Bolivien überlebt!

In Sucre machten wir mal etwas ganz verrücktes: Wir saßen einfach am zentralen Plaza in der Sonne und beobachteten das bunte Treiben.

Über den Plaza schlendern - Sucre

Über den Plaza schlendern – Sucre

Um uns langsam zu resozialisieren bzw. wieder auf Deutschland einzustimmen gingen wir ins Kultur Café Berlin und Tony aß Geschnetzeltes mit Spätzle. Ich blieb noch landestreu bei einem Quinoaburger und Coca-Cocktail.

Der Nachmittagscocktail mit Coca - Sucre

Der Nachmittagscocktail mit Coca – Sucre

Um Land und Leute noch besser zu verstehen gingen wir in die Casa de la Libertat. In diesem ehemaligen Klosterbau und heutigem Museum wurde Landesgeschichte geschrieben. Hier befand sich die erste Universität Südamerikas und die bolivianische Unabhängigkeitserklärung wurde hier unterzeichnet.

Juli im Motiv des 100 Boviliano Scheins - Sucre

Juli im Motiv des 100 Boviliano Scheins – Sucre

Wusstest ihr, dass Bolivien nach dem Widerstandskämpfer Simon Bolívar benannt ist und der eigentlich aus Venezuela kam?! Er führte aber auch die Unabhängigkeitsbewegungen gegen die Spanier in den Ländern Venezuela, Kolumbien, Panama, Ecuador und Peru mit an.

Tony mit Herrn Bolívar - Sucre

Tony mit Herrn Bolívar – Sucre

Am Abend wollten wir dann zurück nach La Paz. Wir hatten uns um auf Nummer sicher zu gehen, bereits zwei Tage vorher ein Ticket für den Schlafbus gekauft. Am Busbahnhof angekommen, gab uns der Angestellte mit einer für uns unverständlichen spanischen Erklärung unser Geld für die Tickets zurück und zerriss diese. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Doch dann wurde uns klar: Potosi schlug noch einmal zu! Da die Straßen in Potosi immer noch brannten war kein Durchkommen. Wir hatten aber auf eine andere Lösung des Busunternehmens gehofft, als die Fahrt einfach zu stornieren.

Wir versuchten es dann bei anderem Unternehmen, die Potosi umfahren (5h Umweg) fahren. Doch der Bus war voll. Wir sollten „uno minuto“ warten. Doch nach und nach bezahlten alle anderen Passagiere den Umwegaufschlag und unsere Hoffnung auf einen dieser Plätze sank. Plötzlich meinte der Herr aber: Geht zum Gate, ihr könnt mitfahren! Wir hatten zwar kein Ticket, aber im Bus waren noch genau 2 Plätze und der Bus rollte los. Wir haben uns schon gefreut, dass wir doch noch weggekommen sind und vielleicht sogar umsonst nach La Paz kommen. Als wir gerade vom Busbahnhof fahren wollten, kamen die eigentlichen Inhaber unserer Plätze noch angerannt und da man uns jetzt auch nicht mehr rausschmeißen konnte, gehörte der Gang bzw. der Platz hinter der letzten Sitzreihe uns!

Ein bolivianische Busfahrt - On The Road

Ein bolivianische Busfahrt – On The Road

Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, mussten wir auch noch den vollen Preis bezahlen und haben damit dem Busfahrer sicher ein schönes Taschengeld verpasst.

Kurz vor La Paz gab es noch einen weiteren Schreckmoment. Plötzlich kam die Polizei rein und es gab leichte Aufregung, weil wir da auf dem Boden saßen. Das einzige was wir verstanden, war „documenta“. Widerwillig rückte ich die Pässe raus und beauftragte Tony den Herren bloß nicht mit unseren Pässen weggehen zu lassen. Darauf folgte ein heftiges Gespräch zwischen zwei Polizisten und dem Busfahrer und dann verschwanden sie. Es wird wohl die angemessene Anteil unseres Ticketgeldes in die richtige Tasche gewandert sein.

Nach dann doch 17 Stunden Busfahrt erreichten wir La Paz. Diesmal schien die Sonne und wir gaben der Stadt eine zweite Chance.

Wir fuhren mit einer der drei Gondellinien den Canyon hoch um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen.

Über der Stadt - La Paz

Über der Stadt – La Paz

Wir erfuhren, dass noch weitere Linien gebaut werden sollen. Damit hat dann La Paz dann das größte urbane Gondelnetz der Welt und ist für einen Fahrpreis von 3 Bolivianos (0,40€) auch für die normale Bevölkerung nutzbar.

Dann ging es zur Walking Tour. Unser Guide erzählte eine Geschichte nach der anderen. Wir wunderten uns schon lange warum reihenweise die selben Geschäfte oder Stände nebeneinander sind, z.B. die Obstdamen. Die Obst-Cholitas haben immer ihre feste Anhängerschaft, diese wird vom Generation zu Generation weitergegeben. Erwischt die Cholita einen Kunden beim „Fremdgehen“, ist jegliche Beziehung vorbei und man kann schon mal eine faulige Tomate an den Kopf bekommen.

