In Florianopolis angekommen, genossen wir es nochmal am Strand langzuschlendern und zu baden, obwohl es schon etwas frisch war.
Am nächsten Tag erkundeten wir das Fort in der Gegend. Hier war man leider auf internationale Wissbegierige nicht eingestellt – alle Infos waren nur auf portugiesisch. So konnten wir nur die schöne Aussicht genießen. Ich entdeckte in der Meeresbucht dann sogar noch zwei Delphine.
Dann endlich unser letzter Nachtbus. Wir fuhren erst nach Porto Alegre, dort aßen wir zu Abend und dann ging es für zwölf Stunden in den Bus nach Montevideo. Immer wieder ein beunruhigendes Gefühl, wenn man zu Fahrtantritt seinen Pass beim Busfahrer abgeben muss.
Leider war es eine recht schlaflose Nacht, da Tony entweder das Essen oder den Rest Cachaça, den wir vor der Abfahrt noch vernichtet hatten, nicht vertragen hatte. Das schuhsolenartige Steak mit nem verdächtigen Ei drüber wird aber wohl der Übeltäter gewesen sein…
Gegen zehn Uhr am Morgen erreichten wir die Hauptstadt von Uruguay. Montevideo zählt mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern zu den zehn sichersten Städten Lateinamerikas. Was ist nur aus diesem Kontinent geworden, haben uns noch vor der Reise alle gesagt: „Wer in Südamerika nicht mindestens einmal überfallen wird, war nicht da!“.
Nachdem es mit Tony nach einem Mittagsschlaf wieder bergauf ging, tingelten wir durch die Altstadt. Mein Ziel war der Mercado del Puerto. Von außen denkt man, man steht vor einem Bahnhof und innen gibt es zahlreiche Grill Restaurants. Eines fing uns mit einer Weinverkostung ein und schon saßen wir an der Bar mit Blick auf den Grill.
Beherzt auf eine Abbildung einer Kuh mit jeweiligen Fleichstücken gezeigt, ging es los.
Den nächsten Tag starteten wir mit einer Stadtführung. Wir erfuhren, dass in Uruguay drei Millionen Menschen und zwölf Millionen Kühe leben. Kein Wunder, dass hier an jeder Ecke ein Grill lodert oder es unseren neuen Lieblingsbrotaufstrich Dulce de Leche (Süßes der Milch) gibt.
Es ging durch die Altstadt in Richtung „Fluss“. Der Rio de la Plata hat aber eher den Anschein eines Meeres, da sein Flussbett hier 220 km breit ist. So war sein erster Name auch Mar Dulce (Süßes Meer), da die ankommenden Spanier nicht glauben konnten auf einem Fluss zu sein.
Die Führung endete, wie sollte es anders sein, im Grillrestaurant am Hafen. Wir bestellen mit drei anderen eine Grillplatte mit etwas von allem. Auf der Platte fanden sich dann Chorizo, gebratene Blutwurst (die ist hier süß), Rindersteak, Hühnchen, Rippchen und ganz eklige Darmschlingen. Wir wussten alle nicht was es ist und so aßen wir eine kleine Ecke bis die Chefin uns dann erklärte was dies für eine „Spezialität“ ist.
Am Abend gingen wir in eine Tangobar! Streiten sich doch immer noch Argentinien und Uruguay, wer das Geburtsland des Tango ist. Ende des 19. Jahrhunderts trafen hier im Großraum des Rio de la Plata verschiedenste Völker und Kulturen aufeinander. Durch Verschmelzung von afroamerikanischen Klängen mit den Einflüssen der europäischen Einwanderer entstand der Tango als Musik und Tanz der Unterschicht. Erst später nachdem er nach Europa und wieder zurück geschwappt war, entwickelte er sich als Tango Argentino in seine heutige Form.
Die Bar war zu Tonys Erleichterung sehr klein, sodass man nicht zum Nachtanzen aufgefordert werden konnte. Aber so kommt er mir nicht davon! Ich bekomme ihn schon noch zu einem Tanzkurs.
