Das Abenteuer beginnt – Namibia

Nun war es endlich soweit. Alle Hürden waren genommen, das Auto hat es sicher nach Namibia geschafft, alle Versicherungen wurden auf Afrika geupgraded, sämtliche Impfungen wurden in uns appliziert (Tony hat endlich seine Meningokokken erhalten), die Wohnung ist untervermietet und die Taschen sind gepackt. So ging es gewohnt nach einem Nachtdienst (ja auch bei vier Monaten zählt bei „Adam/Cramme – Reisen“ jeder Tag) Freitagnachmittag zum BER. Ohne Probleme checkten wir ein und alle Dokumente zur Einreise waren vollständig. So ging es über Frankfurt nach Windhoek. Es soll Turbulenzen gegeben haben – komplett verschlafen! Und dann war es soweit, es wurde ein Arzt ausgerufen. Tony war viel aufgeregter als ich und es waren schon zwei andere Ärzte in der Bordtoilette. Ich hätte doch so gern auch mal in den Notfallkoffer von Lufthansa geguckt.

In den frühen Morgenstunden landeten wir bei 30°C und wolkenfreiem Himmel in Windhoek. Man wurde mit einer Wärmebildkamera abgescannt, zeigte seinen negativen Covid-PCR Test und erhielt einen Einreisestempel.

Unser erster Stop war die Onjala Lodge (bei einem Freund von Tom). Perfekt zum Ankommen, wir entspannten am Pool mit Blick über das offene Land, tasteten uns an die lokalen Brauereierzeugnisse heran und probierten Kudu.

Erstmal ankommen – Onjala Lodge

Wir hatten uns natürlich noch keine detaillierten Gedanken gemacht, wie wir nach Walvis Bay (ca. 450km) kommen. Doch wie so oft ergab sich etwas. Wir besprachen unser Anliegen nicht an der Rezeption sondern mit dem Barmann und der wusste, dass der Koch zusammen mit seinem Bruder, der ebenfalls gerade zu Gast war, auch zurück nach Walvis Bay wollte und so wurde bei mehreren Runden Schnaps (Springbok und Bushbaby) die Mitfahrgelegenheit besiegelt.

Am Sonntag machten wir einen 14km Buschwalk durch die Ländereien des Onjala Lodge und fanden die ersten Kudus, Zebras, Strauße, Warzenschweine und Paviane. Jetzt waren wir in Afrika angekommen.

Pumba gefunden und meine Tier-Selfie Leidenschaft wiederentdeckt Onjala Lodge
Leider das einzige Kudu Männchen, welches wir gefunden haben – Onjala Lodge

Dann ging es über Windhoek drei weitere Stunden mit unserem Neu-Freund Richard nach Walvis Bay.

Wir bezahlten die Tankrechnung, haben ihm ein großzügiges Trinkgeld gegeben und er setzte uns bei unserem Spediteur Eddie ab. Und von dort ging es direkt in die Lagerhalle zu unserem ToYo. Er berichtete, dass er nochmal versucht hatte ihn zu starten weiter ohne Erfolg.

Tony, weiter voller Vertrauen in ToYo, stieg ein und versuchte ihn zu starten – natürlich nichts! Was hatte er auch gedacht, dass die magischen Siemenshände zaubern können?! Plan B: Mechaniker Adam holte das noch eingeschweißte Multimeter (so ein Ding womit man messen kann, ob irgendwo Strom fließt) raus und stellte fest, dass die Starterbatterie tot ist, aber die andere war okay und hinten im Auto hatten wir Strom – leben wir jetzt vier Monate in dieser Lagerhalle?! Eddie gab uns Starthilfe und er sprang an, die nächsten vier Stunden ließen wir ihn durchlaufen, sicher war sicher.

Wir räumten schnell provisorisch ein und packten die Dachbox wieder auf Dach. Wie bekommen wir das Ersatzrad (ca. 45kg) aufs Dach? Ich ich blickte mich kurz hilflos um, machte auf schwaches kleines Mädchen und mir wurde geholfen.

Direkt nach der Tankstelle (Verschiffung nur mit leerem Tank) war unser nächster Halt die Bosch „Diesel Electrics“ Werkstatt. Auch fachmännisches Durchmessen ergab eine defekte Starterbatterie. 60 min später und einem wiedergefunden zwischenzeitlich verlorenem Kabel war eine neue Bosch Batterie eingebaut und ToYo schnurrte wie ein Kätzchen, naja Tiger!

Wir kehrten auf dem einzigen Campingplatz in Walvis Bay ein, putzen, füllten Wasser auf, verstauten alles und kochten direkt Notfallnudeln mit Pesto. Was für ein erster Tag mit ToYo in Namibia.

Nun wo diese Kleinigkeit wie Auto starten geregelt waren, konnte am nächsten Tag endlich eine Aktivität gemacht werde – Kayaking mit Robben. Wir fuhren vorbei an riesigen Salzfeldern zum Pelikan Point. Man stieg in „wasserfeste“ Sachen und ab ging es ins Kayak.

