Roadtrip durch Transkaukasien – Georgien

“Wieso wollt ihr denn nach Georgien?”, “Was gibt es da?” waren wohl die ersten Reaktionen auf unser aktuelles Reiseziel. Doch wir ließen uns nicht beirren und flogen von Berlin nach Kutaisi (einziger Direktflug).

Nach 3,5h landeten wir auf einem nagelneuem Flughafen und waren weit und breit das einzige Flugzeug.

An diesem kleinen Flughafen, gab es natürlich keine Filiale einer Autovermietung, sodass man von einem Georgier mit handgeschriebenem Schild erwartet wurde. Dieser Herr führte uns zu einem etwas in die Jahre gekommenen Honda. Er berichtete uns stolz, dass auf der Hinfahrt die Klimaanlage kaputt gegangen war, er habe das aber geregelt! Aktuelle Außentemperatur 36 Grad!

Aus Mangel an Alternativen fuhren wir mutig los.

Kutaisi City war unser erstes Ziel und der erste Gedanke war – sind wir doch wieder in Indien? Überall standen Kühe auf den Straßen vom Highway bis zum Zentrum.

Unterwegs in der City – Kutaisi

Nach einem Besuch der Bagrati-Kathedrale auf einer Anhöhe, konnte man sich guten Gewissens auf die kulinarische Erkundung konzentrieren.

Georgisches Essen – Kutaisi

Am nächsten Tag haben wir die Umgebung ein wenig unsicher gemacht und ein Stop war das UNESCO Weltkulturerbe – Kloster Gelati.

Klosterbesuch – Gelati

Das witzige an dem Abstecher war, dass ein älterer Georgier uns den Weg zeigen wollte. Natürlich auf georgisch. Doch bei dem Namen Gelati wechselten wir direkt auf „si, si“ als Standardantwort, anstatt auf „da, da“. 🤓

Anschließend wollten wir in den Okatse Canyon. Unsere Entdeckerfreude wurde durch den montägigen Schließtag boykottiert. Doch es fand sich schnell ein Georgier, der diese Marktlücke entdeckt hatte und uns eine private Tour zu einem versteckten Wasserfall in seinem 4×4 Jeep anbot.

Geheimer Wasserfall – Okatse Canyon

Die Fahrt selbst mit seinem Jeep verdiene den Titel „Leben am Limit“, aber dann gehörte der Wasserfall uns ganz allein und eben Georgi.

Danach wollten wir ans Meer und so lockte uns Batumi (auch als das russische Las Vegas bezeichnet) an.

Bei unserer Ankunft fanden wir es schon grotesk, dass neben einem modernen Wolkenkratzer Plattenbauten aus Sowjetzeiten strahlten.

Hotelzimmer-Panorama – Batumi

Hier wird versucht ein unterhaltsamer Urlaubsort aufzubauen. Es gibt sogar einen Versuch der Fontänenshow wie im Bellagio in Vegas – nur eben in ostig 😃

Vegas?! – Batumi

Nun sollte ich etwas zum Schwarzem Meer sagen. Vielleicht bin ich etwas verwöhnt, mein Körper und ich sind definitiv nicht für einen Kiesel-Steinstrand geeignet.

Anbaden – Batumi

Ich hatte vom ersten Badeversuch eine riesige Beule am Schienbein und mehrere blaue Flecke davon getragen!

Achso mal soll ja auch immer was positives sagen – Wasser war nicht kalt.🤓

Nach dieser skurrilen Stadt suchten wir die Abgeschiedenheit von Svanetien (Großer Kaukasus).

Es ging die Küstenlinie nach Norden und dann entlang der Serpentinen in den Kaukasus.

Blick in die Ferne – On the Road

Am nächsten Tag starteten wir gut gestärkt gegen 10 Uhr in dem Dörfchen Mazeri auf circa 1700 Metern. Ein kleines unscheinbares Schild wies uns in Richtung Ushba Gletscher.

Die ersten Kilometer ging es durch ein Tal, umschlossen von schneebedeckten Gipfeln.

Los geht es – Mazeri

Dann ging es einen ziemlich steilen Anstieg bergauf, jedoch wurde man mit einem spektakulären Ausblick belohnt.

Noch im Tal – Mazeri

Ab und zu mussten, in der Größenordnung ziemlich variierend, Bäche durchquert werden.

Bachqueerung – Ushba Gletscher

Das dies nicht überall trockenen Fußes geschah, war in Georgien irgendwie abzusehen?!

Bachqueerung – Ushba Gletscher

Nach rund vier Stunden hatten wir uns auf 2500m hochgekämpft und waren am Ushba Gletscher! Eher unspektakulär, da von Geröll überzogen, aber mit zwei gletschergekühltem Bieren und ein paar Würstchen auszuhalten 😉

Gipfelbier – Ushba Gletscher

Gipfelbier – Ushba Gletscher

Gestärkt und mit dem View auf den Gipfel des Ushba mit 4700m konnten wir den Rückweg antreten.

Brücke? – Mazeri

Am nächsten Tag glühten uns noch ziemlich die Waden, doch wie man uns kennt, starteten wir trotzdem eine weitere Wanderung. Längeres quengeln meinerseits, führte wenigstens dazu, dass wir die ersten vier Kilometer noch mit dem Auto fuhren. So lagen nur 400 Höhenmeter durch einen idyllischen Wald vor uns.

Plötzlich raschelte es im kaukasischen Unterholz. Wir konnten es jedoch nicht zuordnen – Kuh, Wildschwein oder doch ein Bär?!

Unversehrt erreichten wir den Chalaati Gletscher und frühstückten mit Blick auf den Gletscher. Da es irgendwo auf der Welt sicher nach 12 Uhr war und unser Rucksack sehr schwer, gab es eben ein Frühstücksbier 😉

Frühstück – Chalaati Gletscher

Während dem gemütlichen Frühstück, erspähte Tony eine Gruppe waghalsige Kletterer auf dem Gletscher. Ihr könnt raten, wo ich mich eine Viertelstunde später befand?

Gletscherabenteuer – Chalaati Gletscher

Ich denke nicht, dass dieser „Weg“ in irgendeinem westlichen Land erlaubt wäre. Wir krackzelten über den Geröllschutt und unter den Füßen hörte man das Tauwasser plätschern. Von den spontan auftauchenden Längsspalten im Eis kann ich hier leider nicht berichten, da unsere Muttis diesen Blog auch lesen…

Gletscherabenteuer – Chalaati Gletscher

Unnützes Gletscher Wissen:
Längsspalten entstehen durch eine Querdehnung der Gletscheroberfläche. Dies ist häufig bei Gletschern zu beobachten, welche aus einem engeren Tal in eine weite Ebene austreten, wo sich das Eis weit ausdehnen kann.

Diese Aufregungen verarbeiteten wir in unserer Stammlokalität – bedeutet wir tranken und aßen den ganzen Nachmittag bis Abend.

Da Tony immer mehr isst und trinkt als ich, musste er auch mehr Kalorien verbrennen! Deswegen stellte er sich am nächsten Morgen den Wecker auf 6 Uhr und kletterte 900 Höhenmeter hoch für einen schönen Blick auf das Dorf.

Panorama – Mestia

Da in einer Beziehung jeder auch Zeit allein verbringen sollte, verzichtete ich großzügig und ließ ihn ziehen 😉

Tony unterwegs – Mestia

Dann lagen 350km Fahrt vor uns. Raus aus dem Großen Kaukasus nach Borjomi, der Stadt des Heilwassers.

Die ersten Tage war Tony immer gefahren, da er meinte, ich soll mich erstmal in den Verkehr „eingucken“. Scheinbar schien ich ihm gut genug eingeguckt, oder was ich eher denke, er hatte keine Lust mehr und ich wurde endlich ans Steuer gelassen.

Für euch die zwei wichtigsten Regeln des georgischen Straßenverkehrs:
1. Einfach mitfließen, dann ergibt sich immer eine Lücke
2. Überholen ist immer, wirklich immer möglich, da man die Straße zur Not einfach auf drei Spuren erweitert

Driver Juli – On the Road

Ich warte nur noch auf die Aushändigung meines georgischen Führerscheines!

In Borjomi angekommen gönnten wir unserem geschundenen Körper eine ordentliche Portion Heilwasser.

Heilwasser – Borjomi

Doch schon nach den ersten Schlucken waren wir „geheilt“! Vielleicht kennt ihr diese eklige Elektrolytlösung, die man trinken muss, wenn man schlimme Diarrhö oder Cholera hat – das trifft den Geschmack ganz gut!

Analysen ergaben, dass das Wasser kohlensäure-, natrium- und hydrocarbonathaltig ist und so hilft es bei Magen- und Darmerkrankungen, aber auch Herz- Gefäßerkrankungen, sowie natürlich auch denErkrankungen des Bewegungsapparats und Karies 🤓

Wenn ihr jetzt schon dachtet, dass war aber unnützes Wissen, muss ich euch enttäuschen und kann noch einen drauf setzen.

Der Botaniker Alexander von Nordmann hat in Borjomi 1838 eine Tannenart entdeckt, die bei uns zuhause als der beliebteste Weihnachtsbaum bekannt geworden ist – Abies nordmanniana oder Nordmanntanne.

Das muss jetzt sicher erstmal alles von euch verarbeitet werden und wir machen uns auf zu der Höhlenstadt in Vardzia!

Nächste Auswertung folgt dann!

Spontan ins Land des Hygge – Kopenhagen

Ich hatte spontan am Brückentag frei und wollte die freien Tage nicht in Berlin bleiben. Tony hatte ich bereits mit „Hey der Flug nach Kopenhagen kostet nur 70€“ – überzeugt. So ging es Donnerstagmorgen bereits um 7Uhr von Schönefeld los.

Wir hatten keinen idealen Start in Dänemark, denn wir reisten nicht zu zweit, sondern jeder hatte seinen Kater dabei 😉

Schwach nach der Ankunft – Kopenhagen

Nach einem kurzen Schläfchen an der Hafenpromenade und einer großen Flasche Wasser, hatten wir uns aber halbwegs regeneriert.

Wir schlenderten etwas planlos durch die kleinen Gassen und aßen ein Smørrebrød am Hafen in der Sonne.

Lecker Smørrebrød – Kopenhagen

Was ist ein Smørrebrød? Butterbrot? Nein, so einfach ist es nicht. Der Klassiker der dänischen Küche begeistert durch großen Abwechslungsreichtum. Das Brot ist dünn, dafür ist der Belag umso üppiger 😉

So gestärkt waren wir bereit für die wahrscheinlich meist besuchte Dame in Kopenhagen.
Nein, es geht nicht um schlüpfrige Erzählungen sondern um ein Märchen. Die kleine Meerjungfrau, aus dem gleichnamigen Buch von Hans Christian Andersen, ist die beliebteste Sehenswürdigkeit Kopenhagens.

Die kleine Meerjungfrau – Kopenhagen

Mit 125 cm ist sie wirklich sehr klein, aber bei einem Gewicht von 175 Kilo etwas übergewichtig – Sieht man ihr aber gar nicht an. Seit 1909 sitzt sie geduldig auf einem Stein am Kai in der Sonne.

Am Abend radelten wir im Sonnenuntergang die Altstadt entlang und genossen die letzten Sonnenstrahlen.

Unterwegs am Abend – Kopenhagen

Unterwegs am Abend – Kopenhagen

Am nächsten Tag wollten wir uns richtig dänisch fühlen und liehen uns Fahrräder aus. Wir gönnten uns die E-Bikes mit integrierte GPS.
Der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehr der Stadt ist mit über 36 % im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten außerordentlich hoch (zum Beispiel Wien nur 5 %). Täglich werden in Kopenhagen 1,3 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt und wir haben einiges dazu beigetragen!

Mit dem Rad am Schloss vorbei – Königsgarten

Wir radelten durch den königlichen Garten vorbei am Schloss Rosenborg, welches bis 1710 königliche Residenz war.

Vor der Free Walking Tour stärkten wir uns mit einer Zimtschnecke, die in jeder Bäckerei zur Grundausstattung gehört. Die Tour begann mit der wichtigsten Sicherheitsregel des Landes – laufe nie auf dem Radweg, denn ist einem dänischen Radfahrer ein Fußgänger im Weg, wird er zum Wikinger!

So gewappnet fanden wir sicher zum königlichen Schloss.

Königlicher Rundgang – Kopenhagen

Es gab einen Crashkurs durch das dänische Königshaus. Die Queen nutzte das gute Wetter auf ihrem Sommerschloss aus und so könnten wir uns leider nicht mit ihr bekannt machen.

Königlicher Rundgang – Kopenhagen

Weiter ging es zum Nyhavn, einer weiteren Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt.

Entlang der buten Häuser – Nyhan

Die farbenfrohen Giebelhäuser an beiden Seiten des kleinen Hafenarms entstanden vorwiegend im 18. und 19. Jahrhundert. Das Hafenmilieu brachte frühzeitig zahlreiche Tavernen hervor, und die Gegend ist bis heute mit ihren vielen Restaurants und Bar bekannt.

Danach glühten uns die Füße und beschlossen die Kanaltour zu machen. Wir hatten uns für ein kleineres nicht ganz so touristisches Boot entschieden.

Entlang der Kanäle – Kopenhagen

Unser Kapitän hatte das Ziel uns „hygge“ näher zu bringen und öffnete die Getränkebox 😉

„Hygge“ ist ein Kernbestandteil der dänischen Tradition. Im Wesentlichen ist „Hygge“ eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens mit netten Leuten zusammen genießt. Das warme Licht der Kerzen ist „Hygge“. Freunde und Familie gehören auch zur „Hygge“. Und nicht zu vergessen das Essen und Trinken – das heißt für Dänen am liebsten mehrere Stunden am Tisch zu sitzen und sich gemeinsam mit den größeren und kleineren Dingen des Lebens auseinanderzusetzen. Vielleicht erklärt das dänische Phänomen „Hygge“, wieso die Dänen oft als eines der glücklichsten Völker der Welt betrachtet werden?

Alte Börse beachtet die Turmspitze – Kopenhagen

So super hyggli schipperten wir an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei – moderne Opernhaus bis alte Börse.

Ausschau nach Künstler – Kopenhagen

Nach all der frischen Luft meldete sich unser Magen wieder und ich wünschte mir natürlich Fisch.

Lecker Fischrestaurant – Kopenhagen

Cooles Restaurant im Industriestil mit fancy frischen Fischgerichten in dem ehemaligem Fleischmarkt.

Lecker Heilbutt – Kopenhagen

Wir saßen lässig an der Bar, beobachteten das hektische Treiben am Tresen und genossen Heilbutt und Muscheln.

Vielfraß Tony – Kopenhagen

Vielleicht sollte ich noch ein paar Worte zu unserem Hostel verlieren. Unterkünfte sind wirklich sehr preisintensiv, zumal auch noch Eishockey WM in Kopenhagen war, sodass wir zum ersten Mal überhaupt das Abenteuer eines Mehrbettzimmers wagten. Ich gebe zu, wir hofften, dass wir allein sind und ahnten nicht, dass es eher wie bei Schneewittchen wird – mit „wer hat in meinem Bettchen geschlafen“.
In der ersten Nacht lag ich wohl in dem Bett des Dänen, der zog dann ins Doppelstockbett und schnarchte wie ein Wikinger! Am zweiten Abend entdeckte ich ein französisches Buch in „meinem“ Bett und wechselte aus Angst ins Doppelstockbett und so kam nachts um drei eine Französin mit Rasterhaaren bis zum Po ins Zimmer und legte sich zu Tony ins Doppelbett (1 Bett – 2 Matratzen).

Am Samstagmorgen checkten wir aus unserem Hostel aus und radelten zum Hauptbahnhof. Hier holte uns der grüne Carlsberg Bus ab und wir fuhren in den Hauptsitz der Carlsberg Brauerei.

