Sie konnten es nicht verstehen, dass wir keiner Religion angehören – aber an was glauben wir denn, wenn man Beistand in schlimmen Situationen brauch, wer solle einem denn helfen? Wir versicherten, dass wir gut damit zurecht kommen, an Wissenschaft und uns selbst du glauben. Danach wechselten wir schnell das Thema – Was ist eigentlich mit diesem Covid?! Und dann gingen wir schnell ins Bett.
Am nächsten Morgen bekamen wir noch eine Farmführung. Tony bot an zu helfen einem kranken Kälbchen Antibiotika subcutan zu verabreichen. Einer musste es ja dabei festhalten.
Man merkte, dass den Farmer das Religionsthema nicht in Ruhe ließ – Gott habe uns an sein Farmtor geschickt, dass er Hilfe mit dem Kälbchen bekommt… ja oder halt falsche GPS Daten.
Aber es war ein cooler Farmstay bei einer sehr lieben Familie, wir wurden mit selbst geschlachteten Würstchen versorgt, bekamen noch ein Glas Marmelade und machten ein Gruppenfoto für die Kinder.
Danach machten wir los – unser Ziel war die Panorama Route.
Die Stecke führt über mehrere Pässe mit Höhenunterschied bis zu 1.000 Meter – mit zahlreichen Aussichtspunkten auf Felsformationen, Wasserfälle und über den Long Tom Pass. ToYo meisterte die Anstiege problemlos, doch wir wollten ihm eine Pause gönnen. Da passte es, dass die höchste Brauerei Afrikas auf dem Weg lag.
Wir kamen rein und es saßen 8 Männer am Kamin mit nem Bierkrug in der Hand, einer hatte einen Umhang um, alle hatten ihre Waffe am Gürtel stecken und wir wurden herzlich begrüßt.
Wir probierten uns durch die Biere und dann als wir endlich gehen wollten, kam die Chefin noch mit dem Witches Beer um die Ecke, was wir unbedingt probieren müssen – es war ein Glüh-Honig-Weihnachtsbier, so stelle sie sich einen deutschen Weihnachtsmarkt vor – da mussten wir ja noch eins trinken.
Zum Glück ging es dann nur noch bergab ins Camp.
Nach einer Kartenstudie am Fluss ging es weiter auf der Panoramaroute. Ein einsames Frühstück gab es am Forest Fall. Dann ging es weiter zum Berlin Fall. Viele Orte haben hier deutsche/europäische Namen von den ersten Goldgräbern, die diese aus Heimweh so benannten.
Die Panorama Route machte ihrem Namen alle Ehre. Wir fanden sogar die „Sächsische Schweiz“.
Endlich konnte man sich mal ein paar Schritte laufen und überall gab es schöne Aussichten zu genießen, unter anderem auch an “God´s window”.
Am Ende der Route liegt der Blyde River Canyon – drittgrößte Canyon der Welt und definitiv ein Stopp wert.
26 Kilometer lang, bis 800 Meter tief und hauptsächlich aus rotem Sandstein bestehend.
Am nächsten Tag war es dann endlich so weit, es ging in den Kruger Nationalpark. Gewohnt ungeplant und ohne jegliche Reservierung.
Gleich am Eingang kaufte mir Tony das Kruger Nationalpark Heft mit allen Routen, Wasserlöchern und das Wichtigste: ein Tierguide zum Abhaken. Wir waren kurz hinter dem Eingangstor, da erspähte ich drei Löwen – na gut sie lagen direkt an der Straße. Erstes Häkchen konnte gesetzt werden und nur in diesem Moment, wo Tony allein Löwenwache hatte, hat er nicht mitbekommen, wie das Löwenmännchen aufgestanden und weggegangen ist?! Memo an mich: Optimierung des Beobachtungspartners!
So motiviert ging es weiter und wir wurden mit vielen Tieren und einer tollen Landschaft belohnt.
