Nach unserer „Einzahlung“ in der Bretterbude gab es natürlich eine Quittung und mit der ging es zurück ins Grenzgebäude, wo unser gestempeltes Carnet auf uns wartete. Wenn die Grenzgebäude fertig sind, soll es hier auch einen ATM geben und alles digital laufen. Also schnell, wenn euch auch noch Dokumente fehlen…
Wir hätten nicht damit gerechnet, dass wir so entspannt über die Grenze kommen, da musste erst einmal ein Rolex (Streetfood in Uganda – ein Chapati mit eingewickeltem Gemüseomlett, circa 50 Cent), lokale SIM und ugandisches Bier her.

Unser erstes Ziel waren die Sipi Falls am Mt. Elgon Nationalpark. Ebenfalls ein alter riesiger erloschener Vulkan und wenn man die Größe des Massivs betrachtet, geht man davon aus, dass der Vulkan sogar größer als der Kilimandscharo gewesen sein muss. Ich hatte uns schon eine Campsite rausgesucht mit Blick auf den Wasserfall. Als wir einbiegen wollten, stoppte ein Motorrad und meinte, dass sie uns hinbringen. Wir wollten das gar nicht, da wir auch schon da waren und haben sie erst einmal ignoriert. Schnell taten sie so, als ob die auf der Campsite arbeiten würden und drückten mir die Preisliste für die Aktivitäten in die Hand. Dann kam der Chef und dem sagten sie, dass sie uns hergebracht haben und wollten eine Provision. Schnell klärten wir, dass wir allein hergekommen sind. Irgendwie komisches Gefühl… Aber der Ausblick ließ diese Diskussion schnell vergessen.


Wir machten mit dem Chef aus, dass wir mit seinem Guide die Wasserfallwanderung machen wollen. Am Morgen standen dann der Chef mit seinem Guide und dieser andere dubiose „Guide“ an unserem Auto. Es gab eine hitzige Diskussion in Landessprache. Plötzlich war man sich auch mit der vereinbarten Summe nicht mehr sicher. Komische Situation, ich wäre am liebsten gefahren, aber dann haben sich alle beruhigt und wir sind losgelaufen. Es waren nette Wasserfälle, der Guide hat aber nicht mit der größten Sympathie oder Fachwissen gepunktet.


Wir bekamen das Upgrade der Wanderung mit Höhlenbesichtigung. Es wurde einem Farmer (eher einem Kuhhirten) ein Schein zugesteckt, weil er der Besitzer der Höhle sei (im Nationalpark?). Auf die Frage, ob es in der Höhle Fledermäuse gibt, gab es ein klares „nein“ und gefühlt genau in dem Moment flatterten uns die ersten Fledermäuse um den Kopf.

Nach der Wanderung schauten wir, dass wir zügig wegkamen, da gerade ich mich da nicht so wohl fühlte.

Unser nächstes Ziel war Jinja – Source of Nile und Rafting-Hauptstadt. Wir bekamen den Tipp für eine schöne Campsite genau am Fluss.

Am nächsten Morgen ging es zum Rafting. Wir hatten es 2020 schon einmal gemacht und Tony wollte unbedingt nochmal die Rapids fahren (Stufe 3-5). Wir waren die einzigen „Kunden“, sodass wir noch zwei lokale „Paddler“ dazubekamen. Fand ich toll, endlich jemand, der weiß, was er tut.

Es war wie erwartet wild, wilder, Nil, aber wir flippten diesmal nicht…
Es ging knapp 20km den Nil flussabwärts. Zurück auf der Campsite verbrachten wir den Nachmittag mit Routenplanung (also was wir am nächsten Tag machen wollen) am Pool und konnten von hier auch die Stromschnelle (in einer Karte sogar als Wasserfall bezeichnet) beobachten.

Am nächsten Tag machten wir uns schweren Herzens von dieser schönen Campsite los, denn wir wollten es bis zum ältesten Nationalpark des Landes schaffen – Murchison Falls Nationalpark. Auf dem Weg plötzlich (ach so, wir fahren ja immer mit offenen Fenstern) gab es ein Geräusch. Irgendwas „flog“ hinter Tonys Kopf entlang, striff meinen Arm und kam im Fahrerfußraum zum Liegen. Wir guckten uns beide verdutzt an, Tony war sich sicher, dass das „ein Viech“ sei. Wir hielten an.