Gemeinsam zum Bier – Kopenhagen

Unnützes Carlsberg Wissen:

Jacob Christian Jacobsen, der Sohn eines Bierbrauers, gründete die heute weltberühmte Brauerei Carlsberg 1847 im Bezirk Vesterbro. Da ihm die Bedingungen in der Stadt durch die dichte Besiedelung zu unhygienisch erschienen baute Jacobsen seine Brauerei außerhalb. Der Hügel (berg) und der Name seines Sohnes (Carl) ergaben den Namen der neuen Brauerei: Carlsberg.
Im Jahr 1883 züchtete die Brauerei einen untergärigen Hefepilz um die Qualität weiter zu verbessern, der auch heute noch zur Herstellung vor Bier genutzt wird -Saccharomyces carlsbergensis!

Glücklich nach der Kutschfahrt – Kopenhagen

Der Besuch der Brauerei wurde mit der Fahrt der Brauereikutsche abgerundet. Ich muss nicht erwähnen, dass ich natürlich vorne beim Kutscher mit einem großen Carlsberg sitzen wollte!

Zurück in der Stadt beschlossen wir noch etwas dänisches zu essen, da wir uns nicht entscheiden konnten, begannen wir mit Hot Dogs über Zimtschnecken und Waffeln bis zum Smørrebrød.

Lecker Smørrebrød – Kopenhagen

Hot Dog – Nyhavn

Am frühen Abend machten wir uns schweren Herzens und Magens 😉 zum Flughafen und 19 Uhr ging es zurück nach Berlin.

Es waren drei hyggli Tage in der Hauptstadt von Dänemark.

Jeg ønsker dig en god dag

Geburtstag im Nahen Osten – Israel

Es war soweit. Mein Geburtstag näherte sich und mein neuer Reisepass wollte eingeweiht werden.
Ich suchte mir Israel als Ziel aus, hatten wir doch schon einige gruselige Einreisegeschichten und verhöränhlichen Szenarien gehört. Jedoch waren wir schon etwas irritiert, dass es bereits in Berlin begann. In der Schlange zum Gate wurden wir von einem Israeli zur Sicherheitskontrolle gebeten und er lief mit unseren Pässen weg. Mit ernstem Blick wurden wir dann getrennt zum Verhör gebeten. Highlights waren: “Ist das wirklich ihr Freund?”, “Wie lang seid ihr zusammen?” Bei dieser Frage sah ich, wegen Tonys schlechtem Gedächtnis, unsere Einreisechancen schon gegen Null sinken.
Jedoch punkteten wir sicher mit identischer Antwort auf: “Wer hat das Reiseziel ausgesucht?” – Julia. “Wer hat den Flug gebucht?” – Julia. “Wer hat die Tasche gepackt?” – Julia ?

Standardfragen nach Sprengstoff, Waffen und terroristischen Aktivitäten rundeten mein erstes Gespräch mit einem Israeli ab.

In Tel Aviv angekommen bestiegen wir unseren Mietwagen – eine kleine, verbeulte Schrottkarre, so wie die meisten Autos in Israel – und fuhren zum Hostel.

Zur Orientierung machten wir am nächsten Morgen eine Free Walking Tour durch die Altstadt von Jaffa, der antiken Hafenstadt mit muslimischer Prägung, die mittlerweile Teil von Tel Aviv ist.

Moschee – Tel Aviv

Es gab einen Schnellkurs durch die Geschichte und Wirrungen des Nahen Osten und des Judentum.

Danach wollten wir auch kulinarisch in Israel ankommen und kehrten nach Empfehlung im „The old man and the sea“ ein.

Wir setzten uns und plötzlich passierte dies:

Kleine Vorspeise – Tel Aviv

Die ganzen kleinen Schalen, stellte man uns ohne Aufforderung oder Blick in die Karte hin?! Trotzdem wagten wir uns noch einen Fisch zu bestellen. Wir gaben uns größte Mühe alles auf zu essen, scheiterten jedoch. Wir rollten ins Hostel zurück, wo man bereits in kunterbunter Runde die Happy Hour zelebrierte und die ein oder andere Schnapsflasche die Runde machte ?

Am nächsten Tag ging es Richtung Norden nach Haifa, bekannt durch die hängenden Gärten von Bahai. Sie gelten als Friedenssymbol und Ort der Ruhe.

Hängende Gärten – Haifa

Wir standen jedoch vor verschlossenen Toren. Die Informationstafeln ließen uns auch nicht schlau werden, sodass wir das nächste Highlight der Stadt ansteuerten – Abu Shaker! Das beste Hummus Restaurant in der Stadt. Es war sehr authentisch, wir waren die einzigen Touristen, die Karte war komplett unverständlich für uns und wir wurden mit großen Augen angeguckt.
Mit den Worten Hummus, Falafel und sämtliche Rückfragen mit Kopfnicken beantworteten, erhielten wir ein super leckeres Lunch.
Am Nachbartisch wurde der Hummus mit großen Zwiebelspalten gelöffelt – beste Hummus der Stadt eben!

Richtung Norden

Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Ursprungs des Christentums. Unsere Route führte uns zum See Genezareth. Hier erklommen wir den Berg der Bergpredigt von Jesus.

Auf zur Bergpredigt – See Genezareth

Wir fühlten mit Jesus, da wir bis zum Knöchel im Schlamm stecken und fast unsere Schuhe verloren. Seine Jesuslatschen hat er sicher eingebüßt oder bei ihm hatte es vielleicht nicht die letzten 3 Tage geregnet?!

Brotvermehrungskirche

Dann besuchten wir die Brotvermehrungskirche. Ich sehe eure unwissenden Blicke. Ich helfe euch auf die Sprünge. Hier ereignete sich die wundersame Brot- und Fischvermehrung mit der Jesus die Speisung der Fünftausend durchgeführt haben soll. Und an jeder Stelle, wo Jesus mal irgendetwas gemacht haben soll, steht heute eine Kirche!

Wasser zu Wein – See Genezareth

Wir versuchten uns an diesem heiligen Ort dann gleich mal an Jesus anderem Trick aus Wasser Wein zu machen. Wir scheiterten leider und mussten doch wieder zum Supermarkt.

Dann ging es nach Nazareth. Einer Stadt mit zauberhaftem kleinen Altstadtkern, wirren Gässchen und der Verkündigungsbasilika. Sicher weiß jeder, dass hier Maria vom Erzengel Gabriel verkündet wurde, dass sie ein Kind – und zwar den Sohn Gottes – erwartet.

Verkündigungsbasilika – Nazareth

Am Abend schauten wir uns in der Basilika dann auch noch den Kerzengang an – eine katholische Veranstaltung bei der eine Mischung aus Gläubigen und Touristen mehr oder weniger inbrünstig das Ave Maria gesungen haben und der Bischof das Bild der Maria in die Grotte getragen hat – mystisch, aber für uns auch etwas befremdlich.

An meinem Geburtstag wollte ich endlich mal baden. So passte es, dass auf dem Weg nach Süden eine warme Quelle lag – Gan HaShlosha! Wassertemperatur 28 Grad und wegen der sparsamen Außentemperatur von 14 Grad waren wir auch fast allein da. Baden zum Geburtstag – check!

Heiße Quelle – On the Road

Danach stand wieder Kultur auf dem Plan. Wir stoppten im Beit She’an, einer archäologischer Ausgrabungsstätte.

Geburtstagskind – Beit She’an

Hier blühte mein antikes Römerherz auf – Amphitheater, Badehaus und Tempel.

Nun brauchte der Tag noch etwas Spannung. Wir hatten uns entschieden den kurzen Weg zum Toten Meer durch das Westjordanland zu nehmen. Wir hatten aus dem Internet wieder Geschichten über Kontrollen länger und präziser als am Flughafen mit stundenlanger Wartezeit gehört. So hatte ich mein Geburtstags-Wegbier vor der Grenze schnell geext und unsere Pässe griffbereit. Doch es passierte nichts! Wir konnten einfach durch eine offene Schranke fahren und der Grenzsoldat hat nur freundlich gegrüßt.

Nach eher unspektakulärer Fahrt durch das palestinensische Westjordanland begrüßte uns das Tote Meer mit einem traumhaften Panorama.

On the Road – Totes Meer

Unnützes Totes Meer Wissen:
Der Luftdruck ist 5 % höher als der Druck auf Meeresniveau. Diese dichtere Atmosphäre absorbiert zusammen mit dem Wüstenstaub und dem ständigen Dunstschleier aufgrund der starken Verdunstung einen größeren Teil der Ultraviolettstrahlung als auf Meeresniveau. Die kurzwelligen UVB-Strahlen werden dadurch um ca. 30 Prozent gegenüber nahe gelegenen Orten, die 300 Meter über dem Meeresspiegel liegen, verringert. Wir haben trotzdem vorsichtshalber Sonnencreme aufgetragen…

Schnell schlüpften wir in den Hotelbademantel, liefen über die Straße zum Strand und sprangen ins Wasser.

Einfach mal treiben lassen – Totes Meer

Das Wasser war mit 21 Grad recht erfrischend. Ich trieb bereits mehr als 10 Minuten umher bis es Herr Adam, der Warmbader, es dann auch schaffte. Danach haben wir uns im Indoor Salzwasserpool aufgewärmt.

Der nächste Morgen startete noch vor dem Sonnenaufgang mit dem Schlangenpfad (700 Stufen und das in meinem Alter 😉 ) Dieser Weg führte uns zu der jüdischen Festung Masada.

Blick in Canyon – Masada

Oben angekommen erwartete uns der Sonnenaufgang und die Überreste der Anlage von König Herodes, die er etwa zwischen 40 v. Chr. und 30 v. Chr. errichten ließ.

Festung Masada

Danach ging es endlich nach Jerusalem oder vielmehr erstmal nach Bethlehem. Es bedeutete wieder ins Gebiet der Palistinenser. Die Einreise gestaltete sich wieder simple, nicht einmal der Pass musste gezückt werden! Gleich hinter der Mauer wechselte das Straßenbild, es war dreckiger, der Verkehr „arabischer“ und ein Kamel stand an der Tankstelle.
Unser Ziel hier war die Geburtskirche von Jesus. Am mutmaßlichen Geburtsort in der Geburtsgrotte wurde ein silberner Stern mit der Inschrift Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est („Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren“) angebracht. Hier warfen sich die Leute auf den Boden und küssten den Stern – da merkten wir, dass wir aus Versehen in eine christlich orthodoxe Reisegruppe geraten waren.

Am nächsten Tag wollten wir den anderen beiden großen Weltreligionen eine Chance geben – oder anders ausgedrückt, wir machten eine Tour durch Old Jerusalem!

Unser Guide führte uns durch das jüdische Viertel zum unbekannten Teil der Klagemauer, wo Männer und Frauen zusammen hindürfen.

Klagemauer – Jerusalem

Die Klagemauer ist die Westmauer des Tempelberges und er erklärte uns die Ursprünge des Judentum und Islam an diesem Ort.

Dann nutzten wir das enge Zeitfenster für Nicht-Muslime von 12:30-13:30 Uhr um auf den Tempelberg zu gelangen.

Der Gipfel ist durch künstliches Plateau erweitert, auf dem ursprüngliche der Jüdische Tempel stand und wo sich heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Mosche befinden. Der Tempelberg für das Judentum der heiligste Ort und für den Islam die drittheiligste Stätte. Mit seiner wechselhaften Geschichte ist er einer der umstrittensten heiligen Orte der Welt und ein Hauptgrund für die Spannungen im nahen Osten.

Felsendom – Jerusalem

Danach war wieder das Christentum an der Reihe, das ebenfalls in Jerusalem eine wichtige Rolle spielt. Wir beschritten die Via Dolorosa, wo Jesus sein Kreuz entlang trug und endeten an seinem Kreuzigungsort. In der Grabeskirche gab es Gläubige aus aller Welt zu sehen, die hofften, dass der heilige Geist auf sie über geht und hygienisch sehr fragwürdige Steine küssten.

Grabeskirche – Jerusalem

Um noch mal einen Überblick zu gewinnen, ließen wir es uns dann nicht nehmen noch den Ölberg und den Berg Zion’s zu erklimmen.

Blick auf Jerusalem – Ölberg

Jüdisches Gebet – Jerusalem

Religiös völlig überladen konnten wir unseren letzten Abend dann nur mit anderen Ungläubigen im Hostel mit einigen Bier verarbeiten und ausklingen lassen.

Man muss nicht religiös sein um vom heiligen Land fasziniert zu ein – wechselhafte Geschichte, abwechslungsreiche Landschaft und viele weltoffene Menschen. Wir kommen gerne wieder!

Unterwegs mit Pferd und Snowmobile – Island

In der zweiten Woche führte uns unsere Route wieder in das Landesinnere. Es ging nach Mývatn, übersetzt bedeutet es Mückensee, doch von uns wollten sie zum Glück nichts. Das ganze Gebiet ist auch heute noch vulkanisch aktiv, da die Grenze zwischen der Eurasischen und der Amerikanischen Kontinentalplatte hier verläuft. Der See entstand bei einem Vulkanausbruch vor 3500 Jahren.

Auf Entensuche – Mývatn

Unsere Entenbeobachtung war nicht von großem Erfolg gekrönt, sodass wir uns den Lavaformationen zuwandten. Wir durchwanderten das Dimmuborgir Gebiet und waren den Trollen wieder ganz nah gekommen.

In der Trollhöhle – Dimmuborgir

Die Gegend entstand vor etwa 2000 Jahren, als bei einem Vulkanausbruch Lava über ein Sumpfgebiet floss. An der Lauffront der Lava kühlte das Gestein ab und bildetet einen Damm, hinter dem sich ein kochender Lavasee aufstaute. An der Oberfläche des Sees bildete sich eine feste Kruste, während das unter der Lava eingeschlossene Wasser des Sumpfgebietes verdampfte. Der Dampf suchte sich einen Weg nach oben und entlang der Aufstiegswege erstarrte die Lava ebenfalls. Es bildeten sich Kamine und Mauern aus erstarrter Lava, die von flüssigem Gestein umgeben waren. Schließlich brach der Lavadamm und das noch flüssige Gestein konnte abfließen, während die bereits erstarrten Kamine und Wände zurückblieben.

Danach ging es zu der heißen Quelle von Grjótagjá.

John Snow Sex Höhle – Grjótagjá

Der aufmerksame Game of Thrones Fan wird dieses Örtchen bekannt vorkommen. So wie John Snow wollten auch wir in dieser Höhle baden. Doch der Vulkan in der Nähe hatte etwas dagegen, wegen gestiegener Aktivität war die Wassertemperatur auf über 46°C angestiegen. Wagemutige Asiaten hielten ihre Füße ins Wasser und hatten bereits nach wenigen Sekunden Verbrennung Grad I.

Da uns hier die geothermale Energie einen Strich durch unsere Badepläne macht, wollten wir mehr darüber erfahren und besuchten das Geothermalkraftwerk von Krafla.

Krafla Geothermalkraftwerk – Kröflustöð

Scheinbar qualifizierten wir uns mit Interesse und umfassenden technischen Fragen zum Besuch der Turbinenhalle. Doch da der Schock – keine Siemensturbine sondern Mitsubishi! Tony hat eine Visitenkarte da gelassen.

Danach wollten wir eigentlich nur einen kleinen Abstecher zu einem Aussichtspunkt machen. Daraus wurde eine drei Stunden Wanderung mit einer kleinen Vulkanbesteigung, in der Tony wieder in irgendwelche Löcher klettern musste und ich suchte mit dem Handy schon einmal nach Netz, falls wir verschüttet wurden wären. Zu eurer Beruhigung: Es gab da weit und breit kein Handynetz.

Mondlandschaft – Krafla

Unsere geschundenen Körper wollten wir dann in der „Blauen Lagune“ des Nordens regenerieren. Es handelt sich um mineralienreiches Wasser aus einem Bohrloch des Kraftwerkes, welches in eine kleine Senke geleitet wird. Das Wasser im rund 5.000m² großen Badesee hat ganzjährig eine Temperatur von 38°C bis 40°C.

Lagune – Myvatn

Nach gut drei Stunden und mit Blick auf die sinkende Außentemperatur (7°C) verließen wir gegen 22:30 im Sonnenschein die Lagune.