Unser erstes Nachtlager fanden wir im Letaba Camp direkt am Zaum um mögliche vorbeikommende Tiere zu sehen. Da unser Wäschefach überquoll passte es ganz gut, dass hier im Ablution Block auch Waschmaschine und Trockner standen. Als ich zurück zum Auto kam, traute ich meinen Augen nicht, Tony brödelte seelenruhig hinten am Auto mit dem Feuerholz rum und drei grüne Meerkatzen (Äffchen) machten es sich auf dem Fahrersitz bequem, weil bei uns ja immer alles offen stehen muss.
Nachdem ich todesmutig die Äffchen vertrieben hatten (ich schrie nur “Tony, dass ist doch jetzt nicht dein Ernst, ich hoffe sie stibitzen deine Brille und Handy”) und die Wäsche für 1,30€ lief, konnte zum angenehmen Teil übergegangen werden.
Am nächsten Morgen dachten wir, dass wir zeitig in den Safaritag starteten als wir gegen 7 Uhr das Camp verließen. Wir werden feststellen, dass das für Safari eher spät ist.
Wir frühstückten an einem Viewpoint, an dem man auf eigenes Risiko aussteigen darf und hatten einen tollen Blick auf den Fluss, so gestärkt entdeckten wir an diesem Tag auch zwei Leoparden.
Für den nächsten Tag hatte ich mir einen Morning Bush Walk gewünscht, da es leider zur Zeit keine mehrtägigen Wanderungen durch den Park gibt, wegen der Regensaison und der Hitze. Wir trafen uns also 4:15 Uhr mit zwei Rangern am Gate. Die präparierten dann ihre Gewähre (ja Munition wurde geladen) und dann ging es los. Wieder direkt hinter dem Camptor lagen sieben Löwen auf der Straße.
Was für ein Start, gefolgt von zwei Hyänenmüttern, die ihre Kleinen auf der Straße säugten.
Nach einer kurzen Fahrt wurde das Auto abgestellt und es ging zu Fuß in den Bush. Die Jungs vor uns und wir hinterher. Es gab eine Lektion in lokalen Pflanzen und deren Heilwirkung. Wir sind auch am Fever Tree vorbei, der wohl sehr gut gegen Covid hilft. Ich habe mir für den Notfall mal ein paar Blätter mitgenommen, Man weiß ja nie.
Dann erspähten wir ein paar Tiere und kreuzten den Weg von einem Elefanten.
Nach diesem frühen Start in den Tag mussten wir einen Mittagsschlaf am Wasserloch machen, sonst hätten wir nicht mehr gucken können.
So ausgeruht entdeckten wir auch noch zwei Nashörner und waren nun bei 4/5 der Big Five im Tagesranking und 5/5 in 24h. Allen denen wir unsere Sichtungen erzählt hatten, waren beeindruckt, da es in der Regenzeit wegen der dichten Vegetation noch schwieriger ist alle zu sehen.
Wir verließen den Park aus dem Malelane Gate und campten auf dem Golfplatz. Wer sich jetzt einen edlen Colfclub mit chicen Dresses und Champagner vorstellt, liegt weit daneben. Es hatte eher Jugendherbergscharme und die Bar hatte bereits geschlossen, doch wir bekamen von netten Südafrikanern den Türcode für die Waschräume und mussten dafür nur unsere Geschichte erzählen.
Am nächsten Morgen wollten wir ToYo zum verdienten 20.000km Service bringen. Wir dachten uns lieber in Südafrika als in Mosambik. Also ging es nach Nelspruit in eine Werkstatt. Hier hatte man Zeit für uns, bot uns einen Café an und das Wifi Passwort.
