Stadt, Land, Fluss – Floß bauen in Schweden

Unsere Rucksäcke fühlten sich schon ziemlich vernachlässigt, so höre ich mich noch sagen: „Komm, lass uns doch mal ein Floß in Schweden bauen!“. So folgte aus der Idee die zügige Umsetzung und wir saßen am 15. Juni im Flieger nach Göteborg!

In Göteborg fanden wir Unterschlupf bei unserer Freundin Katha aus Deutschland.Wir erkundeten die Stadt mit öffentlichen Leihrädern, die man an jeder Ecke bekam. Unser erstes Ziel sollte die sogenannte „Fischkirche“ sein, eine Markthalle inspiriert von gotischen Kirchen. Wohin man sah – frischer Fisch. Wir deckten uns mit Shrimps, Krabbenfleisch und Variationen vom Lachs ein und machten ein schwedisches Frühstück.

Fischfrühstück - Göteborg

Fischfrühstück – Göteborg

So gestärkt und mit Tonys neu entdeckter Liebe zum Radfahren ging es einige der vielen Bergchen hoch.

Blick über die Stadt - Göteborg

Blick über die Stadt – Göteborg

Am Abend hatten wir dann im Himmel zwei Plätze für uns reserviert.

Auf in den Himmel - Göteborg

Auf in den Himmel – Göteborg

Hier soll es Göteborgs bestes Shrimpbrød geben. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und probierten es.

Dinnieren im Heaven 23 - Göteborg

Dinnieren im Heaven 23 – Göteborg

Es war sehr sehr lecker und eine tolle Sicht über Göteborg gab es dazu – Naja die hatten wir ja auch irgendwie mitbezahlt!

Am nächsten Tag ging es mit der Fähre auf die Schäreninsel Brännös.

Windige Überfahrt - Brännös

Windige Überfahrt – Brännös

Entstanden sind die Schären nach der Eiszeit. Mit dem Abtauen der Eismassen tauchten, die vom Gewicht des Eises befreiten, Gesteinsmassen in Form von vielen kleinen Inseln erst in den letzten 10.000 Jahren aus dem Meer auf.

Dort angekommen, ließ uns ein Schild mit der Aufschrift „Utkiken“ einen Aussichtspunkt erahnen und wir wurden mit einer tollen Aussicht über die Schären belohnt!

Panorama über den Schären

Panorama über den Schären

Den Abend ließen wir ganz gemütlich mit Katha bei einem leckeren Essen und einem Besuch im schwedischen Pub ausklingen.

Nach diesem netten Zwischenstopp ging es am nächsten Tag in Richtung unseres eigentlichen Ziels zum Floßbau. Mit dem Zug fuhren wir über Karlsstad und dann mit dem Bus weiter nach Gunnerud. Ich konnte meinen Ohren kaum glauben es lief tatsächlich ABBA im Bus. Unsere gute erwartungsvolle Laune wurde aber leider von dem sich zügig bewegenden Scheibenwischer etwas getrübt. Doch als wir vor Ort unsere Ausrüstung bekommen hatten, hatte auch das Wetter ein wenig Mitleid mit uns, sodass wir das Zelt nur auf der klitschnassen Wiese aufstellen mussten.

Fracht ordnen - Gunnerud

Fracht ordnen – Gunnerud

18 Uhr hieß es dann Baubesprechung und Flusskunde. Danach ging es zu den Trockenübungen über. Wir wurden in die Geheimnisse des Floßbauens eingeweiht und diese bestanden nicht aus komplizierten Knoten, sondern Loops. Man legt einfach immer nur Schlaufen um die Stämme um nicht immer das ganze Seil durchziehen zu müssen. Ich denke, dass ich dieses neue Talent direkt in meinen Lebenslauf aufnehmen werde!

Trockenübungen - Gunnerud

Trockenübungen – Gunnerud

Am Morgen hieß es dann zusammenpacken und ab zum Bauplatz. Hier wehte uns ein frischer Wind um die Nase und es graute allen jetzt ins Wasser gehen zu müssen. Doch ein Lichtblick waren die verlängerten Gummistiefel!

Sind nur Seile drin - Branäs

Sind nur Seile drin – Branäs

So hieß es Stämme sammeln: 10-12 dicke, 16 mittlere und 25 dünnere. Dann wuchs das Floß immer weiter ins Wasser, sodass wir dank den langen Gummistiefeln nur bei größter Unaufmerksamkeit nass wurden.

Wir machten uns nach dem Mittag mit Dosengulasch mit Nudeln an den zweiten Teil des Floßes. Gerne würde ich jetzt sagen es ging leicht von der Hand, doch es war ziemlich anstrengend und ich ließ ab und an den Hundewelpenblick raus, dass der Guide helfend herbeieilte und mein Seil strafte. Von Tony hörte ich nämlich nur „Fester, zieh da mal ordentlich dran, sonst gehen wir unter!“

So entstand nach und nach unser Floß aus 1,5t Holz und mehr als 150m Seilen. Dann konnten wir es einrichten und flößten als erste vom Bauplatz los – Bauzeit 9-16:30.

Abfloßbereit - Branäs

Abfloßbereit – Branäs

Wir waren gerade aufgebrochen, da begann es zu regnen. Doch wir waren erstmal mit uns, den Stakstangen und Paddeln beschäftigt, dass wir für Regen keinen Nerv hatten. Und es wurde an dem Abend auch nicht mehr besser. Als wir das flößen in den Außenkurven raus hatten, wurde uns bewusst, wir müssen ja auch wieder anlanden?! Hatte uns das jemand erklärt? Wir haben nur einen Ausweg gesehen und beratschlagten das mit dem Capitan… Morgen 😉
Die zweite Beratschlagung führte zu den Überlegungen einfach unter der Plane bei nicht angelandeten Floß zu schlafen – fahren wir einfach durch!

Doch gegen halb 10 (taghell) näherten wir uns dem Ufer und ergriffen die Chance! Tony sicherte das Floß ich baute im Regen das nasse Zelt auf! Gerne möchte ich der Nacht den Titel geben – Schlafen in der Tropfsteinhöhle!

Wir schliefen so lange bis wir keinen Regen mehr hörten und wir konnten nach einem kleinem Frühstücksschauer in die kurze Hose wechseln.

Frühstück bei voller Fahrt - Klarälven

Frühstück bei voller Fahrt – Klarälven

So flößten wir bis 17 Uhr und sahen dabei viele Tiere. Bieber schwammen nur ein paar Meter vom Floß entfernt an uns vorbei, Rehe kamen zum trinken an den Fluss und mehrere Entenfamilien waren unterwegs. Wir legten in der Nähe von Wasserfällen an. Ich sage euch ein Traum von einem Schlafspot – Abendsonne, Feuerstelle und ein Wasserfall! Nachdem Spaziergang zum Wasserfall stellten wir beide fest, es wäre Zeit sich zu waschen. Wir schauten beide ins Wasser (ca. 12°C), guckten uns an und wussten, dass wir zwei Warmduscher das nicht überleben könnten! Tony wagte es aber doch, weil wir befürchteten, dass die Fliegen und Mücken ihn wegen seines Aromas verfolgten.

Flusswaschung - Klarälven

Flusswaschung – Klarälven

Ich war also in Zugzwang. Aber es ging – nur ohne Haare… Danach ließen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.

Nächster Angelversuche - Klarälven

Nächster Angelversuche – Klarälven

Der nächste Tag forderte uns all unsere Nautikkenntnisse ab – Strudel mit Gegenströmungen, Gegenwind, Sandbänke und herabhängende Bäume, die es auf unser Zelt abgesehen hatten! Tony triezte mich, dass ich mich schon wie ein Rudersklave auf einem römischen Kriegsschiff fühlte.

Juli rudert mit voller Kraft - Klarälven

Juli rudert mit voller Kraft – Klarälven

Eigentlich hatte ich mich doch eher – in Gedenken an mein Idol Kapitän James Cook – als Kopf der Reise gesehen 😉

Am nächsten Morgen fuhr Tony zum Einkauf mit dem Kajak los! Ich badete (diesmal mit Haare) in der Zeit. Ihr ahnt mit was er zurückkam?! Zwei Sixpacks Bier, ach und einer Wassermelone, alles im Angebot!

Nach den täglichen Aufgaben wie Zelt trocknen, Seile ordnen, Essen kochen, nicht auf Sandbänken oder Steinen auflaufen, suchten wir uns eine ruhige Stelle für die Nacht. Wir fanden eine lauschiges Ufer, welches jedoch auch gefühlt eine Millionen Mücken beherbergte.

Juli ist zu süß - Klarälven

Juli ist zu süß – Klarälven

Doppelt mit Anti-Mücken-Zeug eingesprüht stellen wir uns ihnen – Zelt aufbauen, Feuerholz sammeln, Angel auswerfen! Da der Angelversuch erfolglos blieb musste es dafür einen Mitternachts-HotDog geben!

Wenn die Mücken nicht wären - Klarälven

Wenn die Mücken nicht wären – Klarälven

Am nächsten Tag kam es wie es kommen musste. Der Bootsjunge bereits für Midsommar heraus geputzt, ging beim Staken über Bord, ohne Schwimmweste, die diente uns als Sitzpolsterung bei uns. Es war nur eines von vier Mal, die Tony an dem Tag im Wasser war und nur einmal davon war freiwillig zum Waschen…

Das eigentliche Tageshighlight stand uns noch bevor. Wir wollten in die Stadt Ekshärad, denn hier gab es mal wieder etwas Zivilisation und einen Supermarkt. Nach einem gewagten Landungsmanöver an der Dorfbrücke, zogen wir voller Erwartungen los. Von weitem lasen wir am Supermarkt „Jeden Tag 8-22 Uhr“. Wir kamen 18:35 an und standen vor verschlossener Tür – wegen Midsommar nur bis 18 Uhr geöffnet! Tankstelle ebenfalls zu, Dorfimbiss kein Bier. Doch dann kam die Rettung – ein „Pub“ mit „richtigem“ Bier (in normalen Läden darf nur Bier bis maximal 3,5% verkauft werden). Nach zwei Getränken zogen wir dann weiter.

Wir beschlossen die letzte Nacht auf dem Floß zu schlafen. Um mich auf Midsommar vorzubereiten schaute ich „Midsommar für Dummies“ und wusste nun, dass ich als unverheiratetes Mädchen sieben Sorten wilder Blumen von sieben verschiedenen Wiesen pflücken muss, die ich dann unter mein Kopfkissen (also Schlafsack) lege. Dann träume ich der Legende nach von dem, den ich irgendwann einmal heiraten werde.

Midsommernacht - Klarälven

Midsommernacht – Klarälven

Natürlich darf man nicht verraten von wem man geträumt hat 😉

Danach schoben wir die Vorratskisten zusammen und machten uns bettfertig.

Schlafen auf dem Floß - Klarälven

Schlafen auf dem Floß – Klarälven

Der Legende nach ist die Natur in der Midsommarnacht magisch. Elfen würden tanzen und Trolle stünden hinter den Bäumen. Also ich bin mehrmals aufgewacht, weil ich komische Geräusche gehört habe, als ob sich jemand im Fluss wasche. Ganz klar ein Troll oder eine pummelige Elfe oder ein Elch!
Außerdem hieß es, der Morgentau könne kranke Tiere und Menschen heilen. Ich bleibe gespannt, wie sich der Tau, der mir von der Plane ins Gesicht getropft ist, bemerklich macht.

Dann hieß es nur noch fix zu Ende flößen, doch plötzlich liefen wir auf eine Sandbank auf. Frei dem Motto „Wer liebt der schiebt“, schoben wir unser Floß circa 30 Meter über die Sandbank in sehr flachem Wasser.

Partyfloß - Klarälven

Partyfloß – Klarälven

Doch dann war es wirklich nur noch im Sonnenschein zu Ende flößen und abbauen!

Fast alles weg - Gunnerud

Fast alles weg – Gunnerud

Wer sehen will wie Tony und ich wie Jack Sparrow über die Planken balanciert sind – hier das Video!

https://youtu.be/n3M_SyRswho

Hej då bis zum nächsten Abenteuer!

PS: Weitere Bilder gibt es wie immer im Ablbum Schweden.

Von Pizza und Pasta zum Letzten Abendmahl – Milano

Es war mal wieder so weit. Der ‚Reisende‘ in uns erwachte und so wurde aus meiner Idee: „Lass doch mal über Pfingsten irgendwo hinfliegen?!“ vier Tage voller Dolce Vita!

Schnell war eine Flug und ein nettes B&B nur wenige Schritte vom Dom entfernt gebucht und es konnte losgehen!

Vorweg kann ich euch schon sagen, es gibt wieder viel neues unnützes Wissen von Parmaschinken über Leonardo da Vinci bis hin zu glänzenden Waden!

Der Lateiner in mir erwartet in jeder italienischen Stadt ein Amphitheater, Aquädukte und Damen in eine Toga gehüllt. Doch Mailand belehrte mich eines Besseren. Wir betraten den Markt und es erhob sich ein riesiger gotischer Dom aus weißem Marmor vor uns und dazu stöckelten die gesammelten Kollektionen von Prada bis Gucci über das ‚Forum‘ – den Domplatz.

Selfie mit Dom

Selfie mit Dom

Um mich davon zu erholen bestiegen wir über knapp 200 Stufen die Domterrassen über der Stadt.

Auf dem Domdach

Auf dem Domdach

Auf dem Domdach

Auf dem Domdach

Was fällt euch bei dem Mailänder Dom auf?
Es gibt keinen Glockenturm! Man hatte Angst, dass die Schwingungen der Glocken die Stabilität und den Mamor gefährden könnten!

Blick auf den Domplatz von oben

Blick auf den Domplatz von oben

Wenn man in Mailand ist und nicht auffallen will, muss man an der Domtür Marias Hände und den Unterschenkel von irgend so einem Typen anfassen. Selbst ich als kleine Reformatorin muss eingestehen, es ist eine beachtliche Tür.

Die Haupttür vom Dom

Die Haupttür vom Dom

Weil dies Glück bringen soll, haben wir es sicherheitshalber auch gemacht!

Um den Marmor für den Bau des Doms zu transportieren, entstand in der Stadt ein Netz aus befahrbaren Schifffahrtskanälen, entworfen unter Mitwirkung einer meiner Lieblingslinkshänder – Leonardo da Vinci. Wir schlenderten also durch das Navigli Viertel am Wasser entlang.

Navigli, das Viertel am Wasser

Navigli, das Viertel am Wasser

Schon lockten uns die Happy Hour Angebote. Hier versteht man darunter jedoch noch viel mehr. Das erste Getränk gibt es zusammen mit einem All you can eat Buffet für 10€! Bei einem Cocktail für 8€ ein super leckerer Deal mit Blick auf die Wasserstraßen. Auf Italienisch und chic nannte sich das Aperitivo milanese.

Cocktail mit Snackbuffet am Kanal

Cocktail mit Snackbuffet am Kanal

Am nächsten Morgen hieß es einmal mehr auf zur Free Walking Tour! Marco, ein aufgedrehter Mailänder, erwartete uns bereits und enttäuschte uns auch nicht. In mehr als drei Stunden führte er uns vom antiken Mailand, über ein mittelalterliches Krankenhaus bis hin zur zeitgenössischen Kunst.

