Let’s go to Central America – Nicaragua

Wir schauten so auf unsere Weltkarte und stellten fest, dass Mittelamerika von uns bisher komplett vernachlässigt wurde. Also buchte ich Flüge nach Managua, der Hauptstadt von Nicaragua. Ich gebe zu, dass die Entscheidung für Nicaragua durch meinen Freund Humberto deutlich bestärkt wurde.

So ging es letzten Freitagmorgen über Zürich und Miami nach Managua. Dort wurden wir von Humberto’s Nichte, Ana Mariel, abgeholt und es ging nachts um 1 Uhr direkt in die Casa de Lopez – das Haus von Humberto’s Papa. Hier bereits das erste riesige Dankeschön! Wir fühlten uns direkt wie Freunde in dem für uns neuen Land.

Als wir aufwachten, zeigten drei verschiedene Handys drei verschiedene Zeiten, so musste uns Ana erstmal helfen auch in der richtigen Zeitzone anzukommen. Auf den Schreck, dass es erst 8Uhr Samstagmorgen war, wurde uns von der zauberhaften Haushälterin Georgina ein traditionelles nicaraguanisches Frühstück serviert. Dieses bestand aus Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen) und Ei, sehr lecker und Tony verlor direkt seine Abneigung gegen rote Bohnen. Ich hatte ihm aus Motivationsgründen für die Reise vielleicht vorenthalten, dass Bohnen in Mittelamerika Geundnahrungsmittel sind!

Casa de Lopez - Managua

Casa de Lopez – Managua

Wir hatten mehrfach gelesen, dass alle die Hauptstadt Managua fluchtartig verlassen. Doch wir wollten ihr eine Chance geben und verbrachten einen Tag an der Uferpromenade (an der wir wirklich die einzigen Reisenden waren) und besuchten die Reste der Altstadt, welche 1972 durch ein großes Erdbeben zerstört wurde.

Alte eingefallene Kathedrale - Managua

Alte eingefallene Kathedrale – Managua

Wir erfuhren, dass es in der Nähe einen sehr aktiven Vulkan gibt – den Masaya Volcano. Von dem man erzählt, dass er im präkolumbischen Zeitalter verehrt wurde und seine Eruptionen als Zeichen verärgerter Götter gesehen wurden. Deswegen brachte die einheimische Bevölkerung ihm Menschenopfer – Kinder und Jungfrauen!

Auf diesen Schreck gab es erstmal einen Kakao und Vigorón (frittierte Schweinehaut, Yucca und Salat) und wir blickten auf den 635m hohen Gipfel.

Dank Familie Lopez und einer kleinen Notlüge ging es an der Warteschlange vorbei direkt zum Kraterrand, den wir dann zum Sonnenuntergang für uns hatten.

Sunset über Krater - Masaya Vulkan

Sunset über Krater – Masaya Vulkan

Am Kraterrand angekommen konnten wir unseren Augen kaum glauben, da man die Magma wild fließen und brodeln sah. Es hörte sich wie Meeresrauschen an, nur eben 1000 Grad „warm“.

Gemeinsam am Höllenschlung - Masaya Vulkan

Gemeinsam am Höllenschlung – Masaya Vulkan

Blick in Magmastrom - Masaya Vulkan

Blick in Magmastrom – Masaya Vulkan

Unabhängigkeit

Am nächsten Tag ging es in die nördlich gelegene Stadt Leon, die Stadt der Liberalen. So wundert es auch nicht, dass sich Nicaragua hier von den Ketten der Kolonialmacht befreit hat. Also eher gesagt, wurde in Leon 1821 die Unabhängigkeitserklärung Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet.

Wir hatten ein nettes gemütliches Hostel gefunden und die Hauskatze machte es sich direkt in unserem Zimmer gemütlich. Todesmutig rettete ich Tony (Katzenhaarallergie) vor dem Babykätzchen und trug es raus ;-). Er erfuhr auch erst beim
Blog lesen, dass es direkt auf seinem Kopfkissen lag!

Danach erkundeten wir die Altstadt und fanden einige alte Kolonialbauten.

Kolonialbauten - León

Kolonialbauten – León

Am nächsten Morgen ging es zeitig los, denn das nächste Abenteuer rief – Volcano Boarding!

Stammdaten Cerro Negro Vulkan:
Alter: 198 Jahre
Aktivität: hoch (23 Eruptionen)
Art: Schlackenkegel
Höhe: 728m

Aber genug mit den langweiligen Details, hier der Grund warum wir uns bei knapp 40 Grad in einen langen Overall gezwängt haben:

https://youtu.be/ClrZIsU8gMM

Nach einer Lavastein-Peeling-Dusche ging es mit dem Local-Bus (immer ein Erlebnis) fürs 50 Cent 20km nach Westen an die Pazifikküste in das Dorf Las Penidas.

Wilder Pazifik - Las Penitas

Wilder Pazifik – Las Penitas

Der Strand an sich hat uns nicht gerade umgehauen, aber wir nutzen die Gelegenheit um uns etwas abzukühlen – erst im Ozean und dann in der Strandbar mit einheimischen Bier.

Eine alte und weise Reisetradition besagt: Besuche die ortsansässige Rumbrennerei und verschmähe keinen dir angebotenen Rum. So war unser nächster Stop die „Flor de Cana“ Destillerie.

Auf geht es zum "Rum-trinken" - Chichigalpa

Auf geht es zum „Rum-trinken“ – Chichigalpa

Hier gab es viele Informationen über die Entstehung der Marke, Familie und Herstellung bis wir dann endlich in den Probierkeller gestolpert sind und es den guten 18-jährigen Rum gab – PUR!

Juli schließt auf - Chichigalpa

Juli schließt auf – Chichigalpa

Weil ich euch mag, erzähle ich euch noch ein Geheimnis! Wir durften in der Lagerhalle den Familienrum Jahrgang 1989 (exzellenter Jahrgang in allen Bereichen) mit einem Alkoholgehalt von 77% pur und pupswarm direkt aus dem Fass verkosten. Tony hatte direkt Schweißperlen am Arm und mir ätzte es gefühlt die Nasenhaare weg – aber es war schon ein feiner Tropfen…

Fassdieb - Chichigalpa

Fassdieb – Chichigalpa

Durch den Rum motiviert zogen wir dann weiter Richtung Norden nach Esteli, von hier ging am nächsten Tag unsere Tour in den Canyon de Somoto los.

Stammdaten Canyon de Somoto:
Alter: Entstehung spätes Miozän (13 Mio – 5 Mio. v. Chr.)
Art: Wie konnte es hier auch anders sein – Vulkangestein
Verursacher: Rio Coco (700 km – längster Fluß Mittelamerikas)
Der Fluss bahnte sich seinen Weg unaufhaltbar durch die Felsen und jetzt bahnen wir uns ebenfalls diesen Weg –
ganz sicher mit Schwimmweste.

Auf geht es - Canyon de Somoto

Auf geht es – Canyon de Somoto

Das Wasser war überraschend warm. Natürlich war ich die erste im Wasser und gab für Warmbader Tony das Okay!

So wanderten und schwammen wir 15km durch den Canyon. Es gab die ein oder andere Klippe, wo uns ein mutiger Sprung weiter half. Tony sprang von knapp 20 Meter und ich durfte nur von 2 Meter, weil einer sich für den Transport des Gepäcks „opfern“ musste 😉

https://youtu.be/1To_aUzfNow

Mit dem Express Bus ging es dann nach Managua. Angekommen sind wir an dem wohl gruseligsten Busterminal der Welt – 10 Taxifahrer wollten uns in ihr Auto ziehen (hatten wir kurz zuvor von komplett Diebstählen im Taxi in Managua gehört). Wir entschieden uns dann für einen alten Mann – Taxi mindestens genauso alt, ohne Beleuchtung, Scheiben gingen nicht zu bedienen und ganz wichtig hier – nicht existierende Türverriegelung! Doch wir kamen heil an!

Wir hatten mit all unserem Gepäck und Organen überlebt und verließen am nächsten Morgen das Festland Richtung Corn Island in der Karibik mit einer Propellermaschine.

Angekommen - Corn Island

Angekommen – Corn Island

Ob wir uns jemals wieder von Sonne, Strand, karibischen Essen und Rum losreißen konnten, könnt ihr im nächsten Beitrag erfahren.

Aus der Hängematte am Strand – die Juli

Noch ein paar mehr Bilder gibt es hier: Nicaragua

Geburtstagsausflug

Mein Geburtstag näherte sich und da ich mir zum Ziel gesetzt habe an meinem Geburtstag immer ein neues Land zu besuchen, musste ein Flugticket her. Das wurde zügig und günstig gefunden – es ging nach Lissabon.

So hieß es am 25.01. gegen 14 Uhr Boarding. Als wir in Lissabon ankamen, warfen wir bei 15 Grad die Jacken von uns und es ging mit der Metro in das Zentrum und dann nach Bairro Alto (das Szeneviertel der Stadt). Schnell legten wir unseren kleinen Rucksack ab und zogen hungrig durch die Straßen. Doch erste Verwunderung – gegen 19 Uhr hatten die meisten Lokalitäten noch zu.
Wir schlenderten am Hafen entlang und fanden in einer Markthalle das portugiesische Nationalgebäck – Pastéis de Nata – Vanille-Sahnetörtchen in knusprigem Blätterteig. Schnell wurden zwei bestellt und es war um uns geschehen. In den Folgetagen werden wir mindestens zweimal am Tag in dieser Manufaktur einkehren.
Doch was sind die Pastéis de Nata und was macht sie so lecker, dass sogar Tony die unzähligen Kalorien egal waren.

Pastéis de Nata - Lissabon

Pastéis de Nata – Lissabon

Unnützes Gebäckwissen:
Die Geschichte besagt, dass Anfang des 19. Jahrhunderts neben dem Hieronymuskloster eine Zuckerfabrik stand. Als der religiöse Orden im Zuge der Revolution aufgelöst wurde, begannen die Mönche als Überlebensstrategie die Pastéis neben der Zuckerfabrik zu verkaufen. Das Rezept ist erhalten geblieben und streng geheim. Wer in der Manufaktur anfängt muss eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen.

Nach dieser kleinen süßen Stärkung musste etwas Ordentliches her und wir stolperten in ein Fado-Lokal. Fado ist der portugiesische Klage- oder Schicksalsgesang. Seinen Ursprung hat der Fado in den Armenvierteln von Lissabon, wo er zunächst in den anrüchigen Kneipen vorgetragen wurde. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten.

Fadosänger - Lissabon

Fadosänger – Lissabon

Die Besetzung ist meist ein Sänger oder eine Sängerin, die von zwei Gitarren begleitet werden.

Essen gab es zum Glück auch. Wir bestellten den traditionellen Bacalhau – den Trockenfisch. Man sagte uns, dass man um wirklich in Lissabon gewesen zu sein, mindestens einmal den Bacalhau gegessen haben muss. Die Portugiesen lieben ihn, das zeigt die Statistik – pro Jahr und Person werden durchschnittlich 7 Kilogramm ungewässerter und 15 Kilogramm gewässerter Bacalhau verzehrt! Wir fanden es eher ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Bacalhau im Fadolokal - Lissabon

Bacalhau im Fadolokal – Lissabon

Abgerundet wurde der Abend mit – wie sollte es anders sein – einer Flasche Rotwein und dann fielen wir ins Bett.

Am nächsten Tag machten wir uns nach den obligatorischen Pastéis de Nata los und erkundeten die Altstadt. Wir besuchten Kirchen und Aussichtspunkte. Darunter war die Igreja de São Roque, hier hörte man Brasilianer auf die Portugiesen schimpfen, da diese Kirche so reich mit Gold geschmückt ist, das natürlich aus Brasilien stammte. Dem weinen die Brasilianer wohl immer noch hinterher.

Igreja de São Roque - Lissabon

Igreja de São Roque – Lissabon

Dann fing es an zu regnen und wir waren zur Einkehr gezwungen und fanden uns in einem kleinen Lokal mit Papiertischdecke und vielen Locals wieder. Ich testete die gegrillten Sardinen und Tony die Shrimps. Als der Regen aufgehört hatte, schlenderten wir durch Alfama – den Altstadtkern.

Fisch ist gesund - Lissabon

Fisch ist gesund – Lissabon

Wisst ihr eigentlich, wie hügelig Lissabon ist?! Wieder eine Stadt der sieben Hügel und da macht das ganze Laufen schnell hungrig und wir wurden vom Duft gebratener Chorizo angelockt.

Gebratene Chorizo - Lissabon

Gebratene Chorizo – Lissabon

Den Abend ließen wir in einer Weinbar ausklingen. Tony gönnte sich das Portwein-Tasting und ich konnte keinen Rotwein mehr sehen, sodass ich ganz stillos einen fruchtigen Weißwein bestellte.

Am Freitag machten wir Belém unsicher. Mit der Straßenbahn ging es sechs Kilometer westlich in die ehemalige Königsresidenz und heutigem Regierungspalast.

Ein Wahrzeichen ist das Hieronymuskloster – das mit den Pastéis de Nata 😉

Mosteiro dos Jerónimos - Lissabon

Mosteiro dos Jerónimos – Lissabon

Das Kloster wurde von Manuel I. in Auftrag gegeben, kurz nachdem Vasco da Gama von seiner ersten Indienreise zurückgekehrt war und steht an der Stelle wo eine kleine Kapelle stand, in der Vasco vor seiner Abreise ein letztes Gebet gesprochen hat.

Unnützes Vasco Wissen:
Im Auftrag des portugiesischen Königs Manuel I. machte er sich auf die Reise, um einen Seeweg nach Indien zu finden, was ihm Ende des 15. Jahrhunderts auch gelang. Auch da Gama fielen die Symptome der Skorbut auf und er bemerkte, dass die Erkrankten ein instinktives Verlangen nach frischen Früchten verspürten, daraufhin ließ Vasco frische Orangen mit an Bord tragen. Diese Orangenbäume sieht man an unzähligen Stellen in ganz Lissabon als Gedenken an die großen portugiesischen Seefahrer.

So muss ich festhalten: Vasco war auch ganz cool, aber kein Kapitän James Cook!

Seefahrerdenkmal - Lissabon

Seefahrerdenkmal – Lissabon

Dann findet man in Belém ein weiteres Wahrzeichen – den Torre de Belém. Einen Turm der die Glanzzeit des portugiesischen See- und Handelsimperium versinnbildlicht. Als Leuchtturm auf einem Felsen im Mündungstrichter des Tejo gelegen, begrüßte er die ankommenden Entdecker und Handelsschiffe.

Torre de Belém - Lissabon

Torre de Belém – Lissabon

Nun war der Entdecker in mir wieder geweckt und ich wollte mich nicht mehr nur mit dem Fluss zufrieden geben, der Altantik musste her. So setzten wir uns in den Zug und es ging in 20 min an die Küste des Städtchens Cascais.