Keine Ahnung, was der Vogel vorhatte? Wollte er durchs Auto fliegen? War er krank oder abgelenkt? Auf alle Fälle war er jetzt tot im Fußraum – ich weiß auch nicht, warum uns immer sowas passiert.
Trotzdem kamen wir in Murchinson Falls Nationalpark an und waren noch etwas unentschlossen, wie lang wir bleiben, ob wir im Park schlafen, da laut der Preisliste ein 4×4 Auto oder Overlander 150 USD (also nur Toyo) kosten sollte. Wir parkten nicht direkt vor dem Kassierhäuschen und versuchten unser Glück und antworteten „Car with a foreign plate“, aber ein Angestellter fügte „Landcruiser 4×4“ hinzu. In der Preisliste kostet selbst ein Minibus „nur“ 50 USD, sodass ich hinzufügte: „but it feels like a Minibus and this is my lovely bus driver“. Wir haben dann nur 50 USD bezahlt.

Unser erster Stop waren die Wasserfälle – the world’s most powerful waterfall.

Hier hat der Nil seine engste Stelle mit nur sieben Metern und so zwängen sich 300.000 Liter Wasser pro Sekunde durch die Schlucht, fallen 45 Meter tief und bilden den Lake Albert.

Erst war man durch den Wasserfall nass, dann liefen wir noch die Schlucht herunter und waren noch einmal nass geschwitzt, weil die Luftfeuchtigkeit so unglaublich hoch war.

Die Sonne senkte sich und wir wollten eigentlich vor dem Sonnenuntergang im Camp – Red Chilli sein. Aber dann dachten wir, dass der Sunset auf der Brücke über den Nil auch ganz ansehnlich wäre.

Nach einem leckeren Sundowner (mit neidischen Blicken der Pauschalreisenden, die nur für ein Foto stoppten und dann getränkelos weiter mussten) rollten wir ins Camp. Es dauerte nicht lange, bis ein anderer Overlander neben uns parkte. Der erste seitdem wir dieses Jahr unterwegs sind. Platzwart Adam sprang aus dem Auto und suchte das Gespräch – wir kannten die beiden Holländer… Wir hatten sie 2023 in Lusaka kennengelernt. Der Herr hat geholfen, unseren Ersatzreifen aufs Dach zu bekommen. Es war ein zauberhaftes Gespräch mit Rückblicken, Empfehlungen und weiteren Reiseideen.
Der Wecker klingelte um 5:55 Uhr, sodass wir pünktlich um 6:15 zum Morning Game Drive los konnten… Das ist hier wirklich kein Urlaub, sondern harte Arbeit.

Dieser Nationalpark, der größte und älteste des Landes, gefällt uns spontan. Erst fuhr man durch dichten Primärwald und konnte überall unterschiedliche Äffchen beobachten, und dann wechselte die Landschaft nördlich des Flusses in eine „typische“ Savannenlandschaft: Akazienbäume, weite Pfannen, kleine Wasserlöcher.

Wir wurden verwöhnt mit einsamen Momenten mit Elefanten, Büffeln und Hippos, doch wir wollten mehr und fuhren ganz aufmerksam am Flussdelta entlang, als ich plötzlich links von uns eine Löwin mit ihrem Kill sah. Was es genau war, da gehen unsere beiden Meinungen auseinander. Ich denke, es war eher etwas Kleines, vielleicht ein Helmperlhuhn. Tony will einen Büffelkopf gesehen haben. Halten wir fest: Es war eine Löwin.

Die Nacht danach verbrachten wir im geschichtsträchtigen Masindi Hotel. Hier hat Ernest Hemingway sich nach seinen BEIDEN Flugzeugabstürzen erholt.


Es fühlte sich etwas wie ein kleines Museum an. Es gab eine Hemingway Bar mit Original Zeitungsartikeln seines Absturzes, original Briefen und tollen Cocktails.