Moderne Kunst vor der Mailänder Börse

Moderne Kunst vor der Mailänder Börse

Nach diesem spannenden Crashkurs beschlossen wir uns ein wenig auf Leonardo da Vinci einzustimmen.

Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci

Es ging ins Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia. Hier konnte man vom einzigen Mondstein Italiens über eine Vielzahl von Modellen nach Da Vincis Skizzen bis zu einem U-Boot alles mögliche technische sehen.
Leonardo bewarb sich um eine Stelle am Mailänder Hof wegen seiner Fähigkeit des Entwickelns von Kriegsmaschinen. Da ahnte man noch nicht, dass er in ’nur‘ vier Jahren ein Kunstwerk erschaffen würde, was weltbekannt sein wird.

Doch dazu später. Erstmal machte uns das ganze Erkunden auch wahnsinnig hungrig!

Endlich Pizza :D

Endlich Pizza 😀

Bei einem Glas Hauswein und einer Pizza mit Parmaschinken lassen sich die geschundenen Füße nach 17km Sightseeing recht gut erholen.

Der aufmerksame Leser wartet jetzt sicher auf den schweinischen Fakt 😉
Wusstet ihr, dass nur ein paar bestimmte Rassen es zu Parmaschinken schaffen und sie dürfen sich nur von Mais, Gerste und der Molke des berühmten Parmesan ernähren!

Am nächsten Tag besuchten wir eine Kirche, deren Besonderheit es war, dass die Kapelle aufwendig mit Schädeln und langen Röhrenknochen der Toten, des vor dem Bau dort befindlichen Friedhofs, ‚dekoriert‘ worden war. Es erinnerte uns etwas an die Killing Fields in Kambodscha, aber hier in der Kapelle waren die meisten (eine Seite war für Mörder und Verbrecher vorgesehen) zum Glück eines natürlichen Todes gestorben.

Ossario mit Knochendeko

Ossario mit Knochendeko

Jetzt aber wieder zu etwas Schönerem. An jeder Ecke in Mailand gibt es Eisläden und alle verkaufen natürlich das ‚Beste Eis der Stadt‘. Das wollten wir genauer untersuchen und testeten jeden Tag eine neue Gelaterie.

Unser persönlicher Sieger war das Eis vom Savini. Natürlich die beste Adresse in der Edeleinkaufspassage Vittorio Emanuele II und schon seit der Eröffnung 1867 vertreten.

Unser bestes Eis der Stadt von Savini

Unser bestes Eis der Stadt von Savini

Den Abend ließen wir mit einem Vino vor dem Dom im Mondschein und der Pradabeleuchtung ausklingen.

Nachts vorm Dom

Nachts vorm Dom

Am letzten Tag stand als Highlight das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci an.

Dafür, dass das Gemälde 422 × 904 cm misst, verbirgt es sich in einer recht unscheinbaren Kirche.

Santa Maria delle Grazie

Santa Maria delle Grazie

Um das Bild vor dem Verfall zu schützen dürfen immer nur 25 Personen für jeweils 15 min die Kapelle besuchen.
Tony versuchte schon den ganzen Tag meine Erwartungen zu bremsen, da man überall hörte, dass die Zeit, Feuchtigkeit, die Stallnutzung unter französischer Besetzung und die Bombardierung im 2. Weltkrieg erhebliche Schäden hinterlassen hätten.

Juli vorm letzen Abendmahl

Juli vorm letzen Abendmahl

Aber es war gewaltig! Anders kann man es nicht beschreiben – die Genialität da Vincis!

Ich könnte euch so viele Details erzählen, aber am besten ihr schaut es euch selbst einmal an. Nur Eins muss ich als alter Lateiner unbedingt los werden. Sein Namenszusatz da Vinci ist kein Familien-, sondern ein Herkunftsname und bedeutet ‚aus Vinci‘. Vincio heißt aber auf leiteinisch auch „binden“ und so hat er das Abendmahl nicht signiert, sondern am rechten Bildrand einen Knoten ins Tischtuch „gebunden“.

Nachdem wir 13 Leuten beim Essen zugeschaut haben, machte sich auch bei uns ein wenig Hunger breit.

Wir fanden als Abschluss ein kleines nettes Lokal. Tony aß Spagetti mit einer stattlichen Auswahl an Meeresgetier und ich hatte Risotto mit Spargel und Scampi. Dazu gab’s, um den Abschiedsschmerz zu ertragen, für jeden einen halben Liter vom guten Hauswein.

Spagetti Frutti di Mare

Spagetti Frutti di Mare

Und so heißt es leider schon wieder „Ciao Milano“. Es war ein köstlicher Kurztrip!

Noch mehr Bilder gibt es wie immer in der Galerie Mailand.

Huskies, Wale und Polarlichter, ach ja und Julis Geburtstag!

Angekommen in Tromsø, einem verschlafenden Städtchen nördlich des Polarkreises, wünschte man sich die lange Unterwäsche herbei. Tromsø ist neben der nördlichsten Kathetrale auch Ausgangspunkt für Arktisexpeditionen. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten, wollten wir die City unsicher machen. Doch diese war schnell erkundet und so kehrten wir in einen Pub ein. Natürlich nur um das lokale Bier zu verkosten.

Geburtstagsumtrunk - Tromso

Geburtstagsumtrunk – Tromso

Herrn Mack, Bäckergeselle aus Braunschweig, fiel 1877 auf, dass der Stadt eine Brauerei fehle und behob diesen Fehler. Und so ergeben norwegisches Fjellwasser und deutscher Hopfen ein leckeres Geburtstagsgetränk und die nördlichste Brauerei der Welt.

Wir wollten den Tag in der Sauna ausklingen lassen, doch dann sahen wir noch den Jacuzzi unter freiem Himmel!

Tony, die kleine Frostbeule, zögerte erst und wir wollten es schon fast sein lassen, doch dann bemerkten wir, dass die Leute im Jacuzzi alle gespannt zum Himmel gucken. Also warfen wir die Handtücher von uns und hüpften ins heiße Wasser. Unsere Blicke gen Himmel gerichtet, sahen wir nichts, gar nichts!

Da tanzt es für das Geburtstagskind - Tromso

Da tanzt es für das Geburtstagskind – Tromso

Dann wurden wir jedoch in die Geheimnisse des Polarlicht-Guckens eingeweiht, „Wenn du denkst, es ist eine Wolke, aber du siehst die Sterne, dann ist es das Polarlicht.“. Aha! Wir fragten uns dann aber, ob das jetzt schon alles ist?!

Doch es wurde immer stärker und dann tanzte Aurora borealis sogar für mich zum Geburtstag! Ich bin mir sehr sicher, dass es nur für mich war!

Man konnte nicht genug bekommen - Tromso

Man konnte nicht genug bekommen – Tromso

Aurora-Fakt des Tages: Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten die Atmosphäre der Erde treffen und diese ionisieren. Bei der nach kurzer Zeit wieder erfolgenden Entladung wird Licht ausgesandt.

Nachdem uns der Hotelangestellte gegen 23 Uhr aus dem Wasser gescheucht hat, guckten wir eben von unserem Zimmer aus weiter!

Wenn ich jetzt schreibe, dass wir noch im Dunkeln aufstehen mussten, kann das hier im hohen Norden ja vieles sein. Postgeburtstag klingelte aber 7:30 der Wecker und es ging zum Frühstück. Tony lud sich Speck und Bohnen auf den Teller, doch so kommt mir das norwegische Frühstück nicht davon! Feststellung des Morgens: Eine Fischbulette und sauer eingelegter Hering harmonieren super zu einem Marmeladenbrötchen! Die Heringschwärme lockten nicht nur mich hierher sondern auch jährlich die Buckelwale und Orcas. Doch dazu später mehr.

Nach einer kurzen Fahrt ins Umland ging es hinaus zu einem wilden hungrigen Wolfsrudel?! So klang es zumindest! Es waren zum Glück doch nur gesättigte Huskies, die zum Gassi gehen drängelten 😉

Fix in der Hütte in die Arktisbekleidung und die Schneeboots gesprungen, suchten wir uns Britney, Whitney, Zimba, Alaska und Action aus und los ging es!

Bereit - Tromso

Bereit – Tromso

Es gab eine kurze Einweisung, wie man die Hunde dazu bringt anzuhalten – kurz gesagt volles Körpergewicht auf die Bremse zusammen mit einem urschreiähnlichen Wikingerruf „Whooooaaaa“!

Bording completed - Tromso

Bording completed – Tromso

Danach erklärte er uns noch, dass wir immer einen Fuß auf der Bremse und eine Hand am Schlitten haben sollen, denn die Hunde nehmen keine Rücksicht bei Verlust von Beifahrer oder Fahrer! Sie rennen einfach weiter!

Drei Jungs und drei Mädels - Tromso

Drei Jungs und drei Mädels – Tromso

Es ging dann gut zweieinhalb Stunden durch die Wildnis. Immer mal schlug einem ein Ast oder Schnee ins Gesicht. Natürlich gab es auch mehrere Fahrerwechsel! Sicher könnt ihr euch denken bei wem der Schlitten fast im Graben lag?!

Ich könnte mir gut vorstellen die S-Bahn gegen einen Huskeyschlitten zu tauschen.

Der Herr lässt sich fahren - Tromso

Der Herr lässt sich fahren – Tromso

Bei leichten Anstiegen wurde fleißig mit angeschoben, wir wollten es uns ja nicht mit unseren Hunden verscherzen! Während der Pause wurde auch mit allen Hunden gespielt und geknuddelt!

Aber seht selbst….

https://youtu.be/-XKk-z2dsVs

Danach ging es auf die 35km entfernte an der Westküste gelegene Insel oder eher Inselchen Sommarøy. In unserem Arctic Hotel gab es ein wohl mundendes 3-Gänge Menü.

Der Norweger isst gut - Sommaroy

Der Norweger isst gut – Sommaroy

Plötzlich kam die Kellnerin mit einem Teller Fleisch zum probieren zu uns – Walfleisch! Mutig nickten wir und hatten jeder ein kleines Stück auf dem Teller. Nach ausgiebiger Betrachtung und anpieksen mit der Gabel, kamen wir optisch zu dem Schluss, dass es wie Wild aussah. Dann hieß es probieren. Wir kauten und kauten und guckten in die anderen verunsicherten Gesichter und kamen zu dem Schluss – schon irgendwie lecker! Sehr zart und schmeckt etwas nach Leber. Ja, ich höre euch schon aufschreien. Auch ich als ehemaliges Greenpeace Mitglied und Free Willi Dauerschleifengucker hatte ein schlechtes Gewissen! Wir haben es ja nur gegessen, weil es schon auf dem Teller lag, bestellen würden wir es uns nicht. Es war übrigens Zwergwal, der in Norwegen noch nach Fangquote gejagt werden darf.

Dann ging es mit Stativ und Kamera raus in die Nacht um wieder das Polarlicht zu jagen!

Immer stärker werdend - Sommaroy

Immer stärker werdend – Sommaroy

Es dauerte wieder ein wenig bis es stärker wurde, aber wir verharrten tapfer hinter einem Steinhaufen als Windschutz. Wie eh und je schlecht auf Wanderungen vorbereitet, hatten wir statt Taschenlampe nur den Flachmann mit! Dieser führte Tony dann zu dem Ausspruch: „Entweder der Whiskey wirkt oder das Nordlicht bewegt sich jetzt wieder?!“

Ich versuche ja fast immer meine Erwartungshaltung so niedrig wie möglich zu halten, doch vor dem Walausflug gelang es mir nicht. Ich drohte schon damit in Tränen auszubrechen, wenn wir nichts sehen. Aber es war ziemlich windig und der Guide machte direkt jegliche Hoffnungen zu nichte als er meinte: „Heute wird es sehr schwer!“

Doch dann nach nicht einmal zehn Minuten brüllte er: „Orcaaaaaaaas, right side!“ Natürlich waren noch alle Kameras gut verpackt! So zog das Orcaweibchen mit Baby bildlos an uns vorbei.

Also erstmal Landschaft genießen mit Kamera und Fernglas im Anschlag.

Kein Wal in Sicht - Sommaroy

Kein Wal in Sicht – Sommaroy

Plötzlich ein Anruf: Auf der anderen Seite der Inseln wurden Buckelwale gesehen. Der Kapitän schlug das Steuerrad ein und volle Fahrt voraus! Ich nahm direkt den Platz beim Kapitän ein!

Juli beim Kapitän - Polarmeer

Juli beim Kapitän – Polarmeer

Angekommen – nichts! Außer der ein oder anderen Welle in Gesicht – Polarmeerspülung mit Eispeeling!

Wo sind sie nur? - Polarmeer

Wo sind sie nur? – Polarmeer

Doch dann in der Ferne und auf uns zukommend: Orcaaaaaaas!

Endlich zeigt er sich - Polarmeer

Endlich zeigt er sich – Polarmeer

Es war so zauberhaft! So schöne Tiere nur 6 Meter neben uns!

Unnützes Orca-Wissen:
Das sie Heringsschwärme mit Hilfe von einem „Käfig“ aus selbst erzeugten Luftblasen an die Oberfläche treiben und dann fressen, ist wohl jedem bekannt! Doch wusstet ihr, dass Orcas Möwen jagen, in dem sie zerkauten Fisch als Köder auf die Meeresoberfläche spucken und dann warten bis der doofe Vogel zum fressen kommt.

Überwältigt fielen wir in einen Mittagsschlaf, wohl verständlich, wenn die Sonne 14:22 Uhr untergeht.

So waren wir abends bereit für unsere nächste Polarnacht! Diesmal suchten wir uns einen kleinen Hügel mit Meerblick und ohne störende Beleuchtung heraus! Und das zauberhafte Nachtspektakel ließ nicht lange auf sich warten.

Aurora borealis - Sommaroy

Aurora borealis – Sommaroy

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, erblickten wir ein Winterwunderland vor unserem Fenster. Schnell genossen wir ein letztes fischiges Frühstück, schlüpften in die lange Unterwäsche und zogen durch den Schnee über die Insel.

Wie immer unterschätzten wir den Wind an der Küste und wenn er dann noch aus der Arktis kommt, wurde ich den ein oder anderen Meter über das Eis geweht! Aber ich war nun endlich einmal mit meinen Winterstiefeln am Strand das hatte schon was!

Sprung am Strand und Schnee - Sommaroy

Sprung am Strand und Schnee – Sommaroy

Zum Aufwärmen ging es danach in den Hot Pool und in die Sauna. Ich gestehe es war mein erstes mal und dann so richtig heiß! Ich ningelte direkt rum „mir ist warm“, „wie lange noch?“, „kann ich mal die Tür aufmachen?“. Aber es gab wie gewohnt keine Gnade! Ich fühlte mich wie im Fegefeuer!
Doch die wirkliche Prüfung stand noch bevor! Tony erklärte danach müsste man ins Eiswasser und schwafelte irgendwas von Kreislauf, Gefäße und gesund! Also machten wir es den Norwegern nach! Und so verabschiedeten wir uns von Norwegen mit einem Sprung ins eisige Polarmeer!

Farvel snart

PS: Noch mehr Bilder gibt es wie immer im Fotoalbum Norwegen.

Wir ewig Reisende in der ewigen Stadt

Wir mussten einfach mal raus! Meine Bewerbungen liefen so vor sich hin, ich konnte nicht viel machen außer abzuwarten und da Tony ja schon wieder fleißig arbeiten war, machte sich Langeweile breit. Da wir nach unserer Reise nicht weniger Fernweh haben, kam ich da so auf eine Idee und es war auch nicht schwer, Tony für einen kleinen Wochenendausflug zu begeistern. Schon hatte ich also einen Flug und Hotel in Rom gebucht – endlich sollte ich meine ausgefallene Lateinfahrt bekommen!

