„Entweder ist es ein Löwe, oder ein sehr schöner Baumstamm“- Zambia, Botswana

Und dann passierte es – mehrere 100.000 Flughunde gleiteten lautlos über uns, während sich der Abendhimmel verdunkelte.

Unnützes Wissen zum Palmenflughund:

Es sind 20cm große und 300g schwere Säugetiere. Sie haben einen hundeähnlichen Kopf mit auffallend großen Augen und fledermaustypische Flügel mit einer Spannweite von 85cm. Ihre Nachtsicht ist hervorragend, auch der Geruchssinn ist sehr gut, eine Echoortung wie Fledermäuse kennen die Flughunde jedoch nicht.

Tagsüber hängen sie in riesigen Trauben in den Palmen und Bäumen der Umgebung. 

Gefahren drohen nur durch Menschen, Phythonschlangen und Schreiseeadlern.

Trotz aller Forschung ist immer noch wenig über den Wanderzyklus der faszinierenden Tiere bekannt. Sie trudeln Mitte Oktober aus den Urwäldern des Kongo in den Kasanka Nationalpark ein. Dabei wächst die Kolonie auf mehr als 8 Millionen Tiere um dann nachts wie eine Armada über die Früchte (Mangos, Bananen und andere Baumfrüchte) der Umgebung herzufallen. Mitte Dezember wenn alles „abgeerntet“ ist, treten sie ihren Rückzug in unbekannte Gebiete an. Damit bilden sie die größte Säugetiermigration der Welt. 

Danach ging es im Licht unserer Strinlampen zum Auto und dann zum Camp zurück. Hier brannte schon das Lagerfeuer, sodass wir schnell unser Braii beginnen konnten.

Am Morgen konnten wir von dem Hochstand an unserem Camp nochmal die Sitatunga Antilopen beim morgendlichen Grasen beobachten. 

Was ich noch spannend zu diesen putzigen, stets mit dem Schwänzchen und Öhrchen wackelnden Antilopen finde ist, dass sie sich eine gute Verteidigungstaktik überlegt haben. Nicht nur, dass sie sich vehement gegen Angreifer wehren, auch verstecken sie sich, in dem sie im Sumpf abtauchen und nur noch die Nasenspitze herausschaut. (Okay, sicher in der Hoffnung, dass in dem Moment kein Krokodil vorbeikommt…)

Danach ging es 450km zurück nach Lusaka. Es musste also wieder der Reifendruck auf Asphalt angepasst werden, hatten wir die letzten zwei Wochen den Luftdruck für Faule gewählt – zu wenig für Straße und zu viel für off-road, aber beides ging schon irgendwie…

Auf dem recht langen Weg deckten wir uns mit Mangos und Erdnüssen ein, die wir natürlich auch direkt wegsackten.

Gegen 18Uhr rollten wir in der Lukasa Lodge ein (hier stand ToYo bei dem Holländer Harry die letzten neun Monate) und wurden freudig begrüßt. Wir machten etwas Ordnung, wuschen Wäsche, füllten Wasser auf und erzählten unsere ersten Safarierlebnisse.

Am nächsten Tag stand ein weiterer Fahrtag auf dem Programm – wir wollten in das 422km entfernte Livingstone. 

Zur Erinnerung Dr. David Livingstone soll der erste Europäer gewesen sein, der die Victoriafälle gesehen hat und war bis zu seinem Lebensende auf der Suche nach der Quelle des Nil. 

Wir gaben uns an dem Abend mit der Suche nach einem Kaltgetränk und einer Krokodilpizza zufrieden.

Unser Stopp in Livingstone hatte natürlich einen Sinn – Tony wollte nochmal auf dem Zambezi White Water Rafting machen. Und nachdem er so geduldig mit mir beim Schuhschnabel und Flughund war, willigte ich ein.

Es ging knapp 100m in die Schlucht herunter hinter den Vic Falls. Dann wurde das Schlauchboot bestiegen (diesmal eine Nummer kleiner) und dann ging es die 10 Stromschnellen bis Level 5 entlang.

Es war so wild, dass Tonys Kontaktlinse mehrmals verrutschte (er tat so also ob sie hinter den Augapfel gerutscht wäre).

Aber nach der nächsten Level 5 Rapide war wieder alles an Ort und Stelle. 

Nach einem anstrengenden Aufstieg aus der Schlucht gönnten wir uns noch ein letztes Getränk an der Waterfront mit Blick auf den Zambezi bevor wir zur Grenze nach Botswana rollten. 