Atlantikküste - Cascais

Atlantikküste – Cascais

Meine waghalsige Idee doch mal die Füße reinzuhalten wurde von einem erneuten Regenschauer davon gespült. Sodass wir wieder zur Einkehr bei Wein & Tapas gezwungen wurden.

Zurück der City setzten wir uns in die legendäre Tram 28. Sie ist besonders, weil sie für eine Straßenbahn mit einer Spurweite von 90cm außergewöhnlich steile Strecken – darunter mit 13,5% Steigung einen der steilsten Abschnitte weltweit – und enge Kurven in den schmalen Altstadtgassen befährt.

In der Tram 28 - Lissabon

In der Tram 28 – Lissabon

Ich überlegte dann, wie ich in meinen Geburtstag reinfeiern wollte und fand ein Pub Crawl. Für die älteren unter euch, man zahlt 15€ bekommt ein farbiges Bändchen um, zieht mit einer großen Gruppe meist bereits Angetrunkener durch mehrere Bars und trinkt eher minderwertigen Alkohol.
Ein Highlight bei uns war eine Stunde Freibier! Bier lagert hier aber bei -1 Grad, sodass wir unsere recht hoch angepeilte Trinkfrequenz leider nicht ganz halten konnten. Aber alles im Allem war es sehr lustig…

Mein erster Geburtstagswunsch war danach einfach erst einmal ausschlafen. Gegen Mittag genossen wir den Ausblick vom Pantheon. Wir wollten uns ein Bauwerk, das etwa drei Jahrhunderte Bauzeit in Anspruch nahm, nicht entgehen lassen (das kann der BER vielleicht noch schlagen).

Im Pantheon - Lissabon

Im Pantheon – Lissabon

Am Abend lud mich Tony in ein wirklich sehr leckeres Restaurant im Estrella Viertel ein. Wir schlemmten uns durch die Karte – begannen mit Tunfisch, Octopus, Beef mit gegrillten Pilzen und Riesengarnelen die ein intensives Knoblauchbad genossen hatten. Gänzlich satt und froh fielen wir ins Bett.

Geburtstagstunfisch - Lissabon

Geburtstagstunfisch – Lissabon

Am Sonntag nutzen wir die Sonnenstrahlen und fuhren mit der Fähre über den Tejo und machten uns auf zur Christusstatue. Assoziationen an die Christusstatue in Rio de Janeiro sind nicht zufällig. Der kardinal von Lissabon sah sie 1934 auf einer Reise nach Brasilien und wollte seitdem ein entsprechendes Monument in Portugal, bei einer Bischofsversammlung wurde dann ein Gelübde abgelegt, dass der Bau beginnen solle, wenn Portugal nicht in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen würde – und so war es ja dann auch.
Um die ganzen Pastéis de Nata zu verbrennen, liefen wir den Berg hinauf. Oben angekommen stiegen wir aus dem Fahrstuhl und wir erlebten den fiesesten Nieselregen den ihr euch vorstellen könnt. Da fühlten wir uns nicht wie in Rio de Janeiro 🙁

Leider nicht Rio - Lissabon

Leider nicht Rio – Lissabon

Also griffen wir auf unsere altbewährte Taktik zurück – schnell in einem Lokal einkehren.

Letzter frischer Fisch - Lissabon

Letzter frischer Fisch – Lissabon

Und so überstanden wir den Regen mit einem leckeren Fisch und einem letzten Glas Wein.

So kehrten wir von 15 Grad und Möwen in der Stadt zu -2 Grad in Berlin zurück. Nur der Regen ist uns geblieben… Aber zum Glück habe ich schon eine neue Idee für den nächsten Geburtstagsausflug.

Noch ein paar mehr Bilder gibt es im Album von Lissabon.

Inselhopping – Seychellen

Nach all der Aktivität hatten wir uns noch ein paar Tage Erholung verdient. So ging es mit Kenia Airways (die überraschend gut und seriös waren) auf die Seychellen.

Mit dem Public Bus für 5 Seychelles Rupies (0,33€) ließen wir uns in unser Guesthouse direkt am Strand fahren und waren pünktlich zum Sonnenuntergang im Wasser.

Anbaden - Mahé

Anbaden – Mahé

Den Abend ließen wir bei lokalem Bier und Pizza am Strand ausklingen.

Erster Sunset - Mahé

Erster Sunset – Mahé

Am nächsten Tag machten wir die Hauptstadt Victoria unsicher. Der Stadtkern erinnert an eine britische Kolonialstadt des beginnenden 20. Jahrhunderts. So gingen wir vorbei am Little Ben, schlenderten über den Markt und buchten spontan einen Flug auf die Nachbarinsel Praslin für den nächsten Tag um dem doch noch recht geschäftigen Treiben auf Mahé zu entkommen und wirklich etwas Ruhe zu finden.

Little Big Ben - Victoria

Little Big Ben – Victoria

Nach einer kleinen Stärkung mit kreolischem Curry ging es in den Nationalpark „Trois Freres“. Hier begann ein Trail zu einem Aussichtspunkt und so eine kleine Besteigung auf 600m lassen wir uns jetzt ja nicht mehr nehmen. Der Weg führte vorbei an fleischfressenden Pflanzen zu einem ganz netten Aussichtspunkt auf halber Strecke.

Juli fressende Pflanzen - Trois Freres

Juli fressende Pflanzen – Trois Freres

Ausblick halber Weg - Trois Freres

Ausblick halber Weg – Trois Freres

Doch schnell entdeckte Tony noch das höher gelegene Gipfelkreuz. Weiter ging es ohne Gnade. Der Schweiß lief uns schon den Rücken runter. Das Schlimmste – mein typisches „Ich kann nicht mehr weiter!“, wird jetzt mit „Hab dich nicht so, du hast es schließlich auch auf den Kili geschafft!“ abgeschmettert.

Auf dem Weg kamen uns drei deutsche Biologiestudenten entgegen (Studienfahrt mit Professor – vielleicht sollte ich mein angefangenes Biostudium doch mal noch beenden), die auf der Suche nach Fröschen waren, aber aufgegeben hatten den Weg zum Gipfel zu finden. Dies motivierte Tony weiter es bis nach ganz oben zu schaffen.

Endlich oben - Trois Freres

Endlich oben – Trois Freres

Und natürlich haben wir es – mit einigen waghalsigen Klettereinlagen – geschafft. Oben gab es dann den Gipfelnotfallkeks, den wir noch aus Tansania in der Tasche hatten.

Am Abend war dann so etwas wie Dorffest – kleine kreolische Essensstände, lokaler Rum (Feststellung des Abends: mein neuer Lieblingsrum kommt von den Seychellen – aktuelle Wohnsituation überdenken 😉 ) und heiße Musik.

Den nächsten Tag verbrachten wir bis Mittag am Strand und dann stiegen wir noch im Bikini in die kleine von zwei Propellern angetriebene Air Seychelles Maschine und 20 min später landeten wir schon auf Praslin.

Abflugbereit - Mahé

Abflugbereit – Mahé

Wusstet ihr, dass die Seychellen das erste Land der Welt waren, das den Naturschutz in die Verfassung aufgenommen hat?! So stand als erstes der Besuch im Vallée de Mai an, der Heimat der Coco de Mer, der nur hier vorkommenden Palmenart.

Coco de mer Samen, woran erinnert diese Form? ;) - Vallée de Mai

Coco de mer Samen, woran erinnert diese Form? 😉 – Vallée de Mai

So groß waren nur die Samen! Und damit haben sie sich auch zu recht den Titel „größte Samen der Welt“ verdient!

Den Namen erhielt die Palmenart aber durch ein Missverständnis. An verschiedenen Stellen des Indischen Ozeans wurden vereinzelt „Coco de Mer“-Samen angespült. Da man sich die Herkunft nicht erklären konnte, nahm man an, dass diese Kokosnuss unter Wasser wachsen müsse, daher der Name „Kokosnuss vom Meer“.

Weibliche Coco de mer mit Früchten - Vallée de Mai

Weibliche Coco de mer mit Früchten – Vallée de Mai

Durch die millionenjährige evolutionäre Isolation der Seychellen konnten sich einzigartige Pflanzen und Tiere entwickeln. Die Coco de Mer ist nicht die einzige endemische Spezies hier. Wir haben noch den Grünen Tages Gecko und den Bronze Augen Gecko gefunden.

Geckos - Vallée de mai

Geckos – Vallée de mai

Auch hatten wir gehört, dass es Vogelverrückte gibt, die um die Welt fliegen nur um den hier heimischen Schwarzen Papageien einmal zu sehen. Das weckte dann schon einmal den Biologen in mir und auch wir machten uns auf die Suche.

Schwarzer Papagei - Vallée de Mai

Schwarzer Papagei – Vallée de Mai

Die Papageien entwickeln in der Paarungszeit jeder eine ganz eigene Zwitschermelodie und sind einfach sehr süß. Ich gestehe mich hat ein wenig das Ornithologenfieber gepackt.

Am nächsten Tag ging es mit einem kleinen Boot und einem Kapitän, der zu viel Fluch der Karibik gesehen hatte, nach Curieuse. Hier gibt es freilebende Riesenlandschildkröten und so begrüßte uns auch direkt eine.

Riesenschildkröten-Selfie - Curieuse

Riesenschildkröten-Selfie – Curieuse

Wir durften sie füttern und streicheln. Dann stand laut Kapitän Jack Sparrow ein kleiner Walk zum Strand an. Dieser entpuppte sich doch als 45 minütige Wanderung, die wir in Flip Flops absolvierten. Vorbei an großen Granitfelsen und durch einen Mangrovenwald bis uns dann der wohlige Geruch eines BBQs in die Nase stieg.

Strandtime - Curieuse

Strandtime – Curieuse

Nach einer ausgiebigen Stärkung unter Palmen und schwimmen im Meer ging es Richtung St. Pierre zum Schnorcheln. Unter Wasser schnell Ernüchterung – El Nino hatte im Frühjahr die Wassertemperatur auf 32 Grad ansteigen lassen und somit ein großes Korallensterben ausgelöst.

Schnorcheln - Indischer Ozean

Schnorcheln – Indischer Ozean

Tony wollte sich dies am nächsten Tag nochmal genauer anschauen und tauchte auf 18 Meter tiefe. Auch da gab es hauptsächlich verbleichte Korallen zu sehen, aber auch zwei kleine Haie und diese Meeresschildkröte.

Meeresschildkröte am Riff - Albatros Tauchspot

Meeresschildkröte am Riff – Albatros Tauchspot

Ich verbrachte den Vormittag am Anse Lazio, dem wohl schönsten Strand auf Praslin. Und ich muss sagen, so unter meiner Palme war es gut auszuhalten.

Beste Strand von Praslin - Anse Lazio

Beste Strand von Praslin – Anse Lazio

Unser letztes Ziel war die 9,81 km² kleine Insel La Digue, welche wir nach 20min Fahrt mit der Fähre erreichten.

Anse source d'argent - La Digue

Anse source d’argent – La Digue

Wen ihr jetzt denkt, der Strand kommt mir aber irgendwie bekannt vor, habt ihr recht! Bekanntheit erlangte er durch Werbespots für Barcadi und Rafaello!

Vor dem "Kissing Rock" am Anse source d'argent - La Digue

Vor dem „Kissing Rock“ am Anse source d’argent – La Digue

Das hatte sich scheinbar auch bei den anderen Touristen rumgesprochen, so wären wir gegen Mittag nicht mehr allein und es musste ein neuer Strand her. Ich hatte von dem abgelegenen Anse Marron gelesen. Dieser Strand sei „only with a guide“ über einen versteckten Weg zu erreichen.

Der Beginn des geheimen Weges - La Digue

Der Beginn des geheimen Weges – La Digue

Wir zogen jedoch allein nur mit einer groben Karte, die eher einer Piratenschatzkarte glich, Wasser und ein paar Nüssen bewaffnet los. Wichtig war nur das man die Zeit der Ebbe im Blick hat, denn die Hälfte des Weges lag im Wasser.

In der Ebbe durchs Wasser waten - La Digue

In der Ebbe durchs Wasser waten – La Digue

Nach circa einer Stunde hatten wir dann unser Ziel erreicht und waren wieder allein am Strand!

Anse Marron nur für uns - La Digue

Anse Marron nur für uns – La Digue

Da La Digue aber noch mehr schöne Strände zu bieten hat, nutzten wir unseren letzten Tag um uns diese auch noch anzusehen, bevor es mit der Fähre zurück nach Mahé und von da aus über Abu Dhabi zurück nach Berlin ging.

Auf der Fähre - Praslin

Auf der Fähre – Praslin

Damit ist dieses Abenteuer leider erstmal zu Ende, aber uns sind schon wieder neue Ideen für die nächsten Reisen gekommen!

Bis dahin

Auf der Suche nach den BIG FIVE – Safari

Safari – Auf der Suche nach den BIG FIVE

In der nächsten Woche folgten wir dem Ruf der Wildnis und es ging fünf Tage auf Safari.

Erster Halt war der Ngorongoro-Nationalpark. Er ist im Einbruchkrater eines ehemals riesigen Vulkans. Der Kraterboden liegt auf 1700m und der Rand ist bis zu 600m hoch. Insgesamt hat der Krater eine Fläche von 26.400 Hektar und ist voller wilder Tiere.

Blick über den Krater - Ngorongoro NP

Blick über den Krater – Ngorongoro NP

Safari-jungfräulich wie wir waren, brach bereits größte Aufregung bei den ersten Warzenschweinen aus.

Pumbaa allein unterwegs - Ngorongoro NP

Pumbaa allein unterwegs – Ngorongoro NP

Und dann ging es Schlag auf Schlag – riesige Gnuherden kreuzten die Straße, Zebras kauten auf trockenen Gräsern und Flusspferde kühlten sich in den letzten Tümpeln ab, die die Trockenzeit noch übrig gelassen hat.

Überall Tiere - Ngorongoro NP

Überall Tiere – Ngorongoro NP

Erfrischung im Hippopool - Ngorongoro NP

Erfrischung im Hippopool – Ngorongoro NP

Dann zeigte sich der erste Vertreter der BIG FIVE. Der Begriff wurde von Großwildjägern geprägt und bezog sich dabei nicht auf die Körpergröße der Tiere, sondern vorwiegend auf die Schwierigkeiten und Gefahren bei der Jagd. Dazu gehören Löwe, Elefant, Leopard, Büffel und Nashorn.

Wir fanden ein Löwenpärchen am Wasser dösen und dann wollte das Männchen auf einmal etwas mehr als nur kuscheln…

Liebe lag in der Luft - Ngorongoro NP

Liebe lag in der Luft – Ngorongoro NP

Scheinbar wollte eine Herde Büffel diesem Schauspiel auch beiwohnen, sodass wir gleich das nächste Häkchen auf unserer BIG FIVE Liste machen konnten.