Donnerstag Nachmittag ging es von Tegel zum Leonardo da Vinci Flughafen nach Rom. Durch eine Verspätung kamen wir erst im Dunkeln an, aber wir wurden mit dem Anblick des Petersdom bei Nacht getröstet. Unser B&B war nur 500m entfernt – Lage, Lage, Lage!

Erste Eindrücke - Vatikan

Erste Eindrücke – Vatikan

Gleich waren wir von den zahlreichen Gässchen und kleinen Restaurants verzaubert. Schon leicht ausgehungert schaute ich jedem neidvoll auf den Teller und dann sah ich ihn – den Schnittenteller! Das war nur meine spontane hungrige Umschreibung für eine leckere „Bruchetta miste“-Platte. Ich konnte noch nicht ahnen, dass mich Tony mit „Schnittenteller“ seither aufzieht – es war nun mal die perfekte Umschreibung für fünf unterschiedlich belegte Schnitten!

Schnittenteller nach der Ankunft - Rom

Schnittenteller nach der Ankunft – Rom

Die Flasche Rotwein führte dann zu einer angenehmen Bettschwere mit der wir uns für das anstehende Sightseeing ausschliefen. Länger als halb acht ließ ich Tony auch nicht schlafen. Schließlich fängt der frühe Tourist den Petersdom;)

Es gibt ein Tor am Vatikan, da kann man, wenn man die Jungs der Schweizer Garde in deutsch begrüßt, einfach durchtreten und einen kleinen versteckten deutschen Friedhof besuchen. Das mussten wir ausprobieren und ja es klappt.

Blick nach oben - Vatikan

Blick nach oben – Vatikan

Es gibt Quellen, dass an dieser Stelle während der Christenverfolgung Hunderte als Märtyrer starben, wohl auch der Apostel Petrus. Eine deutsche Bruderschaft hatte den Friedhof beansprucht und soll als Bestattungsort für deutsche Pilger, die in Rom verstorben sind, dienen.

Nach diesem exklusiven Vatikanbesuch, ging es dann in die Vatikanischen Museen!

Tony versunken in der Geschichte - Vatikan

Tony versunken in der Geschichte – Vatikan

Es soll sich um eine der wichtigsten und größten Sammlungen der Welt handeln. Wir streiften durch die Weltgeschichte vom Alten Ägypten über die griechisch-römische Antike, Mittelalter, Renaissance bis ins 19. Jahrhundert. Bei älteren Leuten häuft sich über die Jahre eine Menge an. Stellt euch also vor, was Päpste über 600 Jahre mit großer Sammellust anhäufen konnten!

Der bekannteste Teil ist sicher mit Abstand die Sixtinische Kapelle. Hier durfte sich Micheangelo auf 40 Metern austoben.

Die Erschaffung Adams - Sixtinische Kapelle

Die Erschaffung Adams – Sixtinische Kapelle

Von der Entstehung der Menschen bis zum Jüngsten Gericht – Micheangelo erklärt die Bibel in Bildern.

Micheangelos Jüngstes Gericht - Sixtinische Kapelle

Micheangelos Jüngstes Gericht – Sixtinische Kapelle

Wenn ich damals sowas meiner Kunstlehrerin vorgelegt hätte, hätte ich es sicher zurückbekommen mit dem Kommentar, dass da viel zu viel los ist;)

Danach ging es in den Petersdom. Die Warteschlage war erschreckend lang, doch wozu habe ich so lange studiert, wenn ich nicht die Kunst des unauffälligen Vordrängeln beherrsche?! Nach 15 min waren wir drin und es ging per pedes rauf in die Kuppel – 510 Stufen in langer Hose über enge Wendeltreppen. Alte Leute sollten es wohl überlegen, aber ich habe Tony trot Bedenken mit hoch genommen;)

Blick von der Kuppel - Petersdom

Blick von der Kuppel – Petersdom

Man konnte auch das Dach des Doms besichtigen und ein cleverer Rohrleger hat hier an einen Trinkbrunnen gedacht.

Gemeinsam auf dem Kirchendach - Petersdom

Gemeinsam auf dem Kirchendach – Petersdom

Froh nicht im katholischen Fegefeuer aufgegangen zu sein traten wir dann eine Zeitreise mit der U Bahn an. Es ging zurück ins Jahr 80 n. Chr. – Haltestelle Kolosseum.

Tony vielleicht ein Gladiator - Kolosseum

Tony vielleicht ein Gladiator – Kolosseum

Die Hauptakteure meines Lateinbuches haben sich regelmäßig zu „Brot und Spielen“ hier getroffen, nun war ich auch endlich da.

Ausschau halten, wo sitzt der Kaiser - Kolosseum

Ausschau halten, wo sitzt der Kaiser – Kolosseum

Wie es sich für einen guten antiken Römer gehörte, verbrachten wir den Samstagvormittag auf dem Forum Romanum. Hier spielte sich das politische und gesellschaftliche Leben ab.

Blick über die Ruinen - Forum Romanum

Blick über die Ruinen – Forum Romanum

Mit meinem Reiseführer bewaffnet versuchte ich mit größtem Ehrgeiz sämtliche Ruinen zu identifizieren. Wir fanden Überreste des Tempels des Saturn und Caesar.

Juli strebert wieder nur rum - Forum Romanum

Juli strebert wieder nur rum – Forum Romanum

Da die jeweiligen Herrscher die Bedeutung des Forum erkannten, wurde es auch ständig umgestaltet und jeder wollte sich hier verewigen. Sodass viele alte Ruinen überbaut wurden und es so noch schwerer war sie du identifizieren. Nachdem Zusammenbruch des Römischen Reiches geriet auch das Forum in Vergessenheit, es wurde zwischenzeitlich als Kuhweide und als Steinbruch für den Petersdom genutzt.

Rom – die Stadt der sieben Hügel. Wir entschieden uns für eine Entdeckungstour auf dem Palatin. Die Legende besagt, dass das Weidenkörbchen mit Romulus und Remus auf dem Tiber an dessen Hang gespühlt wurde. Und somit beginnt mit der Gründung 753 v. Chr. (Rom schlüpft aus dem Ei) auf dem Palatin die Geschichte der Stadt.

Antike Brüste - Musei Capitolini

Antike Brüste – Musei Capitolini

Langsam schmerzten unsere Füße, deshalb nahmen wir uns nur noch den kleinsten der Hügel Roms vor – den Kapitol! Er wird als Herz der Stadt beschrieben, nicht nur weil man hier einen tollen Blick auf das Forum Romanum hat, sondern hier standen die wichtigsten Tempel, der des Jupiter und der Juno.

Endlich ein großer Mann - Piazza del Campidoglio

Endlich ein großer Mann – Piazza del Campidoglio

Hier endeten Triumphzüge, wurden Dichter gekrönt, Tribune bejubelt und auch die Neuzeit erkannte die Bedeutung dieses Platzes, als 1957 die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unterzeichnet wurden.

Um aus der Sonne rauszukommen, verkrümmelten wir uns in die wohl älteste Sammlung Europas in die die Kapitolinischen Museen. Der sammellustige Papst Sixtus IV begann 1471 mit einem Antikmuseum. Heute findet man hier den gigantischen Zeigefinger von Kaiser Konstantin, die Bronzestatue der römischen Wölfin mit Romuslus und Remus und jede Menge mehr.

Konstantin und Juli erheben den Finger - Musei Capitolini

Konstantin und Juli erheben den Finger – Musei Capitolini

Wenn die angeblich bekannteste Treppe der Stadt ruft, folgen wir natürlich – Spanische Treppe, aber in Rom? Die Namensgebung ist aber eher unspannend, schräg gegenüber befindet sich der Sitz der Spanischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl. Drumherum hat sich jetzt die übliche Gang von Dior über Gucci und Valentino angesiedelt.

Trubel auf den Stufen - Spanische Treppe

Trubel auf den Stufen – Spanische Treppe

Nachdem der Trevibrunnen so durch fehlendes Wasser enttäuscht hatte, musste ein anderer Brunnen her. Unser Ziel war der Neptunbrunnen, jedoch zog uns der Vierströmebrunnen viel mehr an.

Vierströmebrunnen - Piazza Navona

Vierströmebrunnen – Piazza Navona

Sind hier von 1651 die bis dato größten bekannten Flüsse vermenschlicht dargestellt – Ganges, Donau, Nil, Rio de la Plata. Es sollte die bis dahin bekannte Welt und somit den Herrschaftsanspruch des Papstes über die Welt darstellen. Jetzt treiben sich hier neben unzähligen Touristen vielleicht genauso viele Kitsch- und Klimbimverkäufer rum.

So ist es - Rom

So ist es – Rom

Den Abend ließen wir bei einer Pizza mit Anchovis, Thunfisch und Mozzarella ausklingen. Doch es war nur der erste Gang – Tony wollte unbedingt nochmal einen „Schnittenteller“ essen und den testen, ob der Rotwein wirklich keinen Kopfschmerz macht.

Der Tag neigt sich dem Ende - Rom

Der Tag neigt sich dem Ende – Rom

Sonnenuntergang in der Stadt - Vatikan

Sonnenuntergang in der Stadt – Vatikan

Der Wein hat sein Versprechen gehalten und so konnten wir am Sonntagmorgen noch die Engelsburg besuchen. Es diente als Grabmal für Kaiser Hadrian, Festung, Kerker für Schwerverbrecher, Schatzkammer und Versteck für den Papst. Den Namen Engelsburg erhielt die Festung als 590 dem Papst ein Erzengel erschienen sein soll, der das Ende der damals in Rom herrschenden Pest vorhersagte.

Zwei Engel - Engelsburg

Zwei Engel – Engelsburg

Ich war auch wieder als Kamerakind unterwegs:

Wir hätten noch so einige Legenden auf die Spur gehen, Pizza und Pasta verkosten und Vino schlürfen können, doch auch dieser Ausflug ging zu Ende. So schnell, dass wir das schon zum Gate rennen mussten, da wir erst zur Bordingzeit mit der Bahn eintrafen. La Dolce Vita hatte uns schon gänzlich in seinen Bann gezogen.

Vale Roma!

Am Schluss wird abgerechnet!

Aus „Wollen wir eine Weltreise nach meinem Studium machen?“, ein wenig Planung, einem geplünderten Konto und dann einfach ins Abenteuer reingestolpert sind jetzt die sieben schönsten und aufregendsten Monate unseres Lebens geworden.

Wir haben zwar einige Schrammen und Insektenstiche davon getragen, Rückenschmerz von so einigen schlechten Nachtlagern gehabt (es war ja nicht immer ein Bett), Muskelkater nach so mancher Wanderung gehabt und manchmal ergibt sich eben nicht jeden Tag eine Dusche, aber wir würden es jeder Zeit wieder tun.

Nun sind wir in 214 Tagen durch 13 spannende uns abwechslungsreiche Länder gereist und können sagen:

Zurückgelegte Flugstrecken: 55.522 km
Im Mietwagen gefahren: 20.322 km
Mit dem Drahtesel zurück gelegt: 290 km
Zu Fuß erkundete Strecke: 2.219 km
Erstiegene Höhen: 22.922 m
Plus tausende Kilometer in verschiedensten Bussen und 13 Nachtbussen.

Das macht in der Summe mehr als 78.353 entdeckte Kilometer auf unserer Reise. Davon waren manche glühend heiß, andere schneebedeckt, viele an der Küste und einige auch knapp 5000 Meter über dem Meer.

Wir hatten 95 unterschiedlichste Nachtlager, dabei lag die Preisspanne für ein Doppelzimmer pro Nacht bei 5,45€ bis 332,56€!

Die Gesamtkosten unserer Reise bleiben unser kleines Geheimnis, aber hier das Budgetranking der einzelnen Länder – Laos, Vietnam, Thailand, Kambotscha, Bolivien, Peru, Uruguay, USA Mainland, Neuseeland, Australien, Indien, Argentinien, Brasilien, Hawaii.

Wenn man mal sieben Monate nur das hat, was der Rucksack hergibt, lernt man recht schnell sich einzuschränken. Habe ich doch sonst jeweils immer ein Körper-, Haar- und Gesichtshandtuch gebraucht, so geht jetzt auch Tony’s nasses Reisehandtuch für alles. Irgendwie hat man dafür aber ein riesiges Stück Freiheit gewonnen.

Wir haben festgestellt, dass es ein recht einheitliches Bild vom „Deutschen“ auf der Welt gibt. Er trinkt immer Bier und isst gerne Würstchen (Wir haben im Bolivien auch direkt mehrmals am Tag Chorizo gegessen). Er wird beneidet, dass er kein Tempolimit auf den Autobahnen hat und als Sport kennt er anscheinend nur Fußball. Und was uns gar nicht so bewusst war, er ist auch als reiselustiger Weltentdecker immer gern gesehen.

Da wir jetzt ja alles überstanden haben, ist vielleicht auch ein guter Moment um einmal Danke zu sagen!

Danke an unsere Eltern und Großeltern, die uns erst für verrückt gehalten haben und uns dann tatkräftig unterstützt haben.

Danke an unsere Freunde, die uns einen schönen Abschied beschert haben, uns nicht vergessen haben und uns hoffentlich jetzt nicht allzu sehr hassen für das, was wir alles erlebt haben.

Danke an Tonys Arbeitgeber für die Möglichkeit des Sabbaticals und das regelmäßige Taschengeld.

Danke an die beste Mitarbeiterin vom Reisebüro Travel Overland Daniela, der ich alle meine Reisewünsche sagen konnte und sie alles in ein unvergessliches Around The World Ticket gepackt hat und dann auch während der Reise immer für uns da war.

Danke an all die tollen, lustigen, skurrilen und unvergesslichen Menschen, die wir unterwegs kennen lernen durften.

Und der größte Dank geht natürlich, wie sollte es anders sein, an unsere unglaublich schöne, große, vielseitige und zu Abenteuern einladende Erde!

Das war es hier nun, ihr habt bis zur zweiten Runde eure Ruhe vor uns und unserem Blog!

Tony und Juli

Steak, Wein und Gauchos

In Florianopolis angekommen, genossen wir es nochmal am Strand langzuschlendern und zu baden, obwohl es schon etwas frisch war.

Tony nach dem Baden - Florianopolis

Tony nach dem Baden – Florianopolis

Am nächsten Tag erkundeten wir das Fort in der Gegend. Hier war man leider auf internationale Wissbegierige nicht eingestellt – alle Infos waren nur auf portugiesisch. So konnten wir nur die schöne Aussicht genießen. Ich entdeckte in der Meeresbucht dann sogar noch zwei Delphine.

Juli zwischen den Fahnen - Florianopolis

Juli zwischen den Fahnen – Florianopolis

Dann endlich unser letzter Nachtbus. Wir fuhren erst nach Porto Alegre, dort aßen wir zu Abend und dann ging es für zwölf Stunden in den Bus nach Montevideo. Immer wieder ein beunruhigendes Gefühl, wenn man zu Fahrtantritt seinen Pass beim Busfahrer abgeben muss.