Am nächsten Morgen ging es mit großer Spannung noch mal ein Stück landeinwärts. Wir hatten im Internet ein Landgut gefunden, das Zimmer vermietet und Einblicke in das Leben der Gauchos gibt. Ein kurzes Telefonat und eine Kilometerangabe auf einem Zettel später ging es los. Dem Busfahrer hielten wir den Zettel unter die Nase und er nickte. Na dann konnte ja nichts mehr schief gehen.
An Kilometer 209 auf der Ruta 3 wurden wir „rausgeworfen“ und wir standen vor riesigen Weideflächen.
Wir wurden vom Besitzer abgeholt. Wenn ich groß bin, möchte ich auch Land besitzen, das so groß ist, dass ich mit dem Auto zum Eingang fahren muss. Die erste Überraschung war, dass wir in deutsch begrüßt wurden. La Estiria heißt übersetzt Steiermark und wir von einem Nachfahren österreichischer Auswanderer empfangen.
Vor dem Abendessen ritten wir dann noch dem Sonnenuntergang entgegen und testen unsere Reitfähigkeiten. Tony als ehemaliger Ponybezwinger, hatte natürlich auch direkt ein richtiges Pferd unter Kontrolle. Bei mir gestaltete es sich ähnlich wie mit dem Skifahren. Ich war selten der Bestimmer der Fortbewegungsrichtung.
Über die Nacht hatten wir eine einzige Aufgabe erhalten, der Ofen sollte zu unserem eigenen Wohl nicht ausgehen. Wir sind der Meinung wir haben gut Holz nachgelegt gehabt und dann auf einen zeitigen Harndrang meinerseits gehofft. Aber ich bin doch erst gegen 5 Uhr aufgewacht und was sehe ich? Nichts! Kein Feuer mehr am lodern. Wir wühlten etwas in der Asche und fanden Restglut. Doch nach einigen hoffnungslosen Versuchen das Feuer daraus wieder zu entflammen, griffen wir zu den Streichhölzern.
Am morgen zeigte uns Leonardo dann, wie man richtig melkt. Schließlich wollte ich einen Kakao und Tony seinen Kaffee nicht schwarz trinken. Zu aller Überraschung kam auch direkt was, aber falls ich Melkerin werden sollte, muss ich schon sehr sehr zeitig in den Stahl, wenn die Milch pünktlich auf dem Tisch stehen soll.
Nachdem wir dann sämtliche Babytiere auf der Farm einmal gedrückt hatten, ging es wieder aufs Pferd zu einem weiteren Ausritt über die Ländereien.
Am Abend mussten dann die Eier für den nächsten Tag von den Hühnern stibitzt werden. Meine Ausbeute waren 15 Eier!
Am nächsten Morgen riefen wieder unsere Gauchoaufgaben. Erst ging es zum Melken, nach dem Frühstück mussten die Kühe auf eine andere Koppel getrieben werden, dann ritten wir das Land ab und schauten ob alles okay ist. Wir halfen einem eingeklemmten Lamm und nachdem wir unsere Pferde abgesattelt hatten, hatten wir uns einen Abstecher zum Grill verdient!
Unsere Reitkünste und viele süße Tiere könnt ihr euch hier ansehen:
Mit dem Bus ging es dann zu unserem letzten Stop in Uruguay – Colonia del Sacramento.
Mit der Gründung im Jahr 1680 qualifiziert sich dieses kleine Städtchen zur ältesten Stadt in Uruguay und wegen seiner schönen Altstadt wurde sogar die Unesco darauf aufmerksam und stellte es 1995 unter Schutz.
Am Abend folgten wir unserem Vorsatz immer lokales Bier zu trinken. Wir gingen in eine Craft Brewery, die 15 unterschiedliche Biere braut und tranken uns durch das Ale Angebot. Damit vernichteten wir auch unsere verbliebenen uruguayischen Pesos. Was interessiert uns heute der Hunger von Morgen?! 😉
Nachdem wir das Hostelfrühstück maximal geplündert hatten, schlenderten wir durch die Altstadt.
Es ging vorbei am Leuchtturm, am alten Stadttor und durch die berühmte Calle de los Suspiros, mit den schönen alten restaurierten Häusern.
Halb fünf verließen wir dann Uruguay und nahmen die Fähre nach Buenos Aires.