Frisch gepressten Saft bestellen - Sucre

Frisch gepressten Saft bestellen – Sucre

Leider musste ich feststellen, dass ich nicht dem bolivianischen Schönheitsideal entspreche. Das sieht nämlich ein breites gebärfreudiges Becken und muskulöse Waden vor. Ganz verrückt werden die Bolivianer, wenn eine Frau eine schwere Last auf dem Rücken trägt, am besten noch ein Lama unterm Arm trägt und damit den Berg hoch rennt!

An unserem letzten Tag in Bolivien bereiteten wir unseren Müttern eine schlaflose Nacht. Tony hatte fahrlässiger Weise verkündete, dass wir die Todesstraße von Bolivien mit dem Mountainbike fahren wollen, was zu erheblichen Protest und Sorgen zu Hause geführt hat. Aber so richtig gefährlich war diese Straße nur bis 2006. Seitdem gibt es eine gut ausgebaute Umgehungsstraße für Autos und auf der Death Road sind fast nur noch Mountainbiker unterwegs. Also Muttis – Kein Problem!

Wir starteten auf 4600 Meter und jeder wurde in ein Powerranger Ganzkörperschutzanzug gesteckt und los ging es.

Abfahrt bereit - Death Road

Abfahrt bereit – Death Road

Während der Fahrt durchquerten wir alle Klimazonen, die Bolivien zu bieten hat. Es ging vom kalt-trockenen Altiplano bis zum feucht-warmen Regenwald.

Die ersten 24 Kilometer ging es auf der neuen Straße, die La Paz mit dem Amazonasgebiet verbindet, entlang. Und das alles bergab, ohne Anstrengung – herrlich!

Blick auf die Stecke - Death Road

Blick auf die Stecke – Death Road

Als wir dann an dem ursprünglichen Teil der Death Road waren, erklärte uns der Guide, wir sollen auf der linken Seite fahren. Dies verwunderte erst keinen, bis jemand fragte, ob der Abgrund denn dann rechts sei? Seine Antwort war kurz und knapp, „No, on the left!“. Ein Raunen ging durch die Gruppe und erste ängstliche Blicke wurden ausgetauscht. Aber eine lokale Verkehrsregel besagt, dass auf der Death Road Linksverkehr herrscht, damit der links sitzenden Fahrer bei Gegenverkehr den Fahrbahnrand bzw. Abgrund besser einsehen kann. Das hat aber anscheinend in der Vergangenheit nicht immer so gut geklappt, daher hat die Straße ihren Beinamen erhalten – Death Road. Die vielen Kreuze am Wegesrand sind ebenfalls Zeugen dafür.

Bei jedem Stop warf man dann eine Kleidungsschicht von sich, da wir uns großen Schrittes merklich dem Regenwald näherten.

Kurze Pause - Death Road

Kurze Pause – Death Road

Die Strecke ging durch kleine Wasserfälle, zahlreiche Serpentinen und Unmengen Dreck und Staub, sodass wir am Ende dementsprechend aussahen…

Dreckig - Death Road

Dreckig – Death Road

Zum Glück gab es am Ende ein neues T-Shirt geschenkt – eine kleine Überlebenstrophäe!

Überlebt - Death Road

Überlebt – Death Road

Unsere Abfahrt haben wir natürlich mit der GoPro dokumentiert!

Nach einer Stärkung ging es dann auf der neuen Straße, die erheblich länger ist, nach La Paz zurück. Hier packten wir dann nur noch und fielen todmüde ins Bett, denn am nächsten Tag ging bereits um 8 Uhr morgens unser Flug nach Buenos Aires.

Zu Bolivien bleibt abschließend zu sagen:

Ein Land in dem Schüler in der Schule nicht heimlich unterm Tisch mit dem Smartphone spielen sondern stricken.

Ein Land in dem man Orte findet, die aussehen, wie aus der Zeit als die Erde entstanden ist.

Ein Land in dem die Leute leider noch nicht zu schätzen wissen, was sie an ihrer Natur haben, um nachhaltig damit umzugehen.

Ein Land, das überhaupt nicht so gruselig und gefährlich ist, wie uns alle einreden wollten.

Ein Land der Menschen, die die Kartoffel wirklich sehr lieben und sie deshalb wirklich in jedem Essen haben!

Damit möchte ich danke für zwei schöne Wochen im Land der Kartoffelköpfe sagen!

PS: Das Video zu Machu Picchu ist online (http://youtu.be/KRNuPgXmSzg) und in dem Beitrag zum Inka Trail eingefügt.

6 Kommentare zu “Bolivien überlebt!

  1. Hallo, ihr Weltreisenden, ich bin froh, dass ich nicht vorher wußte,was ihr vorhattet: die Tour auf der Death Road! Ich bekam Gänsehaut beim Lesen. Eure Abenteuer sind fast nicht mehr zu überbieten! Das Video vom Machu Picchu habe ich mir gerade angesehen. Alle Achtung – ist Toll!
    Liebe Grüße und bleibt gesund!
    Adam Oma und Opa

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