Es bleibt spannend – Namibia

Als um 6 Uhr die Sonne endlich aufging, sprang ich aus dem Bett und begann das ganze Dorf (diese eine Straße) abzulaufen. Ich schaute in einige verdutzte Gesichter: „Was macht dieses weiße Mädchen nur in unserem Dorf?!“, doch weit und breit keine Tankstelle. Da sich mehrere Herren noch sehr freundlich um mich scharrten, beschloss ich zügig zu Toyo und Tony zurückzugehen. 

Wir beschlossen, da es bergab ging, ToYo durchs Dorf rollen zu lassen. Wir passierten den Dorfverrückten, der auf die Frage, wo es hier Diesel gibt, antwortete wir sollen ihm was beim Bäcker kaufen. Ich beschloss eine Dame im Bademantel und Zigarettchen im „Vorgarten“ anzusprechen. Diese rief in der dubiosen Tankstelle an, doch heute gab es nur Benzin. Dann wählte sie eine andere Nummer und mein Afrikans ist nicht gut, aber „okay“ bedeutet „okay“ 🤪 Ich versicherte auch nur 10 Liter für den Weg in die nächste Stadt zu brauchen und der Deal war gemacht (sogar zum normalen Preis 0,89€/l). Es wurde ein vorbeifahrender Herr auf dem Rad  angehalten, der uns dort hinbringt und so rollten wir zu unserer Rettung.

Danke für eure Hilfe

Zum Glück verlangte niemand von uns, dass wir an dem Schlauch zum Abziehen saugen müssten.

Wir dankten und ließen ein großzügiges Trinkgeld da und gaben unserem Navigator das Frühstück aus.

Unser erster wirklicher Stop an dem Tag war der Hardap Damm, wir suchten uns einen schönen Spot am Wasser und stärkten uns.

Hier wird gefrühstückt

Um dieses Stausee war auch noch ein off-road Track, den Tony natürlich unbedingt fahren wollte. 

Wir fanden leider nur wenig Tiere und machten am Viewpoint einen Stop und bemerkten, wie müde wir waren. Wir wollten einen kleinen Powernap machen, doch schon nach fünf min ohne Klimaanlage war es brütend heiß, sodass wir weiterfahren mussten. PM

Das nächste Ziel war Windhoek, davon trennten uns noch 260km und beschlossen, dass jeder 45min fährt und der andere in der Zeit schlafen darf und so schafften wir es zum Backpacker Hostel in Windhoek. Wir legten uns an den Pool und nutzten die Gelegenheit all unsere Wäsche waschen zu lassen. Es war zu verlockend und die Buschwaschmaschine heben wir uns für später auf.

Am nächsten Morgen ging es ausgeschlafen zur Free walking Tour. Wir waren mal wieder die einzigen. Verstehe ich gar nicht, dass Sonntag früh um 9 Uhr noch nicht so ein Andrang ist?!

Deutsche Kirche, wir wurden gut empfange n

Erster Stop war die deutsche Kirche – Steine aus Namibia, Marmor aus Italien und alles andere Made in Germany. Da es opSonntag kurz vor 10 Uhr war, begannen die Vorbereitungen zum Gottesdienst, doch für den „Besuch aus Deutschland“ wurde eine Ausnahme gemacht und wir durften schnell reinschauen.

Danach ging es zum Parlamentsgebäude und ein Schnelldurchritt durch die namibische Geschichte und den Weg in die Unabhängigkeit.

Die Herren zur Unabhängigkeit

Wusstet ihr, dass Namibia eine super hohe Wahlbeteiligung hat >90%! Ich fragte, wie das logistisch umgesetzt wird in all den abgelegenen Orten, dort kommt dann das mobile Wahlbüro hin. 

Weiter ging es zu den Überresten der deutschen Kolonialzeit mit einem Denkmal am ehemaligen Konzentraionslager, ja das hatten die Deutschen leider hier auch schon etabliert, als sich die Herero und San gegen die Fremdherrschaft aufbäumten wurden sie hier eingesperrt. Circa 80.000 Herero wurden in dieser Zeit getötet.

Denkmal zum Völkermord

Wir sind hier bisher keinem Groll gegen Deutsche begegnet und nehmen die Namibier als sehr freundliches Volk wahr. 

Danach schlenderten wir durch die gewohnt sonntäglichen leeren Straßen, aber die Mall hatte geöffnet und so nutzten wir die Gelegenheit eines klimatisierten Gebäudes. Geshoppt wurde nur für Tony, er suchte sich eine neue längere Grillzange aus und einen (ich ziehen ihn damit auf) Hocker, den er benutzen möchte, wenn er Luft wieder in die Reifen füllt – er wird alt.

Heute sollte der Kocher kalt bleiben, wollten wir schließlich das Großstadtleben (~400.000 Einwohner) auskosten. Es zog uns ins Joes Bierhouse – eine Institution für Einheimische und Touristen.

Kudu, Zebra und Springbock

So fanden Kudu, Springbock und Zebra auf unseren Teller und es war sehr lecker. Wir tauschten uns mit anderen natürlich Deutschen aus, die gerade angekommen waren, waren wir nach zwei Wochen doch schon „alte Hasen“ und glänzten mit unseren Kenntnissen zu lokalen Getränken.🤪

Doch der Grund für unseren Stop in Windhoek war der Werkstatttermin bei Auto Repair Etzold (Partnerwerkstatt von Tom). Gegen 8 Uhr rollten wir auf die Hebebühne und es wurde die defekte Pumpe vom Zusatztank gewechselt und die 10.000 Kilometerdurchsicht gemacht – Ölfilter wechseln, abschmieren (da presst man neues Fett in bewegte Teile, damit alles wieder gut geschmiert ist) und ToYo wurde für die Weiterreise gut zureden.

Alles begutachtet

Da der Tag schon etwas vorangeschritten war, rollten wir nur noch bis zu den heißen Quellen in Gross Barmen (60km), mal wieder waren wir allein, nur ein paar Springböcke standen auf der Campsite.

Allein im Spa

Es zog uns weiter in den Norden und so las ich von den Felsenmalereien auf der Ameid Farm. Die Farmchefin begrüßte uns natürlich auf deutsch und warnte uns in der Mittagssonne die Wanderung anzutreten. Unser erster Halt war deshalb für ein spätes Frühstück die Bulls Party. 

Morgenwalk

So gestärkt ging es dick mit Sonnencreme eingeschmiert und 2 Liter Wasser los, obwohl es nur 1,5km waren, waren wir in der Höhle komplett durchgeschwitzt, aber der Ausblick hat sich gelohnt.

Felsenmalerei

In namibischen Verhältnissen, befindet sich „direkt daneben“ die Spitzkoppe – 1728m hoch, das Matterhorn von Namibia. Hier is die Entstehung ganz spannend und erklärt das spezielle Aussehen dieser Gegend.

Spitzkoppe mit Campsite

Während der Kontinentalverschiebung (vor ca. 70 Millionen Jahren) sind Magmamassen in den alten Gesteinssockel eingedrungen. Im Zuge der Erosion wurde diese Granit-Intrusionen später freigelegt und bilden heute dieses Gebirge. 

Der Weg führte uns zum Bushmanns Paradies und wie sollte es auch anders sein, hier brauchte man natürlich einen Guide, der die Hand mal wieder aufhielt. Es ging einen steilen Berg an einer Metallkette entlang nach oben, wie wir dann erfuhren, wieder aus der deutschen Kolonialszeit, da es ihnen zu beschwerlich war den Umweg herum zu gehen, legten sie dieses “Geländer” an. Wir waren froh, dass es da war.

Alter deutscher Weg

Die Buschmänner legten auf der Suche nach Wasser bis zu 80km zurück und hatten nicht wie wir einen Kompressorkühlschrank und genug Wasser für unterwegs dabei, aber es gab ein Trick. Wir stoppten an einem Gebüsch und hier sollte jeder den Samen aus der trockenen Blüte herausschälen, diesen Samen legten sich die Buschmänner unter die Zuge, da es den Speichelfluss anregt und sie so keinen trockenen Mund bekommen. Bei mir hat es geholfen.

Aufmerksam zuhören

Dann endlich die Felsenmalereien – eine Art WhatsApp Gruppe für Buschmänner. Hier an strategischen Orten wurden Jagdszenen dargestellt – als Info hier könnt ihr gut jagen. Ein weißes Nashorn was nach links schaut, bedeutet in dieser Richtung gibt es Wasser, aber weit weg. Ein schwarzes Nashorn – Wasser ist ganz nah. Denn das weiße Nashorn riecht das Wasser über weiter Entfernungen und folgt ihm. 

Jagende Buschmänner

Wir wunderten uns über halbfertige Giraffenabbildungen, dies wurde schnell erklärt. Die Zeichner rauchten während der Zeremonien für Jagdglück und Regen den „Poo“ vom Nashorn, dass davor für Menschen giftige Blätter gefressen hat und das berauscht wohl und deshalb haben sie beim Malen öfters vergessen, was sie eigentlich malen wollten…

Unser Nachlager schlugen wir an Campsite 11 auf – best Sunset Camp. Eigentlich wollten wir heute kein Fleisch essen, aber dieses schöne Setting verlangte nach einem Grillabend. 

Sunset

Die Sonne gab auch ihr bestes und ging pünktlich unter und nur noch einige Klippschliefer und Erdhörnchen versammelten sich neben uns als weiter Zuschauer. 

Am Morgen kletterten wir dann etwas rum und fanden noch den ein oder anderen Stein.

Steinbrücke

Die Steine stehen zwar glatt aus, aber nach all dem Geklettert fühlte es sich eher an wie eine Fußreflexzonenmassage.

Zur allgemeinen Stimmung im Auto kann man bis jetzt sagen sehr ausgelassen. Es gibt hier keinen Radioempfang, da wir das geahnt hatten, haben wir uns diverse Playlists und Alben aufs Handy geladen – die musikalische Untermalung unseres Roadtrip ist speziell – Toten Hosen werden von Miley Cyrus und Flogging Molly von David Guetta abgelöst. Wünsche dürfen natürlich abgegeben werden.

On the road

Nächster Stop auf unserem Weg in den Norden war der Brandberg, durch die Metallverbindungen in der obersten Gesteinsschicht, sieht der Berg wie verbrannt aus, da das Gestein von einer schwarzen Oxydationsschicht überzogen ist.

Brandberg

Wir machten nur eine kleine Wanderung einen ausgetrockneten Wasserfall entlang, mussten uns aber erneut der Hitze geschlagen geben.  

Ein Nachtrag zur ersten Woche – Tony betont bei jeder neuen Tiersichtung stolz, dass er die erste Stabheuschrecke gesehen hat. Zur Erklärung, wenn man ein Tier, weil man es eben nicht gesehen hat, unbeabsichtigt anuriniert und es durch Flucht versucht sein Leben zu retten, ist das keine lobenswerte Tiersichtung. 🤪

Prinzipiell werde ich immer skeptisch, wenn Tony sich für die Routenplanung interessiert und anfängt zu recherchieren, das bedeutet meist, dass für ToYo und mich harte Zeiten anstehen. Es sollte also in den entlegensten Nordosten des Landes gehen – dem Mariental inklusive dem Van Zyl´s Pass, beschrieben als der härteste Pass im südlichen Afrika. Ich war nicht so begeistert und wir einigten uns erstmal den Palmwag Track – 100km durchs Nirgendwo zu machen. Im letzten Dorf mit Tankstelle und Supermarkt, deckten wir uns erstmal mit allem Lebensnotwendigkeiten ein und planten die Route – checkten in drei unterschiedlichen Medien die Tankstellen und machten einen Essensplan.

Dann ging es los in das Palmwag Schutzgebiet, hier sollen 70% der letzten freigebenden Nashörner zu finden sein, daneben noch Elefanten, Giraffen und Antilopen.

Palmwag offroad Strecke

Tony und ich empfanden den Weg als nicht so anspruchsvoll, sodass dann direkt die Entscheidung getroffen wurde, dass auch der Van Zyl´s Pass gefahren wird. 

Unser Nachtlager schlugen wir mittig auf der Wegstrecke des Tracks auf. Die letzte Bewertung vor zwei Wochen beinhaltete, dass man hier nachts die Löwen rufen hört. Wir beschlossen, deshalb noch im Hellen zu essen und den Abend auf dem Dach ausklingen zu lassen.

Unser Camp ohne alles

Wir hörten nachts leider nichts, oder wir schliefen zu tief.

Der Rest des Tracks führte durch das Honaib Flussbett. Spannender Fun Fact aus dem Reiseführer mit rotem Aurufezeichen versehen – gefährliche Wüstenelefanten, die schon das ein oder andere Auto zertrampelt haben, nicht aussteigen! Vielleicht sollten wir wirklich anfangen, mehr voraus zu lesen. 

So frühstückten wir ganz vernünftig auf dem Dach am Wasserloch, doch außer vielen Vögeln nichts zu sehen. Wir folgten dann der Elefanten Poo Spur und fanden viele Elefantenspuren im Sand. Fährtenleser Tony stieg aus schaute in den Sand und war sich sicher, dass wir ihnen dicht auf den Fersen sind.

Die Vegetation wurde immer dichter und plötzlich sah ich ein Elefantenohr im Schilf wedeln. Natürlich war auch gerade jetzt der Weg matschig und uneben, sodass wir nicht so einfach zurückkonnten, als plötzlich vier Elefanten in dieser engen Passage auf uns zu liefen.

Elefanten überall

 Der junge Bulle begann mit den Ohren du wedeln, wir waren uns unsicher ob als Kühlfunktion oder als erste Drohgebärde.

Wir stellten den Motor ab und ergaben uns erneut unseren Schicksal, sie kamen immer näher voran die Elefantenkuh.

Umzingelt

Ob wir die Umzinglung der Elefanten heil überstanden haben, oder ob wir auch als zertrampeltes Auto enden, natürlich im nächsten Blog.

Die Neumitglieder einer Elefantenfamilie 

Tony&Juli

Going south – Namibia

Wie sicher alle gemerkt haben, habe ich meinen Insektenangriff gut überstanden. Ich denke es war nur eine Ameise. Der Rest der Nacht gestaltete sich unauffällig.

Am Morgen ließ uns die Lodgebesitzerin auf ihren 4×4 Trail. Wir mussten ihr aber versprechen, dass wir das zu gefährliche Stück auslassen. Tony nickte, doch ich wusste, dass er es deshalb erst recht fahren will. Wir ließen Luft von den Reifen und los ging es – anfangs durch trockene sandige Flussbetten und dann in die steinige Hochebene.

Off-road Juli am Steuer

Dann wäre der Umkehrpunkt gewesen, es gab eine erneute Abstimmung, ob weitergefahren wird. Ergebnis 50:50 und wieder rollten wir weiter und es ging direkt mit einer steilen steinigen Abfahrt los. Ich gab zu bedenken, dass wir das auch wieder hoch müssen, wenn wir umdrehen. Dieses Problem wurde an Zukunfts-Tony und Zukunfts-Juli vertagt. 

Nach einem einfachen Stück in der Ebene kam dann ein Pass mit Höhensprüngen von bis zu 60cm und selbst Tony (mit all seiner YouTube Erfahrung) sah ein, dass wir umdrehen mussten. So mussten wir dieses steile Stück wieder bergauf. Wir liebäugelten direkt mit einem stabilen Baum für die Seilwinde. Doch erstmal bauten wir die schlimmsten Steinstufen mit Steinen zu kleinen Rampen. Alles skorpionsicher, da diese ja bekanntlich gerne unter Steinen hocken – ich schupste die Steine erst um, um zu sehen ob einer darunter sitzt.

Man beachte rechts im Bild meine Steinrampe

Allrad + Untersetzung + hintere Differentialsperre mit durchdrehenden Reifen und viel Staub, aber es funktionierte.

Wirkt auf dem Bild nicht so steil, war es aber

Nach all der Aufregung musste eine Erholung her. Wir kehrten in die Neuras Winery ein und machten ein Weintasting. Es fing mit einem Rosé an und ich setzte all meine Hoffnung auf ihn, doch habt ihr schon einmal einen im Eichenfass gereiften Rosé getrunken – sehr speziell. Die Roten waren da schon runder vom Geschmack und einer fand den Weg in unser Autoweinlager.

Danach ging es weiter nach Süden in den Namibrand Nationalpark und hier ist der Weg das eigentliche Erlebnis – menschenleere Weiten auf der einen Seite die Namibwüste auf der anderen Straßenseite die Tirasbergkette – D707 eine Straße, die man einmal gefahren sein sollte.

Zwischen Wüste und Berge

Wir fanden eine Campsite und waren durch unsere ersten Fladenbrotergebnisse so motiviert, dass wir es direkt erneut versuchten – diesmal ohne Backmischung. Ich hatte in einem kleinen Store auf dem Weg Mehl gekauft (kleinste Tüte waren 2,5kg!!!) und so rührte ich Mehl, Trockenhefe, Wasser, Öl und etwas Salz zusammen, die Gehzeit wurde aus aktueller Hungersituation wegrationalisiert und so landeten die Fladen auf dem Rost. 

Ich denke unser Ergebnis konnte sich sehen und vor allem duften lassen, denn es lockte Besucher an.

Der Dieb – ein neugieriger Schakal

Am morgen wollten wir einen kleinen Morgenwalk machen, doch dieser artete mal wieder in eine 8km Wanderung ohne Wasser aus, sodass wir dann aber guten Appetit auf das Frühstück hatten. Unterwegs fanden wir Antilopen, Wildpferde, Kudus und Mongoose.