Mineralreiche Salzbecken

Dann hieß es 1,5h vorbei an mehreren Robbenkolonien paddeln. Die neugierigen trauten sich sogar bis ans Kayak. Wir sollten sie rufen um uns interessanter zu machen. Es endet damit, dass Tony und ich Robbenlaute imitierend durch die Kolonien trieben. Ich bin froh, dass es keine Tonbilder gibt 😉

Wasserfest gemacht

Als kleine Zugabe schwamm noch eine Delphinschule unter uns durch, hunderte Flamingos starten über uns und die Schakalfamilie zeigte das erste mal den Nachwuchs.

Zwischen den Robben

Unseren Nachmittag ließen wir in Swakopmund ausklingen und planten unsere weitere Reise. Das gelang besonders gut in der örtlichen Brauerei.

Erstmal erholen

Nach einem Strandspaziergang genossen wir in den Sunset bei frischen Austern und danach gab es lecker Fish&Chips.

Vielleicht hatte ich für den nächsten Tag direkt eine weitere Aktivität auf den Plan gesetzt – Living Desert Adventure. Es ging mit einem älteren leicht kauzigen Herren mit Safarihut und Schlangenstock in die Wüste. Er holte mich direkt ab, als es erstmal Wüstenunterricht gab.

Unser Wüstenlehrer

Tony sagt, dass ich euch den Wüstenunterricht ersparen soll, aber kurz: Mit aus dem Inland angewehten Pflanzenteilen fängt alles an, die frisst der Käfer, der legt Eier, die zu Larven werden, die werden von Spinnen und Gekkos gefressen, die werden dann von Schlangen und Vögeln gefressen und die werden vom Schakal gefressen – Circle of Life und so.

Wir waren also auf der Suche nach den „Little Five“ und hier unser best of 4/5 Little Fives.

4/5 Little Fives nur das Chamäleon fehlt

Ich hätte ihm noch Stunden zuhören können und mit ihm Spuren lesen können.

Überall Sand

Danach war Tony der Überzeugung, dass er sich jetzt eine Aktivität wünschen darf – Off-road fahren in der Düne.

Er hat mich schon ein bisschen ausgesetzt

Also ging es zur Düne 7, Luft wurde bis auf 1-1,2bar abgelassen und los ging es. Es lief auch anfangs überraschend gut, doch dann wurde er unaufmerksam bzw. übermütig.

Sowas kommt von sowas

Aus einem „ach ich setzte nur ein Stück zurück und dann schaffen wir das”, wurde ein „Ok, wir stecken noch tiefer im Sand“ und es kam der Moment der Sandbleche, da wir unmotiviert waren die Schaufel auszupacken, versuchten wir es bei dem schönen Sand mit den Händen.

Und so klappte unsere Selbstbergung im ersten Versuch und wir waren schon echt stolz auf uns.

Danach rollten wir in den Namib-Naukluft Nationalpark nach Süden in die absolute Einsamkeit ins Camp Homeb. Es war ein Grillplatz und ein Loch im Boden als Toilette am ausgetrockneten Flussufer – also genau nach unserem Geschmack.

Grillen klappt hier sehr gut

Hier konnten wir endlich unseren Grill einweihen und auch das funktionierte. Feuerholz hatte Tony schon bei Spar gekauft und feierte sich wie ein Mann Feuer gemacht zu haben. Auf der noch heißen Glut vom Vorabend war das aber auch nicht so schwer…

Wir haben uns extra eine namibische SIM Card fürs Handy gekauft, angeblich das beste Netz und fast überall im Land Empfang (hmm… dann waren wir wohl bisher nur im “fast überall” unterwegs). Als Backup Navigierung haben die Offline App Tracks4Africa, die zeigte uns eine Off-road Straße im Flussbett entlang. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und ignorierten das „No Entry”-Schild und rollten los. Es ging auch sehr lange sehr gut. Doch dann kam unser Endgegner – eine Monsterdünenauffahrt, die selbst Tony Respekt einflößte. Unsere Tanknadel war unter halb voll, Zusatztank leer und keine Aussicht auf Hilfe. So entschieden wir uns umzudrehen und fanden einen weiteren Abzweig.

Straße?

Wie im Off-road Kurs gelernt liefen wir zusammen (um nicht nur Tonys “ich habe da ein YouTube Video gesehen, die anderen fahren viel krassere Strecken”-Meinung zu haben) die Strecke ab und danach wollte ich umdrehen und Tony wollte es versuchen. Also probierten wir es ;-). Wir bauten kleine Steinrampen an den steilen Punkten, analysierten die beste Fahrspur und los.

Nachdem wir kleine Steinstufen entfernt hatten

Wir haben es mit etwas Kupplungsgestank geschafft und waren sehr stolz auf unseren ToYo. Danach stärkten wir uns am Kuiseb-Canyon Viewpoint und ließen ToYo sich etwas erholen.