Leider war es eine recht schlaflose Nacht, da Tony entweder das Essen oder den Rest Cachaça, den wir vor der Abfahrt noch vernichtet hatten, nicht vertragen hatte. Das schuhsolenartige Steak mit nem verdächtigen Ei drüber wird aber wohl der Übeltäter gewesen sein…

Gegen zehn Uhr am Morgen erreichten wir die Hauptstadt von Uruguay. Montevideo zählt mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern zu den zehn sichersten Städten Lateinamerikas. Was ist nur aus diesem Kontinent geworden, haben uns noch vor der Reise alle gesagt: „Wer in Südamerika nicht mindestens einmal überfallen wird, war nicht da!“.

Nachdem es mit Tony nach einem Mittagsschlaf wieder bergauf ging, tingelten wir durch die Altstadt. Mein Ziel war der Mercado del Puerto. Von außen denkt man, man steht vor einem Bahnhof und innen gibt es zahlreiche Grill Restaurants. Eines fing uns mit einer Weinverkostung ein und schon saßen wir an der Bar mit Blick auf den Grill.

Erstes Dinner in Uruguay - Montevideo

Erstes Dinner in Uruguay – Montevideo

Beherzt auf eine Abbildung einer Kuh mit jeweiligen Fleichstücken gezeigt, ging es los.

Rumpsteak vom Grill - Montevideo

Rumpsteak vom Grill – Montevideo

Den nächsten Tag starteten wir mit einer Stadtführung. Wir erfuhren, dass in Uruguay drei Millionen Menschen und zwölf Millionen Kühe leben. Kein Wunder, dass hier an jeder Ecke ein Grill lodert oder es unseren neuen Lieblingsbrotaufstrich Dulce de Leche (Süßes der Milch) gibt.

Es ging durch die Altstadt in Richtung „Fluss“. Der Rio de la Plata hat aber eher den Anschein eines Meeres, da sein Flussbett hier 220 km breit ist. So war sein erster Name auch Mar Dulce (Süßes Meer), da die ankommenden Spanier nicht glauben konnten auf einem Fluss zu sein.

Blick in die Hauptstadt - Montevideo

Blick in die Hauptstadt – Montevideo

Die Führung endete, wie sollte es anders sein, im Grillrestaurant am Hafen. Wir bestellen mit drei anderen eine Grillplatte mit etwas von allem. Auf der Platte fanden sich dann Chorizo, gebratene Blutwurst (die ist hier süß), Rindersteak, Hühnchen, Rippchen und ganz eklige Darmschlingen. Wir wussten alle nicht was es ist und so aßen wir eine kleine Ecke bis die Chefin uns dann erklärte was dies für eine „Spezialität“ ist.

Kleiner Fleischlunch - Montevideo

Kleiner Fleischlunch – Montevideo

Am Abend gingen wir in eine Tangobar! Streiten sich doch immer noch Argentinien und Uruguay, wer das Geburtsland des Tango ist. Ende des 19. Jahrhunderts trafen hier im Großraum des Rio de la Plata verschiedenste Völker und Kulturen aufeinander. Durch Verschmelzung von afroamerikanischen Klängen mit den Einflüssen der europäischen Einwanderer entstand der Tango als Musik und Tanz der Unterschicht. Erst später nachdem er nach Europa und wieder zurück geschwappt war, entwickelte er sich als Tango Argentino in seine heutige Form.

Unser erster Kontakt mit Tango - Montevideo

Unser erster Kontakt mit Tango – Montevideo

Die Bar war zu Tonys Erleichterung sehr klein, sodass man nicht zum Nachtanzen aufgefordert werden konnte. Aber so kommt er mir nicht davon! Ich bekomme ihn schon noch zu einem Tanzkurs.

Am nächsten Morgen ging es mit großer Spannung noch mal ein Stück landeinwärts. Wir hatten im Internet ein Landgut gefunden, das Zimmer vermietet und Einblicke in das Leben der Gauchos gibt. Ein kurzes Telefonat und eine Kilometerangabe auf einem Zettel später ging es los. Dem Busfahrer hielten wir den Zettel unter die Nase und er nickte. Na dann konnte ja nichts mehr schief gehen.
An Kilometer 209 auf der Ruta 3 wurden wir „rausgeworfen“ und wir standen vor riesigen Weideflächen.

Ankunft auf Gaucho Ranch - La Estiria

Ankunft auf Gaucho Ranch – La Estiria

Wir wurden vom Besitzer abgeholt. Wenn ich groß bin, möchte ich auch Land besitzen, das so groß ist, dass ich mit dem Auto zum Eingang fahren muss. Die erste Überraschung war, dass wir in deutsch begrüßt wurden. La Estiria heißt übersetzt Steiermark und wir von einem Nachfahren österreichischer Auswanderer empfangen.

Frische Schafhäute - La Estiria

Frische Schafhäute – La Estiria

Vor dem Abendessen ritten wir dann noch dem Sonnenuntergang entgegen und testen unsere Reitfähigkeiten. Tony als ehemaliger Ponybezwinger, hatte natürlich auch direkt ein richtiges Pferd unter Kontrolle. Bei mir gestaltete es sich ähnlich wie mit dem Skifahren. Ich war selten der Bestimmer der Fortbewegungsrichtung.

Dem Sonnenuntergang entgegen - La Estiria

Dem Sonnenuntergang entgegen – La Estiria

Über die Nacht hatten wir eine einzige Aufgabe erhalten, der Ofen sollte zu unserem eigenen Wohl nicht ausgehen. Wir sind der Meinung wir haben gut Holz nachgelegt gehabt und dann auf einen zeitigen Harndrang meinerseits gehofft. Aber ich bin doch erst gegen 5 Uhr aufgewacht und was sehe ich? Nichts! Kein Feuer mehr am lodern. Wir wühlten etwas in der Asche und fanden Restglut. Doch nach einigen hoffnungslosen Versuchen das Feuer daraus wieder zu entflammen, griffen wir zu den Streichhölzern.

Ah schnell, der Ofen geht aus - La Estiria

Ah schnell, der Ofen geht aus – La Estiria

Am morgen zeigte uns Leonardo dann, wie man richtig melkt. Schließlich wollte ich einen Kakao und Tony seinen Kaffee nicht schwarz trinken. Zu aller Überraschung kam auch direkt was, aber falls ich Melkerin werden sollte, muss ich schon sehr sehr zeitig in den Stahl, wenn die Milch pünktlich auf dem Tisch stehen soll.

Wer Milch zum Frühstück will... - La Estiria

Wer Milch zum Frühstück will… – La Estiria

Nachdem wir dann sämtliche Babytiere auf der Farm einmal gedrückt hatten, ging es wieder aufs Pferd zu einem weiteren Ausritt über die Ländereien.

Spanferkel?! - La Estiria

Spanferkel?! – La Estiria

Hundefreund - La Estiria

Hundefreund – La Estiria

Am Abend mussten dann die Eier für den nächsten Tag von den Hühnern stibitzt werden. Meine Ausbeute waren 15 Eier!

Selbst gesammelte frische Eier - La Estiria

Selbst gesammelte frische Eier – La Estiria

Am nächsten Morgen riefen wieder unsere Gauchoaufgaben. Erst ging es zum Melken, nach dem Frühstück mussten die Kühe auf eine andere Koppel getrieben werden, dann ritten wir das Land ab und schauten ob alles okay ist. Wir halfen einem eingeklemmten Lamm und nachdem wir unsere Pferde abgesattelt hatten, hatten wir uns einen Abstecher zum Grill verdient!

Mittagessen ist fertig -  La Estiria

Mittagessen ist fertig – La Estiria

Unsere Reitkünste und viele süße Tiere könnt ihr euch hier ansehen:

Mit dem Bus ging es dann zu unserem letzten Stop in Uruguay – Colonia del Sacramento.

Mit der Gründung im Jahr 1680 qualifiziert sich dieses kleine Städtchen zur ältesten Stadt in Uruguay und wegen seiner schönen Altstadt wurde sogar die Unesco darauf aufmerksam und stellte es 1995 unter Schutz.

Oldtimer - Colonia

Oldtimer – Colonia

Am Abend folgten wir unserem Vorsatz immer lokales Bier zu trinken. Wir gingen in eine Craft Brewery, die 15 unterschiedliche Biere braut und tranken uns durch das Ale Angebot. Damit vernichteten wir auch unsere verbliebenen uruguayischen Pesos. Was interessiert uns heute der Hunger von Morgen?! 😉

Bierverkostung - Colonia

Bierverkostung – Colonia

Nachdem wir das Hostelfrühstück maximal geplündert hatten, schlenderten wir durch die Altstadt.

Immer Obacht geben - Colonia

Immer Obacht geben – Colonia

Es ging vorbei am Leuchtturm, am alten Stadttor und durch die berühmte Calle de los Suspiros, mit den schönen alten restaurierten Häusern.

Tony in der Calle de los Suspiros - Colonia

Tony in der Calle de los Suspiros – Colonia

Halb fünf verließen wir dann Uruguay und nahmen die Fähre nach Buenos Aires.

Da starteten am nächsten Morgen mit einer Walking Tour über einige der wichtigsten Plätze der Stadt. Die Tour endete mit der Besichtigung eines Friedhofes. Was als Sehenswürdigkeit etwas merkwürdig ist, aber über den Cemeterio La Recoleta, in dem teuersten Stadtteil von Buenos Aires, gibt es sogar eine geführte Tour. Er ist Ruhestätte wohlhabender und prominenter Einwohner, am bekanntesten ist wohl Evita Perón.

Friedhofsbesichtigung - Buenos Aires

Friedhofsbesichtigung – Buenos Aires

Jedoch haben nicht alle Gräber der Zeit gut getrotzt. Das Mausoleum einer ausgestorbenen Familie dient heute als Toilettenhäuschen – Toilettenpapier hochgestapelt auf Sarkophagen.

Nachdem wir unsere Dollar wieder in Peso „getauscht“ hatten. Ging es direkt zur nächsten Tour, diesmal durch die Altstadt. Wir trafen uns vor dem Kongresspalast.

Plaza de Concreso - Buenos Aires

Plaza de Concreso – Buenos Aires

Ich könnte euch jetzt mit zahlreichem unnützen Architekturinfos langweilen, die ich jetzt zur Genüge weiß, da unser Guide Architektur studierte, aber das will ja bestimmt keiner hören.

Einen Fakt muss ich aber erzählen. Stellt euch vor, hier wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bewusst Tauben in der Innenstadt ausgesetzt. Dadurch sollte die Stadt dem Vorbild Paris noch ähnlicher werden. Mittlerweile hat man aber gemerkt, dass es „Kacke“ war und versucht die Tauben wieder los zu werden.

Was ich sagen kann, Buenos Aires ist auf jeden Fall ein Besuch wert, nicht nur wenn man eine Schwäche für Architektur hat, auch bei einer Vorliebe für gute Steaks.

Den Abend ließen wir in einem Steakrestaurant mit einer Flasche Argentinischem Malbec ausklingen. Hier kann man sowieso kein Glas Wein bestellen, die Wahl war 1/2 oder 3/4 Liter.

Wir können nie wieder Schwein essen - Buenos Aires

Wir können nie wieder Schwein essen – Buenos Aires

An unserem letzten Tag versuchten wir unsere letzten Pesos noch unters Volk zu bringen und am Abend hatte ich für uns das ‚The Argentine Experience Dinner‘ gebucht.

The Argentine Expericene - Buenos Aires

The Argentine Expericene – Buenos Aires

Um das Eis zu brechen, gab es Wein, eine Kochmütze auf und eine Schürze um. Dann wurden wir in die Geheimnisse der Empanadaherstellung eingeweiht. Eifrig bastelten wir unseren ersten Empanada mit Queso, Carne und ganz viel in Malbec eingelegten karamellisierten Zwiebeln.

Dann stand der Empanada Wettkampf an. Wir sollten den ausgefallensten Empanada kreieren – alles war erlaubt und als Kreativitätsaktivator wurde das Weinglas kontinuierlich gefüllt. Als ich Tonys verzweifelten Versuch einer Blüte sah, die vom Kellner als Vulkan gedeutet wurde, wusste ich, dass nur ich noch die Chance hatte den Sieg nach Deutschland zu holen. Und wer hängt jetzt natürlich an der Wall of Fame der Sieger-Empanadas?!

Empanada Wettkampf Siegerin - Buenos Aires

Empanada Wettkampf Siegerin – Buenos Aires

Dann gab es endlich DAS beste Steak von Buenos Aires, wie es von der Crew beschrieben wurde. Jeder kann sich sicher diese unmenschliche Aufgabe vorstellen, sich einmal durch sämtliche Rinderzüchter des Landes probieren zu müssen 😉

A Punto - Buenos Aires

A Punto – Buenos Aires

Und es war wirklich gut!

Dann wurden wir in das heiligste der argentinischen Kultur eingeführt. Wie trinke ich den Mate Tee richtig? Es ist schon ein sehr gewöhnungsbedürftiger Geschmack und so bitter, dass wir doch lieber wieder zu Gebäck mit Dulche de Leche umgestiegen sind. Es was ein wirklich gelungener letzter Abend unserer Reise.

Am nächsten Tag fuhren wir gegen Mittag mit dem öffentlichen Bus für 50 Cent zum Flughafen, wo wir dann in die Business Lounge eincheckten 😉

Ob wir in den Flieger nach Deutschland eingestiegen sind, oder ob ich Tony doch noch für eine zweite Runde überreden konnte?! Wartet auf den allerletzten Eintrag!

PS: Viele weitere Bilder gibt es in den Alben zu Brasilien, Uruguay und Argentinien.

Berauschend schön – Iguazú

Argentinien hat mir direkt gut gefallen, denn meine kriminelle Seite konnte hier fabelhaft aufblühen. Ich bin nämlich eine kleine Schmugglerin! Kein Koks oder was ihr denkt, sondern ein Kilo Chia Samen für die Gesundheit. Der Agriculture Einreiseschein hatte nämlich eigentlich was dagegen, aber mutig kreuzte ich überall „Nein“ an. Sollen sie es doch erstmal finden!

Am Gepackband schnüffelte bereits der Agriculture Hund rum, aber der schien nicht auf Chia spezialisiert gewesen zu sein. Dann nochmal Koffer scannen – die letzte Hürde für mein Chia und mich! Bisschen den Herren am Monitor abgelenkt und zack war ich durch – erfolgreich geschmuggelt 😀

Alle mit denen wir über Argentinien sprachen, empfahlen uns US Dollar mitzunehmen und im Land zu „tauschen“. Ich dachte, das wird so wie man es kennt, dass man zu einer Oma in der Wechselstube geht und mit Geld und Beleg herausgeht. Nein, so war das hier nicht! In Buenos Aires geht man zu zwielichtigen Gestalten, die auf der Straße rumstehen und verhandelt über den Kurs. Einigt man sich, geht man in eine Ecke oder einen Hauseingang und tauscht.

In meinem Lebenslauf kann ich jetzt also Chiaschmugglerin und Schwarzmarktgeldtauscherin hinzufügen 😉

Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger nach Iguazú. Wir hätten auch wieder einen 20-Stunden-Bus nehmen können oder halt 20€ mehr ausgeben für einen Flug. Nach unserer letzten Buserfahrung fiel uns die Entscheidung nicht schwer!

