Auf der Suche nach Trails und Tracks- Botswana, Südafrika, Namibia 

Bei jedem Busch zweifelte ich, ob ich ihn schon mal gesehen habe. Kam mir auch die Strecke heute länger vor (gut, sonst sind wir immer zu zweit und schnattern). Ich überlegte, wann ich umkehren sollte, um vom Camp nochmal neu zu starten (überlegte dann auch was ich mache, wenn ich nicht mal zum Camp finde). 

Doch dann sah ich das Wasserloch vom Eingangsbereich und kurz dahinter das gelbe Ungetüm mit den zwei schmutzigen Jungs im Schatten sitzend. 

Hab ich ihnen gesagt, dass ich zwischendurch Zweifel hatte?! Natürlich nicht! Habe ich auf den Schreck auch ein Bier mitgetrunken?! Natürlich!

Danach gönnten sich alle eine ausgiebige Dusche und wir verbrachten den Abend am Modisa Camp, als dann plötzlich Wolken am Horizont aufzogen und kurz danach die ersten Regentropfen der Saison den trockenen Sandboden bedeckten, aber viel besser (zumindest zum Anschauen) waren die Blitze am Horizont.

Am nächsten Morgen stand ein weiteres Highlight – nein DAS Highlight an. Valentin und Sirga! Für die, die Sirga noch nicht kennen: Valentin hat sie vor 12 Jahren von der Mutter verlassen, Geschwisterchen von anderem Löwen getötet, total abgehungert in einem Bereich für „Problemlöwen“ (mag den Begriff nicht… sind wir nicht eher das „Problem“?!) gefunden und von Hand aufgezogen. Die ersten drei Jahre hat er jede Nacht mit ihr im Busch geschlafen, läuft mit ihr bis zu 30km am Tag barfuß durch den Busch und ich kann mir kaum vorstellen, was die beiden sonst alles erlebt und durchlebt haben.

Seitdem Sirga das erste Mal einen Kill gemacht hat, nimmt Valentin keinen mehr mit auf die Walks. Alternative ist jetzt, dass man auf dem Auto sitzt und den beiden in ihrer Willkommmens-Zeremonie zuschauen darf. 

Es ist so unglaublich und auch im dritten Jahr so magisch, diesen beiden zuzuschauen. Sie kommt angemautzt und springt ihn an (knapp 200kg lassen grüßen). Sie reiben einander den Kopf, „erzählen“ sich vom Tag und wandern dann los.

Da kommen wir ins Spiel, wir wollten mit unserer Drohne ein paar Aufnahmen vom Spaziergang machen. Sirga die alte Show Königin (hat schon eine Netflix Doku und ist deshalb Drohnenexpertin) stört keine luftige Verfolgung. Tony gab alles, startete aus der Hand (ich glaub nicht, dass sowas vorgesehen ist) und folgte den beiden. 

Alle freuten sich als die beiden langsam am Horizont verschwanden und dann rumpelte es plötzlich also die Drohne im Baum „parkte“. 

Sirga entging das natürlich nicht und wir konnten froh sein, dass unsere Drohne im obersten Baumwipfel hängen blieb und Valentin sie ablenken konnte, denn Sirga klettert auch mal auf Bäume, hat da schon den ein oder anderen Leoparden verfolgt. 

Nach dieser Aufregung trafen wir uns am Wasserloch und durften den beiden bei ihrer herzigen Interaktion zuschauen – es ist so unglaublich, so etwas sehen zu dürfen  – wie herzig, wie wachsam, wie wild. 

Achso nach all dem Zauber um Sirga haben wir zusammen mit dem Kollegen von Valentin Robert die Drohne gerettet. Er kletterte auf den Baum. Ich war so froh, dass er es mit ordentlichen Arbeitsschuhen und Buscherfarhung tat und nicht wie Tony in FlipFlops, der es allen bewiesen wollte, dass er das auch kann.

Rettung erfolgreich! Alle unverletzt! Und bevor die Löwin nach Hause kam!

Nicht nur aus schlechtem Gewissen, sonder auch weil es mir Spaß macht, habe ich die Bilder der Camera-Traps von 4 Wasserlöchern gesichtet. OMG, es waren mehr als 26.000 Bilder – wichtig für die wissenschaftlichen Projekte sind alle Raubkatzen und  Raubvögel. Und für mich noch alle tierischen Interaktionen. 