Da es sich noch nicht so spät anfühlte, wie auch wenn es seit unserer Ankunft auf der Insel nie dunkel war, fuhren wir noch zu DEM Wasserfall – der Dettifoss, in absolutes Must-See in Island. So beschlossen wir antizyklisch zu reisen um keine Touristen auf unseren Bildern zu haben. Ich kann den Dettifoss um Mitternacht nur empfehlen, denn man hat ihn für sich. Aber auch das Wetter ist wie immer ein entscheidender Faktor. Mit Mitternachtssonne wäre es sicher noch schöner gewesen als im einsetzenden Nieselregen 🙁

Wir bemerkten, dass wir zeitlich gut unterwegs waren und ließen die Ringstraße des Öfteren hinter uns. So fuhren wir auch bis zum nördlichsten Punkt. Hier wehte uns der arktische Wind ziemlich um die Nase. Wir wagten trotzdem einen keinen Walk zum Leuchtturm. Der Weg zog sich und wir wurden recht schnell von den Bewohnern bemerkt. Sie zeigten uns schnell, dass wir nicht willkommen sind. Wir waren ins Wohnzimmer der Küstenschwalbe gestolpert, wir hatten bereits beobachtet, wie diese 30cm großen Vögel Schaffamilien angreifen und verjagen. Doch es kam noch viel schlimmer. Die gemeine Küstenschwalbe spähte mich aus, positionierte sich zum Angriff und es geschah. Ich wurde zweimal schwer am Kopf angegriffen.

Ich rettete mich in den Eingang des Leuchtturms und erholte mich von der Attacke.

Leuchtturm ganz im Norden – Hraunhafnartangi

Um kein Angst vor Tieren zu entwickeln ging es am nächsten Morgen auf den Pferdehof in Husey. Hier warteten bereits gesattelt Nikolaus und Tor auf uns. Wir machten einen Ausritt mit einem Islandpferd im typischen Töltgang. Also ich mit meinem Nikolaus zu mindestens. Scheinbar wurde Tony fehlendes Pferde- und Reitgeschick angesehen, sodass man ihm kein Töltpferd zutraute 😉 Aber Schritt ist für die Anfänger in der Runde auch okay.

Islandpferde-Ausritt – Husey

Unnützes Islandpferd-Wissen:
Der Tölt ist eine vererbbare Gangart, die sehr angenehm ist, weil sie nicht so wackelt. Im Gegensatz zu Trab und Galopp hat Tölt keine Schwebephase, sondern ist eine gelaufene Gangart. Das zuständige Gen (DMRT3-Gen) liegt auf Chromosom 23. Ausgrabungen haben gezeigt, dass die Wikinger 870 diese Pferde von ihren Raubzügen aus England mitbrachten. Auf der Insel angekommen, erkannten die Wikinger offenbar schnell den Vorteil der Gangpferde und begannen, gezielt mit ihnen zu züchten. Der sanfte Gang war vermutlich besonders gut geeignet, um im unwegsamen Gelände Islands größere Strecken zurückzulegen.

Unser wilder Ritt ging über weite Wiesen und an einem Lachsfluss vorbei an dem sich in der Sonne die ein oder andere Robbenfamilie ausruhte. Nach drei Stunden konnte ich mich nur schwer von Nikolaus trennen, aber wir mussten ja weiter.

Juli und Nicolaus – Husey

Aus dem Landesinneren ging es dann zurück an die Ostküste. Hier kehrten wir in das kleine Städtchen Djupivogur ein. Hier versuchten wir uns wieder im Camping Kochen und wir zauberten uns Nudeln mit Pesto.
Nach einem Morgen-Walk an der Küste entlang, jedoch mit gesundem Abstand zur Küstenschwalbe, verließen wir das Städtchen zügig als ein Kreuzfahrschiff entladen wurde und unzählige Senioren die Straßen blockierten.

Auf dem Weg hatte ich in meiner geheimen Hot Pool Karte noch einen kleinen Vermerk gemacht und so schlüpften wir in den Bikini und zogen los.

Relaxen im Hot Pool – Djúpivogur

Mit großem Erfolg wie man sieht. Eine Wanne mitten im Nirgendwo mit Blick auf den Fjord.

Die Straße führte uns danach an beeindruckenden Küstenformationen und schwarzen Stränden vorbei.

Schwarzer Kieselstrand – Hvalnes

Eine alte Wikinger-Weisheit besagt, esse mindestens jeden zweiten Tag Fisch und die Trolle und Feen sind dir gütig. So traf es sich, dass wir in die Stadt Höfn einfuhren, welche bekannt für ihre Langusten ist. Wir wollten den Zorn der Trolle nicht auf uns ziehen und aßen brav Meeresbewohner.

Edles Dinner mit Lachs und Langusten – Höfn

Den Abend ließen wir, wie konnte es anders sein in einem Hot Pool und mit Bier in der Sonne ausklingen.

Mal wieder im Hot Pool mit Viking Bier – On the road

Der nächste Tag stand unter dem Motto – EIS! Unser Morgen-Walk führte uns zum …. Gletscher einem Außengletscher des Vatnajökull. Er ist der größte Gletscher Islands und zudem außerhalb des Polargebiets auch der größte Europas.
Wir hatten in der Touristeninformation (ja ich weiß, das ist schon sehr touristisch, doch hier konnte man Internet schnorren) erfragt, wo man am nächsten an den Gletscher kommt und der Herr empfahl uns diese Stelle mit den Worten hier kommt ihr bis auf 100-200m ans Eis. Wir liefen los und nach einer Weile fanden wir im Lavaschotter irgendwie keine Wegmarkierungen mehr und plötzlich standen wir am bzw. auf dem Eis. Hatten wir doch scheinbar aus Versehen den Weg verlassen 😉

Dem Gletscher ganz nah – Vatnajökull

Wir konnten es nicht lassen und klettern in den Gletscherspalten und auch unter dem Eis rum. Jaaaa, wir wissen, dass ist vielleicht etwas gefährlich gewesen.

Unterm Gletscher – Vatnajökull

Ich muss noch einen Gletscher Fakt los werden um sich die Größe vielleicht ansatzweise vorstellen zu können.
Momentan ist so viel Wasser im Vatnajökull gespeichert, dass Ölfusá, Islands Fluss mit dem größten Wasservolumen, über 200 Jahre brauchen würde, um diese Wassermenge ins Meer zu transportieren. Ist das nicht Wahnsinn?!

Da eigentliche Highlight des Tages stand uns jedoch noch bevor, wir hatten eine Snowmobile Tour auf dem Vatnajökull gebucht.

Auf dem Gletscher mit dem Schlitten – Vatnajökull

Es ging mit einem Super-Jeep auf den Gletscher und dann auf die 80 PS starken Gefährte. Kurze Einweisung – Daumengas rechts, roter Not-Stopp-Knopf und los ging es. Es machte riesig Spaß, leider spielte das Wetter nicht so mit und wir hatten leider keinen Talblick.

Die Ringstraße führte dann über eine Brücke des in das Meer mündenen Jökulsárlón. Hier treiben Eisberge ins Meer.

Gletscherlagune – Jökulsárlón

Wir waren von den unterschiedlichen Farben der Eisberge beeindruckt und fanden heraus, dass das Blau von stark komprimierten Gletschereiskristallen und deren Reflexion her rührt, das Schwarz von vulkanischer Asche.

Blaues Eis in der Gletscherlagune – Jökulsárlón

Den Abend ließen wir in einem kleinen Campingplatz ausklingen, um die Reisekasse zu schonen gab es nur Brot mit Käse zu essen. Ich habe nicht verstanden, was Tony gegen täglichen Fischkonsum hat?!

Der obligatorische Morgen-Walk führte uns in den Skaftafell-Nationalpark zu dem Wasserfall, der es wohl in jeden Islandkalender geschafft hat.

Basaltsäulen und fallendes Wasser – Svartifoss

Mit der nächsten Information wusste ich lange nicht, ob mich Tony beeindruckt oder ob ich es eher schockierend finden sollte. Er meinte, dass er zu dem Flugzeug-Wrack möchte auf dem Justin Bieber rumgeklettert ist. Ist Tony also heimlicher Bieber-Fan?

Wir stellten unser Auto ab und folgten einem Weg scheinbar ins Nirgendwo führte. Ein Informationsschild gab es auch nicht. Nach ca. 500m fragten wir uns entgegenkommende Touristen, ob dass der Weg zum Wrack ist. Die ernüchternde Antwort war: „Yes, only about three more kilometers“. Musste ich also knapp 7km nach 21 Uhr zu einem Flugzeugwrack laufen, weil mein Freund ein Bieber-Fan ist?!

Flugzeugwrack – On the road

Irgendwie war es ja cool, aber auf dem Rückweg erwischte uns ein böser schräg ins Gesicht regnender Nieselschauer. Aber so ist das in Island halt.

Unser Nachtlager schlugen wir mit Blick auf den Skógafoss auf. Die Kausalitätskette des vermehrten Harndranges lässt sich rückblickend nicht mehr sicher eruieren, ob von der nächtlichen Wasserfallakustik oder dem durchgeführten Beer-Tasting 😉

Zelten am Wasserfall – Skógafoss

Der nächste Morgen hatte es dann wieder gut mit uns gemeint und am Seljalandsfoss schien uns die Sonne ins Gesicht.

Hinterm Wasserfall – Seljalandsfoss

Ich freute mich schon auf das Abendessen, denn es hieß wieder Fisch.

Butter und Knoblauch machen alles besser – Fjöruborðið

Knoblauch und Butter machen eine sehr gute Languste noch besser. Wir haben uns sogar Brot nachbestellt um die Butter auch ordentlich aufzudippen. Nach diesem reichlichen Mahl musste ein Abendspaziergang her.

Hot Water River – Hveragerði

Wir liefen den Hot River beim Hveragerði flussaufwärts. Im Rucksack hatten wir den Badeschlüppi und Rum. Nach einer guten Stunde (bergauf) hatten wir es geschafft. Vorbei an brodelnden Quellen fanden wir eine angenehme Stelle mit knapp 40°C.

Hot Water River bei Mitternachtssonne – Hveragerði

Gegen Mitternacht und so aufgeweichter Haut, dass uns unser Handy schon nicht mehr erkannt hat, waren wir gegen halb zwei die letzten die in ihr Zelt fielen. Aber man glaubt garnicht, wieviele Menschen auf so einem Zeltplatz schnarchen.

Am nächsten Morgen wollten wir noch in einen Lavatunnel klettern. Die Schilder am Eingang mit Lebensgefahr wecken bei uns (eher Tony) erst Interesse. Da ich ja immer hoffe, dass nur einer verschüttet wird und der andere Hilfe holen kann, bin ich also mit.

Abstieg in den Lavatunnel – Arnaker

Wir haben auch aus Fehlern letzter Höhlenabenteuer gelernt und waren mit mehr als nur dem Handylicht ausgestattet. Ja, Mama – Safty First!

Lavatunnel – Arnaker

Der Ausdruck Höhle weckt jedoch falsche Vorstellungen. Es war eher ein maximal 1m hoher Gang mit scheinbar poröser Decke. Es lagen nämlich quadratmetergroße Deckenplatten auf dem Boden, die einfach so abgestürzt waren. Klar kann man mutmaßen, dass durch die geringe Fallhöhe ein Überleben möglich wäre, doch ich wollte diesem Experiment der Energieabsorption des menschlichen Kopfes nicht nachgehen.

Lavatropfen – Arnaker

Helm ist nämlich uncool!

In unserer letzten Nacht, zeigte sich Island von der besten Seite.

Camping im Sonnenschein – Mosfellsbær

Und so starteten wir auch sonnig in unsere letzte Wanderung. Es ging zum Glymur Wasserfall.

Nette Aussicht – Glymur

Der Aufstieg beinhaltete eine kleine Flussquerung (circa 3m), Kletterabschnitte und grandiose Aussichten. Glücklich am Ziel angekommen freue ich mich immer, dass ich ja jetzt weiß, dass der Rückweg bekannt ist und es nicht mehr schlimmer werden kann. Doch Tony kommt dann mit diesem blöden Spruch „ach eine Runde laufen ist doch immer schöner als den selben Weg zurück“.

So kam es zu einer spontanen 25 Meter Flussquerung oberhalb des Wasserfalls und wir reden hier nicht mehr vom Hot River, sondern Cold Glacier River.

Flussquerung durchs Bergwasser oberhalb vom Wasserfall – Glymur

Tony ließ mich mit den letzten Worten: „Wenn du fällst, halte dich zeitnah an einem Stein fest, dass du nicht den Wasserfall runterstürzt…“ vorn weg laufen. Weiß ja auch jeder, dass ich die von uns beiden bin, die den sicheren Umgang mit Wasser beherrscht 😉

Ohne Verluste und trocken erreichten wir dann Reykjavik. Hier genossen wir die Sonne, einen letztes White Ale und unseren letzte Fisch direkt am Hafen.

Fazit Island

Island ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch wenn wir keine Feen gefunden haben, sind wir bezaubt von dem Land.
Wie kann es auch anders sein: auf 335000 Einwohner kommen 4.000.000 Puffins, 460.000 Schafe, 350.000 Wale, 80.000 Pferde und unzählige unvergessliche Aussichten.

Ich denke wir sollten uns das alles nochmal im Winter anschauen.

Bis dahin aus dem sommerlichen Island

Juli

Roadtrip durch Feuer und Eis – Iceland

Die Reise begann damit, dass mir im Flugzeug zwei Isländer eine Whisky-Cola ausgaben. Da wusste ich, die Isländer sind ein sympathisches Völkchen.

In Keflavík, dem Flughafenstädtchen kamen wir nachts halb eins an, holten unser Auto ab und fuhren planlos Richtung Reykjavík. Dort suchten wir uns nach einer kleinen Stadtrunde einen Parkplatz, der Tonys Ansprüche von einem guten Schlafparkplatz erfüllte und machten die Augen zu. Wir wachten jedoch bald auf, weil uns kalt war und wir die Schlafsäcke raus holen mussten.

Gegen halb 10 wurden wir wach, frühstückten am Hafen und Tony beschloss die Stadt direkt wieder zu verlassen und es ging auf zum Golden Circle. Wir wollten direkt mit der beliebtesten Reiseroute des Landes beginnen um wirklich anzukommen.

Dazu gehören die Klassiker: Þingvellir, ein Dorf auf der Grenze zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen tektonischen Platte, an dem schon die alten Wikinger ihre Versammlungen abgehalten haben, das Geothermal-Gebiet mit den Geysiren und der Wasserfall Gullfoss. Der Name bedeutet Goldener Wasserfall. Über zwei Stufen (11m und 21m) rauscht der Fluss in die Schlucht hinab.

Gullfoss – Golden Circle

Wir waren schockiert über die Menschenmassen. Busweise wurden Asiaten und Rentner ausgeladen. Der erste Eindruck der Landschaft war überwältigend, aber das Abenteuer und die Einsamkeit suchten wir vergebens.

Diese ersten Eindrücke verarbeiteten wir auf dem Campingplatz in Selfoss (der Skyr Stadt). Unser erstes Campingdinner war Kartoffelsalat und Würstchen mit Rum Cola. Diskutierten wir im Supermarkt noch, ob 700ml Ketschup vielleicht nicht etwas zu viel sind, zeigte sich am Ende, dass es gerade so reichte für unsere zwei Wochen campen.

Erste Dinner – Selfoss

Wir schnatterten, überlegten wie wir weiterfahren und stellten Mitternacht fest, dass uns die Sonne immer noch ins Zelt scheint, also hieß es Schlafmaske auf und Augen zu.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt und fragten uns, ob sie überhaupt mal geschlafen hatte? Ja, aber nur kurz – Sunset 00:01 – Sunrise 03:00 – macht eine Tageslänge von 21 Stunden!