Neugieriger Büffel - Ngorongoro NP

Neugieriger Büffel – Ngorongoro NP

Nicht nur den Tieren hungerte es, auch wir bekamen Hunger und setzten uns mit unserer Lunchbox an einen kleinen See. Als Tony gerade mit seiner tansanischen Teigtasche beschäftigt war, wollte ein frecher Falke doch glatt was davon abhaben und ging im Sturzflug auf Tony los.

Vogelattacke - Ngorongoro NP

Vogelattacke – Ngorongoro NP

Keiner hat bleibende Schäden davon getragen nur traute sich nun keiner mehr seinen Muffin zu essen!

Als sich die Sonne begann über dem Kraterrand zu neigen, fuhren wir zu unserem Campingplatz auf den Kraterrand. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen und begaben uns dann in den Essenskäfig um nicht selbst zu Löwenfutter zu werden.

Nachts in der Wildnis - Ngorongoro NP

Nachts in der Wildnis – Ngorongoro NP

Essen im Käfig - Ngorongoro NP

Essen im Käfig – Ngorongoro NP

Am nächsten Tag ging es in den Serengeti-Nationalpark. Das Wort Serengeti ist abgeleitet von der Massai Sprache und bedeutet „das endlose Land“ und das war auch unser erster Eindruck.

Offenes weites Land Serengeti -NP

Offenes weites Land Serengeti -NP

Gleich zu Beginn kreuzte eine Giraffenfamilie unseren Weg. Diese großen Tiere mit ihrem immer drolligen Gesichtsausdruck haben es mir angetan.

Giraffe - Serengeti NP

Giraffe – Serengeti NP

Unnützes Giraffen-Wissen:
Giraffen tragen „Kompressionsstrümpfe“!
Der Blutdruck ist bei Giraffen mit 280/180mmHg der höchste unter den Säugern. Durch die Schwerkraft und den dadurch ausgelösten Druck der Wassersäule in den Beingefäßen kommt es in den Arterien in den Füßen zu einem Druck von 400 mmHg, deshalb muss der Entstehung von Ödemen vorgebeugt werden und das machen Giraffen mit besonders dicken Arterien und eng anliegender Haut, die dann wie ein Kompressionsstrumpf wirkt.

Ausschau halten - Serengeti NP

Ausschau halten – Serengeti NP

Doch dann plötzlich Aufregung. Unser Guide bekam über das Walkie-Talkie irgendeine Nachricht (das lässt mich kurz erwähnen, dass man auf Swahili nichts versteht, nicht einmal etwas erahnen kann) und wir rasten los. Schnell sahen wir eine Elefantenherde unter einem Baum stehen. Ich dachte bereits, dafür so eine Aufregung?! Ahnten wir nicht, dass wir bei genauer Betrachtung die nächsten beiden Häkchen auf unsere BIG FIVE Liste machen konnten – Elefant und Leopard!

Leopard und Elefant - Serengeti NP

Leopard und Elefant – Serengeti NP

Unser Guide kam auch nicht aus dem Staunen raus. Zwei der BIG FIVE auf einem Bild – „very rare“! Und damit nicht genug. Freut man sich sonst schon wenn man nur einen Leoparden sieht, lieferte unser Leopard noch eine richtig gute Show. Er lief auf den Ästen herum und sprang von einer Baumseite zur anderen. Es machte den Anschein als wolle er hinunter. Doch aus Angst von den Elefanten nieder getrampelt zu werden, traute er sich wohl nicht.

Auf der Suche nach einem Geparden, fanden wir erstmal eine Löwin, die sich keine fünf Meter neben unserem Auto an ihrer Beute erfreute und uns wortwörtlich einen Einblick in das Innerste eines Gnus verschaffte.

Löwen Lunch - Serengeti NP

Löwen Lunch – Serengeti NP

Einen Geparden haben wir aber auch noch gefunden, nur war er sehr schüchtern und hat sich dann schnell wieder hinter Büschen versteckt.

Gepard - Serengeti NP

Gepard – Serengeti NP

Als wir dann nach einem langen Tag in der Serengeti in das Camp einkehrten, fanden da noch Mäharbeiten statt.

Zebra Selfie - Serengeti NP

Zebra Selfie – Serengeti NP

Doch zum Glück geräuscharm 😉

Vor dem Dinner bewunderten wir den Sonnenuntergang.

Sunset - Serengeti NP

Sunset – Serengeti NP

Diese friedliche Stimmung wurde von der Dunkelheit und damit einsetzenden Hyänengejaule abgelöst. Vielleicht sollte ich jetzt erwähnen, dass keine Mauer oder Zaun uns vor den wilden Tieren schützte! Tony war anfangs noch überzeugt, dass sicher um das Camp Feuer gezündet werden als Abschreckung. Doch als ich mich so umschaute war davon nichts zu sehen.

Man sollte keine offenen Lebensmittel im Zelt haben, weil das hungrige Tiere anlocken könnte. So verpackte ich Tonys dreckige Socken luftdicht verpackt in zwei Zipperbeuteln, dass wir damit ja keine Aasfresser an unser Zelt lockten 😉

Trotz der Vorsichtsmaßnahme zum Dinner nichts mehr zu trinken, kam es wie es kommen musste und ich verspürte ein Harndranggefühl. Tony zum Glück auch! So bewaffneten wir uns mit unserer Taschenlampe und der wohl angsterfüllteste Toilettenbesuch meines Lebens stand an. Es raschelte überall, Hyänen heulten, irgendwo zupfte ein größeres Tier an einem Baum (ich denke es war ein Elefant) und man sah einige Augen aufleuchten als man mit der Lampe in die Ferne leuchtete.

Zurück im Zelt, konnten wir beide nicht einschlafen, denn wir hörten wie etwas schniefend und mit langsamen Schritten an unserem Zelt vorbeistreife.

Am nächsten morgen waren alle froh unangeknabbert die Weiterreise in den Lake-Manyara-Nationalpark anzutreten.

Elefanten Selfie - Lake Manyara NP

Elefanten Selfie – Lake Manyara NP

Im Süden des Parks fanden wir heiße Quellen, die in den See fließen und der markante Schwefelgeruch stieg uns wieder in die Nase, aber sonst gab es keine weiteren Highlights. Die auf Bäume kletternden Löwen, die es da wohl geben soll, bekamen wir nicht zu sehen.

Gemeinsam am See - Lake Manyara NP

Gemeinsam am See – Lake Manyara NP

Deshalb hofften wir an unserem letzten Safari-Tag noch einmal auf spannende Motive. Doch dieser begann mit dem Schock, dass zwei Inder zu unserer Gruppe stießen und WIR dadurch zum ersten Fotomotiv wurden.

Unser Ziel war der Tarangire-Nationalpark mit einer Größe 2850 km². Durch den Park fließt ein Fluss, der ständig Wasser führt, sodass zur Trockenzeit viele Tiere dahin kommen.

Küsschen mit Ausblick - Tarangire NP

Küsschen mit Ausblick – Tarangire NP

Nachdem wir schon eine Weile eine Löwenfamilie an einem Tümpel beobachtet hatten, hofften wir, dass sie der Hunger vielleicht dazu treibt die leichtsinnige Warzenschweinfamilie, welche sich durstig näherte, anzugreifen. Doch ihnen war leider nicht danach.

Panorama - Tarangire NP

Panorama – Tarangire NP

Danach schoss ein ausgewachsener Elefantenbulle aus dem Gebüsch und rammte fast unseren Jeep. Da wurden die Inder nochmal gebeten still zu sein, da es sich hier nicht zum gezähmte Tiere handele, sondern sie auch mal ganz schnell das Auto angreifen können.

Huch ist der nah - Tarangire NP

Huch ist der nah – Tarangire NP

Unnützes Elefanten-Wissen des Tages:
Im Gegensatz zum asiatischen besitzen beim afrikanischen Elefanten beide Geschlechter Stoßzähne. Und Elefanten können nicht schwitzen. Nur über die gut durchbluteten Ohren, die von bis zu 14 Liter Blut pro Minute durchflossen werden, können sie überschüssige Wärme loswerden.

Von diesem Schreck erholt, fanden wir eine schöne grüne Schlange auf Augenhöhe im Baum sitzend.

Grüne Mamba - Tarangire NP

Grüne Mamba – Tarangire NP

Wir fuhren wenige Meter weiter, denn mehr schaffte das Auto auch nicht – Platten hinten links! Wir fragten ob wir helfen können, doch der Guide meinte hier sei zu gefährlich wegen der Schlangen. Als dann das Rad gewechselt war, fragten wir noch mal wegen der Schlange nach: Es war eine Green Mamba!!! Dass die giftig ist hat man ja schon mal gehört, aber unsere Recherche hat ergeben, dass sie die zweit giftigste Land-Schlange der Welt ist :O

Mit neuem Reifen ging es dann zum Lunch eine Anhöhe hinauf und da eröffnete sich die Weite und Schönheit des Parks.

Von weitem sahen wir schon die unzähligen Elefanten, die eine Abkühlung im Fluss suchten. Das musste sich natürlich auch an der Nähe angeguckt werden.

Elefantenfamilie - Tarangire NP

Elefantenfamilie – Tarangire NP

Nach einem Nashorn haben wir aber wieder vergebens Ausschau gehalten und so endet unser Tansania Abenteuer mit einer BIG FIVE Bilanz von 4/5!
Es waren zwei unvergessliche Wochen, aber wir freuen uns jetzt erstmal auf die Seychellen!

Kwa heri, Tansania!

Auf dem Dach Afrikas – Kilimandscharo

Kennt ihr auch diese verrückten unvorbereiteten Möchtegern-Flachland-Wanderer, die sich aus einer Laune heraus überlegen den höchsten freistehenden Berg der Welt zu besteigen?! Ja kennt ihr – nämlich uns!

Wir flogen über Frankfurt nach Addis Abeba direkt nach Kilimandscharo Airport rund 350km südlich des Äquators. Einen Tag später konnte unser Abenteuer mit geliehen Schlafsäcken (weil wir Schönwetter-Reisenden natürlich keine Schlafsäcke besitzen, die für Minusgrade geeignet sind) beginnen!

1. Tag
Wir sollten 9 Uhr vom Hotel abgeholt werden. Wie es sich gehört, waren wir zehn Minuten eher startklar. Es vergingen 10min, 20min und langsam wurden wir etwas unruhig. Hatten wir doch am Vortag dem Chef der afrikanischen Reiseagentur den Reisepreis in bar an der Hotelbar und ohne Quittung über den Tisch geschoben. Ist hier wohl so!
Als es dann 9:30 war und immer noch niemand in Sicht war, versuchte der Rezeptionist die Agentur erfolglos zu erreichen. Wir sahen den Berg und unser Geld schon verloren, als dann 9:45 unsere beiden Guides gemütlich um die Ecke kamen – „Hakuna matata“ eben! Habe ich immer gedacht, dass das nur Timon und Pumbaa aus König der Löwen sagen, lag ich wohl falsch!
Der nächste Schock war, als wir in den Bus einstiegen – 13 Afrikaner begrüßten uns mit einem freundlichen „Jambo!“ und meinten, sie seien unser Team! Dachten wir noch, dass wir in einen öffentlichen Bus gestolpert waren, war das ihr Ernst! Der Guide beruhigte uns damit, das der Fahrer ja unten bleibt 😉

Abfahrtbereit - Moshi

Abfahrtbereit – Moshi

Los ging es zum Machame Gate auf 1800m. Schnell Gepäck verteilt und dann startete die Tour quer durch den Regenwald.

Durch den Regenwald - Kilimandscharo

Durch den Regenwald – Kilimandscharo

Wer jetzt belanglose Berginformationen erwartet, liegt falsch. Erst einmal unnützes Malaria-Wissen: Die gemeine Anopheles Mücke nimmt sich ebenfalls keine Zeit für eine Höhenakklimatisierung und ist nur unter 2500 Höhenmeter aktiv. Also konnte ich bereits zum Lunch aufhören mit dem Insektenspray auf alles was sich bewegt loszugehen.

Lunch im Regenwald - Kilimandscharo

Lunch im Regenwald – Kilimandscharo

Gegen 16 Uhr erreichten wir das Camp auf 2900m. Zivilisiert wie man am Anfang eines Abenteuers noch ist, wuschen wir uns bestmöglich in einer 15cm Durchmesser Schüssel mit Kernseife.

Waschen so gut es geht - Kilimandscharo

Waschen so gut es geht – Kilimandscharo

2. Tag
6:30 Uhr wurden wir mit einem beherzten Wackeln am Zelt geweckt und nach dem morgendlichen Gesundheitscheck (inklusive waren Befindlichkeitsskala, letzte Pipi, Sauerstoffsättigung und Lunge abhorchen) wackelten wir gegen 8 Uhr los. Es ging steil und steinig bergauf!

Schon einiges geschafft heute - Kilimandscharo

Schon einiges geschafft heute – Kilimandscharo

Unser nächstes Camp befand sich auf 3850m und die Pyjama Hose wich der Skiunterwäsche!

Abend im Shira Camp - Kilimandscharo

Abend im Shira Camp – Kilimandscharo

3. Tag
Nicht dass ihr denkt, das ist ein Erholungsurlaub – wieder 6:30 Uhr Zeltrütteln! Tony wachte leicht geschwächt auf. Gern möchte ich sagen, dass er nachts so oft raus wollte, weil die Milchstraße so unglaublich gut zu sehen war, aber es gab wohl doch noch einen anderen Grund. Er besuchte öfter das WC jedoch leider ohne W 🙁

Jetzt ist vielleicht der richtige Moment um ein Wort zu den sanitären Anlagen zu verlieren:

Eine typische Toilette - Kilimandscharo

Eine typische Toilette – Kilimandscharo

So und teilweise noch wesentlich schlimmer war der Toilettenbesuch ohne Wasser und Strom sieben abenteuerliche Tage 😉

Dafür war die Aussicht aber meist sensationell:

Ausblick am Morgen - Kilimandscharo

Ausblick am Morgen – Kilimandscharo

Nachdem ICH gefrühstückt hatte, ging es los. Wir näherten uns ganz gemächlich dem Lava Tower auf 4600m.

Gipfel in Sicht - Kilimandscharo

Gipfel in Sicht – Kilimandscharo

Dieser Vormittagsspaziergang war sehr angenehm. Mir kam es dann nur etwas komisch vor, als Tony mich mehrfach nett darum bat, doch einfach mal die Klappe zu halten. Ihm ging es allen Anschein nach nicht so gut wie mir. Besorgt wie ich bin, drehte ich mich immer wieder zu ihm um und da kam es wie es kommen musste – ich stolperte über einen Stein und ging zu Boden!

Schnell Pflaster drauf - Kilimandscharo

Schnell Pflaster drauf – Kilimandscharo

Ich riss mir kurz die Hautfetzen von den offenen Stellen und mit Wasser und Hautdesinfektion ausgespült ging es tapfer weiter!