Ich sortiere also erst alle relevanten Bilder aus. Ihr müsst euch diesen Vogel & Tauben-Spam vorstellen – die Kamera löst bei jeder kleinen Bewegung aus. Auch unzählige Schmetterlingsbilder habe ich gesichtet. Dann erkor mich Valentin sogar noch aus die Top 20 zu erstellen, die bei Patreon ( https://www.modisawildlifeproject.com eine Seite die auf Spendenbasis basiert mehr Einblicke auf Modisa, den Tierschutz und Bemühungen von Valentin) gepostet werden.

Das was jetzt aber genug am PC, jetzt musste man wieder im Landcruiser durchgerüttelt werden. Wir (also Valentin) hörten in der Nacht ein Löwengebrüll und Sirga antwortete nicht und war auch sehr ruhig. Daher wurde am Morgen beschlossen, wir fahren den Zaun ab um zu schauen, ob ein fremder Löwe in der Gegend war. 

Wir sahen in der Ferne ein Eland (größte Antilope der Welt) entspannt vor uns herlaufen. Dann drehten wir an der Farmgrenze nach links und sahen wie das Eland im Elektrozaum hing. Wir eilten hinzu und konnten nur noch feststellen, dass jede Hilfe zu spät kam. 

Die Region hat ein großes Problem mit Wilderern. Sie treiben oft tagelang Antilopen um sie zu schwächen und dann mit Speren zu töten (da billiger als Munition). Oft retten sich vermeintlich die Antilopen über den Zaun in andere Schutzgebiete, doch hier ohne ihre Herde und ohne Wissen wo sich Wasserlöcher befinde, kommen sie nicht wieder zu Kräften

Valentin erlöste das dehydrierte Tier in seinem Todeskampf. Wir hatte nun die Option – liegen lassen, dass es die Wilderer holen oder mitnehmen um es gezielt für die Geier zu verfüttern (denn Modisa ist Teil der „Vulture Safe Zone“ – ich weiß Geier haben – vorallem seit König der Löwen nicht den besten Ruf, aber sie sind mega toll).

Da wir „nur“ mit dem Game-Drive-Auto unterwegs waren, stellte sich der „Spontan-200kg-Eland-Transport“ als etwas kompliziert heraus. Valentin nahm zur Gewichtsreduktion schon mal die Innereinen heraus.

Ich liebe jedes Tier und jeden Organismus, aber es war total spannend zu sehen wie hier z.B. die einzelnen Mägen eines Wiederkäuers funktionieren.

 Nach objektiver Einschätzung der „Kraft“ des europäischen Teams, wurde realistisch entschieden, dass wir lieber Löcher graben sollten, dass der Pickup tiefer kommt um das Eland auf die Ladefläche unter den Game Viewing Sitzen zu zerren.

Es klappte! Als wir zurückkamen, waren selbst die Lokals aus dem Team beeindruckt (ich denke eher verwundet), dass wir es geschafft haben eine 200kg Elandantilope auf ein Safariauto zu laden.

Es gab ein kleine Portionierung für die Katze es Hauses und den Rest legten wir ans Wasserloch für die Geier.   

Und es dauerte nicht lange, da kreisten die ersten Geier am Himmel.

Für den Sunset fuhren wir zur Düne und so waren wir pünktlich gut vorbereitet mit kühlen Getränken auf der Düne und genossen den 360° Blick auf die weite Kalahari und den Sonnenuntergang.

Beim Dinner im Camp kam auch heute Abend, der gern gesehene Gast, das Stachelschwein vorbei. 

Es hat es auf die Bio-Abfälle abgesehen und bekommt manchmal auch etwas Hundetrockenfutter – soll ja groß und strak werden. Wenn Valentin einmal vergisst sie zu füttern, machen sie sich bemerkbar, indem sie versuchen den Kühlschrank öffnen um sich selbst zu bedienen.

Am nächsten Morgen machten wir noch einen Bush walk. Unser Ziel war das große Webernest, denn hier wohnt auch eine Cape Kobra (mega schön, aber eben auch mega giftig).

Valentin erklärte uns mega viel über das Tracking von Tieren und Spurenlesen – z.B. Katzen laufen meist auf der Straße. Sie mögen das picksige Gras auch nicht an den Pfoten. Antilopen laufen querfeldein da sie immer Gras fressen müssen. Katzen laufen morgens westlich von Bäumen und Sträuchern, da dort der Schatten ist und am Nachmittag auf der anderen Seite, ….

So so spannend, wir inspizierten sämtliche Pflanzenfresserexkremente -> gerne zeige ich euch zuhause, wie man den Unterschied zwischen Wiederkäuern und Ein-Magen-Tiere erkennt. Und dann haben wir noch „Gewöll“ gefunden. Ich wusste auch nicht, was das ist. Das erbrechen Eulen und andere Raubvögel nachdem sie z.B. eine Maus verschlungen haben, da sie das Fell und die Knochen nicht verdauen können. Man schafft es wohl, dass man mit viel Geduld daraus das Mäuseskelett wieder zusammenbasteln könnte – nächste mal vielleicht!