Wir beschlossen eher spontan als lang überlegt im Uhrzeigersinn um die Insel zu fahren und wählten die Straße 550 nach Norden. Es stellte sich als Jeeptour durchs Hochland heraus. Vielleicht sollte ich noch unser Auto erwähnen – ein Opel Astra 😉 Hat er aber gut überstanden…

Es ging vorbei an Schnee, Eis und so manchem größeren Stein!

Mit Flipflops im Schnee – On the Road

Auf der Bergstraße F550 unterwegs – Island

Unser Ziel waren Wasserfälle Barnafossar und Hraunfossar. Wie um fast jeden Wasserfall gab es hier auch wieder eine mystische Legende. Da wundert es nicht, dass mehr als die Hälfte der isländischen Bevölkerung an Elfen und Trolle glaubt. Und immerhin neunzig Prozent hält deren Existenz für möglich – kein Wunder bei der Landschaft.

Wasserfall aus unterirdischen Flüssen – Hraunfossar

Dann führte uns die Straße auf die Halbinsel Snæfellsnes. Snæfellsnes heißt übersetzt Schneeberghalbinsel und so sahen wir auch direkt den schneebedeckten Gipfel. Wir fuhren die Küste entlang und machten einen Strandspaziergang. Dabei wurden wir mehrmals fast lebensbedrohlich von den aggressiven Küstenschwalben attakiert, weil diese ihre Nester verteidigen wollten.

Strandspaziergang – Snaefells

In unserer nicht vorhandenden Routenplanung musste dann die Frage geklärt werden, ob wir den Umweg durch die Westfjorde wagen wollten – challenge accepted! Die Westfjorde machen 30% der Küstenlinie des Landes aus und um uns auf diese einzustimmen, sprangen wir in einen Hot Pool mit Blick in den Fjord.

Hot Pool by the sea – On the Road

Am nächsten Morgen ging es in die westlichste Ecke Islands. Wir hatten Gerüchte gehört, dass hier die Papageientaucher nisten. Auf den Weg dorthin las ich Tony alles über diese kleinen süßen Vögel vor und übte mich bereits in Vogellauten. Nach fast zwei Stunden Schotterpiste erreichten wir Látrabjarg und sahen bereits die ersten verrückten Vogelbeobachter im nassen Gras auf dem Bauch mit Ferngläsern.

Die verrückten Vogelbeobachter – Látrabjarg

Es dauerte keine fünf Minuten bis wir beide daneben lagen. Aber es hat sich gelohnt! Ich stellte mir die Frage, ob nicht doch ein professioneller Ornithologe in mir schlummert?

Papageientaucher – Látrabjarg

Ein weiteres Highlight in den Westfjorden ist der Dynjandi Wasserfall. In Island fällt zwar an jeder Ecke ein Bach eine Klippe runter, aber der war schon besonders. Ganz oben stürzt das Wasser weit aufgefächert über 100m in die Tiefe und dann geht es noch über einige weitere Stufen bis auf Meereshöhe und dann direkt in den Fjord.

Wieder spektakulär fallendes Wasser – Dynjandi Wasserfall

In dem letzten Hot Pool hatte man uns von einem unvergesslich guten Fischrestaurant ein paar Fjorde weiter berichtet und weil man Ratschlägen aus dem Hot Pool immer folgen sollte, fielen wir ausgehungert dort ein. Es war eine kleine Holzhütte direkt am Bootssteg. Dort erwartete uns ein Fisch-all-you-can-eat der Extraklasse. Es gibt dort keine Karte, weil der Koch immer erst, wenn er den Fang des Tages gesehen hat, entscheidet was er kocht. Es begann mit einer Fischsuppe und dann gab es sieben unterschiedliche Fischgerichte – heiß aus der Pfanne und vom Koch erklärt! Man sagte uns, dass die Isländer für experimentelle Rezepte bekannt sind und das stellte sich als richtig heraus. Es gab Steinbeißer mit Blaubeeren und Thymian, Wolfisch mit getrockneten Tomaten, Oliven und Kapern und auf den Punkt gebratenen Lachs mit Teriaki-Soße und einiges mehr. Nach größten Anstrengungen war aber nachdem fünften Teller Fisch Schluss.

Nach einem kurzen Badestopp ging es dann weiter auf die Halbinsel Vatnsnes, weil ich gehört hatte, dass man hier Robben beobachten kann. Wir fuhren eine sehr schöne Halbinsel ab, aber ich befürchtete, dass alle Robben gerade im Meer unterwegs waren. Wir machten einen letzten Halt an einem Trollfelsen und da waren sie. Es lagen sicher mehr als 60 Robben am Strand rum und haben gechillt.

Robbenkolonie – Hvítserkur

Und das alles am Trollfelsen – ich verstehe die Isländer, warum sie an Trolle und Feen glauben.

In Húsavík stimmten wir uns im Walmuseum auf unsere bevorstehende Walbeobachtung ein. Dann ging es 14 Uhr los im Hochseeanzug auf das kleine Speedboot. Wir begannen mit tausenden Papageientauchern in der Luft, waren uns aber schnell einig, dass wir auf der Suche nach größeren Tieren waren. Das gute an Säugetieren, die im Wasser leben, sie müssen zum Atmen an die Oberfläche. In der Ferne sahen wir gleich mehrere Blas.

Unnützes Wal-Wissen:
Der Blas ist die nach dem Tauchgang ausgeatmete Atemluft bei Walen. Bartenwale haben zwei Blaslöcher und erzeugen meist einen V-förmigen Blas, Zahnwale haben nur ein Blasloch und der Blas ist um etwa 45° nach vorne geneigt.

Buckelwal beim Abtauchen – Húsavík

Wir hatten mehrere „V´s“ gesehen und wussten, es konnten nur Buckelwale sein und so war es. Wir beobachteten vier Buckelwale beim Fressen. Wir waren so nah, dass wir in die Barten schauen konnten. Es war so beeindruckend, wie diese riesigen Tiere direkt an unserem kleinen Schlauchboot auftauchten. Gekrönt wurde unser Ausflug als wir in der Ferne noch einen Buckelwal springen sahen (davon gibt es leider keine Bilder, weil alle wie versteinert dieses Schauspiel genossen haben).

Unsere erste Woche endete damit, dass wir endlich unsere mitgebrachten Nudeln mit roter Soße essen wollten. Wir hatten gelesen, dass die Campingplätze hier mit Kochutensilien ausgestattet sind und so sind wir topflos losgeflogen. Auf dem Platz in Husavik fanden wir aber in der Küche nur einen Wasserkocher und eine Mikrowelle. Mh was nun? Wir waren kurz davor schon wieder essen zu gehen bevor wir dann natürlich mit einem deutschen Ehepaar ins Gespräch kamen und nach etwas Smalltalk, fragten wir direkt nach ihrem großen Topf. Dann stellte sich heraus, dass man nur dreimal das mit dem Wasserkocher erhitzte Wasser wechseln muss um Nudeln aldente zu bekommen. Abgerundet wurden die Nudeln mit mikrowellen erwärmter Sauce und Käse.

Was uns an kulinarischen und anderen Abenteuern noch erwartet hat, gibt es im nächsten Beitrag.

Bleibt gespannt

Juli

Mehr Bilder gibts hier: Island.

Bordercrossing – Nicaragua/Costa Rica

Es ging auf die größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee – Ometepe.

Insel mit zwei Bergen – Isla de Ometepe

Unnützes Ometepe Wissen:
Der Sage nach entstand die Insel Ometepe und der Nicaraguasee, wie konnte es anders sein, aus einer tragischen Liebesgeschichte. Es verliebte sich die Häuptlingstochter Ometeptl in den Sohn eines verfeindeten Stammes – die Liebe war verboten. Das Paar musste fliehen und versteckte sich in einem Tal. Da ihre Liebe nicht verheimlicht blieb, wurden sie von ihren Stammesangehörigen verfolgt. Schließlich entschlossen sich beide aus Verzweiflung zum Selbstmord und schnitten sich die Pulsadern auf. Ometeptl stürzte nach hinten, er taumelte noch ein paar Schritte und stürzte ebenfalls nieder. Das Blut beider füllte das Tal aus und bedeckte ihre Körper – der heutige Nicaraguasee. Von Ometeptls Körper ragen nur ihre Brüste über den Wasserspiegel, die heutigen Vulkane Concepción und Maderas 😉

Wir hatten gehört, dass man hier mit Pferden schwimmen kann und nach einigem Suchen fand ich Haris Horse Ranch. Wie es das Schicksal manchmal will – ein Deutscher. Dort angekommen schlüpften wir das erste Mal während dieser Reise in eine lange Hose, der Reithose und schwangen uns aufs Pferd. Kurze Einweisung – rechts, links rückwärts und stop und los ging es. Pferd und Strecke stellten sich als Off-road heraus. Ich bekam noch einen kleinen Zweig in die Hand als Gertenersatz – sehr praktisch zum Pferd antreiben, am Rücken kratzen, Insekten wegscheuchen oder einfach nur erhaben schwenken.

Juli zu Ross – Isla de Ometepe

Es ging im Schritt ein ausgetrocknetes, gerölliges Flußbett (der Weg) entlang und im Galopp über Weiden. Beobachtet wurden wir dabei von einigen Äffchen. Als wir dann zum Aussichtspunkt kamen, hatten wir einen einmaligen Blick auf beide Vulkane.

Gemeinsamer Ausritt – Isla de Ometepe

Dann ging es weiter zum Seeufer. Die Pferde und wir brauchten eine Abkühlung. Sattel ab, Bikini an und wieder aufs Pferd und dann trabten wir ins Wasser.

Schwimmen mit Pferden – Isla de Ometepe

Es ist äußerst unbequem und man hat das Gefühl, man wird jeden Moment vom Pferd gespült, aber es war schon ein unvergesslicher Moment!

Gekrönt wurde unser erster Tag auf der Insel mit einem zauberhaften Sonnenuntergang.

Ausblick beim Ausritt – Isla de Ometepe

Am nächsten Tag liehen wir uns einen Roller aus. Die Dame gab uns den Rat nicht um den Südteil zu fahren wegen äußerst schlechter Straßen und zu hoher Gefahr. Unsere Route führte uns natürlich nach Süden. Sie hatte Recht! Die Straßen waren schlecht, übersäht mit Pfützen, Löchern und riesigen Steinen und an den Steigungen musste ich immer wieder absteigen, sonst hätte es der Roller nicht geschafft.

Schwierige Straßenverhältnisse – Isla de Ometepe

Wir machten halt an einer über einen Kilometer langen Sandbank, die in den See hinein ragt. Wir wollten eigentlich nur ein Bier trinken und am Ende hatten wir einen riesigen Fisch auf dem Teller – sehr lecker.

Unsere wilde Fahrt um die Insel ließ die Tanknadel dann plötzlich rapide sinken. Tony wollte tanken, ich wollte es drauf ankommen lassen. Und so konnten wir es auch nicht lassen noch einen kleinen Abstecher zu einer Quelle zu machen und uns nochmal abzukühlen.

Kurze Abkühlung im Quellwasser – Ojo de Aqua

Mit dem letzten Tropfen Benzin rollten wir dann zum Glück in unser Dorf ein.

Wenn man auf einer Insel mit zwei Vulkanen gestrandet ist, kommt man auch nicht herum mindestens einen zu besteigen – zumindestens wenn man Tony als Freund hat 😉 Ich konnte ihn wenigstens davon überzeugen, dass es cleverer ist, den kleineren (Gipfel bewaldet) Vulkan zu besteigen um einen Blick auf den größerern (nur Lavageröll) zu erhaschen.

Stammdaten Maderas Vulkan
Alter: ???
Aktivität: erloschen, letzte Eruption vor über 1000 Jahren
Art: Schichtvulkan
Höhe: 1394m

Diesmal mit Guide ging es los durch den Matsch, da es in der Nacht geregnet hatte. Schnell steckten wir bis zum Knöchel im Schlamm. Der wurde dann von einem steilen felsigen Weg abgelöst und im tropischen Nebelwald schwitzen wir aus allen Poren… Belächelten wir erst die Anordnung von 3Liter Wassern pro Person, merkten wir schnell, dass es auch wirklich gute Tipps gibt 😉

Gemeinsam auf den Vulkan – Vulcano Maderas

Wir fanden es wahnsinnig anstrengend und freuten uns über jede Blüte oder jedes Tier, das uns der Guide zeigte um eine kleine Pause zu haben. Nach 3,5 Stunden wilden Kletteraktionen kamen wir auf dem Gipfel an.

Kraterblick – Vulcano Maderas

Tony gönnte sich noch den Abstieg in den Krater und schwamm eine Runde durch den Kratersee.

Am nächsten Tag verließen wir die Insel Richtung Costa Rica. Über den Grenzübergang Penas Blancas hatten wir eine Menge gruseliger Geschichten gehört. Wie gefährlich der öffentliche Bus sei, voller armer Gastarbeiter, die nicht davor zurückschrecken einem in einem vollen Bus am helllichten Tag ein Messer an den Hals zu halten, von abzockerischen Geldwechslern und teurem Schmiergeld um über die Grenze zu kommen – Challenge accepted!

Wollte uns der Taxifahrer weismachen, dass der nächste Bus erst in drei Stunden zur Grenze fährt und wir lieber mit ihm für 20$ fahren sollten, stellten wir uns an die Straße und nach nicht mal einer Minute kam ein Bus, zwar gemütlich voll aber für 1,5$ waren wir an der Grenze mit all unseren Sachen und Körperteilen.

An der Grenze wiesen wir jeden ab, der uns „helfen“ wollte und holten uns für 2$ unseren Ausreisestempel. In der Grenzzone überbrückten wir die Mittagspause der Beamten mit einem letzten nicaraguanischen Straßenessen für 1,5$ und liefen die 500m nach Costa Rica.

Bordercrossing – Penas Blancas

Hier gab es einen kostenlosen Einreisestempel und los ging es in die nächst größere Stadt Liberia. Hier verkosteten wir das costa-ricanische Bier „Imperial“ und wünschten uns direkt nach Nicaragua zu „Toña“ zurück, denn das schmeckte uns wesentlich besser.

Auf diesen Schreck ging es am nächsten Tag weiter zu einem kleinen Wasserfall der auf dem Weg nach Monteverde lag.

Anbaden Costa Rica – LLanos de Corteś

Von dort ging es an der Panamericana auf den lokalen Bus wartend weiter. Die Truckerfahrer haben alle nett gegrüßt.

Warten, wie geht es weiter? – Panamericana

Dann ging es in den Nebelwald (cloud forrest) von Monteverde und wie es sich für einen solchen Wald gehört, regnete es zu unserer Ankunft in Strömen. Am Morgen wurden wir jedoch von der Sonne geweckt und wir besuchten das Santa Elena Reservat.

Überraschungen mag jeder, leider sind sie viel zu selten. Auf unseren Reisen hatten wir bis jetzt fast immer Glück. Wie oft haben wir schon „Ohhh!“ oder ein „Ahhh!“ oder ein „Wow!“ geäußert, hat uns die Welt mal wieder in Staunen versetzt. In Costa Rica’s Nebelwald hatten wir genaue Vorstellungen davon, was uns überraschen soll. Und zwar ein Faultier. Fürchterlich schwer zu finden, denn es sitzt fast bewegungslos im Baumwipfel und ist – faul!

Juli auf Faultiersuche – Monteverde

Wir suchten über fünf Stunden 320ha ab und fanden nichts! Wir erfragten danach die Faultierdichte und es gibt wohl ganze zwei Faultiere in diesem riesigen Reservat 🙁

Unseren Kummer über den Misserfolg und den nachmittäglichen Regen ertränkten wir im lokalen Bier, das es zumindest in praktischen 1l Flaschen gibt.

Am nächsten Tag ging es in den nächsten Park und da begrüßte uns am Eingang direkt ein Kolibri.

Kolibri beim Nektar naschen – Monteverde

Nach unserer erfolgreichen Vogelbeobachtung stärkten wir uns und für den verregneten Nachmittag stand noch etwas besonderes an: Quadtour! Man versprach uns: je mehr Regen, desto größerer der Spaß.