Am nächsten Morgen führte unser Weg weiter nach Süden zum Queen Elizabeth Nationalpark. Ach, was ich noch erzählen wollte: Genau wie der Murchison Falls Nationalpark ist auch der Queen Elizabeth Nationalpark nur entstanden, weil es eine große Tse-Tse-Fliegen-Plage (Überträger der Schlafkrankheit) gab und die Gebiete evakuiert wurden und dadurch Jahrzehnte menschenleer waren. So konnten sich Tierbestände erholen, aber man musste auch gegen die zunehmende Wilderei eingreifen.
Was noch viel wichtiger war, dass wir erneut mit Toyo den Äquator überquerten. War es vor dem Frühstück? Vielleicht… Wurde trotzdem die selbstdefinierte Tradition, dass ein Schnaps getrunken werden muss, durchgezogen? Vielleicht…

Wir fanden eine schöne Campsite, die offiziell im Nationalpark war, aber noch ohne Eintrittsgebühr. Schon am Eingang der Campsite begrüßte uns eine Herde Büffel und es streunerten Warzenschweine herum. Wir machten trotz Regen ein Feuer und probierten uns im Burger braten. Es gab nur 500 g gefrorenes Hack, aber mein selbstgebauter Burger war wirklich lecker und das „Auftauwasser“ vom Hack verteilte ich als Lockmittel um Toyo.

Was für eine Sichtung! Die Chefin meinte noch, dass hinter ihrem Haus Löwen waren, die einen Büffel gerissen hatten – was eben so passiert in der Nachbarschaft in Afrika.
Am Morgen machten wir uns wieder als erste auf zum Gate und versuchten unser Glück beim Morning Game Drive.

Im Nordosten gibt es einen Salzsee mit einer Dead-End-Straße und wir wollten hier in Ruhe frühstücken, doch da stand noch ein anderes Auto… Kann man denn hier nicht einmal alleine frühstücken?! Doch das haben wir schnell zurückgenommen, denn da stand auch ein Leopard vor uns. Wir waren so aufgeregt und hatten weder Kamera noch Handy parat – ich sollte uns positionieren und Tony den Leopard im Auge behalten, doch ich weiß nicht, was Tony gemacht hat, oder wie lange er zwinkert – er hat den Leoparden, der fünf Meter vor uns stand, aus den Augen verloren…
Wir warteten und warteten und hatten Frühstück und warteten… Es zahlte sich aus!

Zum Nachmittag wollten wir den Kazinga Channel Bereich erkunden. Ich weiß nicht, ob es schon klar geworden ist, wir befinden uns derzeit am Anfang der kleinen Regenzeit und zack steckten wir im Schlamm. Memo an uns – wenn da kein anderer langfährt, hat das einen Grund. Ich stieg aufs Dach, holte den Baumschutzgurt, hielt nach Löwen Ausschau und Tony startete die Winde. Wir wollten auf keinen Fall die MaxTrax benutzen, weil das immer so eine Sauerei ist…

Kurz danach steckte ein Safari-Auto im Seitengraben… Hier waren schon Ranger vom Nationalpark vor Ort, doch noch recht ratlos… Da sahen sie Toyo! Toyo regelte das natürlich auch.

Dann kam ein heftiger afrikanischer Schauer und vielleicht eine minimal überhöhte Geschwindigkeit in einer Kurve (ich sage jetzt nicht, wer am Steuer saß) zusammen mit einer Fahrbahnoberfläche, die sich quasi aufgelöst hat, und unsere rechte Seite fuhr in den Graben… Von dem Safari-Auto, das wir rausgezogen hatten, haben wir gelernt, dass man am besten im Graben weiter fährt, bis die Fahrbahn wieder besser ist… So der Plan, aber dann kam ein seitlicher Grabenabfluss, dem Toyo natürlich folgte…

Wir steckten fest – kein vor, kein zurück. Es kamen Safari-Autos vorbei, doch alle ohne Winde und sie kämpften auch mit der Straße. Wir hatten zwischenzeitlich Angst, dass sie in uns reinrutschten.
Ich kletterte aufs Dach und holte dann doch die MaxTraxs runter und den Spaten – die Schlammschlacht von Uganda begann.
Vor uns setzten sich noch zwei weitere Safari-Autos in den Graben. Alle danach fuhren langsam rückwärts und drehten. Was nun? Unser Ehrgeiz war gepackt, dass wir es allein (also zusammen als Team) schaffen wollten. Tony draußen, zeitweise auf der Suche nach den MaxTracks, weil sie so im Schlamm vergraben waren und am Schlamm schaufeln. Ich auf dem Fahrersitz mit allen Sperren und Untersetzung ohne Gas nur an der Kupplung spielend.

Wir fuhren so sicher mehrere 100 Meter rückwärts – halb im Graben hängend, aber es funktionierte. Wir kamen zurück auf den Track, wo die Oberfläche noch ok war… Jetzt aber schnell raus hier! Mit den letzten Sonnenstrahlen rollten wir auf die Campsite.

