Der Reiseführer rät davon ab – Namibia

Die Elefantenkuh kam immer näher und streckte ihren Rüssel in unsere Richtung aus. Tony turnte immer noch auf dem Dach herum. Ich wies ihn mit bestimmter Stimme im Flüsterton an, doch bitte da runter zu kommen und für eine zügige Abfahrt bereit zu sein. Doch die Elefantenkuh zog rechts an uns vorbei und das Kalb trabte mutig und neugierig an unserer linken Seite vorbei. 

Überstanden! Sorry für Tony‘s bad hair day

Wir sind doch nicht Opfer einer Zertramplung geworden! Danach ging es recht unspektakulär weiter durch das Flussbett und Tony übte weiter das Tiefsandfahren. 

Unser nächster Stop war aus logistischen Gründen Opuwo, die letzte Stadt mit Supermarkt und Tankstelle vor der angolanischen Grenze (ca. 100km entfernt) und dem Kaokoland unserem nächsten Ziel. Unser erster Eindruck war, dass es jetzt ein wirklich afrikanischer Supermarkt ist mit vielen Himbafrauen (die Damen mit ohne Oberbekleidung). Es ist schon irritierend, wenn eine nackte Frau am Obstregal neben einen steht und will, dass man ihr Maismehl kauft. 

Vor dem Supermarkt wollten wir aber unser Glück weiter ausreizen und aßen einen Grill-Snack (wir denken es war Rind) und ein frittiertes Bällchen am Straßenrand – Testergebnis: Durchfallfrei!

Unsicher was wir bezahlen und was wir bekommen

Danach ging es in die einzig brauchbare Campsite in diesem Dorf. Hier gab es Wifi, Pool und ein kühles Bier. 

Das harte Leben in Namibia

Doch hier tummelten sich keine exotischen Tiere, sondern deutsche Touristen. Schnell kamen wir mit einem anderen deutschen Pärchen ins Gespräch. Wir (also Tony) hatten als Plan diesen ominösen von Zyl´s Pass zu fahren. Da Opuwo ein guter Ausgangsort wäre, sprachen wir dieses Abenteuer an. Der andere Herr hatte die selbe Idee und war an einer Fahrgemeinschaft sehr interessiert um so auch seine besorgte Freundin zu überzeugen.

Zitate aus dem Reiseführer über von Zyl´s Pass: 

„wer es gerne extrem mag…“, „Herausforderung für jeden Allradfahrer“, „Wir raten allen ab, sich diesen Stress anzutun. Die Herausforderungen an Fahrer und Fahrzeug sind enorm, wer es sich trotzdem zutraut, sollte mit Beschädigung an Achsen, Stoßdämpfern, Kardanwellen und Reifen rechnen – auf keinen Fall mit Hilfe!“

Davon ließen wir uns natürlich nicht abschrecken. Der Plan stand also und so gründeten wir eine neue Landcruiser-Gang, tankten im Dorf alle Tanks voll, deckten uns mit Essen und Bier ein und weiter ging es. 

Die Mädchen der Runde wurden mit den Epupa Wasserfällen ruhig gestellt. Hier stürzt der Kunene (zusammen mit dem Oranje, die einzigen beiden Flüsse, die das ganze Jahr Wasser führen) zwar nur 40 Meter herab, aber über eine beeindruckende Breite mit vielen kleineren Wasserfällen. 

Es war so heiß auf dieser Wanderung

Natürlich gibt es hier auch Krokodile und wir sollten lieber nicht im Fluss baden, doch wir sahen einen Einheimischen im Wasser, wo mehr Ströumung und ein kleiner Steinpool war. Da Krokodile angeblich keine Strömung mögen, taten wir es ihm bei dieses unerträglichen Temperaturen nach.

Es war nicht allzu tief

Am Nachmittag machten wir etwas für uns sehr verrücktes, wir gammelten am Pool und in der Hängematte. Doch es gab noch einen Punkt auf dem Kulturplan, der Besuch eines Himbadorfes. Ich sollte zuerst die Himbas etwas erklären. Sie gelten als einer der letzten halbnomadischen Völker, die ihre ursprüngliche Lebensform noch  so wie vor hunderten Jahren praktizieren. Es leben noch circa 7000 Himbas traditionell im Kaokoland. 

Wir wollten kein Getanze und Showgetue und so waren wir froh, dass wir einen Kontakt erhielten von einem Himba, der authentische Besuche in Himbadörfer arrangiert. Man muss nur ein paar Geschenke mitbringen – die Geschenkliste war für uns sehr speziell – 10kg Maismehl, 10kg Kartoffel, 4kg Zucker, 1kg Salz, 4l Öl.