Erste Atlantiksichtung auf der Reise - Buones Aires

Erste Atlantiksichtung auf der Reise – Buones Aires

Ihr musstet während der Reise ja eine Menge kleine Wasserfälle über euch ergehen lassen (ich auch 😉 ), aber am Ende gab es endlich mal stattlich fallendes Wasser.

Tosender Lärm, feiner Sprühnebel wohin man sah – wir mussten da gewesen sein. Auf einer Länge von mehr als 2,7 Kilometer stürzt das Wasser inmitten des Urwaldes bis zu 80 Meter in die Tiefe. Damit zählen die Wasserfälle in Iguazú zu den größten der Welt – breiter als die Victoria-Fälle und höher als die berühmten Niagara-Fälle!

Erster Anblick - Iguazú

Erster Anblick – Iguazú

Es wurde gesagt, dass es sich um 20 größere und 255 kleinere Wasserfälle handelt und die hinabstürzende Wassermenge schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s. Da es die letzten 15 Tage geregnet hatte, gehen wir mal vom oberen Bereich aus.

Tony ganz nah dran - Iguazú

Tony ganz nah dran – Iguazú

Am erstem Tag besuchten wir den argentinischen Nationalpark, hier kann man mehrere Wege ablaufen um den Fällen so richtig nah zu kommen. Iguazú ist indianisch und bedeutet so viel wie „großes Wasser“, eine außerordentlich treffende Beschreibung.

Vor den Faellen - Iguazú

Vor den Faellen – Iguazú

Wir wollten unbedingt mit einem Speedboot bis ganz nah an die Fälle fahren, jedoch war es wegen dem vielen Wasser zu gefährlich und die Boote sind nicht gefahren.

Also fuhren wir mit dem Parkzug zum Garganta del Diablo. Die Hauptattraktion des Parks – der «Teufelsschlund», eine etwa 700 Meter lange und 150 Meter breite U-förmige Schlucht.

Wo kommt das Wasser nur her? - Iguazú

Wo kommt das Wasser nur her? – Iguazú

Es gibt wie immer mehrere Entstehungsgeschichten. In der Eingeborenen-Mythologie sind die Wasserfälle das Ergebnis eines Eifersuchtsdramas: Der Gott Mboi verliebte sich in die Häuptlingstochter Naipú. Diese wies ihn zurück und floh mit ihrem Geliebten in einem Kanu flussaufwärts. Der zornige Gott ließ daraufhin das Flussbett des Río Iguazú einbrechen und schuf so die mächtigsten Wasserfälle der Welt. Das Kanu der Häuptlingstochter kenterte, sie ertrank, und Mboi bannte ihre Seele in einen Felsen am Fuße des Wasserfalles, ihr Geliebter verwandelte sich daraufhin in einen Baum am Ufer des Teufelsschlundes, wo er diesen Felsen für immer im Auge behielt. Alternativ könnten sie auch durch tektonische Verschiebungen der Kontinentalplatte vor Millionen von Jahren entstanden sein, aber wer will sowas schon hören?!

Vom Äffchen begrüßt - Iguazú

Vom Äffchen begrüßt – Iguazú

Am nächsten Tag ging es auf die brasilianische Seite. Zwar befinden sich 80% der Wasserfälle auf der argentinischen Seite, aber den besten Blick gibt es von Brasilien. Um die Sache noch zu krönen hatte ich ein Zimmer im einzigen Hotel im Nationalpark reserviert, weil wir wissen ja „Lage, Lage, Lage…“

Es war ein nettes fünf Sterne Hotel im Kolonialstil mit allem was das Herz begehrte.

Endlich wieder ein richtiges Bett - Iguazú

Endlich wieder ein richtiges Bett – Iguazú

5 Sterne Bad - Iguazú

5 Sterne Bad – Iguazú

Aber bevor wir uns in unserem Luxushotel verwöhnen lassen wollten, hieß es erstmal Safari. Es ging durch den Jungle, indem derzeit wirklich wilde Pumas leben (aber keinen gesichtet) bis runter zum Wasser. Regenponcho und Schwimmweste übergezogen und ab ins Boot.

Man muss den Poncho nur zu tragen wissen - Iguazú

Man muss den Poncho nur zu tragen wissen – Iguazú

Es sah so aus als ob wir durch den Regenbogen gefahren wären und dann ging es gefühlt direkt in den Wasserfall, man war sofort klitschnass. Zum Glück war es nicht kalt und man trocknete bereits beim Laufen.

Natürlich hat Kamerakind Tony wieder alles festgehalten:

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen wir im beheizten Pool.

Anbaden auf brasilianisch im beheizten Pool - Iguazú

Anbaden auf brasilianisch im beheizten Pool – Iguazú

Eigentlich wollten wir nicht zu Abend im Hotel essen, doch als Tony „Brasilianisches BBQ“ gehört hatte, war jeder Vorsatz über Bord geworfen. Gegen acht Uhr hatten wir uns fein rausgeputzt (soweit man das als Backpacker in einem fünf Sterne Hotel so sagen kann) und begannen zu schlemmen.

Kleine Essensauswahl - Iguazú

Kleine Essensauswahl – Iguazú

Es war jeden Centino wert und wir aßen bis uns der Bauch wehtat. Den Abend ließen wir in der Bar bei einem Passionsfrucht Caipirinha ausklingen.

Ein Absacker in der Bar passte noch rein - Iguazú

Ein Absacker in der Bar passte noch rein – Iguazú

Vor dem Frühstück nutzen wir unsere Chance vor den anderen Touristen die Fälle zu betrachten und ganz allein den Weg am Rand langzugehen und uns ein bisschen Appetit fürs Frühstück zu erlaufen.

Vor allen anderen Touristen da - Iguazú

Vor allen anderen Touristen da – Iguazú

So ein kleiner Frühstückssekt in der brasilianischen Sonne weckte dann doch zum Glück jeden Lebensgeist und wir genossen ein exzellentes Frühstück.

Sonntagmorgen gehört sich ein Sektfrühstück - Iguazú

Sonntagmorgen gehört sich ein Sektfrühstück – Iguazú

Dann hieß es Abschied nehmen und wir mussten den Bademantel wieder gegen den Backpackerrucksack tauschen. Aber die Belmond Hotelkette gibt es auf ja auf der ganzen Welt, das wäre vielleicht eine nette Idee für eine nächste Weltreise 😉

Zum Abschluss besuchten wir den Vogelpark der sich nur auf der anderen Straßenseite befand. Von einer deutschen Tierärztin mit ihrem Mann gegründet um gefährdete Arten zu schützen.

Ab in den Vogelpark - Iguazú

Ab in den Vogelpark – Iguazú

Wir hatten am Vortag bereits einen Tukan in der Wildnis (wenn man die Einfahrt unseres Hotels so nennen kann) gesehen. Hier konnten wir sie jedoch etwas näher beobachten.

Tukan-Wissen des Tages: Die nicht isolierte Oberfläche des Schnabel dient zur Kontrolle des Wärmehaushaltes, indem die Blutzufuhr zum Schnabel je nach Umgebungstemperatur verringert oder erhöht wird, bei hohen Außentemperaturen führt er überschüssige Körperwärme ab.

Der Haribo...Ähm Tukanvogel - Iguazú

Der Haribo…Ähm Tukanvogel – Iguazú

Ein weiteres Highlight war die Fütterung bei den Aras, was zu großer Aufregung führte und wildem Herumgeflatter! Der ein oder andere verschätzte sich und steifte mir am Kopf.

Fütterung bei den Aras - Iguazú

Fütterung bei den Aras – Iguazú

Unseren ornithologischen Nachmittag als Video gibt es hier:

Am Abend setzten wir uns dann in den Nacbtbus nach Florianopolis – diesmal wieder auf einen nummerierten Sitzplatz!

Bolivien überlebt!

In Sucre machten wir mal etwas ganz verrücktes: Wir saßen einfach am zentralen Plaza in der Sonne und beobachteten das bunte Treiben.

Über den Plaza schlendern - Sucre

Über den Plaza schlendern – Sucre

Um uns langsam zu resozialisieren bzw. wieder auf Deutschland einzustimmen gingen wir ins Kultur Café Berlin und Tony aß Geschnetzeltes mit Spätzle. Ich blieb noch landestreu bei einem Quinoaburger und Coca-Cocktail.

Der Nachmittagscocktail mit Coca - Sucre

Der Nachmittagscocktail mit Coca – Sucre

Um Land und Leute noch besser zu verstehen gingen wir in die Casa de la Libertat. In diesem ehemaligen Klosterbau und heutigem Museum wurde Landesgeschichte geschrieben. Hier befand sich die erste Universität Südamerikas und die bolivianische Unabhängigkeitserklärung wurde hier unterzeichnet.

Juli im Motiv des 100 Boviliano Scheins - Sucre

Juli im Motiv des 100 Boviliano Scheins – Sucre

Wusstest ihr, dass Bolivien nach dem Widerstandskämpfer Simon Bolívar benannt ist und der eigentlich aus Venezuela kam?! Er führte aber auch die Unabhängigkeitsbewegungen gegen die Spanier in den Ländern Venezuela, Kolumbien, Panama, Ecuador und Peru mit an.

Tony mit Herrn Bolívar - Sucre

Tony mit Herrn Bolívar – Sucre

Am Abend wollten wir dann zurück nach La Paz. Wir hatten uns um auf Nummer sicher zu gehen, bereits zwei Tage vorher ein Ticket für den Schlafbus gekauft. Am Busbahnhof angekommen, gab uns der Angestellte mit einer für uns unverständlichen spanischen Erklärung unser Geld für die Tickets zurück und zerriss diese. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Doch dann wurde uns klar: Potosi schlug noch einmal zu! Da die Straßen in Potosi immer noch brannten war kein Durchkommen. Wir hatten aber auf eine andere Lösung des Busunternehmens gehofft, als die Fahrt einfach zu stornieren.

Wir versuchten es dann bei anderem Unternehmen, die Potosi umfahren (5h Umweg) fahren. Doch der Bus war voll. Wir sollten „uno minuto“ warten. Doch nach und nach bezahlten alle anderen Passagiere den Umwegaufschlag und unsere Hoffnung auf einen dieser Plätze sank. Plötzlich meinte der Herr aber: Geht zum Gate, ihr könnt mitfahren! Wir hatten zwar kein Ticket, aber im Bus waren noch genau 2 Plätze und der Bus rollte los. Wir haben uns schon gefreut, dass wir doch noch weggekommen sind und vielleicht sogar umsonst nach La Paz kommen. Als wir gerade vom Busbahnhof fahren wollten, kamen die eigentlichen Inhaber unserer Plätze noch angerannt und da man uns jetzt auch nicht mehr rausschmeißen konnte, gehörte der Gang bzw. der Platz hinter der letzten Sitzreihe uns!

Ein bolivianische Busfahrt - On The Road

Ein bolivianische Busfahrt – On The Road

Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, mussten wir auch noch den vollen Preis bezahlen und haben damit dem Busfahrer sicher ein schönes Taschengeld verpasst.

Kurz vor La Paz gab es noch einen weiteren Schreckmoment. Plötzlich kam die Polizei rein und es gab leichte Aufregung, weil wir da auf dem Boden saßen. Das einzige was wir verstanden, war „documenta“. Widerwillig rückte ich die Pässe raus und beauftragte Tony den Herren bloß nicht mit unseren Pässen weggehen zu lassen. Darauf folgte ein heftiges Gespräch zwischen zwei Polizisten und dem Busfahrer und dann verschwanden sie. Es wird wohl die angemessene Anteil unseres Ticketgeldes in die richtige Tasche gewandert sein.

Nach dann doch 17 Stunden Busfahrt erreichten wir La Paz. Diesmal schien die Sonne und wir gaben der Stadt eine zweite Chance.

Wir fuhren mit einer der drei Gondellinien den Canyon hoch um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen.

Über der Stadt - La Paz

Über der Stadt – La Paz

Wir erfuhren, dass noch weitere Linien gebaut werden sollen. Damit hat dann La Paz dann das größte urbane Gondelnetz der Welt und ist für einen Fahrpreis von 3 Bolivianos (0,40€) auch für die normale Bevölkerung nutzbar.

Dann ging es zur Walking Tour. Unser Guide erzählte eine Geschichte nach der anderen. Wir wunderten uns schon lange warum reihenweise die selben Geschäfte oder Stände nebeneinander sind, z.B. die Obstdamen. Die Obst-Cholitas haben immer ihre feste Anhängerschaft, diese wird vom Generation zu Generation weitergegeben. Erwischt die Cholita einen Kunden beim „Fremdgehen“, ist jegliche Beziehung vorbei und man kann schon mal eine faulige Tomate an den Kopf bekommen.

Frisch gepressten Saft bestellen - Sucre

Frisch gepressten Saft bestellen – Sucre

Leider musste ich feststellen, dass ich nicht dem bolivianischen Schönheitsideal entspreche. Das sieht nämlich ein breites gebärfreudiges Becken und muskulöse Waden vor. Ganz verrückt werden die Bolivianer, wenn eine Frau eine schwere Last auf dem Rücken trägt, am besten noch ein Lama unterm Arm trägt und damit den Berg hoch rennt!

An unserem letzten Tag in Bolivien bereiteten wir unseren Müttern eine schlaflose Nacht. Tony hatte fahrlässiger Weise verkündete, dass wir die Todesstraße von Bolivien mit dem Mountainbike fahren wollen, was zu erheblichen Protest und Sorgen zu Hause geführt hat. Aber so richtig gefährlich war diese Straße nur bis 2006. Seitdem gibt es eine gut ausgebaute Umgehungsstraße für Autos und auf der Death Road sind fast nur noch Mountainbiker unterwegs. Also Muttis – Kein Problem!

Wir starteten auf 4600 Meter und jeder wurde in ein Powerranger Ganzkörperschutzanzug gesteckt und los ging es.

Abfahrt bereit - Death Road

Abfahrt bereit – Death Road

Während der Fahrt durchquerten wir alle Klimazonen, die Bolivien zu bieten hat. Es ging vom kalt-trockenen Altiplano bis zum feucht-warmen Regenwald.

Die ersten 24 Kilometer ging es auf der neuen Straße, die La Paz mit dem Amazonasgebiet verbindet, entlang. Und das alles bergab, ohne Anstrengung – herrlich!

Blick auf die Stecke - Death Road

Blick auf die Stecke – Death Road

Als wir dann an dem ursprünglichen Teil der Death Road waren, erklärte uns der Guide, wir sollen auf der linken Seite fahren. Dies verwunderte erst keinen, bis jemand fragte, ob der Abgrund denn dann rechts sei? Seine Antwort war kurz und knapp, „No, on the left!“. Ein Raunen ging durch die Gruppe und erste ängstliche Blicke wurden ausgetauscht. Aber eine lokale Verkehrsregel besagt, dass auf der Death Road Linksverkehr herrscht, damit der links sitzenden Fahrer bei Gegenverkehr den Fahrbahnrand bzw. Abgrund besser einsehen kann. Das hat aber anscheinend in der Vergangenheit nicht immer so gut geklappt, daher hat die Straße ihren Beinamen erhalten – Death Road. Die vielen Kreuze am Wegesrand sind ebenfalls Zeugen dafür.

Bei jedem Stop warf man dann eine Kleidungsschicht von sich, da wir uns großen Schrittes merklich dem Regenwald näherten.