Der Weg war das Ziel

Danach zog es uns erneut an den Ozean unser Stop war Lüderitz – doch es war Sonntag und so wirkte es wie eine Geisterstadt. Wir fanden nur ein offenes Restaurant, aber es erfüllte all unsere Ansprüche – frisches Seafood. Es gab Austern und dann Languste – beides sehr lecker. Als dann ein Reisebus mit deutschen Touristen hielt, ergriffen wir schnell die Flucht.

Wir essen regional und saisonal

Wir waren auf der Suche nach einem Schlafplatz und ich hatte die Halbinsel mit Dias Cross Point auserkoren. Hier war Bartolomeus Dias 1488 auf seiner Suche nach der Umrundung der Südspitze Afrikas angelandet und hatte, wie man das so macht, wenn man als erster irgendwo anlandet, das Revier markiert.

Schnell weiter – zu windig

Es war so windig und kalt, dass wir entschieden, diese salzige Luft ist sicher nicht gut für ToYo und dass wir lieber wieder in die Stadt fahren – natürlich nur wegen dem Auto 😉

Fällt euch auf, dass sich Lüderitz sehr deutsch anhört? Richtig Adolf Lüderitz (Bremer Kaufmann) erwarb 1883 diese Bucht vom ortsansässigen Häuptling, doch er betrug den Häuptling – für 10.000 Reichsmark und 260 Gewehre wurde die Bucht im Umkreis von 5 Meilen abgekauft. Der Häuptling ging von den damals gebräuchlichen englischen Meilen (1,6km) aus, doch Lüderitz forderte geografische Meilen (7,4km). Der Protest der Einwohner verlief im Sande und so verlor der Häuptling ein Großteil seines Stammesgebietes – nur eines der Beispiel der unangemessenen deutschen Kolonialzeit…

Wir schauten bei dem Wind den Sunset im Auto. Als es dann dunkel war, wollten wir umparken und bemerkten, dass unser Abblendlicht und die Lazer Zusatzscheinwerfer nicht funktionieren. Es ging nur das Tagfahrlicht und das Rücklicht. Mit unseren letzten mobilen Daten recherchierten wir mögliche Ursachen – Sicherung, Relais, Lichtmaschine?

Am nächsten Morgen teste Tony die Sicherungen und leider waren die alle in Ordnung. Leider, weil dann muss das Problem größer sein. Wir schrieben einem erfahrenen Landcruiser Overlander, den wir in Sossusvlei kennen gelernt hatten und wie es der Zufall wollte, waren diese Schweizer Landcruiser Fahrer ebenfalls gerade in Lüderitz und hatten auch ein Elektroproblem. Wir trafen uns in Udos Werkstatt. 

Zwei Toyota mit Elektronikproblem

Udo ein Namibiadeutscher schaute sich beide Autos an und kam auch zu dem Schluss, dass er uns mal lieber zum Elektriker bringt. So verbrachten wir den Vormittag auf dem Hinterhof einer Werkstatt und nahmen da auch unser Frühstück zu uns.

Erschreckend finde ich, dass immer erstmal alles schlimmer aussieht, wenn Verkleidungen und Co abmontiert werden um an die kaputten Dinge ranzukommen.

Es sieht immer schlimmer aus

Aber das kaputte Relais (für die Automechanikerneulinge unter uns, ist das ein, so habe ich es zumindest verstanden, ein durch Strom betriebener, fernbetätigter Schalter). Er hatte nur ein allgemeines Relais da und kein spezielles von Toyota, aber wir nahmen alles was wir bekommen konnten – es funktioniert sehr gut. So ging es zur Kasse notfallmäßige 2,5h Arbeitszeit mit Relaiswechsel – 28€, ich habe keine Ahnung, aber denke, dass das ein fairer Preis ist, oder?

Unser eigentlicher Tagesplan beinhaltete die Geisterstadt Kolmannskuppe. Beim Bau der Eisenbahnstrecke nach Lüderitz 1908 fand ein Arbeiter einen ungewöhnlich aussehenden Stein und zeigte ihn seinem deutschen Arbeitgeber. Dieser erkannte den Stein als einen Diamanten und so entwickelte sich in Kolmannskuppe eine reiche deutsche Siedlung. Anfangs konnten die Diamanten einfach vom Boden aufgelesen werden, hunderte von Arbeitern krochen auf den Knien herum und sammelten Diamenten ein – wie verrückt ist das.

ToYo traut sich in die Geisterstadt

Das kleine Museum zeigt, wie dann auch zügig versucht wurde die Diamanten zu schmuggeln – in der Schuhsohle, an eine Brieftaube gebunden oder mit Pfeilen aus dem Gebiet geschossen.

Er muss immer baden

Wir erkundeten, dass alte Krankenhaus und das Arzthaus – was soll ich sagen – wer auf Sand im Wohnzimmer steht. Es ist schon skurril, wenn in dieser Umgebung alles deutsch beschriftet ist.

Arzthaus und Krankenhaus besichtigt

Danach trafen wir uns mit dem Schweizer Landcruiser in der Bucht, sie hatten 30 Austern frisch vom Austernbauern (nennt man den so?) gekauft. Ein YouTube Video später waren wir Experten im Austern öffnen mit einem einfachen Messer. Zitrone und ein Prosecco machte den Nachmittag perfekt.

Frische Austern am Meer selfmade geöffnet

Da wir in eine Richtung wollten, beschlossen wir, nachdem uns unser Werkstattaufenthalt zusammen geschweißt hat eine temporäre Reisegruppe zu werden. Wir konnten noch so viel von ihnen lernen, da sie schon seit über vier Jahren in dem Landcruiser unterwegs sind.

Am nächsten Morgen führte uns der Weg zum Oranje den Grenzfluss nach Südafrika. Oranjemund, das Städtchen wo der Oranje in den Atlantik mündet, hatte außer einem windigen Strand nicht so viel zu bieten.

Kleiner Stop in Oranjemund

Als wir wieder aufbrachen, wollten wir Diesel vom Zusatztank in den Haupttank pumpen, bemerkten aber, dass sich nichts tat. 

Ups, was ist da schon wieder?!

Tony jetzt bereits Experte im Sicherungen durchmessen, stellte erneut wieder fest, dass es wieder nicht an der Sicherung liegt. Wir stellten direkt eine Verbindung zu Tom her – mit dem Ergebnis – wir sollen mit dem Haupttank nach Windhoek fahren und dort uns in der Partnerwerkstatt eine neue Pumpe einbauen lassen, die liege dann dort für uns bereit – danke für die tolle und schnelle Hilfe.

Es führte jedoch dazu, dass wir eine Excel Tabelle anlegten mit allem was kaput geht während der Reise, wir hoffen aber noch, dass sie nicht weiter gepflegt werden muss. 

Die Fahrt führte uns weiter am Oranje entlang, der sogar endlich einmal Wasser führt im Vergleich zu den vielen Trockenflüssen. Sogar soviel, dass sich hier in Aussenkehr ein riesiges Tafeltraubenanbaugebiet entwickelt hat, was 20.000 Menschen beschäftigt. 

Der Oranje führt sogar Wasser

Unser Ziel waren aber nicht die Trauben, sondern ein 4×4 Trail. Jetzt wo wir eine Gang von zwei Autos waren, könnte man sich ja zur Not gegenseitig aus dem Schlamassel ziehen. Den Schlüssel für das Tor holte man sich (wo auch anders) im Spar Supermarkt im Dorf, erhält eine handgezeichnete Karte und los geht es.

Beginn des 4×4 Trail im Canyon

Die Strecke war super abwechslungsreich – steile Canyon, steinige Steinstufen, die Millimeter für Millimeter entlang rangiert  wurden, weite Ebenen und endete mit einem Blick über die Obstfelder.

Blick übers Tal

Die Jungs meinten, dass die abgelassene Reifenluft ausgenutzt werden muss und da passte es, dass ein ausgewaschenes Flussbett zu einer Düne führte.

Sandfahrübung mit Expertenanleitung!

Kaffeepause auf der Düne

Für den Abend hatten die Mädels die heißen Quellen von Ai Ais rausgesucht und so erholten sich die geschundenen und staubigen Körper im Pool.

In der heißen Quelle entspannen – wie so oft ganz allein

Wusstet ihr, dass hier in Namibia der zweitgrößte Canyon der Welt ist – Fish River Canyon – 160km Länge, bis zu 27km Breite und bis zu 550m Tiefe.

Fish River Canyon

Leider darf man ab November keine Wanderungen mehr in den Canyon unternehmen, da im Sommer die Temperaturen über 50Grad im Canyongrund erreichen können und es somit einfach zu gefährlich ist.

Leider zu hot für Hiking

So konnten wir nur die Canyonkante mit ToYo entlangfahren.

Dann eben nur von oben

Unser letztes Nachtlager als Gang schlugen wir erstmals (für uns) komplett wild am Nautedamm Stausee auf. Wir stellten uns mit Blick aufs Wasser auf und machten ein letztes gemeinsames Lagerfeuer.

Wilde Nacht

Als Tony plötzlich, als er zum Auto ging (ohne Lampe in FlipFlops), „Schlange und die faucht mich an“ rief, machte sich allgemeine Unruhe gepaart mit Neugier breit.

Vielleicht zu wild

Wir beschlossen alle einstimmig, dass diese Wüstenhornviper (laut Google giftig, aber Mutti keine Angst nicht tödlich) lieber die Nacht wo anders verbringt, so wurde sie mit dem Spaten ins Hinterland verwiesen (natürlich ganz tierfreundlich nur etwas geschupst und mit genug kleinen Verschnaufpausen).

Erneut wurden die internen Sicherheitsstufen erhöht – es darf nur noch mit Licht im Dunkel rumgelaufen werden und die Türen werden geschlossen.

Glaubt es oder nicht, aber ich musste in dieser Nacht nicht Pipi.

Am Morgen ging es wieder allein weiter – erster Stop war der Köcherbaumwald.

Köcherbaumwald

Der Name rührt daher, dass die San (hier ansässige Tribe) die Äste aushöhlte und als Köcher für ihre Pfeile nutzten. 

Um die heiße Mittagssonne zu umgehen, traf es sich, dass wir noch einen kleinen Off-road Trail fanden, der auch nicht zu anspruchsvoll aber voller Klippschliefer war.

ToYo schafft alle Strecken

Unser weitere Plan war die kurze Besteigung des Brukkaros Krater als Nachmittagsaktivität. Das klappte auch noch sehr gut, doch die Zeit verging schneller als gedacht und die Sonne begann weiter zu sinken.

Schnelle Kraterbesteigung

Die Idee im Dorf beim Krater zu tanken erledigte sich, weil die „Tankstelle“ bereits ab 18 Uhr geschlossen war. Also entschlossen wir uns weiter ins Dorf Gibeon zu fahren (hier war laut Reisefüher und App eine Campsite und eine Tankstelle sein sollten – also alles was wir brauchten). Unsere Tanknadel bewegte sich nach all den off-road Strecken zügig Richtung Ende. Der Weg ins Dorf führte durch kleine, sehr sandige Straßen und deshalb auch zu höherem Dieselverbrauch. Hinzu kam, dass die Sonne untergegangen war und wir versuchten einen Mittelweg zwischen dieselsparender Fahrweise und zügig im Hellen anzukommen. Rückblickend ging beides schief, wir kamen mit seit >40km leuchtender Tanzanzeige im stockdunkeln in Gibeon an. 1. Schock, wo wir eine Tankstelle vermuteten war nichts außer Ruinen. 2. Schock die Campsite war genauso dunkel und verlassen. Wir hatten Angst jeden Meter liegen zu bleiben und beschlossen, dass hinter der Kirche ein „sicherer“ Platz sei. Ich hoffte, dass man einfach nicht hinter der Kirche überfallen wird – das macht man doch nicht auf dem Hof Gottes. Wir beschlossen kein Licht anzumachen um kein Aufsehen zu erregen, Tony lief kurz mit der Taschenlampe die Gegend ab, Abendbrot wurde aus Sicherheitsgründen gestrichen (Tony forderte ein Bier und ein Würstchen ein), Schlüssel steckte in der Zündung für möglichen Blitzstart. 

Es war eine schreckliche Nacht, aber vor allem weil unzählige Mücken ins Auto kamen. Wir haben eine elektrische Insektenklatsche, die wirklich jedes Getier weggebruzelt (unter normalen Umständen macht es wirklich Spaß), aber es waren zu viele bzw. mussten sie irgendwo reingekommen sein. Tony war regelrecht besessen und sprang halbstündlich durchs Auto und versuchte sie zu erwischen. Ich resignierte, sah mich eh schon lebenslang ohne Diesel hinter dieser Kirche in der Mückenhölle leben…

Ob wir jemals dieses Dorf verlassen haben – natürlich im nächsten Blog. 

Bis dahin – Eure hinter der Kirche hockenden

Tony & Juli

Das Abenteuer beginnt – Namibia

Nun war es endlich soweit. Alle Hürden waren genommen, das Auto hat es sicher nach Namibia geschafft, alle Versicherungen wurden auf Afrika geupgraded, sämtliche Impfungen wurden in uns appliziert (Tony hat endlich seine Meningokokken erhalten), die Wohnung ist untervermietet und die Taschen sind gepackt. So ging es gewohnt nach einem Nachtdienst (ja auch bei vier Monaten zählt bei „Adam/Cramme – Reisen“ jeder Tag) Freitagnachmittag zum BER. Ohne Probleme checkten wir ein und alle Dokumente zur Einreise waren vollständig. So ging es über Frankfurt nach Windhoek. Es soll Turbulenzen gegeben haben – komplett verschlafen! Und dann war es soweit, es wurde ein Arzt ausgerufen. Tony war viel aufgeregter als ich und es waren schon zwei andere Ärzte in der Bordtoilette. Ich hätte doch so gern auch mal in den Notfallkoffer von Lufthansa geguckt.

In den frühen Morgenstunden landeten wir bei 30°C und wolkenfreiem Himmel in Windhoek. Man wurde mit einer Wärmebildkamera abgescannt, zeigte seinen negativen Covid-PCR Test und erhielt einen Einreisestempel.

Unser erster Stop war die Onjala Lodge (bei einem Freund von Tom). Perfekt zum Ankommen, wir entspannten am Pool mit Blick über das offene Land, tasteten uns an die lokalen Brauereierzeugnisse heran und probierten Kudu.

Erstmal ankommen – Onjala Lodge

Wir hatten uns natürlich noch keine detaillierten Gedanken gemacht, wie wir nach Walvis Bay (ca. 450km) kommen. Doch wie so oft ergab sich etwas. Wir besprachen unser Anliegen nicht an der Rezeption sondern mit dem Barmann und der wusste, dass der Koch zusammen mit seinem Bruder, der ebenfalls gerade zu Gast war, auch zurück nach Walvis Bay wollte und so wurde bei mehreren Runden Schnaps (Springbok und Bushbaby) die Mitfahrgelegenheit besiegelt.

Am Sonntag machten wir einen 14km Buschwalk durch die Ländereien des Onjala Lodge und fanden die ersten Kudus, Zebras, Strauße, Warzenschweine und Paviane. Jetzt waren wir in Afrika angekommen.

Pumba gefunden und meine Tier-Selfie Leidenschaft wiederentdeckt Onjala Lodge
Leider das einzige Kudu Männchen, welches wir gefunden haben – Onjala Lodge

Dann ging es über Windhoek drei weitere Stunden mit unserem Neu-Freund Richard nach Walvis Bay.

Wir bezahlten die Tankrechnung, haben ihm ein großzügiges Trinkgeld gegeben und er setzte uns bei unserem Spediteur Eddie ab. Und von dort ging es direkt in die Lagerhalle zu unserem ToYo. Er berichtete, dass er nochmal versucht hatte ihn zu starten weiter ohne Erfolg.

Tony, weiter voller Vertrauen in ToYo, stieg ein und versuchte ihn zu starten – natürlich nichts! Was hatte er auch gedacht, dass die magischen Siemenshände zaubern können?! Plan B: Mechaniker Adam holte das noch eingeschweißte Multimeter (so ein Ding womit man messen kann, ob irgendwo Strom fließt) raus und stellte fest, dass die Starterbatterie tot ist, aber die andere war okay und hinten im Auto hatten wir Strom – leben wir jetzt vier Monate in dieser Lagerhalle?! Eddie gab uns Starthilfe und er sprang an, die nächsten vier Stunden ließen wir ihn durchlaufen, sicher war sicher.

Wir räumten schnell provisorisch ein und packten die Dachbox wieder auf Dach. Wie bekommen wir das Ersatzrad (ca. 45kg) aufs Dach? Ich ich blickte mich kurz hilflos um, machte auf schwaches kleines Mädchen und mir wurde geholfen.

Direkt nach der Tankstelle (Verschiffung nur mit leerem Tank) war unser nächster Halt die Bosch „Diesel Electrics“ Werkstatt. Auch fachmännisches Durchmessen ergab eine defekte Starterbatterie. 60 min später und einem wiedergefunden zwischenzeitlich verlorenem Kabel war eine neue Bosch Batterie eingebaut und ToYo schnurrte wie ein Kätzchen, naja Tiger!

Wir kehrten auf dem einzigen Campingplatz in Walvis Bay ein, putzen, füllten Wasser auf, verstauten alles und kochten direkt Notfallnudeln mit Pesto. Was für ein erster Tag mit ToYo in Namibia.

Nun wo diese Kleinigkeit wie Auto starten geregelt waren, konnte am nächsten Tag endlich eine Aktivität gemacht werde – Kayaking mit Robben. Wir fuhren vorbei an riesigen Salzfeldern zum Pelikan Point. Man stieg in „wasserfeste“ Sachen und ab ging es ins Kayak.

