Das Land wo der Regen gemacht wird – Angola

Wir haben recht vernünftig nicht weiter rumgesucht, sondern beschlossen an diesem Ort unser Nachtlager aufzuschlagen – Vorteil war nämlich Schatten durch einen vintage Wassertank und durch die umgrenzenden Berge ein deutlich zeitigerer Sundowner.

Die Nacht verlief ruhig, weder ein Tier nach ein Hirte kam vorbei. Sodass wir am Morgen den Rückweg antreten konnten und der Karte vertrauend zur Straße zurückgefunden haben.

Weiter ging es etwas langeinwärts über den Dombe Grande Pass – teilweise asphaltiert, sodass es easy machbar war. Hey Angola wo sind die schlechten Straßen und Potholes so groß, dass ein Smart darin verschwindet?!

Unser Ziel waren die Städtchen Benguela und Lobito an der Küste – bekannt durch ihren portugiesisch koloniale Architektur und sogar schon renoviert nach dem Krieg.

Doch eigentlich waren wir hier um zu tauchen. Das hatten uns die Kapitäne aus Namibe empfohlen. Da wir noch nie im Atlantik getaucht sind, zögerten wir nicht lange. Wir schrieben über WhatsApp mit dem Chef Marco (Portugiese). Als wir alles für den Folgetag abgemacht hatten, erwähnte er, dass er gar nicht im Land ist, aber seine Trainee Quiria mit uns tauchen wird. Dann fragte er uns wie es um unsere portugiesisch Kenntnisse steht, da sie kein englisch spricht. Wir beschlossen optimistisch a die Sache zugehen, da Unterwasser die Sprache egal ist. 

Angola ist wirklich toll, aber touristisch noch sehr jung – ja das wollten wir, aber wenn man immer wild steht, sammelt sich Müll an und der Wäscheberg wird immer größer. Deshalb wuschen wir unsere Wäsche ganz frech in der Tauchschule. Selbst das entpuppte sich als kleines Abenteuer es waren irgendwie zwei Trommeln. Wir dachten eine wäscht, die andere ist der Trockner. Wir füllten natürlich die falsche Trommel. Also fix umgepackt und dann holt man den Wasserschlauch aus dem Garten und füllt Wasser ein. Nach 15min “waschen” pumpt man das Wasser in den Ausfluss mitten im Raum und alles schwimmt danach. Dieser Schritt wird wiederholt. Die “zweite” Trommel ist eher die isolierte Schleuder – 5min schleudern und dann ab in die Sonne und wir sind tauchen gegangen. 

Tauchgang begann vom Beach aus, direkt an einem Schiffswrack. Tony bemängelt ja häufig meinen Tauchstil – dass ich zu viel mit den Armen mache, dass ich zu viel atme, aber unsere Dive Master Anwärterin hatte einen schlimmeren Stil als ich. Sie war nett, aber wir glauben, dass sie noch nie allein mit Tauchern war.

Die Sicht war schlecht, da sie Strömung viel Sedimente nach dem vielen Regen aus den Flüssen ans Riff drückte. Sie hatte zwar einen Kompass doch wir tauchen im Kreis, obwohl wir zurück zum Beach wollten. Sie tauchte auch zweimal auf um zu gucken wo wir sind. Aber sie war nett und das Wasser zum Glück auch nicht tief…

In der Stadt tauschen wir dann nochmal Geld. Wenn ihr denkt, dass Tony sowas macht, dann irrt ihr. Ich muss sowas erledigen. Wir erfuhren, dass am Kreisel beim Markt “so etwas” möglich ist. Ich stieg also aus und schaute die Jungs mit hochgezogener Augenbraue an. Das wurde noch nicht verstanden, da man mir eine Sonnenbrille anbot. Dann machte ich das internationale Zeichen für Geld und plötzlich kümmerten sich gleich 10 Herren um mich. Wir einigten uns auf den einzigen Kurs den ich akzeptiert hätte 1US$ : 950 Kz (aktueller online Kurs 1:835). Da ich ein netter Schwarzmarkttauscher bin, durften die Jungs sich sogar die Stückelung der US Dollar wünschen. 

So ausgestattet ging es weiter nach Norden und es fing wieder an mit regnen, ja es beginnt die Regenzeit, aber der Deal ist doch in den Tropen, dass es am Abend 1h gewittert und sonst die Sonne scheint. Die Regenfälle waren wirklich stärker als gewohnt, zügig brach Chaos aus. Wir standen 2-3h vor der Stadt Sumbe fest, weil LKWs versuchten sich zu überholen und dann am Rand stecken blieben. 