Quad fun

Es gab eine ähnlich kurze Einweisung wie auf dem Pferd – Gas und Bremse! Mit den gut 20 PS war auch keine Gerte notwendig 😉 Begonnen hatten wir mit einer „einfachen“ Teststrecke.  Erste Verwechslungen von Gas und Bremse ließen mich schon hier um die Kurven fliegen, doch Tony hatte es nicht gesehen. Strecke 2 würde ich den Namen „Pfütze“ geben. Hier durften wir allein rumfahren – einzige Einschränkung war einander nicht umzufahren. Nach keinen fünf Minuten kam ich an Tony vorbei gefahren und er hatte es ganz offensichlich bereits geschafft sein Quad einmal auf den Kopf zu legen… Cleverer Weise war er vorher schon „abgestiegen“. Das er es auch immer direkt übertreiben muss 😛

Strecke 3 trug den Titel „Forrest goes River“! Schlamm und Wasser strömten die Wege entlang. Das Wasser reichte bis über die Knöchel und verdampfte am Motor. Wir rutschten gegen Bäume, blieben im Matsch stecken und hatten unglaublich viel Spaß uns richtig schmutzig zu machen.

Unser letzter Stopp war die Hauptstadt San José. Nach einer richtig guten Free Walking Tour hatten wir die Stadt richtig gern gewonnen. Carlos unser Guide hat uns die costaricanische Lebensphilosophie erklärt – Pura vida!

Juli vor dem Theater – San José

Wir fanden alte Kolonialbauten, viele grüne Parks und moderne Straßenkust.

Powered by Goetheinstitut – San José

In der Nacht ging es dann von San José über Miami (kurzer Beach- und Shopping-Zwischenstopp) auch leider schon wieder zurück nach Berlin.

Fazit:
Der Reiz an Nicaragua lag für uns darin, dass du hier „Chicken Bus“ fährst – statt im klimatisierten Straßenkreuzer. Dass man fragt, wo der Bus abfährt, weil Haltestellen und Beschilderungen jeglicher Art eine Rarität sind. Dass man hier noch allein mit Guide die Gegend erkunden kann – statt in einer asiatische Riesengruppe zu landen. Dass man einsame Strände findet und unter Palmen liegt – statt wie Sardinen auf der Strandliege.

Zentralamerika du hast uns sehr gefallen und wir kommen sicher wieder (nach unserem Spanischkurs)!

¡Hasta luego!

PS: Mehr Fotos gibt es in den Alben Nicaragua und Costa Rica!

Sprung von der Karibik in den Pazifik – Nicaragua

Angekommen auf Corn Island – in einem karibischen Traum, erkundeten wir die Insel. Wir schauten auch noch einmal auf die Karte, ob wir richtig sind, denn alles wirkte wie ein anderes Land. Die Menschen sahen anders aus und sprachen Englisch, die Häuser bunt und mit riesigen Muscheln als Gartenzaun und auf dem Grill fand sich kein Hühnchen mehr sondern Langusten und Fisch.

Juli entdeckt die Insel - Big Corn Island

Juli entdeckt die Insel – Big Corn Island

Wir fanden heraus, dass die Inseln von den Briten kolonialisiert wurden und später unter amerikanischer Besatzung standen – das erklärt die Sprache. Ob das andere Aussehen der Menschen darauf zurückzuführen ist, dass die Inseln jahrelang Piraten als Unterschlupf diente, konnte ich nicht gänzlich klären. Das bedingt einer erneuten „Forschungsreise“ 😉

Irgendwie hatte Tony in unsere Inselerkundung eine Tauchbasis mit eingebaut. Meine Vorfreude hielt sich in Grenzen und ich ging nur widerwillig mit rein um uns „nur mal zu informieren“. Ein Motivationsbier später gingen wir mit einem Auffrischungskurs für mich und vier Tauchgängen für Tony wieder heraus. Na ob das gut geht?

Beach - Corn Island

Beach – Corn Island

Auf den Schreck oder als Henkersmahlzeit gab es Fisch und Languste in Kokosnusssauce mit frittierter Kochbanane (Karibische Art) – sehr lecker!

Danach wollte ich den Sand von meinem Körper spülen, jedoch bekam ich den Wasserhahn nicht selber auf und rief Tony zur Hilfe. Er fasste an, es knackte und er meinte „Oh!“. Ich wollte direkt meckern, was er jetzt schon wieder kaputt gemacht hat. Doch das Knacken war als Tony barfuß eine Kakerlake tot getreten hat. Ich wäre gestorben, wenn ich tote Kakerlake am Fuß gehabt hätte! Ach, aber geduscht hab ich dann auch noch erfolgreich 😉

Am nächsten Morgen waren wir bereits um 8 Uhr an der Tauchbasis und ich musste zeigen was ich kann. Ähm… Es ging schon gut los, musste ich die komplette Ausrüstung selbst zusammen bauen.
Nachdem dies wohl zufriedenstellend absolviert wurde, ging es ins Wasser. Und da direkt meine Horrorübung – „Brille fluten“, wie ich es hasse Salzwasser in die Augen zu bekommen und dann noch mit einem Sonnencreme Gemisch. Doch trotz aller Befürchtungen habe ich meine Privatstunde auf 12m Tiefe überlebt.

Abgetaucht - Big Corn Island

Abgetaucht – Big Corn Island

Eine Stunde ließ mir Tony bevor es wieder aufs Boot ging und dann auf 20m Tiefe. Tony genoss es zusehends und schwamm gefühlt jedem Fisch hinterher. Ich war hauptsächlich darauf bedacht, dass mein Auge nicht wieder rausspringt und nach 52 min war es überstanden.

Am nächsten Tag schwangen wir uns auf ein Fahrrad und radelten motiviert los. Schnell brannte uns wortwörtlich die Motivation aber weg. Es ging bergauf und bergab im Sonnenschein (Temperatur 35 Grad, Luftfeuchtigkeit > 80%) und schnell hangelten wir uns nur noch von Bar zu Bar, also natürlich von Strand zu Strand um uns abzukühlen!

Kurze Radpause - Big Corn Island

Kurze Radpause – Big Corn Island

An einem Strand waren wir allein mit ein paar einheimischen Kindern im Wasser und natürlich schnell der Mittelpunkt. Sie wollten wissen, wo wir herkommen und wie alt wir sind. Ich glaube sie haben sich aber auch etwas über unsere blasse Hautfarbe lustig gemacht 🙁 Aber dann haben sie uns sogar eine ihrer grünen Mangos abgegeben. Verdutzt guckten wir uns an: „Wie jetzt?! Mit Schale essen?!“. Die Kinder machten es vor und so knabberten wir auch eine grüne Mango im Meer – mit Schale.

Kurze Radpause - Big Corn Island

Kurze Radpause – Big Corn Island

Am Abend gab es RonDon – ein Must-Eat auf den Corn Islands. Die Menschen in der Karibik litten in früheren Zeiten unter Armut und Hunger. Trotzdem teilten sie alles, was sie hatten, miteinander. Der Name kommt von den Worten „run“ „down“. Zur Essenszeit sagten sie: „Run down to your house and pick up your things“. So brachte jeder, was er hatte und daraus wurde eine Suppe gemacht.

Und dann war es soweit. Eine große Schüssel Suppe wurde uns gebracht. Erste verunsicherte Blicke und dann kam noch ein Teller mit einem ganzen Fisch und einer halben Languste. Aha das ist es nun, dachte ich mir und probierte hochmotiviert. Doch schnell wurde mir klar, dass ist wie Eintopf – nur karibisch. Wer mich kennt, weiß von meiner Abneigung zu allem wild eingekochten, die eigene Form und Konsistenz verlierenden Essen.
Memo an mich: Werde immer Suppenkasperl bleiben! Der Fisch und die Languste waren aber wieder vorzüglich.

RunDon probieren - Big Corn Island

RunDon probieren – Big Corn Island

Am nächsten Morgen stand nochmal Tauchen auf dem Plan. Ich hatte mich um den acht Uhr Tauchgang geschickt mit Rucksäcke packen gedrückt und stieß zum zehn Uhr Tauchgang dazu. Tony und ich waren allein mit dem Guide und wir tauchten das Long Reef ab. Leider wieder ohne Schildkrötensichtung, aber schon nicht mehr so schlimm…

Dann ging es zum Flughafen. Wirklich ein niedlicher Flughafen. Zum Einchecken trug man sich per Hand selbst in ein großes Buch ein, die Taschenkontrolle war manuell und da das Röntgen zur Gepäckkontrolle defekt war, wurde jeder nochmal zu seinem Rucksack gerufen.

Abflugbereit - Big Corn Island

Abflugbereit – Big Corn Island

In Managua angekommen holten wir unsere Freundin Ana und ihren Freund von einem Basketballspiel ab und erfuhren, dass bei „uns zuhause“ nachher eine Poolparty mit Ana’s Basketball Team stattfindet (Gut das wir immer Rum einstecken haben 😉 )

Fazit des Abends: Die Basketballerinnen waren ein bisschen verrückt, aber sehr lustig und der nicaraguanische Rum macht keinen Kopfschmerz, sodass wir nachdem Aufstehen Richtung Granada aufbrechen konnten.

Kolonialbauten - Granada

Kolonialbauten – Granada

Granada wurde von dem Währungsherren, ich meine natürlich dem spanischen Konquistador Francisco Hernández de Córdoba 1524 gegründet und ist heute die drittgrößte Stadt des Landes.

Sunset in der Stadt - Granada

Sunset in der Stadt – Granada

Am nächsten Morgen brachten wir auf zur erneuten Vulkanbesteigung diesmal der Mombacho Vulkan.

Stammdaten Mombacho Vulkan:
Alter: ??? (weiß keiner so genau)
Aktivität: gering (letzte Eruption 1570)
Art: Schichtvulkan
Höhe: 1345m

Der Weg hatte leider außer seiner enormen Steigung keine Highlights.

So so steil - Mombacho Vulkan

So so steil – Mombacho Vulkan

Oben angekommen gönnten wir uns noch den Kraterrand Trail und genossen die Aussicht auf Granada.

Blick auf Granada - Mombacho Vulkan

Blick auf Granada – Mombacho Vulkan

Unseren Weg nach unten verkürzten und beschleunigten wir mit einer Zipline. Es ging quer durch den Dschungel vorbei an Äffchen, über ein Drahtseil und am Ende der freie Fall. Tony schrie wie ein kleines Schulmädchen, ich dagegen hab es elegant gemeistert 😛

Ab durch den Dschungel - Mombacho Vulkan

Ab durch den Dschungel – Mombacho Vulkan

Auf diesen anstrengenden Vormittag ließen wir den Tag an der Laguna de Apoyo ausklingen. Entstanden ist die Lagune durch eine Serie von Vulkanausbrüchen, deren letzter vor 23.000 Jahren stattfand, das Wasser ist jedoch immer noch recht warm 😉

Erfrischen - Laguna de Apoyo

Erfrischen – Laguna de Apoyo

Bekannt dafür Wanderungen ohne gute Verpflegung anzutreten (waren wir ohne Frühstück los) musste ein ordentliches Dinner her. Es ging es auf Empfehlung von meinem Freund Humberto zum besten Argentinier in Granada.

Lecker Dinner ohne Bohnen - Granada

Lecker Dinner ohne Bohnen – Granada

Es war eine Gaumenfreude – frischer Salat, krosses Brot, Gemüse und zartes Filet.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bereits 4:40 Uhr, denn bereits um 5 Uhr legten wir mit unserem Kayak zu den Las Isletas ab. Das sind circa 300, der Stadt Granada vorgelagerten, kleine Inseln, die bei einem Ausbruch des Vulkan Mombacho entstanden sind.

Juli ist Kapitän - Las Isletas

Juli ist Kapitän – Las Isletas

Wir sahen unzählige Vögel, dichte Fauna und nachdem ich Tony nochmal genau erklärte wie man das Paddel richtig benutzt, ging es endlich zügig voran.

Mein absolutes Highlight war Monkey Island. Ich durfte Äffchen füttern, die waren auch ganz lieb und haben die Melone von meiner Hand genommen.

Juli die Äffchenflüsterin - Las Isletas

Juli die Äffchenflüsterin – Las Isletas

Unsere abenteuerlichen Tage in Granada haben wir in einem kleinem Film zusammengefasst!

https://youtu.be/AzHAtAxltlM

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter Richtung Süden nach San Juan del Sur – der Surfcity in des Landes.

Surfbereit - Playa Hermosa

Surfbereit – Playa Hermosa

Schnell war ein verrückter bekiffter Surfshopbesitzer gefunden und für den nächsten Tag zwei Auffrischungsstunden mit Shake hands vereinbart.

Da der frühe Surfer die guten Wellen fängt, ging es am nächsten Morgen um sieben Uhr los. Zu unserer Überraschung waren die Jungs pünktlich mit den Boards unter dem Arm bereit und es ging an den Playa Hermosa.

Surfebereit - Playa Hermosa

Surfebereit – Playa Hermosa

Nach kurzen Trockenübungen ging es ins Wasser und es klappte schon ganz gut (im Whitewater).

Tony versucht zu surfen - Playa Hermosa

Tony versucht zu surfen – Playa Hermosa

Nach dem kräftezehrenden Surfen, genossen wir nur noch den Sonnenuntergang bei einem Bierchen…

Sunset - San Juan del Sur

Sunset – San Juan del Sur

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zu „einer Insel mit zwei Bergen“, ob wir wie Jim Knopf im Lummerland angekommen sind, oder doch auf Ompetepe, erfahrt ihr im nächsten Blog.

Bis dahin Schaffnerin Juli

Let’s go to Central America – Nicaragua

Wir schauten so auf unsere Weltkarte und stellten fest, dass Mittelamerika von uns bisher komplett vernachlässigt wurde. Also buchte ich Flüge nach Managua, der Hauptstadt von Nicaragua. Ich gebe zu, dass die Entscheidung für Nicaragua durch meinen Freund Humberto deutlich bestärkt wurde.

So ging es letzten Freitagmorgen über Zürich und Miami nach Managua. Dort wurden wir von Humberto’s Nichte, Ana Mariel, abgeholt und es ging nachts um 1 Uhr direkt in die Casa de Lopez – das Haus von Humberto’s Papa. Hier bereits das erste riesige Dankeschön! Wir fühlten uns direkt wie Freunde in dem für uns neuen Land.

Als wir aufwachten, zeigten drei verschiedene Handys drei verschiedene Zeiten, so musste uns Ana erstmal helfen auch in der richtigen Zeitzone anzukommen. Auf den Schreck, dass es erst 8Uhr Samstagmorgen war, wurde uns von der zauberhaften Haushälterin Georgina ein traditionelles nicaraguanisches Frühstück serviert. Dieses bestand aus Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen) und Ei, sehr lecker und Tony verlor direkt seine Abneigung gegen rote Bohnen. Ich hatte ihm aus Motivationsgründen für die Reise vielleicht vorenthalten, dass Bohnen in Mittelamerika Geundnahrungsmittel sind!

Casa de Lopez - Managua

Casa de Lopez – Managua

Wir hatten mehrfach gelesen, dass alle die Hauptstadt Managua fluchtartig verlassen. Doch wir wollten ihr eine Chance geben und verbrachten einen Tag an der Uferpromenade (an der wir wirklich die einzigen Reisenden waren) und besuchten die Reste der Altstadt, welche 1972 durch ein großes Erdbeben zerstört wurde.

Alte eingefallene Kathedrale - Managua

Alte eingefallene Kathedrale – Managua

Wir erfuhren, dass es in der Nähe einen sehr aktiven Vulkan gibt – den Masaya Volcano. Von dem man erzählt, dass er im präkolumbischen Zeitalter verehrt wurde und seine Eruptionen als Zeichen verärgerter Götter gesehen wurden. Deswegen brachte die einheimische Bevölkerung ihm Menschenopfer – Kinder und Jungfrauen!

Auf diesen Schreck gab es erstmal einen Kakao und Vigorón (frittierte Schweinehaut, Yucca und Salat) und wir blickten auf den 635m hohen Gipfel.

