlage war es brütend heiß, sodass wir weiterfahren mussten. PM
Das nächste Ziel war Windhoek, davon trennten uns noch 260km und beschlossen, dass jeder 45min fährt und der andere in der Zeit schlafen darf und so schafften wir es zum Backpacker Hostel in Windhoek. Wir legten uns an den Pool und nutzten die Gelegenheit all unsere Wäsche waschen zu lassen. Es war zu verlockend und die Buschwaschmaschine heben wir uns für später auf.
Am nächsten Morgen ging es ausgeschlafen zur Free walking Tour. Wir waren mal wieder die einzigen. Verstehe ich gar nicht, dass Sonntag früh um 9 Uhr noch nicht so ein Andrang ist?!
Erster Stop war die deutsche Kirche – Steine aus Namibia, Marmor aus Italien und alles andere Made in Germany. Da es opSonntag kurz vor 10 Uhr war, begannen die Vorbereitungen zum Gottesdienst, doch für den „Besuch aus Deutschland“ wurde eine Ausnahme gemacht und wir durften schnell reinschauen.
Danach ging es zum Parlamentsgebäude und ein Schnelldurchritt durch die namibische Geschichte und den Weg in die Unabhängigkeit.
Wusstet ihr, dass Namibia eine super hohe Wahlbeteiligung hat >90%! Ich fragte, wie das logistisch umgesetzt wird in all den abgelegenen Orten, dort kommt dann das mobile Wahlbüro hin.
Weiter ging es zu den Überresten der deutschen Kolonialzeit mit einem Denkmal am ehemaligen Konzentraionslager, ja das hatten die Deutschen leider hier auch schon etabliert, als sich die Herero und San gegen die Fremdherrschaft aufbäumten wurden sie hier eingesperrt. Circa 80.000 Herero wurden in dieser Zeit getötet.
Wir sind hier bisher keinem Groll gegen Deutsche begegnet und nehmen die Namibier als sehr freundliches Volk wahr.
Danach schlenderten wir durch die gewohnt sonntäglichen leeren Straßen, aber die Mall hatte geöffnet und so nutzten wir die Gelegenheit eines klimatisierten Gebäudes. Geshoppt wurde nur für Tony, er suchte sich eine neue längere Grillzange aus und einen (ich ziehen ihn damit auf) Hocker, den er benutzen möchte, wenn er Luft wieder in die Reifen füllt – er wird alt.
Heute sollte der Kocher kalt bleiben, wollten wir schließlich das Großstadtleben (~400.000 Einwohner) auskosten. Es zog uns ins Joes Bierhouse – eine Institution für Einheimische und Touristen.
So fanden Kudu, Springbock und Zebra auf unseren Teller und es war sehr lecker. Wir tauschten uns mit anderen natürlich Deutschen aus, die gerade angekommen waren, waren wir nach zwei Wochen doch schon „alte Hasen“ und glänzten mit unseren Kenntnissen zu lokalen Getränken.🤪
Doch der Grund für unseren Stop in Windhoek war der Werkstatttermin bei Auto Repair Etzold (Partnerwerkstatt von Tom). Gegen 8 Uhr rollten wir auf die Hebebühne und es wurde die defekte Pumpe vom Zusatztank gewechselt und die 10.000 Kilometerdurchsicht gemacht – Ölfilter wechseln, abschmieren (da presst man neues Fett in bewegte Teile, damit alles wieder gut geschmiert ist) und ToYo wurde für die Weiterreise gut zureden.
Da der Tag schon etwas vorangeschritten war, rollten wir nur noch bis zu den heißen Quellen in Gross Barmen (60km), mal wieder waren wir allein, nur ein paar Springböcke standen auf der Campsite.
Es zog uns weiter in den Norden und so las ich von den Felsenmalereien auf der Ameid Farm. Die Farmchefin begrüßte uns natürlich auf deutsch und warnte uns in der Mittagssonne die Wanderung anzutreten. Unser erster Halt war deshalb für ein spätes Frühstück die Bulls Party.
So gestärkt ging es dick mit Sonnencreme eingeschmiert und 2 Liter Wasser los, obwohl es nur 1,5km waren, waren wir in der Höhle komplett durchgeschwitzt, aber der Ausblick hat sich gelohnt.
In namibischen Verhältnissen, befindet sich „direkt daneben“ die Spitzkoppe – 1728m hoch, das Matterhorn von Namibia. Hier is die Entstehung ganz spannend und erklärt das spezielle Aussehen dieser Gegend.
Während der Kontinentalverschiebung (vor ca. 70 Millionen Jahren) sind Magmamassen in den alten Gesteinssockel eingedrungen. Im Zuge der Erosion wurde diese Granit-Intrusionen später freigelegt und bilden heute dieses Gebirge.
Der Weg führte uns zum Bushmanns Paradies und wie sollte es auch anders sein, hier brauchte man natürlich einen Guide, der die Hand mal wieder aufhielt. Es ging einen steilen Berg an einer Metallkette entlang nach oben, wie wir dann erfuhren, wieder aus der deutschen Kolonialszeit, da es ihnen zu beschwerlich war den Umweg herum zu gehen, legten sie dieses “Geländer” an. Wir waren froh, dass es da war.
Die Buschmänner legten auf der Suche nach Wasser bis zu 80km zurück und hatten nicht wie wir einen Kompressorkühlschrank und genug Wasser für unterwegs dabei, aber es gab ein Trick. Wir stoppten an einem Gebüsch und hier sollte jeder den Samen aus der trockenen Blüte herausschälen, diesen Samen legten sich die Buschmänner unter die Zuge, da es den Speichelfluss anregt und sie so keinen trockenen Mund bekommen. Bei mir hat es geholfen.