Mineralreiche Salzbecken

Dann hieß es 1,5h vorbei an mehreren Robbenkolonien paddeln. Die neugierigen trauten sich sogar bis ans Kayak. Wir sollten sie rufen um uns interessanter zu machen. Es endet damit, dass Tony und ich Robbenlaute imitierend durch die Kolonien trieben. Ich bin froh, dass es keine Tonbilder gibt 😉

Wasserfest gemacht

Als kleine Zugabe schwamm noch eine Delphinschule unter uns durch, hunderte Flamingos starten über uns und die Schakalfamilie zeigte das erste mal den Nachwuchs.

Zwischen den Robben

Unseren Nachmittag ließen wir in Swakopmund ausklingen und planten unsere weitere Reise. Das gelang besonders gut in der örtlichen Brauerei.

Erstmal erholen

Nach einem Strandspaziergang genossen wir in den Sunset bei frischen Austern und danach gab es lecker Fish&Chips.

Vielleicht hatte ich für den nächsten Tag direkt eine weitere Aktivität auf den Plan gesetzt – Living Desert Adventure. Es ging mit einem älteren leicht kauzigen Herren mit Safarihut und Schlangenstock in die Wüste. Er holte mich direkt ab, als es erstmal Wüstenunterricht gab.

Unser Wüstenlehrer

Tony sagt, dass ich euch den Wüstenunterricht ersparen soll, aber kurz: Mit aus dem Inland angewehten Pflanzenteilen fängt alles an, die frisst der Käfer, der legt Eier, die zu Larven werden, die werden von Spinnen und Gekkos gefressen, die werden dann von Schlangen und Vögeln gefressen und die werden vom Schakal gefressen – Circle of Life und so.

Wir waren also auf der Suche nach den „Little Five“ und hier unser best of 4/5 Little Fives.

4/5 Little Fives nur das Chamäleon fehlt

Ich hätte ihm noch Stunden zuhören können und mit ihm Spuren lesen können.

Überall Sand

Danach war Tony der Überzeugung, dass er sich jetzt eine Aktivität wünschen darf – Off-road fahren in der Düne.

Er hat mich schon ein bisschen ausgesetzt

Also ging es zur Düne 7, Luft wurde bis auf 1-1,2bar abgelassen und los ging es. Es lief auch anfangs überraschend gut, doch dann wurde er unaufmerksam bzw. übermütig.

Sowas kommt von sowas

Aus einem „ach ich setzte nur ein Stück zurück und dann schaffen wir das”, wurde ein „Ok, wir stecken noch tiefer im Sand“ und es kam der Moment der Sandbleche, da wir unmotiviert waren die Schaufel auszupacken, versuchten wir es bei dem schönen Sand mit den Händen.

Und so klappte unsere Selbstbergung im ersten Versuch und wir waren schon echt stolz auf uns.

Danach rollten wir in den Namib-Naukluft Nationalpark nach Süden in die absolute Einsamkeit ins Camp Homeb. Es war ein Grillplatz und ein Loch im Boden als Toilette am ausgetrockneten Flussufer – also genau nach unserem Geschmack.

Grillen klappt hier sehr gut

Hier konnten wir endlich unseren Grill einweihen und auch das funktionierte. Feuerholz hatte Tony schon bei Spar gekauft und feierte sich wie ein Mann Feuer gemacht zu haben. Auf der noch heißen Glut vom Vorabend war das aber auch nicht so schwer…

Wir haben uns extra eine namibische SIM Card fürs Handy gekauft, angeblich das beste Netz und fast überall im Land Empfang (hmm… dann waren wir wohl bisher nur im “fast überall” unterwegs). Als Backup Navigierung haben die Offline App Tracks4Africa, die zeigte uns eine Off-road Straße im Flussbett entlang. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und ignorierten das „No Entry”-Schild und rollten los. Es ging auch sehr lange sehr gut. Doch dann kam unser Endgegner – eine Monsterdünenauffahrt, die selbst Tony Respekt einflößte. Unsere Tanknadel war unter halb voll, Zusatztank leer und keine Aussicht auf Hilfe. So entschieden wir uns umzudrehen und fanden einen weiteren Abzweig.

Straße?

Wie im Off-road Kurs gelernt liefen wir zusammen (um nicht nur Tonys “ich habe da ein YouTube Video gesehen, die anderen fahren viel krassere Strecken”-Meinung zu haben) die Strecke ab und danach wollte ich umdrehen und Tony wollte es versuchen. Also probierten wir es ;-). Wir bauten kleine Steinrampen an den steilen Punkten, analysierten die beste Fahrspur und los.

Nachdem wir kleine Steinstufen entfernt hatten

Wir haben es mit etwas Kupplungsgestank geschafft und waren sehr stolz auf unseren ToYo. Danach stärkten wir uns am Kuiseb-Canyon Viewpoint und ließen ToYo sich etwas erholen.

Gucken ob alles gut ist

Dann dachten wir uns – sicher nur noch zurück zur “größeren” Straße mit Aussicht auf eine Tankstelle. Kurz geschnattert waren wir nach einem Blick auf unsere App nicht mehr auf dem Weg (vielleicht sollte ich nochmal den Ausdruck Weg beschreiben: Das sieht wie ein Trampelpfad durch die Steppe aus, die in alle Richtungen gleich aussieht). Das verunsicherte uns noch nicht so sehr und umdrehen wollten wir auch nicht, da dass GPS Signal grob in die richtige Richtung zeigte. Erste Zweifel kamen auf, als wir feststellten, dass unsere beiden Kompasse im Handy in 180° unterschiedliche Richtung Norden anzeigten. Also fuhren wir „nach Gefühl” und kamen zum Glück auf die richtige Straße. Stimmung im Auto war die ganze Zeit gut, da genug Bier und Wasser kühl lagerte.

Unser Ziel war Sossusvlei, bekannt als der Ort mit den höchsten Sanddünen der Welt. Am Eingang des Nationalparks musste wir dem Ranger versprechen, dass wir im losen Sand fahren können und uns nicht festfahren – Challenge excepted.

Hat sich gelohnt

Es ging durch sehr hohen losen Sand zwischen den Dünen entlang. Unser Ziel war Dead Vlei – nach einem Kilometer per pedes durch den Sand, waren wir allein in dieser unwirklichen Umgebung.

So genossen wir den Sunset und ließen den Abend schon wieder bei Notfallnudeln mit Pesto ausklingen (auch in Namibia gelingt es uns nicht vorausschauend einzukaufen und zehren ziemlich an unseren Vorräten, das kann nur besser werden).

Am nächsten Tag stand Wandern auf dem Tagesplan der Namib-Naukluft Nationalpark hatte eine kurze Waterkloof Wanderung (4km mit natürlichen Pools – Wasser in der Wüste!) und eine 10km Olive Tree Wanderung im Angebot. Wir begannen (rückblickend fragen wir uns warum?) mit der Waterkloof Wanderung und badeten ganz allein in dem sehr erfrischenden Pool.

Die Poolwanderung

Dann, ich möchte es eher also unüberlegte Kurzschlussreaktion bezeichnen, da wir davon ausgegangen waren ein Teil der Olive Tree Wanderung Off-road fahren zu können, liefen in der Mittagssonne mit 4l Wasser und Sonnenschutz 50 (dreilagig) los. Es ging natürlich direkt mit einem steilen Anstieg zum Bergkamm los (meine Stimmung verhält sich bekannterweise indirekt proportional zum Steigungswinkel).

War eher ein Klettersteig

Ich teilte unser Wasser streng ein (falle nicht mehr drauf rein, wenn „wir“ einen Schluck Wasser trinken, gehe ich immer leer aus am Ende) alle 2km durfte man 0,5l trinken.

Der versprochene schattige Canyon war zur Mittagszeit natürlich auch nicht so schattig. Und dann stand nur noch die Überquerung des „Wasserfalls“ an, dazu musste man sich an einer nicht gerade vertrauenserweckenden Kette entlanghangeln.

Mein Bild sieht nicht so athletisch aus

Ich weiß nicht was schlimmer gewesen wäre, am Stein abzurutschen oder in diese Restwasserpfütze zu fallen, aber alles easy geschafft.

Danach ging auf eine nette Campsite mit urigen Bad in/um einen Baum. Wir versuchten uns daran Fladenbrot im Dutch Oven backen – okay ist war eine Ikea Backmischung, aber sehr sehr gut. Wir ließen den Abend mit Bier und Cider unter dem Sternenhimmel ausklingen.

Unser Nachtlager

Und dann passierte es! Irgendetwas war in meinem Getränk und verbiss und stach mich in die Zunge! Ich spuckte alles aus und warf sofort eine Anti-Allergie Tablette ein. Tony reist in ärztlicher Begleitung, aber wer rettet mich?

Ob ich allergisch war und diese Insektenattacke überlebt habe, lest ihn im nächsten Blog.

Die Oberlander Tony&Juli

Letzte Übungen – Frankreich, Monaco, Italien, Schweiz

Überall wurde man vor Südfrankreich gewarnt, dass hier jeder Camper aufgebrochen und ausgeräumt wird. Also suchten wir uns einen Bezahlparkplatz am Hafen von Nizza und erhöhten die Sicherheitsstufen im Auto. Alle elektrischen Geräte wurden im Geheimfach weggeschlossen, vielleicht hat Tony darin auch meine Nike Air gefunden, aber man weiß ja nie, was es für geschmackvolle Diebe gibt.🤪 Danach haben wir die Vordertüren mit einem Spanngurt verzurrt und sind über die Heckklappe raus. 

So fühlten wir uns sicher für unsere Sightseeingtour. 

Erste Eindrücke von Nizza

Wir entschieden uns spontan zur Free Walking Tour und bereuten es auch nicht. Es ging vorbei an den Klassikern, gab viele kleine Stadtgeschichten (wir kennen jetzt eine verrückte Diebesgeschichte, die erzähle ich wann anders) und das Lieblingsrestaurant von Ex-Präsidenten Sarkozy.

Sonnigste Stadt des Landes, da brauch man auch eine schöne Promenade

Am nächsten Morgen rollten wir dann nach Monaco und waren wohl deutlich zeitiger unterwegs als der normale Monegasse. Zu erst schauten wir, ob der Fürst zu Hause war, die Flagge war gehisst, also war die Grimaldifamilie zuhause.

In Monaco ist auch outdoor Maskenpflicht und deshalb wollten wir es uns mit dem Fürsten nicht verscherzen

Danach ging er am Hafen entlang zum Casino. Wir kamen nur sehr schleppend voran, weil Tony an jedem „Auto“ stehen blieb. Ferrari, Lamborgini, Bugatti und so weiter waren alle dabei.

Ich wäre gerne länger geblieben

Nach einem erfrischenden Bad im Meer, ließen wir unseren Monaco Abstecher bei einem Champagner auf einer Rooftop Terrasse ausklingen. Und ja es war sicher das teuerste Corona was wir je hatten (10€😱).

Chin Chin

Danach rollten wir weiter, aber auch unser Auto wurde in Monaco mehrmals fotografiert.

Nach unserer Monacodiät fuhren wir an der Küstenstraße nach Osten auf Pizzasuche. Doch unser Nahrungsaufnahmerhythmus überschneidete sich nicht mit dem italienischen Pizzaofen. So schlugen wir den Weg in Richtung Ligurische Kammstraße ein. Auch im Gebirge – Restaurantmittagspausen bis 19Uhr. Wir waren kurz davor auf dem Sportplatz im Dorf unseren Kocher aufzustellen.  Nach einem Dorfspaziergang entschieden wir uns für die einzig logische Lösung. Wir kehrten in die Dorfkneipe ein und bestellten Hauswein.

19:30 hatten wir dann endlich eine Speisekarte in der Hand und es war trotz größtem Hunger sehr lecker.

Der Hunger war so groß und dann war es auch noch so lecker, oder waren es nur die drei Runden Hauswein

Natürlich ging es dann im Dunkeln auf Nachtlagersuche. Wir fuhren in Ligurische Kammstraße und testeten unsere Scheinwerfer auf den ersten Serpentinen.

Licht kann er

Am nächsten Morgen rollten wir los und frühstücken mitten im Kammbereich. Dabei stellten wir fest, dass wir kein Wasser mehr hatten. 

kurzes Stehfrühstück

Wir machten einen kleinen Schnüffeltest aneinander, bemerkten die Wäscheberge im Auto und beschlossen, dass wir Wasser brauchen.

Als dann endlich ein Bergbrunnen Tonys hohen Ansprüchen genügt hat, konnten wir Wasser nachfüllen. Ich kletterte aufs Dach und holte unsere Gießkanne.

Mühsam, aber auch ein kleines Workout

So machten wir uns auf den Kamm weiter zu bezwingen. Das hatten scheinbar auch andere vor! Wir mussten stoppen, weil ein Fiat Panda 4×4 liegen geblieben war und die Jungs hatten nur Kabelbinder dabei.

Werkstatt JuTo hat eröffnet

Tony öffnete endlich seine Werkzeugtasche und war stolz, dass es eingeweiht wird. Ich hoffe, dass wir unsere Werkzeug nur für andere brauchen. In der Zeit der Reparatur waren wir gefühlt für die vorbeikommenden Motorräder eine gutgelegende Kompressorstation.

Am Ende der Kammstraße trafen wir alte Bekannte wieder und bauten ein kleines deutsches Camp auf.

Auf der ligurischen Kammstraße unterwegs

Aber bevor es zum spaßigen Teil übergeben konnte, musste die Wäsche aufgehangen werden und wir testeten unsere Safariferngläsern – naja eine Gämse ist noch kein Nashorn, aber ein Anfang.

Das bisschen Haushalt macht sich von allein…

Ich hatte mich eine letzten Offroad Strecke bequatschen lassen – Maria Stura Kammstraße mit Monte Bellino.

Was wollen die Italiener einem wohl sagen, wenn eine Absperrung auf dem Weg steht?!🤪 Da die leicht zu verrückten war, passierten wir und stellten sie wieder ordentlich hin, wollen ja nicht, dass andere auf eine gesperrte Straße fahren.

Am Abgrund entlang

Vorteil war, dass wir allein da oben waren bis auf ein paar Murmeltiere und einem Rüsselkäferforscher. Wo finde ich nur immer solche Typen🤓

Gipfelfoto im Nebel, aber wir waren wirklich die einzigen
Wir sind auch gut getarnt

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Turin und gönnten uns ein italienisches Frühstück.

Italienisches Frühstück in Turin

Doch wir hatten noch einen Termin – Canyoning im Aostatal.

Warum ich als erstes musste, weiß auch wieder keiner

Ich denke es versteht sich von selbst, dass  es wieder eine Diskussion gab, welchen Schwierigkeitsgrad wir machen – leider gab es „nur“ die sportliche Variante und wegen Wasserstand nicht die Expertenroute.

Er hat irgendwas von Körperspannung und halte die Arme am Körper gesagt, für den Unterhaltungswert zeige ich mein Foto,

22m Wasserfall abseilen, Sprung von Felsen (ich denke, dass ich von mindestens 7m gesprungen bin), Wasserrutschen (und nicht von der lustigen bunten Art) 

Und danach gab es endlich eine italienische Pizza.

Endlich Pizza

Am nächsten Tag fuhren wir über den Bernhard Kamm in die Schweiz. Um uns die Beine zu vertreten stoppten wir in Gstaad – ein edles Dörfchen.

Wanderweg über der Stadt
Die neue Camping Kollektion war noch nicht da

Danach waren wir mit unserem Weltreisefreunden in einer Hütte im Nirgendwo verabredet. Wir hatten uns in Italien mit frischen Ravioli, Büffelmorzarella und Wein eingedeckt und so wurden wir bereits erwartet.

Feuerschale eingeweiht und endlich unser Brennholz verbraucht

Unseren leichten Kater vertrieben wir am nächsten Morgen mit einer (angekündigt) kleinen Wanderung. Es ging zum am Ende 9,5km und über 500 Höhenmeter.

Gipfelfoto

Nach einer schnellen Rehydration machten wir uns auf den Weg nach Deutschland, wir mussten am Abend in Markt Bibart bei Toms Fahrzeugtechnik sein für den letzten Check up vor dem Verschiffen.

Wanderbelohnungs-Getränk

Wir wurden erwartet und Freitagmorgen um 8 Uhr standen wir ins er Werkstatt und es ging los.

 

Letzter Check up bei Tom in Markt Bibart

Wassertank reinigen und vorbereiten für Verschiffung, Sicherungen checken, Standheizung neustarten, letzte Expertentipps für die Differentialsperren

Und nachdem wir eine Fettpresse zum Abschied bekommen hatten, war unser nächster Stop Ikea für letzte Einrichtungsdinge. 

Danach ging es nach Wittenberg. Nachdem wir im lutherischen Wald uns im Matsch festgefahren hatten und der Matsch bis aufs Dach geschleudert wurde, ging es in die Waschanlage.

Ich dachte, dass jetzt auch noch die Seilwinde eingeweiht wird

Scheinbar ist es eine typische Pärchenaktivität Samstagnachmittag gemeinsam das Auto zu waschen – richtige Horrorvorstellung. Glaub unser Auto wird immer dreckig sein🤪

Ich habe das schon mit Körpereinsatz gemacht

Eine weitere Bewährungsprobe bahnte sich an, denn unser rechter Hinterreifen verlor langsam ein bisschen Luft. Selbst uns war bewusst, dass das nicht vielleicht nicht die beste Ausgangssituation für Namibia ist. Ein Blick von mir Luchsauge und ich fand den Nagel im Reifen, ein YouTube Video später und schon bohrte Tony den Reifen auf.

Er hat in den Reifen gebohrt

Bis jetzt hält die Luft!

Am Montag habe ich den kleinen nach der Säuberung und Umpackung für vorerst das letzte mal in den Hanger gebracht.

Jetzt heißt es hoffen, dass das Carnet de Passage rechtzeitig fertig wird und dann geht es nach Hamburg zum Spediteur.