Persönlicher Staubabklopfer - Kilimandscharo

Persönlicher Staubabklopfer – Kilimandscharo

So waren alle Beteiligten froh, als wir gegen 15 Uhr im Barranco Camp auf 3950m ankamen. An diesem Tag glaubte sicher niemand, dass wir je den Gipfel erreichen würden, der eine mit Magen-Darm Problemen, die andere eine unsichere Geherin! Der Tiefpunkt war als Tony mitten im Briefing für den nächsten Tag stürmisch das Zelt verlassen musste um sich zu übergeben…

4. Tag
So angeschlagen ließ man uns bis 7 Uhr schlafen und dann ging es „The breakfast wall“ hoch. Ein netter Spaziergang nach dem Frühstück – 40% Steigung und 257 Höhenmeter! Der ambitionierte Asiate hatte immer noch die Wanderstöcke bereit, merkte dann aber schnell, dass die gerade unangebracht sind, weil man beide Hände zum Klettern brauchte! Unser Guide hatte komischerweise wieder Vertrauen in uns gefasst und es ging der Porter in ihm durch. Wir nahmen die Porterroute – bedeutet den Touri-Trampelpfad am Berg verlassen und mit sicherem Zweipunktgriff nah am Abgrund entlang den Felsen hochgeklettert. Sorry Mutti, aber ich wusste auch nicht was ich da tat!

Kleine Kletterei - Kilimandscharo

Kleine Kletterei – Kilimandscharo

The Wall bezwungen - Kilimandscharo

The Wall bezwungen – Kilimandscharo

Zum Lunch waren wir im Karanga Camp angekommen und haben erstmal die Füße hochgelegt auf 3990m. Da alles Übel offensichtlich am Vorabend Tonys Körper verlassen hatte, konnten wir den Ausblick über die Wolken auch wirklich genießen.

Entspannen - Kilimandscharo

Entspannen – Kilimandscharo

5. Tag
Es ging zum letzten Basecamp. Genug mit Akklimatisierung nach dem Motto „Climb high, sleep low“. Es ging steil rauf auf 4600m und von da gab es auch kein Zurück mehr.

Letztes Basislager - Kilimandscharo

Letztes Basislager – Kilimandscharo

Wir schlugen das Lager auf und nach einem frühen Dinner gingen wir 18 Uhr ins Bett.

6. Tag – Summit Day
0:12 Uhr standen wir mit Stirnlampe bewaffnet bereit für den Aufstieg. Eine Lichterschlage quälte sich schon den Berg hoch. Da trotz Skisocke die Zehen nicht spürbar waren, hatten wir nichts dagegen das Tempo etwas zu erhöhen und so schlugen wir uns an den meisten anderen Gruppen vorbei.

Unser Guide hatte 6-7 Stunden auf den Aufstieg veranschlagt. Und so ging es monoton bergauf: „Rechter Fuß, linker Fuß“. Diese Idylle wurde nur vom Hecheln, Japsen und vom entfernten Würgen der anderen Wanderer unterbrochen, die wir überholten.

Plötzlich meinte unser Guide: „Noch zehn Minuten bis zum Stella Point (5756m)“. Da sollten wir doch eigentlich erst zum Sonnenaufgang gegen 6 Uhr sein, doch jetzt war es erst halb 5?! Ich war überzeugt es handele sich um afrikanische Minuten… 😉

Doch dann sahen wir:

Stella Point 4:42 - Kilimandscharo

Stella Point 4:42 – Kilimandscharo

Was nun? Waren wir so schnell? Aber vorallem was machen wir in dieser Kälte bis die Sonne aufgeht?! Auf einem Berggipfel ein windgeschütztes Örtchen zu finden ist schließlich relativ schwierig. So gingen wir langsam die letzten 139 Höhenmeter zum Uhuru Peak. Doch es war bitterkalt – trotz untenrum 3 Schichten und obenrum 5 Schichten!

Nach einer gefühlten Ewigkeit dämmerte es dann und wir wurden mit einem unvergesslichen Sonnenaufgang über den Wolken entschädigt.

Da kommt die Sonne gleich - Kilimandscharo

Da kommt die Sonne gleich – Kilimandscharo

Letzte Gletscherreste - Kilimandscharo

Letzte Gletscherreste – Kilimandscharo

Und natürlich haben wir auch das obligatorisch Gipfelbild als eine der ersten Gruppen an diesem Tag gemacht.

Gipfelfoto - Kilimandscharo

Gipfelfoto – Kilimandscharo

Dann hieß es bloß schnell wieder runter und es ging von 5895m auf 3100m. Durch die Lavaasche, durch die wir absteigen mussten und einfach die nicht enden wollende Strecke, sank die Laune etwas ab! Doch als man dann im Camp endlich die Füße hoch legen konnte, war es wirklich ein gutes Gefühl.

7. Tag
Es hieß noch einmal zeitig aufstehen, doch es fiel sehr leicht, weil die lang ersehnte Dusche seit sechs Tagen immer näher rückte. So tanzten wir noch eine Runde mit unseren Boys und dann ging es nochmal 10km durch den Regenwald bis auf 1700m runter.

Letzter Blick auf Gipfel - Kilimandscharo

Letzter Blick auf Gipfel – Kilimandscharo

Was bleibt nun am Ende? Eine anspruchsvolle Besteigung der Kaiser-Wilhelm-Spitze (Name des Kilimandscharo von 1902 bis 1964), die wir physisch aber locker weggesteckt haben und ein unvergesslicher Sonnenaufgang auf dem Dach Afrikas. Man hat mal wieder gezeigt bekommen, wie wenig man benötigt um glücklich zu sein und wie gut man es zuhause hat mit all dem Luxus, wie einer Wasserspülung 😉
Ob wir die „Seven Summits“ voll machen werden, ist noch ungewiss! Aber wenn, dann wird es hier wieder spannend!

Jetzt heißt es erst einmal ab in die Wildnis – Safari in Tansanias Nationalparks!

Stadt, Land, Fluss – Floß bauen in Schweden

Unsere Rucksäcke fühlten sich schon ziemlich vernachlässigt, so höre ich mich noch sagen: „Komm, lass uns doch mal ein Floß in Schweden bauen!“. So folgte aus der Idee die zügige Umsetzung und wir saßen am 15. Juni im Flieger nach Göteborg!

In Göteborg fanden wir Unterschlupf bei unserer Freundin Katha aus Deutschland.Wir erkundeten die Stadt mit öffentlichen Leihrädern, die man an jeder Ecke bekam. Unser erstes Ziel sollte die sogenannte „Fischkirche“ sein, eine Markthalle inspiriert von gotischen Kirchen. Wohin man sah – frischer Fisch. Wir deckten uns mit Shrimps, Krabbenfleisch und Variationen vom Lachs ein und machten ein schwedisches Frühstück.

Fischfrühstück - Göteborg

Fischfrühstück – Göteborg

So gestärkt und mit Tonys neu entdeckter Liebe zum Radfahren ging es einige der vielen Bergchen hoch.

Blick über die Stadt - Göteborg

Blick über die Stadt – Göteborg

Am Abend hatten wir dann im Himmel zwei Plätze für uns reserviert.

Auf in den Himmel - Göteborg

Auf in den Himmel – Göteborg

Hier soll es Göteborgs bestes Shrimpbrød geben. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und probierten es.

Dinnieren im Heaven 23 - Göteborg

Dinnieren im Heaven 23 – Göteborg

Es war sehr sehr lecker und eine tolle Sicht über Göteborg gab es dazu – Naja die hatten wir ja auch irgendwie mitbezahlt!

Am nächsten Tag ging es mit der Fähre auf die Schäreninsel Brännös.

Windige Überfahrt - Brännös

Windige Überfahrt – Brännös

Entstanden sind die Schären nach der Eiszeit. Mit dem Abtauen der Eismassen tauchten, die vom Gewicht des Eises befreiten, Gesteinsmassen in Form von vielen kleinen Inseln erst in den letzten 10.000 Jahren aus dem Meer auf.

Dort angekommen, ließ uns ein Schild mit der Aufschrift „Utkiken“ einen Aussichtspunkt erahnen und wir wurden mit einer tollen Aussicht über die Schären belohnt!

Panorama über den Schären

Panorama über den Schären

Den Abend ließen wir ganz gemütlich mit Katha bei einem leckeren Essen und einem Besuch im schwedischen Pub ausklingen.

Nach diesem netten Zwischenstopp ging es am nächsten Tag in Richtung unseres eigentlichen Ziels zum Floßbau. Mit dem Zug fuhren wir über Karlsstad und dann mit dem Bus weiter nach Gunnerud. Ich konnte meinen Ohren kaum glauben es lief tatsächlich ABBA im Bus. Unsere gute erwartungsvolle Laune wurde aber leider von dem sich zügig bewegenden Scheibenwischer etwas getrübt. Doch als wir vor Ort unsere Ausrüstung bekommen hatten, hatte auch das Wetter ein wenig Mitleid mit uns, sodass wir das Zelt nur auf der klitschnassen Wiese aufstellen mussten.

Fracht ordnen - Gunnerud

Fracht ordnen – Gunnerud

18 Uhr hieß es dann Baubesprechung und Flusskunde. Danach ging es zu den Trockenübungen über. Wir wurden in die Geheimnisse des Floßbauens eingeweiht und diese bestanden nicht aus komplizierten Knoten, sondern Loops. Man legt einfach immer nur Schlaufen um die Stämme um nicht immer das ganze Seil durchziehen zu müssen. Ich denke, dass ich dieses neue Talent direkt in meinen Lebenslauf aufnehmen werde!

Trockenübungen - Gunnerud

Trockenübungen – Gunnerud

Am Morgen hieß es dann zusammenpacken und ab zum Bauplatz. Hier wehte uns ein frischer Wind um die Nase und es graute allen jetzt ins Wasser gehen zu müssen. Doch ein Lichtblick waren die verlängerten Gummistiefel!

Sind nur Seile drin - Branäs

Sind nur Seile drin – Branäs

So hieß es Stämme sammeln: 10-12 dicke, 16 mittlere und 25 dünnere. Dann wuchs das Floß immer weiter ins Wasser, sodass wir dank den langen Gummistiefeln nur bei größter Unaufmerksamkeit nass wurden.

Wir machten uns nach dem Mittag mit Dosengulasch mit Nudeln an den zweiten Teil des Floßes. Gerne würde ich jetzt sagen es ging leicht von der Hand, doch es war ziemlich anstrengend und ich ließ ab und an den Hundewelpenblick raus, dass der Guide helfend herbeieilte und mein Seil strafte. Von Tony hörte ich nämlich nur „Fester, zieh da mal ordentlich dran, sonst gehen wir unter!“

So entstand nach und nach unser Floß aus 1,5t Holz und mehr als 150m Seilen. Dann konnten wir es einrichten und flößten als erste vom Bauplatz los – Bauzeit 9-16:30.

Abfloßbereit - Branäs

Abfloßbereit – Branäs

Wir waren gerade aufgebrochen, da begann es zu regnen. Doch wir waren erstmal mit uns, den Stakstangen und Paddeln beschäftigt, dass wir für Regen keinen Nerv hatten. Und es wurde an dem Abend auch nicht mehr besser. Als wir das flößen in den Außenkurven raus hatten, wurde uns bewusst, wir müssen ja auch wieder anlanden?! Hatte uns das jemand erklärt? Wir haben nur einen Ausweg gesehen und beratschlagten das mit dem Capitan… Morgen 😉
Die zweite Beratschlagung führte zu den Überlegungen einfach unter der Plane bei nicht angelandeten Floß zu schlafen – fahren wir einfach durch!

Doch gegen halb 10 (taghell) näherten wir uns dem Ufer und ergriffen die Chance! Tony sicherte das Floß ich baute im Regen das nasse Zelt auf! Gerne möchte ich der Nacht den Titel geben – Schlafen in der Tropfsteinhöhle!

Wir schliefen so lange bis wir keinen Regen mehr hörten und wir konnten nach einem kleinem Frühstücksschauer in die kurze Hose wechseln.

Frühstück bei voller Fahrt - Klarälven

Frühstück bei voller Fahrt – Klarälven

So flößten wir bis 17 Uhr und sahen dabei viele Tiere. Bieber schwammen nur ein paar Meter vom Floß entfernt an uns vorbei, Rehe kamen zum trinken an den Fluss und mehrere Entenfamilien waren unterwegs. Wir legten in der Nähe von Wasserfällen an. Ich sage euch ein Traum von einem Schlafspot – Abendsonne, Feuerstelle und ein Wasserfall! Nachdem Spaziergang zum Wasserfall stellten wir beide fest, es wäre Zeit sich zu waschen. Wir schauten beide ins Wasser (ca. 12°C), guckten uns an und wussten, dass wir zwei Warmduscher das nicht überleben könnten! Tony wagte es aber doch, weil wir befürchteten, dass die Fliegen und Mücken ihn wegen seines Aromas verfolgten.

Flusswaschung - Klarälven

Flusswaschung – Klarälven

Ich war also in Zugzwang. Aber es ging – nur ohne Haare… Danach ließen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.

Nächster Angelversuche - Klarälven

Nächster Angelversuche – Klarälven

Der nächste Tag forderte uns all unsere Nautikkenntnisse ab – Strudel mit Gegenströmungen, Gegenwind, Sandbänke und herabhängende Bäume, die es auf unser Zelt abgesehen hatten! Tony triezte mich, dass ich mich schon wie ein Rudersklave auf einem römischen Kriegsschiff fühlte.

Juli rudert mit voller Kraft - Klarälven

Juli rudert mit voller Kraft – Klarälven

Eigentlich hatte ich mich doch eher – in Gedenken an mein Idol Kapitän James Cook – als Kopf der Reise gesehen 😉

Am nächsten Morgen fuhr Tony zum Einkauf mit dem Kajak los! Ich badete (diesmal mit Haare) in der Zeit. Ihr ahnt mit was er zurückkam?! Zwei Sixpacks Bier, ach und einer Wassermelone, alles im Angebot!

Nach den täglichen Aufgaben wie Zelt trocknen, Seile ordnen, Essen kochen, nicht auf Sandbänken oder Steinen auflaufen, suchten wir uns eine ruhige Stelle für die Nacht. Wir fanden eine lauschiges Ufer, welches jedoch auch gefühlt eine Millionen Mücken beherbergte.

Juli ist zu süß - Klarälven

Juli ist zu süß – Klarälven

Doppelt mit Anti-Mücken-Zeug eingesprüht stellen wir uns ihnen – Zelt aufbauen, Feuerholz sammeln, Angel auswerfen! Da der Angelversuch erfolglos blieb musste es dafür einen Mitternachts-HotDog geben!