Der Grenzübergang hat länger als gedacht gedauert, nicht weil wir nicht gut vorbereitet waren, sondern, weil die die Schalter für Custom nicht besetzt waren. Zettel an der Scheibe mit der Aufschrift „Tap at the window, I´m in the back“ ließen uns schnell an einen recht tiefen Mittagsschlaf denken. 

Irgendwann kam dann doch jemand und wir konnten nach einer Sicherheitskontrolle in ToYo (ob wir Knoblauch mitführen) endlich mit allen Stempeln und Zetteln einreisen. Da es nun später als gedacht war, kauften wir nur schnell ein (endlich gibt es wieder einen Spar mit etwas mehr Käseangebot) und waren pünktlich zum Sundowner am Chobe River. 

Am nächsten Morgen standen wir schon vor Sonnenaufgang auf und waren die ersten am Gate zum Chobe Nationalpark. Unser Weg führte an der Riverfront mit der aufgehenden Sonne im Rücken entlang und da entdeckte ich vier Löwen die sich auf der Sandbank sonnten.

Wir stoppten und waren überzeugt, dass ihnen bald zu warm wird und sie dann (an uns vorbei) in den Schatten gehen- also warteten wir. Unser Stop blieb nicht lange unbemerkt und dann tummelten sich zeitweise 20 andere Safariautos um uns. Unsere Ausdauer wurde belohnt.

Etwas weiter entdeckten wir (okay, da standen jetzt andere Safariautos) weitere 9 Löwen, die noch genüsslich an den Resten eines Büffel knabberten. 

Danach hungerte es uns auch und wir fanden einen schattigen Baum mit Blick auf badende Elefanten – so schmeckt es doch gleich viel besser. 

Aber unser eigentlicher Plan war es die wilde und einsame off-road Route an der Nogatsaa Pan in den Savuti zu nehmen. 

Auch hier gab es einiges an den Wasserlöchern zu sehen. 

Die nächsten 100km durch Tiefsand und dicht bewachsene Mopanewälder ließen uns 17:30 wild im trockenen Savuti Flussbett halten, wir lenkten nach rechts und mein erster Kommentar war „ähm da ist ein Löwe!“.

Unser Plan draußen zu Kochen wurde verworfen (sollte zwar nur vegetarisch sein, aber vielleicht wären wir seine Proteinbeilage geworden) und wir verlagerten die outdoor Küche aufs Dach.

Wir blieben noch bis lange nach Sonnenuntergang auf dem Dach (fühlten uns recht sicher) und bewunderten von unserer „million star“ Unterkunft die Milchstraße.

Um Mitternacht wurden wir beide unabhängig voneinander wach, weil so so laut die Löwen aus unterschiedlichen Richtungen brüllten (kommunizierten). Ich gestehe, das ist die beste Art aus dem Nachtschlaf geholt zu werden. Sorry, Feuerwehr Piper oder Diensttelefon.

Am Morgen ging es dann tief in den Savuti Teil des Chobe Nationalparks. Wusstet ihr, dass die Löwen hier bekannt dafür sind auch Elefanten zu jagen?!

Wie gesagt es ist Ende der Trockenzeit und so konzentriert sich das Leben um die Wasserlöcher, wir bekamen die Information, dass an der Pump Pan, Rhinovlei und Marabou künstliche mit Solarpumpen betriebene Wasserlöcher sind. 

Am Rhinovlei Wasserloch ist die Pumpe kaputt. Da wurden am Vortag 12.000l Wasser (for Wildlife) angeliefert, doch die waren schon ausgetrunken von den Elefanten (pro Elefant 250l Wasser am Tag).

Dafür war an den anderen beiden Wasserlöchern um so mehr los.

Am Marabou entdeckten wir 9 Löwen darunter auch Jungtiere, die am ehesten einen Kudu fraßen.

Und dann wollten wir nur raus zum Gate fahren und entdeckten ein weiteres Löwenrudel von 12 Löwen, die wir denken Savuti-like sich mit einem Elefanten vollgefressen hatten.

Und dann denkt man lässt man den Tag ruhig am Khwai River ausklingen, bekommt man beim Braii noch tierischen Besuch.