Da wir nichts verstanden haben außer, dass wir ja wir 4×4 sind, Platz machen sollen und auf dem Schlamm warten sollen, blieb uns nur die alte Skeleton Coast Regel: “open an ice-cold beer”.

Irgendwann ging es weiter und wegen dem Regen änderten wir unsere Route und blieben an der Küste und wollten nun bei einer Schildkrötenaufzuchtsstation schlafen. Ich hatte gefunden, dass man hier mit dem Turtle-Ranger Nachtwache machen kann und dann die Nestpatenschaft übernehmen kann. Der Regen stoppte, also los. 

Der Regen stoppte zwar, doch es waren Kalahari-ähnliche Schlammverhältnisse. Wir zogen die Jungs erst mit der Winde aus dem Schlamm und dann schleppten wir sie ins Dorf auf festen Untergrund. Es war nun schon dunkel und die Jungs meinten, dass die Straße zu den Schildkröten nicht befahrbar ist. Das sicherste sei es, wenn wir bei der Polizei schlafen. Tonys portugiesisch Kenntnisse ergaben, dass diese nur 0,8km entfernt sei (man war ich beeindruckt wie gut er die Jungs versteht), doch dann fuhren und fuhren wir im Dunkeln mit unzähligen LWKs eher 8km. Die Polizei war ein Checkpoint an der Hauptstraße. Wir sprachen beim “el commandante” vor und wurden neben den laufenden Generator gestellt. Die Jungs waren wirklich lieb und bemüht und interessiert, aber einen Highway mit Generator können auch sie nicht schön reden.

Wir haben aber okay geschlafen. Am Morgen verabschiedeten wir uns noch bei El Commandante (war noch im Schlafanzug). Wir redeten in Englisch, die Jungs auf Portugiesisch, aber am Ende gab es Daumen hoch und wir rollten vom Hof. Denn die Sonne schien und so wurde ein Beach Day ausgerufen am Surfer Paradies Cabo Ledo.

Wir frühstückten am Strand, schlummerten, lasen, badeten und beobachteten die Fischer.

Unser Plan für das Nachtlager nicht zu spät ankommen, Stuhl rausstellen und Sunset gucken. Wir fanden einen Spot in der iOverlander App direkt am Beach. Es ging auf ausgewaschenen Straßen bergab und dann durch einen eher inoffiziellen Schweine- und Kuhstall. Und natürlich fuhren wir uns in Sichtweite der Bauern fest. Wollten wir aus alten Fehlern lernen und wenn die Räder schon durchdrehen trotz Untersetzung und Differentialsperren nicht weiterprobieren, da man sich nur tiefer eingräbt. So kletterte ich direkt aufs Dach und konnte endlich die MaxTrax (australische Allzweckwaffe) einweihen. 

Wie von Zauberhand fuhren wir aus dem Lemmschlamm. Doch ihr macht euch keine Vorstellung wie schwer diese Dinger nun mit dem Schlamm waren. Zum Glück war ein Flusslauf in Sichtweite und wir konnte sie abspülen. Nur bei dem Weg zum Wasser sanken wir bis Mitte Wade in den Schlamm. 

Wir waren uns einig, dass wir uns einen anderen Spot suchen und diesmal auf dem Kliff. 

Diese Kliffkante zieht sich noch fast bis nach Luanda und wird auch als Miradouro da Lua (Mondlandschaft) bezeichnet – super beeindruckend und den ein oder andern weiteren Stop wert. 

Ist euch eigentlich aufgefallen, dass Tony sich beim letzten Grenzübergang nicht rasiert hat (Regel ist Rasur zum Grenzübergang). Also musste ein Barbier her. Gerne hätte ich so eine ganz schäbige Bretterbude gehabt, doch wir fanden etwas fast seriöses. 

Pantomimisch turnte ich Bartrasur vor und man einigte sich auf 1€ (ich habe nicht verhandelt, das war ihr Angebot). 

Wir waren zufrieden und die Jungs haben sich auch gefreut und guckten dann noch ganz verdutzt auf ToYo. 

Ich gebe die afrikanische Museumswelt noch nicht auf und so ging es danach ins Nationale Sklavenmuseum in Luanda. 

Das Museum ist in der alten Kapelle in der die Menschen, die dann versklavt wurden, vor der Abfahrt nach Amerika getauft wurden. In der Kapelle kann man sich Modelle der Sklavenschiffe der einzelnen Jahrhunderte und Hand- und Fußfesseln anschauen – eine Aufarbeitung findet aber nicht statt. 

Dann hatte ich eine (okay ich hatte wieder zu hohe Erwartungen) Waterfront in Luanda erwartet, die westlich geprägt ist. Soll Luanda doch die teuerste Stadt der Welt sein. Also fuhren wir die Waterfront der Halbinsel ab und wurden auf den Boden der afrikanischen Wahrheit zurückgeholt. 