Wir werden berichten, ob es klappt. Bleibt genauso gespannt wie wir.

Tony + Juli

Off-road Übungen – Frankreich, Italien

Es ging zum Col du Joly, wir wollten mit Aussicht frühstücken, da sich unser Nachtlager als riesiger Komposthaufen herausgestellte – so ist es eben als Overlander, wenn es wegen Gewitter mal wieder schnell gehen muss…

Frühstück gerettet

Obwohl Tony doch eher ein klassischer Camper ist. Er will bei jedem kleinsten Snack stets die Campingstühle rausholen und wie ein Rentner vor dem Auto sitzen! Fehlt nur der Teppich und Gartenzwerg…

Aber schön ist es hier wirklich
Weiter geht es

Natürlich unternahmen wir auch eine kleine Wanderung, die dann wieder in alter Tony-Manier um einen Gipfel erweitert wurde. Doch ich zog die Linkshändertagkarte (ja am 13. August ist internationaler Linkshändertag, schande über jeden, der es vergessen hat🤪) und konnte mich so um den letzten Anstieg drücken.

Kontakt mit den Locals

So schleppten wir uns zurück zum Auto und entschieden uns um Zeit und Weg zu sparen, dafür durch den Mont Blanc Tunnel zu fahren.

Der kostet 62€ – dafür hatte ich hohe Erwartungen. Doch er enttäuschte – bissel schmuddelig, bissel Baustelle.

Doch er führte ins schnell ins Aosta Tal – Rafting stand am nächsten Tag auf dem Tagesplan. 

Ich ließ mich zur Schwierigkeit IV* von Tony bequatschen, doch ein bissel mulmig war mir. Es ging in die langen Neos (Wassertemperatur 4 Grad) und dann zum Briefing, wir waren die einzigen Nicht-Italiener. Ich befürchtete sofort Manövierfehler mit Kentern durch Sprachbarriere! 

Noch war es ruhiges Gewässer

Es ging los und es wurde nur noch „Avanti“ (vorwärts paddeln) gebrüllt. Wir sind nie gekentert und es war überhaupt nicht schlimm…

Dann wurde es etwas wilder

Take home messages – afrikanische Rafting Stufe IV im Nil (letztes Jahr in Uganda) sind um Welten krasser als europäische IV!

Danach ging es zum Monte Belvedere. Luft wurde abgelassen, Untersetzungsgetriebe rein und wir fuhren schwarze Skipisten hoch.

Es war eine schwarze Piste

Die Worte unseres Offroad Trainings wie wie ein Mantra im Kopf „Vertrau deinem Auto. Der bringt dich da hoch!“. So ging es bergauf. Ich hatte eine Hand am Sicherheitsgriff und die umstehenden Kühe sprangen zur Seite.

Easy hochgeschafft mit Toyo

Und so kann man sehr gut einen Nachmittag im Skigebiet verbringen. Unser Apré Ski (Apré Road?) nahmen wir auf der anderen Hangseite im Wald ein. Tony wollte ganz männlich Feuer machen, doch ich durchschaute ihn, nutzte er doch wirklich die alte heiße Glut aus der Feuerstelle. Hätte nur noch gefehlt, dass er so tut, als ob er das Feuer mit seinem Brillenglas entzündet hat 🤪 Selbst Brennholz lag in Griffweite. Als dann ein (ich will nicht sagen) richtiger Mann kam, der mit einer Klappsäge loszog und gefühlt einen Baum hinter sich her zog, entschied sich Tony, dass mit dem Feuer nochmal zu üben.

Gemütliches Nachtlager

Neuer Tag neue Stecke – Col de l’Iseran mit Sonntagsfrühstück auf 2700 Höhenmetern. Das mit dem Wasser kochen in der Höhe muss ich euch ja nicht mehr erklären.

Man sieht meine Gänsehaut

Danach ging es zum Col de Sommeiller – einer DER Tracks, den man in den Westalpen gefahren sein muss.

Nachmittags nur wir

Unser nicht vorhandenes Zeitmanagement verschaffte uns einen einsamen Gipfel mit Gletscher.

Ich bin am rechten Bildrand auf dem Restgletscher unterwegs

Aus Zugigkeitsgründen verlagerten wir das Nachtlager ins Tal an einen Fluss.

Lässt es sich aushalten

Nach all dem Autofahren setzte ich eine Morgenwanderung an. Totales Eigentor 500 Höhenmeter und 2h später waren wir erst zurück, aber außer unzähligen Murmeltieren waren wir allein.

Der Sonnenstrahl ist ja wohl genau richtig

Kennt ihr dass, wenn jemand sagt, dass er da eine Abkürzung gefunden hat?! Wir versuchten über eine „Abkürzung“ zum Forte Jafferau (next Must Drive Track) zu gelangen. Tonys Abkürzung war ein Wanderweg (kein Problem für Toyo), aber viele erzürnte Italiener und Verbotsschilder ließen uns dann doch umkehren.

Auch die wiederholten Warnungen, dass der Jafferau nur am Mittwoch und Samstag zu befahren ist (heute ist Montag) ließen Tony nicht abhalten. Erst das Strafgeld und mein genervter Blick ließen uns die Route zur Assietta Kammstraße korrigieren.

Assietta ✔️

Krasse enge Serpentinen als Anfahrt, aber dann schöne Kammstraße. Wir schlugen unser Nachtlager auf halben Weg bei einer jungen deutschen Familien mit VW T4 Synchro Bus auf. 

Wir brauchen keine Unterlegkeile, wir bauen uns jetzt eine Rampe aus Steinen

Doch als die Sonne untergegangen war, war es verrückt kalt und windig, sodass wir beschlossen, dass erste mal unten im Auto zu schlafen – Test bestanden.

Dann ging es endlich zum Fort Jafferau, ihr ahnt es – Must-Drive Track mit einem Tunnel (Länge Tunnel 500m, Keine Ausweichstelle) 

Frontscheinwerfer ✔️

Wir standen zeitig auf um möglichst allein zu sein und auf dem Fort zu frühstücken.

Na wer sieht unseren Kleinen?

Danach stand mal wieder ein kleiner Stadtbesuch an und Embrun bescherte uns einen netten Nachmittag und die Essensvorräte wurden aufgefüllt.

Unser Nachlager schlugen wir erneut mit der Familie von der Assietta am Fluss auf.

Tony musste unbedingt noch im Flussbett spielen gehen, Ähm üben 🤪

Vielleicht haben drei von vier im Fluss sich gewaschen und eine Person hinter dem Auto mit warmen Wasser🤭

Einen hatten wir am nächsten Tag noch von den Must-Drive Tracks – Col de Papillon wieder mit Tunnel!

Geschafft, zum Glück nie Gegenverkehr

Anspruchsvolle Anfahrt und der angebliche so gefährliche Tunnel war bei uns ganz zahm.

Manchmal tut er mir schon leid, muss er mit uns durch jede Pfütze

Dann rollten wir nur noch bis kurz vor Nizza. Ich fand einen Spot über der Stadt mit dieser Aussicht – Prädikat schlafbar! 

Ob wir nach all der Wildnis das mondäne Leben der Cote dAzur überstanden haben?  Genau im nächsten Blog.

Gute Nacht

Tony + Juli 

Roadtrip in den Alpen – Österreich, Lichtenstein, Schweiz

Endlich ging es los. Ich hatte wie immer vor dem Urlaub noch einmal Dienst. Tony holte das Auto aus dem Hanger und war für das Einpacken zuständig. Wir waren beide überzeugt, dass das schief gehen wird, deshalb meine Vorbereitungen🤪

Ich habe mein bestes gegeben, aber manche Dinge suchen wir immer noch

So ging es Freitagmorgen Richtung Süden und ich durfte bis Höhe Nürnberg noch etwas schlafen.

Unser erster Stop war bei München bei Tonys Cousin. Danke für Speis und Trank, aber die kleine medizinische Einlage hätten wir uns sparen können.

Es gab zum Wein Marshmallows vom Feuer

Am nächsten Morgen stand der erste Grenzübertritt bevor – es ging nach Österreich. Hier erwartete uns Tonys Wasserspringerfreund am Achensee. Ich wurde mit einem kleinen Seespaziergang dort hingelockt, doch da das Wetter den nächsten Tag schlecht werden sollte, zogen wir unsere geplante größere Wanderung vor und ich musste dann direkt 1100 Höhenmeter hoch…

Wir sprangen in die Wanderschuhe und packten einen Keks und Notfallwürstchen (natürlich Veggi) ein und ohne mögliche Proteste ging es schon los.

Ich überdenke die Reisegruppe ernsthaft

Es war ein wirklich schöner Weg, wenn er nicht so steil gewesen wäre. Tony zeigte erste Home Office Defizite. Es wurden erste Gerüchte laut, dass er nicht bis zum Gipfel will, weil es zu anstrengend sei. Bei einem kurzen Stopp inhalierte er förmlich die Notfallkekse.

Ich motivierte ihn, dass er sagen soll, dass wir umdrehen (hatte ich natürlich auch schon längst die Lust und Kraft zum Weiterlaufen am vorletzten Kuhfladen verloren).

Es war schon okay …. 🤪

Doch dann wurden die letzten Kraftreserven angezapft und gab es doch noch den Gipfelsturm.

Die Höhenluft

Genießen konnten wir es nicht lang, da Gewitterwolken aufzogen und so ging es fix bergab, trotzdem trafen uns schon die ersten Regentropfen.

Der nächste Tag war noch unbeständig, sodass wir unsere Besteigung der Zugspitze verschoben und diesen Tag als „Fahrtag“ nutzen. Unser Wegesstop war Schloß Neuschwanstein. Trotz fehlender Asiaten waren die nächsten Tickets erst Mitte September erhältlich, sodass wir nur einen Außenspaziergang machen konnten.

Endlich live nach meinem 3D Puzzle als Kind

Am nächsten Tag fuhren wir im Sonnenschein in das überschaubare Lichtenstein. Ich hatte für uns die angeblich beste Wanderung des Landes herausgesucht – der Fürstensteig zu den drei Schwestern.

War schon etwas gefährlich

Es ging gleich mit der Kletterei los und Tony beschwerte sich auch nicht, dass ich ihn genötigt hatte, dass er die Bergschuhe anzieht.

Wo ist der Tony?

Wir waren fast allein und konnten das gesamte Land sehen🤪

Für das erste Drohengipfelbild nicht schlecht

Danach ging es verschwitzt nach Zürich, doch hier war die Wiedersehensfreude größer als unsere muffelnde Wandersocke und wir wurden aufs herzlichste bei Jule und Nils aufgenommen und schnatterten noch die halbe Nacht.

Auf unserer Zürich to do list fehlte noch der Uegliberg (Hausberg von Zürich).

Wir wollten heute doch mal nicht schwitzen, es hat sich aber gelohnt

Standesgemäß wurde der Gipfeldurst mit einer Rivella gelöscht.

Den Abend ließen wir mit unseren Freunden an der Limmat bei einem Picknick ausklingen.

Auf dem Rückweg passierte ein typisches Jule-Juli Ereignis: Wir wollten nur einen Absacker nehmen und plötzlich lernten wir den Barchef kennen, er meinte, dass er uns unbedingt noch einen Schnaps zeigen muss und das Ende kann sich jeder ausmalen.

Never change a winning teal

Doch am nächsten Morgen wurden wieder die Wanderschuhe angezogen es ging nach Grindelwald (findet ihr nicht aus, dass es sich anhört wie ein Dorf aus Herr der Ringe? Hobbits habe ich keine gesehen, aber unsere ersten Murmeltiere).

Es ging mit der Gondel zum Männlichen (hihi, ja das ist der der Name vom Berg) zum Panoramawalk – keine Höhenmeter aber ganze Zeit Blick auf die Eiger Nordwand.

Panoramawalk

Unnützes Wissen:

Ratet wann die Erstbesteigung war… und heute ist auch der 11. August – ganz kurz regte es sich in mir auch anzugreifen, doch es scheiterte an der fehlenden Wegzehrung 🤪

Ohne Mampf kein Kampf

Dann stand der Stop bei den Vorbesitzern des Toyo (So nenne ich hier jetzt mal das Auto. Nein, wir haben noch keinen Namen, aber falls jemand einen tollen Tipp hat, sind wir offen für Vorschläge).

Wir wurden sehr herzlich empfangen, lernten Unmengen an Autotipps (habe leichte Zweifel, ob Tonys alleinige YouTube Studie über Autoreparatur ausreichend ist😬), erzählten von fernen Reisen und hatten ein super leckeres Essen.

Danke liebe Karin und Jan für diesen schönen Abend.

Und so ging die erste Woche von unseren Roadtrip, in der wir bisher nur eine Nacht im Auto geschlafen haben schon zu Ende, ob wir wirklich noch Wildnis und Offroad erleben – lest ihr nächste Woche.

Aufs Gaspedal-tretend

Juli

Familienzuwachs bei JuTo

Es war lange ruhig hier bei uns, doch wir waren nicht untätig.

In uns keimte schon seit längerem die Idee von Unabhängigkeit und Wildnis.

Letztes Jahr haben wir auf unserer Baltikumrunde einige Expeditionsmobile gesehen und da begann unsere Internetrecherche. Danach schauten wir uns zwei Mobile in Berlin an um erste Eindrücke zu sammeln. Dann vereinbarten wir einen Termin bei Tom‘s Fahrzeugtechnik.

Wir wollten nur mal gucken… Also fuhren wir mit dem kleinsten Mietwagen, den es gibt, auf Tom‘s Hof im tiefsten bayerischen Dorf. Hier erwartete uns eine Armada von Toyotas.

Eine der ersten Informationen war, dass die aktuelle Lieferzeit für einen Umbau 1,5 bis 2 Jahre sei. Unsere Pläne einer zeitnahen Reise schienen geplatzt.

Doch er hatte einen gebrauchten Worldcruiser II gerade zurückbekommen, da die Vorbesitzer aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens dieses Auto zurückgeben mussten.

Erstes Treffen

Tony kletterte in das Auto und die kleinen Kinderaugen begannen zu leuchten.

Ich versuchte ihn mit meinen Blicken zu instruieren, dass er seine Begeisterung versuchen soll zurück zu halten, zu einfach wollten wir es Tom nun auch nicht machen🤩

Wir taten so als ob wir uns beraten, setzten unser Pokerface auf und gingen in die Vertragsverhandlungen.

Zu den stahlharten Fakten:

  • Modell Toyota HZJ78
  • Baujahr 2001
  • Umbau 2017
  • Motor 1HZ (4,2l Reihensechszylinder Diesel) mit Turbo Lader – keine Angst ich weiß auch nicht, was das bedeutet, Tony souffliert mir das…
  • Allrad mit Untersetzungsgetriebe sowie Differentialsperre (vorn und hinten – Tony hat es mit erhobenen Zeigefinger erwähnt)
  • Ca. 300 Liter Diesel Tank
  • 120 Liter Wasser Tank
  • Standheizung
  • Warmwasser
Lässt sich aushalten

Ob türkischer Basar oder bayrisches Dorf – die Verhandlungen begannen. Wir schlugen eine Grundüberholung, neue Polster, Überwinterung in der Halle und die Buschwaschmaschine heraus.

Nach dem Ikea Besuch

So passierte bis nach Ostern nur etwas Papierkram und dann holten wir unseren kleinen endlich ab.

Wenn Backpacker endlich erwachsen werden

Es ging in einer kleinen Tour durch die fränkische Schweiz zu unserem „kleinen bescheidenen“ Stellplatz bei Berlin.

Natürlich haben wir keine normale Garage

Im Juni haben wir zur Vorbereitung ein Off-Road Training gemacht.

Allrad und Sperren testen

Es begann mit drei Stunden Theorie gefolgt vom Praxisteil bis die Sonne unterging. Zum Glück hat nur unser Kopf gequalmt und der kleine war nur nass.

Unsere Taufe hat er trocken überstanden

Auf dem Rückweg probierten wir das ein oder andere Zubehör aus und bis jetzt sind wir sehr sehr glücklich mit unserer Entscheidung.

Markise und Sundowner auf dem Dach ✔️
Dusche ✔️

Bleibt gespannt wie es weitergeht.

Tony & Juli on the Road 

Way back – Estland Lettland Litauen Polen

Wir haben es trocken in unsere dritte Woche des Covid-Roadtrips geschafft. Die Freude war umso größer als auch das Auto noch an seinem Platz stand (Wiese 2€ für 24h wirkten rückblickend vielleicht doch nicht ganz sooo vertrauensvoll). Dann stoppten wir kurz am Markt und deckten uns mit Pilzen – normalen Waldpilzen – ein. Unser Ziel war der Lahemaa Nationalpark -72.500 Hektar und 1971 als erster Nationalpark der Sowjetunion gegründet. 

Hätte auch noch mehr was vertragen

Wir machten eine Wanderung durch das größte Moor, trafen aber leider nicht auf die all bekannten Moorhühner. 

Trockene Füße dank Bretterweg

Hier gibt es auch Braunbären und ich las von einem Bären Trail. Dieser weckte unser Interesse. Wir waren mal wieder ganz allein und das Gelände eher dicht. Ich dachte mir, wenn man hier einen Bären sieht, ist er aber schon echt nah dran. Bei jedem Rascheln zuckten wir zusammen. Dann fanden wir das…

Luchs oder Babybär?

Wir sind uns unsicher ob es ein Babybär war oder ein Luchs, den gibt es hier nämlich auch.

Er hätte nicht einmal diesen Luchs ohne mich gesehen

Ich hätte auch verstanden, wenn der Bär es auf uns abgesehen hätte, wir deckten unseren gesamten Vitaminbedarf mit seinen Heidelbeeren, die hier wirklich überall wachsen und so lecker sind.