Wenn die Mücken nicht wären - Klarälven

Wenn die Mücken nicht wären – Klarälven

Am nächsten Tag kam es wie es kommen musste. Der Bootsjunge bereits für Midsommar heraus geputzt, ging beim Staken über Bord, ohne Schwimmweste, die diente uns als Sitzpolsterung bei uns. Es war nur eines von vier Mal, die Tony an dem Tag im Wasser war und nur einmal davon war freiwillig zum Waschen…

Das eigentliche Tageshighlight stand uns noch bevor. Wir wollten in die Stadt Ekshärad, denn hier gab es mal wieder etwas Zivilisation und einen Supermarkt. Nach einem gewagten Landungsmanöver an der Dorfbrücke, zogen wir voller Erwartungen los. Von weitem lasen wir am Supermarkt „Jeden Tag 8-22 Uhr“. Wir kamen 18:35 an und standen vor verschlossener Tür – wegen Midsommar nur bis 18 Uhr geöffnet! Tankstelle ebenfalls zu, Dorfimbiss kein Bier. Doch dann kam die Rettung – ein „Pub“ mit „richtigem“ Bier (in normalen Läden darf nur Bier bis maximal 3,5% verkauft werden). Nach zwei Getränken zogen wir dann weiter.

Wir beschlossen die letzte Nacht auf dem Floß zu schlafen. Um mich auf Midsommar vorzubereiten schaute ich „Midsommar für Dummies“ und wusste nun, dass ich als unverheiratetes Mädchen sieben Sorten wilder Blumen von sieben verschiedenen Wiesen pflücken muss, die ich dann unter mein Kopfkissen (also Schlafsack) lege. Dann träume ich der Legende nach von dem, den ich irgendwann einmal heiraten werde.

Midsommernacht - Klarälven

Midsommernacht – Klarälven

Natürlich darf man nicht verraten von wem man geträumt hat 😉

Danach schoben wir die Vorratskisten zusammen und machten uns bettfertig.

Schlafen auf dem Floß - Klarälven

Schlafen auf dem Floß – Klarälven

Der Legende nach ist die Natur in der Midsommarnacht magisch. Elfen würden tanzen und Trolle stünden hinter den Bäumen. Also ich bin mehrmals aufgewacht, weil ich komische Geräusche gehört habe, als ob sich jemand im Fluss wasche. Ganz klar ein Troll oder eine pummelige Elfe oder ein Elch!
Außerdem hieß es, der Morgentau könne kranke Tiere und Menschen heilen. Ich bleibe gespannt, wie sich der Tau, der mir von der Plane ins Gesicht getropft ist, bemerklich macht.

Dann hieß es nur noch fix zu Ende flößen, doch plötzlich liefen wir auf eine Sandbank auf. Frei dem Motto „Wer liebt der schiebt“, schoben wir unser Floß circa 30 Meter über die Sandbank in sehr flachem Wasser.

Partyfloß - Klarälven

Partyfloß – Klarälven

Doch dann war es wirklich nur noch im Sonnenschein zu Ende flößen und abbauen!

Fast alles weg - Gunnerud

Fast alles weg – Gunnerud

Wer sehen will wie Tony und ich wie Jack Sparrow über die Planken balanciert sind – hier das Video!

https://youtu.be/n3M_SyRswho

Hej då bis zum nächsten Abenteuer!

PS: Weitere Bilder gibt es wie immer im Ablbum Schweden.

Von Pizza und Pasta zum Letzten Abendmahl – Milano

Es war mal wieder so weit. Der ‚Reisende‘ in uns erwachte und so wurde aus meiner Idee: „Lass doch mal über Pfingsten irgendwo hinfliegen?!“ vier Tage voller Dolce Vita!

Schnell war eine Flug und ein nettes B&B nur wenige Schritte vom Dom entfernt gebucht und es konnte losgehen!

Vorweg kann ich euch schon sagen, es gibt wieder viel neues unnützes Wissen von Parmaschinken über Leonardo da Vinci bis hin zu glänzenden Waden!

Der Lateiner in mir erwartet in jeder italienischen Stadt ein Amphitheater, Aquädukte und Damen in eine Toga gehüllt. Doch Mailand belehrte mich eines Besseren. Wir betraten den Markt und es erhob sich ein riesiger gotischer Dom aus weißem Marmor vor uns und dazu stöckelten die gesammelten Kollektionen von Prada bis Gucci über das ‚Forum‘ – den Domplatz.

Selfie mit Dom

Selfie mit Dom

Um mich davon zu erholen bestiegen wir über knapp 200 Stufen die Domterrassen über der Stadt.

Auf dem Domdach

Auf dem Domdach

Auf dem Domdach

Auf dem Domdach

Was fällt euch bei dem Mailänder Dom auf?
Es gibt keinen Glockenturm! Man hatte Angst, dass die Schwingungen der Glocken die Stabilität und den Mamor gefährden könnten!

Blick auf den Domplatz von oben

Blick auf den Domplatz von oben

Wenn man in Mailand ist und nicht auffallen will, muss man an der Domtür Marias Hände und den Unterschenkel von irgend so einem Typen anfassen. Selbst ich als kleine Reformatorin muss eingestehen, es ist eine beachtliche Tür.

Die Haupttür vom Dom

Die Haupttür vom Dom

Weil dies Glück bringen soll, haben wir es sicherheitshalber auch gemacht!

Um den Marmor für den Bau des Doms zu transportieren, entstand in der Stadt ein Netz aus befahrbaren Schifffahrtskanälen, entworfen unter Mitwirkung einer meiner Lieblingslinkshänder – Leonardo da Vinci. Wir schlenderten also durch das Navigli Viertel am Wasser entlang.

Navigli, das Viertel am Wasser

Navigli, das Viertel am Wasser

Schon lockten uns die Happy Hour Angebote. Hier versteht man darunter jedoch noch viel mehr. Das erste Getränk gibt es zusammen mit einem All you can eat Buffet für 10€! Bei einem Cocktail für 8€ ein super leckerer Deal mit Blick auf die Wasserstraßen. Auf Italienisch und chic nannte sich das Aperitivo milanese.

Cocktail mit Snackbuffet am Kanal

Cocktail mit Snackbuffet am Kanal

Am nächsten Morgen hieß es einmal mehr auf zur Free Walking Tour! Marco, ein aufgedrehter Mailänder, erwartete uns bereits und enttäuschte uns auch nicht. In mehr als drei Stunden führte er uns vom antiken Mailand, über ein mittelalterliches Krankenhaus bis hin zur zeitgenössischen Kunst.

Moderne Kunst vor der Mailänder Börse

Moderne Kunst vor der Mailänder Börse

Nach diesem spannenden Crashkurs beschlossen wir uns ein wenig auf Leonardo da Vinci einzustimmen.

Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci

Es ging ins Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia. Hier konnte man vom einzigen Mondstein Italiens über eine Vielzahl von Modellen nach Da Vincis Skizzen bis zu einem U-Boot alles mögliche technische sehen.
Leonardo bewarb sich um eine Stelle am Mailänder Hof wegen seiner Fähigkeit des Entwickelns von Kriegsmaschinen. Da ahnte man noch nicht, dass er in ’nur‘ vier Jahren ein Kunstwerk erschaffen würde, was weltbekannt sein wird.

Doch dazu später. Erstmal machte uns das ganze Erkunden auch wahnsinnig hungrig!

Endlich Pizza :D

Endlich Pizza 😀

Bei einem Glas Hauswein und einer Pizza mit Parmaschinken lassen sich die geschundenen Füße nach 17km Sightseeing recht gut erholen.

Der aufmerksame Leser wartet jetzt sicher auf den schweinischen Fakt 😉
Wusstet ihr, dass nur ein paar bestimmte Rassen es zu Parmaschinken schaffen und sie dürfen sich nur von Mais, Gerste und der Molke des berühmten Parmesan ernähren!

Am nächsten Tag besuchten wir eine Kirche, deren Besonderheit es war, dass die Kapelle aufwendig mit Schädeln und langen Röhrenknochen der Toten, des vor dem Bau dort befindlichen Friedhofs, ‚dekoriert‘ worden war. Es erinnerte uns etwas an die Killing Fields in Kambodscha, aber hier in der Kapelle waren die meisten (eine Seite war für Mörder und Verbrecher vorgesehen) zum Glück eines natürlichen Todes gestorben.

Ossario mit Knochendeko

Ossario mit Knochendeko

Jetzt aber wieder zu etwas Schönerem. An jeder Ecke in Mailand gibt es Eisläden und alle verkaufen natürlich das ‚Beste Eis der Stadt‘. Das wollten wir genauer untersuchen und testeten jeden Tag eine neue Gelaterie.

Unser persönlicher Sieger war das Eis vom Savini. Natürlich die beste Adresse in der Edeleinkaufspassage Vittorio Emanuele II und schon seit der Eröffnung 1867 vertreten.

Unser bestes Eis der Stadt von Savini

Unser bestes Eis der Stadt von Savini

Den Abend ließen wir mit einem Vino vor dem Dom im Mondschein und der Pradabeleuchtung ausklingen.

Nachts vorm Dom

Nachts vorm Dom

Am letzten Tag stand als Highlight das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci an.

Dafür, dass das Gemälde 422 × 904 cm misst, verbirgt es sich in einer recht unscheinbaren Kirche.

Santa Maria delle Grazie

Santa Maria delle Grazie

Um das Bild vor dem Verfall zu schützen dürfen immer nur 25 Personen für jeweils 15 min die Kapelle besuchen.
Tony versuchte schon den ganzen Tag meine Erwartungen zu bremsen, da man überall hörte, dass die Zeit, Feuchtigkeit, die Stallnutzung unter französischer Besetzung und die Bombardierung im 2. Weltkrieg erhebliche Schäden hinterlassen hätten.

Juli vorm letzen Abendmahl

Juli vorm letzen Abendmahl

Aber es war gewaltig! Anders kann man es nicht beschreiben – die Genialität da Vincis!

Ich könnte euch so viele Details erzählen, aber am besten ihr schaut es euch selbst einmal an. Nur Eins muss ich als alter Lateiner unbedingt los werden. Sein Namenszusatz da Vinci ist kein Familien-, sondern ein Herkunftsname und bedeutet ‚aus Vinci‘. Vincio heißt aber auf leiteinisch auch „binden“ und so hat er das Abendmahl nicht signiert, sondern am rechten Bildrand einen Knoten ins Tischtuch „gebunden“.

Nachdem wir 13 Leuten beim Essen zugeschaut haben, machte sich auch bei uns ein wenig Hunger breit.

Wir fanden als Abschluss ein kleines nettes Lokal. Tony aß Spagetti mit einer stattlichen Auswahl an Meeresgetier und ich hatte Risotto mit Spargel und Scampi. Dazu gab’s, um den Abschiedsschmerz zu ertragen, für jeden einen halben Liter vom guten Hauswein.

Spagetti Frutti di Mare

Spagetti Frutti di Mare

Und so heißt es leider schon wieder „Ciao Milano“. Es war ein köstlicher Kurztrip!

Noch mehr Bilder gibt es wie immer in der Galerie Mailand.

Huskies, Wale und Polarlichter, ach ja und Julis Geburtstag!

Angekommen in Tromsø, einem verschlafenden Städtchen nördlich des Polarkreises, wünschte man sich die lange Unterwäsche herbei. Tromsø ist neben der nördlichsten Kathetrale auch Ausgangspunkt für Arktisexpeditionen. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten, wollten wir die City unsicher machen. Doch diese war schnell erkundet und so kehrten wir in einen Pub ein. Natürlich nur um das lokale Bier zu verkosten.

Geburtstagsumtrunk - Tromso

Geburtstagsumtrunk – Tromso

Herrn Mack, Bäckergeselle aus Braunschweig, fiel 1877 auf, dass der Stadt eine Brauerei fehle und behob diesen Fehler. Und so ergeben norwegisches Fjellwasser und deutscher Hopfen ein leckeres Geburtstagsgetränk und die nördlichste Brauerei der Welt.

Wir wollten den Tag in der Sauna ausklingen lassen, doch dann sahen wir noch den Jacuzzi unter freiem Himmel!

Tony, die kleine Frostbeule, zögerte erst und wir wollten es schon fast sein lassen, doch dann bemerkten wir, dass die Leute im Jacuzzi alle gespannt zum Himmel gucken. Also warfen wir die Handtücher von uns und hüpften ins heiße Wasser. Unsere Blicke gen Himmel gerichtet, sahen wir nichts, gar nichts!

Da tanzt es für das Geburtstagskind - Tromso

Da tanzt es für das Geburtstagskind – Tromso

Dann wurden wir jedoch in die Geheimnisse des Polarlicht-Guckens eingeweiht, „Wenn du denkst, es ist eine Wolke, aber du siehst die Sterne, dann ist es das Polarlicht.“. Aha! Wir fragten uns dann aber, ob das jetzt schon alles ist?!

Doch es wurde immer stärker und dann tanzte Aurora borealis sogar für mich zum Geburtstag! Ich bin mir sehr sicher, dass es nur für mich war!

Man konnte nicht genug bekommen - Tromso

Man konnte nicht genug bekommen – Tromso

Aurora-Fakt des Tages: Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten die Atmosphäre der Erde treffen und diese ionisieren. Bei der nach kurzer Zeit wieder erfolgenden Entladung wird Licht ausgesandt.

Nachdem uns der Hotelangestellte gegen 23 Uhr aus dem Wasser gescheucht hat, guckten wir eben von unserem Zimmer aus weiter!

Wenn ich jetzt schreibe, dass wir noch im Dunkeln aufstehen mussten, kann das hier im hohen Norden ja vieles sein. Postgeburtstag klingelte aber 7:30 der Wecker und es ging zum Frühstück. Tony lud sich Speck und Bohnen auf den Teller, doch so kommt mir das norwegische Frühstück nicht davon! Feststellung des Morgens: Eine Fischbulette und sauer eingelegter Hering harmonieren super zu einem Marmeladenbrötchen! Die Heringschwärme lockten nicht nur mich hierher sondern auch jährlich die Buckelwale und Orcas. Doch dazu später mehr.

Nach einer kurzen Fahrt ins Umland ging es hinaus zu einem wilden hungrigen Wolfsrudel?! So klang es zumindest! Es waren zum Glück doch nur gesättigte Huskies, die zum Gassi gehen drängelten 😉

Fix in der Hütte in die Arktisbekleidung und die Schneeboots gesprungen, suchten wir uns Britney, Whitney, Zimba, Alaska und Action aus und los ging es!

Bereit - Tromso

Bereit – Tromso

Es gab eine kurze Einweisung, wie man die Hunde dazu bringt anzuhalten – kurz gesagt volles Körpergewicht auf die Bremse zusammen mit einem urschreiähnlichen Wikingerruf „Whooooaaaa“!

Bording completed - Tromso

Bording completed – Tromso

Danach erklärte er uns noch, dass wir immer einen Fuß auf der Bremse und eine Hand am Schlitten haben sollen, denn die Hunde nehmen keine Rücksicht bei Verlust von Beifahrer oder Fahrer! Sie rennen einfach weiter!

Drei Jungs und drei Mädels - Tromso

Drei Jungs und drei Mädels – Tromso

Es ging dann gut zweieinhalb Stunden durch die Wildnis. Immer mal schlug einem ein Ast oder Schnee ins Gesicht. Natürlich gab es auch mehrere Fahrerwechsel! Sicher könnt ihr euch denken bei wem der Schlitten fast im Graben lag?!