Gucken ob alles gut ist

Dann dachten wir uns – sicher nur noch zurück zur “größeren” Straße mit Aussicht auf eine Tankstelle. Kurz geschnattert waren wir nach einem Blick auf unsere App nicht mehr auf dem Weg (vielleicht sollte ich nochmal den Ausdruck Weg beschreiben: Das sieht wie ein Trampelpfad durch die Steppe aus, die in alle Richtungen gleich aussieht). Das verunsicherte uns noch nicht so sehr und umdrehen wollten wir auch nicht, da dass GPS Signal grob in die richtige Richtung zeigte. Erste Zweifel kamen auf, als wir feststellten, dass unsere beiden Kompasse im Handy in 180° unterschiedliche Richtung Norden anzeigten. Also fuhren wir „nach Gefühl” und kamen zum Glück auf die richtige Straße. Stimmung im Auto war die ganze Zeit gut, da genug Bier und Wasser kühl lagerte.

Unser Ziel war Sossusvlei, bekannt als der Ort mit den höchsten Sanddünen der Welt. Am Eingang des Nationalparks musste wir dem Ranger versprechen, dass wir im losen Sand fahren können und uns nicht festfahren – Challenge excepted.

Hat sich gelohnt

Es ging durch sehr hohen losen Sand zwischen den Dünen entlang. Unser Ziel war Dead Vlei – nach einem Kilometer per pedes durch den Sand, waren wir allein in dieser unwirklichen Umgebung.

So genossen wir den Sunset und ließen den Abend schon wieder bei Notfallnudeln mit Pesto ausklingen (auch in Namibia gelingt es uns nicht vorausschauend einzukaufen und zehren ziemlich an unseren Vorräten, das kann nur besser werden).

Am nächsten Tag stand Wandern auf dem Tagesplan der Namib-Naukluft Nationalpark hatte eine kurze Waterkloof Wanderung (4km mit natürlichen Pools – Wasser in der Wüste!) und eine 10km Olive Tree Wanderung im Angebot. Wir begannen (rückblickend fragen wir uns warum?) mit der Waterkloof Wanderung und badeten ganz allein in dem sehr erfrischenden Pool.

Die Poolwanderung

Dann, ich möchte es eher also unüberlegte Kurzschlussreaktion bezeichnen, da wir davon ausgegangen waren ein Teil der Olive Tree Wanderung Off-road fahren zu können, liefen in der Mittagssonne mit 4l Wasser und Sonnenschutz 50 (dreilagig) los. Es ging natürlich direkt mit einem steilen Anstieg zum Bergkamm los (meine Stimmung verhält sich bekannterweise indirekt proportional zum Steigungswinkel).

War eher ein Klettersteig

Ich teilte unser Wasser streng ein (falle nicht mehr drauf rein, wenn „wir“ einen Schluck Wasser trinken, gehe ich immer leer aus am Ende) alle 2km durfte man 0,5l trinken.

Der versprochene schattige Canyon war zur Mittagszeit natürlich auch nicht so schattig. Und dann stand nur noch die Überquerung des „Wasserfalls“ an, dazu musste man sich an einer nicht gerade vertrauenserweckenden Kette entlanghangeln.

Mein Bild sieht nicht so athletisch aus

Ich weiß nicht was schlimmer gewesen wäre, am Stein abzurutschen oder in diese Restwasserpfütze zu fallen, aber alles easy geschafft.

Danach ging auf eine nette Campsite mit urigen Bad in/um einen Baum. Wir versuchten uns daran Fladenbrot im Dutch Oven backen – okay ist war eine Ikea Backmischung, aber sehr sehr gut. Wir ließen den Abend mit Bier und Cider unter dem Sternenhimmel ausklingen.

Unser Nachtlager

Und dann passierte es! Irgendetwas war in meinem Getränk und verbiss und stach mich in die Zunge! Ich spuckte alles aus und warf sofort eine Anti-Allergie Tablette ein. Tony reist in ärztlicher Begleitung, aber wer rettet mich?

Ob ich allergisch war und diese Insektenattacke überlebt habe, lest ihn im nächsten Blog.

Die Oberlander Tony&Juli

3 Kommentare zu “Das Abenteuer beginnt – Namibia

  1. Dieser Reisebericht ist wieder großartig! Und ToYo offensichtlich in seinem natürlichen Habitat! 😉
    Passt auf euch auf und gute Fahrt!
    André

  2. Na da wünschte ich dem Team aus JuTo und ToYo weiterhin eine erfolgreiche Fahrt. Und die Fotos sind auch gelungen und helfen bei dem tristen November-Grau in der Heimat.
    Grüße Uwe …

  3. Super geiler Bericht so far. Die Hälfte davon hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut, aber sehr cool eure Erlebnisse zu lesen.

    PS: Beim nächsten Mal gerne mehr vom Wüstenlehrer.

    Grüße,
    Stefan

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