Auf dem Bärenweg

Dann schlugen wir das Zelt auf und die Tony Cuisine hatte geöffnet, nachdem Schnippelgehilfin Juli alles vorbereitet hatte.

Da hat er wieder gut gekocht

So gestärkt ging es zum Sunset an den Strand und wir nutzen die Gelegenheit für ein letztes Bad in der Ostsee.

Social Distancing

Am nächsten Tag ging es nach Tartu. Hier war unser erster Stop das KGB Museum. 

Bedrückendes Gefühl in KGB Zelle

Auch wieder so etwas, was man sich nur schwer vorstellen kann, mitten in der Altstadt, das KGB Gefängnis in einem Hauskeller – Zellen 0,8m² Brot nur alle drei Tage, kaltes Wasser und Schlafentzug als Folter.

Das Wetterglück hatte uns verlassen und es regnete. Haben wir beim ersten Regenschauer das Zelt im Kofferraum gelassen? Vielleicht🤪 

Wir fanden ein nettes Spa Hotel und nach einer Stärkung im Burgkeller, ließen wir den Abend im Spa ausklingen.

Im Burgkeller, aber Fisch mit Blumenkohlschäummchen

Weil wir jetzt den Nordeuropäer in uns entdeckt hatten, ging es sogar vor dem Frühstück in die Sauna und dann kamen sie wieder die Esten und schwangen die Aufgusskeule.

So konnte die Stadt erkundet werden – und es gab einiges zu sehen. 

Viel zu entdecken

Am bekanntesten ist Tartu für die küssenden Studenten.

Küssende Studenten vor der Town Hall

Dann ging es zu den Ruinen der Kathedrale. Fortschrittlich fanden wir hier, dass die Überreste der Kathedrale erweitert wurden im Zuge der Aufklärung sind sie der Universitätsbibliothek angeschlossen wurden.

Ruinen der Kathedrale

Wir verließen Estland und unser nächstes Ziel war der Gauja Nationalpark in Lettland. Hier gab es ein Sandsteinkliff zu erkunden.

Ein Junge kletterte in den Felsen und ich wusste, Tony würde es auch versuchen wollen, da hing er schon am Stein.

Da ging es noch gut

Er kam nicht weiter, in diesen Augenblick, rief der Junge ihm zu, dass es recht gefährlich ist. Tony versuchte cool zu tun, aber er rutschte ab, fiel runter, rollte über den Strand und landete fast im Wasser – da wird wohl jemand alt. Nachdem er sich den Sand aus den Haaren geklopft hatte, feierte er sich, wie elegant er doch seinen Absturz mit einer Rolle rückwärts abgefangen hatte um von seinem Scheitern abzulenken 🤪

Unser Zelt fand seinen Platz erneut am See. Da die Großwetterlage für den nächsten Tag bis Mittag Trockenheit versprach, klingelte der Wecker zeitig und wir waren die ersten und lange die einzigen zur Drei-Schlösser-Wanderung.

Castle-Hike-Castle-Hike-Castle-Hike

Dann fehlten uns 20min und wir hätten ein trockenes Zelt abbauen können, doch es gab einen Wolkenbruch. Wir saßen den Regen in Bar aus und nahmen einen Snack am Zelt zu uns und sahen ihm beim Trocknen zu.

Spiegelei auf Toast als Trocknungssnack

Ich fand einen Sowjet Bunker in der Nähe Öffnungszeiten 15-16:30! Wir kamen pünktlich am Standort laut Google, doch wir standen in einem Altersheim?! Die Dame am Empfang hat gleichzeitig auch die Ticket für den Bunker verkauft, aber es sollte 15Uhr eine Tour in Englisch geben. Man wurde ständig vertröstet, dass es gleich los geht. So war also der Sozialismus? Auf alles musste man warten! Dann ging es mit halbstündiger Verspätung los. Die Dame, die der Guide war, hatte verschlafen, weil sie in ihrem eigentlichen Job eine Nachtschicht hatte, ich war ganz bei ihr🤪

Selfie mit Lenin

Es ging 9m unter die Erde. 1968 wurde der lettische Wunsch eines Bunker in Moskau geäußert, 1982 war er fertig, dauerte einfach alles ein bisschen länger, doch dafür gab es überall russische Motivationssprüche. 

Man durfte alles anfallen

Der Bunker war für 250 Personen ausgelegt, aber an Betten wurde nicht gedacht. Eine Matratze auf dem Boden musste reichen. In der Kantine konnte auch nur Wasser gekocht werden, aber Bier hätte bei Knappheit binnen einer Stunde eingeflogen werden können. Langsam verstehe ich das glaube mit dem Sozialismus.

Die Nähe zu Riga und die Alternative im nassen Zelt zu schlafen, lockten uns erneut in die Stadt und es war wieder zauberhaft.

Wir wurden wieder schwach

Am nächsten Morgen starteten wir nach Litauen, hier stoppten wir bei dem Hill of Crosses. 

Von groß bis ganz klein alles dabei

Initial ein katholischer Wallfahrtsort, erlangte er aber während der sowjetischen Besatzung die Stellung eines politischen Symbols gegen die kommunistische Herrschaft.

So so viele Kreuze

Es wurde mehrmals versucht die Kreuze mit Bulldozern platt zu machen, doch am nächsten Morgen standen die Kreuze wieder an Ort und Stelle.

Auf unserem Weg in den Aukštaitija Nationalpark in Litauen verspürten wir Hunger und kehrten ein. Plötzlich waren wir in einer Sakotis-Bäckerei (am ehesten mit unserem Baumkuchen zu vergleichen) gelandet.

Es war dann auch sehr lecker

Wir hörten interessiert den Vortrag auf litauisch zu und kosteten dann fleißig und spülten es mit dem selbstgebrauten Kwass (aus Brotteig, soll gut für die Haare sein).

Unser Zelt schlugen wir direkt am See auf und waren wie es sich gehört für Social distancing allein.

Wieder ganz allein

Am Morgen als sich der Nebel aufgelöst hatte, sprangen wir auf die SUP’s und erkundeten den Nationalpark. Es war so erschreckend still, man hörte nur vereinzelt einen Graureiher starten.

SUPen am Morgen

Ich wollte wegen schwindender Kraft nach 1,5h umdrehen, doch Tony meinte einen Hafen auf der Karte entdeckt zu haben und lockte uns dahin unter den Vorwand, vielleicht gibt es da einen Snack! 

Hafen?!

Es stellte sich als kleiner Holzsteg mit einem Angler heraus, der uns auch äußerst überrascht und irritiert anguckte. Zum Glück hatte ich das Notfall Cider in den Drybag geworfen. So revitalisiert paddelten wir zurück.

Ein bisschen fertig

Das wir natürlich sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg Gegenwind hatten, versteht sich wohl von selbst. Die letzten Meter musste ich hockend meistern um den Wind weniger Angriffsfläche zu bieten – man kennt mein breites Kreuz 🤪

Dann lockte Hauptstadt 4 von 5 und wir rollten nach Vilnius. Leider gab es rezidivierende Regenschauer, deswegen bot sich nur eine vernünftige Option – Kneipenhopping, mit Street Art aufgepeppt. 

Gab es einiges zu finden

Am nächsten Morgen, bei besserem Wetter, ging es zur Walking Tour und hier sogar mit Maske! Im Vergleich zu ihren Nachbar Hauptstädten stand Vilnius nie unter dem Deutschen Orden, sondern war eine baltische Gründung.

Schöne Altstadt

Vilnius galt stets als eine der liberalsten Städte Europas, die im Lauf ihrer Geschichte den verfolgten Juden Mitteleuropas Schutz bot, dies änderte sich im 2. Weltkrieg. 

Ehemalige Ghetto in Vilnius

Und so ging es in das ehemalige Ghetto, hier erinnern Bilder von Bewohnern und jüdische Straßennamen an das Geschehene.

Danach folgte etwas fröhlicheres – Republik Užupis – Autonomes Viertel mit Präsidenten (tagt in der Bar), Währung (nur Bier ist damit erhältlich) und eine eigene Verfassung. Hier ein paar Auszüge um die Idee von Užupis zu verstehen.

  • Jeder Mensch hat das Recht, einzigartig zu sein.
  • Jeder Mensch hat das Recht, zu faulenzen oder nichts zu tun. 
  • Jeder Mensch hat das Recht, manchmal nicht zu wissen, ob er Verpflichtungen hat. 🤪
Jesus – der erste Backpacker

Am nächsten Tag ging es zur Wasserburg in Trakai, der einstigen Hauptstadt des Landes. 

Wasserburg von Traikai

Nun hatten wir aber wirklich genug von Burgen und Ruinen und wir verließen Litauen Richtung Polen. Hier suchten wir uns einen letzten Campingplatz, die ersten drei gefielen uns nicht und dann landeten wir direkt am See zwischen polnischen Dauercampern. 

Letzter Campstop

Die waren auch sichtlich irritiert über internationalen Besuch, dass wir direkt auf den Campingstuhl ans Feuer mussten und Rede und Antwort standen – teils mit Google Translate, teils mit den Englischkenntnissen der 9-jährigen Tochter und teils versteht man polnisch🤪 oder es war das polnische Bier?

Am nächsten Morgen bauten wir das Zelt im Regen ab, das erste Mal während dieser Reise und total unnötig – Warschau wartete auf uns bzw. erst einmal ging es in unser Hostel.

Kapsel Hostel – man bucht zwei Einzelzimmer

Es war viel organisierter als in Danzig, am Eingang tauschte man seine Schuhe gegen Schläppchen, man kam nur mit einem Chip in den Kapselraum (60 Kapseln) und das Rollo ging mit einer Fernbedienung auf. Für 15€ die Nacht und  in einer unschlagbaren Lage in der Innenstadt! 

Doch dann starteten wir die Walking Tour „Warschau im Krieg“.

Warschauer Ghetto Grenze

Wir liefen durch die Straßen an unterschiedlichen Gedenkstätten vorbei, sahen den Kanaldeckel, an dem über 5000 Aufständige es raus geschafft haben, hörten persönliche Geschichten vom Ausstand, liefen an der Ghetto Mauer entlang und begriffen, dass Nazi Deutschland hier 90% der Stadt zerstört hatte.

Kriegsdenkmal

Danach schlenderten wir noch etwas nachdenklich durch die Altstadt und realisierten, dass es alles nur Nachbildungen sind. 

„Old“ Town

Wir wollten uns mit etwas Kultur aufmuntern und entschieden uns spontan für ein Chopin Konzert in ganz kleiner Runde, an dem Ort wo Chopin lebte, studierte und seine ersten Werke schrieb.

Chopin Denkmal in Warschau

PS: Ich glaube wir sind jetzt offiziell alt – Samstagabend Chopin 😳

Es war traumhaft schöne Musik, aber wir beide waren doch eher begeistert über die neuronale Leistung des menschlichen Gehirns beim Klavierspielen 🧠. Chopin ist da definitiv nur etwas für Fortgeschrittene.

Dann stand das Hauptstadt-Fine Dining auf dem Programm. Traditionen müssen eingehalten werden egal wie jung sie sind.

Tartar gibt es hier aber auch oft – September wird Detox Monat

Mokotowska 69 – der Michelin Guide und wir haben nur lobende Worte – moderne polnische Cuisine.

Den verregneten Sonntag überstanden wir im Museum des polnischen Widerstandes. Eine ganz beeindruckende Aufarbeitung des Aufstandes und drei Stunden vergingen wie im Flug.

Maske und Handschuhe im
Museum

Mit einer Ganzkörperkamera wurde die Temperatur gemessen, Maske sowieso, aber auch Handschuhe. Tony jammerte bereits nach 5min, dass seine Hände schwitzen – sowas von nicht arzttauglich! 

Den Tag ließen wir mit all den Eindrücken in der Altstadt ausklingen und schliefen ein weiteres Mal in unserer Kapsel. Am frühen Morgen starteten wir den Weg nach Berlin.

Resümee

Kilometer mit Auto: 5195

Verfahrene Benzin: 355 Liter

Kilometer per pedes: 363

Handdesinfektionen: unzählig viele 

Temperaturmessungen: 3 

Kontrollen Ausweis oder wohin wir wollen: 0

Unser Covid-Roadtrip hat uns eine offene, moderne und geschichtsreiche Ecke von Europa gezeigt. Die ansteigenden Zahlen fordern aktuell eine Quarantäne für deutsche Staatsbürger, aber wenn wir Covid überstanden haben, müsst ihr hier auch mal herkommen.

Ich befürchte wir lesen uns erst wieder 2021. 

Die Juli 

Grenzen weiter offen – Lettland Estland Finnland

Wir befanden uns also im Moor des Kemeri Nationalparks eine halbe Stunde westlich von Riga. Hier ging es mit einem Geologiestudenten immer tiefer in das Moor.

Los geht es!

Direkt stieg uns ein wahnsinnig intensiver Geruch in die Nase, wir befanden uns auf wildem Rosmarin und plötzlich fingen alle an wie wild Beeren zu pflücken und direkt zu essen. Wir waren erst einmal skeptisch – rote Beeren?! Der Guide erklärte, dass es sich um Cranberries handelt, die anderen schienen es zu vertragen und so trauten wir uns auch. Fühlten uns aber bei den wilden Heidelbeeren deutlich sicherer.

Dann gab es wichtige Moorlektionen:

Rotbraun – sicher 

Dunkelgrün – geht noch 

Hellgrün – Chance 50:50 auch trotz Moorschuh unter zu gehen 🤪

Wisst ihr eigentlich den Unterschied zwischen Moor und Sumpf? 

Ein Moor ist durchgehend nass und es bildet sich Torf, ein Sumpf kann auch austrocknen und es bildet sich nur Humus.

Sunset Hike im Moor

Dann kamen wir zur größten Wasseransammlung und hier konnte man baden. Tony sprang aus den Moorschuhen direkt in die Badehose.

Zur Moorinsel geschwommen

Es sah so lustig aus, wie der Boden unter ihm nachgab. Das Wasser war tiefschwarz wie Cola und hatte einen säuerlichen intensiven Geruch (super dieses Moorungeheuer schläft heute neben mir im Zelt🤪). 

In der Dämmerung ging es zurück zum Auto es war bereits 22:30 und wir wussten noch nicht wo wir schlafen, also altbewährte Taktik – einfach losfahren. Wir fanden einen Campingplatz am Meer, bauten das Zelt auf und schliefen – diese ganze frische Luft macht aber auch müde.

Am nächsten Morgen wollte ich auch endlich in die Ostsee baden gehen. Ich gebe zu, es war ein Akt. Das Wasser hier im Norden ist wirklich sehr kalt – hat es 15min gedauert bis ich nass war – vielleicht! 

Sieht vielleicht komisch aus, aber es war auch kalt…

So erfrischt warfen wir uns in stadttaugliche Kleidung und wir rollten nach Riga. Unser erstes Ziel war der Art Nouveau Walk durch die Jugendstil- Hauptstadt Riga, 40 % aller Gebäude in Riga lassen den Art Nouveau Stil erkennen, viel mehr als in jeder anderen Stadt der Welt. 

Alle Art Nouveau Subtypen gefunden

Ich habe noch nie so viel in einer Walking Tour gelernt, war aber auch noch nie auf so einer nerdigen – ähm – speziellen Tour. 

Wir ließen uns ein Restaurant von den Locals empfehlen. Da es nicht so wirklich lettische Küche gibt, durch die zahlreichen Fremdherrschaften – dänisch, deutsch, schwedisch, russisch – wurde auch die Küche geprägt. 

Wir landeten in einem Fine Dining Restaurant, die mit regionalen und saisonalen Zutaten arbeiten.

Uns geht es schon recht gut hier 😉

Es war super lecker und wir beschlossen, dass wir in jeder Hauptstadt Fine Dining probieren wollen.

Zum Sunset ging es an den Hafen. Was soll ich sagen, ein perfekter Sunset in der Stadt.

In Riga lässt es sich leben

In Old Town lockte uns der lettische Nationalschnaps Balsam in eine Bar – puh ich verstehe langsam warum sie hier auch in so kaltes Wasser gehen können, nach diesem Schnaps fühlt man nichts mehr. 

Balsam wird nicht unser Getränk

Tony musste am nächsten Morgen etwas mehr Wasser trinken, dass wir „fit“ bei der Old Town Tour aufschlagen konnten. 

Three Brothers – Die ältesten Häuser

Danach machten wir uns auf zum Markt, denn unsere Vorräte neigten sich dem Ende. Wir wollten regional lettisch essen und kauften Pfifferlinge, Steinpilze, dunkles Brot und Sour Cream. 

Wir verließen schweren Herzens Riga und suchten uns einen netten Platz am Meer.

Durch die ein oder andere Falschabbiegung landeten wir direkt am Strand. 

Tony hatte plötzlich Spaß am Kochen. Obwohl kochen kann ich es nicht nennen, wenn man die geputzten Pilze und die anderen geschnittenen Zutaten hingestellt bekommt und dann nur umrührt 🤪.

Lokale Pilzpfanne

So gestärkt konnten wir, nachdem ich den Abwasch erledigt hatte, den Sunset genießen.

Camper Tony recherchiert wie es weiter geht

Am nächsten Morgen wartete die Fähre nach Saaremaa – der größtes Insel Estlands und nach 27min waren wir bereits da. 

Es ging zum Kaali-Meteoritenkrater. 110m Durchmesser und man geht davon aus, dass der Meteorit ursprünglich 400 bis 10.000 Tonnen schwer war und einer Geschwindigkeit von 15 bis 45 km/s hatte. Er zerbrach beim Eintritt in die Atmosphäre und das größte Bruchstück von 20 – 80 Tonnen erzeugte den Hauptkrater. Wenn da nicht mein geheime Leidenschaft für alte Steine wieder aufblüht. 

