Afrikafieber wieder entfacht, nein kein Malaria – Kenia

Unsere Herzfrequenz erhöhte sich, denn wir hatten weder etwas ausgedruckt, bzw. überhaupt eine Reisegenehmigung.

Da die Warteschlange so lang war, stellte sich Tony bereits bei Kenya Customs an. Dort ging es erschreckend schnell, ohne große Fragen erhielten wir den Stempel ins Carnet und einen Zahlungsbeleg von 41$ für die Road Tax.

Dann waren wir am Immigration Schalter dran, mussten zu einer streng aussehenden älteren Dame. Sie fragte direkt nach unserer online Reisegenehmigung. „Haben wir nicht! Können wir das vielleicht hier erledigen?“. Sie meinte, dass das drei Tage dauert. „Diese Zeit haben wir leider nicht!“. Es gebe die Möglichen einer Express Beantragung die 50$ p.p. kostet. Mein Recherche-Ergebnis war, dass es 34$ kostet und es keine Expressgebühr gibt. 

Wir wurden hinter die Schalterscheibe gerufen und sollten im Büro Platz nehmen. Hier waren zwei Herren. Als die drei sprachen, war klar, dass die Dame uns abziehen will. Sie erhielt einen Einlauf von den Jungs und dann ließ ich mir es nicht nehmen noch einmal nach der „Price List“ zu fragen zusammen mit meinem Lieblingssatz: „I had a call with the Kenya embassy”.

Plötzlich war der Preis 35$ p.p. und wir haben sehr nett mit dem Chef geschnattert als die Dame unsere Pässe stempelte – Zeit für den Grenzübergang 1:35h. 

So überrascht, dass noch der halbe Tag vor uns lag beschlossen wir direkt in den Amboseli Nationalpark 50 km hinter der Grenze zu fahren – 45 km davon bereuten wir, da es eine scheußliche Wellplechpiste war. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass man während der Fahrt Schrauben im Innenraum auffängt oder festzieht, weil alles so vibriert.

Gefühlt änderte sich hinter dem Gate die ganze Landschaft. Zuerst fuhren wir durch einen trockenen See und die Luft flimmerte vor Hitze. Massai mit ihren Rinderherden leben hier mit den Wildtieren. Wir trafen einen und er fragte nach Wasser – klar gab es einen großen Becher Wasser und wir füllten noch seine Flasche (Tony sah, wie das „Wasser“ aussah was er vorher darin hatte, wir würden es wohl Pfützenwasser nennen).

Am östlichen Rand geht der See in ein Sumpfgebiet über und da stapften riesige wunderschöne Elefanten durchs satte Grün. 

Danach eröffnete sich weite Savanne eigentlich mit Blick auf den Kilimandscharo, doch heute leider nicht für uns. Der Amboseli Nationalpark ist einer der meistfotografierten Motive in Kenia.  Wir waren auch von der Weiter, dem immer röter werdenden Sand und den Tierherden begeistert. In der Ferne sahen wir zwei Löwinnen im Gras liegen. Die Public Campsite befand sich am östlichen Ausgang hier wurden wir von einer Impalaherde empfangen und ganz kurz sahen wir den gletscherbedeckten Gipfel des Kilimandscharo.

Am Morgen verließen wir wieder 6 Uhr das Camp und wollten schauen, wo sich die Löwen rumtreiben. Direkt sprang eine Hyäne über die Straße und wir konnten unser Glück nicht fassen. 

Doch wir wollten mehr… In der Ferne sahen wir andere Safariautos (zu unserer Verteidigung, diesen Weg wollte ich sowieso auch fahren) und da wunderten wir uns nicht mehr, warum die anderen bei der EINEN Hyäne nicht angehalten hatten. Denn hier tummelte sich ein Löwenrudel von acht Löwen, die in der Nacht zwei Gnus gerissen hatten und weitere NEUN Hyänen, warteten um sich ihren Rest abzuholen. 

Ach natürlich direkt an der Straße und keine acht Meter von uns auf dem Dach sitzend frühstückend. Die Show wurde auch noch ergänzt durch eine sehr voreilige Hyäne, die ihr Glück versuchte und dann von den Löwen „zurechtgewiesen“ wurde.

Da der Kilimandscharo immer noch in den Wolken hing, machten wir uns zurück über das Sumpfgebiet und die Wellplechpisten.

Vielleicht ist es schon aufgefallen, dass wir nicht so gerne Highway fahren und so entdeckten wir ein off-road Strecke zu der prähistorischen Olorgesailie Faustkeilfundstätte und es war 80 km kürzer als wenn wir Highway gefahren wären.

