Das Wetterglück hat uns verlassen – La Réunion (Frankreich)

Natürlich ging es nach La Réunion nur 40 Minuten entfernt – wir landeten in Frankreich – kein Einreisestempel! Nett aber bestimmt wurde man darauf hingewiesen, man sollte doch jetzt die Maske absetzen und das Lenkrad im Auto war auch wieder auf der „richtigen“ Seite.

Und schon rollten wir an der Ostküste entlang. In alter Tradition mussten richtig ankommen und so ergab es sich, dass an einem Hindutempel ein kleines Bistro war.

Bier mit einen Dodo schmeckt gleich besser
Hindutempel leider geschlossen

So gestärkt ging es weiter und es ging entlang der neusten Lavafelder, denn wir befinden uns auf einem der aktivsten Vulkane der Welt (seit 1950 gab es hier 47 Eruptionen).

So waren wir an der Notre Dame des Laves – hier drang 1977 bei dem Ausbruch die Lava bis durch das Portal in die Kirche, kam aber dann zum stehen – göttlicher Beistand? Ein Wunder? Wer weiß…

War schon knapp

Die Straßenabschnitte heißen hier auch nur nach den Ausbruchsjahren – 2004, 2007, … und der letzte April 2021.

Lavafeld von 2007

Auch ist die Küstenlinie sehr spannend und so unterschiedlich zu Mauritius.

Raue Basaltküste

Viele haben uns vor La Réunion gewarnt, weil hier die größten Bullen- und Tigerhai-Populationen leben.

Ähm…hier wollen wir tauchen

Und dann gleich am ersten Strand eine Haiwarnung. Meine Recherche ergab, dass es in an der Westküste haigesicherte Strände gibt.

So genügte uns für den ersten Tag diese sicheren Steilküsten und wir beobachteten die Wellen. Dabei vergaßen wir irgendwie die Zeit und so blieb uns nachdem Sunset nur noch der Supermarkt, wo wir uns mit Baguette, Brie und Dodo Bier eindeckten und verbrachten den Abend in unserer Villa mit Bergblick. 

Abendstimmung in der Villa

Am nächsten Tag erkundeten wir die Wasserfälle der in Insel. Leider konnten wir am Grand Galet nicht zum Canyoning und wir mussten feststellen, dass hier nicht alle auf Cramme-Adam-Reisen warten. 

Wäre schon cool gewesen, sich hier abzuseilen

So kauften wir uns aus Trotz allerhand Süßkram am Straßenrand – Bananenbrot, Manioktörtchen, Samosas und etwas ohne aussprechbaren Namen. Um diese Unmengen an Kalorien zu rechtfertigen suchten wir uns einen schönes Plätzchen, dass natürlich 200 Höhenmeter entfernt war, aber der Blick hat sich gelohnt. 

Törtchen schon verdrückt

Mein größter Wunsch war die Kraterwanderung am Piton de la Fournaise (dieser aktive Vulkan) und so hatte ich uns ein kleines Zimmer im Dorf vor dem Vulkan reserviert und als Einstimmung hatte ich das Vulkanmuseum auf den Plan gesetzt. 

So ist La Réunion entstanden

Ihr kennt mich, ich finde wirklich auf jeder tropischen Insel die nerdigste Aktivität. Ich konnte mich aber trennen und wir schafften es gerade noch zum Sunset über den Wolken.

Sunset über den Wolken

Habe ich erwähnt, dass wir auf fast 3000HM sind und es doch etwas frisch ist.

Wir schliefen super gut in der Höhe und als um 5Uhr der Wecker klingelte, regnete es in Strömen. Ich hoffte, dass es vielleicht in einer Stunde wolkenfrei ist und so trösteten wir uns bis 9Uhr, aber es wurde nicht besser und auch keine Aussicht auf Besserung. 

Tony war so lieb und ist trotzdem mit mir in den Krater gefahren.

Meine Stimmung war genauso verregnet

Wir haben Null-Komma-Nichts gesehen. Wir konnten uns es auch nicht schön reden, dass es mystisch ist, es war einfach nur eine dicke Regenwolke.