Ich könnte mir gut vorstellen die S-Bahn gegen einen Huskeyschlitten zu tauschen.

Der Herr lässt sich fahren - Tromso

Der Herr lässt sich fahren – Tromso

Bei leichten Anstiegen wurde fleißig mit angeschoben, wir wollten es uns ja nicht mit unseren Hunden verscherzen! Während der Pause wurde auch mit allen Hunden gespielt und geknuddelt!

Aber seht selbst….

https://youtu.be/-XKk-z2dsVs

Danach ging es auf die 35km entfernte an der Westküste gelegene Insel oder eher Inselchen Sommarøy. In unserem Arctic Hotel gab es ein wohl mundendes 3-Gänge Menü.

Der Norweger isst gut - Sommaroy

Der Norweger isst gut – Sommaroy

Plötzlich kam die Kellnerin mit einem Teller Fleisch zum probieren zu uns – Walfleisch! Mutig nickten wir und hatten jeder ein kleines Stück auf dem Teller. Nach ausgiebiger Betrachtung und anpieksen mit der Gabel, kamen wir optisch zu dem Schluss, dass es wie Wild aussah. Dann hieß es probieren. Wir kauten und kauten und guckten in die anderen verunsicherten Gesichter und kamen zu dem Schluss – schon irgendwie lecker! Sehr zart und schmeckt etwas nach Leber. Ja, ich höre euch schon aufschreien. Auch ich als ehemaliges Greenpeace Mitglied und Free Willi Dauerschleifengucker hatte ein schlechtes Gewissen! Wir haben es ja nur gegessen, weil es schon auf dem Teller lag, bestellen würden wir es uns nicht. Es war übrigens Zwergwal, der in Norwegen noch nach Fangquote gejagt werden darf.

Dann ging es mit Stativ und Kamera raus in die Nacht um wieder das Polarlicht zu jagen!

Immer stärker werdend - Sommaroy

Immer stärker werdend – Sommaroy

Es dauerte wieder ein wenig bis es stärker wurde, aber wir verharrten tapfer hinter einem Steinhaufen als Windschutz. Wie eh und je schlecht auf Wanderungen vorbereitet, hatten wir statt Taschenlampe nur den Flachmann mit! Dieser führte Tony dann zu dem Ausspruch: „Entweder der Whiskey wirkt oder das Nordlicht bewegt sich jetzt wieder?!“

Ich versuche ja fast immer meine Erwartungshaltung so niedrig wie möglich zu halten, doch vor dem Walausflug gelang es mir nicht. Ich drohte schon damit in Tränen auszubrechen, wenn wir nichts sehen. Aber es war ziemlich windig und der Guide machte direkt jegliche Hoffnungen zu nichte als er meinte: „Heute wird es sehr schwer!“

Doch dann nach nicht einmal zehn Minuten brüllte er: „Orcaaaaaaaas, right side!“ Natürlich waren noch alle Kameras gut verpackt! So zog das Orcaweibchen mit Baby bildlos an uns vorbei.

Also erstmal Landschaft genießen mit Kamera und Fernglas im Anschlag.

Kein Wal in Sicht - Sommaroy

Kein Wal in Sicht – Sommaroy

Plötzlich ein Anruf: Auf der anderen Seite der Inseln wurden Buckelwale gesehen. Der Kapitän schlug das Steuerrad ein und volle Fahrt voraus! Ich nahm direkt den Platz beim Kapitän ein!

Juli beim Kapitän - Polarmeer

Juli beim Kapitän – Polarmeer

Angekommen – nichts! Außer der ein oder anderen Welle in Gesicht – Polarmeerspülung mit Eispeeling!

Wo sind sie nur? - Polarmeer

Wo sind sie nur? – Polarmeer

Doch dann in der Ferne und auf uns zukommend: Orcaaaaaaas!

Endlich zeigt er sich - Polarmeer

Endlich zeigt er sich – Polarmeer

Es war so zauberhaft! So schöne Tiere nur 6 Meter neben uns!

Unnützes Orca-Wissen:
Das sie Heringsschwärme mit Hilfe von einem „Käfig“ aus selbst erzeugten Luftblasen an die Oberfläche treiben und dann fressen, ist wohl jedem bekannt! Doch wusstet ihr, dass Orcas Möwen jagen, in dem sie zerkauten Fisch als Köder auf die Meeresoberfläche spucken und dann warten bis der doofe Vogel zum fressen kommt.

Überwältigt fielen wir in einen Mittagsschlaf, wohl verständlich, wenn die Sonne 14:22 Uhr untergeht.

So waren wir abends bereit für unsere nächste Polarnacht! Diesmal suchten wir uns einen kleinen Hügel mit Meerblick und ohne störende Beleuchtung heraus! Und das zauberhafte Nachtspektakel ließ nicht lange auf sich warten.

Aurora borealis - Sommaroy

Aurora borealis – Sommaroy

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, erblickten wir ein Winterwunderland vor unserem Fenster. Schnell genossen wir ein letztes fischiges Frühstück, schlüpften in die lange Unterwäsche und zogen durch den Schnee über die Insel.

Wie immer unterschätzten wir den Wind an der Küste und wenn er dann noch aus der Arktis kommt, wurde ich den ein oder anderen Meter über das Eis geweht! Aber ich war nun endlich einmal mit meinen Winterstiefeln am Strand das hatte schon was!

Sprung am Strand und Schnee - Sommaroy

Sprung am Strand und Schnee – Sommaroy

Zum Aufwärmen ging es danach in den Hot Pool und in die Sauna. Ich gestehe es war mein erstes mal und dann so richtig heiß! Ich ningelte direkt rum „mir ist warm“, „wie lange noch?“, „kann ich mal die Tür aufmachen?“. Aber es gab wie gewohnt keine Gnade! Ich fühlte mich wie im Fegefeuer!
Doch die wirkliche Prüfung stand noch bevor! Tony erklärte danach müsste man ins Eiswasser und schwafelte irgendwas von Kreislauf, Gefäße und gesund! Also machten wir es den Norwegern nach! Und so verabschiedeten wir uns von Norwegen mit einem Sprung ins eisige Polarmeer!

Farvel snart

PS: Noch mehr Bilder gibt es wie immer im Fotoalbum Norwegen.

Wir ewig Reisende in der ewigen Stadt

Wir mussten einfach mal raus! Meine Bewerbungen liefen so vor sich hin, ich konnte nicht viel machen außer abzuwarten und da Tony ja schon wieder fleißig arbeiten war, machte sich Langeweile breit. Da wir nach unserer Reise nicht weniger Fernweh haben, kam ich da so auf eine Idee und es war auch nicht schwer, Tony für einen kleinen Wochenendausflug zu begeistern. Schon hatte ich also einen Flug und Hotel in Rom gebucht – endlich sollte ich meine ausgefallene Lateinfahrt bekommen!

Donnerstag Nachmittag ging es von Tegel zum Leonardo da Vinci Flughafen nach Rom. Durch eine Verspätung kamen wir erst im Dunkeln an, aber wir wurden mit dem Anblick des Petersdom bei Nacht getröstet. Unser B&B war nur 500m entfernt – Lage, Lage, Lage!

Erste Eindrücke - Vatikan

Erste Eindrücke – Vatikan

Gleich waren wir von den zahlreichen Gässchen und kleinen Restaurants verzaubert. Schon leicht ausgehungert schaute ich jedem neidvoll auf den Teller und dann sah ich ihn – den Schnittenteller! Das war nur meine spontane hungrige Umschreibung für eine leckere „Bruchetta miste“-Platte. Ich konnte noch nicht ahnen, dass mich Tony mit „Schnittenteller“ seither aufzieht – es war nun mal die perfekte Umschreibung für fünf unterschiedlich belegte Schnitten!

Schnittenteller nach der Ankunft - Rom

Schnittenteller nach der Ankunft – Rom

Die Flasche Rotwein führte dann zu einer angenehmen Bettschwere mit der wir uns für das anstehende Sightseeing ausschliefen. Länger als halb acht ließ ich Tony auch nicht schlafen. Schließlich fängt der frühe Tourist den Petersdom;)

Es gibt ein Tor am Vatikan, da kann man, wenn man die Jungs der Schweizer Garde in deutsch begrüßt, einfach durchtreten und einen kleinen versteckten deutschen Friedhof besuchen. Das mussten wir ausprobieren und ja es klappt.

Blick nach oben - Vatikan

Blick nach oben – Vatikan

Es gibt Quellen, dass an dieser Stelle während der Christenverfolgung Hunderte als Märtyrer starben, wohl auch der Apostel Petrus. Eine deutsche Bruderschaft hatte den Friedhof beansprucht und soll als Bestattungsort für deutsche Pilger, die in Rom verstorben sind, dienen.

Nach diesem exklusiven Vatikanbesuch, ging es dann in die Vatikanischen Museen!

Tony versunken in der Geschichte - Vatikan

Tony versunken in der Geschichte – Vatikan

Es soll sich um eine der wichtigsten und größten Sammlungen der Welt handeln. Wir streiften durch die Weltgeschichte vom Alten Ägypten über die griechisch-römische Antike, Mittelalter, Renaissance bis ins 19. Jahrhundert. Bei älteren Leuten häuft sich über die Jahre eine Menge an. Stellt euch also vor, was Päpste über 600 Jahre mit großer Sammellust anhäufen konnten!

Der bekannteste Teil ist sicher mit Abstand die Sixtinische Kapelle. Hier durfte sich Micheangelo auf 40 Metern austoben.

Die Erschaffung Adams - Sixtinische Kapelle

Die Erschaffung Adams – Sixtinische Kapelle

Von der Entstehung der Menschen bis zum Jüngsten Gericht – Micheangelo erklärt die Bibel in Bildern.

Micheangelos Jüngstes Gericht - Sixtinische Kapelle

Micheangelos Jüngstes Gericht – Sixtinische Kapelle

Wenn ich damals sowas meiner Kunstlehrerin vorgelegt hätte, hätte ich es sicher zurückbekommen mit dem Kommentar, dass da viel zu viel los ist;)

Danach ging es in den Petersdom. Die Warteschlage war erschreckend lang, doch wozu habe ich so lange studiert, wenn ich nicht die Kunst des unauffälligen Vordrängeln beherrsche?! Nach 15 min waren wir drin und es ging per pedes rauf in die Kuppel – 510 Stufen in langer Hose über enge Wendeltreppen. Alte Leute sollten es wohl überlegen, aber ich habe Tony trot Bedenken mit hoch genommen;)

Blick von der Kuppel - Petersdom

Blick von der Kuppel – Petersdom

Man konnte auch das Dach des Doms besichtigen und ein cleverer Rohrleger hat hier an einen Trinkbrunnen gedacht.

Gemeinsam auf dem Kirchendach - Petersdom

Gemeinsam auf dem Kirchendach – Petersdom

Froh nicht im katholischen Fegefeuer aufgegangen zu sein traten wir dann eine Zeitreise mit der U Bahn an. Es ging zurück ins Jahr 80 n. Chr. – Haltestelle Kolosseum.

Tony vielleicht ein Gladiator - Kolosseum

Tony vielleicht ein Gladiator – Kolosseum

Die Hauptakteure meines Lateinbuches haben sich regelmäßig zu „Brot und Spielen“ hier getroffen, nun war ich auch endlich da.

Ausschau halten, wo sitzt der Kaiser - Kolosseum

Ausschau halten, wo sitzt der Kaiser – Kolosseum

Wie es sich für einen guten antiken Römer gehörte, verbrachten wir den Samstagvormittag auf dem Forum Romanum. Hier spielte sich das politische und gesellschaftliche Leben ab.

Blick über die Ruinen - Forum Romanum

Blick über die Ruinen – Forum Romanum

Mit meinem Reiseführer bewaffnet versuchte ich mit größtem Ehrgeiz sämtliche Ruinen zu identifizieren. Wir fanden Überreste des Tempels des Saturn und Caesar.

Juli strebert wieder nur rum - Forum Romanum

Juli strebert wieder nur rum – Forum Romanum

Da die jeweiligen Herrscher die Bedeutung des Forum erkannten, wurde es auch ständig umgestaltet und jeder wollte sich hier verewigen. Sodass viele alte Ruinen überbaut wurden und es so noch schwerer war sie du identifizieren. Nachdem Zusammenbruch des Römischen Reiches geriet auch das Forum in Vergessenheit, es wurde zwischenzeitlich als Kuhweide und als Steinbruch für den Petersdom genutzt.

Rom – die Stadt der sieben Hügel. Wir entschieden uns für eine Entdeckungstour auf dem Palatin. Die Legende besagt, dass das Weidenkörbchen mit Romulus und Remus auf dem Tiber an dessen Hang gespühlt wurde. Und somit beginnt mit der Gründung 753 v. Chr. (Rom schlüpft aus dem Ei) auf dem Palatin die Geschichte der Stadt.

Antike Brüste - Musei Capitolini

Antike Brüste – Musei Capitolini

Langsam schmerzten unsere Füße, deshalb nahmen wir uns nur noch den kleinsten der Hügel Roms vor – den Kapitol! Er wird als Herz der Stadt beschrieben, nicht nur weil man hier einen tollen Blick auf das Forum Romanum hat, sondern hier standen die wichtigsten Tempel, der des Jupiter und der Juno.

Endlich ein großer Mann - Piazza del Campidoglio

Endlich ein großer Mann – Piazza del Campidoglio

Hier endeten Triumphzüge, wurden Dichter gekrönt, Tribune bejubelt und auch die Neuzeit erkannte die Bedeutung dieses Platzes, als 1957 die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unterzeichnet wurden.

Um aus der Sonne rauszukommen, verkrümmelten wir uns in die wohl älteste Sammlung Europas in die die Kapitolinischen Museen. Der sammellustige Papst Sixtus IV begann 1471 mit einem Antikmuseum. Heute findet man hier den gigantischen Zeigefinger von Kaiser Konstantin, die Bronzestatue der römischen Wölfin mit Romuslus und Remus und jede Menge mehr.

Konstantin und Juli erheben den Finger - Musei Capitolini

Konstantin und Juli erheben den Finger – Musei Capitolini

Wenn die angeblich bekannteste Treppe der Stadt ruft, folgen wir natürlich – Spanische Treppe, aber in Rom? Die Namensgebung ist aber eher unspannend, schräg gegenüber befindet sich der Sitz der Spanischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl. Drumherum hat sich jetzt die übliche Gang von Dior über Gucci und Valentino angesiedelt.

Trubel auf den Stufen - Spanische Treppe

Trubel auf den Stufen – Spanische Treppe

Nachdem der Trevibrunnen so durch fehlendes Wasser enttäuscht hatte, musste ein anderer Brunnen her. Unser Ziel war der Neptunbrunnen, jedoch zog uns der Vierströmebrunnen viel mehr an.