Ihr ahnt was jetzt kommt… die vermeintliche „Abkürzung“ war doch anspruchsvoller, ausgewaschener, durchquerte einen quirligen Massaimarkt (gefühlt stellten sich alle vor mit den Worten „I´m the boss/chief here“). Uns kam sogar ein Porsche mit traditionell gekleideten Massaikriegern entgegen. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir aber die Campsite der Fauskeilfundstätte und man sagte uns es seien noch andere Deutsche da. Als wir im Dunklen die Campsite erblickten, war mir sofort klar, dass wir dieses Auto doch kennen. Genau vor einem Jahr hatten wir die beiden im South Luangwa kennen gelernt. 

Es wurde mal wieder nichts mit zeitig ins Bett gehen, denn es mussten Routen, Pannen und Tiererlebnisse ausgetauscht werden. 

Am Morgen besuchten wir dann die Faustkeile. Also ich fand es für afrikanische Verhältnisse gut, Tony trottete etwas hinterher. 

Eine der Besonderheiten ist die extrem hohe Anzahl von Steinwerkzeugen auf kleiner Flächen – war es also eine Steinwerkzeug“Fabrik“. So wurden bei einer Grabung in einer 990.000 Jahre alten Schicht in der Nähe von Elefantenknochen 2300 Steinwerkzeuge gefunden, darunter zahlreiche scharfe Tools und Schnittspuren an den Knochen.

Danach ging es weiter (auf der Teerstraße) nach Nairobi. Ich hatte von einem All-you-can-eat Restaurant gehört mit dem einladenden Namen „Carnivore“. Um unseren Besuch dort rechtfertigen zu können, machten wir eine kleine 15 km Wanderung mit sechs Gipfeln über die Ngong Berge (ganz kurz es sind heilige Berge für die Massai, denn der Gott xx soll als er den ostafrikanischen Grabenbruch ausgehoben hat, sich mit der anderen Hand hier abgestützt haben, denn Ngong heißt Fingerknöchelchen).

Wir stoppten natürlich in dem Overlander Camp schlechthin: „Jungle Junction“. Geführt von dem Deutschen Chris – ich war schockverliebt. Er ist aufgewachsen in Indien und lebt seit 38 Jahren in Afrika  – ich habe ihn wirklich alles gefragt und dann haben wir zusammen über Keniakarten gehangen. 

Aber erst einmal duschen und ins Uber zum Carnivore. Jemand hatte bei der Uberbestellung nicht genau das Restaurant eingegeben, sondern die Carnivore Stage – wir mussten 1 km im Dunkeln! hinter dem Flughafen am Highway langlaufen und ich glaube, dass wir die ersten waren, die da zu Fuß aufgeschlagen sind.

Die Regeln waren schnell erklärt, solange das Fähnchen oben ist, gibt es Fleisch! Ich erinnerte Tony, dass er nicht die Anfängerfehler machen soll, jetzt mit Brot essen anzufangen und Chicken wurde auch direkt weitergewunken. 

Gern gesehen wurden die Spieße mit Lamm, Beef, Strauß und natürlich probierten wir auch die Ochsenhoden mit viel scharfer Soße!

Danach rollten wir uns nur noch ins Bett. Aber wir trafen noch die Entscheidung, dass wir Masai Mara von unserer Route streichen – einmal weil der Eintritt von 70US$ auf 200US$ pro Person pro Tag gestiegen war, aber auch da die Migration bereits größtenteils vorbei ist und es von den Lokals nur noch die „Migration der Toyotas“ genannt wird. So musste eine neue Aktivität her. Wir fuhren an der Grabenkante entlang zum See Naivasha und wurden tierisch begrüßt.

Alle fühlten sich sehr sicher, da ja ein „Elektrozaun“ zwischen uns und den gefährlichsten Tieren in Afrika war. Fun-Fact: Als wir am nächsten Tag weiterfuhren, lasen wir, dass der Zaun nur von „6 pm – 6 am“ in Betrieb ist… und rückblickend zweifele ich sogar das an, aber ist ja nichts passiert. 

Am Morgen starteten wir mit einer Bootstour über den Naivasha See. Wir erwarteten eigentlich nur eine Auswahl von Vögeln, umso mehr freuten wir uns, als wir Giraffen und Äffchen beobachten konnten.

Doch in der Ferne sahen wir einen freistehenden Vulkankrater, dieser musste natürlich erklommen werden – Mt. Longonot mit 2780 HM. Vielleicht starteten wir unsere Wanderung wegen unserer kleinen Bootstour direkt zur Mittagszeit. Es ging 3,5 km staubig steil bergauf. Selbst die Giraffen lagen faul im Schatten. 

Oben angekommen, musste man sich entscheiden, ob man den Krater-Circuit läuft – in meiner Reisegruppe hat man da keine Wahl und so schlossen sich weitere 7,2km sehr staubige und sonnige Kilometer an.

Zwischendurch fragten wir uns, warum tut man sich sowas an und bezahlt dafür auch noch 50US$, aber auf dem Gipfel angekommen wussten wir es.

(Falls wir im nächsten halben Jahr niesen sollten, wird immer noch Longonot Staub aus uns rieseln… So fühlt es sich zumindest an).