Da starteten am nächsten Morgen mit einer Walking Tour über einige der wichtigsten Plätze der Stadt. Die Tour endete mit der Besichtigung eines Friedhofes. Was als Sehenswürdigkeit etwas merkwürdig ist, aber über den Cemeterio La Recoleta, in dem teuersten Stadtteil von Buenos Aires, gibt es sogar eine geführte Tour. Er ist Ruhestätte wohlhabender und prominenter Einwohner, am bekanntesten ist wohl Evita Perón.
Jedoch haben nicht alle Gräber der Zeit gut getrotzt. Das Mausoleum einer ausgestorbenen Familie dient heute als Toilettenhäuschen – Toilettenpapier hochgestapelt auf Sarkophagen.
Nachdem wir unsere Dollar wieder in Peso „getauscht“ hatten. Ging es direkt zur nächsten Tour, diesmal durch die Altstadt. Wir trafen uns vor dem Kongresspalast.
Ich könnte euch jetzt mit zahlreichem unnützen Architekturinfos langweilen, die ich jetzt zur Genüge weiß, da unser Guide Architektur studierte, aber das will ja bestimmt keiner hören.
Einen Fakt muss ich aber erzählen. Stellt euch vor, hier wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bewusst Tauben in der Innenstadt ausgesetzt. Dadurch sollte die Stadt dem Vorbild Paris noch ähnlicher werden. Mittlerweile hat man aber gemerkt, dass es „Kacke“ war und versucht die Tauben wieder los zu werden.
Was ich sagen kann, Buenos Aires ist auf jeden Fall ein Besuch wert, nicht nur wenn man eine Schwäche für Architektur hat, auch bei einer Vorliebe für gute Steaks.
Den Abend ließen wir in einem Steakrestaurant mit einer Flasche Argentinischem Malbec ausklingen. Hier kann man sowieso kein Glas Wein bestellen, die Wahl war 1/2 oder 3/4 Liter.
An unserem letzten Tag versuchten wir unsere letzten Pesos noch unters Volk zu bringen und am Abend hatte ich für uns das ‚The Argentine Experience Dinner‘ gebucht.
Um das Eis zu brechen, gab es Wein, eine Kochmütze auf und eine Schürze um. Dann wurden wir in die Geheimnisse der Empanadaherstellung eingeweiht. Eifrig bastelten wir unseren ersten Empanada mit Queso, Carne und ganz viel in Malbec eingelegten karamellisierten Zwiebeln.
Dann stand der Empanada Wettkampf an. Wir sollten den ausgefallensten Empanada kreieren – alles war erlaubt und als Kreativitätsaktivator wurde das Weinglas kontinuierlich gefüllt. Als ich Tonys verzweifelten Versuch einer Blüte sah, die vom Kellner als Vulkan gedeutet wurde, wusste ich, dass nur ich noch die Chance hatte den Sieg nach Deutschland zu holen. Und wer hängt jetzt natürlich an der Wall of Fame der Sieger-Empanadas?!
Dann gab es endlich DAS beste Steak von Buenos Aires, wie es von der Crew beschrieben wurde. Jeder kann sich sicher diese unmenschliche Aufgabe vorstellen, sich einmal durch sämtliche Rinderzüchter des Landes probieren zu müssen 😉
Und es war wirklich gut!
Dann wurden wir in das heiligste der argentinischen Kultur eingeführt. Wie trinke ich den Mate Tee richtig? Es ist schon ein sehr gewöhnungsbedürftiger Geschmack und so bitter, dass wir doch lieber wieder zu Gebäck mit Dulche de Leche umgestiegen sind. Es was ein wirklich gelungener letzter Abend unserer Reise.
Am nächsten Tag fuhren wir gegen Mittag mit dem öffentlichen Bus für 50 Cent zum Flughafen, wo wir dann in die Business Lounge eincheckten 😉
Ob wir in den Flieger nach Deutschland eingestiegen sind, oder ob ich Tony doch noch für eine zweite Runde überreden konnte?! Wartet auf den allerletzten Eintrag!
PS: Viele weitere Bilder gibt es in den Alben zu Brasilien, Uruguay und Argentinien.
Wie kann man freiwillig Tauben aussetzen?