Vierströmebrunnen - Piazza Navona

Vierströmebrunnen – Piazza Navona

Sind hier von 1651 die bis dato größten bekannten Flüsse vermenschlicht dargestellt – Ganges, Donau, Nil, Rio de la Plata. Es sollte die bis dahin bekannte Welt und somit den Herrschaftsanspruch des Papstes über die Welt darstellen. Jetzt treiben sich hier neben unzähligen Touristen vielleicht genauso viele Kitsch- und Klimbimverkäufer rum.

So ist es - Rom

So ist es – Rom

Den Abend ließen wir bei einer Pizza mit Anchovis, Thunfisch und Mozzarella ausklingen. Doch es war nur der erste Gang – Tony wollte unbedingt nochmal einen „Schnittenteller“ essen und den testen, ob der Rotwein wirklich keinen Kopfschmerz macht.

Der Tag neigt sich dem Ende - Rom

Der Tag neigt sich dem Ende – Rom

Sonnenuntergang in der Stadt - Vatikan

Sonnenuntergang in der Stadt – Vatikan

Der Wein hat sein Versprechen gehalten und so konnten wir am Sonntagmorgen noch die Engelsburg besuchen. Es diente als Grabmal für Kaiser Hadrian, Festung, Kerker für Schwerverbrecher, Schatzkammer und Versteck für den Papst. Den Namen Engelsburg erhielt die Festung als 590 dem Papst ein Erzengel erschienen sein soll, der das Ende der damals in Rom herrschenden Pest vorhersagte.

Zwei Engel - Engelsburg

Zwei Engel – Engelsburg

Ich war auch wieder als Kamerakind unterwegs:

Wir hätten noch so einige Legenden auf die Spur gehen, Pizza und Pasta verkosten und Vino schlürfen können, doch auch dieser Ausflug ging zu Ende. So schnell, dass wir das schon zum Gate rennen mussten, da wir erst zur Bordingzeit mit der Bahn eintrafen. La Dolce Vita hatte uns schon gänzlich in seinen Bann gezogen.

Vale Roma!

Am Schluss wird abgerechnet!

Aus „Wollen wir eine Weltreise nach meinem Studium machen?“, ein wenig Planung, einem geplünderten Konto und dann einfach ins Abenteuer reingestolpert sind jetzt die sieben schönsten und aufregendsten Monate unseres Lebens geworden.

Wir haben zwar einige Schrammen und Insektenstiche davon getragen, Rückenschmerz von so einigen schlechten Nachtlagern gehabt (es war ja nicht immer ein Bett), Muskelkater nach so mancher Wanderung gehabt und manchmal ergibt sich eben nicht jeden Tag eine Dusche, aber wir würden es jeder Zeit wieder tun.

Nun sind wir in 214 Tagen durch 13 spannende uns abwechslungsreiche Länder gereist und können sagen:

Zurückgelegte Flugstrecken: 55.522 km
Im Mietwagen gefahren: 20.322 km
Mit dem Drahtesel zurück gelegt: 290 km
Zu Fuß erkundete Strecke: 2.219 km
Erstiegene Höhen: 22.922 m
Plus tausende Kilometer in verschiedensten Bussen und 13 Nachtbussen.

Das macht in der Summe mehr als 78.353 entdeckte Kilometer auf unserer Reise. Davon waren manche glühend heiß, andere schneebedeckt, viele an der Küste und einige auch knapp 5000 Meter über dem Meer.

Wir hatten 95 unterschiedlichste Nachtlager, dabei lag die Preisspanne für ein Doppelzimmer pro Nacht bei 5,45€ bis 332,56€!

Die Gesamtkosten unserer Reise bleiben unser kleines Geheimnis, aber hier das Budgetranking der einzelnen Länder – Laos, Vietnam, Thailand, Kambotscha, Bolivien, Peru, Uruguay, USA Mainland, Neuseeland, Australien, Indien, Argentinien, Brasilien, Hawaii.

Wenn man mal sieben Monate nur das hat, was der Rucksack hergibt, lernt man recht schnell sich einzuschränken. Habe ich doch sonst jeweils immer ein Körper-, Haar- und Gesichtshandtuch gebraucht, so geht jetzt auch Tony’s nasses Reisehandtuch für alles. Irgendwie hat man dafür aber ein riesiges Stück Freiheit gewonnen.

Wir haben festgestellt, dass es ein recht einheitliches Bild vom „Deutschen“ auf der Welt gibt. Er trinkt immer Bier und isst gerne Würstchen (Wir haben im Bolivien auch direkt mehrmals am Tag Chorizo gegessen). Er wird beneidet, dass er kein Tempolimit auf den Autobahnen hat und als Sport kennt er anscheinend nur Fußball. Und was uns gar nicht so bewusst war, er ist auch als reiselustiger Weltentdecker immer gern gesehen.

Da wir jetzt ja alles überstanden haben, ist vielleicht auch ein guter Moment um einmal Danke zu sagen!

Danke an unsere Eltern und Großeltern, die uns erst für verrückt gehalten haben und uns dann tatkräftig unterstützt haben.

Danke an unsere Freunde, die uns einen schönen Abschied beschert haben, uns nicht vergessen haben und uns hoffentlich jetzt nicht allzu sehr hassen für das, was wir alles erlebt haben.

Danke an Tonys Arbeitgeber für die Möglichkeit des Sabbaticals und das regelmäßige Taschengeld.

Danke an die beste Mitarbeiterin vom Reisebüro Travel Overland Daniela, der ich alle meine Reisewünsche sagen konnte und sie alles in ein unvergessliches Around The World Ticket gepackt hat und dann auch während der Reise immer für uns da war.

Danke an all die tollen, lustigen, skurrilen und unvergesslichen Menschen, die wir unterwegs kennen lernen durften.

Und der größte Dank geht natürlich, wie sollte es anders sein, an unsere unglaublich schöne, große, vielseitige und zu Abenteuern einladende Erde!

Das war es hier nun, ihr habt bis zur zweiten Runde eure Ruhe vor uns und unserem Blog!

Tony und Juli

Steak, Wein und Gauchos

In Florianopolis angekommen, genossen wir es nochmal am Strand langzuschlendern und zu baden, obwohl es schon etwas frisch war.

Tony nach dem Baden - Florianopolis

Tony nach dem Baden – Florianopolis

Am nächsten Tag erkundeten wir das Fort in der Gegend. Hier war man leider auf internationale Wissbegierige nicht eingestellt – alle Infos waren nur auf portugiesisch. So konnten wir nur die schöne Aussicht genießen. Ich entdeckte in der Meeresbucht dann sogar noch zwei Delphine.

Juli zwischen den Fahnen - Florianopolis

Juli zwischen den Fahnen – Florianopolis

Dann endlich unser letzter Nachtbus. Wir fuhren erst nach Porto Alegre, dort aßen wir zu Abend und dann ging es für zwölf Stunden in den Bus nach Montevideo. Immer wieder ein beunruhigendes Gefühl, wenn man zu Fahrtantritt seinen Pass beim Busfahrer abgeben muss.

Leider war es eine recht schlaflose Nacht, da Tony entweder das Essen oder den Rest Cachaça, den wir vor der Abfahrt noch vernichtet hatten, nicht vertragen hatte. Das schuhsolenartige Steak mit nem verdächtigen Ei drüber wird aber wohl der Übeltäter gewesen sein…

Gegen zehn Uhr am Morgen erreichten wir die Hauptstadt von Uruguay. Montevideo zählt mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern zu den zehn sichersten Städten Lateinamerikas. Was ist nur aus diesem Kontinent geworden, haben uns noch vor der Reise alle gesagt: „Wer in Südamerika nicht mindestens einmal überfallen wird, war nicht da!“.

Nachdem es mit Tony nach einem Mittagsschlaf wieder bergauf ging, tingelten wir durch die Altstadt. Mein Ziel war der Mercado del Puerto. Von außen denkt man, man steht vor einem Bahnhof und innen gibt es zahlreiche Grill Restaurants. Eines fing uns mit einer Weinverkostung ein und schon saßen wir an der Bar mit Blick auf den Grill.

Erstes Dinner in Uruguay - Montevideo

Erstes Dinner in Uruguay – Montevideo

Beherzt auf eine Abbildung einer Kuh mit jeweiligen Fleichstücken gezeigt, ging es los.

Rumpsteak vom Grill - Montevideo

Rumpsteak vom Grill – Montevideo

Den nächsten Tag starteten wir mit einer Stadtführung. Wir erfuhren, dass in Uruguay drei Millionen Menschen und zwölf Millionen Kühe leben. Kein Wunder, dass hier an jeder Ecke ein Grill lodert oder es unseren neuen Lieblingsbrotaufstrich Dulce de Leche (Süßes der Milch) gibt.

Es ging durch die Altstadt in Richtung „Fluss“. Der Rio de la Plata hat aber eher den Anschein eines Meeres, da sein Flussbett hier 220 km breit ist. So war sein erster Name auch Mar Dulce (Süßes Meer), da die ankommenden Spanier nicht glauben konnten auf einem Fluss zu sein.

Blick in die Hauptstadt - Montevideo

Blick in die Hauptstadt – Montevideo

Die Führung endete, wie sollte es anders sein, im Grillrestaurant am Hafen. Wir bestellen mit drei anderen eine Grillplatte mit etwas von allem. Auf der Platte fanden sich dann Chorizo, gebratene Blutwurst (die ist hier süß), Rindersteak, Hühnchen, Rippchen und ganz eklige Darmschlingen. Wir wussten alle nicht was es ist und so aßen wir eine kleine Ecke bis die Chefin uns dann erklärte was dies für eine „Spezialität“ ist.

Kleiner Fleischlunch - Montevideo

Kleiner Fleischlunch – Montevideo

Am Abend gingen wir in eine Tangobar! Streiten sich doch immer noch Argentinien und Uruguay, wer das Geburtsland des Tango ist. Ende des 19. Jahrhunderts trafen hier im Großraum des Rio de la Plata verschiedenste Völker und Kulturen aufeinander. Durch Verschmelzung von afroamerikanischen Klängen mit den Einflüssen der europäischen Einwanderer entstand der Tango als Musik und Tanz der Unterschicht. Erst später nachdem er nach Europa und wieder zurück geschwappt war, entwickelte er sich als Tango Argentino in seine heutige Form.

Unser erster Kontakt mit Tango - Montevideo

Unser erster Kontakt mit Tango – Montevideo

Die Bar war zu Tonys Erleichterung sehr klein, sodass man nicht zum Nachtanzen aufgefordert werden konnte. Aber so kommt er mir nicht davon! Ich bekomme ihn schon noch zu einem Tanzkurs.

Am nächsten Morgen ging es mit großer Spannung noch mal ein Stück landeinwärts. Wir hatten im Internet ein Landgut gefunden, das Zimmer vermietet und Einblicke in das Leben der Gauchos gibt. Ein kurzes Telefonat und eine Kilometerangabe auf einem Zettel später ging es los. Dem Busfahrer hielten wir den Zettel unter die Nase und er nickte. Na dann konnte ja nichts mehr schief gehen.
An Kilometer 209 auf der Ruta 3 wurden wir „rausgeworfen“ und wir standen vor riesigen Weideflächen.

Ankunft auf Gaucho Ranch - La Estiria

Ankunft auf Gaucho Ranch – La Estiria

Wir wurden vom Besitzer abgeholt. Wenn ich groß bin, möchte ich auch Land besitzen, das so groß ist, dass ich mit dem Auto zum Eingang fahren muss. Die erste Überraschung war, dass wir in deutsch begrüßt wurden. La Estiria heißt übersetzt Steiermark und wir von einem Nachfahren österreichischer Auswanderer empfangen.

Frische Schafhäute - La Estiria

Frische Schafhäute – La Estiria

Vor dem Abendessen ritten wir dann noch dem Sonnenuntergang entgegen und testen unsere Reitfähigkeiten. Tony als ehemaliger Ponybezwinger, hatte natürlich auch direkt ein richtiges Pferd unter Kontrolle. Bei mir gestaltete es sich ähnlich wie mit dem Skifahren. Ich war selten der Bestimmer der Fortbewegungsrichtung.

Dem Sonnenuntergang entgegen - La Estiria

Dem Sonnenuntergang entgegen – La Estiria

Über die Nacht hatten wir eine einzige Aufgabe erhalten, der Ofen sollte zu unserem eigenen Wohl nicht ausgehen. Wir sind der Meinung wir haben gut Holz nachgelegt gehabt und dann auf einen zeitigen Harndrang meinerseits gehofft. Aber ich bin doch erst gegen 5 Uhr aufgewacht und was sehe ich? Nichts! Kein Feuer mehr am lodern. Wir wühlten etwas in der Asche und fanden Restglut. Doch nach einigen hoffnungslosen Versuchen das Feuer daraus wieder zu entflammen, griffen wir zu den Streichhölzern.

Ah schnell, der Ofen geht aus - La Estiria

Ah schnell, der Ofen geht aus – La Estiria

Am morgen zeigte uns Leonardo dann, wie man richtig melkt. Schließlich wollte ich einen Kakao und Tony seinen Kaffee nicht schwarz trinken. Zu aller Überraschung kam auch direkt was, aber falls ich Melkerin werden sollte, muss ich schon sehr sehr zeitig in den Stahl, wenn die Milch pünktlich auf dem Tisch stehen soll.

Wer Milch zum Frühstück will... - La Estiria

Wer Milch zum Frühstück will… – La Estiria

Nachdem wir dann sämtliche Babytiere auf der Farm einmal gedrückt hatten, ging es wieder aufs Pferd zu einem weiteren Ausritt über die Ländereien.

Spanferkel?! - La Estiria

Spanferkel?! – La Estiria

Hundefreund - La Estiria

Hundefreund – La Estiria

Am Abend mussten dann die Eier für den nächsten Tag von den Hühnern stibitzt werden. Meine Ausbeute waren 15 Eier!

Selbst gesammelte frische Eier - La Estiria

Selbst gesammelte frische Eier – La Estiria

Am nächsten Morgen riefen wieder unsere Gauchoaufgaben. Erst ging es zum Melken, nach dem Frühstück mussten die Kühe auf eine andere Koppel getrieben werden, dann ritten wir das Land ab und schauten ob alles okay ist. Wir halfen einem eingeklemmten Lamm und nachdem wir unsere Pferde abgesattelt hatten, hatten wir uns einen Abstecher zum Grill verdient!

Mittagessen ist fertig -  La Estiria

Mittagessen ist fertig – La Estiria

Unsere Reitkünste und viele süße Tiere könnt ihr euch hier ansehen:

Mit dem Bus ging es dann zu unserem letzten Stop in Uruguay – Colonia del Sacramento.

Mit der Gründung im Jahr 1680 qualifiziert sich dieses kleine Städtchen zur ältesten Stadt in Uruguay und wegen seiner schönen Altstadt wurde sogar die Unesco darauf aufmerksam und stellte es 1995 unter Schutz.

