Argentinien hat mir direkt gut gefallen, denn meine kriminelle Seite konnte hier fabelhaft aufblühen. Ich bin nämlich eine kleine Schmugglerin! Kein Koks oder was ihr denkt, sondern ein Kilo Chia Samen für die Gesundheit. Der Agriculture Einreiseschein hatte nämlich eigentlich was dagegen, aber mutig kreuzte ich überall „Nein“ an. Sollen sie es doch erstmal finden!
Am Gepackband schnüffelte bereits der Agriculture Hund rum, aber der schien nicht auf Chia spezialisiert gewesen zu sein. Dann nochmal Koffer scannen – die letzte Hürde für mein Chia und mich! Bisschen den Herren am Monitor abgelenkt und zack war ich durch – erfolgreich geschmuggelt 😀
Alle mit denen wir über Argentinien sprachen, empfahlen uns US Dollar mitzunehmen und im Land zu „tauschen“. Ich dachte, das wird so wie man es kennt, dass man zu einer Oma in der Wechselstube geht und mit Geld und Beleg herausgeht. Nein, so war das hier nicht! In Buenos Aires geht man zu zwielichtigen Gestalten, die auf der Straße rumstehen und verhandelt über den Kurs. Einigt man sich, geht man in eine Ecke oder einen Hauseingang und tauscht.
In meinem Lebenslauf kann ich jetzt also Chiaschmugglerin und Schwarzmarktgeldtauscherin hinzufügen 😉
Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger nach Iguazú. Wir hätten auch wieder einen 20-Stunden-Bus nehmen können oder halt 20€ mehr ausgeben für einen Flug. Nach unserer letzten Buserfahrung fiel uns die Entscheidung nicht schwer!
Ihr musstet während der Reise ja eine Menge kleine Wasserfälle über euch ergehen lassen (ich auch 😉 ), aber am Ende gab es endlich mal stattlich fallendes Wasser.
Tosender Lärm, feiner Sprühnebel wohin man sah – wir mussten da gewesen sein. Auf einer Länge von mehr als 2,7 Kilometer stürzt das Wasser inmitten des Urwaldes bis zu 80 Meter in die Tiefe. Damit zählen die Wasserfälle in Iguazú zu den größten der Welt – breiter als die Victoria-Fälle und höher als die berühmten Niagara-Fälle!
Es wurde gesagt, dass es sich um 20 größere und 255 kleinere Wasserfälle handelt und die hinabstürzende Wassermenge schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s. Da es die letzten 15 Tage geregnet hatte, gehen wir mal vom oberen Bereich aus.
Am erstem Tag besuchten wir den argentinischen Nationalpark, hier kann man mehrere Wege ablaufen um den Fällen so richtig nah zu kommen. Iguazú ist indianisch und bedeutet so viel wie „großes Wasser“, eine außerordentlich treffende Beschreibung.
Wir wollten unbedingt mit einem Speedboot bis ganz nah an die Fälle fahren, jedoch war es wegen dem vielen Wasser zu gefährlich und die Boote sind nicht gefahren.
Also fuhren wir mit dem Parkzug zum Garganta del Diablo. Die Hauptattraktion des Parks – der «Teufelsschlund», eine etwa 700 Meter lange und 150 Meter breite U-förmige Schlucht.
Es gibt wie immer mehrere Entstehungsgeschichten. In der Eingeborenen-Mythologie sind die Wasserfälle das Ergebnis eines Eifersuchtsdramas: Der Gott Mboi verliebte sich in die Häuptlingstochter Naipú. Diese wies ihn zurück und floh mit ihrem Geliebten in einem Kanu flussaufwärts. Der zornige Gott ließ daraufhin das Flussbett des Río Iguazú einbrechen und schuf so die mächtigsten Wasserfälle der Welt. Das Kanu der Häuptlingstochter kenterte, sie ertrank, und Mboi bannte ihre Seele in einen Felsen am Fuße des Wasserfalles, ihr Geliebter verwandelte sich daraufhin in einen Baum am Ufer des Teufelsschlundes, wo er diesen Felsen für immer im Auge behielt. Alternativ könnten sie auch durch tektonische Verschiebungen der Kontinentalplatte vor Millionen von Jahren entstanden sein, aber wer will sowas schon hören?!