So war meine Erwartung, danke für das schöne Bild von unserem Freund aus Guadeloupe

Traurig musste ich einsehen, dass es einfach nicht sein sollte und so flüchteten wir an die Küste in ein schönes Hotel direkt am Meer. 

Ich traute mich nicht mehr in die Wetter-App zu schauen, aber als ich provisorisch den Wecker auf 6Uhr stellte, erblickte ich einen wolkenfreien Himmel… noch mit Mond.

Mal was anderes…Monduntergang

Neuer Aktivitätspunkt und neuer Versuch mit dem Vulkan – es ging die Straße der 200 Kurven nach Cilaos (nichts für schwache Mägen). 

Ausschnitt der Route

Tony war für die Route zuständig – mir wurde eine 3,5km Wanderung über 3,5h mit 900Höhenmetern vorgeschlagen – ich habe es nicht bis zum Ende durchdacht, aber als die ersten steilen Schritte in meine Waden zogen, ahnte ich was auf mich zukommt.

Schon von Parkplatz sah es gut aus

Starttemperatur war 9° Celsius – aber schon nach der ersten Steigung warfen wir eine Zwiebelschicht nach der anderen ab. Wir hatten nur 1,5l Wasser und so habe ich Trinkpausen streng nach Höhenmetern eingeplant. 

Nach 5km waren wir auf dem Col du Taïbit, haben in zwei Täler schauen können und konnten endlich frühstücken.

Blick in zwei Täler

So gestärkt konnten wir den Abstieg in Angriff nehmen und da passte es ganz gut, dass mitten im Dschungel eine kleine Einkehr mit Kokospudding und Tee zu finden war.

Tee und Kokospudding

Danach mussten wir die geschundenen Füße am schwarzen Lavestrand entspannen – und wir mussten auch noch ein Hotel für die Nacht raussuchen. So viel unsere Wahl auf das kleine Städtchen Saint Leu mit mehreren Tauchschulen.

Nein, dass sind nicht unsere dreckigen Wanderfüße

Erneut waren wir der Überzeugung, dass wir in die erste Tauchschule reinspazieren (kurz vor 18 Uhr) und man doch einen Tauchslot für den nächsten Tag für uns hat – sorry, fully booked.

Okay was nun? Tonys Stimmung war im Keller. Wir klagten der jungen Dame an der Rezeption unser Leid und sie versuchte ihr Glück und wir gingen erstmal was essen. Als wir zurückkamen, wedelte sie mit einem Post-it. Sie hatte einen Tauchgang um 8 Uhr direkt vor dem Hotel für uns ausgemacht – merci!

Top Tauchbedingungen

Es wird Zeit, dass wir über Unterschiede zwischen französischen und Rest-der-Welt-Tauchschulen reden. 

Hier fährt ein Auto vor und alle Tauchutensilien werden aus dem Auto gezaubert, man zieht sich am Steg um und auch auf Personalien / Tauchzertifikat oder Haftungszettelei wird verzichtet. 

Scheinbar qualifiziert man sich zum Tauchen, wenn man halbwegs seine Weste mit der Flasche zusammenbauen kann.

So ging es aufs Boot und ab ins Wasser – kurze Frage nach den Haien wurde beantwortet mit einem Lächeln und „Deshalb bist du ja als erstes im Wasser.“

Durch den Tunnel

Es war einer der besten Tauchgänge die wir hatten. Wir haben ganz mystisch einen Wal in der Ferne gehört, eine Schildkröte beobachtet, eine Seegurke entdeckt und sind durch wilde Lavabauwerke mit Tunneln geschwommen. 

Dann gab es noch einen Ottermoment. Nee wir haben keinen Otter gesehen, aber ich habe mich wie ein Otter gefüllt. Gegen Ende des Tauchgang brauchte ich mal wieder etwas mehr Gewicht. Der Guide steckte mir einen Stein in die Westentasche. Ich war also wie ein Otter, der seinen Lieblingsstein in der Bauchfalte versteckt. 

Post-Tauch-Haare

Wir machten am Nachmittag etwas ganz verrücktes für uns… Nichts! So waren wir dann aber für ein kreolisches Dinner fit.

Kreolisches Dinner

Den Abend ließen wir in einer berüchtigten Rum Bar ausklingen. Wir bestellten einen Ti Punch, in der wirklich kurzen Zeit der Zubereitung gab uns der Barkeeper zwei Bier aus (8% Alkohol versteht sich).