Dank Familie Lopez und einer kleinen Notlüge ging es an der Warteschlange vorbei direkt zum Kraterrand, den wir dann zum Sonnenuntergang für uns hatten.

Sunset über Krater - Masaya Vulkan

Sunset über Krater – Masaya Vulkan

Am Kraterrand angekommen konnten wir unseren Augen kaum glauben, da man die Magma wild fließen und brodeln sah. Es hörte sich wie Meeresrauschen an, nur eben 1000 Grad „warm“.

Gemeinsam am Höllenschlung - Masaya Vulkan

Gemeinsam am Höllenschlung – Masaya Vulkan

Blick in Magmastrom - Masaya Vulkan

Blick in Magmastrom – Masaya Vulkan

Unabhängigkeit

Am nächsten Tag ging es in die nördlich gelegene Stadt Leon, die Stadt der Liberalen. So wundert es auch nicht, dass sich Nicaragua hier von den Ketten der Kolonialmacht befreit hat. Also eher gesagt, wurde in Leon 1821 die Unabhängigkeitserklärung Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet.

Wir hatten ein nettes gemütliches Hostel gefunden und die Hauskatze machte es sich direkt in unserem Zimmer gemütlich. Todesmutig rettete ich Tony (Katzenhaarallergie) vor dem Babykätzchen und trug es raus ;-). Er erfuhr auch erst beim
Blog lesen, dass es direkt auf seinem Kopfkissen lag!

Danach erkundeten wir die Altstadt und fanden einige alte Kolonialbauten.

Kolonialbauten - León

Kolonialbauten – León

Am nächsten Morgen ging es zeitig los, denn das nächste Abenteuer rief – Volcano Boarding!

Stammdaten Cerro Negro Vulkan:
Alter: 198 Jahre
Aktivität: hoch (23 Eruptionen)
Art: Schlackenkegel
Höhe: 728m

Aber genug mit den langweiligen Details, hier der Grund warum wir uns bei knapp 40 Grad in einen langen Overall gezwängt haben:

https://youtu.be/ClrZIsU8gMM

Nach einer Lavastein-Peeling-Dusche ging es mit dem Local-Bus (immer ein Erlebnis) fürs 50 Cent 20km nach Westen an die Pazifikküste in das Dorf Las Penidas.

Wilder Pazifik - Las Penitas

Wilder Pazifik – Las Penitas

Der Strand an sich hat uns nicht gerade umgehauen, aber wir nutzen die Gelegenheit um uns etwas abzukühlen – erst im Ozean und dann in der Strandbar mit einheimischen Bier.

Eine alte und weise Reisetradition besagt: Besuche die ortsansässige Rumbrennerei und verschmähe keinen dir angebotenen Rum. So war unser nächster Stop die „Flor de Cana“ Destillerie.

Auf geht es zum "Rum-trinken" - Chichigalpa

Auf geht es zum „Rum-trinken“ – Chichigalpa

Hier gab es viele Informationen über die Entstehung der Marke, Familie und Herstellung bis wir dann endlich in den Probierkeller gestolpert sind und es den guten 18-jährigen Rum gab – PUR!

Juli schließt auf - Chichigalpa

Juli schließt auf – Chichigalpa

Weil ich euch mag, erzähle ich euch noch ein Geheimnis! Wir durften in der Lagerhalle den Familienrum Jahrgang 1989 (exzellenter Jahrgang in allen Bereichen) mit einem Alkoholgehalt von 77% pur und pupswarm direkt aus dem Fass verkosten. Tony hatte direkt Schweißperlen am Arm und mir ätzte es gefühlt die Nasenhaare weg – aber es war schon ein feiner Tropfen…

Fassdieb - Chichigalpa

Fassdieb – Chichigalpa

Durch den Rum motiviert zogen wir dann weiter Richtung Norden nach Esteli, von hier ging am nächsten Tag unsere Tour in den Canyon de Somoto los.

Stammdaten Canyon de Somoto:
Alter: Entstehung spätes Miozän (13 Mio – 5 Mio. v. Chr.)
Art: Wie konnte es hier auch anders sein – Vulkangestein
Verursacher: Rio Coco (700 km – längster Fluß Mittelamerikas)
Der Fluss bahnte sich seinen Weg unaufhaltbar durch die Felsen und jetzt bahnen wir uns ebenfalls diesen Weg –
ganz sicher mit Schwimmweste.

Auf geht es - Canyon de Somoto

Auf geht es – Canyon de Somoto

Das Wasser war überraschend warm. Natürlich war ich die erste im Wasser und gab für Warmbader Tony das Okay!

So wanderten und schwammen wir 15km durch den Canyon. Es gab die ein oder andere Klippe, wo uns ein mutiger Sprung weiter half. Tony sprang von knapp 20 Meter und ich durfte nur von 2 Meter, weil einer sich für den Transport des Gepäcks „opfern“ musste 😉

https://youtu.be/1To_aUzfNow

Mit dem Express Bus ging es dann nach Managua. Angekommen sind wir an dem wohl gruseligsten Busterminal der Welt – 10 Taxifahrer wollten uns in ihr Auto ziehen (hatten wir kurz zuvor von komplett Diebstählen im Taxi in Managua gehört). Wir entschieden uns dann für einen alten Mann – Taxi mindestens genauso alt, ohne Beleuchtung, Scheiben gingen nicht zu bedienen und ganz wichtig hier – nicht existierende Türverriegelung! Doch wir kamen heil an!

Wir hatten mit all unserem Gepäck und Organen überlebt und verließen am nächsten Morgen das Festland Richtung Corn Island in der Karibik mit einer Propellermaschine.

Angekommen - Corn Island

Angekommen – Corn Island

Ob wir uns jemals wieder von Sonne, Strand, karibischen Essen und Rum losreißen konnten, könnt ihr im nächsten Beitrag erfahren.

Aus der Hängematte am Strand – die Juli

Noch ein paar mehr Bilder gibt es hier: Nicaragua

Geburtstagsausflug

Mein Geburtstag näherte sich und da ich mir zum Ziel gesetzt habe an meinem Geburtstag immer ein neues Land zu besuchen, musste ein Flugticket her. Das wurde zügig und günstig gefunden – es ging nach Lissabon.

So hieß es am 25.01. gegen 14 Uhr Boarding. Als wir in Lissabon ankamen, warfen wir bei 15 Grad die Jacken von uns und es ging mit der Metro in das Zentrum und dann nach Bairro Alto (das Szeneviertel der Stadt). Schnell legten wir unseren kleinen Rucksack ab und zogen hungrig durch die Straßen. Doch erste Verwunderung – gegen 19 Uhr hatten die meisten Lokalitäten noch zu.
Wir schlenderten am Hafen entlang und fanden in einer Markthalle das portugiesische Nationalgebäck – Pastéis de Nata – Vanille-Sahnetörtchen in knusprigem Blätterteig. Schnell wurden zwei bestellt und es war um uns geschehen. In den Folgetagen werden wir mindestens zweimal am Tag in dieser Manufaktur einkehren.
Doch was sind die Pastéis de Nata und was macht sie so lecker, dass sogar Tony die unzähligen Kalorien egal waren.

Pastéis de Nata - Lissabon

Pastéis de Nata – Lissabon

Unnützes Gebäckwissen:
Die Geschichte besagt, dass Anfang des 19. Jahrhunderts neben dem Hieronymuskloster eine Zuckerfabrik stand. Als der religiöse Orden im Zuge der Revolution aufgelöst wurde, begannen die Mönche als Überlebensstrategie die Pastéis neben der Zuckerfabrik zu verkaufen. Das Rezept ist erhalten geblieben und streng geheim. Wer in der Manufaktur anfängt muss eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen.

Nach dieser kleinen süßen Stärkung musste etwas Ordentliches her und wir stolperten in ein Fado-Lokal. Fado ist der portugiesische Klage- oder Schicksalsgesang. Seinen Ursprung hat der Fado in den Armenvierteln von Lissabon, wo er zunächst in den anrüchigen Kneipen vorgetragen wurde. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten.

Fadosänger - Lissabon

Fadosänger – Lissabon

Die Besetzung ist meist ein Sänger oder eine Sängerin, die von zwei Gitarren begleitet werden.

Essen gab es zum Glück auch. Wir bestellten den traditionellen Bacalhau – den Trockenfisch. Man sagte uns, dass man um wirklich in Lissabon gewesen zu sein, mindestens einmal den Bacalhau gegessen haben muss. Die Portugiesen lieben ihn, das zeigt die Statistik – pro Jahr und Person werden durchschnittlich 7 Kilogramm ungewässerter und 15 Kilogramm gewässerter Bacalhau verzehrt! Wir fanden es eher ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Bacalhau im Fadolokal - Lissabon

Bacalhau im Fadolokal – Lissabon

Abgerundet wurde der Abend mit – wie sollte es anders sein – einer Flasche Rotwein und dann fielen wir ins Bett.

Am nächsten Tag machten wir uns nach den obligatorischen Pastéis de Nata los und erkundeten die Altstadt. Wir besuchten Kirchen und Aussichtspunkte. Darunter war die Igreja de São Roque, hier hörte man Brasilianer auf die Portugiesen schimpfen, da diese Kirche so reich mit Gold geschmückt ist, das natürlich aus Brasilien stammte. Dem weinen die Brasilianer wohl immer noch hinterher.

Igreja de São Roque - Lissabon

Igreja de São Roque – Lissabon

Dann fing es an zu regnen und wir waren zur Einkehr gezwungen und fanden uns in einem kleinen Lokal mit Papiertischdecke und vielen Locals wieder. Ich testete die gegrillten Sardinen und Tony die Shrimps. Als der Regen aufgehört hatte, schlenderten wir durch Alfama – den Altstadtkern.

Fisch ist gesund - Lissabon

Fisch ist gesund – Lissabon

Wisst ihr eigentlich, wie hügelig Lissabon ist?! Wieder eine Stadt der sieben Hügel und da macht das ganze Laufen schnell hungrig und wir wurden vom Duft gebratener Chorizo angelockt.

Gebratene Chorizo - Lissabon

Gebratene Chorizo – Lissabon

Den Abend ließen wir in einer Weinbar ausklingen. Tony gönnte sich das Portwein-Tasting und ich konnte keinen Rotwein mehr sehen, sodass ich ganz stillos einen fruchtigen Weißwein bestellte.

Am Freitag machten wir Belém unsicher. Mit der Straßenbahn ging es sechs Kilometer westlich in die ehemalige Königsresidenz und heutigem Regierungspalast.

Ein Wahrzeichen ist das Hieronymuskloster – das mit den Pastéis de Nata 😉

Mosteiro dos Jerónimos - Lissabon

Mosteiro dos Jerónimos – Lissabon

Das Kloster wurde von Manuel I. in Auftrag gegeben, kurz nachdem Vasco da Gama von seiner ersten Indienreise zurückgekehrt war und steht an der Stelle wo eine kleine Kapelle stand, in der Vasco vor seiner Abreise ein letztes Gebet gesprochen hat.

Unnützes Vasco Wissen:
Im Auftrag des portugiesischen Königs Manuel I. machte er sich auf die Reise, um einen Seeweg nach Indien zu finden, was ihm Ende des 15. Jahrhunderts auch gelang. Auch da Gama fielen die Symptome der Skorbut auf und er bemerkte, dass die Erkrankten ein instinktives Verlangen nach frischen Früchten verspürten, daraufhin ließ Vasco frische Orangen mit an Bord tragen. Diese Orangenbäume sieht man an unzähligen Stellen in ganz Lissabon als Gedenken an die großen portugiesischen Seefahrer.

So muss ich festhalten: Vasco war auch ganz cool, aber kein Kapitän James Cook!

Seefahrerdenkmal - Lissabon

Seefahrerdenkmal – Lissabon

Dann findet man in Belém ein weiteres Wahrzeichen – den Torre de Belém. Einen Turm der die Glanzzeit des portugiesischen See- und Handelsimperium versinnbildlicht. Als Leuchtturm auf einem Felsen im Mündungstrichter des Tejo gelegen, begrüßte er die ankommenden Entdecker und Handelsschiffe.

Torre de Belém - Lissabon

Torre de Belém – Lissabon

Nun war der Entdecker in mir wieder geweckt und ich wollte mich nicht mehr nur mit dem Fluss zufrieden geben, der Altantik musste her. So setzten wir uns in den Zug und es ging in 20 min an die Küste des Städtchens Cascais.

Atlantikküste - Cascais

Atlantikküste – Cascais

Meine waghalsige Idee doch mal die Füße reinzuhalten wurde von einem erneuten Regenschauer davon gespült. Sodass wir wieder zur Einkehr bei Wein & Tapas gezwungen wurden.

Zurück der City setzten wir uns in die legendäre Tram 28. Sie ist besonders, weil sie für eine Straßenbahn mit einer Spurweite von 90cm außergewöhnlich steile Strecken – darunter mit 13,5% Steigung einen der steilsten Abschnitte weltweit – und enge Kurven in den schmalen Altstadtgassen befährt.

In der Tram 28 - Lissabon

In der Tram 28 – Lissabon

Ich überlegte dann, wie ich in meinen Geburtstag reinfeiern wollte und fand ein Pub Crawl. Für die älteren unter euch, man zahlt 15€ bekommt ein farbiges Bändchen um, zieht mit einer großen Gruppe meist bereits Angetrunkener durch mehrere Bars und trinkt eher minderwertigen Alkohol.
Ein Highlight bei uns war eine Stunde Freibier! Bier lagert hier aber bei -1 Grad, sodass wir unsere recht hoch angepeilte Trinkfrequenz leider nicht ganz halten konnten. Aber alles im Allem war es sehr lustig…

Mein erster Geburtstagswunsch war danach einfach erst einmal ausschlafen. Gegen Mittag genossen wir den Ausblick vom Pantheon. Wir wollten uns ein Bauwerk, das etwa drei Jahrhunderte Bauzeit in Anspruch nahm, nicht entgehen lassen (das kann der BER vielleicht noch schlagen).

Im Pantheon - Lissabon

Im Pantheon – Lissabon

Am Abend lud mich Tony in ein wirklich sehr leckeres Restaurant im Estrella Viertel ein. Wir schlemmten uns durch die Karte – begannen mit Tunfisch, Octopus, Beef mit gegrillten Pilzen und Riesengarnelen die ein intensives Knoblauchbad genossen hatten. Gänzlich satt und froh fielen wir ins Bett.

Geburtstagstunfisch - Lissabon

Geburtstagstunfisch – Lissabon

Am Sonntag nutzen wir die Sonnenstrahlen und fuhren mit der Fähre über den Tejo und machten uns auf zur Christusstatue. Assoziationen an die Christusstatue in Rio de Janeiro sind nicht zufällig. Der kardinal von Lissabon sah sie 1934 auf einer Reise nach Brasilien und wollte seitdem ein entsprechendes Monument in Portugal, bei einer Bischofsversammlung wurde dann ein Gelübde abgelegt, dass der Bau beginnen solle, wenn Portugal nicht in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen würde – und so war es ja dann auch.
Um die ganzen Pastéis de Nata zu verbrennen, liefen wir den Berg hinauf. Oben angekommen stiegen wir aus dem Fahrstuhl und wir erlebten den fiesesten Nieselregen den ihr euch vorstellen könnt. Da fühlten wir uns nicht wie in Rio de Janeiro 🙁

Leider nicht Rio - Lissabon

Leider nicht Rio – Lissabon

Also griffen wir auf unsere altbewährte Taktik zurück – schnell in einem Lokal einkehren.

Letzter frischer Fisch - Lissabon

Letzter frischer Fisch – Lissabon

Und so überstanden wir den Regen mit einem leckeren Fisch und einem letzten Glas Wein.

So kehrten wir von 15 Grad und Möwen in der Stadt zu -2 Grad in Berlin zurück. Nur der Regen ist uns geblieben… Aber zum Glück habe ich schon eine neue Idee für den nächsten Geburtstagsausflug.