Neue Etappe am nächsten Tag: Der abgelegene Teil des Queen Elizabeth Nationalparks – Ishasha, an der kongolesischen Grenze, bekannt für seine baumkletternden Löwen. Wir wollten im Park am Ishasha Fluss schlafen und hatten gehört, dass man wegen der Nähe (Flussbreite circa 8 m) zum Kongo und der instabilen Lage da drei Soldaten zur Nachtwache bekommt. Wir waren etwas verunsichert, da uns keiner einen Soldaten an die Seite stellte, es war aber auch Unabhängigkeitstag in Uganda, vielleicht haben alle frei? Wird schon gut gehen…

Wir suchten alle Feigenbäume nach den Löwen ab, doch fanden keinen, dafür verschlafene Eulen, viele Kuhantilopen und Elefanten. Die Sonne neigte sich und wir fuhren zu unserem Camp und dann kam ein Herr, der uns beim Feuermachen half. Ich dachte, dass er auch die Nachtwache ist und um unsere Freundschaft zu stärken, machte ich ihm auch einen Sundowner. Wir hatten aus Mangel an Brot fix Teig angesetzt. Ich will jetzt nicht hören, dass Teig stundenlang ruhen muss – nichts muss er.

Es stellte sich heraus, dass der Feuermann nicht die Nachtwache war. Man sagte zu uns, wir sollen keine Angst haben, wenn drei bewaffnete Soldaten kommen, aber fragten uns, woran wir erkennen, dass sie von der „richtigen“ Flussseite sind.

Es war eine ruhige Nacht, außer dass die Hipps die ganze Nacht eine lautstarke Auseinandersetzung hatten.

Am nächsten Morgen ging es Richtung Bwindi Impenetrable Nationalpark. Der Ort, wo das Gorilla Trekking stattfindet. Wir haben lange überlegt, ob wir es noch einmal machen. Haben uns dann aber aktiv dagegen entschieden, da wir schon ein perfektes Trekking hatten (drei Gorilla Babys, die uns angefasst haben, zwei Silberrücken, einer davon zwei Meter zwischen uns durchgestürmt…). Wir wollten im Bwindi einen Bird Watching Hike machen, doch dann gab es ein neues Geräusch an Toyo. Tony schaute noch am Wegesrand unters Auto und sah, dass nun auch rechts eine der Blattfedern gebrochen war.

Stimmung etwas angespannt – was tun? Achsschaden hinten riskieren? Ignorieren? Buschlösung? Toyo bereitet solche “Überraschungen“ immer zum Wochenende. Ich fand im 50km entfernten Dorf eine Werkstatt und kontaktierte sie – keine Antwort. So beschlossen wir, das Dorf zu erkunden, es gab ein Rolex und wir tranken Bier in der Dorfkneipe.

Ich beschloss, dass wir keine Vogelwanderung machen, da Tonys Gedanken sich eh nur um Blattfedern drehten. Die Werkstatt meldete sich spät abends und so vereinbarten wir ein Treffen am Samstagmorgen.

Schnell war allen klar, dass es nur eine provisorische Lösung geben wird, aber das war uns recht, Hauptsache es wird irgendetwas gemacht.

Innerhalb einer Stunde wurden erst mit roher Gewalt, dann mit Gummischnüren unsere Federn „fixiert“. Danke Bachu, mal schauen, wie weit wir es damit schaffen…

Wir entschieden, den restlichen Tag am See Bunyonyi zu verbringen. Uns wurde ein Kanu angeboten, um den See zu erkunden. Scheinbar gibt es unterschiedliche Vorstellungen von Kanu… Es wurde uns ein Einbaum ans Schilf gebracht – okay, dann so. Wir paddelten motiviert los, merkten aber schnell, dass eher der Wind entschied, wohin es geht, aber wir konnten mehrere Otter beobachten.

Wir nutzten den sonnigen Nachmittag noch für Laundry, der Wettergott meinte es aber nicht allzu gut mit uns, aber Toyo ist auch eine ausgezeichnete Trockenkammer.

Heute war das Tagesziel – letzte ugandischen Schilling ausgeben und über die Grenze nach Ruanda.
Ob wir es nach Ruanda geschafft haben oder immer noch auf dem See vom Wind herumgetrieben werden, lest ihr im nächsten Blog.
Eure Federlosen
Tony&Juli























































































































































































































































































































































