Einmal heiß und sandig, bitte – Jordanien

Wir waren ja schon ewig nicht mehr unterwegs, also hieß es: Nach dem Dienst ist vor dem Abflug. Ich – also natürlich wir – wollten nach Jordanien. Tony hatte noch ein Meeting in München, sodass wir uns erst in Istanbul trafen und den Rest zusammen flogen.

Wir kamen 4:40 Uhr in der jordanischen Morgendämmerung an, gefolgt von einer problemlosen Einreise. Dann ging es zum Sixt Schalter unser Auto abholen. Ein recht müder Tony sank in den Autositz und fragte, wann wir endlich in das Alter kommen, indem wir nicht mehr Nachtflüge buchen und dann auf dem Airport schlafen?! Wir klappten die Sitze um und schliefen 3h auf dem Flughafenparkplatz.

So “erholt” ging es nach Madaba, der Stadt der Mosaike. In der St. Georg Kirche findet sich die bekannte Mosaikkarte, auf der alle wichtigen biblischen Orte des mittleren Osten abgebildet sind. Die Karte stammt aus dem Jahr 1560 und enthielt in ihrem Originalzustand über zwei Millionen Steine.

Mosaike – Madaba

Dann ging es nur ein paar Kilometer weiter zum Mount Nebo. Die Aussicht ins Jordantal hat uns umgehauen! Von hier aus soll schon Moses das gelobte Land gesehen haben – zum Toten Meer und nach Israel reichte die Sicht!

Ausblick – Mt. Nebo

Danach machten wir uns auf dem Weg nach Süden in unser Beduinencamp bei Dana.

Camp – Dana

Nennen wir es mal sehr authentisch mit indischen Sanitäranlagen.

Im Dana Biosphere Reserve gibt es nur eins zu tun – Hiking! Schließlich ist es Jordaniens größtes Naturreservat. Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen die lange Wanderung bei knapp 40 Grad anzugehen.

Am nächsten Morgen ging es zur Wadi Ghwayr Wanderung. Wir waren etwas irritiert, da wir eine geführte Tour ausgemacht hatten (wegen erhöhtem Schwierigkeitsgrad) unser Guide uns jedoch nur an dem Wadi Eingang absetzte, den Tipp gab immer am Wasser lang und dass er uns in 6h am Ende abhole. Wir sahen nur noch seine Staubwolke, denn es ist gerade Ramadan, da tut sich keiner diesen Trail an ohne Wasser trinken zu dürfen.

Hiking – Wadi Ghwayr

Wir passierten einen Ziegenhirten mit seinem Gewehr, grüßten freundlich mit „Marhaba“ und wateten schnell los. Es ging entlang des Wadi an beeindruckenden Steilhängen.

Hiking – Wadi Ghwayr

Dieser idyllische Spaziergang wurde jedoch von der ein oder anderen Klettereinlage unterbrochen.

Hiking – Wadi Ghwayr

Es ging 16km Fluss- bzw. Rinnsalabwärts mal mehr mal weniger im Schatten und wir waren froh, dass wir jeder 3Liter Wasser dabei hatten (ich habe tapfer meinen Rucksack selbst getragen).

Hiking – Wadi Ghwayr

Gegen Ende trafen wir wieder auf eine Gruppe von Hirten, die Ramadan-like unter einem Baum lagen und nichts taten. Sie ließen es sich jedoch nicht nehmen uns auf einen Tee einzuladen.

Anschließend ging die Fahrt weiter zum Seven Wonders Bedouin Camp, dass versteckt in Little Petra liegt.

Camp – Little Petra

Nachdem Dinner wurden die Lichter angeknipst, leider wieder nur an den Felshängen, für uns gab es wieder nur „Whiskey Ramadan“ (Tee mit Unmengen Zucker).

Whiskey Ramadan – Little Petra

Diese frische Luft und die schweren Beine verlangten ihren Tribut und wir fielen um 8 Uhr ins Zelt.

5:15 Uhr klingelte nämlich schon wieder der Wecker! Es ist hier ja kein Urlaub 🤪. So standen wir 6 Uhr pünktlich am Eingang zu Petra – DIE Attraktion in Jordanien. Die Überbleibsel der vergessenen Hauptstadt des Nabatäer-Reichs ließen uns staunen.