Noch ein paar mehr Bilder gibt es im Album von Lissabon.

Inselhopping – Seychellen

Nach all der Aktivität hatten wir uns noch ein paar Tage Erholung verdient. So ging es mit Kenia Airways (die überraschend gut und seriös waren) auf die Seychellen.

Mit dem Public Bus für 5 Seychelles Rupies (0,33€) ließen wir uns in unser Guesthouse direkt am Strand fahren und waren pünktlich zum Sonnenuntergang im Wasser.

Anbaden - Mahé

Anbaden – Mahé

Den Abend ließen wir bei lokalem Bier und Pizza am Strand ausklingen.

Erster Sunset - Mahé

Erster Sunset – Mahé

Am nächsten Tag machten wir die Hauptstadt Victoria unsicher. Der Stadtkern erinnert an eine britische Kolonialstadt des beginnenden 20. Jahrhunderts. So gingen wir vorbei am Little Ben, schlenderten über den Markt und buchten spontan einen Flug auf die Nachbarinsel Praslin für den nächsten Tag um dem doch noch recht geschäftigen Treiben auf Mahé zu entkommen und wirklich etwas Ruhe zu finden.

Little Big Ben - Victoria

Little Big Ben – Victoria

Nach einer kleinen Stärkung mit kreolischem Curry ging es in den Nationalpark „Trois Freres“. Hier begann ein Trail zu einem Aussichtspunkt und so eine kleine Besteigung auf 600m lassen wir uns jetzt ja nicht mehr nehmen. Der Weg führte vorbei an fleischfressenden Pflanzen zu einem ganz netten Aussichtspunkt auf halber Strecke.

Juli fressende Pflanzen - Trois Freres

Juli fressende Pflanzen – Trois Freres

Ausblick halber Weg - Trois Freres

Ausblick halber Weg – Trois Freres

Doch schnell entdeckte Tony noch das höher gelegene Gipfelkreuz. Weiter ging es ohne Gnade. Der Schweiß lief uns schon den Rücken runter. Das Schlimmste – mein typisches „Ich kann nicht mehr weiter!“, wird jetzt mit „Hab dich nicht so, du hast es schließlich auch auf den Kili geschafft!“ abgeschmettert.

Auf dem Weg kamen uns drei deutsche Biologiestudenten entgegen (Studienfahrt mit Professor – vielleicht sollte ich mein angefangenes Biostudium doch mal noch beenden), die auf der Suche nach Fröschen waren, aber aufgegeben hatten den Weg zum Gipfel zu finden. Dies motivierte Tony weiter es bis nach ganz oben zu schaffen.

Endlich oben - Trois Freres

Endlich oben – Trois Freres

Und natürlich haben wir es – mit einigen waghalsigen Klettereinlagen – geschafft. Oben gab es dann den Gipfelnotfallkeks, den wir noch aus Tansania in der Tasche hatten.

Am Abend war dann so etwas wie Dorffest – kleine kreolische Essensstände, lokaler Rum (Feststellung des Abends: mein neuer Lieblingsrum kommt von den Seychellen – aktuelle Wohnsituation überdenken 😉 ) und heiße Musik.

Den nächsten Tag verbrachten wir bis Mittag am Strand und dann stiegen wir noch im Bikini in die kleine von zwei Propellern angetriebene Air Seychelles Maschine und 20 min später landeten wir schon auf Praslin.

Abflugbereit - Mahé

Abflugbereit – Mahé

Wusstet ihr, dass die Seychellen das erste Land der Welt waren, das den Naturschutz in die Verfassung aufgenommen hat?! So stand als erstes der Besuch im Vallée de Mai an, der Heimat der Coco de Mer, der nur hier vorkommenden Palmenart.

Coco de mer Samen, woran erinnert diese Form? ;) - Vallée de Mai

Coco de mer Samen, woran erinnert diese Form? 😉 – Vallée de Mai

So groß waren nur die Samen! Und damit haben sie sich auch zu recht den Titel „größte Samen der Welt“ verdient!

Den Namen erhielt die Palmenart aber durch ein Missverständnis. An verschiedenen Stellen des Indischen Ozeans wurden vereinzelt „Coco de Mer“-Samen angespült. Da man sich die Herkunft nicht erklären konnte, nahm man an, dass diese Kokosnuss unter Wasser wachsen müsse, daher der Name „Kokosnuss vom Meer“.

Weibliche Coco de mer mit Früchten - Vallée de Mai

Weibliche Coco de mer mit Früchten – Vallée de Mai

Durch die millionenjährige evolutionäre Isolation der Seychellen konnten sich einzigartige Pflanzen und Tiere entwickeln. Die Coco de Mer ist nicht die einzige endemische Spezies hier. Wir haben noch den Grünen Tages Gecko und den Bronze Augen Gecko gefunden.

Geckos - Vallée de mai

Geckos – Vallée de mai

Auch hatten wir gehört, dass es Vogelverrückte gibt, die um die Welt fliegen nur um den hier heimischen Schwarzen Papageien einmal zu sehen. Das weckte dann schon einmal den Biologen in mir und auch wir machten uns auf die Suche.

Schwarzer Papagei - Vallée de Mai

Schwarzer Papagei – Vallée de Mai

Die Papageien entwickeln in der Paarungszeit jeder eine ganz eigene Zwitschermelodie und sind einfach sehr süß. Ich gestehe mich hat ein wenig das Ornithologenfieber gepackt.

Am nächsten Tag ging es mit einem kleinen Boot und einem Kapitän, der zu viel Fluch der Karibik gesehen hatte, nach Curieuse. Hier gibt es freilebende Riesenlandschildkröten und so begrüßte uns auch direkt eine.

Riesenschildkröten-Selfie - Curieuse

Riesenschildkröten-Selfie – Curieuse

Wir durften sie füttern und streicheln. Dann stand laut Kapitän Jack Sparrow ein kleiner Walk zum Strand an. Dieser entpuppte sich doch als 45 minütige Wanderung, die wir in Flip Flops absolvierten. Vorbei an großen Granitfelsen und durch einen Mangrovenwald bis uns dann der wohlige Geruch eines BBQs in die Nase stieg.

Strandtime - Curieuse

Strandtime – Curieuse

Nach einer ausgiebigen Stärkung unter Palmen und schwimmen im Meer ging es Richtung St. Pierre zum Schnorcheln. Unter Wasser schnell Ernüchterung – El Nino hatte im Frühjahr die Wassertemperatur auf 32 Grad ansteigen lassen und somit ein großes Korallensterben ausgelöst.

Schnorcheln - Indischer Ozean

Schnorcheln – Indischer Ozean

Tony wollte sich dies am nächsten Tag nochmal genauer anschauen und tauchte auf 18 Meter tiefe. Auch da gab es hauptsächlich verbleichte Korallen zu sehen, aber auch zwei kleine Haie und diese Meeresschildkröte.

Meeresschildkröte am Riff - Albatros Tauchspot

Meeresschildkröte am Riff – Albatros Tauchspot

Ich verbrachte den Vormittag am Anse Lazio, dem wohl schönsten Strand auf Praslin. Und ich muss sagen, so unter meiner Palme war es gut auszuhalten.

Beste Strand von Praslin - Anse Lazio

Beste Strand von Praslin – Anse Lazio

Unser letztes Ziel war die 9,81 km² kleine Insel La Digue, welche wir nach 20min Fahrt mit der Fähre erreichten.

Anse source d'argent - La Digue

Anse source d’argent – La Digue

Wen ihr jetzt denkt, der Strand kommt mir aber irgendwie bekannt vor, habt ihr recht! Bekanntheit erlangte er durch Werbespots für Barcadi und Rafaello!

Vor dem "Kissing Rock" am Anse source d'argent - La Digue

Vor dem „Kissing Rock“ am Anse source d’argent – La Digue

Das hatte sich scheinbar auch bei den anderen Touristen rumgesprochen, so wären wir gegen Mittag nicht mehr allein und es musste ein neuer Strand her. Ich hatte von dem abgelegenen Anse Marron gelesen. Dieser Strand sei „only with a guide“ über einen versteckten Weg zu erreichen.

Der Beginn des geheimen Weges - La Digue

Der Beginn des geheimen Weges – La Digue

Wir zogen jedoch allein nur mit einer groben Karte, die eher einer Piratenschatzkarte glich, Wasser und ein paar Nüssen bewaffnet los. Wichtig war nur das man die Zeit der Ebbe im Blick hat, denn die Hälfte des Weges lag im Wasser.

In der Ebbe durchs Wasser waten - La Digue

In der Ebbe durchs Wasser waten – La Digue

Nach circa einer Stunde hatten wir dann unser Ziel erreicht und waren wieder allein am Strand!

Anse Marron nur für uns - La Digue

Anse Marron nur für uns – La Digue

Da La Digue aber noch mehr schöne Strände zu bieten hat, nutzten wir unseren letzten Tag um uns diese auch noch anzusehen, bevor es mit der Fähre zurück nach Mahé und von da aus über Abu Dhabi zurück nach Berlin ging.

Auf der Fähre - Praslin

Auf der Fähre – Praslin

Damit ist dieses Abenteuer leider erstmal zu Ende, aber uns sind schon wieder neue Ideen für die nächsten Reisen gekommen!

Bis dahin

Auf der Suche nach den BIG FIVE – Safari

Safari – Auf der Suche nach den BIG FIVE

In der nächsten Woche folgten wir dem Ruf der Wildnis und es ging fünf Tage auf Safari.

Erster Halt war der Ngorongoro-Nationalpark. Er ist im Einbruchkrater eines ehemals riesigen Vulkans. Der Kraterboden liegt auf 1700m und der Rand ist bis zu 600m hoch. Insgesamt hat der Krater eine Fläche von 26.400 Hektar und ist voller wilder Tiere.

Blick über den Krater - Ngorongoro NP

Blick über den Krater – Ngorongoro NP

Safari-jungfräulich wie wir waren, brach bereits größte Aufregung bei den ersten Warzenschweinen aus.

Pumbaa allein unterwegs - Ngorongoro NP

Pumbaa allein unterwegs – Ngorongoro NP

Und dann ging es Schlag auf Schlag – riesige Gnuherden kreuzten die Straße, Zebras kauten auf trockenen Gräsern und Flusspferde kühlten sich in den letzten Tümpeln ab, die die Trockenzeit noch übrig gelassen hat.

Überall Tiere - Ngorongoro NP

Überall Tiere – Ngorongoro NP

Erfrischung im Hippopool - Ngorongoro NP

Erfrischung im Hippopool – Ngorongoro NP

Dann zeigte sich der erste Vertreter der BIG FIVE. Der Begriff wurde von Großwildjägern geprägt und bezog sich dabei nicht auf die Körpergröße der Tiere, sondern vorwiegend auf die Schwierigkeiten und Gefahren bei der Jagd. Dazu gehören Löwe, Elefant, Leopard, Büffel und Nashorn.

Wir fanden ein Löwenpärchen am Wasser dösen und dann wollte das Männchen auf einmal etwas mehr als nur kuscheln…

Liebe lag in der Luft - Ngorongoro NP

Liebe lag in der Luft – Ngorongoro NP

Scheinbar wollte eine Herde Büffel diesem Schauspiel auch beiwohnen, sodass wir gleich das nächste Häkchen auf unserer BIG FIVE Liste machen konnten.

Neugieriger Büffel - Ngorongoro NP

Neugieriger Büffel – Ngorongoro NP

Nicht nur den Tieren hungerte es, auch wir bekamen Hunger und setzten uns mit unserer Lunchbox an einen kleinen See. Als Tony gerade mit seiner tansanischen Teigtasche beschäftigt war, wollte ein frecher Falke doch glatt was davon abhaben und ging im Sturzflug auf Tony los.

Vogelattacke - Ngorongoro NP

Vogelattacke – Ngorongoro NP

Keiner hat bleibende Schäden davon getragen nur traute sich nun keiner mehr seinen Muffin zu essen!

Als sich die Sonne begann über dem Kraterrand zu neigen, fuhren wir zu unserem Campingplatz auf den Kraterrand. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen und begaben uns dann in den Essenskäfig um nicht selbst zu Löwenfutter zu werden.

Nachts in der Wildnis - Ngorongoro NP

Nachts in der Wildnis – Ngorongoro NP

Essen im Käfig - Ngorongoro NP

Essen im Käfig – Ngorongoro NP

Am nächsten Tag ging es in den Serengeti-Nationalpark. Das Wort Serengeti ist abgeleitet von der Massai Sprache und bedeutet „das endlose Land“ und das war auch unser erster Eindruck.

Offenes weites Land Serengeti -NP

Offenes weites Land Serengeti -NP

Gleich zu Beginn kreuzte eine Giraffenfamilie unseren Weg. Diese großen Tiere mit ihrem immer drolligen Gesichtsausdruck haben es mir angetan.

Giraffe - Serengeti NP

Giraffe – Serengeti NP

Unnützes Giraffen-Wissen:
Giraffen tragen „Kompressionsstrümpfe“!
Der Blutdruck ist bei Giraffen mit 280/180mmHg der höchste unter den Säugern. Durch die Schwerkraft und den dadurch ausgelösten Druck der Wassersäule in den Beingefäßen kommt es in den Arterien in den Füßen zu einem Druck von 400 mmHg, deshalb muss der Entstehung von Ödemen vorgebeugt werden und das machen Giraffen mit besonders dicken Arterien und eng anliegender Haut, die dann wie ein Kompressionsstrumpf wirkt.

Ausschau halten - Serengeti NP

Ausschau halten – Serengeti NP

Doch dann plötzlich Aufregung. Unser Guide bekam über das Walkie-Talkie irgendeine Nachricht (das lässt mich kurz erwähnen, dass man auf Swahili nichts versteht, nicht einmal etwas erahnen kann) und wir rasten los. Schnell sahen wir eine Elefantenherde unter einem Baum stehen. Ich dachte bereits, dafür so eine Aufregung?! Ahnten wir nicht, dass wir bei genauer Betrachtung die nächsten beiden Häkchen auf unsere BIG FIVE Liste machen konnten – Elefant und Leopard!

Leopard und Elefant - Serengeti NP

Leopard und Elefant – Serengeti NP

Unser Guide kam auch nicht aus dem Staunen raus. Zwei der BIG FIVE auf einem Bild – „very rare“! Und damit nicht genug. Freut man sich sonst schon wenn man nur einen Leoparden sieht, lieferte unser Leopard noch eine richtig gute Show. Er lief auf den Ästen herum und sprang von einer Baumseite zur anderen. Es machte den Anschein als wolle er hinunter. Doch aus Angst von den Elefanten nieder getrampelt zu werden, traute er sich wohl nicht.

Auf der Suche nach einem Geparden, fanden wir erstmal eine Löwin, die sich keine fünf Meter neben unserem Auto an ihrer Beute erfreute und uns wortwörtlich einen Einblick in das Innerste eines Gnus verschaffte.

Löwen Lunch - Serengeti NP

Löwen Lunch – Serengeti NP

Einen Geparden haben wir aber auch noch gefunden, nur war er sehr schüchtern und hat sich dann schnell wieder hinter Büschen versteckt.

Gepard - Serengeti NP

Gepard – Serengeti NP

Als wir dann nach einem langen Tag in der Serengeti in das Camp einkehrten, fanden da noch Mäharbeiten statt.

Zebra Selfie - Serengeti NP

Zebra Selfie – Serengeti NP

Doch zum Glück geräuscharm 😉

Vor dem Dinner bewunderten wir den Sonnenuntergang.

Sunset - Serengeti NP

Sunset – Serengeti NP

Diese friedliche Stimmung wurde von der Dunkelheit und damit einsetzenden Hyänengejaule abgelöst. Vielleicht sollte ich jetzt erwähnen, dass keine Mauer oder Zaun uns vor den wilden Tieren schützte! Tony war anfangs noch überzeugt, dass sicher um das Camp Feuer gezündet werden als Abschreckung. Doch als ich mich so umschaute war davon nichts zu sehen.