Oldtimer - Colonia

Oldtimer – Colonia

Am Abend folgten wir unserem Vorsatz immer lokales Bier zu trinken. Wir gingen in eine Craft Brewery, die 15 unterschiedliche Biere braut und tranken uns durch das Ale Angebot. Damit vernichteten wir auch unsere verbliebenen uruguayischen Pesos. Was interessiert uns heute der Hunger von Morgen?! 😉

Bierverkostung - Colonia

Bierverkostung – Colonia

Nachdem wir das Hostelfrühstück maximal geplündert hatten, schlenderten wir durch die Altstadt.

Immer Obacht geben - Colonia

Immer Obacht geben – Colonia

Es ging vorbei am Leuchtturm, am alten Stadttor und durch die berühmte Calle de los Suspiros, mit den schönen alten restaurierten Häusern.

Tony in der Calle de los Suspiros - Colonia

Tony in der Calle de los Suspiros – Colonia

Halb fünf verließen wir dann Uruguay und nahmen die Fähre nach Buenos Aires.

Da starteten am nächsten Morgen mit einer Walking Tour über einige der wichtigsten Plätze der Stadt. Die Tour endete mit der Besichtigung eines Friedhofes. Was als Sehenswürdigkeit etwas merkwürdig ist, aber über den Cemeterio La Recoleta, in dem teuersten Stadtteil von Buenos Aires, gibt es sogar eine geführte Tour. Er ist Ruhestätte wohlhabender und prominenter Einwohner, am bekanntesten ist wohl Evita Perón.

Friedhofsbesichtigung - Buenos Aires

Friedhofsbesichtigung – Buenos Aires

Jedoch haben nicht alle Gräber der Zeit gut getrotzt. Das Mausoleum einer ausgestorbenen Familie dient heute als Toilettenhäuschen – Toilettenpapier hochgestapelt auf Sarkophagen.

Nachdem wir unsere Dollar wieder in Peso „getauscht“ hatten. Ging es direkt zur nächsten Tour, diesmal durch die Altstadt. Wir trafen uns vor dem Kongresspalast.

Plaza de Concreso - Buenos Aires

Plaza de Concreso – Buenos Aires

Ich könnte euch jetzt mit zahlreichem unnützen Architekturinfos langweilen, die ich jetzt zur Genüge weiß, da unser Guide Architektur studierte, aber das will ja bestimmt keiner hören.

Einen Fakt muss ich aber erzählen. Stellt euch vor, hier wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bewusst Tauben in der Innenstadt ausgesetzt. Dadurch sollte die Stadt dem Vorbild Paris noch ähnlicher werden. Mittlerweile hat man aber gemerkt, dass es „Kacke“ war und versucht die Tauben wieder los zu werden.

Was ich sagen kann, Buenos Aires ist auf jeden Fall ein Besuch wert, nicht nur wenn man eine Schwäche für Architektur hat, auch bei einer Vorliebe für gute Steaks.

Den Abend ließen wir in einem Steakrestaurant mit einer Flasche Argentinischem Malbec ausklingen. Hier kann man sowieso kein Glas Wein bestellen, die Wahl war 1/2 oder 3/4 Liter.

Wir können nie wieder Schwein essen - Buenos Aires

Wir können nie wieder Schwein essen – Buenos Aires

An unserem letzten Tag versuchten wir unsere letzten Pesos noch unters Volk zu bringen und am Abend hatte ich für uns das ‚The Argentine Experience Dinner‘ gebucht.

The Argentine Expericene - Buenos Aires

The Argentine Expericene – Buenos Aires

Um das Eis zu brechen, gab es Wein, eine Kochmütze auf und eine Schürze um. Dann wurden wir in die Geheimnisse der Empanadaherstellung eingeweiht. Eifrig bastelten wir unseren ersten Empanada mit Queso, Carne und ganz viel in Malbec eingelegten karamellisierten Zwiebeln.

Dann stand der Empanada Wettkampf an. Wir sollten den ausgefallensten Empanada kreieren – alles war erlaubt und als Kreativitätsaktivator wurde das Weinglas kontinuierlich gefüllt. Als ich Tonys verzweifelten Versuch einer Blüte sah, die vom Kellner als Vulkan gedeutet wurde, wusste ich, dass nur ich noch die Chance hatte den Sieg nach Deutschland zu holen. Und wer hängt jetzt natürlich an der Wall of Fame der Sieger-Empanadas?!

Empanada Wettkampf Siegerin - Buenos Aires

Empanada Wettkampf Siegerin – Buenos Aires

Dann gab es endlich DAS beste Steak von Buenos Aires, wie es von der Crew beschrieben wurde. Jeder kann sich sicher diese unmenschliche Aufgabe vorstellen, sich einmal durch sämtliche Rinderzüchter des Landes probieren zu müssen 😉

A Punto - Buenos Aires

A Punto – Buenos Aires

Und es war wirklich gut!

Dann wurden wir in das heiligste der argentinischen Kultur eingeführt. Wie trinke ich den Mate Tee richtig? Es ist schon ein sehr gewöhnungsbedürftiger Geschmack und so bitter, dass wir doch lieber wieder zu Gebäck mit Dulche de Leche umgestiegen sind. Es was ein wirklich gelungener letzter Abend unserer Reise.

Am nächsten Tag fuhren wir gegen Mittag mit dem öffentlichen Bus für 50 Cent zum Flughafen, wo wir dann in die Business Lounge eincheckten 😉

Ob wir in den Flieger nach Deutschland eingestiegen sind, oder ob ich Tony doch noch für eine zweite Runde überreden konnte?! Wartet auf den allerletzten Eintrag!

PS: Viele weitere Bilder gibt es in den Alben zu Brasilien, Uruguay und Argentinien.

Berauschend schön – Iguazú

Argentinien hat mir direkt gut gefallen, denn meine kriminelle Seite konnte hier fabelhaft aufblühen. Ich bin nämlich eine kleine Schmugglerin! Kein Koks oder was ihr denkt, sondern ein Kilo Chia Samen für die Gesundheit. Der Agriculture Einreiseschein hatte nämlich eigentlich was dagegen, aber mutig kreuzte ich überall „Nein“ an. Sollen sie es doch erstmal finden!

Am Gepackband schnüffelte bereits der Agriculture Hund rum, aber der schien nicht auf Chia spezialisiert gewesen zu sein. Dann nochmal Koffer scannen – die letzte Hürde für mein Chia und mich! Bisschen den Herren am Monitor abgelenkt und zack war ich durch – erfolgreich geschmuggelt 😀

Alle mit denen wir über Argentinien sprachen, empfahlen uns US Dollar mitzunehmen und im Land zu „tauschen“. Ich dachte, das wird so wie man es kennt, dass man zu einer Oma in der Wechselstube geht und mit Geld und Beleg herausgeht. Nein, so war das hier nicht! In Buenos Aires geht man zu zwielichtigen Gestalten, die auf der Straße rumstehen und verhandelt über den Kurs. Einigt man sich, geht man in eine Ecke oder einen Hauseingang und tauscht.

In meinem Lebenslauf kann ich jetzt also Chiaschmugglerin und Schwarzmarktgeldtauscherin hinzufügen 😉

Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger nach Iguazú. Wir hätten auch wieder einen 20-Stunden-Bus nehmen können oder halt 20€ mehr ausgeben für einen Flug. Nach unserer letzten Buserfahrung fiel uns die Entscheidung nicht schwer!

Erste Atlantiksichtung auf der Reise - Buones Aires

Erste Atlantiksichtung auf der Reise – Buones Aires

Ihr musstet während der Reise ja eine Menge kleine Wasserfälle über euch ergehen lassen (ich auch 😉 ), aber am Ende gab es endlich mal stattlich fallendes Wasser.

Tosender Lärm, feiner Sprühnebel wohin man sah – wir mussten da gewesen sein. Auf einer Länge von mehr als 2,7 Kilometer stürzt das Wasser inmitten des Urwaldes bis zu 80 Meter in die Tiefe. Damit zählen die Wasserfälle in Iguazú zu den größten der Welt – breiter als die Victoria-Fälle und höher als die berühmten Niagara-Fälle!

Erster Anblick - Iguazú

Erster Anblick – Iguazú

Es wurde gesagt, dass es sich um 20 größere und 255 kleinere Wasserfälle handelt und die hinabstürzende Wassermenge schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s. Da es die letzten 15 Tage geregnet hatte, gehen wir mal vom oberen Bereich aus.

Tony ganz nah dran - Iguazú

Tony ganz nah dran – Iguazú

Am erstem Tag besuchten wir den argentinischen Nationalpark, hier kann man mehrere Wege ablaufen um den Fällen so richtig nah zu kommen. Iguazú ist indianisch und bedeutet so viel wie „großes Wasser“, eine außerordentlich treffende Beschreibung.

Vor den Faellen - Iguazú

Vor den Faellen – Iguazú

Wir wollten unbedingt mit einem Speedboot bis ganz nah an die Fälle fahren, jedoch war es wegen dem vielen Wasser zu gefährlich und die Boote sind nicht gefahren.

Also fuhren wir mit dem Parkzug zum Garganta del Diablo. Die Hauptattraktion des Parks – der «Teufelsschlund», eine etwa 700 Meter lange und 150 Meter breite U-förmige Schlucht.

Wo kommt das Wasser nur her? - Iguazú

Wo kommt das Wasser nur her? – Iguazú

Es gibt wie immer mehrere Entstehungsgeschichten. In der Eingeborenen-Mythologie sind die Wasserfälle das Ergebnis eines Eifersuchtsdramas: Der Gott Mboi verliebte sich in die Häuptlingstochter Naipú. Diese wies ihn zurück und floh mit ihrem Geliebten in einem Kanu flussaufwärts. Der zornige Gott ließ daraufhin das Flussbett des Río Iguazú einbrechen und schuf so die mächtigsten Wasserfälle der Welt. Das Kanu der Häuptlingstochter kenterte, sie ertrank, und Mboi bannte ihre Seele in einen Felsen am Fuße des Wasserfalles, ihr Geliebter verwandelte sich daraufhin in einen Baum am Ufer des Teufelsschlundes, wo er diesen Felsen für immer im Auge behielt. Alternativ könnten sie auch durch tektonische Verschiebungen der Kontinentalplatte vor Millionen von Jahren entstanden sein, aber wer will sowas schon hören?!

Vom Äffchen begrüßt - Iguazú

Vom Äffchen begrüßt – Iguazú

Am nächsten Tag ging es auf die brasilianische Seite. Zwar befinden sich 80% der Wasserfälle auf der argentinischen Seite, aber den besten Blick gibt es von Brasilien. Um die Sache noch zu krönen hatte ich ein Zimmer im einzigen Hotel im Nationalpark reserviert, weil wir wissen ja „Lage, Lage, Lage…“

Es war ein nettes fünf Sterne Hotel im Kolonialstil mit allem was das Herz begehrte.

Endlich wieder ein richtiges Bett - Iguazú

Endlich wieder ein richtiges Bett – Iguazú

5 Sterne Bad - Iguazú

5 Sterne Bad – Iguazú

Aber bevor wir uns in unserem Luxushotel verwöhnen lassen wollten, hieß es erstmal Safari. Es ging durch den Jungle, indem derzeit wirklich wilde Pumas leben (aber keinen gesichtet) bis runter zum Wasser. Regenponcho und Schwimmweste übergezogen und ab ins Boot.

Man muss den Poncho nur zu tragen wissen - Iguazú

Man muss den Poncho nur zu tragen wissen – Iguazú

Es sah so aus als ob wir durch den Regenbogen gefahren wären und dann ging es gefühlt direkt in den Wasserfall, man war sofort klitschnass. Zum Glück war es nicht kalt und man trocknete bereits beim Laufen.

Natürlich hat Kamerakind Tony wieder alles festgehalten:

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen wir im beheizten Pool.

Anbaden auf brasilianisch im beheizten Pool - Iguazú

Anbaden auf brasilianisch im beheizten Pool – Iguazú

Eigentlich wollten wir nicht zu Abend im Hotel essen, doch als Tony „Brasilianisches BBQ“ gehört hatte, war jeder Vorsatz über Bord geworfen. Gegen acht Uhr hatten wir uns fein rausgeputzt (soweit man das als Backpacker in einem fünf Sterne Hotel so sagen kann) und begannen zu schlemmen.

Kleine Essensauswahl - Iguazú

Kleine Essensauswahl – Iguazú

Es war jeden Centino wert und wir aßen bis uns der Bauch wehtat. Den Abend ließen wir in der Bar bei einem Passionsfrucht Caipirinha ausklingen.

Ein Absacker in der Bar passte noch rein - Iguazú

Ein Absacker in der Bar passte noch rein – Iguazú

Vor dem Frühstück nutzen wir unsere Chance vor den anderen Touristen die Fälle zu betrachten und ganz allein den Weg am Rand langzugehen und uns ein bisschen Appetit fürs Frühstück zu erlaufen.

Vor allen anderen Touristen da - Iguazú

Vor allen anderen Touristen da – Iguazú

So ein kleiner Frühstückssekt in der brasilianischen Sonne weckte dann doch zum Glück jeden Lebensgeist und wir genossen ein exzellentes Frühstück.

Sonntagmorgen gehört sich ein Sektfrühstück - Iguazú

Sonntagmorgen gehört sich ein Sektfrühstück – Iguazú

Dann hieß es Abschied nehmen und wir mussten den Bademantel wieder gegen den Backpackerrucksack tauschen. Aber die Belmond Hotelkette gibt es auf ja auf der ganzen Welt, das wäre vielleicht eine nette Idee für eine nächste Weltreise 😉

Zum Abschluss besuchten wir den Vogelpark der sich nur auf der anderen Straßenseite befand. Von einer deutschen Tierärztin mit ihrem Mann gegründet um gefährdete Arten zu schützen.

Ab in den Vogelpark - Iguazú

Ab in den Vogelpark – Iguazú

Wir hatten am Vortag bereits einen Tukan in der Wildnis (wenn man die Einfahrt unseres Hotels so nennen kann) gesehen. Hier konnten wir sie jedoch etwas näher beobachten.

Tukan-Wissen des Tages: Die nicht isolierte Oberfläche des Schnabel dient zur Kontrolle des Wärmehaushaltes, indem die Blutzufuhr zum Schnabel je nach Umgebungstemperatur verringert oder erhöht wird, bei hohen Außentemperaturen führt er überschüssige Körperwärme ab.

Der Haribo...Ähm Tukanvogel - Iguazú

Der Haribo…Ähm Tukanvogel – Iguazú

Ein weiteres Highlight war die Fütterung bei den Aras, was zu großer Aufregung führte und wildem Herumgeflatter! Der ein oder andere verschätzte sich und steifte mir am Kopf.

Fütterung bei den Aras - Iguazú

Fütterung bei den Aras – Iguazú

Unseren ornithologischen Nachmittag als Video gibt es hier:

Am Abend setzten wir uns dann in den Nacbtbus nach Florianopolis – diesmal wieder auf einen nummerierten Sitzplatz!