Kurze Pause - Death Road

Kurze Pause – Death Road

Die Strecke ging durch kleine Wasserfälle, zahlreiche Serpentinen und Unmengen Dreck und Staub, sodass wir am Ende dementsprechend aussahen…

Dreckig - Death Road

Dreckig – Death Road

Zum Glück gab es am Ende ein neues T-Shirt geschenkt – eine kleine Überlebenstrophäe!

Überlebt - Death Road

Überlebt – Death Road

Unsere Abfahrt haben wir natürlich mit der GoPro dokumentiert!

Nach einer Stärkung ging es dann auf der neuen Straße, die erheblich länger ist, nach La Paz zurück. Hier packten wir dann nur noch und fielen todmüde ins Bett, denn am nächsten Tag ging bereits um 8 Uhr morgens unser Flug nach Buenos Aires.

Zu Bolivien bleibt abschließend zu sagen:

Ein Land in dem Schüler in der Schule nicht heimlich unterm Tisch mit dem Smartphone spielen sondern stricken.

Ein Land in dem man Orte findet, die aussehen, wie aus der Zeit als die Erde entstanden ist.

Ein Land in dem die Leute leider noch nicht zu schätzen wissen, was sie an ihrer Natur haben, um nachhaltig damit umzugehen.

Ein Land, das überhaupt nicht so gruselig und gefährlich ist, wie uns alle einreden wollten.

Ein Land der Menschen, die die Kartoffel wirklich sehr lieben und sie deshalb wirklich in jedem Essen haben!

Damit möchte ich danke für zwei schöne Wochen im Land der Kartoffelköpfe sagen!

PS: Das Video zu Machu Picchu ist online (http://youtu.be/KRNuPgXmSzg) und in dem Beitrag zum Inka Trail eingefügt.

Schnee im Juli

La Paz sammelte nicht gerade Beliebtheitspunkte als es uns mit Schneeregen weckte. Deshalb beschlossen wir direkt die Flucht zu ergreifen. Wir buchten einen 3-Tages-Ausflug in die Salt Flats bei Uyuni.

Deshalb ging es mit dem Nachtbus zwölf Stunden Richtung Süden. Da der Bolivianer gewöhnlich mit dicker Wolldecke reist, nahmen wir diesmal sicherheitshalber auch unseren Schlafsack mit in den Bus.

Eisige Busfahrt - La Paz

Eisige Busfahrt – La Paz

Gut erholt kamen wir in Uyuni an, frühstückten erstmal auf dem Markt und stärkten uns für alles was kommen sollte mit einem leckeren Quinoadrink.

Lecker und gesunder Quinoadrink - Uyuni

Lecker und gesunder Quinoadrink – Uyuni

Dann ging es mit drei britischen Medizinstudentinnen und Guide Pablo in einem Geländewagen los.

Es ging auf den größten Salzsee bzw. die größte Salzebene der Welt – den Salar de Uyuni. Der 10.582 Quadratkilometer große Salzsee ist bei Entstehung der Anden vom restlichen Ozean abgetrennt worden und vor über 10.000 Jahren zur Salzebene ausgetrocknet. Durch die Verdunstung entstand eine mehrere Meter dicke Salzkruste. Darunter befindet sich noch ein am See mit gesättigtem Salzwasser, der an der tiefsten Stelle noch mehr als 120 Meter tief sein soll.

Salz wohin man blickt - Salar de Uyuni

Salz wohin man blickt – Salar de Uyuni

Die Salzmenge wird auf zehn Milliarden Tonnen geschätzt und jährlich werden etwa 25.000 Tonnen abgebaut. Da stellte sich mir die Frage: „Wie kommt das Salz vom See in den Salzstreuer?“. Die Antwort liegt am östlichen Rand der Salar de Uyuni. Dort hacken Arbeiter in die Salzschicht und häufen das Salz zum Trocknen auf.

Wir auf den Salzbergen - Salar de Uyuni

Wir auf den Salzbergen – Salar de Uyuni

Diese werden dann in Lastwagen in die direkt an der Salzebene gelegene Stadt Colchani zur Aufbereitung transportiert. Dort wird es weiter getrocknet und verpackt. Da Salz aber ein preiswertes Gut ist, lohnt ein industrieller Abbau nicht.

In der Salzfabrik - Salar de Uyuni

In der Salzfabrik – Salar de Uyuni

Wer denkt es gibt kein Leben in dieser Salzwüste, der irrt. Wir hatten gegen so einige Kreaturen zu kämpfen.

Gemeinsam gegen T-Rex - Salar de Uyuni

Gemeinsam gegen T-Rex – Salar de Uyuni

Eisbärattacke - Salar de Uyuni

Eisbärattacke – Salar de Uyuni

Auf der Fahrt durch die scheinbar endlos weit erscheinende Salzebene erhob sich plötzlich eine Insel – Incahuasi, was übersetzt Haus der Inka bedeutet. Sie ist für ihre meterhohen Kakteen, die bis zu 1200 Jahre alt sind, bekannt. Man weiß so gut, wie alt die Kakteen sind, weil sie nur einen Zentimeter im Jahr wachsen.

Tony mit Riesenkaktus - Salar de Uyuni

Tony mit Riesenkaktus – Salar de Uyuni

Dann warteten wir auf den Sonnenuntergang. Es kam uns ewig vor, weil es schon recht kalt war. Diese Gegend hat nämlich eine Jahresdurchschnittstemperatur von lediglich 3 Grad Celcius und als die Sonne dann weg war, war es noch viel weniger.

Sonnenuntergang - Salar de Uyuni

Sonnenuntergang – Salar de Uyuni

Also wollten wir alle schnell ins Hostel. Bereits als wir davorstanden, war unsere Vorfreude in leichte Erfrierungsangst umgeschlagen. Das Bettgestell war „Made in Uyuni“ – komplett aus Salzplatten, genau wie der Rest in diesem Hostel. Sie stellten sich jedoch bei den Minustemperaturen im Zimmer als sehr isolierfreudig heraus.

Unser Salzapartment - Salar de Uyuni

Unser Salzapartment – Salar de Uyuni

Am Morgen fuhren wir durch die Gegend die Coloured Mountains hieß.

Farbige Berge - On The Road

Farbige Berge – On The Road

Das trifft es auch ganz gut, denn durch die vulkanische Entstehung sieht man an den Bergen viele mineralische Ablagerungen von Eisen, Kupfer und Sulfaten, die diese verschiedenen Farben hervorrufen.

Dann ging es durch das Valley of Rocks und Tony musste gefühlt auf jeden Stein klettern.

Tony auf dem Rücken des Condors - Valley of Rocks

Tony auf dem Rücken des Condors – Valley of Rocks

So viel frische Luft machte hungrig und so gab es Lunch auf der Ladefläche des Jeeps zubereitet, leider wie am Vortag kalt.

Lunch im Freien - On The Road

Lunch im Freien – On The Road

Und da fragte man sich doch ernsthaft, wie in der größten Salzebene der Welt das Essen so ungesalzen sein konnte…

Dann stand die Rote Lagune auf dem Plan und wir sahen unsere ersten freigebenden Flamingos.

Panorama mit Flamingos - Rote Lagune

Panorama mit Flamingos – Rote Lagune

Der Name der Lagune mit hohem Mineralsalzgehalt kommt von roten Kieselalgen. Diese locken die Andenflamingos an. Habe ich davor den Flamingo für einen eher tropischen Vogel gehalten, war ich überrascht, dass er gern in eiskaltem Salzwasser steht.

Flamingo-Fakt des Tages: Durch ein Leberenzym können die mit der Nahrung aufgenommen Carotinoide umgewandelt werden und als Pigmente in den Federn eingelagert werden. Die Algen filtern sie ähnlich wie ein Wal durch Lamellen in ihrem Schnabel aus dem Wasser.

Juli mit den Andenflamingos - Rote Lagune

Juli mit den Andenflamingos – Rote Lagune

Am zweiten Tag schwächelte eine unserer Mitteisenden und weinte schon vor Bauchschmerzen. Die einzige Idee vom Guide war wie immer Cocatee. Ich besann mich, dass ich ja eigentlich Ärztin bin und untersuchte sie fachmännisch. Mc Burney und Lanz Punkte waren positiv, sie war ein junges Mädel und so kam ich zur Arbeitsdiagnose Appendizitis! Wir beschlossen, dass es das Beste sei, die Tour abzubrechen und sie ins Krankenhaus zu fahren. Der Guide schlug uns ein drei Stunden entferntes „Krankenhaus“ ohne Strom und Ultraschallgerät vor. Da dies keine Option war, ging es ins fünf Stunden entfernte Uyuni, indem eine Behandlung möglich war.

Erst schien es, dass wir auch abbrechen müssten, da wir ja alle im selben Auto unterwegs waren. Als ich mich jedoch noch um meine Blinddarmpatientin kümmerte, machte Tony zwei Schweizer klar, die alleine mit ihrem Fahrer unterwegs waren und die uns für den letzten Tag der Tour aufnahmen.

Am nächsten Tag war es mal wieder Zeit das Hemd in den Schlüppi zu stecken. Als wir Aufstanden herrschte eine Außentemperatur von -6 Grad Celsius und es lag Schnee. Somit hatten wir den ersten Schnee des Jahres im Juli und auch unsere höchste Nacht mit 4680 Meter über dem Meeresspiegel.

Erwacht im Winter - Sol de Mañana

Erwacht im Winter – Sol de Mañana

Dann ging es direkt zu den Geysiren, kochenden Schlammlöchern und Fumarolen im Sol de Mañana, einem zwei Quadratkilometer großen Geothermalgebiet.

Übers Schwefelfeld zum Gysir - Sol de Mañana

Übers Schwefelfeld zum Gysir – Sol de Mañana

Unnützes Vulkanwissen des Tages: Fumarole sind lediglich Dampfaustritte in vulkanisch aktiven Gebieten, die bei wenig Wasser in der Tiefe durch den fehlenden Druck vollständig in Dampf umgewandelt wird. Sie deuten jedoch auf einen abklingenden Vulkanismus hin.

Dann plötzlich dachte ich, dass ich durch ein Gemälde von Dali laufe und habe nur noch Ausschau nach den zerflossenen Uhren gehalten. Wir waren in der Salvator Dali Wüste angekommen.

Wie vom Maler - Dali Wüste

Wie vom Maler – Dali Wüste

Unzählige Felsen am Wüstenrand von hell-bis dunkelbraun standen auf einer Anhöhe. Das war ein wirklich surrealer Anblick.

Juli im Bild - Dali Wüste

Juli im Bild – Dali Wüste

Danach hatten wir genug gefroren und am späten Vormittag hieß es dann: Runter mit den Klamotten und rein in den Bikini! Wir sprangen in die Thermalquellen, die auf über 4000 Meter lagen, wärmten uns auf und genossen die einzige Dusche der letzten drei Tage – von Winter-Wüsten-Tour zum Wellness-Urlaub.

Thermalquelle - Sol de Mañana

Thermalquelle – Sol de Mañana

Chillen im Hot Pool bei -6 Grad Außentemperatur - Sol de Mañana

Chillen im Hot Pool bei -6 Grad Außentemperatur – Sol de Mañana

Das Best of unseres Ausfluges gibt es im Video zu sehen.

https://youtu.be/ovUy42OPRDY

Zurück in Uyuni angekommen nahmen wir direkt einen Bus nach Potosi. Tony wollte hier unbedingt hin und ich hatte gleich ein ungutes Gefühl.

Es fing an, dass wir keine Unterkunft hatten und halb zwölf nachts durch eine gruselige bolivianische Stadt liefen.

Am Morgen wurde es nicht besser, da in der ganzen Stadt Generalstreik mit Straßenblockaden herrschte. Wir verstanden nicht so ganz gegen was eigentlich demonstriert wurde, aber in der ganzen Stadt ging nichts. Alle Geschäfte waren geschlossen, es konnten keine Autos fahren und so schien es auch fast unmöglich eine Tour in die bekannten Silberminen zu bekommen. Wir schafften es aber doch noch, nach klopfen an verschlossenen Agentur-Türen, eine Tour für den Nachmittag zu buchen.

Nicht so einladend - Potosi

Nicht so einladend – Potosi

Um diese Stadt schnell wieder zu verlassen brauchten wir aber auch noch ein Busticket. Da aber alles zu war und nichts fuhr, hieß es fünf Kilometer zum Busterminal laufen um da unter der Hand durch den Zaun ein Ticket zu bekommen. Dort wurden wir auch erstmals als Gringos beschimpft. Zusammen mit den ganzen Straßenblokaden und Menschen mit Holzlatten bewaffnet war es ein recht unwohliges Gefühl!

Aber erstmal ging es angemessen gekleidet in die Silbermine.

Bereit für den Mineneinsatz - Potosi

Bereit für den Mineneinsatz – Potosi

Schon die Inka hatten im Cerro Rico (Reicher Berg) Silber abbauen lassen und durch den Silberabbau der Spanier wurde die Stadt im 17. Jahrhundert zu einer der größten der Welt.

Urige Lore der Silbermine - Potosi

Urige Lore der Silbermine – Potosi

Nachdem wir eine Tüte Cocablätter für die Minenarbeiter in einem Shop gekauft hatten, indem man auch legal Dynamit hätte kaufen können, ging es auf den Schienen in die Miene.

Wir machten nach einigen Verzweigungen eine Pause mit drei Arbeitern. An einem normalen Arbeitstag wird die Miene für sieben Stunden nicht verlassen und das Mittag besteht nur aus Cocablättern und hochprozentigem Alkohol gemischt mit Wasser.

Juli mit Minenkollege - Potosi

Juli mit Minenkollege – Potosi

Immer zur vollen Stunde gibt es eine Sprengung in der Miene und so schlugen wir uns über drei wacklige Leitern tiefer hinab in den Berg um diesen zu entgehen. Nachdem wir verschiedene Silber- und Zinkadern gesehen hatten, wurden wir aber auch sicher wieder aus der Miene geführt. Wir mussten uns nur gelegentlich an die Wand quetschen um nicht von den handgeschobenen Loren überrollt zu werden.

Wer uns Live bei der Minenarbeit sehen will, sollte sich dieses Video angucken.

https://youtu.be/zn1ZmHaN04s

Danach versuchten wir zu Fuß so schnell wie möglich die fünf Kilometer zum Busterminal zu kommen, weil wir gehört hatten, dass der 19 Uhr Bus wohl trotz der Blockaden fahren sollte. Wir waren so schnell, wie man eben mit Rucksack auf über 4000 Höhenmetern ist! Nur damit ihr mal mein Leid einzuschätzen wisst!
Unser Weg wurde kurz vor dem Ziel von brennenden Straßenbarrikaden versperrt – Wir waren ratlos und leicht verängstigt. Eine Bolivianerin setzte uns aber in ein Taxi und meinte sie weiß schon wo der Bus fährt.

Brennende Staßenbarrikaden - Potosi

Brennende Staßenbarrikaden – Potosi

Ende der Geschichte: Sie führte uns nach kurzer Taxifahrt und weiteren beschwerlichen Metern bergauf und vorbei an weiteren Barrikaden zu unserem Bus und wir kamen 23 Uhr im Hostel in Sucre an und fielen todmüde ins Bett.

Wenn wir uns ausgeschlafen haben, berichten wir weiter! Bis dahin Gute Nacht aus Sucre.