Mit allen Geschenken bestückt, ging es los. Wir lernten ein paar Worte Himba und wir erfuhren, warum den Himba die vier unteren Schneidezähne fehlen. Das ist so: Zur Identitätsdarstellung gegenüber anderen Stämmen werden im Alter von 14-15 Jahren die vier unteren Schneidezähne mit einem Stock und einen Stein ausgeschlagen – bei Jungs und Mädchen! Und wenn ihr denkt, dass ist schon verrückt, dann hier noch die Geschichte die man den Kindern erzählt: Diese vier Zähne gehen angeblich nachts spazieren und essen dabei den Kot der Tiere. Deshalb hat man so einen schlechten Geschmack früh morgens im Mund. Wenn diese 4 Zähne weg sind, passiert das nicht mehr – und das glauben sie und lassen sich deshalb freiwillig diese vier Zähne ausschlagen… 

Sie lieben die Kamera und wollten ganz interessiert die Bilder sehen

Es waren nur Frauen und Kinder im Dorf, da die Männer in den Bergen die Rinder und Ziegen hüten. Deren Anzahl drücken den Wohlstand und das Ansehen der Himba aus. Ist euch die spezielle Friseur aufgefallen? Den halben Tag verbringt man damit einen eisenhaltigen Stein zu zermalmen, mit Fett zu einer Masse zu vermengen und sich dann in die Haare und auf die Haut zu schmieren! Das sei nur für die Schönheit und nicht wie im Reiseführern steht zum Schutz der Haut vor der Sonne. Ich sorgte für Freude unter den Mädels als sie auch meinen Arm mit ihrem Steinpulver einreiben konnten, sah bei mir doch anders aus 😉

Und ich dachte, dass ich schon sehr braun bin

Die nächste normale Beschäftigung ist mit Steinen zu spielen und los ging es, kann doch nicht so schwer sein, doch wir verloren jede Runde. Die Himba hatten bei diesen Geschicklichkeitsspielen einfach deutlich mehr Übung.

Ich war schlecht, aber die beste von uns

Danach verabschiedeten wir uns bereits. Die Dorfälteste war etwas verzaubert von mir (ich war auch die beste im Steinchenspiel) und wollte wissen, wie alt ich bin und schätzte mich auf 15. Zuerst fühlte ich mich sehr geschmeichelt, dann ist mir die Zahngeschichte wieder eingefallen und fürchtete direkt um meine Schneidezähne und so verließen wir zügig das Dorf.

Am nächsten Morgen ging es Richtung van Zyl´s Pass. Es waren schon zum Pass circa 80km off-road und es ging schon durch kleine Dörfer, ausgetrocknete Flussbetten und allerlei steinige Hügel. 

Der Weg zum Pass war nicht viel besser

Unser Nachtlager schlugen wir bereits auf dem Pass auf und waren sehr aufgeregt was der nächste Tag wohl so bringen wird. Das Frühstück nahmen wir auf der höchsten Passstelle ein und von dort sahen wir nun auch was uns blühte. Ein steiler und steiniger Abstieg.

Frühstück

Gleich nach einer sehr heiklen und steilen Passage lagen zwei ausgebrannte Autowracks neben der Straße, dass machte uns nicht wirklich Mut, aber zurück ging es ja eh nicht mehr.

So kann es enden

Dann los – wir liefen die Strecke ab, analysierten, entschärften die hohen Steinstufen mit zusätzlichen Steinen und dann rollte der erste Toyota auch schon los. Die Jungs waren sich einige, dass sie sich gegenseitig einweisen wollen und die Mädels nur zur Dokumentation abgestellt wurden.

Von Mann zu Mann

Nicht nur gefühlt, sondern auch in Echtzeit brauchten wir für diese zehn Meter zusammen eine halbe Stunde – und das alles freiwillig. Die Jungs freuten sich nach jeder Steinstufe, dass die Autos noch heil sind, doch man merkte, dass sie das selber teilweise nicht gedacht hätten. 

Alle gut überstanden

Der van Zyl´s Pass gilt als der härteste off-road Track des Landes und wir haben ihn mit ToYo bezwungen – und zwar ohne Schäden oder Verluste.

Danach wechselte die Landschaft wieder schlagartig und wir waren im Marienflusstal. Es war eine regelrechte Erleichterung durch diesen weichen Sand zu fahren und all die Steine hinter sich zu lassen.  