Zuerst muss man durch den Siq, einer schmalen Schlucht bis zum berühmten Schatzhaus, das ich hinter jeder Kurve vermutete und immer zwei Schritte vor Tony huschte um es vor ihm zu sehen.

Erkundung – Petra

Und da standen wir nun als eine der ersten an diesem Tag. Unglaublich zu welchen architektonischen und fortschrittlichen Meisterleistungen die Nabatäer bereits in der Lage waren und wir reden hier über die Blütezeit der Nabatäer, die von 312 vChr-328 nChr reichte!

Die Schatzkammer – Petra

Weiter ging es auf dem Hauptweg entlang des Theaters, mehrerer Tempel bis zum Abzweig zum nächsten Highlight. Das Kloster Ad Deir, welches über 800 (aus Anstrengung nicht nachgezählt) schweißtreibende Stufen erklommen werden musste. Man hätte sich auch einen Esel mieten können, was in Anbetracht der ganzen Eselhaufen, wohl doch mehr als gedacht in Anspruch nehmen.

Immer höher – Petra

Das Kloster ist das größte Gebäude. Und wie wir da so verträumt saßen und unser Picknick aßen, sprach uns ein älterer Herr an, der stolz erzählte, dass er damals 1980 auf die Urne geklettert ist. Das war der Moment, wo auch Tony in das Gespräch einstieg.

Am Ziel – Petra

Es ist eigentlich verboten, weil schon mal ein Tourist abgestürzt war, doch er ließ sich nicht abhalten…

Tony am klettern – Petra

Für den Rückweg schlug ich den „High Place of Sacrifice Trail“ vor. Rückblickend betrachtet war ein 3km länger Weg mit mehreren 100 Höhenmetern, der als „hard“ eingestuft ist und nur noch 500ml verbliebenen Wasser vielleicht etwas gewagt…

Musste schon auf kurze Hose wechseln – Petra

So hatten wir es nach 22km und 11 Stunden doch lebend zurück in unser Camp geschafft und es gab wieder Tee. So langsam fragten wir uns, wie lange geht dieser Ramadan eigentlich?!

Unnützes Ramadan Wissen:
Dauer 29 bis 30 Tage und richtet sich nach dem Mondkalender, deshalb verschiebt sich Ramadan jedes Jahr und durchwandert so alle Jahreszeiten. Ist die erste Sichel des neuen Mondes im 9. Mondmonat am Himmel zu sehen, beginnt traditionell auch der Ramadan.

Am zweiten Tag in Petra wollten wir etwas abseits der Touristenwege unterwegs sein. Wir fanden einen kleinen Abzweig kurz hinter dem Eingang. Ein profitorientierter Guide sah uns und meinte, dass der Weg allein verboten ist und zu gefährlich. Wir sollen umdrehen, sonst schicke er jemanden um uns zu holen – darauf warten wir immer noch!

Neben dem Weg – Petra

Unser Ziel war die Schatzkammer von oben.

Erkunden – Petra

Und weil die Waden noch nicht genug schmerzten, liefen wir danach den Al-Khubtha Trail (3,5km, hard und nur bergauf) doch am Ende wurde man mit einem noch besseren Blick belohnt.

Am Ziel – Petra

Weiter ging es nach Süden Richtung Wadi Rum – entlang der gefährlichsten Straße des Landes – da durfte ich mal wieder fahren, denn wir wollten ja überleben.

Erster Einblick – Wadi Rum

Der Chef von unserem Beduinen Camp hatte mich bei WhatsApp angeschrieben (wohl der Online-Beduine) und wir ergriffen die Chance direkt eine Tour mit ihm zu unternehmen.

Wir wurden in Rum Village von unserem Guide Suleiman abgeholt.

Mit dem Beduinen – Wadi Rum

Und los ging es in einem offenen Pickup mit selbst gebauter Sitzfläche – das bedeutete eine erneute Salbung mit Sunblocker 50!

Unser Gefährt – Wadi Rum

Die erste Station war Lawrence’s Spring und danach ging es weiter in die Wüste, die erst durch den Briten Lawrence von Arabien bekannt wurde. Der britische Soldat, Archäologe, Geheimagent und Schriftsteller hatte sich während des Ersten Weltkrieges in das Land verliebt und lebte zeitweise wie ein Beduine.

Panorama – Wadi Rum

Die Tour war wahnsinnig toll, noch nie hatten wir so eine Landschaft gesehen – der Film Marsianer wurde hier gedreht.

