Es war mal wieder Zeit die Tasche zu packen… Tony verbietet mir “immer” nach Afrika zu reisen (CO2 und so), deshalb musste Europa ran. Ich buchte einen Flug nach Catania (Sizilien) und reservierte einen Mercedes Marco Polo Campervan. ToYo falls du das jemals liest, es tut mir Leid und er kann dir nicht das Wasser reichen.
Gewohnt nach dem Nachdienst bei mir und noch einem Meeting im Flughafen bei Tony ging es los.
In Catania angekommen begrüßte uns schwül-warme Luft auf dem Rollfeld und es ging zu “Indie Campers”. Eigentlich eine große etablierte Firma (dachten wir), doch plötzlich standen wir an den GPS Koordinaten mitten in einem verlassenen Industriegebiet – verschlossenes Tor, keine Reaktion auf WhatsApp Nachrichten – doch irgendwann kam ein Herr und nahm uns mit zum Auto. Das Büro war ein Raum mit Campingtisch und nichts weiter. Die Erklärung zum Auto: “Campingstühle haben wir gerade nicht, aber ihr könnt zum Decathlon fahren und euch welche kaufen, bekommt ihr dann ersetzt”. So ungefähr ging auch die restliche Einweisung vom Auto weiter, aber wir rollten erstmal vom Hof.
Wir fuhren zu einer Campsite in Catania und richteten uns ein. Bei Cramme-Adam-Reisen bedeutet es, dass das Auto binnen weniger Minuten vollgeprödelt ist. Auf den Schreck sind wir erstmal (auch um den nur deutschen Nachbarn zu entfliehen) essen gegangen.
Seafood und Bier waren schon immer ein guter Start in den Urlaub.
So ging es am nächsten Tag in die Altstadt von Catania.
Wie ihr wisst habe ich eine Schwäche für (unter anderen) alte Steine – jetzt die Kurzfassung “jeder” Stadt auf Sizilien:
Ursprung Griechisch (circa 700 v. Chr.)
Übernahme des Römischen Reiches (um 260 v. Chr.)
Spätere Herrschaftswechsel zischen Ostgoten, Arabern und Normannen.
Angesichts der vielen Erdbeben und Vulkanausbrüche (zweiter wichtiger Hauptgrund, warum ich – ach natürlich wir 😉 – hier her wollten) gibt es nur wenige erhaltene Bauwerke der Antike.
Deshalb zog es uns auch noch an diesem Nachmittag zum Ätna – Europas höchster aktiver Vulkan – und vor 10 Tagen ausgebrochen (mit Sperrung des Flughafens wegen der Aschewolke). Sorry Mutti, dass ich das vielleicht nicht erwähnt hatte.
Geplant ungeplant bei Cramme-Adam-Reisen gingen wir 5min vor Feierabend in einen Hiking-Store und arrangierten eine Tour auf 3000m für den nächsten Tag. Wir schliefen wild an dem Hang des Ätna.
Am nächsten Morgen ging es in Jeans (natürlich sind all unsere Wandersachen in ToYo) und geliehenen Wanderschuhen mit der Gondel auf 2500HM und dann mit der “Reisegruppe” auf 3000HM.
Es war schon die “Alpine” Wanderung, doch als der Guide erklärte, wie man richtig läuft, wussten wir, dass es nicht allzu hart werden wird.
Highlight war, dass wir zu dem 10 Tage altem Lavafeld konnten und da noch ein Schnipsel Papier zum Entflammen brachten und 5m daneben die Eisschicht war.
An unserem “Rastkrater” zog leider (wie wohl jeden Tag) eine Wolke rein, sodass wir eher in “mystischer” Umgebung unser Brot aßen, aber dafür mit warmen Po, denn wir saßen auf einem heißen Stein.
Der nächste Tag führte uns die Küste weiter nach Norden in das Städtchen Taormina.
Es gab das erste Eis, es wurde endlich ziellos durch kleine Gassen geschländert (Tony hasst sowas) und als Rechtfertigung für weitere Antipasti stellten wir uns weiteren 400HM zu dem kleinen Dörfchen Castelmola.
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Natürlich schwitzend im Sonnenschein hoch, fing es oben an zu regnen, also flüchteten wir uns in eine Bar.
Und warteten und tranken und warteten und tranken und da fingen wir an über die Mafia zu recherchieren – wusstet ihr, dass die (das hört sich jetzt blöd an) in Sizilien erfunden wurde?! Plötzlich sah ich jede Zementmischtonne mit anderen Augen.
Am nächsten Morgen mussten wir auch fit sein, denn es Stand Tauchen auf dem Programm – Tauchspot an archiologischer Stelle – also Tauchen für Tony und alte Steine für mich.
Es war unser erstes Mal Tauchen im Mittelmeer – ja es wird wohl etwas kühler sein – doch als wir automatisch zwei Neoprenanzüge angezogen bekommen haben und die dreifache Menge Blei in die Taschen verteilt bekommen haben – ahnten wir, dass das was anderes ist.