Rum mit Eis und Rohrzucker

Am nächsten Tag hatten wir einen Tauchslot bei einer anderen Tauchschule gefunden – Sebastian („keine Angst mein Auto ist schäbig, aber mein Boot ist fit“).  

Das Tauchcenter?!

Für Sebastian war es klar, dass wir (Tony und Ich) allein tauchen und wir uns dann wieder am Boot treffen. OMG was? Allein mit Tony? Er ist doch unter Wasser wie Dori aus Findet Nemo, wenn er einen anderen Fisch sieht, schwimmt er ihm hinterher und vergisst mich doch und schwups bin ich ein Hai Snack.

Es klappte überrascht gut. Keiner wurde gefressen, aber an unserer Kommunikation unter Wasser müssen wir noch etwas pfeilen. 

Eine Languste…entdeckt von mir

Nachdem Tauchgang schnappten wir uns ein Croissant und eine kleine Quiche und es ging zum Lavatunnel Bassin Bleu. 

Start der Tunnelerkundung

Yann begrüßte uns auf dem Parkplatz und schnallte uns ins Klettergeschirr (so recht wussten wir nicht was auf uns zukommt, da die ganzen Internetseiten immer nur auf französisch sind). Also wurde geklettert und die Knieschoner kamen direkt danach zum Einsatz. 

Es wurde eng

Als wir in der totalen Dunkelheit saßen, wies uns der Guide an, dass alle ihre Stirnlampen ausmachen sollen und wir die Dunkelheit auf uns wirken lassen sollten – wo ist es sonst schon total dunkel?

Mehr sorgen machte ich mir, dass ein der Schwalben ihre Echolotung nicht ganz im Griff hat und mir gleich auf dem Helm sitzt.

Riesige Schwalbennest

In dem Lavatunnel nisten Schwalben. Sie haben sich so an ihr Höhlenleben angepasst, dass ihre Beine zurückgebildet sind und falls sie auf den Boden fallen, sterben sie, da sie es vom Boden nicht schaffen aufzustehen und wieder loszufliegen.

Mal ganz genau gucken

Danach kletterten wir weiter in den Tunnel hinein bis wir in eine der größten Lavakammerhöhlen der Insel kamen – ein erstarrter Lavasee.

Ich könnte euch jetzt noch mit spannendem Geologiezeugs belästigen, Tony bremst mich jedoch aus.

Für mich ist das schon gute Körperspannung;-)

Am nächsten Tag hatte ich eine Wanderung am El Mäido herausgesucht – vielleicht gab es wieder eine schlechte Wandervorbereitung. Ich war von 2,5h Wanderung ausgegangen, doch das war nur One-Way!

Da zum rechten Gipfel müssen wir

So mussten heute die Kekse rationiert werden. Am Ende waren es 17 km und wieder 800 Höhenmeter.

Gerade noch vor den Wolken geschafft

Am Morgen taten uns ordentlich die Waden weh, aber ein Must-do-Hike war noch ausstehend – und so ging es zum Cap Noir. Die Gipfel waren heute in Wolken gehüllt, aber das machte es nicht weniger schön und diesmal keine Verfehlungen in Länge oder Dauer.

Unser letzter Abend stand an und ich wollte nicht, dass wir irgendwo essen gehen. Wir holten uns ganz französisch ein Baguette, etwas Brie und eine Flasche Bordeaux – damit ging es zum Sonnenuntergang an den Strand.

Mehr braucht es nicht

Wir fanden einen tollen Platz und waren ganz allein.

Unsere Dinnerhöhle

Am Sonntag hieß es ganz gemütlich zusammenpacken und wir rollten über die Hauptstadt Saint Denis zum Flughafen. Wir konnten die Finger nicht von einem letzten Eclaire und einem Törtchen lassen.

Nun ging es über Mauritius nach Paris und dann Berlin, hoffentlich schaffen es auch unsere Rucksäcke auch nach Hause.

Bis zum nächsten Abenteuer – jetzt heißt es erstmal Tauchausweise auspacken und BVG Karte wieder ins Portemonnaie packen.

Tony & Juli 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.