Am nächsten Tag ging es auf die brasilianische Seite. Zwar befinden sich 80% der Wasserfälle auf der argentinischen Seite, aber den besten Blick gibt es von Brasilien. Um die Sache noch zu krönen hatte ich ein Zimmer im einzigen Hotel im Nationalpark reserviert, weil wir wissen ja „Lage, Lage, Lage…“
Es war ein nettes fünf Sterne Hotel im Kolonialstil mit allem was das Herz begehrte.
Aber bevor wir uns in unserem Luxushotel verwöhnen lassen wollten, hieß es erstmal Safari. Es ging durch den Jungle, indem derzeit wirklich wilde Pumas leben (aber keinen gesichtet) bis runter zum Wasser. Regenponcho und Schwimmweste übergezogen und ab ins Boot.
Es sah so aus als ob wir durch den Regenbogen gefahren wären und dann ging es gefühlt direkt in den Wasserfall, man war sofort klitschnass. Zum Glück war es nicht kalt und man trocknete bereits beim Laufen.
Natürlich hat Kamerakind Tony wieder alles festgehalten:
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen wir im beheizten Pool.
Eigentlich wollten wir nicht zu Abend im Hotel essen, doch als Tony „Brasilianisches BBQ“ gehört hatte, war jeder Vorsatz über Bord geworfen. Gegen acht Uhr hatten wir uns fein rausgeputzt (soweit man das als Backpacker in einem fünf Sterne Hotel so sagen kann) und begannen zu schlemmen.
Es war jeden Centino wert und wir aßen bis uns der Bauch wehtat. Den Abend ließen wir in der Bar bei einem Passionsfrucht Caipirinha ausklingen.
Vor dem Frühstück nutzen wir unsere Chance vor den anderen Touristen die Fälle zu betrachten und ganz allein den Weg am Rand langzugehen und uns ein bisschen Appetit fürs Frühstück zu erlaufen.
So ein kleiner Frühstückssekt in der brasilianischen Sonne weckte dann doch zum Glück jeden Lebensgeist und wir genossen ein exzellentes Frühstück.
Dann hieß es Abschied nehmen und wir mussten den Bademantel wieder gegen den Backpackerrucksack tauschen. Aber die Belmond Hotelkette gibt es auf ja auf der ganzen Welt, das wäre vielleicht eine nette Idee für eine nächste Weltreise 😉
Zum Abschluss besuchten wir den Vogelpark der sich nur auf der anderen Straßenseite befand. Von einer deutschen Tierärztin mit ihrem Mann gegründet um gefährdete Arten zu schützen.
Wir hatten am Vortag bereits einen Tukan in der Wildnis (wenn man die Einfahrt unseres Hotels so nennen kann) gesehen. Hier konnten wir sie jedoch etwas näher beobachten.
Tukan-Wissen des Tages: Die nicht isolierte Oberfläche des Schnabel dient zur Kontrolle des Wärmehaushaltes, indem die Blutzufuhr zum Schnabel je nach Umgebungstemperatur verringert oder erhöht wird, bei hohen Außentemperaturen führt er überschüssige Körperwärme ab.
Ein weiteres Highlight war die Fütterung bei den Aras, was zu großer Aufregung führte und wildem Herumgeflatter! Der ein oder andere verschätzte sich und steifte mir am Kopf.
Unseren ornithologischen Nachmittag als Video gibt es hier:
Am Abend setzten wir uns dann in den Nacbtbus nach Florianopolis – diesmal wieder auf einen nummerierten Sitzplatz!
Ach in dem Hotel wart ihr! Wir hatten das gesehen. Wow! Die tucan Bilder sind sehr schön. Wir hatten den Wasserfall mit ganz wenig Wasser