Nach Bolivien gehoppt

Diesmal probierten wir den Hop-on Hop-off Bus nach Bolivien aus. Mit dem Ticket konnte man an den wichtigen Orten aussteigen und nach Belieben weiterfahren.
Nach der Nachtfahrt von Cusco stiegen wir direkt in Puno aus um die schwimmenden Dörfer auf dem Titicacasee zu besuchen. Die Inseln waren zu Zeiten entstanden, in denen sich die Bewohner vor ihren kriegerischen Nachbarn, den Inka, schützen mussten und deshalb auf den See flohen. Am Morgen ging es mit einem kleinen Boot an einigen der schwimmenden Inseln vorbei.

Immer größere schwimmende Inseln - Titicacasee

Immer größere schwimmende Inseln – Titicacasee

Wir enterten eine dieser schwimmenden Inseln und liefen wie auf rohen Eiern auf den ganzen Schichten von Schilf. Schon ein komisches Gefühl, weil man so ein wenig einsank.

Ein bisschen komisch lief es sich - Titicacasee

Ein bisschen komisch lief es sich – Titicacasee

Der Präsident der Insel erklärte uns, wie die Inseln gebaut werden. Erst muss erdige Grundsockel mit dem Wurzelwerk des Schilfs in den flacheren Bereichen des Sees geschnitten werden. Dieser wird mit mehreren Ankern an der richtigen Stelle für die Insel fixiert und dann kommen versetzt zahlreiche Schilfschichten darüber. In der Trockenzeit muss alle zwei Wochen eine neue Schicht ausgelegt werden, auch unter den Häusern. Diese sind jedoch, wie uns der Präsident vorführte, leicht anhebbar.

Inselpräsident erklärte uns alles - Titicacasee

Inselpräsident erklärte uns alles – Titicacasee

Die Damen der Insel sangen noch für uns und dann sollte man seinen Shoppinggelüsten freien Lauf lassen. Es gab schrecklich hässliche Kissenbezüge und Kitsch aus dem Seeschilf.

Nach einer Hausbesichtigung, der sehr sparsam eingerichteten Häuser, ging es weiter.

Tony auf Hausbesichtigung - Titicacasee

Tony auf Hausbesichtigung – Titicacasee

Wir fuhren weitere zwei Stunden über den See, jedoch schliefen wir ein, da die Nacht im Bus nicht allzu erholsam war.

Zum Homestay ging es auf die Amantaní Insel. Hier wurde uns unser neuer Papa vorgestellt. Wir stellten uns in der Landessprache vor und folgten ihm in sein Haus.

Unser Homestay - Titicacasee

Unser Homestay – Titicacasee

Wir waren diesmal schon positiv überrascht, dass es ein gemauertes Haus war. Es gab zwei große Betten und Jesus hing an der Wand. Eine seeligruhige Nacht war also garantiert.

Mit Jesus über dem Bett konnte nichts schief gehen - Titicacasee

Mit Jesus über dem Bett konnte nichts schief gehen – Titicacasee

Nachdem wir den Sonnenuntergang geschaut hatten und inka-like unseren Wunsch zusammen mit drei Cokablättern unter einen Steinhaufen gelegt hatten, näherte sich das Highlight des Tages.

Steinhaufen mit unserem Wunsch drunter - Titicacasee

Steinhaufen mit unserem Wunsch drunter – Titicacasee

Es war Disko im Dorf. Damit sich unsere Familie nicht mit uns schämen musste, schlüpften wir fix in angemessene Garderobe.

Auf einer peruanischen Disko - Titicacasee

Auf einer peruanischen Disko – Titicacasee

Die Party ging um 20 Uhr los und unsere Papa brachte uns hin. Es war mein erstes Mal, dass ich mit Stirnlampe zur Party bin 😉

Schnell wurden alle an den Händen gefasst und es ging wild durch den ganzen Saal.

Tony war nicht mehr von der Tanzfläche zu bekommen - Titicacasee

Tony war nicht mehr von der Tanzfläche zu bekommen – Titicacasee

Aus Angst nachts auf Toilette zu müssen, trauten wir uns nichts zu trinken. Die Toilette befand sich nämlich über den Hof, ohne Licht und Spülung. Unser Papa brachte uns dann auch sicher wieder nach Hause und stellte uns allen noch einen Nachttopf hin.

Der Nachttopf für alle Fälle - Titicacasee

Der Nachttopf für alle Fälle – Titicacasee

Am nächsten Morgen brachte uns Papa nach einem sparsamen Frühstück (trockene Brötchen und irgendwas frittiertes) zum Boot und es ging auf die Taquile Insel. Hier mussten wir schon wieder laufen.

Bergige Aussichten - Titicacasee

Bergige Aussichten – Titicacasee

Der Aufstieg wurde mit dem angeblich besten Fisch vom Titicacasee belohnt.

Fisch aus dem See - Titicacasee

Fisch aus dem See – Titicacasee

Er war gut, aber wir hätten auch noch seinen großen Bruder geschafft.

Dann ging es zurück nach Puno. Von dort starteten wir am nächsten Morgen Richtung Bolivien. Der Grenzübergang war sehr rustikal. Nachdem man durch einen Steinbogen gegangen war, war man in Bolivien und bekam nur noch einen Stempel in den Pass. Zumindest wenn man einen deutschen Pass hat, andere Nationen wurden zur Kasse gebeten.

Rustikales Grenzhaus - Titicacasee

Rustikales Grenzhaus – Titicacasee

Kurz darauf saßen wir im Boot und es ging von Copacabana zur Isla del Sol. Auf dem Boot wurde direkt ein lokales Bier gereicht, was der Wandermotivation sehr zu Gute kam.

Es ging am Sonnentempel vorbei auf dem Eselpfad ins Dorf, wo wir uns ein lauschiges Plätzchen für die Nacht suchten. Vom Bett aus hatten wir einen guten Blick auf den Vollmond und den Sonnenaufgang.

Vollmond mit Isla del Luna - Isla del Sol

Vollmond mit Isla del Luna – Isla del Sol

Sonnenaufgang vom Bett - Isla del Sol

Sonnenaufgang vom Bett – Isla del Sol

Am nächsten Tag erkundeten wir den Norden der Insel. Habt ihr gewusst, dass die Isla del Sol keine gewöhnliche Insel ist?! Nach der Inkamythologie stieg der Schöpfergott aus dem Titicaccasee hervor und schuf aus den Steinen der Insel die Sonne, den Mond und die Gründer der Inkadynastie.

Für den erschwinglichen Eintrittspreis von 10 Bolivianos (1,3€) ging es erst in ein spärliches Museum und dann zu den Inkaruinen. Man konnte den heiligen Fels sehen, auf dem der Schöpfergott aus dem See gestiegen war.

Heiliger Entstehungsfels der Inkamythologie - Isla del Sol

Heiliger Entstehungsfels der Inkamythologie – Isla del Sol

Zwischenzeitlich gab es kleinere Auseinandersetzung, sodass mich Tony direkt als Menschenopfer auf den heiligen Zeremonietisch der Inka verfrachtete.

Juli als Menschenopfer - Isla del Sol

Juli als Menschenopfer – Isla del Sol

Nach der Wanderung zurück zum Hafen im Süden und einstündiger Fahrt kamen wir an der Copacabana an. Hier der nächste große Schock – in der ganzen Region kein Internet! Was bleibt einem da nur? Essen und trinken! Wir fanden unser Lokal – zwei Cuba für 3,25€.

Den Tag in Copacabana starteten wir recht spät mit einem Mittagessen in der Markthalle. Die wirkte diesmal rattensicher 😉
Dann stand die einzige Sehenswürdigkeit der Stadt an, die Basilika mit der heiligen Jungfrau von Copacabana, die Wunder gewirkt haben soll und deshalb vom Papst heiliggesprochen wurde.

Altar mit der heiligen Jungfrau - Copacabana

Altar mit der heiligen Jungfrau – Copacabana

Mit etwas Verspätung ging es dann nach La Paz. Dazu mussten wir alle aus dem Bus. Der Bus hatte seine eigene sehr wackelige Fähre und wir wurden in Daunendecken gewickelt auf ein kleines Boot gesetzt.

Warten aufs Boot - Titicacasee

Warten aufs Boot – Titicacasee

Gegen 23 Uhr waren wir in La Paz angekommen und sind nur noch ins Bett gefallen. Mal schauen was die Stadt für uns bereit hält?!

PS: Das Album zu Peru ist Hochgeladen und die Route ist auch auf dem aktuellen Stand.

Inka Trail – we did it, but never again

Wir kamen mit dem Nachtbus in Cusco auf einer Höhe von 3300 m an und weil unser Hotel recht nah war, probierten wir es mal in dieser Höhe mit Rucksack zu laufen. Schnell waren wir von den kleinen Gässchen und verwinkelten Straßen verzaubert, die vielen Treppen und Steigungen gefielen unseren Beinen jedoch weniger.

Ankunft in Inkahauptstadt - Cusco

Ankunft in Inkahauptstadt – Cusco

Im Hotel angekommen, hatten wir ein richtig schönes Zimmer mit Terrasse im bewachsenen Innenhof, wo wir direkt einen Kolibri beobachten konnten.

Unser Zimmer mit Steinwänden - Cusco

Unser Zimmer mit Steinwänden – Cusco

Cusco war gerade in Feierlaune. Das wichtigste Fest der Inka stand an, die Wintersonnenwende. So lockten uns Tänze und Gesang direkt in die Altstadt.

Jubel und Trubel in der Stadt - Cusco

Jubel und Trubel in der Stadt – Cusco

Wir testeten allerlei Streetfood und fanden ein Menü für 4Sol (1,15€) in einer urigen Markthalle.

Lecker Menü in der Rattenhalle -Cusco

Lecker Menü in der Rattenhalle -Cusco

Es war wirklich sehr lecker, jedoch erfuhren wir danach, dass diese Markthalle abgerissen wird, weil man die nächtliche Rattenplage nicht in den Griff bekommt – Guten Appetit!

Am Abend hatten wir das Vorgespräch mit unserem Guide für den Inka Pfad. Er war Tony direkt unsympathisch und ich versuchte mir einzureden, dass er bestimmt ganz nett ist. Tony meinte darauf, ich würde eh jeden hassen, der mich vier Tage zum Wandern nötigt 😉

Um 5 in der Früh wurden wir dann abgeholt und es ging Richtung Startpunkt vom Inka Pfad. Vielleicht sollte ich noch etwas zu unserem Wandergepäck sagen. Tony wollte unbedingt meine großen Rucksack nehmen, weil er aus mir völlig unvorstellbaren Gründen meinte, es sei für alle das Beste, wenn ich nur den kleinen Tagesrucksack nehme 😉

Endlich geht es los - Cusco

Endlich geht es los – Cusco

Gegen neun Uhr waren die Träger und die Gruppe bereit zum Start. Wir waren sechs Wanderer und zehn Peruaner.

Auf die Plätze, fertig los - Inka Trail

Auf die Plätze, fertig los – Inka Trail

Der erste Tag war der leichteste – nur 300 Höhenmeter und 12 km. Am Wegesrand sah man schon Inkaruinen, von denen es einige gibt auf dem Weg zum Machu Picchu. Sie sind jedoch alle zerstört wurden. Erst von den Inka selbst, da sie alle Spuren, die nach Machu Picchu hätten führen können, verwischen wollten und dann von den Spaniern.

Erste Ruine am Weg - Inka Trail

Erste Ruine am Weg – Inka Trail

Gegen drei Uhr erreichten wir bereits unser erstes Nachtlager. Es war aber eher der Hinterhof einer Dorffamilie. Mit uns zusammen übernachteten einige Hühner und Hunde. Nachdem uns bereits das Mittagessen geschmeckt hatte, ging es mit dem 5 Uhr Tee weiter und was konnte es im Land der 1000 Maissorten anderes geben als frisches Popcorn?! Nach dem Abendessen gingen wir alle direkt ins Bett, da uns der härteste Tag des Trails bevorstand.

Gemeinsam schaffen wir es - Inka Trail

Gemeinsam schaffen wir es – Inka Trail

Um 5:40 wurden wir mit Zeltrütteln und Cocatee geweckt. Ich hatte gut geschlafen, Tony hatte ein wenig gefroren. Das hatte er nun davon, dass er zu geizig für einen koppelbaren Schlafsack war.

Das Frühstück war sehr energiereich. Der Koch wollte scheinbar, dass wir es alle über den Pass schaffen. Es gab neben Marmeladenbrötchen noch einen herzhaften Maiskuchen und Quinoa! So gestärkt führten Tony und ich die Gruppe an.

Quinoa Fakt des Tages: Die Spanier verboten den Anbau von Quinoa und war sogar unter Todesstrafe gestellt. Die Andenbewohner sollten damit geschwächt werden. Das als „unchristlich“ eingestufte Nahrungsmittel blieb dadurch in Europa bis in das 20. Jahrhundert fast unbekannt.

Wegübersicht des zweiten Tag - Inka Trail

Wegübersicht des zweiten Tag – Inka Trail

Während des steilen Aufstieges zum ersten Pass von 3000 auf 4200 Höhenmeter gab es zwei Verschnaufpausen, die auch nötig waren. Wir warfen unsere Jacken ab, denn in der Sonne war es selbst im peruanischen Winter sehr warm und wir gewöhnten uns an die Höhe.

Tony genießt Ausblick, oder brauch er eine Pause - Inka Trail

Tony genießt Ausblick, oder brauch er eine Pause – Inka Trail

1200 Höhenmeter sind für uns ja sonst kein Problem, doch die Luft war merklich dünner. So war das Motto des Tages „nice and slow“. Aber wir hatten immer das peruanische Zaubermittel gegen alles dabei – Coca Blätter! Nein keine Angst wir sind keine Koksnasen geworden, wir trinken Coca Tee und kauen die Blätter.

Coca Fakt des Tages: Es hilft Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und ist sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da es die Sauerstoffaufnahme verbessert. Die Spanier haben es den Minenarbeitern gegeben und so konnten diese bis zu 36 Stunden Schwerstarbeit verrichten. Ebenfalls wird den Blättern eine spirituelle Bedeutung zugesagt, wir haben jedoch keine übersinnlichen Erfahrungen gehabt.

Stärkungskeks auf 3700 m - Inka Trail

Stärkungskeks auf 3700 m – Inka Trail

Tony und ich unterboten die eingeplante Zeit bis zum Pass um eine Stunde und waren als erstes oben und genossen den grandiosen Ausblick.

Beweisfoto am Pass - Inka Trail

Beweisfoto am Pass – Inka Trail

Dann ging es direkt wieder 700 Höhenmeter abwärts zum Nachtlager. Hier bot man uns eine kalte Dusche an, wir zögerten erst, als wir jedoch aus unseren Schuhe geschlüpft waren, stellten wir uns an der Dusche an 😉
Glaubt mir, es war die kälteste Dusche meines Lebens – Gebirgswasser auf 3500 Meter im peruanischen Winter. War aber bestimmt gut fürs Bindegewebe!

Diese Nacht war echt kalt. Am Morgen waren sogar Eiskristalle auf unserem Zelt, deshalb schnell los zu den beiden nächsten Pässen.

Blick aus dem Zelt - Inka Trail

Blick aus dem Zelt – Inka Trail

Auf dem Weg gab es wieder einige Inkastätten, die entweder als strategischer oder astrologischer Beobachtungspunkt genutzt wurden. Kein Wunder, erstreckte sich doch in der Nacht die Milchstraße über das ganze Tal.