Panorama – Wadi Rum

Imposant und wunderschön das Zusammenspiel der riesigen Felsmassive und den verschiedenfarbigen Sandtönen.

In der Wüste – Wadi Rum

Dann ging es zur Canyonwanderung (erneute Salbung mit Sunblocker) – zum Glück nur bergab.

In den Canyon – Wadi Rum

Beduinenlike hopsten wir von Stein zu Stein und entdeckten so manch imposante Aussicht.

Kletterei – Wadi Rum

Zum Sonnenuntergang waren wir zurück im Camp und beobachteten den Sunset.

Camp – Wadi Rum

Noch nie hatten wir einen Tee als Sundowner Getränk – immer mal war neues🤪

Sunset – Wadi Rum

Zum Abendessen erklärte uns Suleiman die traditionelle Erdofentechnik. Hier wurde zunächst in einem Loch Feuer gemacht, dann das Fleisch und Gemüse drüber gestellt und mit einer Decke aus Sand verschlossen. Nach 2h war es dann so weit…

Erdofen – Wadi Rum

Es war super lecker und ganz zart – gerne wieder.

Bevor wir ins Zelt fielen, betrachteten wir den Sternenhimmel inklusive der Milchstraße. Der Sonnenaufgang war dann am Morgen sorglos aus dem Bett zu bestaunen.

Dann ging es Richtung Norden zum Totem Meer. Hier haben wir uns ganz backpacker-untypisch in ein Spa Hotel eingemietet, da wir dort einen guten Schnapper machen konnten. Den restlichen Tag haben wir mit frischem Schlamm / Fango und Herumdümpeln im Toten Meer verbracht.

Wellness – Dead Sea

Nicht einmal in Petra sind wir an das Petra Bier gekommen! Doch im Hotel erspähten wir die Happy Hour im Pub und schlugen zu. In einer Stunde schafft man anscheinend 2 Liter Bier 🤪

Am nächsten Morgen stand die nächste Spabehandlung noch vor dem Frühstück an.

Wellness – Dead Sea

Danach hatte ich ein Canyoning im Wadi Mujib als Tagesaktivität herausgesucht. Nach all den alten Steinen mal eine Aktivität für Tony.

Das Wadi Mujib, auch als „Grand Canyon Jordaniens“ bezeichnet, ist das am tiefsten gelegene Naturschutzgebiet der Welt.

Start – Wadi Mujib

Der Wasserstand reichte von knöchel- bis bursttief. Es musste geklettert, gesprungen und gerutscht werden, aber das seht ihr lieber selbst….

Prädikat: Auf jedenfall nachmachen!

Zurück am Toten Meer merkten wir erstmal wo wir überall Schrammen davon getragen hatten, weil es gut brannte im hochprozentigen Salzwasser!

Floating – Dead Sea

Und schon brach unser letzter Tag in Jordanien an. Wir brachen nochmal Richtung Norden auf in die antike Stadt Jerash. (Habe ich gestern das Canyoning nur vorgeschlagen, dass Tony heute nochmal alte Steine toleriert? Vielleicht🤓)

Auf zu den alten Steinen – Jerash

Erste Funde deuten auf eine Stadt bereits im 6.Jhd vor Christi hin, richtig an Bedeutung gewann sie aber erst im 1. Jahrhundert als die Römer immer weiter expandierten. Jerash etablierte sich als Handelsstadt und kam so zu einigem Reichtum.

Artemis Tempel – Jerash

So finden sich hier ein riesiger Tempel, Triumphbögen und ein Amphitheater.

Gerade ruhig – Jerash

Doch es war wieder brütend heiß bei 40 Grad oder mehr, sodass wir nach gut drei Stunden den Rückzug antraten.

So heiß – Jerash

Wir nahmen unsere Hänkersmahlzeit im angeblich besten Restaurant des Landes “Lebanese House” ein – Mit Hummus, Fattisch, Halloumi, Falafel und einem Grillteller verabschiedeten wir uns aus Jordanien.

Wir würden jedem Jordanien weiterempfehlen – wir wurden stets freundlich begrüßt, es gab nie eine gefährliche Situation, wir hatten nie das Gefühl abgezogen zu werden und wir haben uns endlich getraut einen Tramper mitzunehmen! Traut euch auch…

Masalama Jordan

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