Doch das eigentliche „Highlight“ stand uns noch bevor, oder viel mehr ToYo – ein „runder“ Kilomenterstand, die 400.000. Wir machten einen Plan wie wir es aufnehmen könnten. Damit wir es auch ja nicht verpassen, wurden die letzten zehn Kilometer laut angesagt. Probefotos, die richtige musikalische Hintergrundmusik – und dann passierte es auf der Highwayauffahrt nach Nairobi am 8. Oktober 2024 um 15:58 bei dem Lied „Afrika“ von Toto. 

Wir drei jubelten und rollten glücklich und stolz nach Nairobi zur Jungle Junction zurück und hier waren wieder unsere Freunde aus Sambia und so konnte angemessen auf ToYo angestoßen werden.

Wie kann ein Tag besser beginnen als mit dem Flicken eines Reifens. Wir bemerkten das mal wieder hinten rechts mehr ausgebeult war als die anderen Reifen. Es ging mit der Sprühflasche auf Suche und schnell fanden wir den Übeltäter – eine abgebrochene Schraube. 

Aber Flicken für Faule, also ohne Rad abmontierten – einen Flickstreifen rein und weiter ging es. Unser Ziel waren die Kili Hills eine Campsite vor dem Tsavo Nationalpark.  Wir hofften so sehr, dass der Name auch endlich mal Programm ist – doch als wir ankamen, wieder nur Wolken. Wir machten noch einen Bushwalk und übten uns in Spurenlesen und lernten, dass die DikDiks (kleine Antilopen) ihre „Toilette“ (also den Ködelhaufen) an den angrenzenden Ästen mit Tränenflüssigkeit markieren (Ich bin ehrlich meine Nachrecherche hat noch nicht die weitere Bedeutung / Vorteile ergründen können – wird nachgereicht).

Doch dann gerade zum Sundowner Getränk verzogen sich die Wolken und endlich war der Kilimandscharo zu sehen. 

Wir stellten uns zum Sonnenaufgang einen Wecker und hatten diesmal wirklich wolkenfreie Sicht auf den Kili (für knapp eine Stunde), da merkten wir, dass unsere letzte Woche in Afrika angebrochen war.

Aber heute wollten wir in den Tsavo West Nationalpark ( infos zum Park). Nachdem man das letzte Dorf hinter sich gelassen hatte, sah man hinter dem Nationalparkgate noch vereinzelte Ziegen die in den Nationalpark „geflohen“ sind, aber sie vermischten sich immer mehr mit Impalas und dann den ersten Elefanten.

Die Landschaft war überwältigend überall ragten kleine Vulkankrater und die Mzima Quelle. Täglich sprudeln etwa 230 Millionen Liter Wasser aus der trockenen Lava Ebene. 

Doch unser Ziel für den Nachmittag war das Rhino Valley mit dem Rhino Sanctury – Öffnungszeit nur 16-18 Uhr. In diesem speziell abgesicherten Bereich leben 170 Spitzmaulnashörner. Man positioniert sich am Wasserloch. Ich hatte gelesen, dass wohl Punkt 17 Uhr die „Show“ beginnt. Wir warteten auf dem Dach und es war 17 Uhr und nichts passiert – ernsthaft?! Aber scheinbar war es ein stressiger Nashorntag, denn erst 17:15 Uhr kam das erste Nashorn angetrottet. 

Wir erfuhren vom Ranger, dass die Nashörner nach einander bzw. in Grüppchen im Zeitraum von 17 Uhr bis 3 Uhr nachts trinken. Endlich unser erstes Nashorn auf dieser Reise.

Am Morgen machten wir uns pünktlich um 6 Uhr auf Löwensuche, doch außer frischen Spuren auf dem Weg entdeckten wir nichts. Deshalb fühlten wir uns recht sicher und stiegen bei einem Lavastrom aus – der Punkt war in der Karte markiert, also muss es ja sicher sein?! 

Wir entdeckten frische Hyänen und Elefantenexkremente auf der erstarrten Lava, aber kein Tier in Sicht. Also fühlten wir uns mutig genug auch noch die Lavatunnel zu erkunden (Guide empfohlen). Man parkte im hohen Gras – zu erst ist Tony ausgestiegen und hat sich mit einem Stock „bewaffnet“. Ich ging dann mit Stirnlampe und Safarilampe hinterher, aber bei jedem Knacken im Gebüsch hatten wir (also eher ich) ein unwohles Gefühl. Wir entdeckten den Eingang der Lavatunnel und uns kam ein Geruch entgegen, den man sonst nur aus dem „Großkatzengehege aus dem Zoo“ kennt. 

Was uns in den Tunneln erwartet hat, ob wir allein waren und ob wir es heil rausgeschafft haben, lest ihr natürlich im nächsten Blog.

Eure Höhlenforscher 

Tony&Juli 

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