Sie boten uns an uns in die City zu fahren und als ich die Innenstadt (die in meiner naiven Vorstellung eine schöne Altstadt war) äußerte, schüttelten alle mit dem Kopf, dass es dort viel zu gefährlich für uns sei. Wir sollen lieber in eine Mall – 10 Minuten Fahrweg. Als wir vorschlugen, dass wir zurück ja laufen könnten, schüttelten wieder alle mit dem Kopf, zu gefährlich, sowas macht man doch nicht.
Wir hatten also ein ausgiebiges Frühstück, welches in Bier trinken überging in der Mall und wurden dann wieder vom Fahrer abgeholt als ToYo fertig war mit dem Ergebnis “your car is in very good condition”.
Da der Kruger Nationalpark direkt am Highway zur mosambikanische Grenze liegt, beschlossen wir kurzerhand noch einen erneuten Abstecher in den Park zu machen. Wir konnten es kaum glauben, aber wir fanden 11 Breitmaulnashörner im Flussbett.
Danach gestaltete sich der Tag etwas zäh, da sich alle Tiere zu verstecken schienen. Aufregung gab es erst wieder als Tony mal wieder die Schlange, die direkt vor unserem Auto über die Straße schlängelte, nicht sah (er hat schon eine überfahren) und ich dann rief “Schlange!!!”. Tony und die Schlange erschreckten sich und sie richtete sich (natürlich an meiner offenen Fensterseite) circa 1-1,5m auf und zischte. Ich sah, dass es eine circa 2m lange schwarze Mamba war – tödlichste Schlange der Welt und so – Todesangst! Tony wollte anhalten und ein Foto machen, doch bis ToYo im Rückwärtsgang war, war sie zum Glück schon weg.
Unsere Tanknadel neigte sich dem Ende (wir hatten in Botswana nochmal voll getankt, weil der Diesel in Südafrika „teuer“ ist und wir erst wieder billigen Diesel in Mosambik tanken wollten – nicht das wir eh schon über 2000€ in Diesel investiert haben und es nun keinen Unterschied mehr macht🤪)und wir mussten im Camp tanken, doch als wir um die Ecke kamen, sahen wir eine abgebrannte Tankstelle.
Wir entschlossen uns, da es noch nicht sooo spät war und wir überzeugt waren, dass wir noch bis zum nächsten Camp mit Tankstelle kommen, dass wir weiterfahren. Wir rollten los und meine erdachte Route wurde mit einem “Closed Road” Schild vereitelt. Doch wir sahen eine Spur links neben dem Schild und dachten, dass die Straße vielleicht nur ein wenig ausgewaschen ist und für “normale” Autos zur Sicherheit gesperrt ist.
Es war ein schöner Drive am Fluss entlang bis circa 5km vor dem Ende die Brücke (die es in der Karte gab) nicht mehr gab.
Wir kalkulieren, dass wir mit unserem Tank nicht mehr den Rückweg oder einen anderen Weg zur Tankstelle schaffen würden und sahen nur die Option es zu probieren (auch in dem Wissen, dass hier sicher heute keiner mehr vorbeikommt und morgen vielleicht auch keiner).
Die Wasserdurchfahrt gestallte sich unkompliziert, nur der Sand im Flussbett war nicht so fest, wie durch unseren “fachmännischen” Blick erhofft und wir sanken recht tief ein. Dann kam noch die doch höher erscheinende gegenüberliegende Böschungskante. Wir schauten in beide Richtungen im Flussbett und sahen keine wilden Tiere und beschlossen auszusteigen (ist natürlich verboten) und mit dem Spaten (natürlich in FlipFlops) die Kante etwas zu brechen. Ich musste draußen bleiben und Tony und ToYo in die richtige Spur einweisen und es kam wie es kommen musste, die Räder drehten durch, unsere aufgestapelten Steine rutschten weg, es war kurz vor Sonnenuntergang und der Tank war leer.
Ob wir immer noch im Flussbett stehen, oder ToYo es mit meiner heroischen Einweisung doch geschafft hat – nächste Woche!
Eure Flussbettbewohner oder Löwensnaks
Tony&Juli