Ich beim Sand fahren

Tony drängte, dass ich auch mal im Tiefsand fahren soll. Ich denke er wollte nur, dass ich fahre, weil er hoffte, dass ich das Auto im Sand versenke und er dann wieder mit seinen Sandblechen und Winde spielen kann. Aber hier meine Tiefsandlektionen: 1. Luft runter von den Reifen, 2. Allrad und Untersetzungsgetriebe rein, 3. Drehzahl bei mindestens 2.000/min halten, 4. Wenn man das Gefühl hat, dass es wackelig wird, eher Gas geben – nun könnt ihr auch im Sand fahren.

Natürlich tat ich ihm den Gefallen also nicht und meisterte auch diesen Streckenabschnitt. Muss er sich wohl selbst festfahren. Im Tagesverlauf fiel uns auf, dass die Klimaanlage nicht mehr kühlt und erneut hofften wir, dass es doch diesmal nur die Sicherung ist, doch am Strom lag es nicht…

Klimaanlage kühlt nicht, ob das Bier hilft?

Im Dorf Kamanjab gab es die letzte Gelegenheit für Einkäufe und Tanken für den Etosha Nationalpark und eine deutsche Autowerkstatt. So standen wir pünktlich fünf Minuten vor Öffnung an der Werkstatt, doch hier konnte man unserer Klimaanlage noch nicht helfen, aber auf Safari ist das Fenster ja sowieso immer offen – afrikanische Klimaanlage 😉

 Dann ging es endlich in den Etosha Nationalpark. Der Name kommt aus der Ovambo-Sprache und bedeutet „großer weißer Platz“.

An der Etosha Pfanne

Die Etosha Pfanne war einst der Boden eines großen Binnensees, der durch tektonische Bewegungen im Laufe der Zeit ausgetrocknet ist. Der Nationalpark ist zum Schutz vor Wilderei vollständig eingezäunt (1640km). Der Zaun ist 2,6m hoch und mit Maschendraht abgesichert und z.T. 70cm tief in den Boden eingegraben. 

Man kann sich nicht satt sehen

Der Ranger schaute einmal halbherzig in unser Auto und fragte, ob wir Waffen zum Wildern dabei hätten und lies uns hineinfahren. Wir fuhren die ganzen kleinen Wege ab, doch so richtig glücklich waren wir nicht mit unserer Ausbeute.

Trinken ist wichtig

Wie man es macht, macht man es falsch, denn an den Wasserlöchern an der Hauptstraße spielte die Elefantenmusik. 

Wir konnten uns gar nicht satt sehen – eine Herde Elefanten kam nach der anderen, Giraffen mühten sich mit ihren langen Beinen auch ans Wasser zu kommen, die verrückten Zebras liefen einmal quer durch das Wasserloch, ein Schakal beobachtete alles aus der Ferne.

Ich bin ganz verliebt in Giraffen

Der nächste Tag startete mit zwei Löwensichtungen, aber in der Ferne, wir frühstückten auf dem Dach beim Vorbeiziehen einer großen Gnuherde, wir beobachteten Elefanten und waren dabei, wie ein noch ganz kleines Jungtier der Herde vorgestellt wurde, dass war ein Getröte und Aufruhr plötzlich am Wasserloch.

Von Wasserloch zu Wasserloch

Unser zweiter Tag im Etosha Nationalpark neigte sich dem Ende und waren immer noch ohne Nashornsichtung. Wir setzten und erwartungsvoll zum Sonnenuntergang ans Wasserloch, doch nichts. Ich beschloss bereits Duschen zu gehen und wir verabredeten, dass Tony mich anklingeln soll, wenn ein Nashorn kommt. So stand ich maximal eingeschäumt unter der Dusche (es war sogar mal anständiger Wasserdruck da), da klingelte Tony mich an (ja ich weiß mittelalterliche Kommunikationstechnik, aber so ohne Internet).

Es gab für mich nur zwei Optionen – ich dusche ihm zu lange und er will ins Auto, da ich den Autoschlüssel hatte oder ein Nashorn ist am Wasserloch.

Ich sprang unter den Wasserstrahl, warf mir das recht knappe Handtuch um und eilte mit tropfenden Haaren zum Wasserloch.

Ob ein Nashorn da war, oder Tony nur den Autoschlüssel wollte – natürlich im nächsten Blog.

Bis dahin

Eure halb-fertig-geduschte Juli 

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