Im Krater unterwegs

Wo kann man sonst in Europa schon in einem Meteoritenkrater rumlaufen?!

Dann ging es im Sonnenschein über die Insel, die wie es sich gehört einen angemessenen Leuchtturm besitzt. 

Stattlicher Leuchtturm

252 Stufen waren so anstrengend, dass direkt einmal wieder Fisch auf den Tisch musste. 

Knoblauchbrot und Hering, was braucht man mehr

Heute wollten wir Wildcampen. Fließend Wasser, eine Küche und WLAN sind doch kein echten Camping. Ich fand einen Spot mit einer Option für eine Wanderung über die Sandbank zu weiteren kleine Inseln (so unsere naive Vorstellung). 

Der Schein trügt

So idyllisch es aussieht, es war die Mückenhölle – als ob sie auf uns gewartet hätten. Der Zelteinstieg wirkte mehr wie eine Ninjarolle um möglichst kurz den Reißverschluss zu öffnen. 

Die „Natur“ weckte uns als eine Riesenheuschrecke im Zwischenzelt gefangen war und in ihrem Todeskampf gegen die Plane hopste. So konnten wir nach einer Autansalbung zur Wanderung starten. 

Ab da wurde es immer schlimmer

Und da klirrte meine Erwartung des romantischen Sandbankspaziergangs. Wir steckten bis zum Oberschenkel im sumpfigen braunen Wasser zwischen Schilf – ohne Aussicht auf Besserung. Die Mücken waren auch wieder aufgewacht, also kehrten wir um…

Wir fanden einen mückenfreien Frühstücksspot am Panga Kliff und konnten hier die Morgenerkundung trockenen Fußes beenden. 

Frühstück im Sonnenschein
Keiner weiter da

Danach ging es zurück aufs Festland. Ich hatte eine Ruine aus Sowjetzeiten bei Rummu gefunden, ehemalige Abbaustätte von Kalkstein, indem die Häftlinge aus dem benachbarten Gefängnis arbeiten mussten. 

Ich muss ja sagen, dass ich selbst Schuld bin, was recherchiere ich auch so gründlich – Tauchgang in der Ruine.

Da war ich noch begeistert…

Mir war schon etwas mulmig – Süßwasser und in eine Ruine reinschwimmen?! Doch da ging es schon los! Scheinbar gibt es in Estland nicht das Komplettpaket – so musste man alles selbst zusammen bauen – really?! Ich schaute alles bei dem professioneller wirkenden Mittaucher ab. Dann wollte ich die Flasche öffnen und plötzlich zischte und knallte es. Angeblich habe ich die Flasche zu schnell geöffnet, dann machte es der Chef – selbes Ergebnis (sein Capi flog über den halben Steg). Als Antwort kam nur „that has never ever happened before”. Er folgte dreimaliges Wechseln aller Bestandteile und dann wurde ein fehlender Dichtungsring als Ursache identifiziert – andere Länder andere Sitten?! 

Ob wir es überleben?

Mir war immer noch ein bissel mulmig als es dann losging, doch bei einer Maximaltiefe von 12m, würde ich auch so das Auftauchen schaffen. 

Tauchen in Ruinen

Es ging entlang einer Unterwasserausstellung, die an manchen Stellen echt spooky war – Hände die aus dem sandigen Boden ragten, Tisch mit einem umgefallenen Stuhl und dann die Gitter der Zellen. Dann musste man in die Ruine reinschwimmen, es war so eng, dass ich natürlich mit meiner Flasche hängen blieb – bin nie so gut im Austarieren. 

Fazit: Ruinentauchen haben wir gemacht, reicht aber.

Am nächsten Morgen ging es nach Tallinn und wir starteten gewohnt zur Einstimmung mit der Free Walking Tour. Ich verliebte mich direkt in diese märchenhafte Mittelalterstadt. 

Wir kommen wieder

Tallinn hat durch die wechselnden Herrscher (dänsich, deutsch, schwedisch, russisch, Nazis, Sowjets) viel erlebt. Ich erspare euch die Details, wer aber wissen will, woher die Dänen ihren Flagge haben – ich stehe zur Verfügung 🤓.

Die Tour endete am „Teufelshaus“, hier habe der Teufel in dem damaligen Gasthaus Hochzeit gefeiert, weil das Zimmer so verwüstet war, wurde das Fenster zugemauert, ein Topf voller Gold war natürlich auch im Spiel – und heute ist hier eines der besten Restaurants der Stadt – wo hatte ich wohl eine Reservierung! 

Hier wurde ich von meinem Kollegen hingeschickt…Timo willst du mir etwas damit sagen?!

Wir erkundeten die Stadt weiter und kletterten auf Linnahall oder auch Lenin Kulturpalast. 

Ruinen erkunden – unser Baltikumsport

Noch so eine Sowjetruine, erbaut für die Olympischen Spiele 1980 in Moskau für Segelwettkämpfe. Danach genossen wir den Blick über die Stadt von der ehemaligen KGB Zentrale. Warum nicht in der versteckten obersten Etage des größten Hotels? Hier kommt man sicher an viele Informationen der internationalen Gäste.

Es wurde Zeit für unser Dinner im „Teufelshaus“ bzw. Rataskaevu 16 – Das Restaurant hat keinen richtigen Namen – mystisch. 

Vielleicht esse ich jeden Tag Fisch

Was soll ich sagen, es war teuflisch gut.

Am nächsten Tag hatte uns Tony die Low Budget Fähre nach Helsinki gebucht. Wir wussten nicht warum sie weniger als die Hälfte der Tallink Fähre kostet. Die erste Kalkulation der Rettungsboote – könnte knapp werden 🤪. 

Paralleluniversum Fähre

Wir erkannten schnell, dass Fähre genauso ein Paralleluniversum ist wie ein Flughafen – alle stürzten zur Bar und los ging es.

Auto haben wir zurück gelassen

Nach 2 Stunden erreichten wir Helsinki und ich hatte noch den Kanten Brot von unserem Frühstückstoast in der Tasche und plötzlich saß da eine Möwe. 

Sie wollte es doch auch

Also zu meiner Verteidigung ich dachte die Möwe wird schon wissen wann sie satt ist, aber sie aß alles! Nachdem letzten Happs hatte sie nicht mehr den Schnabel zu bekommen, dann machte sie ganz merkwürdige Bewegungen mit dem Hals, rang nach links und rechts und wir haben uns schon beim Heimlich Manöver an der Möwe gesehen. Dann versuchte sie loszufliegen, schafftes nur gerade so zur Reling. Wir waren hin und her gerissen die Bewegungen sahen so lustig Comic-mäßig aus, aber hatte ich vielleicht eine Möwe auf dem Gewissen?! Sie flog dann auf Meer hinaus…fliegen Möwen nicht zum Sterben aufs Meer? Ich denke sie wollte nur was trinken?! 

In Helsinki erkundeten wir die Stadt und ich hatte bei jeder Möwe Angst, dass die Rache der Möwen noch auf mich wartet – wenn sich der Toastbrotzwischenfall rumgesprochen hätte.

Am Hafen unterwegs

Wir wollten uns finnisch fühlen und so gingen wir ins Konstan Mölja – es wirkte wie ein kleines finnisches Landhaus, die Kellnerin in Tracht und es gab alles was unser Fischherz höher schlagen ließ. Dann natürlich Rentier und „Vorschmack“ das ist Kuh, Lamm und Anchovis zusammenpürriert dazu natürlich Soure Cream und Pickels – wohl ein Lieblingsessen eines ehemaligen finnischen Präsidenten und jetzt auch meins. 

Finnischer Grundkurs

Wie konnten wir anders als den Abend in der finnischen Sauna direkt mit Blick über den Hafen und mit Meereszugang ausklingen zu lassen.  

Löyly Sauna – the place to be

Wow und finnische Sauna ist echt eine ganz andere Liga – schon beim Eintreten, dachte ich, dass ich in Flammen stehe (90 Grad), das wurde bei jedem Schritt nach oben natürlich noch schlimmer, am liebsten wäre ich direkt wieder umgedreht, aber diese Blöße wollte ich mir nicht geben. Ich hatte das Gefühl meine Augen sind beschlagen und das einatmen brannte. Doch dann wurde es erst richtig schlimm als ein Finne zum Aufgußeimer griff – Fuck! Hier war die Devise – More is More! Ich ergriff die Flucht. 

Wir versuchten die lower 60 Grad Sauna und das war auf der untersten Bank okay. Da hatte mich der finnische Saunagott „Schwitzi“ gepackt und ich wollte jetzt auch wie die anderen in die Ostsee. Ich ließ erstmal alle vor, dass ich nicht an der Leiter unter Druck gesetzt wurde, für finnische Verhältnisse dauerte es lang für meine super schnell 💪🏻. 

Das habe ich mir nicht getraut

Am nächsten Tag erkundeten wir mit einem Local die Stadt, wir waren in der Felsenkirchen, querten den Markt vor dem Dom. Hier waren spontan Blumenkübel aufgestellt worden um den Platz zu begrünen, da wegen Covid keine/weniger Touristen unterwegs waren. 

Endlich einmal Platz für mehr grün

Danach beschlossen wir alles für ein Picknick zu kaufen und auf die Insel Soumenlinnan mit der Fähre überzusetzen (15min Fahrt). Wir holten uns auf dem Markt noch eine Portion frittierte Sprotten und da passierte es – die Möwenrache, Überraschungsangriff, Tony verteidigte die Fischchen aber gut. 

Uns und den Möwen schmecken sie

Soumenlinnan ist die alte Festung der Stadt, die den Schweden, Deutschen und Russen als Verteidigungsstellung diente.

Picknick mit Aussicht

Danach erkundeten wir die kleinen Inseln (Trail 2km) und genossen das schöne Wetter und Tony musste an jeder Kanone stehen bleiben. 

Ganz schön dickes Ding

Zurück auf dem Festland mussten wir unserer neuen Tradition folgen – Dining! Wir starteten mit Austern und dann gab es  für Tony Surf&Turf (Hummer und finnisches Entrecôte) und ich hatte Lachs mit fermentierter Gurke und Weißfisch auf Algen mit Pfifferlingen.

Die Austern wurden direkt von Tony verschlungen

Die 24km Erkundung durch die Stadt machten sich bemerkbar und wir fielen ins Bett. Am nächsten Morgen ging es mit unserer Low Budget Fähre zurück nach Tallinn. 

Safety first

Ob wir es trocken zurück geschafft haben? Genau, das gibt es im letzten Teil unseres Covid-Roadtrips. 

Hei Hei Juli

Covid Roadtrip – Polen Litauen Lettland

Dank Prof. Drosten wissen wir „alles“ über Covid-19, sodass ich davon nichts mehr erzählen muss. Ich habe mich 2020 im Mai an der spanischen Küste Tapas essen sehen – cancelled! Wollte in Kirgistan auf einem Pferd durch die Steppe reiten – cancelled!

So hatte ich mich zwischenzeitlich mit einer Deutschland Tour gedanklich angefreundet, doch dann ließ ich meinen Blick noch einmal über unsere Weltkarte schweifen und da hatte ich die Eingebung – Roadtrip durch das Baltikum! Die Route stand schnell fest und Papa das Auto abzuquatschen war ein Leichtes. 

So ging es am Freitag natürlich nach einem Dienst direkt los. Alle Covid Websites waren noch einmal gecheckt, Masken in verschiedensten Varianten verstaut und Desinfektionsmittel in jeder Tasche. Einreise in Polen war ohne Besonderheiten. Wir rollten über die Autobahn nach Leba im Slowinzischen Nationalpark an der Ostseeküste. Erster kleiner Schock, dass es ein recht touristischer Ort war und ich die einzige die voller Überzeugung mit Maske am Campingplatz nach einem Plätzchen für unser Zelt fragte. 60 Zloty (~ 13€) später konnten wir uns frei eine Stelle aussuchen. Wir bauten fix das Zelt auf und machten uns 50m weiter zum Strand. 

In Leba angekommen und mit den lokalen Getränken vertraut machen

Wir machten einen Strandspaziergang und dann erkundeten wir Leba. Eigentlich waren wir vor allem vom Hunger getrieben und deshalb gewohnt unentschlossen. Wir fanden ein Restaurant mit natürlich – Fisch! Hier kauften wir auch noch eine geräucherte Makrele für den morgigen Tag. 

Morgens um 8 Uhr war unser Zelt bereits zusammen gepackt, Notfallmüsli zu uns genommen und wir wanderbereit. Wir genossen den Weg am Strand für uns ganz allein.

Allein unterwegs

Bemerkten aber schnell, dass unsere Ambition baden zu gehen bereits bei Zehkontakt mit dem Wasser verschwand. 

Nur bis zum Knie

Es ging ungefähr 8km am Strand entlang bis wir endlich an der Lontzkedüne waren – Sahara Polens! 

Riesige Düne

500 Hektar groß und sich circa 12 Meter pro Jahr nach Osten ausdehnend. Ich will jetzt nicht jammern, aber wisst ihr wie schwer es sich düne-hoch in so feinem Sand läuft?! 

Wandert wirklich

Zurück ging es durch einen schattigen Kiefernwald, hier lauerten aber gemeine Mücken auf uns, so dass wir ans Meer zurück flohen und es war Zeit für einen Snack. Die Makrelen musste her.

Lunch am Strand

Tony versuchte die Sezierung und scheiterte. Das einzige Ergebnis war das seine Hose Ölflecken hat und er bis zum Ellenbogen klebte. Ich übernahm und wir konnten direkt essen.

Danach ging es nach Danzig und dort angekommen stolperten wir direkt in die Free Walking Tour.

Durch die Altstadt

Ihr könnt euch vorstellen, dass die Stadtgeschichte etwas kompliziert ist, da Danzig unter polnischer, preußischer und deutscher Herrschaft stand.

Free Walking Tour

Danzig war so wohlhabend, dass das hier kein Palast sondern nur eine schnöde Waffenkammer war.

Warum? Weil sie sich es leisten konnten!

In den Speichern lagerten 80% Getreide und 20% Holz, deshalb waren nachts keine Personen erlaubt, eine achtlos weggeworfene Zigarette hätte das danziger Vermögen vernichtet. 

Kriegsdenkmal

Nachdem zweiten Weltkrieg – als deutsche Stadt – wurde Danzig als Rache von den Russen komplett zerstört. Umso beeindruckender fanden wir diese neu aufstrebende Stadt mit der schönen wieder aufgebauten Altstadt. 

Danach stärkten wir uns mit Pirogen mit Hackfleisch, Sauerkraut, Spinat, Pilzen und Wild und ließen den Abend bei einem (oder zwei) polnischen Bier ausklingen.

Lecker Pirogen gegessen

Der Covid-Situation geschuldet hatte ich auch in den Städten nichts reserviert, sodass die Auswahl überschaubar war und wir in einem 8er Zimmer landeten – eher Einzelkapseln, fast alles war belegt, sodass wir schräg übereinander schlafen mussten. Ich kann nach dieser Nacht behaupten, ich kann Nationalitäten nach dem Schnarchen erkennen – sehr dominant der angetrunkene Russe 🤪

Die Nacht im 8er Zimmer

Am nächsten Tag rollten wir zur Marienburg. 

Marienburg erkunden

Covid Fakt: Alle trugen vorbildlich Maske, man bekam Desinfektionsmittel am Ticketschalter auf die Hände (mein geschulter Blick würde behaupten es handelte sich um Flächendesinfektionsmittel und meine empfindliche Haut auch) und es wurde die Temperatur gemessen. 

Wir betraten den größten Backsteinkomplex Europas, der von 1309 bis 1454 Sitz des Deutschordenstaates war. Danach war es Residenzort der polnischen Könige.

Es gab einen richtig guten Audioguide, der einen gut strukturiert durch den Komplex führte. 

Maskenpflicht innerhalb der Gemäuer

Danach wurde eine Sitzung zur weiteren Reiseplanung einberufen.

Routenbesprechung

Wir entschieden uns um die Autofahrten kurz zu halten nur bis zur masurischen Seenplatte zu fahren.

So lässt es sich schlafen

Hier fanden wir einen idyllischen Platz für unser Zelt und saßen das erste Sommergewitter aus.

Am nächsten Morgen waren wir auf Anraten der Kayak Dame bereits um 8 Uhr auf dem Fluss. Ich habe das Gefühl, dass die Polen nicht so die Frühaufsteher sind, denn wir waren komplett allein. 

Kayak Tour durch die masurische Seenplatte

Stimmt fast, denn ein paar Familien kreuzten doch unseren Weg…

Wilder Gegenverkehr

Es ging von Krutyn nach Ukta 13 km flussabwärts. Ich musste natürlich vorn sitzen. Tony pries es mir damit an, dass sein breites Kreuz nicht meine Sicht versperrt, doch ich glaube er wollte nur meine Paddelleistung im Auge behalten. Den Turbogang legten wir ein als es einen Abschnitt mit heimtückischen uns verfolgenden Bremsen gab. Tony wollte eine wegpusten, atmete versehentlich ein und so landete sie in seinem Mund. Dieses Geschrei und Gezappel hat uns fast kentern lassen! So war es zumindest aus meiner Perspektive 😉

Doch wir überlebten und machten uns danach auf zur Wolfsschanze. 

Wir haben uns nie darüber Gedanken gemacht, wo das ist oder was davon noch übrig ist – so lockte uns die Neugier, jedoch auch ein recht mulmiges Gefühl dorthin. 