Tony will nicht, dass ich es erzähle aber, ich entdeckte dann im Gebüsch weitere Augen. Tony wollte mir erklären, dass es sich um Glühwürmchen handelt (er hatte seine Brille auf). „Ach und die machen ein Synchronflug oder warum sind sie immer paarweise unterwegs?!“. Ich holte die Taschenlampe und sieh an es war eine Gruppe von 10 Büffeln. 

Wir hatten dann ganz ordentlich unseren Müll in die verschließbare Tonne gepackt und sind ins Bett gegangen. Gegen Mitternacht wurden wir durch ein Poltern wach. Die Mülltonne wurde umgestoßen. Ich zwang Tony das Versprechen ab, dass er nicht rausgeht und ich gern morgen früh alles einsammeln werden. Er sprang wild im Auto rum suchte Brille und Lampe und meinte, dann „okay, ich geh doch raus und verscheuche „es“. Er ging von Pavianen aus (googelt mal ein paar Bilder von deren Zähnen, den nimmt man kein Essen weg). Ich konnte dann den Übeltäter identifizieren. Es war ein Honey Badger (Honigdachs – sehr aggressiv und schlitzen gern den Bauch des Angreifers auf). „Okay, dann bleib ich drin!“.

Nach solch einem tierischen Abend zogen wir weiter in das Moremi Game Reserve, der Teil des Okavango Delta, dass für Selbstfahrer zugänglich ist. 

Landschaftlich wechseln hier trockene Pans und Sumpflandschaft einander ab. Der Plan war also die Pans abzufahren und dann das ein oder andere River crossing zu machen. 

Wir standen an dem River Crossing, das wir bereits 2021 (da waren wir deutlich später, also schon in Regenzeit mit höheren Wasserstand) erfolgreich gemeistert hatten. Und fühlten uns diesmal sehr sicher, da es auch sehr flach aussah (hatten wir nach mehreren Krokodilsichtungen einstimmig beschlossen, dass wir nicht den Weg ablaufen). Ich setzte mich auf das Dach und wollte filmen und Tony fuhr los. Ich fragte kurz, ob ich noch das Fenster schließen soll „Spatz, wo soll denn bei dem knöchelhohen Fluss Wasser in ToYo kommen?!”

Wir rollten los, es wackelte und plötzlich gab Tony so sehr Gas, dass ich das Video abbrechen musste und eher Angst hatte selbst im Fluss zu landen. Auf der anderen Flussseite angekommen, kletterte ich vor und konnte meine Augen nicht trauen – Fußmatte nass, Schuhe nass, es tropfte aus der Lüftung. Ich schaute Tony an und der war sichtlich überrascht. 

Hat er wohl vielleicht nicht ganz die richtige Spur erwischt, war es wohl doch tiefer als gedacht, war das Wasser bis Windschutzscheibe hoch geschwappt, kam es dann durch die Lüftung ins Auto, schwimmen jetzt meine Birkenstock?! Alles JA!

Ach und alles um auf Dead Tree Island zu kommen – ja, um tote Bäume zu sehen.

Danach mussten wir uns erstmal auf der 3rd Bridge Campsite erholen/trocknen. Und dann nutzten wir die Gelegenheit für einen Abend Drive.

Wenn man im Moremi schläft, darf man 1h nach Sunset noch rumfahren und so genossen wir die Fahrt in der Dämmerung mit der Hoffnung die ersten nachtaktiven Tiere zu sehen.

Dann grillten wir im Camp und versuchten alles, vielleicht die hier ansässigen Wild Dogs oder Hyänen anzulocken. Doch wieder trank jemand an meinen aufgestellten Wasserschalen noch wollte jemand den Rand vom Rumpsteak.

Also mussten wir am nächsten Tag wieder klassisch auf Suche gehen – es zeigte zügig Erfolge. Erst kreuzten Unmengen Elefanten und Giraffen unseren Weg und dann entdeckten wir am Wasserloch noch ein Rudel von 9 Löwen. 

Wir nutzten den Spot zum Frühstücken und scheinbar brachten wir die Löwen durch unsere Avocado-Tomaten-Schnitte auf die Idee auch zu snacken. Wir beobachteten wie zwei Löwen sich ein Giraffenfrühstück aussuchten, doch die Giraffe war trittstärker und schneller – also doch Intervallfasten. 

Ob wir es raus aus Moremi trotz der River Crossing und der funktionsunfähigen Lüftung  geschafft haben, oder bei den Hippos leben – lest ihr im nächsten Blog.

Eure off-road Experten 

Tony&Juli

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