Lokals die uns zu wirklich unverschämten Bierpreisen und “Stuhlvermietung” abziehen wollten, Jungs die uns die Schuhe putzen wollten (wir tragen seit Tag 1 nur Flipflops), oder uns betrunken nach weiteren Bier anbettelten. Wir fühlten uns unsicher und fuhren schnell wieder und hatten einen Cocktail in einer westlich geprägten Beach Bar. 

Sonst hat uns Luanda auch nicht so abgeholt, glaube durch die Abgase, die wir nur bei der Durchfahrt eingeatmet haben, kostet uns 5 Jahre Lebenszeit. Dann bemerkten wie einige Leute, die auf der befahrenen Straße Getreide zusammen kehrten. Scheinbar hatte ein Laster etwas Getreide verloren. Wir waren und sind immer noch entsetzt über diese Armut und Verzweiflung, sein Leben auf den Highway für ein paar Getreidekörner zu riskieren – von den 40 Grad, Sonne und 90% Luftfeuchtigkeit nicht zu sprechen. 

Wir haben hier immer etwas Brot griffbereit und einen Becher für Wasser. Der Junge freute sich so unglaublich, auch wenn wir uns nicht verständigen können, über das Brot und die zwei Becher Wasser – oh man wir müssen wirklich besser zu schätzen lernen, wie verdammt gut es uns geht…

Es gibt zwei Optionen in Luanda für Overlander: 1. der “bewachte” Parkplatz des Yachtclubs mit Nutzung der Duschen, oder die Kakuakos Campsite – ein Local, der selbst Overlander ist (besitzt 8 offroad-Autos) und seinen Garten zu einer Campsite gemacht hat. Nebenher züchtet er noch deutsche Schäferhunde, gibt verletzten Vögeln und Krokodilen ein zuhause und ist einfach gerne Gastgeber. 

Ich war der Meinung, dass die Welpen eine Sreicheleinheit nötig hatten und da ist man mit fünf Welpen schon etwas beschäftigt. 

Wir beschlossen noch eine weitere Nacht zu bleiben. Wir nutzten die kleine Pause um Kleinigkeiten an ToYo zu optimieren. Vielleicht war irgendwo nach Skeleton Coast ein Teil der Auspussaufhängung “verloren” gegangen. Es fehlte die halbe Schelle, die Kontrolle ob der Auspuff noch da ist, erfolgte rein akustisch, denn es klappert blechern. Wir wickelten etwas Draht drum und stellten so wieder eine “Fixierung” her. 

Man konnte auch seine Wäsche abgeben und als ich der Chefin des Hause pantomimisch darstellte, dass ruhig alles in eine Maschine kann, schlug sie die Hände über den Kopf zusammen und ich erhielt eine Lektion in Haushaltsführung auf portugiesisch. Ich gebe zu ihr Ergebnis hat mich überzeugt. 

Am Morgen machten wir uns auf zum Shipwreck Beach. Diesmal keine gefährliche Bucht, in der reihenweise Schiffe stranden. Eher ein Schiff Friedhof, der in den 1970ern “angelegt” wurde um Schiffe von bankrotten Firmen zu entsorgen. Die Lokals nutzen es als Schrottmarkt, so werden die Schiffe mit Schneidbrennern auseinander genommen. 

Am Abend bestand der Chef darauf, dass wir wieder mit ihnen essen, da wir unbedingt den Fisch seiner Frau probieren müssen. Was der Chef sagt, wird getan. Die Dame des Hauses kann nicht nur super Wäsche, sondern auch legendären Fisch zubereiten.

Am nächsten Morgen mussten wir dann aber weiter, aber nicht ohne Foto mit dem Chef (wir kommen auch auf seine Wall of Overlander-Fame) und Unterschrift auf dem Surfbrett.

Unser Ziel war das portugiesische Fort Massangano. Errichtet während der Silbersuche in den Flüssen Angolas und heute ein Lost Place. Der Eingang war mit einem Zaun verschlossen. Unsere Ankunft blieb nicht lange unbemerkt und es kamen mehrere kleine Kinder an, die erkannten, dass wir gerne ins Fort wollten und zwei circa 4-jährige klappten einfach mal den Zaun weg.

Wir erkundeten zusammen das Fort trotz Sprachbarriere hatten alle Spaß.

Ob wir uns aus dem Hinterhalt befreien konnten, oder von den Knirpsen noch im Fort gefangen gehalten werden, lest ihr im nächsten Blog.

Eure “Gefangenen”

Tony&Juli 

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