Dann endlich die Felsenmalereien – eine Art WhatsApp Gruppe für Buschmänner. Hier an strategischen Orten wurden Jagdszenen dargestellt – als Info hier könnt ihr gut jagen. Ein weißes Nashorn was nach links schaut, bedeutet in dieser Richtung gibt es Wasser, aber weit weg. Ein schwarzes Nashorn – Wasser ist ganz nah. Denn das weiße Nashorn riecht das Wasser über weiter Entfernungen und folgt ihm.
Wir wunderten uns über halbfertige Giraffenabbildungen, dies wurde schnell erklärt. Die Zeichner rauchten während der Zeremonien für Jagdglück und Regen den „Poo“ vom Nashorn, dass davor für Menschen giftige Blätter gefressen hat und das berauscht wohl und deshalb haben sie beim Malen öfters vergessen, was sie eigentlich malen wollten…
Unser Nachlager schlugen wir an Campsite 11 auf – best Sunset Camp. Eigentlich wollten wir heute kein Fleisch essen, aber dieses schöne Setting verlangte nach einem Grillabend.
Die Sonne gab auch ihr bestes und ging pünktlich unter und nur noch einige Klippschliefer und Erdhörnchen versammelten sich neben uns als weiter Zuschauer.
Am Morgen kletterten wir dann etwas rum und fanden noch den ein oder anderen Stein.
Die Steine stehen zwar glatt aus, aber nach all dem Geklettert fühlte es sich eher an wie eine Fußreflexzonenmassage.
Zur allgemeinen Stimmung im Auto kann man bis jetzt sagen sehr ausgelassen. Es gibt hier keinen Radioempfang, da wir das geahnt hatten, haben wir uns diverse Playlists und Alben aufs Handy geladen – die musikalische Untermalung unseres Roadtrip ist speziell – Toten Hosen werden von Miley Cyrus und Flogging Molly von David Guetta abgelöst. Wünsche dürfen natürlich abgegeben werden.
Nächster Stop auf unserem Weg in den Norden war der Brandberg, durch die Metallverbindungen in der obersten Gesteinsschicht, sieht der Berg wie verbrannt aus, da das Gestein von einer schwarzen Oxydationsschicht überzogen ist.
Wir machten nur eine kleine Wanderung einen ausgetrockneten Wasserfall entlang, mussten uns aber erneut der Hitze geschlagen geben.
Ein Nachtrag zur ersten Woche – Tony betont bei jeder neuen Tiersichtung stolz, dass er die erste Stabheuschrecke gesehen hat. Zur Erklärung, wenn man ein Tier, weil man es eben nicht gesehen hat, unbeabsichtigt anuriniert und es durch Flucht versucht sein Leben zu retten, ist das keine lobenswerte Tiersichtung. 🤪
Prinzipiell werde ich immer skeptisch, wenn Tony sich für die Routenplanung interessiert und anfängt zu recherchieren, das bedeutet meist, dass für ToYo und mich harte Zeiten anstehen. Es sollte also in den entlegensten Nordosten des Landes gehen – dem Mariental inklusive dem Van Zyl´s Pass, beschrieben als der härteste Pass im südlichen Afrika. Ich war nicht so begeistert und wir einigten uns erstmal den Palmwag Track – 100km durchs Nirgendwo zu machen. Im letzten Dorf mit Tankstelle und Supermarkt, deckten wir uns erstmal mit allem Lebensnotwendigkeiten ein und planten die Route – checkten in drei unterschiedlichen Medien die Tankstellen und machten einen Essensplan.
Dann ging es los in das Palmwag Schutzgebiet, hier sollen 70% der letzten freigebenden Nashörner zu finden sein, daneben noch Elefanten, Giraffen und Antilopen.
Tony und ich empfanden den Weg als nicht so anspruchsvoll, sodass dann direkt die Entscheidung getroffen wurde, dass auch der Van Zyl´s Pass gefahren wird.
Unser Nachtlager schlugen wir mittig auf der Wegstrecke des Tracks auf. Die letzte Bewertung vor zwei Wochen beinhaltete, dass man hier nachts die Löwen rufen hört. Wir beschlossen, deshalb noch im Hellen zu essen und den Abend auf dem Dach ausklingen zu lassen.
Wir hörten nachts leider nichts, oder wir schliefen zu tief.
Der Rest des Tracks führte durch das Honaib Flussbett. Spannender Fun Fact aus dem Reiseführer mit rotem Aurufezeichen versehen – gefährliche Wüstenelefanten, die schon das ein oder andere Auto zertrampelt haben, nicht aussteigen! Vielleicht sollten wir wirklich anfangen, mehr voraus zu lesen.
So frühstückten wir ganz vernünftig auf dem Dach am Wasserloch, doch außer vielen Vögeln nichts zu sehen. Wir folgten dann der Elefanten Poo Spur und fanden viele Elefantenspuren im Sand. Fährtenleser Tony stieg aus schaute in den Sand und war sich sicher, dass wir ihnen dicht auf den Fersen sind.
Die Vegetation wurde immer dichter und plötzlich sah ich ein Elefantenohr im Schilf wedeln. Natürlich war auch gerade jetzt der Weg matschig und uneben, sodass wir nicht so einfach zurückkonnten, als plötzlich vier Elefanten in dieser engen Passage auf uns zu liefen.
Der junge Bulle begann mit den Ohren du wedeln, wir waren uns unsicher ob als Kühlfunktion oder als erste Drohgebärde.
Wir stellten den Motor ab und ergaben uns erneut unseren Schicksal, sie kamen immer näher voran die Elefantenkuh.
Ob wir die Umzinglung der Elefanten heil überstanden haben, oder ob wir auch als zertrampeltes Auto enden, natürlich im nächsten Blog.
Die Neumitglieder einer Elefantenfamilie
Tony&Juli