Aber dann war es Zeit Abschied zu nehmen, leider, aber sicher nicht für immer – Berlin ist immer eine Reise wert und nach Botswana und Modisa kommen fühlt sich wie nach Hause kommen an…

Next Stop: der Mabuasehube Nationalpark – also der botswanische Teil des Grenzüberschreitenden Kgalagadi Transfrontier Parks mit Südafrika und an der Grenze zu Namibia. Klassisch schliefen wir wild vor dem Park und hörten schon in der Nacht Löwengebrüll.

Am Morgen waren wir wieder sehr pünktlich (deutsch – dass müssen wir uns irgendwie abgewöhnen) 6 Uhr am Gate. Wieder nur verschlossene Tore, da sie meist ohne Schloss sind, begannen wir schon einmal mit der Toröffnung, danach nettes Rufen, dann Begehung des Staff Camps und da war wirklich jemand, aber nicht zuständig, aber er hole jemanden. Der Herr kam wieder um uns zu sagen, dass der Ranger erst noch badet! Bitte was?! Wir warteten also 45min (scheinbar war Spa Tag) und dann kam der Ranger, ohne sich schlecht zu fühlen und ohne Entschuldigung #TIA

Wir – wieder ohne Reservierung – äußerten unsere Wunschvorstellungen und scheinbar war er dadurch so überzeugt davon, dass wir Lokals sind, dass wir den Botswanapreis bezahlten (3 Tage Nationalpark mit 2 Übernachtungen auf der Campsite 17€). Wir stellten keine weiteren Fragen und fuhren los.

Unsere erste Aufgabe war es die Pans abzufahren, doch die Tierausbeute war überschaubar. Auch an den Wasserlöchern, die eher einer kleinen Trinkstelle glichen, war wenig los.

Wir wollten diesmal den Mabuasehube-Nossob Trail durch den Park fahren. Eigentlich geht das aber nur mit zwei Autos und mit Permit – prima alles nicht erfüllt. Es war jetzt aber auch keine Schranke, die einen abhalten sollte nur ein Schild „No unauthorised entry”. Da wir uns autorisiert fühlten, fuhren wir los. 

Sehr, sehr schöne Tracks durch die Sanddünen mit einigen Antilopen, einem Caracal und einer großen gelben Cape Kobra. 

Die Nacht verbrachten wir auf einer Campsite (also einer offene Stelle mit einem Baum und einer alten Feuerstelle) und nutzten die Einsamkeit für eine Bushdusche.

Den nächsten Tag ging es den Nossob Flusslauf entlang natürlich trocken. Wir hörten immer wieder Löwen brüllen doch fanden sie nicht. Hatten wir unser Löwenkontingent für Botswana bereits aufgebraucht? Bisher 66 Löwen in 2 Wochen!

Wir wollten unbedingt nochmal Löwen sehen und so wurden wir bei der Fahrt in den Süden für unsere Hartnäckigkeit belohnt – 4 Löwinnen am Wasserloch. Doch der Weg in den Süden zum Two River Eingang hatte noch einen anderen Grund. Hier holten wir uns unseren Ausreisestempel von Botswana und waren dann eigentlich in Südafrika. Auf einen Stempel wurde verzichtet und so ging es „staatenlos“ mit Sichtung zweier weiterer Löwen und einem Geparden nach Mata Mata der Grenze zu Namibia.

Der Park hat mit Sonnenuntergang offen, die Grenze aber nur bis 16Uhr und so rollten wir in der letzten Minute über die Grenze – problemlos eingestempelt, Road Tax mit der Visa bezahlt und drin waren wir. 

Die erste Campsite hinter der Grenze war die Kalahari Game Campsite – hier schläft man im trockenen Flussbett und wir nutzten die Anlage für eine schnelle Bushwäsche und fielen dann todmüde ins Bett. 

Am Morgen beschloss ich den 5km Hike mit Tony zu machen, kann ja nicht nur Safari in Toyo machen. In der Lodge gab es eine Wegbeschreibung – vom Lookout Point rechts bis zum großen Shepards-Tree und dann  bis zum Kameldornbaum….

Ähm wo sind die GPS Koordinaten? Wir hatten schon angefangen an den Ästen der Bäume nach Dornen zu suchen – wir waren lost!

Ob wir den Abzweig am Kameldornbaum jemals gefunden haben – lest ihr (hoffentlich) nächste Woche!

Eure Wüstenmäuse

Tony&Juli

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