Erste Spot Isola Bella eine kleine vorgelagerte Insel. Was soll ich sagen, es war schon nett, es gab ein einige Seesterne, aber es war kalt.
Beim zweiten Spot ging es in den marinen archiologischen Bereich und wir sollten an drei antiken Ankern tauchen (angelockt wurde ich beim archilogischen Tauchen mit Säulen und eingefallenen Tempeln).
Ich war schon etwas enttäuscht und zitterte am ganzen Körper, weil es so so kalt war – zum Glück haben die anderen deshalb auch mehr Sauerstoff verbraucht und wir konnten eher auftauchen.
Mein Resümee ist eindeutig – wir sind Weicheier und gehören in den Indischen Ozean oder in die Karibik.
Kleine Aufmunterung (und Erwärmung) ergab sich danach als unser Tauchguide uns zum Wine Tasting eingeladen hat.
Es ist deutlich anders als in Südafrika (Hauptaugenmerk auf zügig viele unterschiedliche tolle Weine probieren). Hier hört man sich geduldig die Geschichte des Weingutes an und besucht den Weinkeller und dann wird man an einen Tisch gesetzt und probiert vier Weine mit einem 2 Gänge Menü.
Netter Nachmittag mit der Tauchgruppe, aber Wine Tasting gehört für uns nach Südafrika.
Neuer Tag neues Glück an der Nordküste in Cefalu (Unnützes Wissen altgriechisch “Kephalos” bedeutet Kopf, so wie der Hausberg).
Wir schlenderten durch die Altstadt und dann musste noch etwas Bewegung her – so bestiegen wie Hals über “Kopf” den Berg.
Oben angekommen konnte man die alte Castelmauer ablaufen und es war Zeit für ein Gipfelbier.
Dann machten wir uns im Auto (so gut es geht) frisch und stadtfein – es ging nach Palermo der Inselhauptstadt.
Wir schlenderten an den teils verfallenen, teils restaurierten Barockbauten vorbei. Mitten auf dem Corso war plötzlich Aufregung und Leute mit mittelalterlichen Kleidung kreuzten unseren Weg – wir fanden heraus, dass hier gerade die 2. Staffel der Netflix Serie “The Leopard” gedreht wird – also aufmerksam gucken, vielleicht sind wir im Hintergrund zu sehen.
Danach musste eine Stärkung her – heute war Pizza dran. Tony ist da sehr klassisch unterwegs und nimmt immer Napoli (Sardelle mit Kapern und Oliven), doch ich teste mich hier durch – Pistaziencreme, Aubergine (mag ich sonst nicht, aber irgendwie schmeckt das hier), Mortadella und co.
Danach ging es durch die Altstadt nur 500m entfernt auf unseren Schlafplatz.
Wir schliefen erschreckend ruhig so mitten in dieser wuseligen Stadt und konnten so am Morgen noch eine Runde über die berühmten Märkte von Palermo drehen.
Tony ließ es sich nicht nehmen “allerlei” Lokales zu probieren (an dem Stand standen nur dickbäuchige ältere Männer – somit war ich schon raus).
Es war (so denken wir) frittierte Innereien von einem eher unbekannten Tier in einem Brot ohne alles.
Apropos Innereien – ich fand noch einen etwas ausgefalleneren Spot in Palermo die Kapuzinergruft. In mehreren Korridoren sind bekleidete Leichen der Oberschicht von Palermo aus der Zeit von 1599-1920, zu sehen.
Die bekannteste ist wohl die zweijährige Rosalia Lombardo, die 1920 an der Spanischen Grippe starb. Lange wurde gerätselt, wie der der Leichname des kleinen Mädchen so gut erhalten blieb, dass es aussieht als wurde sie im Schlaf lächeln.
Danach musste etwas lebensbejahendes her und es ging zum hippen Stadtbeach Mondello. Unser erster Eindruck war direkt hier geht es um sehen und gesehen werden und ich glaube, deshalb liegen hier auch alle so nah beieinander.
Wir trauten uns beide ins Wasser und hielten es 1h am Beach aus (wenn man bedenkt, dass ich sicher schon eine halbe Stunde brauchte um es ins Wasser zu schaffen). Die Flucht wurde ergriffen, denn es fiel uns der Berg am Ende der Bucht auf – Capo Callo – 450 Höhenmeter auf 7km Rundweg mit Blick über die Bucht.
Doch ihr würdet uns ja schlecht kennen, wenn wir den “normalen” Wanderweg nehmen würden, wenn man auch fasst hochklettern kann (bei aufziehendem Gewitter).
Plötzlich war nicht einmal mehr ein Trampelpfad zu sehen, doch wir bekommen immer mehr tierische Beobachter.
Ob wir Teil einer Ziegenherde werden mussten, oder doch noch den richten Weg gefunden haben – natürlich im nächsten Blog.
Ciao Tony&Juli