Besprechungsbunker

Das militärische Lagezentrum des Führungsstabes der deutschen Wehrmacht, oder auch Führerhauptquartier der Ostfront. Man darf es sich nicht als hidden place vorstellen, sondern eher als durchorganisierte Touristenattraktion. Eintrittsticket für 15 Zloty (~3,40€) mit Kreditkarte bezahlt wurde man sehr bestimmt zu Parkplatz geleitet. 

Doch dann konnte man allein rumstreunern, jaaaa vielleicht waren ein paar Schilder da…

Betreten verboten

Doch selbst unsere Schläppchen hielten uns nicht von der ein oder anderen Erkundungstour ab. 

Professionell mit Handylampe

Ein großer Punkt war Operation Walküre – das Attentat von Stauffenberg auf Hitler vom 20. Juli 1944. 

Rekonstruktion des Attentat

Es hätte klappen können, wenn einem Oberst die Aktentasche mit der Bombe nicht gestört hätte und sie ein Tischbein weiter gestellt hat! Er ist bei der Explosion trotzdem verstorben, aber Hitler hat nur leichte Verbrennung und versenkte Haare davon getragen.

Danach erkundeten wir den Hitler und Göring Bunker, die „Betreten verboten“-Schilder waren hier, zu unserer Verteidigung, bereits abgebrochen🤪

Überall Beton und Stahlträger

Die Decken der Bunker waren 6-8 Meter dick. Die Anlage verfügte über einen Bahnanschluss und Flugplatz. Sie war von einem 50 bis 150 Meter breiten Minengürtel und einem 10 km langen Stacheldrahtzaun umgeben. Es bestand ständige Funk- und Telefonverbindung nach Berlin und an alle Fronten.

Auf den Wohnzimmerfliesen von Herrmann Göring zu stehen, war mehr als komisch und wir hätten uns eine kritischere Aufarbeitung gewünscht.

Wir wollten heute noch nach Litauen, gab es doch Gerüchte, dass Polen nur noch nach einer Quarantäne nach Litauen einreisen dürfen um nicht hungrig zu stranden, aßen wir noch fix in Polen. 

Polnische Spezialisten

Um auch nichts zu verpassen bestellten wir die polnische Spezialitätenplatte. Beim Essen habe ich gespürt wie sich meine Herzkranzgefäße mit Plaque voller Cholesterin zugesetzt haben, hoffentlich hat das selbst gebraute Bier ein paar Peripherien eröffnet 🤪 

Und dann rollten wir problemlos nach Litauen und schlugen das Zelt auf der ersten (Tonys hohen Ansprüchen auf Nachtlager und Gefälle als Bettneigung) Campsite auf.

Auch in Litauen schläft es sich gut

Am nächsten Morgen fuhren wir durch Kaunas und ich überlegte mit mal etwas anderes als immer nur Altstadt angucken. Ich suchte ein wenig Street Art raus und davon gab es reichlich. 

Street Art Tour

Kaunas war die erste Stadt in Litauen mit ganzen Wandbildern. Wir fanden einige direkt am Ufer des Flusses Memel. 

Street Art zum Nachdenken

Nachdenklich hat uns der traurige Eisbär auf einer Eisscholle gemacht, der ein Stück Eis oder Diamant am Stiel hält. Es soll auf die globale Erwärmung aufmerksam machen, ohne einen stabilen Boden verhungern die Tiere und ein Stück Eis hat für die Bären den Wert eines Diamanten. 

Natürlich gibt es hier auch eine Burg

Nach der Testung des litauischen Bieres zogen wir weiter. Unser Ziel war Klaipeda. 

Hier ließen wir unsere Iso-Matten geschundenen Körper in einem ganz netten Hotel am Hafen erholen. 

Heute mal keine Campsite

Am nächsten Morgen stand die Kurische Nehrung auf dem Programm. 

Für die Unwissenden unter euch:

Es lebte hier die schöne Riesin Neringa. Natürlich verleibte sie sich. Doch Wellengott Bangputys war gegen die Hochzeit – er wütete und tobte, sodass sich riesige Wellen auf der Ostsee auftürmten. Neringa als entschlossene Braut zu heiraten, lies sich das nicht gefallen und sammelte Sand in ihrer Schürze und schüttete ihn vor der Küste zu einem Schutzwall auf – die Hochzeit konnte stattfinden. Und die Fischer können seitdem ungestört im Haff fischen – geschützt von der Landzunge, die den Namen der schönen Riesin trägt.

Maskenpflicht auf der Fähre

Ja vielleicht ist die Nehrung auch nach der letzten Eiszeit aus einer Inselkette von Endmoränenhügeln, an die der Westwind über Jahrhunderte stetig Sand wehte, entstanden, also nur vielleicht. 

Covid Moment: 

Ich verstehe kein litauisch, aber der Fährmeister schicke die Personen ohne Maske bestimmt und recht unnett davon! 

Die Räder rollten wie von allein und die Stimmung war ausgelassen, kippte aber indirekt proportional zur Steigung des Radweges – vielleicht wurden erste Fluchwörter geäußert. 

On the Road

Und wenn ihr denkt, dass es ein entspanntes Radfahren mit Stops an den Dünen handelte – dann seid ihr noch nie mit Tony Rad gefahren, es wurde plötzlich eine Sporteinheit. Nach 15km!!! bekam ich einen ersten kleinen Trinkstop, nach einem Minischluck musste ich wieder aufsatteln, da uns Rentner auf E-Bikes überholten und das kann man anscheinend nicht auf sich sitzen lassen, so musste ich meinen „Boost-Modus“ zünden und wir zogen wieder vorbei (sie haben vielleicht angehalten)🤪. Nach 30 km forderte ich nächsten Trinkstop, leicht missgelaunt stoppte ich und wurde von Todesameisen heimgesucht – wieder nicht richtig getrunken.

Zweimal mit LSF 50 eingecremt

Sodass wir dann das 51km entfernte Nida erreichten. Es ging an der Promenade entlang zum Highlight der Parnidis Düne.

Rein technisches Versagen

Ich hatte mich irgendwie verschalten und das Rad machte eh schon komische Geräusche – sonst wäre ich natürlich auch hochgefahren. 

Sand, Sand und Sand

Während des Runterrollens beschlossen wir den Rückweg auch zu fahren und nicht den von mir favorisierten Bus zu nehmen. 

Rückblickend kann dieser verrückte Moment nur durch Dehydrierung zu erklären sein. Wir führen also wieder los mit der Begründung, dass der Po ja eh schon weh tut. 🙈

Es gab einen Stopp als wir an der Jodkante etwas Essen wollten. Nach all dem Gestrampel  inhalierten wir das Essen regelrecht. 

Wir hätten alles gegessen

Danach wollten wir den kürzesten Weg zur Fähre nehmen, aber der ging an der Straße entlang. 

Vielleicht etwas verboten

Das ich mal froh bin, wenn mich ein LKW auf der Landstraße überholt um diesen kleinen Moment des Rückenwindes zu verspüren. Am Ende sind wir 110km Rad gefahren und haben gerade noch die  Fähre 18:45 bekommen um unsere Räder bis 19 Uhr abzugeben – Radfahren 2020 eindeutig abgeschlossen!

Wir rollten dann nur noch stadtauswärts und stellten unser Zelt in Strandnähe auf und wurden mit einem perfekten Sunset belohnt. 

Wie soll man nur sitzen?

Nein daran war nichts romantisch, weil wir vor Schmerzen nicht mehr sitzen konnten auf dem Sand oder Steinen – es blieb uns nur die stabile Seitenlage im Zelt.

Am Morgen ging es dann weiter nach 

Am Strand entlang

Hier las ich etwas von einer russischen Bunkeranlage der Hauptbasis der Ostseeflotte. Also zogen wir feste Schuhe an und los ging es.

Er musste überall rein

Wir fanden Geschützplattformen und Transportschächte – aber auch Natur, die sich ihren Platz zurück erobert hat und Künstler die sich verewigen. 

ein bisschen unheimlich war es schon

Dann wollten wir weiter zum Kap Kolka und endlich stürmte es und die See brauste. 

Kap Kolka und ein wenig stürmisch
Suche nach Spot für unser Räucherfisch Dinner

Wir hatten für den Sunset eine Moorschuhwanderung gebucht und wollten uns davor etwas stärken. So kauften wir natürlich am ersten Räucherstand zwei Makrelen in Knoblauch und suchten uns einen guten Stop für unser Dinner.

Moorschuhwanderung – Treffpunkt ein Parkplatz an der Landstraße, außer uns nur Litauer! Wir folgten ihm und bekamen die Moorschuhe….

Los geht es!

Ob wir es aus dem Moor zurück geschafft haben, dann hoffentlich im nächsten Teil des Blogs! 

 Grüßt euch der kleine Moor 

Zu Besuch bei unserem Cousin dem Schimpansen – Uganda II

Am nächsten Morgen stand eine Tony-Aktivität an. Das hatte zur Folge, dass wir bereits um 5 Uhr morgens aufbrechen mussten (zur Vorstellung, die Sonne geht um 7 Uhr auf, es gibt keine Straßenbeleuchtung und die Straße war unbefestigt).
Es ging in die südwestlichsten Zipfel von Uganda. Hier kann man in einem 8-10h „Hike“ den Mt. Sabinyo besteigen (Difficulty Level HARD).

Wir waren die einzigen, die an diesem Tag diese Wanderung machen wollten. Also wieder in ein Buch eingetragen, ein paar Dollar wechselten den Besitzer und schon stellte sich Guide James mit gewohntem AK47-Accessoire vor und er brachte noch 4 weitere bewaffnete Ranger mit.

Wir zogen also mit 5 bewaffneten Herren in den Wald. Das gefährliche hier seinen die Waldelefanten und Büffel, die hier im dichten Unterholz überall lauern können.
Wir mussten etwas schmunzeln, doch dann traten wir von einem Büffelhaufen in den nächsten.

Hiking – Mt. Sabinyo

Etwas mulmig wurde uns als der Pfad von frischen Elefantenfußabdrücken gesäumt waren. Bei jedem herunterfallenden Blatt wurde aufgeregt das Gebüsch abgesucht.

Hiking – Mt. Sabinyo

Doch wir begegneten keinen. Nachdem Gebüsch folgte ein Bambuswald (hier ist das lustige, dass man dem Hintermann mit einem kleinen Rütteln am Bambus eine kleine Morgenerfrischung verpassen kann, also nur ganz unbeabsichtigt wenn Tony hinter mir war).

Hiking – Mt. Sabinyo

Aus Spaß wurde schnell erst denn es lagen 1300 Höhenmeter vor uns. Das Wetter meinte es auch nicht so gut, dass es sehr feucht und rutschig war.

Hiking – Mt. Sabinyo

Nach drei Stunden erreichten wir den ersten Gipfel. Ich hatte keine Lust mehr Tony wollte unbedingt weiter, so ließ mir James zwei bewaffnete Jungs da und wir hockten in dem Stohhüttchen.

Hiking – Mt. Sabinyo

Sie wollten alles über Deutschland wissen, sind aber als ich ihnen erzählt habe, dass es im Winter Minusgrade gibt, vor Schreck fast von der Holzbank gefallen.

Nach knapp zwei Stunden kam Tony (sehr zerstört und erschöpft) mit den anderen drei Jungs zurück, sie hatten es bis zum dritten Gipfel geschafft – den teilen sich Kongo, Ruanda und eben Uganda.

Hiking – Mt. Sabinyo

Dann wollten wir nur noch runter und wir (also eher Tony) war so müde, dass er nur noch hin und her rutschte und mit dem Po aufsetzte.

Dafür hatte ich uns für den Abend eine tolle Lodge am Lake Mutanda gebucht.

Geschafft – Lake Mutanda

Dann schleppten wir unsere müden Körper nur noch auf die Terrasse zum Sunset.

Geschafft – Lake Mutanda

Der nächste Morgen schnappten wir uns ein SUP und paddelten über den See.

SUP – Lake Mutanda

Wir beobachteten zwei Otter und viele Vögel, die sich in den ersten Morgenstunden des Tages aufwärmten.

SUP – Lake Mutanda

Dann hatten wir ein recht langen Roadtrip vor uns. Der Fahrstil unseres Fahrers fand nicht Übereinstimmung mit Tonys Vorstellung von laufen lassen. Ein Anruf beim Chef und Tony saß am Steuer.

Karim griff verstört als Tony direkt über die Straßen flog zum Sicherheitsgriff und versuchte ihn mit Handzeichen zu bremsen, doch er resignierte schnell.

Wir fuhren durch viele Dörfer und beobachteten das Leben. Auffallend waren die vielen Bananenplantagen, also eher, dass die Männer bis zu sechs Stauden auf dem Rad zum nächsten Markt transportieren.

Bananentransport – On the Road

Wie es sich für einen Roadtrip gehört snackten wir an der Straße.

Rolex – On the road

Wir gönnten uns für umgerechnet 50 Cent den Deluxe Snack ‚Rolex‘ – das ist ein Omelett mit Tomate, Zwiebeln und Kohl der zwischen zwei Chapati eingerollt wird.

Scheinbar halten dort nicht allzu viele Touristen, denn wir erregten doch etwas Aufsehen und das halbe Dorf schaute uns beim Essen zu.

So gestärkt erreichten wir unser Ziel den Queen Elizabeth Nationalpark.

Ausblick – Queen Elizabeth Nationalpark

Hier fanden wir offene Savannen, tropischen Regenwald, Kraterlandschaften und die beiden Seen des Ostafrikanischen Grabenbruchs.

Es war der 28.1. und wir starteten in den Tag mit einem Game Drive und fanden direkt eine aufgeregt rennende Hyäne. Dann ging es vorbei an unzähligen Antilopen und Büffelherden.

Game Drive – Queen Elizabeth Nationalpark

Wir stoppten in einem Dorf im Nationalpark und da wurde ich aufmerksam, dass Kinder Steine auf ‚große Steine im Wasser‘ warfen, bis einer dieser ‚Steine‘ plötzlich sein Maul aufriss.

Game Drive – Queen Elizabeth Nationalpark

Krass! Die hatten null Angst, wir trauten uns auch immer näher ran, Tony meinte dann nur ich solle immer gucken, dass wenigstens noch ein Kind zwischen mir und dem Hippo ist – heißt es doch, dass Hippos an den meisten Todesopfer durch Tierangriffe Schuld sind.

Game Drive – Queen Elizabeth Nationalpark

Wir verkrümelten uns ins Auto und waren dann leider vergebens auf Löwensuche. So das wir aufs Boot wechselten. Die Kanaltour, die den Eduard- und Georgsee verbindet.

Game Drive – Queen Elizabeth Nationalpark

Hier war ein reges Treiben – Eisvögel nisten am Hang, Elefanten nahmen ihren Nachmittagdrink zu sich, Büffel kühlten sich im Wasser ab und die Hippos steckten das Hinterteil aus dem Wasser hatten dann ‚Stuhlgang‘ und drehten dabei ihr Schwänzchen wild wie ein Propeller🤪

Wir wissen nicht, ob es ihre Art war mir zum Geburtstag zu gratulieren oder sie einfach das Boot nicht mochten.

Game Drive – Queen Elizabeth Nationalpark

Den Abend ließen wir mit Cocktails und Dinner in einer Lodge ausklingen.

In der Nacht wurden wir von einem Erdbeben aufgeweckt. Es fühlte sich ganz merkwürdig an, wenn alles um einem wackelt. Es dauerte vielleicht 10 Sekunden. Doch anstatt uns einen Plan zu überlegen – rausgehen vs. unters Bett legen – entschieden wir uns auch das kleine Nachbeben im Bett auszustehen.

Am nächsten Morgen verließen wir das ‚Epizentrum‘ nach Norden. Hier durchquerten wir das Ndali-Kasenda Crater Lake Field – eine Ansammlung von mehr als 40 Kraterseen.

Ausblick – Ndali Crater Field

Die Seen zeigten sich von tiefblau bis grünschwarz. Wir stoppten an mehreren Seen. Unsere Stopps blieben nicht unbeobachtet…

Selfie – Ndali Crater Field

Wir versuchten uns mit unseren letzten Keksen von dieser ‚Straßengang‘ freizukaufen.

Mit der Bande – Ndali Crater Field

Danach hielten wir in einer Ndali Lodge hier konnte man einen kleinen Lake Walk starten. Wir waren ganz verblüfft, man durfte hier endlich mal allein losziehen – obwohl das auch nicht stimmte wir hatten einen Begleiter.

Kleiner Hike – Ndali Crater Field

Sehr schöner Morgenwalk den wir in der Lodge mit Blick über den See mit einem Kaltgetränk abschlossen.

Ausblick – Ndali Crater Field

Ornithologische Nacharbeitung – Ndali Crater Field

Unser weitere Weg führte uns an den Mahoma Falls und den Lake Nkuruba. Hier wollten wir wieder den Lake umrunden und unser Fahrer sollte uns am vereinbarten Ort wieder einsammeln.

Auf dem Weg gab es einige Differenzen, was den richtigen Weg – nein sogar die Laufrichtung – betraf! Wir kamen natürlich vom Weg ab und steckten zwischen Dornenpflanzen fest. Wir kamen mit einer unfreiwilligen Bananenfeldquerung zu ‚unserem‘ Treffpunkt, doch hier war weit und breit kein Karim. Da fiel uns auf, dass wir nicht einmal Handynummern ausgetauscht hatten, so irrten wir mit nur noch 100ml Wasser und 20.000 Schilling (knapp 5€) zwischen zwei Dörfern.

Verloren – Ndali Crater Field

Da es noch hell war, war die Stimmung noch ausgelassen – hatten halt nur unseren Fahrer mit all unseren Sachen verloren. Die Dorfbewohner schauten entweder irritiert oder schickten uns von einer in die andere Richtung als wir fragten, ob sie einen weißen Toyota Jeep gesehen haben – doch nichts.