Man sollte keine offenen Lebensmittel im Zelt haben, weil das hungrige Tiere anlocken könnte. So verpackte ich Tonys dreckige Socken luftdicht verpackt in zwei Zipperbeuteln, dass wir damit ja keine Aasfresser an unser Zelt lockten 😉

Trotz der Vorsichtsmaßnahme zum Dinner nichts mehr zu trinken, kam es wie es kommen musste und ich verspürte ein Harndranggefühl. Tony zum Glück auch! So bewaffneten wir uns mit unserer Taschenlampe und der wohl angsterfüllteste Toilettenbesuch meines Lebens stand an. Es raschelte überall, Hyänen heulten, irgendwo zupfte ein größeres Tier an einem Baum (ich denke es war ein Elefant) und man sah einige Augen aufleuchten als man mit der Lampe in die Ferne leuchtete.

Zurück im Zelt, konnten wir beide nicht einschlafen, denn wir hörten wie etwas schniefend und mit langsamen Schritten an unserem Zelt vorbeistreife.

Am nächsten morgen waren alle froh unangeknabbert die Weiterreise in den Lake-Manyara-Nationalpark anzutreten.

Elefanten Selfie - Lake Manyara NP

Elefanten Selfie – Lake Manyara NP

Im Süden des Parks fanden wir heiße Quellen, die in den See fließen und der markante Schwefelgeruch stieg uns wieder in die Nase, aber sonst gab es keine weiteren Highlights. Die auf Bäume kletternden Löwen, die es da wohl geben soll, bekamen wir nicht zu sehen.

Gemeinsam am See - Lake Manyara NP

Gemeinsam am See – Lake Manyara NP

Deshalb hofften wir an unserem letzten Safari-Tag noch einmal auf spannende Motive. Doch dieser begann mit dem Schock, dass zwei Inder zu unserer Gruppe stießen und WIR dadurch zum ersten Fotomotiv wurden.

Unser Ziel war der Tarangire-Nationalpark mit einer Größe 2850 km². Durch den Park fließt ein Fluss, der ständig Wasser führt, sodass zur Trockenzeit viele Tiere dahin kommen.

Küsschen mit Ausblick - Tarangire NP

Küsschen mit Ausblick – Tarangire NP

Nachdem wir schon eine Weile eine Löwenfamilie an einem Tümpel beobachtet hatten, hofften wir, dass sie der Hunger vielleicht dazu treibt die leichtsinnige Warzenschweinfamilie, welche sich durstig näherte, anzugreifen. Doch ihnen war leider nicht danach.

Panorama - Tarangire NP

Panorama – Tarangire NP

Danach schoss ein ausgewachsener Elefantenbulle aus dem Gebüsch und rammte fast unseren Jeep. Da wurden die Inder nochmal gebeten still zu sein, da es sich hier nicht zum gezähmte Tiere handele, sondern sie auch mal ganz schnell das Auto angreifen können.

Huch ist der nah - Tarangire NP

Huch ist der nah – Tarangire NP

Unnützes Elefanten-Wissen des Tages:
Im Gegensatz zum asiatischen besitzen beim afrikanischen Elefanten beide Geschlechter Stoßzähne. Und Elefanten können nicht schwitzen. Nur über die gut durchbluteten Ohren, die von bis zu 14 Liter Blut pro Minute durchflossen werden, können sie überschüssige Wärme loswerden.

Von diesem Schreck erholt, fanden wir eine schöne grüne Schlange auf Augenhöhe im Baum sitzend.

Grüne Mamba - Tarangire NP

Grüne Mamba – Tarangire NP

Wir fuhren wenige Meter weiter, denn mehr schaffte das Auto auch nicht – Platten hinten links! Wir fragten ob wir helfen können, doch der Guide meinte hier sei zu gefährlich wegen der Schlangen. Als dann das Rad gewechselt war, fragten wir noch mal wegen der Schlange nach: Es war eine Green Mamba!!! Dass die giftig ist hat man ja schon mal gehört, aber unsere Recherche hat ergeben, dass sie die zweit giftigste Land-Schlange der Welt ist :O

Mit neuem Reifen ging es dann zum Lunch eine Anhöhe hinauf und da eröffnete sich die Weite und Schönheit des Parks.

Von weitem sahen wir schon die unzähligen Elefanten, die eine Abkühlung im Fluss suchten. Das musste sich natürlich auch an der Nähe angeguckt werden.

Elefantenfamilie - Tarangire NP

Elefantenfamilie – Tarangire NP

Nach einem Nashorn haben wir aber wieder vergebens Ausschau gehalten und so endet unser Tansania Abenteuer mit einer BIG FIVE Bilanz von 4/5!
Es waren zwei unvergessliche Wochen, aber wir freuen uns jetzt erstmal auf die Seychellen!

Kwa heri, Tansania!

Auf dem Dach Afrikas – Kilimandscharo

Kennt ihr auch diese verrückten unvorbereiteten Möchtegern-Flachland-Wanderer, die sich aus einer Laune heraus überlegen den höchsten freistehenden Berg der Welt zu besteigen?! Ja kennt ihr – nämlich uns!

Wir flogen über Frankfurt nach Addis Abeba direkt nach Kilimandscharo Airport rund 350km südlich des Äquators. Einen Tag später konnte unser Abenteuer mit geliehen Schlafsäcken (weil wir Schönwetter-Reisenden natürlich keine Schlafsäcke besitzen, die für Minusgrade geeignet sind) beginnen!

1. Tag
Wir sollten 9 Uhr vom Hotel abgeholt werden. Wie es sich gehört, waren wir zehn Minuten eher startklar. Es vergingen 10min, 20min und langsam wurden wir etwas unruhig. Hatten wir doch am Vortag dem Chef der afrikanischen Reiseagentur den Reisepreis in bar an der Hotelbar und ohne Quittung über den Tisch geschoben. Ist hier wohl so!
Als es dann 9:30 war und immer noch niemand in Sicht war, versuchte der Rezeptionist die Agentur erfolglos zu erreichen. Wir sahen den Berg und unser Geld schon verloren, als dann 9:45 unsere beiden Guides gemütlich um die Ecke kamen – „Hakuna matata“ eben! Habe ich immer gedacht, dass das nur Timon und Pumbaa aus König der Löwen sagen, lag ich wohl falsch!
Der nächste Schock war, als wir in den Bus einstiegen – 13 Afrikaner begrüßten uns mit einem freundlichen „Jambo!“ und meinten, sie seien unser Team! Dachten wir noch, dass wir in einen öffentlichen Bus gestolpert waren, war das ihr Ernst! Der Guide beruhigte uns damit, das der Fahrer ja unten bleibt 😉

Abfahrtbereit - Moshi

Abfahrtbereit – Moshi

Los ging es zum Machame Gate auf 1800m. Schnell Gepäck verteilt und dann startete die Tour quer durch den Regenwald.

Durch den Regenwald - Kilimandscharo

Durch den Regenwald – Kilimandscharo

Wer jetzt belanglose Berginformationen erwartet, liegt falsch. Erst einmal unnützes Malaria-Wissen: Die gemeine Anopheles Mücke nimmt sich ebenfalls keine Zeit für eine Höhenakklimatisierung und ist nur unter 2500 Höhenmeter aktiv. Also konnte ich bereits zum Lunch aufhören mit dem Insektenspray auf alles was sich bewegt loszugehen.

Lunch im Regenwald - Kilimandscharo

Lunch im Regenwald – Kilimandscharo

Gegen 16 Uhr erreichten wir das Camp auf 2900m. Zivilisiert wie man am Anfang eines Abenteuers noch ist, wuschen wir uns bestmöglich in einer 15cm Durchmesser Schüssel mit Kernseife.

Waschen so gut es geht - Kilimandscharo

Waschen so gut es geht – Kilimandscharo

2. Tag
6:30 Uhr wurden wir mit einem beherzten Wackeln am Zelt geweckt und nach dem morgendlichen Gesundheitscheck (inklusive waren Befindlichkeitsskala, letzte Pipi, Sauerstoffsättigung und Lunge abhorchen) wackelten wir gegen 8 Uhr los. Es ging steil und steinig bergauf!

Schon einiges geschafft heute - Kilimandscharo

Schon einiges geschafft heute – Kilimandscharo

Unser nächstes Camp befand sich auf 3850m und die Pyjama Hose wich der Skiunterwäsche!

Abend im Shira Camp - Kilimandscharo

Abend im Shira Camp – Kilimandscharo

3. Tag
Nicht dass ihr denkt, das ist ein Erholungsurlaub – wieder 6:30 Uhr Zeltrütteln! Tony wachte leicht geschwächt auf. Gern möchte ich sagen, dass er nachts so oft raus wollte, weil die Milchstraße so unglaublich gut zu sehen war, aber es gab wohl doch noch einen anderen Grund. Er besuchte öfter das WC jedoch leider ohne W 🙁

Jetzt ist vielleicht der richtige Moment um ein Wort zu den sanitären Anlagen zu verlieren:

Eine typische Toilette - Kilimandscharo

Eine typische Toilette – Kilimandscharo

So und teilweise noch wesentlich schlimmer war der Toilettenbesuch ohne Wasser und Strom sieben abenteuerliche Tage 😉

Dafür war die Aussicht aber meist sensationell:

Ausblick am Morgen - Kilimandscharo

Ausblick am Morgen – Kilimandscharo

Nachdem ICH gefrühstückt hatte, ging es los. Wir näherten uns ganz gemächlich dem Lava Tower auf 4600m.

Gipfel in Sicht - Kilimandscharo

Gipfel in Sicht – Kilimandscharo

Dieser Vormittagsspaziergang war sehr angenehm. Mir kam es dann nur etwas komisch vor, als Tony mich mehrfach nett darum bat, doch einfach mal die Klappe zu halten. Ihm ging es allen Anschein nach nicht so gut wie mir. Besorgt wie ich bin, drehte ich mich immer wieder zu ihm um und da kam es wie es kommen musste – ich stolperte über einen Stein und ging zu Boden!

Schnell Pflaster drauf - Kilimandscharo

Schnell Pflaster drauf – Kilimandscharo

Ich riss mir kurz die Hautfetzen von den offenen Stellen und mit Wasser und Hautdesinfektion ausgespült ging es tapfer weiter!

Persönlicher Staubabklopfer - Kilimandscharo

Persönlicher Staubabklopfer – Kilimandscharo

So waren alle Beteiligten froh, als wir gegen 15 Uhr im Barranco Camp auf 3950m ankamen. An diesem Tag glaubte sicher niemand, dass wir je den Gipfel erreichen würden, der eine mit Magen-Darm Problemen, die andere eine unsichere Geherin! Der Tiefpunkt war als Tony mitten im Briefing für den nächsten Tag stürmisch das Zelt verlassen musste um sich zu übergeben…

4. Tag
So angeschlagen ließ man uns bis 7 Uhr schlafen und dann ging es „The breakfast wall“ hoch. Ein netter Spaziergang nach dem Frühstück – 40% Steigung und 257 Höhenmeter! Der ambitionierte Asiate hatte immer noch die Wanderstöcke bereit, merkte dann aber schnell, dass die gerade unangebracht sind, weil man beide Hände zum Klettern brauchte! Unser Guide hatte komischerweise wieder Vertrauen in uns gefasst und es ging der Porter in ihm durch. Wir nahmen die Porterroute – bedeutet den Touri-Trampelpfad am Berg verlassen und mit sicherem Zweipunktgriff nah am Abgrund entlang den Felsen hochgeklettert. Sorry Mutti, aber ich wusste auch nicht was ich da tat!

Kleine Kletterei - Kilimandscharo

Kleine Kletterei – Kilimandscharo

The Wall bezwungen - Kilimandscharo

The Wall bezwungen – Kilimandscharo

Zum Lunch waren wir im Karanga Camp angekommen und haben erstmal die Füße hochgelegt auf 3990m. Da alles Übel offensichtlich am Vorabend Tonys Körper verlassen hatte, konnten wir den Ausblick über die Wolken auch wirklich genießen.

Entspannen - Kilimandscharo

Entspannen – Kilimandscharo

5. Tag
Es ging zum letzten Basecamp. Genug mit Akklimatisierung nach dem Motto „Climb high, sleep low“. Es ging steil rauf auf 4600m und von da gab es auch kein Zurück mehr.

Letztes Basislager - Kilimandscharo

Letztes Basislager – Kilimandscharo

Wir schlugen das Lager auf und nach einem frühen Dinner gingen wir 18 Uhr ins Bett.

6. Tag – Summit Day
0:12 Uhr standen wir mit Stirnlampe bewaffnet bereit für den Aufstieg. Eine Lichterschlage quälte sich schon den Berg hoch. Da trotz Skisocke die Zehen nicht spürbar waren, hatten wir nichts dagegen das Tempo etwas zu erhöhen und so schlugen wir uns an den meisten anderen Gruppen vorbei.

Unser Guide hatte 6-7 Stunden auf den Aufstieg veranschlagt. Und so ging es monoton bergauf: „Rechter Fuß, linker Fuß“. Diese Idylle wurde nur vom Hecheln, Japsen und vom entfernten Würgen der anderen Wanderer unterbrochen, die wir überholten.

Plötzlich meinte unser Guide: „Noch zehn Minuten bis zum Stella Point (5756m)“. Da sollten wir doch eigentlich erst zum Sonnenaufgang gegen 6 Uhr sein, doch jetzt war es erst halb 5?! Ich war überzeugt es handele sich um afrikanische Minuten… 😉

Doch dann sahen wir:

Stella Point 4:42 - Kilimandscharo

Stella Point 4:42 – Kilimandscharo

Was nun? Waren wir so schnell? Aber vorallem was machen wir in dieser Kälte bis die Sonne aufgeht?! Auf einem Berggipfel ein windgeschütztes Örtchen zu finden ist schließlich relativ schwierig. So gingen wir langsam die letzten 139 Höhenmeter zum Uhuru Peak. Doch es war bitterkalt – trotz untenrum 3 Schichten und obenrum 5 Schichten!

Nach einer gefühlten Ewigkeit dämmerte es dann und wir wurden mit einem unvergesslichen Sonnenaufgang über den Wolken entschädigt.

Da kommt die Sonne gleich - Kilimandscharo

Da kommt die Sonne gleich – Kilimandscharo

Letzte Gletscherreste - Kilimandscharo

Letzte Gletscherreste – Kilimandscharo

Und natürlich haben wir auch das obligatorisch Gipfelbild als eine der ersten Gruppen an diesem Tag gemacht.

Gipfelfoto - Kilimandscharo

Gipfelfoto – Kilimandscharo

Dann hieß es bloß schnell wieder runter und es ging von 5895m auf 3100m. Durch die Lavaasche, durch die wir absteigen mussten und einfach die nicht enden wollende Strecke, sank die Laune etwas ab! Doch als man dann im Camp endlich die Füße hoch legen konnte, war es wirklich ein gutes Gefühl.

7. Tag
Es hieß noch einmal zeitig aufstehen, doch es fiel sehr leicht, weil die lang ersehnte Dusche seit sechs Tagen immer näher rückte. So tanzten wir noch eine Runde mit unseren Boys und dann ging es nochmal 10km durch den Regenwald bis auf 1700m runter.

Letzter Blick auf Gipfel - Kilimandscharo

Letzter Blick auf Gipfel – Kilimandscharo

Was bleibt nun am Ende? Eine anspruchsvolle Besteigung der Kaiser-Wilhelm-Spitze (Name des Kilimandscharo von 1902 bis 1964), die wir physisch aber locker weggesteckt haben und ein unvergesslicher Sonnenaufgang auf dem Dach Afrikas. Man hat mal wieder gezeigt bekommen, wie wenig man benötigt um glücklich zu sein und wie gut man es zuhause hat mit all dem Luxus, wie einer Wasserspülung 😉
Ob wir die „Seven Summits“ voll machen werden, ist noch ungewiss! Aber wenn, dann wird es hier wieder spannend!

Jetzt heißt es erst einmal ab in die Wildnis – Safari in Tansanias Nationalparks!