Springen in der Ruine verboten - Inka Trail

Springen in der Ruine verboten – Inka Trail

Der zweite Pass war nur auf 3900 Metern. Mit unseren vielen neuen Erys – kein Problem. Zum dritten Pass auf 3700 Metern schlugen wir uns bereits durch das Einzugsgebiet des Amazonas und so wurden wir auch direkt von den ersten Moskitos heimgesucht, irgendwie ganz üble Zeitgenossen mit richtig schmerzhaften Stichen.

Der Weg führt durch den Jungle - Inka Trail

Der Weg führt durch den Jungle – Inka Trail

Danach ging es steil bergab. Die Träger rannten an uns vorbei und der Orthopäde in mir dachte sich, da werden demnächst viele Knieprothesen benötigt. Gesund kann das nicht sein.

Starke Waden beim peruanischen Träger - Inka Trail

Starke Waden beim peruanischen Träger – Inka Trail

Unser Nachtlager auf läppischen 2600 Metern erblickten wir, als wir über die typischen Inka-Terrassen kamen. Dies waren eine clevere Idee Ackerbau im Hochland zu betreiben und beugte so Hungersnöte vor. Die Steine speichern am Tag die Wärme und geben sie in der Nacht ab und erzeugen damit ein Mikroklima.

Dritte Tag fast geschafft - Inka Trail

Dritte Tag fast geschafft – Inka Trail

Nach unserem letzten Abendessen ging es wieder zeitig ins Zelt, da der letzte Tag bereits um 4 Uhr begann. Schließlich will man einen vorderen Platz beim letzten Check Point, der um 5:30 Uhr aufmacht.

Morgens halb 5 am Check Point - Inka Trail

Morgens halb 5 am Check Point – Inka Trail

Dann sprinteten wir mit Stirnlampe und unserem Guide Herbert los. Alles für ein gutes Foto. Kurz nach sechs erreichten wir hechelnd und durchgeschwitzt das Sonnentor, damit war der Inka Trail erfolgreich beendet und wir erblickten das erstemal Machu Picchu!

Zielfoto - Inka Trail

Zielfoto – Inka Trail

Endlich-geschafft-Küsschen - Inka Trail

Endlich-geschafft-Küsschen – Inka Trail

Doch da waren wir immer noch nicht. Es verging eine weitere Stunde im strammen Schritt, bis wir endlich einen Fuß in die heiligste Inkstätte gesetzt hatten. Jeder wollte natürlich ein Bild mit dem klassischen Postkartenblick.

Huckepack ins Ziel - Machu Picchu

Huckepack ins Ziel – Machu Picchu

Als dann kurz nach 7 Uhr die Sonne am wolkenlosen Himmel über den Bergen erschien und den Sonnentempel beleuchtete, waren all die Schmerzen in Beinen und Rücken der letzten Tage vergessen.

Sonne kämpft sich über Berggipfel - Machu Picchu

Sonne kämpft sich über Berggipfel – Machu Picchu

Dann ging es fast familiär zu viert durch die Ruinen der Inkastadt. Wir ließen uns die Tempel erklären und waren beeindruckt von der Art der Kommunikation der Inka. Sie verständigten sich von Tal zu Tal über Reflexion der Sonne mit riesigen Goldspiegeln.

Am Heiligen Sonnentempel - Machu Picchu

Am Heiligen Sonnentempel – Machu Picchu

Am nächsten Tag ging es nochmal zum Sonnenaufgang, diesmal leicht bewölkt, aber wir wissen ja noch aus Neuseeland, dass es das nur mystischer macht.

Wolken verzieht euch - Machu Picchu

Wolken verzieht euch – Machu Picchu

Und dann noch ein letzter Aufstieg zum Wayna Picchu. Gut 300 m über Machu Picchu hatten wir noch mal einen tollen Ausblick auf die alte Inkastadt.

Blick vom Wayna Picchu - Machu Picchu

Blick vom Wayna Picchu – Machu Picchu

Unseren Weg haben wir versucht mit der GoPro zu dokumentieren. Wer Lust und Zeit (10 min) hat, kann ja reingucken. Uns wurde bereits gesagt, „sooooo verlottert“ sahen wir hinterher nicht aus!

Zurück in Cusco gab es die Wiedervereinigung mit unseren Reisebuddys. Es war Zeit für ein wenig Kultur. Wir besuchten das Cacao und das Coca Museum.

Kakao Fakt des Tages: Bereits 2000 Jahre vor Christi haben die Mayas die Kakaofrucht für sich entdeckt. Aber erst um 1600 tranken die Europäer Kakao mit Milch.

Angewandtes Wissen nach Kakaomuseum - Cusco

Angewandtes Wissen nach Kakaomuseum – Cusco

Zur Feier des Tages und unseres erfolgreich beendeten Trails suchten wir uns ein uriges Lokal und aßen Meerschweinchen – eins frittiert und eins aus dem Ofen. Beides sehr interessant, aber nicht für jeden Tag geeignet, da die vielen kleinen Knochen sehr lästig waren.

Zwei Meerschweinchen für uns Vier - Cusco

Zwei Meerschweinchen für uns Vier – Cusco

Den Abend ließen wir in dem höchsten Pub der Welt bei dem ein oder anderen Bierchen ausklingen.

Unseren letzten Tag in Cusco verbrachten wir auf dem größten Markt in Pisac, wo es jedoch auch nur den selben Möchtegern-Alpaka-Quatsch gab wie überall. Aber zum Glück auch ein sehr uriges Mittagsessen an einem Marktstand.

Meine cocasüchtigen Freunde - Cusco

Meine cocasüchtigen Freunde – Cusco

Bevor unser Nachtbus nach Puno ging, verzockten Julia und ich unser Kleingeld.

Neuer Versuch beim Glücksspiel - Cusco

Neuer Versuch beim Glücksspiel – Cusco

Wir hatten mit so wenig Geld noch nie so viel Spaß (Einsatz 3 Cent, unser maximaler Gewinn 8 Cent). Wir jubelten jedoch als wären es Millionen gewesen und erfreuten damit die Peruaner und brachten den Laden ordentlich zum Laufen. Dann ging es zur Pizzeria und wir gönnten uns ein letztes gemeinsames Abendessen mit Pizza, Lasagne und einer süßen Dessert-Pizza. Das Essen war schon gut, aber der Abend war richtig gut dank der Gesellschaft. Wir freuen uns schon auf ein Revival in Berlin!

Abschiedsessen in DER Pizzeria - Cusco

Abschiedsessen in DER Pizzeria – Cusco

Auf zum Titicaccasee mal schauen was uns da erwartet!

PS: Das Video vom Inka Trail hat es leider wegen der schwachen peruanischen Internetverbindungen noch nicht online geschafft. Das wird aber nachgereicht.

Buenos dias Peru!

Da kamen wir aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in ein Land, wo wir das Bargeld im BH verstecken müssen…Willkommen in Peru!

Jedoch ließen wir uns von der ein oder anderen grusseligen Ecke nicht einschüchtern und begannen den Tag mit einem Nationalessen – Ceviche! Roher Fisch, der für 15 Minuten in Limettensaft mariniert und dann mit Zwiebel und scharfen Gewüzen serviert wird.

Nationalessen und lokales Bier - Lima

Nationalessen und lokales Bier – Lima

Gut gestärkt machten wir dann die Altstadt unsicher.

Kathedrale am Plaza de Armas - Lima

Kathedrale am Plaza de Armas – Lima

Wir besuchten den größten Fontainenpark der Welt. Es war eine netter Ausklang unseres Kurzbesuches in Lima.

Küsschen am Springbrunnen - Lima

Küsschen am Springbrunnen – Lima

Dann ging es in die Huacachina-Oase bei Ica. Hier hatten wir ein nettes Hostel, aber aufgewertet wurde unser Besuch mit dem Satz: „Oh, Nudeln mag ich aber auch!“. Wir lernten ein junges deutsches Weltreisepärchen kennen und wurden Reisebuddys.

Wir liehen uns zusammen Sandbords aus und ab ging es auf die Düne. Am Abend ging es dann noch mit einem Buggy dem Sonnenuntergang entgegen.

Nachdem wir den Großteil des Sandes losgeworden waren, stand ein wenig Kultur an – die Nazca Linien.

800-600 v.Chr. sollen diese Linien und Bilder bei Fruchtbarkeitsritualen entstanden sein. Jeder sagte uns, um sie zu sehen, müsse man einen Rundflug machen. Eine Reihe von Abstützen und technischen Mängeln in der Vergangenheit ließ uns kurz zögern, doch kurz darauf hatten wir Vier unser Ticket.

Unser Flugzeug - Nazca

Unser Flugzeug – Nazca

Unsere Cessna machte einen soliden Eindruck. Die Sitzplätze wurden nach Gewicht verteilt, sodass ich hinten allein sitzen musste.

Ready for Takeoff - Nazca

Ready for Takeoff – Nazca

Die einzige Sicherheitseinweisung war der Hinweis auf die Spucktüten. Man empfahl uns auch das Frühstück auf nach den Flug zu verschieben – rückblickend ein sehr guter Tipp, denn es wurden sehr enge Kurven geflogen, sodass beide Seiten die Bilder sehen konnten.

Der Astronaut - Nazca

Der Astronaut – Nazca

Die einzelnen Linien können bis zu 20km lang sein, die Bilder waren jedoch viel kleiner. Beeindruckend war es allemal, wenn man bedenkt, dass sie durch Wegfegen des Wüstenlackes entstanden sind.

Unnützes Wissen des Tages: Wüstenlack ist ein rostrotes Gemisch aus Eisen- und Manganoxid. Durch Entfernung kamen die helleren beigen Sedimente zum Vorschein, die die Linien bilden.

Der Kolibri - Nazca

Der Kolibri – Nazca

Es gibt Theorien, dass diese Kultur bereits über sowas wie Heißluftballons verfügt hat, da die Linien nur von oben betrachtet zu sehen sind. Das ist aber nicht nicht Belegt, daher glauben einige auch das Außerirdische bei der Erstellung beteiligt waren.

Danach begannen wir unser Höhengewöhnung mit dem Besuch der Stadt Arequipa auf 2300 Höhenmeter.

Es ist schön wieder weg zu sein aus den Ländern, in denen der Stadtplan wie mit Geodreieck gezogen aussieht. Hier ist es wie gewohnt – zentraler Platz in der Mitte mit der Kirche und davon geht alles ab. So erblickten wir die Kathedrale.

Riesige Kathedrale - Arequipa

Riesige Kathedrale – Arequipa

Ein weitere Sehenswürdigkeit ist das Nonnen-Kloster Santa Catalina. Da es in der Gegend so viele Novizinnen gab, die in den vorhandenen Klöstern nicht mehr unterzubringen waren, baute man 1579 ein 20426 Quadratmeter großes autarkes Kloster.

Immer interessiert - Arequipa

Immer interessiert – Arequipa

Es war wirklich wie eine kleine spanische Stadt in der Stadt.

Wir in der Stadt in der Stadt - Arequipa

Wir in der Stadt in der Stadt – Arequipa

Es war Brauch, dass man die zweite Tochter für „Gott und das Himmelsreich“ mit 12 Jahren ins Kloster geschickt hat. Zeitweise haben bis zu 150 Nonnen hier gelebt.

Komisch fanden wir, dass wenn man in einer Klausur ist und die Werte Enthaltsamkeit und Besitzlosigkeit ehren soll, manche Nonnen aus aristokratischen Familien bis zu 8 Dienerinnen hatten.

Aussicht vom Klosterturm - Arequipa

Aussicht vom Klosterturm – Arequipa

Unser katholischer Abstecher wurde belohnt mit einem schönen Sonnenuntergang über den Vulkanen.

Sonnenuntergang - Arequipa

Sonnenuntergang – Arequipa

Wieder trieb uns eine Tierbeobachtung zeitig aus dem Bett. Halb vier am Morgen wurden wir abgeholt und es ging zum Colca Canyon. Mit einer Tiefe bis zu 3400 Metern sollte er sogar den Grand Canyon in den Schatten stellen. Das mussten wir uns anschauen.

Das Zuhause des Andenkondor - Colca Canyon

Das Zuhause des Andenkondor – Colca Canyon

Achso ihr wartet auf die Tiere. Der Andenkondor nutzt zwischen 8-10 Uhr morgens den Aufwind für seine Nahrungssuche und pünktlich stiegen die Kondore auf und segelten über uns.

Ganz nah über uns - Colca Canyon

Ganz nah über uns – Colca Canyon

Dann begann unser Leidensweg. Es ging knapp 1000 Höhenmeter in den Canyon hinein. Es war brütend heiß und uns fürchtete bereits vor dem Aufstieg. Aber bis dahin sollten unsere Füße und Schmerzgrenzen noch etwas ausgereizt werden.

Motiviert am Start - Colca Canyon

Motiviert am Start – Colca Canyon

Unten gab es als Stärkung Alpaka Fleisch – wenn ich ehrlich bin: Es ist doch etwas zäh. Es folgte ein 8 km Marsch durch die Canyondörfer mit einigen Aufs und Abs.

Brückenüberquerung - Colca Canyon

Brückenüberquerung – Colca Canyon

Uns tat alles weh als wir am frühen Abend in der Oase ankamen. Von weiten sahen wir bereits Pools und süße Bungalows. Wir gingen jedoch an allen schönen vorbei und standen dann in einem „rustikalem Steinbungalow“.

Der Gemeinschaftsstall - Colca Canyon

Der Gemeinschaftsstall – Colca Canyon

Wir waren froh als wir zu viert (exklusive der Ameisen im Bett) diese Höllennacht überstanden hatten mit allerlei Krabbeltieren und mindestens einer Maus. Zum Glück war die Nacht auch sehr kurz, denn halb fünf ging es im stockdunkeln (wir wieder professionell mit Handylicht) und vor dem Frühstück von 2180 auf 3290 Höhenmeter innerhalb von 4km. Auch unser neues Zaubermittel Cocatee gab es erst oben.

Die Sonne traut sich raus - Colca Canyon

Die Sonne traut sich raus – Colca Canyon

Selbst Tony habe ich schwer atmen hören und ich war kurz davor mir ein Maultier zu mieten. Natürlich nur um einmal auf einem zu reiten, nicht aus Schwäche 😉

Gemeinsam geschafft - Colca Canyon

Gemeinsam geschafft – Colca Canyon

Wir haben es jedoch nach den üblichen Beschimpfungen und Gefluche meinerseits geschafft.

Nachdem wir beim wohlverdienten Frühstück drei Cocatee hatten, ging es dann auch mit den Lebensgeistern bergauf.

Wir näherten uns dann auch den einheimischen Tieren.

Kontakt zu Einheimischen - Colca Canyon

Kontakt zu Einheimischen – Colca Canyon

Und weil es so süß war…

Wie süß - Colca Canyon

Wie süß – Colca Canyon

Unser Tagesabschluss war ein Aussichtspunkt auf 4900 Meter und dürfte damit der höchste Punkt unserer Reise sein.

Wieder ein aktiver Vulkan - Colca Canyon

Wieder ein aktiver Vulkan – Colca Canyon

Bisher ohne Höhenkankheit werden wir die wahrscheinlichst größte Herausforderung den Inka-Trail zum Machu Picchu antreten. Wir hoffen, dass unser Muskelkater bis dahin wieder weg ist und ich hoffe für euch und ganz besonders mich, dass es danach einen nächsten Blogeintrag gibt 🙂