Es war Zeit für Plan B – wir fanden eine Campsite, ich suchte aus der Mail der Buchungsbestätigung die Office Mail heraus und ließen darüber Karim anrufen, der uns 5min später einsammelte.

Unser Jeep – Ndali Crater Field

Danach fuhren wir direkt durch ins Kibale Forest Camp. Ich hatte uns ein Safarizelt mitten im Urwald eingebucht – hier begrüßten uns direkt zwei unterschiedliche Arten Äffchen.

Safarizelt – Kibale Nationalpark

Am Morgen ging es zum Schimpansen Trekking im Kibale Nationalpark. Am Eingang hörten wir endlich mal drei Schüsse, die in die Luft gingen, um die Waldelefanten zu verscheuchen.

Dann ging es in den Wald und wir suchten die Schimpansen.

Unnützes Schimpansen-Wissen:

Es handelt sich um unsere nächsten Verwandten mit 98,7% identischer DNA – also haben wir quasi einen Cousin gesucht.

Und was ich auch krass fand – Forscher haben bei wildlebenden Schimpansen beobachtet, dass weibliche Jungtiere häufiger „Stick-Carrying“ betreiben als die Jungs. Die Tiere trugen dabei Stöcke mit sich herum, nahmen sie mit in ihre Ruhenester und spielten mit ihnen wie mit einer Puppe. Dies deutet auf ein geschlechtsspezifisches Spielverhalten bei Menschenaffen hin 🤓

Wir fanden die Großfamilie schon nach einer halbe Stunde in einem hohen Feigenbaum beim Frühstück. Es knallten ständig angeknabberte Feigen neben uns auf den Boden und ab und an ‚regnete‘ es ganz punktuell 🤪

Wir beobachteten, wie sie auf zwei Beinen über die Äste liefen, Fellpflege betrieben und dann elegant die Bäume herunter kletterten.

Schimpansen Trekking – Kibale Nationalpark

Am Boden musste sich dann erstmal ausgeruht werden.

Schimpansen Trekking – Kibale Nationalpark

Wir waren knapp einen Meter neben ihm und schauten uns gegenseitig ganz neugierig an. Er schien aber nicht gestresst von der Situation zu sein, da er immer wieder einschlummerte.

Schimpansen Trekking – Kibale Nationalpark

Am nächsten Tag mussten wir dann schon den langsamen Rückweg antreten, für unseren letzten Stop hatte ich eine Aktivität für Tony eingeplant – White Nile Rafting – Grad 5 in Jinja.

Nach einem stärkenden Frühstück ging es nilaufwärts auf einer LKW Ladefläche, doch plötzlich stoppten wir. Die Straße war unbefahrbar wegen den Regenfällen am Vortag. Also Paddel in die Hand und los ging es im knöchelhohen Schlamm.

Es ging ins Wasser, zur Sicherheit waren drei Kayaker um uns herum. Unsere Gruppe bestand aus zwei jungen Belgierinnen, eine ältere Amerikanerin und uns beiden – also ehrlich gesagt – wir hatten nur Tony als Paddler und den Guide🤪

Es ging erstmal Stromschnellen der Stärke 2 und drei 3 herunter – ohne große Probleme. Dann in einer seichten Stelle sollte das Herunterfallen und Retten geübt werden, also ließen wir das Boot absichtlich umkippen und trieben unter dem Boot und dann schwammen wir im Nil.

Übung – Nil

Ich mahnte Tony die ganze Zeit, dass wir aufpassen, dass wir kein Wasser schlucken, denn dann ging es zum Grade 5 und trotz aller Erwartungen blieben alle an Bord – glaube wir (alle Mädels) haben sich nur am Seil festgehalten und das Paddeln komplett aus Sicherheitsgründen vernachlässigt.

Geschafft – Nil

Wir fühlten uns fit und bereit für den nächsten Grad 5 und schon ging es los. Ihr ahnt, dass es nicht noch einmal gut ging?!
Das Boot kippte um und gefühlt war man unter Wasser und das Boot klatschte einen auf den Helm und man trieb mitten im Strudel und hatte nur Angst gegen einen Stein zu knallen – alles passierte gefühlt gleichzeitig!
Tipp vom Guide – Ruhe bewahren und zum Licht schwimmen! Ich erwischte mich als ich halbwegs wusste wo ich bin, dass ich mir die Nase zugehalten habe und mein Paddel schon lange weg war!

Rafting – Nil

Die Kayaker sammelten jeden ein und wir kletterten zurück ins Boot – okay Tony kletterte und wir Mädels wurden am Schlewittchen vom Guide ins Boot gezogen 🤪

Alle spukten noch Wasser und waren nicht begeistert als es hieß es kommt noch ein Grad 5. Tony hatte das Bodyboard in der Stehenden Welle für sich entdeckt und der Guide sah Potenzial in ihm um ermutigte Tony im Bodyboard den nächsten Grad 5 runterzusurfen – und na klar er stimmte freudig zu (Kopfschütteln im ganzen Boot) und weg war er.

Verrückt – Nil

Alle Mädels waren sich einig – nicht noch einmal kentern! Die Geschichte wäre so legendär, wenn ich erzählen könnte, dass wir Mädels jetzt um unser Leben gepaddelt haben, doch wir machten nur den am Strick-festhalten-Trick und hofften! Wir hatten Glück und mussten nicht nochmal ins Wasser!

Unser Wasserfall – Nil

Unser Überleben feierten wir bei BBQ und Bier bevor es mit ordentlicher Verspätung Richtung Entebbe ging.

Nun stehen wir im ganz normalen Stau um und in Kampala, ob wir es rausgeschafft haben?! Seht ihr falls es wieder heißt: Juli bucht einen Flug….

Bis dahin

Gorillas im Nebel – Uganda

Mein Geburtstag nahte und so würde ich gerne erzählen können, dass mich Tony mit meinem Herzenswunsch, die letzten freilebenden Gorillas in Uganda zu sehen, überraschte. Doch wir kennen ihn und so plante ich meinen Geburtstagsausflug und er musste nur fertig angezogen am Dienstag neben seinem gepackten Rücksack stehen.

Wir landeten 5 Uhr morgens, doch unsere Autovermietung startete erst um 7 Uhr, sodass wir uns mit dem lokalen Bier vertraut machten. Dann fix Zähne geputzt und schon kam auch Karim unsere Fahrer.

Es ging einen super neuen Highway entlang und sofort dachten wir, dass wir auch easy hätten allein fahren können, doch dann kam der erste „Verkehrsknotenpunkt“ – wilder Verkehr, Kühe, Menschen die sämtlichen Zeugs verkauften, todesgrusselige Riesengeier und unzählige Menschen, die um das Auto herumstanden.

Unser Frühstücksbier verlangte nach einer Sättigungsbeilage. Wir erklärten Karim direkt, dass er uns nicht in einer Touri Bude absetzen soll, wir wollen da essen wo er isst. Und dann saßen wir auf Plastestühlen und hatten Bananenbrei, Gemüse (ich denke es waren sowas wie kleine Auberginen) und ein nicht zu identifizierendes Stück Fleisch. Wir haben es gut vertragen. Und weiter ging es, doch die Müdigkeit übermannte uns. Plötzlich hielten wir und Karim fragte, ob wir interessiert seien, total verdutzt stimmten wir zu und schon standen wir an einer Wasserschale?!

Küsschen am Äquator – Uganda

Und schon ging die „Show“ los – Ähm wissenschaftliche Experiment!

Das Experiment – Äquator

Auf der Nordhalbkugel drehte sich der Strudel im Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel entgegen und genau auf Null drehte sich die Blüte nicht. Ich schiebe es auf den Schlafmangel, aber wir waren begeistert, als es dann noch ein Zertifikat mit Stempel gab und ich mich in ein Buch eintragen musste, hatte er mich.

Besserwisser Tony meinte, es handele sich um die Corioliskraft, wie ich sowas nicht wissen könne. Ähm also meine „wissenschaftlichen Recherchen“ ergaben, dass es Fake ist….

Unser Tagesziel war der Mburo Nationalpark. Hier bezogen wir unser Safarizelt mit Blick über den Park.

Erste Unterkunft – Mburo Nationalpark

Nach einen kleinen Nap waren wir dann fit für die Night Safari. 60$ wechselten den Besitzer und ein Ranger mit AK 47 und einer altertümlichen Lampe, die an die Autobatterie angeklemmt wurde, stieg in unser Auto und los ging es.

Auf zur Nachtsafari – Mburo Nationalpark

Wir fanden viele Zebra- und Impalaherden, die ihr Late Dinner zu sich nahmen.

Überrascht – Mburo Nationalpark

Doch wir wollten mehr… Plötzlich entdeckte der Ranger einen Leoparden. Er lief ganz gemächlich durchs Gras und begleitete uns 100m. Alle waren ganz begeistert. Danach folgte noch eine kleinere Wildkatze, die uns mit ihren großen Augen anschaute.

Am Ende überraschten wir noch eine Büffelherde, die sich aber nicht von uns stören ließen.

Überrascht – Mburo Nationalpark

Am nächsten Morgen wollten wir noch näher ran. Unser zahnloser Ranger erwartete uns zur Walking Safari. So ging es wieder bewaffnet durch den Busch.

Walking Safari – Mburo Nationalpark

Er (in Gummostiefeln) trietzte uns (in Nike Free) durch den Sumpf und so patschte es bei jedem Schritt, doch wir kamen ganz nah an Zebras, Wasserböcke und Warzenschweine heran.

Walking Safari – Mburo Nationalpark

Fun Fact zum Warzenschwein: Wir wunderten uns, dass sie vor uns wegrannten, dann aber nach wenigen Sekunden blieben sie stehen und schauten sich um. Sie haben nämlich nur ein Kurzzeitgedächtnis von 6 Sekunden und vergessen warum und vor wem sie fliehen und schauen sich lieber nochmal um.

Dann sahen wir einen Büffel, dieser sei der Grund für die Waffe, weil er aggressiv auf Menschen reagieren kann. Und man ihn hinter Büschen oft überrascht – da wurde uns schon etwas mulmig.

Walking Safari – Mburo Nationalpark

Stolz zeigte er uns den Vogel, der nur Zwitschert wenn eine Schlange, ein Mensch oder wieder ein Büffel in der Nähe ist. Wir fragten ihn verunsichert, ob der Vogel wegen uns zwitschert?! Er ganz trocken: „Hoffen wir mal…“

Es war eine super nahe Erfahrung, dass müsst ihr auch mal machen.

Danach machten wir einen Game Drive durch den Park und fanden Hippos und Giraffen. Karim erlaubte uns auszusteigen und näher ranzugehen, sollen nur aufpassen, dass wir nicht auf eine Schlange oder einen Leoparden treten 😱 und drehte sich um und telefonierte.

Walking Safari – Mburo Nationalpark

Wir waren ganz allein mit den 10 Giraffen, schauten aber hinter jeden Busch nach Büffeln.

Walking Safari – Mburo Nationalpark

Am nächsten Tag stand ein Roadtrip Richtung Südwesten an. Auf dem 7h Trip machten wir einen Lunchstop in Kabale und verköstigten uns in einer Kantine. Damen öffneten die Töpfe und man nickte oder huschte zum nächsten.

Road Restaurant – Kabale

Unser Ziel war der Bwindi Nationalpark und die Gorilla Valley Lodge erwartete uns. Davor mussten wir noch einen Fluss queren, weil die Brücke nachgegeben hatte.

Brückenschaden – On the Road

Wie immer gab es ein Briefing in der Unterkunft! Die wichtigste Info war, dass man nicht beunruhigt sein soll, wenn man nachts Schüsse hört. Damit werden nur die Waldelefanten vom Grundstück verscheucht.

In den Wolken – Bwindi Nationalpark

Wir ließen den Abend am Kaminfeuer mit Bier und einer einstimmenden – ja ich gestehe nerdigen – Lektüre ausklingen.

Einstimmung – Bwindi Nationalpark

Wir haben beide die Nacht so so unruhig geschlafen, weil wir so aufgeregt waren, schlimmer als beim Staatsexamen oder so. Deshalb waren wir auch vor dem Wecker wach und saßen pünktlich 6:30 im Wanderschuh beim Frühstück.

Unser vorher bereits fest gebuchter Eingang war Rushaga. Hier gab man seinen 600$ teuren Zahlungsbeleg ab, zeigte den Pass vor und trug sich in ein halbfeuchtes „hochseriöses“ Buch ein und die Zwei Männer an dem provisorischen Tisch waren zufrieden.

Seriöse Bearbeitung des 600$ Tickets – Bwindi Nationalpark

Um 8 Uhr – also eher afrikanische 8 Uhr – ging das Briefing los. Take home message war, dass die Gorilla Population im Park ansteigt und dass man die Hose in die Socken stecken soll, wegen der Armeisen.

Spoiler: Beim Chimp Trekking hielt Tony das nicht für nötig. Es war ein Spaß zuzusehen, wie er im Auto rumsprang als eine Ameise, sagen wir mal, im Schlüppibereich unterwegs war 🤪

Dann wildes Gemauschel unter den Guides (unser Fahrer stand ganz desinteressiert am Rand und telefonierte). Jetzt wurden die Gorillafamilien zugeteilt. Ich befürchtete schon schlimmes. Bekommen die überteuert-abgezogenen halbtoten Pauschaulreiserentner jetzt etwa die guten Familien?!

Nächster Schock: Unsere Familie hatte noch nicht einmal ein Namensschild 😔 So stellten wir uns mit gemischten Gefühlen der Gruppe vor. Es waren zwei halbwegs fit wirkende Frührenterehepaare aus Kanada, die sich aber direkt einen Porter gönnten. Ich natürlich auch, nur meinen kennt ihr 🤓

Lustiger Fun Fact: Die Touristen, denen man schon makroskopisch wenig zutraute, haben die Gorillafamilie am nächsten dran bekommen. Direkt vom Gate ist man also mit der Asiatengruppe losgelaufen zum Dorfgorilla…

Wir sind nochmal über eine halbe Stunde mit dem Jeep an den Rand des Jungles gefahren.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Dann ging es zu Fuß in den Jungle, erst noch auf einem kleinen Pfad (wo wir bereits fast die erste Kanadiern verloren hätten, wegen ihres unsicheren Ganges).

Felix unser Guide hatte engmaschig Walkie-Talkie Kontakt zu den Scoutern und wir verließen den „Pfad“. Zwischendurch sah er recht verzweifelt aus und wir irrten durchs Dickicht.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Dann ein Hauch Hoffnung – frische Gorilla Poo und angeknabberte Früchte. Ihr glaubt gar nicht wie aufgeregt sich ein Homo sapiens an einer von einem Menschenaffen angefressen Feige erfreuen kann.

Dann der erlösende Funkspruch (nach knapp 3h bergauf-lastigem Walk): Die Familie läuft ebenfalls bergauf und ruht sich jetzt aus. Wenige Minuten später standen wir vor dem einem der beiden Silberrücken.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Es war beeindruckend wie dieser 200kg schwere Gorilla einen anschaute und regelrecht gelangweilt von uns wirkte.

Es raschelte links von uns und da zeigte sich der Rest der Familie (weitere 9 Gorillas – der richtige Silberrücken, vier Babys, ein junges Männchen und drei Weibchen). Schon jetzt ahnte ich, dass wir doch nicht den Rest bekommen haben, sondern die beste Gorillafamilie, die es gibt.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Wir setzten uns circa fünf Meter von den spielenden Babys und beobachteten das Treiben. Die Neugier der Kleinen war geweckt…

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Der Dreijährige tapste dann auf mich drauf zu und ja – er fasste mich an nicht andersrum! Er rummst gegen meine Beine (ich werde nie wieder diese Hose waschen können). Er streifte dabei meine Rückhand und fühlte sich an wie eine Wolke. Okay, eine raue, sandige und feuchte Wolke. 😍

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Aber genug mit den Liebeleien, kommen wir zu den harten Fakten:

Population in Uganda leicht ansteigend (knapp 700 Berggorillas) – trotzdem vom aussterben bedroht

98,3% identische DNA Sequenzen mit uns, doch wir sollten noch einen näheren Verwandten finden 🤓

Plötzlich war Unruhe zwischen den Damen in der Gruppe (gewöhnliche Zickereien unter Girls). Dies wurde vom Silberrücken, der durch unsere Gruppe stürmte, jedoch direkt im Keim unterbunden.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Und uns bot er eine gute Show. Alle hielten kurz die Luft an – unvergesslich.

Doch die Stunde verflog und wir mussten uns langsam verabschieden, das schien das Baby gespürt zu haben und präsentierte sich noch einmal in seiner unbeschreiblichen Schönheit wenige Zentimeter vor uns.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Dann ging es wieder quer durch den dichten Wald zurück zum Ausgangspunkt.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Nach weiteren zwei Stunden waren wir zurück von unserem Gorilla Trekking und die Freude stand sogar dem Guide ins Gesicht geschrieben – es sei ein richtig guter Tag gewesen.

Gorilla Trekking – Bwindi Nationalpark

Dann kam es zur feierlichen Zertifikatübergabe und die Dorfbewohner führten einen Tanz zu unseren Ehren auf – naja vielleicht wollten sie einen kleinen Obolus dafür und dann musste man sich die Holzschnitzereien anschauen und ich gestehe wir haben mit all diesen Glücksgefühlen uns für den Kauf eines Magneten in Gorillaform hinreißen lassen.🤪

Dorftanz – Bwindi Nationalpark

Den Abend ließen wir am Feuer ausklingen und schauten uns die ganzen tollen Gorillabilder an (selbst Tony war ganz verzaubert).

Wie es in Uganda weitergeht…im nächsten Eintrag!

Die Juli